Frauenbild und Feminismus: Wie viel eigenes Denken lässt die Gesellschaft zu?

Wo ich gerade dabei bin über feministische Argumentation zu reden:

Eine Spielart des Feminismus finde ich besonders anstrengend: Den, bei dem die Frau lediglich Spielball der Gesellschaft ist und keinerlei freien Willen hat.

Dabei wird einfach bei allem, was nicht ins eigene Bild der Gleichheit von Mann und Frau passt auf die Gesellschaft abgewälzt, ohne das der Frau noch eigener Spielraum zugestanden wird.

Ein Beispiel verläuft so:

Es geht darum, warum die Frauenrolle ist wie sie ist. Es kommt das Argument, dass die Gesellschaft, insbesondere die Medien schuld sind, die das Rollenbild aktiv aufrecht erhalten. Ein Beispiel sind dann die Themen in Frauenzeitschriften, durch die Frauen in ihrer Rolle gehalten werden. Die Frauen lesen die Zeitschriften, weil es eben Frauenzeitschriften sind und sie daher lesen müssen. Sie können der Beeinflussung also nicht ausweichen.

Diese Logik will sich mir nicht ganz erschließen. Meine Gegenargumente wären die folgenden:

  1. Verlage haben kein Interesse an einer Aufrechterhaltung des Rollenbildes. Sie haben ein Interesse an Lesern. Demnach werden sie nach Möglichkeit Artikel in eine Zeitschrift packen, die die Leser interessiert. Das spricht dafür, dass sich die jetzigen Themen von Frauenzeitschriften als Themen erwiesen haben, die Leser, insbesondere Leserinnen ansprechen.
  2. Wenn es ein Bedürfnis nach anderen Zeitschriften für Frauen geben würde, also die Frauen eigentlich unzufrieden mit den dortigen Artikeln wären, dann würden andere Zeitschriften diese Lücke füllen und mehr Leserinnen erreichen
  3. Das Angebot bei Frauenzeitschriften ist bereits recht groß. Von der Brigitte bis zu Alegra (oder was auch immer das Spektrum abdeckt) können sich die Frauen entscheiden, was sie lesen wollen.
  4. Wären alle Frauen heimlich von Frauenzeitschriften gelangweilt, dann würden sie sie nicht kaufen, sondern stattdessen zu allgemeinen Zeitschriften oder „Männerzeitschriften“ greifen. Es gibt keinen Grund für Frauen die Brigitte zu lesen, sie können stattdessen genau so gut eine Tageszeitung oder ein Nachrichtenmagazin oder eben auch die Mens Health oder die Emma lesen.

Kurzum: Der absolute Einfluss und die unterstellte Boshaftigkeit der Medienwelt ist meiner Meinung nach wenig überzeugend und es fehlt auch an einem Grund für die Medienwelt Frauen gegen ihren Willen bestimmte Gedanken aufzuzwingen.

Überzeugender ist meiner Meinung nach, dass sich Frauen einfach für bestimmte Sachen interessieren, weil sie eben anders sind als Männer bzw. weil Männer anders sind als Frauen.

Das Interesse der Frauen an zB Mode macht Sinn, wenn man bedenkt, dass Männer körperliche Attraktivität höher bewerten als Frauen (was aus Sicht der Evolutionstheorie biologisch leicht zu erklären ist). Auch andere klassische Frauenthemen könnte man entsprechend aufschlüsseln.

Sicherlich wird auch vieles gesellschaftliche Hintergründe haben. Aber auch hier besteht dann eine Eigenverantwortung der Frau sich mit dieser Rolle auseinanderzusetzen und zu entscheiden, ob sie sie leben will oder nicht. Es soll ja auch durchaus Frauen geben, die mit dem gegenwärtigen Rollenbild im Großen und Ganzen einverstanden sind. Sie einfach zu willenlosen Zombies zu degradieren, die alles kaufen, wo „Frauenzeitschrift“ draufsteht ist meiner Ansicht nach wesentlich misogyner als alles was in einer Frauenzeitschrift steht.

Meiner Meinung nach könnte hier ein interessanter Mechanismus greifen:

Ich hatte bereits vermutet, dass sich gerade Frauen mit der Frauenrolle beschäftigen, die sich selbst dadurch eingeschränkt fühlen. Für diese wären dann Frauenzeitschriften in der Tat nicht interessant. Wiederum ist die Erklärung „ich habe erkannt, was Rollenbilder mit mir machen und habe es geschafft mich zu befreien“ besser als „ich bin nicht so wie die anderen Frauen“.

Das Argument lässt sich auch leicht umdrehen: Wenn Frauen so schwach sind, dass sie noch nicht einmal eine Nicht-Frauen-Zeitschrift kaufen, dann sind sie auch nicht stark genug um einem Mann in einer Verhandlung die Stirn zu bieten/die Kinder in die Fremdbetreuung zu geben und für eine Führungsposition zur Verfügung zu stehen/harte aber notwendige Maßnahmen gegenüber Mitarbeitern durchzusetzen/was es sonst für Klischees nach dem Rollenbild gibt.

Natürlich muss ich mir vorhalten lassen, dass ich ja auch anführe, dass Männer und Frauen bestimmte Eigenschaften haben, aus denen sie nicht herauskönnen, die aber durch die Gesellschaft bedingt sein sollen. Der Unterschied ist, dass die Biologie nichts über den einzelnen Menschen aussagt, sondern über den Schnitt. Zudem sehe ich die Menschen nicht als Marionetten der Biologie, sondern lediglich durch diese zu bestimmten Verhalten beeinflusst, so dass wesentlich mehr eigenes Denken stattfinden kann.

16 Gedanken zu “Frauenbild und Feminismus: Wie viel eigenes Denken lässt die Gesellschaft zu?

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  2. Ich kann die Argumentation nachvollziehen. Ich glaube wirklich, dass es ein Druck gibt, den Frauen spüren. Der ist aber hausgemacht. Es ist der gleiche Grund, warum Mädchen in der Schule besser sind als Jungs: Anpassungsfähigkeit. Frauen waren darauf angewiesen, möglichst eine grosse Gruppe um sich zu scharen, das sicherte das überleben und das versorgen bei Schwangerschaft. Dies geht aber nur reibungslos, wann man sich anpasst, an die verschiedensten Dinge, deshalb sind Frauen auch eher duckmäuse, machen das was andere wollen, sie selbst sprechne dann davon, das ihnen Harmonie wichtig ist. Der Nachteil ist, dass Frauen ihre Triebe nicht unter Kontrolle haben, weil sie es nie lernen mussten bzw. ihnen eingeredet wird, das nur die bösen Männer triebe haben. Deshalb wollen sich Frauen unbewusst dem herrschenden Gesellschaftsbild anpasse, deshalb rennen Frauen immer der gängigen Mode hinerher.

  3. Sie interessieren sie, weil sie wissen wollen, wie sie sich zu verhalten haben. Die meisten Berater werden von Frauen gekauft, in jeder Frauenzeitschrift ist zumindest ein Artikel, der vorgibt, in welcher situation Frau sich wie verhalten soll usw. Sollte man mal drüber nachdenken, dass sich Anpassen nicht nur Vorteile hat, besonders wenn man es nicht kontrollieren kann, oder man es solgange schon macht, das man nichts anderes mehr machen kann.

  4. Frauen lesen Frauenzeitschriften weil sie interessiert sind daran. Frauen sind „modemenschen“ und zwar darum weil dies den Stand der Gesellschaft in bestimmten Bereichen zeigt:

    Auf welche Art äussert man zu diesem Zeitpunkt Genetisch sehr gut drauf zu sein.

    Auf welche Art erkenne ich ein genetisch guten Partner.

    Die Macht der Frau ist in jungen Jahren verbunden mit dem Aussehen, später mit der Leistung in Ehe und bei den Kindern.

    Es sind die triebhaften Veranlagungen die Frauen dazu treiben so etwas zu lesen. Und zum Friseur zu gehen, und Kleider wie verrückt zu kaufen.

    Man kann NICHTS verkaufen, was nicht grundsätzlich bei der Zielgruppe auf Resonanz trifft..

    /ajk

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  7. Ich finde den unterschied zwischen Frauen- und Männerzeitschriften Interessant. Frauenzeitschriften werden explizit über ‚Frau‘ vermarktet: Es sind keine Mode-, Beziehungsratgeber-, Koch-, whateverzeitschriften, sondern oft explizit _Frauen_zeitschriften.

    Das Analogon dazu, die ausdrücklich für diese gemachte Männerzeitschrift ist imho eine recht junge Erscheinung (Men’s health fiele mir ein). Das, was üblicherweise als „Männerzeitschrift“ durchgeht, sind imho meist mehr Fachzeitschriften, mit Themen, für die sich (den verkaufszahlen nach) hauptsächlich Männer interessieren (Computer, Fahrzeuge, Sport, …)

    In dieser Hinsicht sind „Männerzeitschriften“ eigentlich recht egalitär: Computer werden in der C’t nicht „aus männlicher Perspektive“, sondern aus Fachlicher perspektive behandelt. Egal ob eine Frau oder ein Mann davor sitzt, das Ding funktioniert gleich. Gleiches gilt für Auto- oder Motorradzeitschriften.
    Die „männlichste“ Perspektive dürften noch die Sportzeitschriften haben, da der Sport geschlechtergetrennt ist, und die Nachfrage nach Frauensportarten zZ nicht so hoch zu sein scheint.

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  11. Ich weiß der Artikel ist alt, aber die Überschrift passt irgendwie und sonst sah ich nirgends, dass du dich damit beschäftigt hast:
    Ich habe leider festgestellt, dass feministische und linke Äußerungen, wenn sie nicht ignoriert werden, zu persönlichen Angriffen führen oder ohne Kommentar gelöscht oder gar nicht erst veröffentlicht werden. Das ist auf bald allen populären Plattformen der Fall. Frauenhass geht auch immer überall, aber das Aufmerksammachen darauf und Männerhass nie, nicht mal im Schweinestall. 😛

    Mir sind viele Online-Artikel bekannt, wo diejenigen (Frauen meistens) die angegriffen wurden letzten Endes daran gehindert worden von ihren Rechten gebrauch zu machen. Man(n) schützt die Freiheit der Männer oder vermeintlichen männliche Usern offenbar mehr, als die von Frauen oder vermeintlich weiblichen Userinnen, das sie so etwas auch auf den Alltag ausübt oder mit diesen wechselwirkt ist klar. Aber schlimm.

    Paar Beispielartikel:
    von Alexandra Stanic
    https://www.vice.com/de/article/3kxz95/jenny-sturzte-nach-ko-tropfen-21-meter-aus-dem-fenster-und-uberlebte

    Als die Freundin des Opfers online den Club auf sein Fehlverhalten aufmerksam machte, kam ein Shitstorm auf sie zu. Ist aber kein Einzelfall. Anita Sarkeesian ist bekannter, dann Caroline Criado Perez
    sie hat zum Glück den Verlauf der Post aufgenommen
    https://weekwoman.wordpress.com/2014/05/11/twitter-optimised-for-abuse/
    aber die männlichen Polizisten interessierte das sicher wenig. Die schützen konservative Männer und selten mal konservative Frauen, aber keine progressiven.
    https://time.com/3305466/male-female-harassment-online/
    https://www.theatlantic.com/technology/archive/2014/10/the-unsafety-net-how-social-media-turned-against-women/381261/

    Das Internet ist größtenteils konservativ-rechts, sollte aber eigentlich für alle ein sicherer Rückzugsort sein.

      • @Christian

        ich häte gedacht, dass du die verlinkten Sachen inzwischen übersetzen könntest. „Believe Women, ohne Wenn und Aber“ und „Wenn Frauen genauso Contra kriegen wie Männer, ist das frauenfeindlich“ sind „links und feministisch“, wohingegen „Wir müssen erst einen Täter ermitteln, bevor wir jemanden fest nehmen“ und „Der Staat kann dich nicht vor ALLEM schützen, ein wenig Verantwortung musst du schon selbst aufbringen“ sind konservativ-rechts.

        Du hast natürlich recht damit, dass sie das hier gern ohne Löschung ausbreiten darf, aber – ach, ach – ich fürchte, es werden sich andere finden, die mit ihr diskutieren werden wie mit einem Mann…

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