Der feministische Blog „Kleiner Drei“ wird eingestellt.

Der Blog „Kleiner Drei“ (also ❤ als Internetsymbol für ein Herz) wird eingestellt. Er war im wesentlichen der Blog von Anne Wizorek, allerdings schrieben auch viele andere Autorinnen dort.
Aus dem „Abschiedswort von Anne Wizorek:

Vor allem im letzten Jahr hat sich unser Kernteam schließlich noch mal extrem gewandelt, weil schlicht this thing called life dazwischen kam. Aber damit blieben die immer noch vielen Aufgaben auf noch weniger Schultern verteilt und es wurde glasklar, dass sich etwas grundlegend ändern muss, damit kleinerdrei nicht irgendwann vor Erschöpfung einschläft. Ich habe zu viele Blogs so verschwinden sehen und der Gedanke daran, dass es kleinerdrei auf diese Weise treffen könnte, schmerzte mich sehr. Auch deshalb bin ich dankbar, dass wir nun ein selbstbestimmtes und liebevolles (also im besten Sinne des Wortes, voller Liebe) Ende finden können.

„Das Leben kam dazwischen“ bedeutet wahrscheinlich Beruf und Familie. Und das hat fast etwas ironisches, wenn ein feministischer Blog eingestellt wird, weil die Autorinnen sich diese Zusatzstunden nicht nehmen können, gerade bei einem größeren Team. Man könnte einwerfen, dass es gewisse Parallelen zum Gender Pay Gap aufweisen könnte. Wie viel Zeit kostet es schon einmal die Woche einen Artikel zu schreiben? Wurden erfolgreiche Blogs mit einem solchen Team von Männern schon mal eingestellt? Wahrscheinlich schon, aber mir ist gerade kein Beispiel mit ähnlicher Reichweite bekannt.

Die Autorin Nicole schreibt dazu passend:

Den letzten Artikel für kleinerdrei habe ich einen Tag vor der Geburt meines letzten Kindes geschrieben, genauer gesagt in der Nacht davor. Ein bisschen geflucht habe ich während der Wehen schon, hätte ich dafür wirklich die Nacht durchmachen müssen? Aber das gehörte für mich ein bisschen zur Magic von kleinerdrei dazu. Während alle anderen schlafen, vor dem WordPress-Editor sitzen, den kleiner-Code-Tab offen für die richtigen Cheats zu Zwischenüberschriften und Zitaten. Vorm Schlafengehen noch mal alles hübsch machen und kontrollieren, Vorschautext, Kategorien, Headerbild, dann rechtzeitig vor 11 Uhr wieder wach, um die Kommentarmoderation im Blick zu haben, und – wider alle Selbstzweifel – sehen, dass ein Text aufgeht.

Nach dieser Geburt habe ich nicht mehr bei kleinerdrei geschrieben. Das war keine bewusste Entscheidung, eher ein: wenn Platz ist, ein paar Stunden in Ruhe regelmäßig am Laptop zu sitzen, ohne, dass sich jemand kleines beschwert, bin ich wieder am Start. Und anders als beim Kind davor habe ich gedacht: Lieber im ersten Jahr alles so entspannt wie möglich, ich falle schon nicht aus der Welt. Jetzt wieder angenähert an die Uni, an öffentlicheres Sprechen und Nachdenken, an Schreibtischzeiten, aber die Zeit von kleinerdrei ist vorbei, leider. Denn damit, dass stattdessen etwas aus meiner Welt fällt, das mir viel bedeutet, damit hatte ich nicht gerechnet.

Eine Feministin, die nicht mehr schreibt, weil sie ein Kind bekommen hat. Auch ganz passend.

Der Artikel, über dem sie so lange gesessen hat, ist im Übrigen eine Anreihung von Punkten, recht ungeordneten Gedanken zum Thema Geburtstag. Was sie da groß mit Cheatcodes gearbeitet haben will verstehe ich nicht ganz. Aber gut, ich gebe zu, dass einige meiner Artikel auch einfach schnell mal raus gehauen sind.

Die Autorin Lucie schreibt:

Im Sommer 2013, kleinerdrei war ein knappes halbes Jahr alt, schrieb ich einen Artikel über Initiativen, die Mädchen das Coden beibringen wollen – was ein Thema berührte, was seit Jahren in mir rumorte.

Noch im gleichen Jahr fasste ich einen Entschluss, warf meine bisherige Ausbildungs- und Berufslaufbahn über den Haufen und machte mich daran, Programmiererin zu werden. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Für kleinerdrei hatte ich damit allerdings weniger Zeit (gerade musste ich leicht beschämt feststellen, dass mein letzter veröffentlichter Artikel von 2016 ist), und natürlich ist es immer schwer und traurig, solche Herzensprojekte gehen zu lassen.

Auch hier erscheint es mir nicht so schwer neben einem Studium etwas zu bloggen. Auch wenn ich ihre Entscheidung immerhin femistische konsequent finde.

Über die Jahre wuchsen und gediehen unsere Kinder – und tun es weiter – und zusammen mit anderen lesbischen Eltern gründete ich Anfang 2018 den Verein „Lesben Leben Familie“. Und je mehr Energie dahin ging, umso weniger ging zu KleinerDrei. Das bereute ich öfter, brachte aber trotzdem nicht die Kraft auf, es zu ändern. Und so passt ein offizielles Ende von kleinerdrei für mich ganz gut zur aktuellen Entwicklung im Engagement für die lesbische Sichtbarkeit, die ich jetzt vor allem in und mit unserem Verein befördere.

Da spielte ein anderes Engagement eine Rolle, aber dennoch erstaunlich, weil beide Themen ja leicht unter einen Hut zu bringen sind.

Klar, der Blog wirft wahrscheinlich nichts ab. Insofern ist die Motivation wahrscheinlich nicht so hoch daran weiter zu arbeiten. Aber es ist ja immerhin ein gutes Promotionmedium. Was macht Wizorek jetzt eigentlich beruflich und womit verdient sie ihr Geld?

 

Warum stellen sich alle Vergewaltigungsfälle die von Feministinnen unterstützt werden als falsch heraus?

In den Kommentaren wurde die Frage gestellt, warum sich Feministinnen gerade in die Fälle wegen Vergewaltigung verbeißen, die hoch problematisch sind und bei denen man enorme Zweifel an der Richtigkeit haben kann.

Matze schrieb etwa:

Ich finde es immer wieder erstaunlich wie Feministinnen sich in Fälle verbeißen, die von Anfang an faul riechen

Und David schrieb:

In dem Fall wirklich krass. Nachdem man seit Jahren schon jedes tote Pferd geritten hat (gefühlt 95% aller öffentlich diskutierten „Vergewaltigungsfälle“ stellten sich ja als Falschbeschuldigungen heraus), roch es doch hier jeder halbwegs Vernunftbegabte zehn Meilen gegen den Wind.

Und in der Tat sind so gut wie alle Fälle, die zu großer Feministischer Aufregung um die Frage des „war es eine Vergewaltigung?“ geführt haben sehr fragwürdig und die Fälle führten häufig dazu, dass die Zweifel eher überwiegen oder sich die Geschichte als falsch heraus stellte.

Natürlich muss man da vorsichtig sein:  Sulkowicz aka MatrazenMädchen wirkt vollkommen verrückt und wenn man sich die Nachrichten anschaut, die sie ihm direkt nach der angeblichen Tat geschickt hat, dann sind Zweifel daran, dass sie vergewaltigt wurde, aus meiner Sicht sehr begründet. Aber natürlich kann sie das Gefühl gehabt haben, vergewaltigt worden zu sein, wenn er unerfahrenen Analsex mit ihr hatte und sie dachte deutlich genug gemacht zu haben, dass es ihr weh tut. Vielleicht waren die Nachrichten tatsächlich ihr Weg, über diese Vorfälle noch einmal direkt mit ihm reden zu wollen. Andere Fälle wie der „Jackie“-Fall beim Rollings Stone Magazin waren hingegen deutlicher, was Feminstinnen, auch deutsche Feministinnen, aber nicht davon abhielt trotz bereits entgegenstehender Fakten weiterhin daran festzuhalten:

Auch im nunmehrigen Fall um Gina Lisa Lohfink scheinen die Feministen unfähig zu sein, die dagegen stehenden Fakten wahrzunehmen:

Lohfink steht oft vor Kameras. In der Nacht mit den beiden Männern wollte sie es nicht. Dem Gericht lagen mehr als zehn Minuten Material vor, und diese dürften den Ausschlag dafür gegeben haben, dass der Fall überhaupt angeklagt wurde. Diese Szenen kennt die Öffentlichkeit nicht. Denn nach dem „Hör auf“ geht es weiter, Lohfink nimmt die Arme nach hinten, fasst sich in die Haare, entspannt. Nur mit dem Video sei sie nicht einverstanden gewesen, sagt die Richterin. „Mach das weg.“ – „Ich lösche das“, verspricht eine Stimme. Dann winkt Lohfink, lächelt und hat Sex mit dem Mann, der zuvor die Kamera hielt, die Hand auf seinem Po.

(…)

„Hör auf“ würde in den Ausschnitten geradezu inflationär benutzt, aber meistens gehe es ums Filmen, sagt Richterin Ebner. Einmal, als sie tatsächlich keinen Sex gewollt habe, hätte Sebastian C. sofort von ihr abgelassen. „Es wird gescherzt, gelacht, getrunken. In keiner Szene ist zu sehen, dass Frau Lohfink sich unwohl fühlt.“

(…)

„Befremdlich“ habe die Staatsanwältin es gefunden, dem angeblichen Vergewaltiger noch zärtliche SMS zu senden, wie Lohfink es tat. Irritierend, wie sie sich tags darauf in einem Hotel wieder mit Pardis F. einließ. Unglaubwürdig, dass sie in der Wohnung nach der angeblichen Vergewaltigung mit dem Täter noch eine Pizza aß. Gögge hält der Angeklagten vor, dass sie sich vor jeder aufgestellten Kamera zu den Vorwürfen äußerte, aber im Prozess selbst nur ein schriftliches Statement abgegeben wurde, ohne Nachfragen zuzulassen. Darin nur Ausreden, meint sie. „Alles Schutzbehauptungen.“

Bisher habe ich bei noch keiner Feministin, die etwas zu dem Fall geschrieben hat, etwas dazu gelesen, dass es da ein mehr an Material gegeben hat, welches den Fall in ein anderes Licht rückt.

Dabei sollte man annehmen, dass gerade die, die dieser Fall interessiert, die entsprechenden Details nachlesen und bewerten. Findet sich in irgendeinem feministischen Artikel etwas zu den hier fett zitierten Informationen? Ich habe jedenfalls nichts dazu gelesen.

Aus meiner Sicht erklärt sich dieses missachten von Fakten und das unbeirrbare Festhalten an solchen Geschichten am ehesten wie folgt:

  • Die Feministinnen verteidigen nicht den konkreten Fall, sondern ihre These, dass man die „Rape Culture“ in der wir nach ihrer Ansicht leben, nur bekämpfen kann, wenn Frauen folgenlos anzeigen können und Täter möglichst schnell und umfassend bestraft werden. Sie gehen dabei davon aus, dass „böse Mächte“ aka das Patriarchat diese Anzeigen und die Verurteilung irgendwie verhindert und deswegen die Vergewaltigung von Frauen quasi straffrei ist. In diesem Kampf gegen die Rape Culture, der als Kampf (patriachale) Männer gegen Frauen ausgestaltet ist, sind die Opfer momentan zum großen Teil und in großer Anzahl Frauen. Zusammen mit der Einschätzung, dass Falschbeschuldigungen selten sind, ist dann der Grundsatz „Frauen ist zu glauben“ der Gedanke, dass man 100 Frauen rettet, auch wenn dafür ein Mann evtl unschuldig ins Gefängnis kommt. Es ist also ein Kampf nicht für die einzelne Frau, sondern für den Grundsatz, dass man jeder Frau glauben soll, auch wenn sie ihre Position nicht beweisen kannSo ähnlich hatte ich es auch bereits in einem anderen Artikel ausgedrückt:

    Die zweite Auffassung folgt poststrukturalistischen Ansätzen und ordnet die Vergewaltigung in einen Machtkampf zwischen den Gruppen Mann und Frau ein. Dabei ist die Vergewaltigung ein Mittel der Gruppe Mann um Macht über die Gruppe Frau zu erlangen. Dazu errichtet sie eine Kultur, aus der heraus der Einsatz dieser Machtmittel wahrscheinlicher erfolgt, eben indem die Sexualität der Gruppe Frau eingeschränkt wird und die Frau innerhalb dieser Machtgruppe als ein Objekt der sexuellen Befriedigung dargestellt wird. Aus diesen Sichtweisen heraus begeht der Täter dann die Vergewaltigung und setzt damit gleichzeitig genau das um, was die Gruppe Mann (oder deren Anführer im Sinne einer hegemonialen Männlichkeit) benötigt um sein Machtmittel aufrechtzuerhalten.
    Der effektivste Weg zur Reduzierung oder gar Beseitigung von Vergewaltigungen ist damit eine gesellschaftliche Beeinflussung, die sich gegen die damit verbundenen Machtstrukturen richtet, also gegen hegemoniale Männlichkeit bzw. das Patriarchat oder die Phallokratie. Dazu ist es erforderlich das Machtmittel zu erkennen und als solches unwirksam zu machen. Dazu gehört dann eben auch, dass eine Vergewaltigung stets geandet wird, aber auch eine Umerziehung der potentiellen Täter, nämlich der Männer, indem sie Lernen die Strukturen, die die Vergewaltigungskultur bilden, effektiv und gerade auch bei sich selbst zu bekämpfen. Da die Vergewaltigung ein Machtmittel ist erscheint auch zugleich jede Maßnahme, die eine Nichtbestraftung eines Täters zur Folge hat, als weiteres Machtmittel zur Absicherung des anderen Machtmittels. Wenn das Rechtsstaatsprinzip also die Verurteilung von Vergewaltigern erschwert, dann muss er Teil des Machtapparats, also der Vergewaltigungskultur sein. Die Aufhebung dieses Prinzips für die Vergewaltigung verhindert in diesem Kontext andere Vergewaltigungen, weil es die Vergewaltigungskultur selbst bekämpft, die auf den Säulen „Erleichterung der Vergewaltigung durch Schaffen eines entsprechenden Klimas“ und „Nichtbestrafung der Vergewaltigung“ besteht. Im Rahmen der Gruppeninteressen der Frau kann das eh zu unrecht eingesetzte Machtmittel „Vergewaltigung“ eben nur durch eine Lockerung des Rechtsstaats bekämpft werden und dass dabei einzelne Falschbeschuldigte auf der Strecke bleiben ist irrelevant, weil die andere Seite bei Einsatz des Machtmittels „Vergewaltigung“ auch keine Rücksicht auf die Opfer nimmt.

    Hinweise gegenüber dem Opfer, doch bitte vorsichtig zu sein, sind vergleichbar damit, jemanden, dessen Kopf man regelmäßig unter Wasser drückt den guten Hinweis zu geben, doch bitte zu lernen länger die Luft anzuhalten.

    Wenn es aber gerade um den Grundsatz geht, dass jeder Frau zu glauben ist, damit man die Macht der Rape Culture und des Patriarchats brechen kann, dann bieten sich gerade die Fälle, in denen es unwahrscheinlicher ist, als Machtkampfgelände an. Nur dann kann man nämlich diesen Grundsatz verteidigen. In rationaleren Fällen ist er weitaus weniger in Gefahr

  • Damit im Zusammenhang stehend ist das Bekenntnis, der Frau immer zu glauben, eben auch ein Glaubensbekenntnis innerhalb einer Ideologie. Wer rational an die Sache herangehen würde und die oben beispielshaft für den Lohfink-Fall dargestellten Fakten erwähnen und diskutieren würde, der ist vergleichbar mit jemanden, der bei religiösen Fanatikern Dawkins zugestehen würde, ein paar gute Punkte zu haben. Im droht damit die Exkommunion oder er wäre jedenfalls jemand, der mit Zweifel anzugehen wäre. Einer Feministin bleibt gar nichts anderes übrig als alles andere auszublenden und sich nur auf die Umstände zu konzentrieren, die dafür sprechen, dass man derjenigen glauben kann. In den Chor einzustimmen ist damit „Virtue Signalling“ und ebenso ein Costly Signal, wie es in vielen Religionen verwendet wird.
    Es ist ein „Ich bekenne, jedem Opfer einer Vergewaltigung zu glauben, ich glaube an die Rape Culture und die Befreiung von ihr durch die Solidarität mit dem Opfer“.
    Und das macht wiederum die irrationalen Fälle interessanter für das Glaubensbekenntnis. An ihm kann man erkennen, ob diejenige wirklich zur Sache steht. Um so irrationaler um so größer das Signal.

„Hart aber fair“, Feminismus, der Frauenrat und der Streisand Effekt

Bekanntlich ist die Sendung „Hart aber fair – Nieder mit den Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn?“ vom 02.03.2015 aufgrund einer Beschwerde der „Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros/ Gleichstellungsstellen NRW“ in den „Giftschrank“ gewandert, also aus der Videothek des WDR genommen worden und mit einem Wiederholungsverbot bedacht (werden „Hart aber Fair“ Sendungen wiederholt? wäre mal interessant zu wissen.)

Im Internetzeitalter bedeutet das allerdings nicht viel, das Video ist auf Youtube nach wie vor leicht zu finden:

Es war auch schon einmal hier zur Besprechung eingestellt, Eine teilweise Zusammenfassung findet sich hier in dem Kommentar von Nachtschattengewächs).qfgjdlgjDer Verfahrensgang scheint so gewesen zu sein, dass der WDR selbst der Beschwerde nicht abgeholfen hat und sie demnach dem Rundfunkrat vorgelegt worden ist, der entsprechend entschieden hat.

Das Konzept von „Hart aber Fair“ wird auf der Wikipedia Seite wie folgt dargestellt:

Wie der Name andeutet, sollte die Diskussion offen und kontrovers geführt werden. Statt ideologisch und parteipolitisch geprägter Aussagen sollen dabei sachliche Argumente im Vordergrund stehen. Deshalb gehören neben Politikern auch wissenschaftliche Experten, Vertreter anderer Organisationen und direkt beteiligte oder betroffene Personen zu den Teilnehmern der Diskussionsrunde. Die Gäste werden so ausgewählt, dass unterschiedliche Positionen vertreten werden. Die Redaktion recherchiert Informationen zum Thema der jeweiligen Sendung, um zusätzliche Argumente zu liefern und die Hintergründe für die Zuschauer verständlicher darzustellen

Es ist damit ein Talkshowformat, welches für Feministinnen, wenn man dies ernst nimmt, schlicht nicht geeignet ist. Denn diese wollen ja gerade nicht kontrovers diskutieren, sondern ideologisch und allenfalls untereinander.

Leider habe ich die Beschwerde im Wortlaut nicht gefunden, wenn sie irgendwo im Netz ist, dann wäre ich für einen Linkhinweis in den Kommentaren dankbar. Die Seite des „Deutschen Frauenrates“ zitiert die Zusammenfassung des WDR wir folgt:

Im Schreiben an Tom Buhrow, den Intendanten des WDR, dessen Sender verantwortlich für die Talkshow zeichnet, heißt es:

„Hiermit legt die Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros/ Gleichstellungsstellen NRW förmliche Programmbeschwerde gegen die Sendung „Hart aber fair“ vom 2.3.2015 ein. Die Sendung von Frank Plasberg lief unter dem Titel: „Nieder mit den Ampelmännchen – Deutschland im Gleichheitswahn?“ Bereits in der Anmoderation verließ Herr Plasberg den Standpunkt des neutralen Moderators, indem er 190 Genderprofessuren als „Alltagswahnsinn“ bezeichnete.

Die Auswahl der Gäste war nicht dazu geeignet, eine faire Diskussion über Geschlechterforschung zu führen. Fachfrauen bzw. Fachmänner aus Wissenschaft oder Verwaltung fehlten vollständig. Dies war bewusst so geplant, wie Herr Plasberg im Verlauf der Sendung mit Überzeugung vertrat. Manipulativ wurden polarisierende Beispiele ausgewählt.  Ampelmännchen,  Unisextoiletten und brünftige Hirsche werden herausgestellt, um das gesamte Themenspektrum um Geschlechterforschung und Gleichstellungspolitik gezielt lächerlich zu machen.

Das finde ich schon einmal interessant. Ich würde es ja auch gut finden, wenn „Fachfrauen und Fachmänner aus der Wissenschaft“ zur nächsten Sendung geladen werden und einmal ausführlich über feministische Theorie erzählen. Vielleicht könnte Plasberg sie einmal folgende Theorien erläutern lassen:

  • soziale Konstruktion der Geschlechter unter Darlegung inwiefern es biologische Anteile gibt (und wenn ja welche) unter Nennung der Studien, auf die sie sich dazu stützen
  • Rape Culture und wie Männer davon profitieren
  • Die Verantwortung von Männern und Frauen an den Geschlechterrollen
  • Was der Gender Pay Gap eigentlich genau bedeutet
  • etc

Aber weiter in der Beschwerde:

Herr Plasberg stellte seine Fragen ebenso manipulativ. Beispiele: Er fordert Frau Wizorek auf, die Welt über die Nützlichkeit von Unisextoiletten aufzuklären, dabei liegt ihre Fachlichkeit auf dem Gebiet des Alltagssexismus. Sie wird in die Ecke gedrängt und genötigt, Thesen zu vertreten, die sie nicht selbst aufgestellt hat.

Fachlichkeit ist ein schönes Wort. Meines Wissens nach hat Wizorek ein Buch über allgemeinen Feminismus geschrieben und sollte insoweit ohne Probleme in der Lage sein auch etwas zu Unisextoiletten zu sagen. Ansonsten hätte es sich ja auch angeboten, dass Wizorek auf die Anfrage hin, ob sie an Sendung zum Thema „Nieder mit den Ampelmännchen“ teilnehmen möchte einfach angibt, dass das nicht ihre Thema ist und auf andere Fachfrauen im Feminismus verweist. Anscheinend hat sie das aber nicht – verständlicherweise, sie muss ja auch im Gespräch bleiben und ihre Buch verkaufen.

Herrn Kubicki wird die Antwort auf die Frage, ob man Geschlechtergerechtigkeit bei der Hirschbrunft braucht, direkt in den Mund gelegt. Herr Hofreiter wird abgekanzelt und belehrt, als er auf die Unwichtigkeit dieser Beispiele in Bezug auf die Gesamtproblematik hinweisen will. Frau Thomalla wurde anscheinend eingeladen, um Spott und Häme zu verbreiten, die Fragen die sie erreichten, hatten keinen anderen Zweck, als das Thema unbeleckt jeder Fachlichkeit lächerlich zu machen. Frau Kelle wirkte wie die Anwältin des Moderators, bei dem er seine Meinung bestätigt bekam.

Das wäre erst einmal aus meiner Sicht ein Ansatzpunkt für eine Beschwerde, die nicht den Inhalt rügt, sondern eine unfaire Parteinahme. Ich bin allerdings sicher, dass die Gleichstellungsbeauftragten gegen vergleichbare Konstellationen im ungekehrten Fall wenig gehabt hätte. Tatsächlich meine ich nicht, dass Plasberg einseitig war. Er hat eher ein Mittel eingesetzt, welches ich für durchaus zulässig halte: Den Platzhirsch bzw. die herrschende Meinung unter Druck setzen. Der Feminismus ist eben die Meinung, die hier den stärkeren Rückhalt hat, die sich auf „Genderforschung“ berufen können sollte, an der Kritik eher gerechtfertigt werden muss. Also ist es auch die, die für eine kritische Sendung abgeklopft werden muss, bei der man den Druck ansetzt und die hinterfragt wird. Das muss nicht per se unfair sein, wenn man die passenden Argumente zur Hand hat. Beispielsweise wäre es hier ja ein leichtes gewesen zu sagen „Ja, bestimmte Sachen gehen etwas weit und erscheinen als Einzelfall sinnlos, da stimme ich ihnen zu. Aber das ist in vielen Gebieten so. Wir sollten hier auf eine gewisse Kontrolle hinarbeiten, aber gleichzeitig nicht mit extremen Einzelfällen ein wichtiges Thema herunterreden.“

Es handelt sich um einen ungeheuerlichen Machtmissbrauch des „Moderators“, die neutrale Position zu verlassen und auf diese Art und Weise ZuschauerInnen manipulieren zu wollen. Es schien so, als solle der „gesunde Menschenverstand“ beschworen und bedient werden, der sich seit Monaten montags auf der Straße zeigt.

Derart unfaire Sendungen mögen vielleicht im Pay-TV hinnehmbar sein, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen dürfen sie unseres Erachtens keinen Platz haben. Die Sendung von Herrn Plasberg hat unseres Erachtens gegen die Programmgrundsätze („Wertende und analysierende Einzelbeiträge haben dem Gebot journalistischer Fairness zu entsprechen“) des WDR verstoßen.

Aus solchen Bagatellen einen Verstoß herzuleiten, der eine Aufnahme in den „Giftschrank“ rechtfertigt, finde ich etwas viel. Wobei es aus meiner Sicht durchaus auch als Beschwerde wiederum nicht unbedingt die Grenzen der Lobbyarbeit verlässt, die dieses Gremium ja letztendlich leistet. Da beschwert man sich eben gegen alles, was gegen die eigene Richtung geht.

Wollen Sie auf diese Art und Weise mehr Frauen und junge Menschen für den WDR begeistern? Als Gebührenzahlerinnen verlangen wir Auskunft darüber, ob diese Art der Sendungsgestaltung prägend für den WDR werden soll.“

So heißt es in der Programmbeschwerde der LAG der nordrheinwestfälischen Gleichstellungsbeauftragten.

Als Lobbyist/Gebührenzahler zu protestieren und ein faireres Diskussionverhalten einzufordern ist erst einmal auch nichts falsches. So erleichtert man zukünftigen Interessenvertretern die Arbeit in weitern Talkshows. Es wäre interessant, ob es ihnen eher darum oder tatsächlich um den „Giftschrank“ ging.

Die Entscheidung, dass die Sendung in den „Giftschrank“ kommt, wurde durch erstaunlich viele Tageszeitungen aufgegriffen (Gute Übersichten auch zu kritischen Stellungnahmen bei Genderama 1, 2, 3)  und löste jedenfalls einen Streisandeffekt aus: Seinerzeit wollte Barbara Streisand nicht, dass Fotos ihres Anwesens veröffentlicht werden und die Berichte über ihren Protest führten dazu, dass die Leute interessiert daran waren, wie ihr Anwesen nun eigentlich aussieht. Ebenso wurden wahrscheinlich viele erst durch die Meldungen über den Giftschrank erst neugierig, was da nun eigentlich schlimmes gesagt worden ist.

Es ist schwer zu sagen, wie oft das Video noch auf Youtube angeschaut worden ist, es gibt ja auch viele Versionen davon. Ich habe mir aber mal die Statistik des obigen Videos angeschaut, die eigentlich recht gut als Paradebeispiel eines Streisandeffekts nutzbar ist.

Hart aber fair Ampelmännchen

Hart aber fair Ampelmännchen

Also ein Rumdümpeln mit geruhsamen Anstieg und dann innerhalb sehr kurzer Zeit von ca. 15.000 auf 90.000 (die Statistik scheint nicht ganz aktuell zu sein, 3 Tage später am Tag des Schreibens, also dem 25.08.2015, war das Video schon bei 138.000)

Meiner Meinung nach sollte an die Kritik an der Entscheidung aber auch nicht vorschnell einer Zustimmung an Feminismuskritik zuordnen: Journalisten sind sehr verständlicherweise häufig Vertreter einer umfassenden Meinungsfreiheit und dagegen, sich Lobbygruppen zu beugen, weil das ihre Arbeit direkt betrifft.

Ein auch bei Genderama zitierter Beitrag stützt sich demnach auch genau darauf:

Mag der öffentlich-rechtliche Rundfunk sonst um den möglichst langen Verbleib seiner Beiträge im Internet heftig kämpfen, vollzieht der WDR in diesem Fall, was Lobbygruppen gerne sehen: Der Sender zensiert sich selbst, um weiteren Ärger zu vermeiden. Er stellt einen prominenten Mitarbeiter bloß und nimmt den Zuschauern die Möglichkeit, sich selbst ein Urteil zu bilden. Ein krasseres Versagen einer journalistischen Institution ist kaum denkbar. Der WDR verzichtet freiwillig auf die Presse- und Meinungsfreiheit nach Artikel 5 des Grundgesetzes. (…) Wo die Diskussion beginnen müsste, blendet sich der Sender aus und kniet vor denen nieder, die Andersdenken Sprechverbote erteilen wollen. So sieht ein journalistischer Offenbarungseid aus.

Und auch aus dem feministischen Lager finden sich Stimmen dazu, dass der Beitrag wieder in die Mediathek gehört, zB von Zana Ramadami auf Facebook:

„Dummer Sexismus gehört bekämpft.“ Hofreiter

Die Sendung muss wieder in die Mediathek!!!!

Egal was Frau/Mann von dieser dummen Sendung und einigen dummen Gästen halten mag, es ist lächerlich diese Show verbieten zu wollen?!

In den ersten Minuten hätte ich ebenfalls schon losschreien können!

1. ein Kompliment ist nicht = Sexismus
2. ja, wir sind ALLE unterschiedlich! Die biologischen Unterschiede sind nicht das große Problem, sondern die anerzogenen sozialen Unterschiede!
3. Gender Mainstreaming ist eigentlich ganz gut und einfach verständlich. Leider verstehen das auch sehr viele Feministinnen falsch.
4. Männer sind nicht an allem schuld! Frauen (siehe Kelle) sind auch ganz vorne dabei positive Entwicklung einer Gesellschaft zu verhindern.

Perfekter Start ins Wochenende!

schmerzerfüllt.

Und auch in verschiedenen Parteien finden sich Politiker, die dies kritisieren:

Ziemlich uncool“, nannte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, die Entscheidung des Senders. „Wenn künftig all das entfernt wird, was irgendeinem nicht gefällt, dann haben wir bald leere Mediatheken“, sagte Lischka der „Bild“-Zeitung vom Montag.“

Bei derSendung von Moderator Frank Plasberg im März hatte sich die „Genderwahnsinn“-Fraktion um FDP-Mann Wolfgang Kubicki, Publizistin Birgit Kelle und Schauspielerin Sophia Thomalla mit Grünen-Chef Anton Hofreiter und Feministin Anne Wizorek in die Haare bekommen.Frauenverbände und Gleichstellungsbeauftragte kritisierten später den Sexismus der Sendung.

„Mehr als irritierend“, findet es die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner, „wenn ein Fernsehsender daraufhin reflexartig eine Sendung aus der Mediathek löscht“.

Mike Mohring, Parteikollege aus dem Thüringer Landtag sieht das ähnlich. „Mir fehlt jegliches Verständnis für die Zensur durch den WDR“, sagte Mohring der „Bild“ und fügte an: „Auf der Höhe der Zeit scheint beim WDR auch niemand zu sein, denn auf YouTube erfreut sich die Zensursendung größerer Beliebtheit.“

Plasberg hat angekündigt, dass ihn die Kritik nachdenklich gemacht hat und das es eine weitere Sendung zum Thema geben wird. Hier wird es interessant: Wird er ein Rebell sein oder nicht?

Er kann die Sendung neu auflegen und diesmal zurückhaltender in der Moderation sein, aber doch zum gleichen Ergebnis kommen oder er kann einen Kniefall machen und eine Diskussionsrunde starten, bei der es kein echtes Kontra gibt, allenfalls eine Diskussion darum, wie man es richtig bzw. besser macht. Dann hätte die Beschwerde – Streisandeffekt hin oder her – durchaus etwas erreicht: Diese Sendung wäre dann zwar noch einmal kurz im Spotlight, aber zukünftige Sendungen wären sicherer.

Interessant wäre, ob die gleiche Konstellation noch einmal zusammenkommt. Die „Antigender“-Seite hat meine ich bereits angekündigt, dass sie erneut teilnehmen würde, die Frage ist, wie die Bereitschaft auf der anderen Seite wäre.

Wen soll man einladen um die „Fachlichkeit“ auf der Gender-Seite zu erhöhen? Ich vermute mal, dass sich neue Gäste genau versichern lassen, was diesmal in der Sendung passieren soll. Und ob ein Professor aus den Gender Studies Lust hat, sich der Kritik auszusetzen. Interessant wäre es natürlich einmal einen Experten für Geschlechterbiologie auf die andere Seite zu setzen.

Falls das Plasberg-Team erneut eine kritische Sendung machen möchte und zufällig auf diese Seite stoßen sollte, verweise ich hier noch einmal auf meinen Artikel „Diskussionsstrategien mit Feministinnen

„Die typischen Abwehrreaktionen gegenüber Feminismus und dem Aufbrechen von Machtstrukturen“

Anne Wizorek oder Marthadear erwidert auf den “Warum ich keine Feministin sein will”-Text. Eine Passage fand ich insbesondere interessant.

Die argumentative Nebelkerze um vermeintlich fehlenden oder falschen Humor lenkt jedenfalls wieder erfolgreich vom Diskurs über gesellschaftliche Veränderungen ab und sucht die Schuld dafür beim Feminismus, der es wieder mal nicht auf die Reihe bekomme, alle an Bord zu holen. Feminismus ist aber kein Produkt, das einfach nur eine bessere Werbestrategie benötigt. Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Hautfarbe oder ihres sozialen Status – mit Respekt zu behandeln und ihnen dieselben Chancen zu ermöglichen, das ist als erstrebter gesellschaftlicher Zustand bereits attraktiv genug. Die typischen Abwehrreaktionen gegenüber Feminismus und dem Aufbrechen von Machtstrukturen sind allerdings nicht nur alt, sondern wiederum schon von vielen Intellektuellen analysiert worden. Hier hat die Feminismus-Debatte leider regelmäßig einen blinden Fleck und übt sich lieber in Geschichtsvergessenheit.

Schon lustig: Da heißt es in dem Ausgangstext, dass man doch einfach mal zuhören sollte und nicht immer gleich den großen Kampf ausrufen sollte, und Marthadear erklärt erst einmal alles zur Abwehrstrategie gegen den Gerechten Kampf zur Beendung der Unterdrückung der Frau. Sofort wird in die alten Denkschema verfallen – der Feminismus ist gut, er braucht keine Werbung weil er gut ist, wenn Leute ihn ablehnen, dann weil sie sich an ihre Macht klammern, daran, dass man selbst über das Ziel hinausgeschossen ist und einen nicht mehr als gerecht wahrnehmen, das kommt in dieser Wahrnehmungswelt nicht mehr vor.

Tugendfuror, Aufschreiaktivismus und Astroturfing

Eine interessante Auswertung der Aufschrei-Kampagne findet sich im Spiegel:

In Wahrheit ist mancher Sturm nur ein Stürmchen, was bei aller Selbstreferentialität des Mediums in der Regel doch lieber ungesagt bleibt. Wer sich die Mühe macht, einmal nachzusehen, wie viele Leute sich tatsächlich an den in Rede stehenden Debatten beteiligen, stellt schnell fest, dass die Zahl oft nicht einmal ausreicht, um den bei herkömmlichen Protesten beliebten Platz vor dem Brandenburger Tor zu füllen.

Im SPIEGEL gab es kürzlich eine interessante Grafik zu dem ersten Twittersturm, der die Sexismusdebatte in Gang setzte und vielen nun als Beweis für die Bedeutung dieser neuen sozialen Bewegung gilt. Von den 80.000 Tweets, die in den ersten fünf Tagen abgesetzt wurden, waren 30.000 Retweets, also Weiterleitungen bereits gesendeter Mitteilungen. Zu den am meisten weiterverschickten Nachrichten gehörte der Spruch: „Meine Frau wollte auch etwas zu #aufschrei twittern. Das W-Lan reicht aber nicht bis in die Küche.“

Auch der Bundespräsident findet die Aufregung wohl übertrieben:

„Wenn so ein Tugendfuror herrscht, bin ich weniger moralisch, als man es von mir als ehemaligem Pfarrer vielleicht erwarten würde.“ Mit Sicherheit gebe es in der Frauenfrage noch einiges zu tun. „Aber eine besonders gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen kann ich hierzulande nicht erkennen.“

Mitunter gewinnt man den Eindruck, dass das Lostreten der Aufregung weniger eine Frage von Tugend ist als vielmehr die Erkenntnis, dass man damit Druck ausüben kann, Aufmerksamkeit produzieren kann und damit auch sich selbst ins Gespräch bringt. Mit der #Aufschrei-Debatte haben sich Laura Dornheim und Anne Wizorek über Twitter hinaus bekannt gemacht. Es ist insofern nicht verwunderlich, dass sie nunmehr über Aufruhr gegen ein T-Shirt beim Otto Versand eine weitere Kampagne nachzuschieben.

Solche künstlichen Kampagnen, die eine große öffentliche Beteiligung vortäuschen sollen, nennt man Astroturfing:

Der Begriff Astroturfing, auch Kunstrasenbewegung, bezeichnet – insbesondere im US-amerikanischen Sprachraum – politische Public-Relations- und kommerzielle Werbeprojekte, die darauf abzielen, den Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vorzutäuschen. Ziel ist es dabei, den Anschein einer unabhängigen öffentlichen Meinungsäußerung über Politiker, politische Gruppen, Produkte, Dienstleistungen, Ereignisse und ähnliches zu erwecken, indem das Verhalten vieler verschiedener und geographisch getrennter Einzelpersonen zentral gesteuert wird.

Weitere solche künstliche Kampagnen zu starten ist das Mittel um zum einen den Feminismus und seine Notwendigkeit wieder zu einem Thema zu machen und moralisches Kapital anzusammeln. Man kann sich selbst in den Mittelpunkt rücken, indem man solche Kampagnen startet.

Wie sehr dieses Aufsteigen anderer Personen bisherige „Größen“  stört, sieht man gut an diesem Artikel von Nadine Lantzsch über Anne Wizorek:

heute fiel mir ein, dass sich die person, die ich vor ein paar tagen noch anerkennend im blog erwähnte und jetzt als “gesicht einer neuen feministischen bewegung” bezeichnet wird, sich vor etwa einem jahr an einer von typen initiierten sexistischen hetzkampagne gegen meine person (stellvertretend für all die radikalen feminist_innen wahrscheinlich) beteiligte. die hetzkampagne re_produzierte nebenbei krasse rassismen, die irgendwie irgendwann untergingen, weil es dann nur noch um persönliche beleidigungen ging, was wiederum auch sexismus zu einem machtverhältnis macht, das in der vorstellung vieler weißer menschen nur weiße frauen trifft. was wiederum auch rassismus re_produziert. neben all den sexismen.

heute fiel mir ein, dass diese person in der slutwalk-orga von 2011 in einer pressemitteilung homophobie durch sexuelle neigungen ersetzte, weil homophobie als wort “zu kompliziert” sei.

„Diese Person“ macht deutlich, welche Verbitterung über dieses Aufsteigen vorhanden sein muss. Gerade eben hat sie noch selbst den Umsturz geleitet, jetzt sinkt ihr Stern schon wieder dank eines neuen Aktivismus, der weniger redet, sondern medienwirksame Aktionen startet. Gerade hatte man den Feminismus auf die Rassismus und „critical whiteness“ Schiene umgebogen, da wird er auch schon wieder in die andere Richtung umgeleitet.

Aufschrei bei ZDFlogin mit Laura Dornheim, Anne Wizorek und Maximilian Pütz

Dem Brüderle Himmelreich Vorfall folgten einige Diskussionen zur daraufhin gestarteten Aufschrei-Kampagne, unter anderem auch beim ZDF:

#AUFSCHREI bei #ZDFinfo incl. ALLER Tweets zur Sendung – „Grabschen, glotzen, Sprüche klopfen: Sind Frauen Macho-Opfer?“ Wie können Frauen sich wehren und was passiert mit Männern, die ihren Macho ablegen? Das war die Diskussion bei log in am Montag. Zu Gast waren: Laura Dornheim (@schwarzblond), Unternehmensberaterin und Piratin, Anne Wizorek (@marthadear) sowie Maximilian Pütz (sein Bericht dazu bzw. inzwischen nur noch seine Seite), Verführungscoach. – 28.1.2013

Man sieht das ganze Video durch meiner Meinung nach sehr gut, dass die beiden Feministinnen das ganze Gespräch als Zumutung empfinden. In ihren Beispielen gehen sie von der Rape Culture aus. Man sieht danach richtig, wie sie sich darüber ärgern, dass sie nicht filterbubblekonform behandelt werden und andere Leute abweichende Meinungen haben

Ab 18:57:

Sie: „Wir leben in einem Klima, das Gewalt gegen Frauen begünstigt.

Pütz: Wo das denn?

Sie: Es ist ein Patriarchat mein Lieber, das ist dir vielleicht schon aufgefallen.

Pütz: Nöö, ist mir nicht aufgefallen

Die alte Rape Culture Geschichte. Man merkt ihr an, dass es insgesamt wenig hinterfragte Wiedergabe der Theorie ist.

Und bei: 40:00

Anne: Viele Frauen wehren sich schon allein dadurch, dass sie jeden Tag trotzdem noch auf die Straße gehen anstatt sich zuhause zu verbuddeln. Für ganz viele Frauen ist es extrem schlimm einfach schon auf die Straße zu gehen.

Hier baut sie eine extreme Opferhaltung auf. Frauen haben ein Problem damit einfach mal auf die Straße zu gehen? In welchem (Geschlechter-)Kriegsgebiet wohnt sie? Die meisten Frauen, die ich kenne, haben kein Problem damit auf die Straße zu gehen und dort lauern keine Horden von Männern, die sie sofort sexuell belästigen.

Bei 43:00

Twitter: Kann zu aufreizende Kleidung nicht auch ein Faktor für heimliche Blicke sein, basierend auf natürlichen biologischen Gegebenheiten?

Laura: Diese natürlichen biologischen Gegebenheiten gibt es nachweislich so nicht.

Da würde ich natürlich gerne mal die Nachweise sehn. Ich denke nicht, dass sie da etwas hätte

Twitter: Was ist eigentlich mit den Männerrechten, insbesondere wenn es um das Sorgerecht von Kindern geht?

Laura: Wir haben Menschenrechte und das Sorgerecht kümmert sich um beide Elternteile *schulterzuck* Mimimi!

Das ist schlicht eine Frechheit. Sie hat keine Ahnung, kennt die Regelungen nicht und sie interessieren sie ganz offensichtlich auch nicht, weil es eben nur Rechte von Männern sind, die ja eh nicht diskriminiert werden können. Pütz vermischt danach zwar auch Umgangsrecht und Sorgerecht, aber man sieht Laura an, dass sie eine Befassung mit diesem Mimimi-Männerproblemen für Zeitverschwendung hält.