„Das emotionale Beziehungskonto“

Auf der Seite der Süddeutschen gibt es einen Artikel, in dem dargelegt wird, dass man eine „Beziehungskonto“ führen sollte:

Warum Paare ein Beziehungskonto führen sollten

Wie viel gebe ich in meiner Partnerschaft und wie viel bekomme ich zurück? Die Psychologin Linda Mitterweger erklärt, warum es hilft, sich die Liebe wie ein Bankkonto vorzustellen – und wie ein solches Modell selbst eingefahrene Konflikte lösen und neue Intimität schaffen kann.
Der Artikel ist hinter einer Bezahlschranke, aber etwas googlen bringt mehr Inhalte:

Das Beziehungskonto funktioniert ganz ähnlich wie ein normales Bankkonto. Wenn du mal an dein Bankkonto denkst, dann gibt es da einen Kontostand. Immer wieder hebst du Geld ab, entnimmst Geld vom Konto für verschiedene Anschaffungen, tätigst verschiedene Ausgaben und dein Kontostand sinkt. Und dann gibt es ab und zu Einzahlungen, dein Gehalt beispielsweise oder vielleicht hast du einen Nebenverdienst, vielleicht bekommst du ein Geldgeschenk, vielleicht gibt es extra Weihnachtsgeld. Dieses Geld landet auf deinem Konto und dein Kontostand steigt wieder. Und wenn es mal einen Monat gibt, indem du sehr viele Ausgaben tätigst, in dem du mehr abhebst, als eingezahlt wurde, dann bist du im Minusbereich, im Dispo. Und dafür fallen Zinsen an, gar nicht mal wenig. So funktioniert ein übliches Bankkonto.

Und ganz ähnlich funktioniert ein Beziehungskonto.

Beziehungskonto – was ist das?

Auch hier bezahlst du ein. In Form von Aufmerksamkeiten gegenüber deinem Partner. In Form von Geschenken, von Taten, von Worten. Du merkst schon, dass es nicht immer um materielle Einzahlungen geht. Du bekommst sehr wahrscheinlich ein paar Punkte auf deinem Beziehungskonto gutgeschrieben, wenn du deinem Partner ein Geschenk mitbringst – einen Strauß Blumen, das Lieblingsessen, ein schönes Schmuckstück. Aber sicher bekommst du auch Punkte gutgeschrieben – und zahlst somit ein –, wenn du deinem Partner zuhörst. Wenn du ihn ernst nimmst. Dir Mühe gibst, seine Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen. Wenn du dir Zeit für ihn nimmst.

Eine Beziehung baut auf dem Gleichgewicht aus Geben und Nehmen auf

Und auch von dem Beziehungskonto wird hin und wieder abgehoben. Nämlich genau dann, wenn du mehr nimmst, als du gibst. Wenn du die Gefühle deines Partners verletzt. Seine Bedürfnisse übergehst. Wenn du sein Vertrauen missbrauchst. Ich werde dir da später noch ein paar konkrete Beispiele bringen. Immer dann hebst du etwas vom Konto ab. Und wenn du davor regelmäßig eingezahlt hast, wenn du dafür gesorgt hast, dass dein Konto im Plus ist, dann wird das meistens verziehen und fällt nicht so sehr ins Gewicht. Schön ist es natürlich trotzdem nicht und gut für deine Beziehung auch nicht. Aber es lässt sich nicht immer vermeiden, das weiß ich.

Richtig schwierig wird es, wenn ein Partner über einen längeren Zeitraum oder in einem größeren Ausmaß vom Konto abhebt. So, dass er irgendwann im Minus ist. Dass sein Konto irgendwann leer ist, wenn nicht sogar überzogen.

Das Beziehungskonto  läuft meist unbewusst ab

Es ist jetzt nicht so, dass du Zuhause eine Strichliste haben solltest darüber, was dein Partner für dich getan hat und was eben nicht. Das Beziehungskonto läuft tatsächlich meist komplett unbewusst ab. Und das Beziehungskonto gibt es nicht nur in der Partnerschaft – auch in der Freundschaft spielt das oft eine Rolle. Vielleicht hast du auch schon mal so eine Freundschaft geführt, bei der du das Gefühl hattest, dass dir mehr daran liegt und dass du dich mehr anstrengst. Dann war es wahrscheinlich so, dass du immer brav auf das Beziehungskonto dieser Freundschaft einbezahlt hast – dadurch, dass du dich regelmäßig gemeldet hast, Verabredungen eingehalten hast, dich nach dem Befinden dieses Freundes oder dieser Freundin erkundigst hast – und die andere Person hat hauptsächlich abgehoben. Und so seid ihr möglicherweise ins Ungleichgewicht gerutscht, du hast dich vernachlässigt gefühlt und möglicherweise hast du sogar die Freundschaft beendet. Ganz ohne dieses Modell des Beziehungskontos zu kennen aber doch irgendwie durch seine Auswirkung.

Partnerschaft:  Das Beziehungskonto sollte im Plus bleiben

Und jetzt siehst du schon, was im schlimmsten Fall auch passieren kann, wenn in einer Partnerschaft ein Partner sein Beziehungskonto dauerhaft überzieht: Es kann passieren, dass der andere Partner dann mit dem Gedanken spielt, diese unausgeglichene Beziehung zu beenden. Weil er keine Lust mehr hat, diesen Partner, der da ständig im Dispo hängt und seine Schulden nicht zurück zahlt, weiter durchzufüttern – emotional.

Das Beziehungskonto ist also wirklich eine Metapher für die Bemühung um die Beziehung, für das Interesse aneinander, für vertrauenswürdiges Verhalten. All das wird von deinem Beziehungskonto abgebucht oder auf dieses Konto einbezahlt. Und deshalb ist es auch immer so, dass es in jeder Beziehung zwei Konten gibt. Dein Beziehungskonto und das Beziehungskonto deines Partners. Ihr habt also nicht ein gemeinsames Konto, sondern jeder sein eigenes. Und auf dein Beziehungskonto zahlt dein Partner ein. Auf sein Beziehungskonto bezahlst du ein. Und ob du genug einbezahlt hast, ob du genug Interesse gezeigt hast, dich genug bemüht hast, darüber entscheidet dein Partner. Andersrum ist es natürlich genauso: Ob die Worte oder Handlungen deines Partners als Plus auf deinem Beziehungskonto landen, das entscheidest du. Vielleicht hast du auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass du etwas Liebevolles oder Gutes für deinen Partner getan hast, aber es ist gar nicht angekommen. Es hat ihn nicht besänftigt, z.B., oder erfreut, so wie du das geplant hattest. Weil er entscheidet, was bei ihm ankommt.

In welcher Währung zahlst du auf das Beziehungskonto ein?

Das kann damit zu tun haben, dass ihr verschiedene Liebessprachen sprecht und du in einer Währung auf sein Konto einbezahlst, die er nicht annimmt – dazu gibt es auch eine Podcast-Folge, falls du das Konzept der fünf Sprachen der Liebe noch nicht kennst – das kann auch daran liegen, dass dein Konto beispielsweise so weit im Minus ist, dass deine liebevolle Geste ein Tropfen auf den heißen Stein ist, der dich so schnell nicht wieder ins Plus bringt.

Es gibt einige Worte, Taten, Handlungen, die sowohl dafür sorgen können, dass auf das Konto einbezahlt wird, als auch dafür, dass abgehoben oder überzogen wird.

Manche Themen können sich positiv oder negativ auf deine Beziehung auswirken

Nehmen wir beispielsweise das Thema Versprechen: Wird ein Versprechen eingehalten, wird einbezahlt. Wird es gebrochen, wird abgehoben.

Genauso ist es mit Erwartungen: Werden Erwartungen geklärt und auch erfüllt, wird einbezahlt. Werden Erwartungen enttäuscht, nicht eingehalten, wird abgehoben.

Thema Treue: Untreue gibt Minus auf dem Konto, ein fettes Minus meistens. Treue gibt Plus.

Allerdings sind wir da schon beim nächsten Thema: Dinge voraussetzen.

Zu Beginn der Beziehung, wenn Paare frisch verliebt sind, dann zahlen sie meistens kräftig ein. Sie nehmen sich viel Zeit füreinander. Sie überlegen sich Überraschungen für den Partner, tun Dinge gerne dem Partner zuliebe, geben sich Mühe, präsentieren sich von ihrer besten Seite. Und oft ist es so, dass dieses Engagement für die Beziehung mit der Zeit abnimmt. Oft ist dann bereits so ein großer Puffer auf dem Konto, dass man davon noch eine Weile ganz gut leben kann. Dass es nicht direkt eine Krise gibt, weil mal nichts einbezahlt wird. Aber dieser Puffer ist mit der Zeit aufgebraucht. Einerseits, weil immer mal die ein oder andere Situation dazu führt, dass etwas vom Konto abgehoben wird. Andererseits, weil – und da sind wir beim Thema – Dinge oft als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Manche Dinge werden in Beziehungen als selbstverständlich vorausgesetzt

Zum Beispiel Treue. Für Treue gibt es wahrscheinlich nicht jede Woche einen Pluspunkt, weil man in einer monogamen Beziehung einfach davon ausgeht, dass der Partner treu ist. Aber auch Kleinigkeiten werden vorausgesetzt. Zu Beginn, wenn ihr euch kennenlernt, bringt dir dein Partner vielleicht jeden Morgen einen Kaffee oder Tee ans Bett. Und du freust dich, fühlst dich verwöhnt, geliebt. Ein fettes Plus auf dem Beziehungskonto. Das läuft ein paar Monate ganz gut. Und dann hat dein Partner keine Lust mehr. Vielleicht möchte er auch mal liegen bleiben. Vielleicht würde er gerne selbst mal eine Tasse Kaffee ans Bett bekommen. Er bleibt liegen und hört damit auf, mit dieser kleinen liebevollen Geste, die sich schon gut etabliert hat in eurer Beziehung. Und was passieren kann ist, dass an dem Tag, an dem dein Partner dir keinen Kaffee ans Bett bringt, du unbewusst einen Minuspunkt auf seinem Konto verbuchst. Und so bekommt er für etwas, das ein Extra war, das einen Pluspunkt wert war – zu Beginn eurer Beziehung – plötzlich einen Minuspunkt, weil er dieses Extra unterlassen hat. Und weil es schon selbstverständlich geworden ist. Weil du es vorausgesetzt hast.

Fällt dir etwas ein in eurer Beziehung, das in diese Kategorie zählen könnte?

Was nimmst du in deiner Partnerschaft für selbstverständlich?

Wenn man genauer darüber nachdenkt bemerkt man, wie unfair das ist. Wie ungerecht. Wie ungerechtfertigt auch. Und trotzdem ist es so – in vielen Beziehungen. Das ist oft der typische Verlauf. Und dass es so ist, lässt sich nicht vom einen auf den anderen Tag ändern aber vielleicht ist für dich diese Folge ja gerade auch ein Anlass, da mal drüber nachzudenken. Und da vielleicht aktiv etwas zu verändern.

Fakt ist: Jeder hat in einer Beziehung im gleichen Maß dafür Sorge zu tragen, dass sein Konto im Plus ist. Dass er regelmäßig einzahlt und somit dafür sorgt, dass sich der Partner gewertschätzt, geliebt und verstanden fühlt.

Und deshalb möchte ich dir jetzt, zum Abschluss dieser Folge, noch 4 Tipps mitgeben für einen guten Umgang mit eurem Beziehungskonto:

Tipp 1:  Checke immer wieder den Kontostand und sprecht darüber.

Fragt euch immer mal wieder: „Wie stehe ich gerade bei dir?“ Tauscht euch darüber aus. Über eure Wahrnehmungen, über eure Gefühle. Regelmäßig, jede Woche. Dann fällt es nämlich direkt auf, wenn einer nicht mehr einbezahlt. Wenn einer sich mit etwas allein gelassen fühlt. Das kann auch sein: „Ich habe das Gefühl, ich bin grad der einzige von uns beiden, der in die Beziehung investiert und sich Zeit nimmt.“ Klärt das sofort und wartet nicht ab, bis es zu spät ist.

Tipp 2:  Sprecht häufige Abbuchungen an; nicht erst wenn ihr im Minus seid

Du darfst deinem Partner sagen: „Ich nehme gerade wahr, dass ich mich sehr für unsere Beziehung ins Zeug lege. Und ich brauche, dass du mitziehst. Ich brauche was von dir.“ Das ist erlaubt. Es geht da um euch beide. Das sind keine zu großen Forderungen. Das ist deine Wahrnehmung. Vielleicht nimmt dein Partner die Situation anders wahr – das ist auch in Ordnung; Wahrnehmung ist subjektiv – aber dann schafft Raum um euch darüber auszutauschen.

Tipp 3: Tauscht euch darüber aus, wie ihr einzahlen könnt

Das ist ein Teil des Austauschs. Sprecht darüber, was euch gut tut. Was der Beziehung gut tut. Lobt einander auch, wenn ihr eine Einzahlung vom anderen bemerkt. Spart da nicht mit Komplimenten – so zahlt ihr übrigens selbst wieder ein. Achte darauf, wann dein Partner einzahlt und sag ihm, dass du das bemerkst. Und wenn du das Gefühl hast, dass du einzahlst ohne dass dein Partner das bemerkt: Sprech es an. Frage nach. Vielleicht ist das ja eine Währung, die dein Partner nicht versteht.

Tipp 4:  Tauscht euch darüber aus, wann ihr abhebt

Ohne Druck oder Erpressung. Sage deinem Partner einfach, wenn du bemerkst, dass er vom Beziehungskonto abgehoben habe. Sage ihm: „Als du gestern zu spät zu unserer Verabredung gekommen bist hat mich das geärgert und mir auch die Stimmung vermiest. Ich bin dir deshalb nicht mehr böse. Ich will nur, dass du weißt, was das mit mir macht.“ Seid da offen, bleibt da in Kontakt. Ihr könnt nur dazu lernen!

Ich verstehe den Sinn dahinter: Mehr über Sachen sprechen, die einen stören, auch wahrnehmen, was der andere tut.  Früh erkennen, dass jemand ein Ungleichgewicht sieht etc

Und für einige Leute mag die Metapher eines Kontos das Richtige sein. Vielleicht ist es sogar eine hübsche Gedankenstütze dafür mal etwas Gutes für den anderen zu tun.

Für mich wäre es blanker Horror dies als Metapher so mit einem Partner zu besprechen. Vielleicht wäre es interessant mal anzuführen, was jeder wie bewertet. Wie viel zählt „Wenn die Kinder wach sind aufstehen und den anderen weiterschlafen lassen“ im Vergleich zu „Immer muss ich den Müll runterbringen“. Was zählt für die Beziehung „Musste länger im Büro bleiben, weil da was fertig zu machen war und das unseren Lebensstandard sichert?“ Was zählt die Sexfrequenz oder die Art des Sexes und wie bewerten diese beide jeweils? Was zählt, dass sie etwas schönes gemacht hat, was sie gut findet, mich aber gar nicht interessiert und umgekehrt?

Natürlich führt man immer auf irgendeine Weise Buch, aber eine beständige Aufrechnung und Abgleichung würde aus meiner Sicht schlicht fürchterlich sein.

Wichtig ist natürlich, dass man versucht den anderen glücklich zu machen und er einen. Wer anfängt in Punkten zu denken, die imaginär auf ein Konto gezahlt werden, der denkt aus meiner Sicht schon falsch über eine Beziehung.

„Leute, bitte wenn ihr das nächste Mal Single seid, fragt beim Date nach dem Sexdrive. Zwischen 0 = asexuell und 10 = Nymphomanin, Sexmaniac gibt es alle Abstufungen“

Auf Twitter schreibt Dante:

Und noch mal als Text:

Ich habe in 13 Jahren Beziehung gelernt, dass die Frau den Mann nie begehrt. In 13 Jahren Beziehung ist es nicht 1x passiert, dass sie – einfach so – über mich herfällt/mich begehrt. Seither bin ich der Meinung, dass alle Frauen so ticken. Dass immer der Mann „anfangen“ muss.

Das ist so sicherlich nicht richtig, auch wenn viele Männer die Erfahrung machen, dass sie – zumindest nach einiger Zeit der Beziehung – diejenigen sind, die eher initiieren müssen. Und auch wenn der Sexualtrieb der Männer im Schnitt deutlich ausgeprägter ist ist es eben auch hier sexuelle Lust und sexuelles Begehren des Partners eher eine Normalverteilung mit abweichenden Mittelwerten, aber sich überlappenden Trägern, so dass es genauso umgekehrt sein kann und die Frau das Gefühl hat, dass sie keinen Sex bekommt. Siehe dazu auch:

Interessant fand ich aber eine Antwort:

und noch mal als Text:

Leute, bitte wenn ihr das nächste Mal Single seid, fragt beim Date nach dem Sexdrive. Zwischen 0 = asexuell und 10 = Nymphomanin, Sexmaniac gibt es alle Abstufungen. Wenn das Selfassessment des Gegenübers mehr als 2 Punkte von Eurem eigenen abweicht: lasst die Finger von ihr/ihm!
In der Tat gibt es Frauen, die umglaublich viel Sex wollen und allzeit bereit und willig sind und definitiv über einen herfallen. Genauso wie Männer, die eher wenig Sex brauchen.
Eigentlich eine einfache Lösung: Man fragt einfach.
Fragt sich nur, ob sie passend ist und ehrlich beantwortet wird. Würde da jemand sagen: „Ich habe üblicherweise einen eher geringen Sexualtrieb, nach ein bis zwei Jahren Beziehung komme ich auch gut mit 1 mal alle 2 – 3 Monate aus“ oder würde die Person eher denken „Mit dem richtigen Menschen, der mich passend stimuliert, habe ich auch Lust auf Sex“?
Was ist überhaupt ein „durchschnittlicher Sexdrive“ für Mann und Frau? Und inwiefern ist er abhängig von den Einzelheiten der Beziehung?
Klar, eine Frau, die in der Antwort auf eine 8-10 geht wird vielleicht eher einen sehr hohen haben als eine Frau, die auf eine 4 geht.  Wahrscheinlich würde ohnehin die Bitte sich auf einer 10er Skala einzuordnen eher als komisch aufgefasst werden.
Und wo würde man sich selbst einordnen? Ordnet man sich auf einer „Männer-“ bzw „Frauen-Skala“ ein oder auf einer „kombinierten Skala?“
Ist das eine erfolgreiche Strategie?

„Feministen sind die besseren Liebhaber“

Katja Lewina meint auf jetzt, dass männliche Feministen die besseren Liebhaber sind.  Die Jetzt fand den in 2017 geschriebenen Text so wichtig, dass sie ihn überarbeitet 2020 gleich noch mal veröffentlicht hat. Also schauen wir mal.

Gründe sind für sie:

  • er will ausdrücklichen Konsens und fragt nach, ob sie auch wirklich einverstanden ist
  • Er redet, und zwar in dem Sinne, dass er fragt, was du magst und sagt, was ihm gefällt.
  • Er will, dass die Frau auf ihre Kosten kommt. Und zwar wie immer sie es will. Weil es sein ureigenstes Bedürfnis ist, dass beide den gleichen Spaß an der Sache haben
  • Er verehrt ihren Körper, auch wenn er nicht dem Schönheitsideal entspricht
  • Er bedankt sich, etwa dafür, dass sie ihm einen geblasen hat.
  • Entgegen dem oben entstehenden Eindruck, dass der feministische Mann eher devot ist, kann der Sex mit ihm dennoch wild oder hart sein, wenn ihr beide das wünscht.  Egal, wie dominant er sich aufführt, du wirst immer seine Achtung vor dir spüren, und sie wird deine Hingabe an ihn noch leichter und gleichzeitig tiefer machen.

Zu der These „Feminismus und besserer Sex“ hatte ich schon ein paar Artikel:

Inhaltlich will ich gar nicht zu viel darauf eingehen. Ich denke dieser ganze „ausdrücklicher Konsens“-Kram ist für die meisten Frauen nichts, entgegen der Meinung der Autorin. Der Mann kommt echt relativ devot rüber, er scheint keine eigene Lust zu haben und nur dazu da sein, die Frau zu verehren und zu befriedigen. Anscheinend darf er nicht mal Schönheitsideale haben bzw soll lügen, weil sie das braucht.

Ich habe mich tatsächlich am Anfang meines Sexlebens für einen Blowjob bedankt. Ihre Reaktion war „Mach das nicht. Das klingt total bescheuert, wie eine Dienstleistung“

Und dann natürlich der Satz, dass man dann doch wieder harten Sex mit ihm haben kann, dass er einen ganz einvernehmlich benutzt etc. Eine notwendige Darstellung innerhalb des devoten, weil es doch dann wieder sonst zu schnell ins einen Bereich abgleiten würde, den viele Frauen nicht mehr attraktiv finden würden. Das ist auch wieder so eine leicht tabuisierte Wahrheit, die so gar nicht zu dem Kampf gegen „toxische Männlichkeit“ und die Abkehr von den Geschlechterrollen passt.

Interessanter als den Artikel fand ich die Kommentare darunter:

1.

Hier sieht man am lebenden Beispiel, wie sehr der Feminismus Männern und Frauen schadet.

Alles Natürliche aus der gegenseitigen Wechselbeziehung verschwindet und wird durch Formalismen und Regeln ersetzt, weil sich einige wenige Frauen nicht respektiert fühlen.

Die beschriebene Anbahnung von Intimitäten entspricht genau dem, was Männer und Frauen durchmachen, wenn sie noch keine Erfahrung und keinen Bezug zu ihrer eigenen Sexualität haben. Das klingt wie zwei Teenager, die sich rantasten, aber nicht wie zwei Erwachsene, die sich völlig natürlich aufeinander einlassen wollen.

Ich hatte in anderen Artikeln auch schon gesagt, dass das Konsensprinzip eher etwas für sehr vorsichtige oder sehr verletzte Leute ist, aber die meisten es eher nicht interessant finden werden. Es ist zu formell, es verlangt denken statt fühlen. Aber jeder wie er mag.

2. 

Das ist ja lächerlich. Mal davon abgesehen, dass es bei mir kein Kerl mit einem „Ich bin ein Feminist“-T-Shirt ins Bett schaffen würde (dafür ist mir die komplette Ideologie zu verkorkst), aber zu unterstellen, dass diese Typen auch noch die Krönung des Sexualakts sind – wow.
Dieses ständige Gerede von Konsens. Wenn mir was nicht gefällt, sag ich’s ihm schon. Und gehe davon aus, dass auch er mir sagt, wenn ihm was nicht passt. So wie zwei ganz normale Menschen. Wenn ich wie eine Prinzessin behandelt werden will, fahr ich nach Disneyland.
Er bedankt sich. Ach herrje. Weil ich an etwas teilgenommen hab, dass nicht zuletzt mir und meinem Endorphinhaushalt zugute gekommen ist? Oder weil er davon ausgeht, dass Sex für mich als Frau eine Leistung ist, zu der ich mich überwinden muss …? Etwas, dass ich nur ihm zuliebe getan hab? Das ist ja gruselig.
Er verehrt meinen Körper. Äh, nö. Der Mann möchte Spaß mit mir und nicht am Altar meiner Weiblichkeit ein Ave Maria singen. Und das ist auch gut so. Wenn du erwartest, beim Sex wie eine Göttin behandelt zu werden, läuft mit deiner Selbsteinschätzung irgendwas schief (es sei denn, es ist ein Rollenspiel). Zumal es der durchschnittlichen Feministin im Gegenzug widerstrebt, einen Mann wie einen Gott zu behandeln.
Tja, liebe Katja, da hast Du Dir ja eine schöne Liste zurechtgelegt. Ein Feminist ist also in erster Linie einer, der Dein Ego als Frau streichelt (natürlich nur, wenn er vorher um Erlaubnis gefragt hat). Prima, dann kommen wir zwei Hübschen uns beim Männerfang wenigstens nicht in die Quere … Du nimmst mit, was beim Women’s March in pinken Häkelmützen rumläuft, und ich den Rest.

Ich denke so sehen es viele.

3.

Tja, das kenne ich von mir aus meiner Zeit als männlicher Feminist.
Man macht alles richtig und trotzdem wollen die Frauen nicht.

Kleiner Tipp: Man macht nicht alles richtig. Das habe ich gelernt, als ich
meine erste Freundin geküsst habe. Hätte ich nicht ohne zu Fragen die
Initiative ergriffen, wäre da nix draus geworden.

Es hat einen Grund, warum Frauen (aus feministischer Sicht) die Deppen ins
Bett nehmen. Die trauen sich nämlich und sind (aus normaler Sicht)
durchsetzungsstark, mutig, entscheidungsfreudig. Klingt sexy, oder?

Im Grunde war ich damals ein Incel (unfreiwilliges Zölibat), weil ich dem
Feminismus geglaubt habe, dass Frauen „liebe“ Männer mögen, die immer
brav fragen, niemals grapschen, etc. Und weil ich mich gewundert habe,
dass trotz der tollen Eigenschaften nix lief. Und weil ich dann
depressiv wurde, weils die anderen geschafft haben (Neid, irgendwas ist
falsch mit mir, der sogenannte „Hass auf Frauen“ (weil sie eben die
großen „Idioten“ belohnen und die „guten“ stehen lassen). Die typischen
Incel-Eigenschaften eben.

Seit ich diese Illusion losgeworden bin läufts bei mir :P, jetzt bin ich Ex-Incel. Also
eigentlich in glücklicher langjähriger zweiter Beziehung. Denn da hab
ich wirklich alles richtig gemacht :P.

Kleiner Tipp nochmal an den Autor des obigen Textes: Es ist NICHT sexy, um Sex zu betteln. Es ist NICHT sexy, alle anderen Männer als schlecht
darzustellen um als der einzig gute zu gelten, denn das wirkt so als
hätte man es nötig.

Das die angepriesenen Eigenschaften nicht so gut ankommen, sondern „Mit passender Einschätzung des anderen Initiative ergreifen“ einen eher weiter bringt dürfte die Erfahrung vieler Männer sein.

4.

Klingt nach einem Wunschbild bzw. nach einem Idealbild… Lesben in Pornos sind irgendwie auch oft anders, wie Lesben in Wirklichkeit. Von daher sehe ich die Theorie dahinter als Schwachsinn… Welcher Mann, welche Frau ist so selbstlos, dass sie sich nur nach den Wünschen des Gegenübers verhält? Dieser Partner muss sehr dumm oder selbstlos sein…

Im Prinzip es das gleiche, wie die dralle sexhungrige Blondine… Man degradiert seinen Partner zu einem Objekt, der bestimmte Parameter erfüllen soll… Wer dies möchte sollte sich einen Hund zulegen und abrichten… Echte Liebe bedeutet eben auch die nicht so tollen Eigenschaften des Partners mit Humor zu nehmen. Sobald der innere Widerstand nachlässt verändert sich auch oft der Partner zum besseren ironischerweise.

Persönlich finde ich die sogenannte Metta-Meditation am besten für die Beziehungsarbeit.

5. 

ER fragt, ER begeht den Körper, ER bedankt sich.
Tja, dann ist das Wunschkonzert für die moderne „Feministin“ ja komplett, wenn der Prinz auf dem weißen Roß genau das macht, was die Prinzessin möchte.
Aber hey, ist das nicht genau die Definition von Feminismus: „tu einfach genau das, was ich möchte und keiner wird verletzt“?
An Peinlichkeit jedenfalls ist dieser Text kaum zu überbieten.
Vielleicht kenne ich auch keine moderne, gleichberechtigte Frau in meinem Umfeld, denn jede einzelne von denen hätte so einen Konsenstypen umgehend vom Hof gejagt.
Und jetzt habe ich doch schon wieder den Fehler gemacht „Gleichberechtigung“ als Synonym zu „Feminismus“ zu verwenden…

6.

„Hast du Lust, dich wie eine Königin fühlen? Wie ein gottgleiches, überirdisch schönes Wesen?“

Schau an, also darum gehts der Durchschnittsfeministin: Um Überlegenheit statt Gleichberechtigung. Es ist mitunter echt ne Wonne mitanzusehen, wie sich Feministinnen ideologisch selbst entlarven.

„Mehr Männer als Frauen finden eine offene Beziehung ideal“

Wäre interessant das mit den realen Chancen auf dem Partnermarkt und dem vermuteten Interesse des Partners an weiteren Partnern abzuklären.

Da Frauen reale Chancen haben jede Nacht mit einem anderen zu schlafen, aber weit weniger offen dafür sind, dass auch zu machen, durchschnittliche Männer hingegen es weitaus schwerer haben Sexpartner zu finden als Frauen, wäre es interessant, welche Vorstellungen die daran interessierten jeweils haben.

Sind es gutaussehende Männer/Männer mit Game, die eher keine Probleme haben Sexpartner zu finden und nebenher auch eine Freundin haben oder Männer, die sich eigentlich eine „semioffene Beziehung“ vorstellen (sie dürfen, der Partner nicht/der Partner hat eigentlich kein großes Interesse)?

Oder wären die Leute im gleichen Umfang tatsächlich damit einverstanden, dass beide nach Belieben auch tatsächlich mit anderen schlafen?

 

Sexuelle Fantasien

Justin Lehmiller hat eine Befragung zu sexuellen Fantasien durchgeführt und hier sind 7 seiner Ergebnisse:

 1.) There’s one person who’s more likely to appear in your sex fantasies than anyone else: your current romantic partner. If you’re single, ex-partners are the people who are most likely to appear. Of course, I should mention that most of us have fantasies about other people, too. It’s not the case that most of us only fantasize about our partners—rather, it’s that our partners (or ex-partners) just tend to make the most frequent appearances in our fantasies.

Der Partner ist die wahrscheinlichste Quelle für sexuelles und damit auch häufig derjenige, mit dem man sexuelle Fantasien hat, wobei die vielleicht weniger exotisch oder träumerisch sind als die mit anderen Partnern, die wegen der Fremdheit und Unvertrautheit die Fantasien evtl anders bedienen. Wäre interessant, da etwas näher ins Detail zu gehen, auch bei einer Aufschlüsselung nach Männern und Frauen. Zählt es als Fantasie, wenn man sich zu einem Porno befriedigt?

2.) Having a threesome was the most popular sexual fantasy—but not everyone pictures the same thing when they think about a threesome. For example, some people want to be the center of attention, whereas others want everyone to be equal participants. Likewise, some people want to know who their threesome partners are, while others want them to be strangers. The preferred gender ratio varies a lot as well. In short, the kinds of threesome scenarios that one finds desirable are highly variable across individuals and even within a given gender group.

Das ist das Blöde bei Dreiern: Am Idealisten wäre es, wenn die anderen beiden sich vollkommen aufgeben und nur für die Lust von einem Selbst arbeiten und das auch noch geil finden. Aber in ihren eigenen Fantasien sind sie vielleicht selbst eher der Fokus der Aufmerksamkeit. Und dann hat man natürlich noch neben der Lustebene meist komplizierte Beziehungs- und Gefühlsebenen, die das ganze schnell kompliziert machen: Plötzlich heult eine, weil sie es dann wieder nicht erträgt, dass da gleichzeitig eine andere Frau ist. Wenn man überhaupt zwei Frauen findet, die sich darauf einlassen.

3.) While threesomes were the most popular fantasy, they were also the fantasy that was least likely to turn out well when people acted on it. This is probably due, in part, to the fact that different people prefer different threesome scenarios, which may make it challenging for everyone to get what they want. However, it’s probably also due to the fact that most people don’t have a script for how a threesome should go, which means that many people end up in a multi-partner situation with a lot of uncertainty about who should be doing what with whom and when.

Ja, alles hoch kompliziert. Da weichen Pornos mal wieder erheblich vom tatsächlichen Leben ab.

4.) Most of us fantasize about changing ourselves in some way in our sex fantasies, whether it’s our genital appearance, our body, our age, or our personality. Interestingly, men and women tend to change themselves in different ways. For instance, regardless of sexual orientation, men are more likely to change their genitals, whereas women are more likely to change their bodies. And at least among heterosexuals, women fantasize about being more dominant than they are in reality, whereas men fantasize about being more submissive than they actually are.

Das Frauen sich schöner denken und Männer sich einen größeren Penis herbeifantasieren klingt ganz klischeehaft und passt insoweit. Ich vermute mal, dass Frauen durchaus fantasieren, dass sie jemanden verführen, der dann so hin und weg von ihnen ist, dass sie ihre Rolle als Verführerin ganz einfach ausführen können. Wäre interessant, ob es eher eine Fantasie etwas älterer Frauen ist, die fantasieren, wie sie den jüngern Mann verführen. Bei Männern könnte ich mir vorstellen, dass sie in ihrer Fantasie gerne passiv sind, die Frau sie aber einfach will und sie gar nichts dagegen machen können, was vielleicht auch Schuldgefühle des Betrügens abmildert. Der Vorteil ist auch, dass in beiden Fällen nicht die schwierigere männliche Verführung (also die Verführung durch den Mann) fantasiert werden muss, die ja Witz und Dominanz erfordert.

5.) Men and women have a lot in common when it comes to their sex fantasies. There are certainly some differences in what men and women fantasize about. For instance, men are more likely to have multi-partner fantasies and to have them often; by contrast, women are more likely to have passion and romance fantasies and to have them often. Overall, however, most of the things that men are fantasizing about, women are fantasizing about as well—and vice versa. Ultimately, what this means is that women’s fantasies have much more adventure and variety in them and men’s fantasies have much more emotional content in them than most people give them credit for.

Auch hier alles sehr klischeehaft. Männer setzen „Sperm is cheap, eggs are expensive“ um und Frauen „Sex ist billig, Leidenschaft und Bindung des Mannes ist teuer“.

6.) The vast majority of people (more than three-quarters) said they want to act on their biggest sexual fantasy of all time; however, relatively few (less than one-third) have actually done it. This means that there’s a pretty big gap between fantasy and reality for most people. That said, it’s important to note that people don’t necessarily want to act on all of their fantasies. In other words, not all fantasies are desires—but people’s biggest fantasies certainly seem to be desires for most folks.

Klar, unsere Fantasie kann weiter gehen als etwas, was man real machen würde, schon weil es in der Realität weitere Konsequenzen hätte, die dann wieder weniger gut sind. Aber viele Sexfantasien wären halt auch theoretisch problemlos umzusetzen. Wer nur etwas von Anal-Sex träumt, der wird eher jemanden finden, der das auch machen will als eben beim Dreier oder eine BDSM-Veranstaltung, die einen wesentlich mehr aus der eigenen Komfort-Zone bringen.

7.) For the most part, people who acted on their favorite sex fantasies reported that things turned out well. The numbers varied a bit depending on what it is that they did—and, as mentioned above, group sex was the least likely to turn out well. Overall, though, most people said that acting on their fantasies was at least as good or better than expected and that it improved their relationship. However, some people were more likely to have positive experiences than others, and that included people who were already in good relationships to start with, people with a higher sex drive and thrill-seeking tendencies, and people who are good at adapting to stress and uncertainty (meaning people who are low in the personality trait of neuroticism.

Vieles kann man ja auch problemlos ausprobieren, ein paar Fesselspiele hier, ein wenig Sex an besonderen Orten da. Und gerade die Abwechselung kann es für viele interessant und positiv machen.

 

„Wenn ein Mann mit mir flirtet, dann bin ich mir grundsätzlich zweier Dinge bewußt“

Adrian in einer Diskussion über Flirten, Pickup und Manipulation:

Wenn ein Mann mit mir flirtet, bin ich mir grundsätzlich zweier Dinge bewusst

a) dass er ziemlich sicher mit mir ins Bett will
b) dass er mglws. nur mit mir ins Bett will

Darauf muss man sich halt einstellen. Frauen sollten aus ihrem Dornröschenturm erwachen und endlich mal lernen, wie Männer ticken.

Als Schwuler ist diese Einsicht recht offensichtlich.

ich glaube viele Frauen wissen das auch und gerade deswegen sind sie vorsichtiger, wollen eher austesten, was er will, wollen sich nicht zu schnell auf etwas einlassen, bei dem sie nur „benutzt“ werden.

Wobei ich auch immer wieder erstaunt bin, wie viele Frauen das scheinbar ausblenden können

 

Antifeministische Widersprüche: Sexuelle Selbstbestimmung

Onyx hat eine Vielzahl antifeministischer Widersprüche ausfindig gemacht. Mal sehen was sie gefunden hat:

-sexuelle Selbstbestimmung

Die sexuelle Selbstbestimmung ist im Antifeminismus nur ein Wert, wenn sie entweder Männer selbst betrifft, oder wenn sie dem Vergnügen von Männern dient. Denn während das Rechtsgut der sexuellen Selbstbestimmung (also der Schutz vor Übergriffen und Gewaltdelikten) gern insofern polemisch diffamiert wird, indem gern behauptet wird, dass Feministinnen am liebsten alle Männer in den Knast bringen wollten, die Frauen auch nur angucken, ist die sexuelle Selbstbestimmung plötzlich dann ein ganz wichtiger Faktor, wenn es um das Recht geht, Männern Spaß zu bereiten oder sich ihnen unterzuordnen. Siehe Prostitution, BDSM.

Da bringt Onyx keine wirklichen Beispiele oder Verweise, die ihre Position stützen. Ich finde es eine erstaunlich haltlose Position.

Vielleicht erscheint es aus der Sicht von jemanden, der die Rape Culture Theorie berechtigt findet so. Angegangen werden aus meiner Sicht übertriebene Vorstellungen im Feminismus dazu, dass man jeder Frau glauben muss, dass man eine Beweislastumkehr will oder das man übertriebene Formen des Konsens verbindlich machen will (von „Yes means Yes “ bis „Enthusiastic consent“ oder in der Karikatur den beiderseitigen Rechtsanwälten, die neben dem Bett sitzen müssen).

Angegriffen wird auch der Gedanke, dass jeder kleine Übergriff ein unsägliches Verbrechen ist. Und die Panikmache mit falschen Zahlen.

Das beruht nicht zuletzt darauf, dass Männer und Frauen verschiedene Rollen haben, bei denen der Mann häufiger die aktivere hat, was dazu führt, dass er den schwarzen Peter bekommt, wenn er die Lage falsch einschätzt. In der Hinsicht scheinen es mir auch eher die meisten Frauen vollkommen anders zu sehen als der Feminismus. Sie erkennen an, dass Männer sich verschätzen können und sind häufig der Auffassung, dass das eben auch nicht schlimm sein muss und sogar besser sein kann, als ein Mann, der sich nichts traut.

Das tatsächlich jemand einer Frau das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung abgesprochen hat ist mir aus der Szene nicht bekannt. Natürlich darf eine Frau nein sagen und sollte eine Vergewaltigung strafbar sein (selbst die wenigen Leute, die der Auffassung sind, dass die Strafbarkeit der Körperverletzung ausreichend wäre sehen eine Strafbarkeit).

Vor dem Hintergrund ist es auch keine Polemik, wenn man die übertriebenen Vorstellungen des Feminismus fürchtet: Wären radikale Feministinnen an der Macht, dann hätten wir wahrscheinlich Prozesse wie an amerikanischen Universitäten, also ohne jede Verteidigungsmöglichkeit, mit Beweislastumkehr Was eine Vergewaltigung wäre bestimmte dann immer der Sexualpartner, der sich darauf beruft, da diesem die Deutungshoheit zukommen würde.

Hier zeigt sich auch mal wieder, dass Onyx nicht in der Lage ist, die radikalen Positionen des modernen Feminismus als solche zu erkennen und ihre Radikalität zuzugestehen. Was wirklich erstaunlich ist in einem solchen Feld.

Und das Onyx im Grunde ihres Herzen dem sexfeindlichen Feminismus zuneigt ist, erkennt man auch immer wieder an ihrer Ablehnung von Prostitution und Kink wie BDSM. Irgendwie macht sie einen Vorwurf daraus, dass man das akzeptiert, und natürlich „weil es Männern Spass macht“. Das man es akzeptieren kann, weil man der Auffassung ist, dass erwachsene Menschen handeln können wie sie wollen, solange sie keinen anderen Menschen beeinträchtigen, auch dann wenn man davon selbst nicht profitiert, kommt ihr anscheinend gar nicht in den Sinn.

Und das diese Liberalität auch insofern ein konstantes Bild bietet, weil man eben das konservative und autoritäre des Feminismus ablehnt („Die Sexualität einer Frau ist heilig, sie muss um jeden Preis vor dem Biest Mann geschützt werden“ und „jeder hat so Sex zu haben, wie wir das wollen, auch wenn er dazu keinen Anlass sieht, weil Rape Culture“) kommt ihr nicht in den Sinn.

Wie auch: Für sie muss es Hass sein, denn ohne die Abwertung der Kritiker bleibt ihr wenig.

Wie seht ihr es?

 

Testosteron, Libido und der „Male Gaze“

 Ich hatte hier schon einmal einmal aus der Aussage des Transsexuellen Griffin Hansburry zitiert, der sich über die Wirkung von Testosteron, gerade auf seinen Sexualtrieb äußerte, zitiert nach einem Buch.

Jetzt habe ich durch Zufall die etwas längere Stelle gefunden, in der er noch einiges mehr anführt:

Alex Blumberg
What were some of the changes that you didn’t expect?

Griffin Hansbury
The most overwhelming feeling is the incredible increase in libido and change in the way that I perceived women and the way I thought about sex.

Before testosterone, I would be riding the subway, which is the traditional hotbed of lust in the city. And I would see a woman on the subway and I would think, she’s attractive. I’d like to meet her. What’s that book she’s reading? I could talk to her. This is what I would say. There would be a narrative. There would be this stream of language. It would be very verbal.

After testosterone, there was no narrative. There was no language whatsoever. It was just, I would see a woman who was attractive– or not attractive. She might have an attractive quality– nice ankles or something– and the rest of her would be fairly unappealing to me.

But that was enough to basically just flood my mind with aggressive pornographic images, just one after another. It was like being in a pornographic movie house in my mind. And I couldn’t turn it off. I could not turn it off. Everything I looked at, everything I touched turned to sex.

I was an editorial assistant. And I would be standing at the Xerox machine, and this big, shuddering, warm, inanimate object would just drive me crazy. It was very erotic to me.

Alex Blumberg
The Xerox machine.

Griffin Hansbury
The Xerox machine. Or a car. I remember walking up Fifth Avenue one day, and this red convertible went by. It was a Mustang. And I remember just getting this jolt in my pants, this very physical, visceral, sexual reaction to seeing a red convertible.

Alex Blumberg
What did you do with that? I mean, what did you think?

Griffin Hansbury
Well, I felt like a monster a lot of the time. And it made me understand men. It made me understand adolescent boys a lot. Suddenly, hair is sprouting and I’m turning into this beast. And I would really berate myself for it.

I remember walking up Fifth Avenue, and there was a woman walking in front of me. And she was wearing this little skirt and this little top. And I was looking at her ass. And I kept saying to myself, don’t look at it. Don’t look at it. And I kept looking at it.

And I walked past her. And this voice in my head kept saying, turn around to look at her breasts. Turn around. Turn around. Turn around. And my feminist, female background kept saying, don’t you dare, you pig. Don’t turn around. And I fought myself for a whole block, and then I turned around and checked her out.

And before, it was cool. When I would do a poetry reading, I would get up and I would read these poems about women on the street. And I was a butch dyke, and that was very cutting edge. And that was very sexy and raw. And now I’m just a jerk.

[LAUGHTER]

So I do feel like I’ve lost this edge, this nice, avant garde kind of–

And I’ve gotten into a lot of arguments with women friends, coworkers who did not know about my past as a female. I call myself a post-feminist. And I had a woman say, you’re not a post-feminist. You’re a misogynist. And I said, that’s impossible. I can’t be a misogynist. I couldn’t explain to her how I had come to this point in my life. And to her, I was just a misogynist. And that’s unfortunate because it’s a lot more complicated than that.

Alex Blumberg
[LAUGHTER] I’ll say. Wow. Testosterone didn’t just turn you into a man. It turned you into Rush Limbaugh.

Griffin Hansbury
I know. That I was not expecting. That I was not expecting.

Ich finde die Wirkung von Testosteron, gerade auch bei Transsexuellen, aber auch bei sonstiger Einnahme, macht deutlich, wie die Biologie in unsere Denkweise eingreift. Ich verweise insoweit auch auf die anderen Artikel dazu in diesem Blog:

Es spricht dagegen, dass diese Verhaltensweisen durch eine patriarchale Gesellschaft erlernt sind, allenfalls ist das Unterdrücken dieser erlernt, eben weil es als höflich gilt, nicht zu schauen.

Testosteron führt insofern vielleicht zu einer höheren Anfälligkeit für sexuelle Signale, wahrscheinlich gerade optische Signale. Vielleicht ist es auch schlicht eine Folge der höheren „Geilheit“, dass diese mit einer höheren Priorität wahrgenommen werden.

Die Biologie übt hier nicht im engeren Sinne eine Kontrolle über unser Handeln aus, wir haben nach wie vor einen freien Willen und können uns entscheiden eine Frau nicht „anzustarren“.  Aber sie verändert unsere Motivation zu einem bestimmten Verhalten und dies kann so stark sein, dass wir das Gefühl haben, dass wir die bestimmte Handlung einfach durchführen müssen. Dazu noch einmal seine genaue Schilderung

And I walked past her. And this voice in my head kept saying, turn around to look at her breasts. Turn around. Turn around. Turn around. And my feminist, female background kept saying, don’t you dare, you pig. Don’t turn around. And I fought myself for a whole block, and then I turned around and checked her out.

„ich kämpfte gegen mich selbst für einen ganzen Block und drehte mich dann um, um sie mir anzuschauen“ gibt gut wieder wie die Biologie in dieser Hinsicht arbeitet.

Das Gefühl an sich, nämlich „ich drehe mich erst etwas später um, damit es nicht so auffällt“ dürften auch die meisten Männer kennen. Auch die Selbstüberredung und Rechtfertigung, die mit biologischen Motivationen zusammenhängt werden die meisten kennen „Ich schau nur ganz kurz, ich bin weit genug weg, sie wird es gar nicht auf sich beziehen“ oder „ich habe heute eh kaum was gegessen, der Tag war so anstrengend, ich habe mich die Schokolade wirklich verdient, ich hole die Kalorien morgen wieder rein“.

Das ihm selbst sein Verhalten so ungewöhnlich erscheint macht auch den Unterschied zwischen Männern und Frauen deutlich.

„Es ist erstaunlich, was ein guter Mann für eine gute Frau tun wird, die ihm das Gefühl gibt, geliebt zu werden“

In einem Artikel „5 Gründe, warum sie jede Nacht Sex mit ihrem Mann haben sollten“ findet sich ein interessanter Punkt:

Wenn Sie möchten, dass Ihr Ehemann sich wie ein Mann benimmt, müssen Sie ihn auch wie einen Mann behandeln. Verdrehen Sie jetzt nicht die Augen. Ich dränge nicht auf eine Rückkehr in die 1950er Jahre (obwohl eine Zeit in der Hüftjeans nicht existierten im Grunde für mich in Ordnung ist.) Frauen benötigen eine gewisse Anzahl erfüllter Kriterien, um sich geliebt zu fühlen. Männer sind da viel einfacher. Sie müssen gefüttert werden, sie müssen geschätzt werden, und sie müssen Sex haben. Das ist alles. Wirklich. Machen oder bestellen Sie also hin und wieder Abendessen. Danken Sie ihm mit einer Umarmung und einem Lächeln für die vielen Stunden, die er bei der Arbeit verbracht hat, wenn er abends durch die Haustüre kommt. (Noch besser? Lächeln Sie, wenn Sie ihm die Kinder überlassen und für eine lange, dringend benötigte Pause raus gehen.) Und meine Güte, lassen Sie sich von dem armen Mann nackt sehen. Es ist erstaunlich, was ein guter Mann für eine gute Frau tun wird, die ihm das Gefühl gibt, geliebt zu werden. Nach ein paar Wochen Abendessen und herumknutschen werden Sie sich zurücklehnen und sich fragen, warum Sie nicht früher darauf bestanden haben, jeden Abend Sex zu haben. Ich spreche von einer kleinen Investition mit großen Erträgen.

Das geht mit „geschätzt werden“ etwas in die Richtung dieser „Weisheit eines Pornostars„:

A woman needs love, a man needs respect. It’s that simple.

Eine Frau braucht Liebe, ein Mann braucht Respekt. Es ist tatsächlich so simpel.

Ich glaube, dass ein Mann, der das Gefühl hat, dass seine Frau ihn liebt und schätzt, wirklich viel ausmacht. Denn dann will man auch etwas wiedergeben, möchte sich dieser Anerkennung als würdig erweisen, fühlt sich angenommen und dann macht er auch gerne etwas für sie.

Es geht auch etwas in die Richtung dieser hier von hier besprochenen Tipps:

1. Der Partner an deiner Seite ist kein Kind. Behandle ihn wie einen König und er wird dich wie eine Königin behandeln.

2. In einem Streit emotional zu reagieren und lautstark und aufgewühlt herumzuschreien bringt nichts. Der Mann schaltet einfach ab. Ganz sachlich bleiben und sagen, was einem stört.

3. Ein- bis zweimal die Woche dem Partner einen zu blasen wirkt wahre Wunder!

4. Man kann keinen Mann ändern! Liebe Frauen, versucht es erst gar nicht. Die Energie dazu lieber ins Miteinander als ins Gegeneinander stecken.

5. Der Mann an deiner Seite ist nicht dazu da, all deine Sehnsüchte und Wünsche zu erfüllen. Er wird auch nicht all deine Probleme lösen können. Schau lieber, wie du selbst für dich glücklich werden kannst. Das stärkt auch die Partnerschaft.

Den Partner Respektvoll zu behandeln, nicht in den „Mutter- und Bevormundungsmodus“ abzugleiten und im deutlich machen, dass man ihn mag, schätzt, begehrt und respektiert ist kein schlechtes Rezept.

Meine Vermutung ist, dass Männer ein durchaus starkes Bedürfnis nach genau diesen Punkten haben und sich daher über entsprechende Beachtung durchaus gut „steuern“lassen bzw darauf sehr positiv reagieren.