Ich bin vollkommen für ein Recht auf Abtreibung.
Als Atheist sehe ich den Fötus bis zu einem gewissen Grad zunächst als ein paar Zellen an, die keinen heiligen Schutz für sich in Anspruch nehmen können. Aus diesen Zellen entwickelt sich graduell ein Mensch und irgendwann ist diese Entwicklung so weit fortgeschritten, dass eine sinnvolle Abgrenzung zu einem bereits geborenen Mensch nicht mehr möglich ist. Solange aber noch nicht einmal Gehirnfunktionen oder ähnliches eingesetzt haben oder diese in einem sehr geringen Umfang vorhanden sind, habe ich keine moralischen Bedenken gegen eine Abtreibung aus welchen Gründen auch immer.
Natürlich kann man dabei über den Zeitpunkt schreiten, ab dem der Fötus so weit entwickelt ist, dass eine Abtreibung zu einer Tötung wird. Da finde ich allerdings die gegenwärtig bestehende zeitliche Regelung durchaus nicht verkehrt. Sie gibt der Mutter genug Zeit sich zu entscheiden und enthält damit einen Kompromiss zwischen dem Schutz des Menschens und den Interessen an einer Abtreibung.
Damit haben meiner Meinung nach Mutter und Vater ein berechtigtes Interesse an einer legalen Abtreibung. Vielleicht sollten auch die Abtreibungsbefürworter ihr Arsenal erweitern indem sie nicht nur auf das „Selbstbestimmungsrecht der Frau abstellen“, sondern auch darauf, dass das Abtreibungsrecht auch den Männern erheblich zugute kommt. Schließlich erspart das Abtreibungsrecht der Frau auch den Männern einiges, wenn sie in diesem Moment oder mit dieser Frau keine Kinder wollen.
Ich bin zB aus vollkommen eigennützigen Gründen für ein Abtreibungsrecht, weil ich nicht will, dass bei einer Panne in der Verhütung keine Wahl bleibt als ein Kind zu bekommen, was mich erheblich einschränken würde.
Das allein wäre für mich ein starker Grund, mich für ein Abtreibungsrecht einzusetzen.
Dabei geht es meiner Meinung nach allerdings nicht anders als das Recht letztendlich über eine Abtreibung zu entscheiden, in die Hände der Frau zu legen. Das ist für den Fall, dass sie nicht abtreiben will denke ich auch allgemein geteilte Meinung: Eine Abtreibung gegen ihren Willen wäre ein barbarischer Akt.
Die Frage wäre wohl, ob man von ihr verlangen könnte, dass Kind auszutragen. Ich meine, dass man dies innerhalb der zeitlichen Grenzen eigentlich nicht machen kann, weil eine Schwangerschaft ein zu starker Eingriff ist.
Die Frau hat insoweit eine Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsfreiheit.
Die Lage des Mannes ist wesentlich schwieriger. Weil er von einer fremden Entscheidung abhängig ist, die aber sein gesamtes weiteres Leben betrifft. Frauen wehren sich in der Abtreibungsdebatte dagegen, dass andere ihnen die Entscheidung über eine Abtreibung verbieten. Für Männer ist dies Alltag, zwar aus gutem Grund, weil eine Abtreibung eben ein Eingriff in den Körper der Frau ist, aber dennoch entscheidet eben jemand anders.
Dieses Dilema läßt sich wohl nicht zufriedenstellend auflösen. Das ist aber aus meiner Sicht kein Grund gegen eine Abtreibung zu sein.