Männerbewegung und weibliche Privilegien

Nachdem ich in Richtung Feminismus ja schon einiges geschrieben habe und es sich für einen jungen Blog ja auch anbietet in alle Richtungen zu schlagen um seine Position zu erkämpfen, hier nunmehr eine Stellungnahme in Richtung Männerbewegung.

Anlass ist ein Artikel auf dem Blog „Söhne des Perseus“ in dem es um die schonungslose Aufdeckung von weiblichen Privilegien geht.

1. Keine staatlichen Zwangsdienst

Zu Zwangsdiensten hatte ich auch schon etwas geschrieben. Der Wehrdienst ist ungerecht und eine einseitige Belastung für Männer. Das sollte eine klare feministische Position sein, die so leider selten ausgesprochen wird. Ich meine allerdings Alice Schwarzer, so wenig ich auch ansonsten mit ihr übereinstimme, hat dies ebenfalls einmal so gesagt.

Der Ton, in dem dort geschrieben wird, insoweit gebe ich dreihälften Recht, ist einer Diskussion nicht förderlich. Es bringt nichts Feministen oder noch schlimmer Frauen an sich als „23 %-Betroffenheitstruppe“  zu bezeichnen und dann noch die anderen Gleichheitsfragen mit hineinzumengen. Es bringt schon deshalb nichts, weil das Aufrechnen von Benachteiligungen genau eine der Fehler des Feminismus ist. Das Argument, dass Frauen nicht Opfer sein können, weil Männer einem Zwangsdienst ausüben ist genau so schlecht wie das Argument, dass Jungs in der Schule nicht gesondert gefördert werden sollten, weil die Benachteiligung von Frauen im Berufsleben existiert.

2. Bessere medizinische Versorgung

Männer werden nicht so alt wie Frauen, ihre Vorsorgeuntersuchungen sind schlechter ausgestaltet, Männer erleiden mehr Arbeitsunfälle, die Suizidrate bei Männern ist deutlich höher. Als dies ist die negative Seite des Rollenbildes Mann, der Versorgertätigkeit und des Statusgedanken und es wird im Feminismus wenig behandelt. Dort ist Karriere im Beruf häufig etwas, was nur durch „das Patriarchat“ verhindert wird, die Glasdecke trennt die Frauen von den „guten Jobs“, die auch noch lediglich aufgrund der patriarchalischen Strukturen (im linken Feminismus auch: des Kapitalismus) nicht mit einer Kindererziehung und einer 40 Stunden Woche vereinbar sind.

All dies ist richtig und kritisierenswert. Aber es darf nicht zu einem herunterspielen des männlichen Anteils führen:

Man redet solche schockierenden Erkenntnisse schön, indem man den Männern selbst die Schuld dafür gibt, dass sie früher und eher sterben als Frauen. Doch es sind gerade die Frauen, welche ihre Männer drangsalieren, mehr und härter zu arbeiten, sie mit weiblichem Psychoterror bombardieren, ihnen einreden, dass echte, wahre Männer Mühsal und Last ohne zu Klagen auf sich zu nehmen und sich im Zweifelsfall für Frau und Kind zu opfern hätten.

Frauen stehen auf Status und beruflicher Erfolg kann Status bringen, soviel ist richtig. Übersehen werden hierbei aber mehrere Punkte.

Erstens ist es Sache des Mannes zu entscheiden, durch welche weiblichen Ringe er springen will. Natürlich ist ein Druck vorhanden und dieser ist höher als bei den Frauen, aber es besteht immer noch eine Verantwortung des Mannes wie er damit umgeht. Natürlich stehen dieser Verantwortung Unterhaltspflichten etc gegenüber, die einen Teil der Freiwilligkeit entfernen können, aber dennoch sollte man nicht allein auf weiblichen Druck abstellen.

Zweitens ist Status ein Wert für den Mann an sich, den er auch aufgrund biologischer Gründe aufbaut. Die sexuelle Selektion bewirkt, dass Männer um die Aufmerksamkeit der Frauen genauso buhlen, wie alle anderen Tiere. Bei vielen sozialen Tieren, gerade den Menschenaffen, ist die Postion in der Gruppe und die Wertschätzung durch diese ein Faktor, der als attraktiv wahrgenommen wird. Männchen, die den inneren Wunsch haben dort möglichst gut abzuschneiden, werden mehr Nachkommen erreicht haben, so dass der Wunsch einen höheren Status zu haben nicht nur durch das gegenwärtige Verhalten der Frauen erzeugt wird, sondern tief in uns verwurzelt sein dürfte. Genug Männer würden dies auch in einer fiktiven Welt ohne Frauen machen. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht dieser genetischen Programmierung bewusst werden sollte und ihre Auswirkungen steuer sollte. Eine urzeitliche Programmierung lässt uns auch mehr essen als uns lieb ist, weil Reserven für schlechte Zeiten benötigt werden, die wir heute nicht mehr brauchen. Aber das Männer Status bilden wollen ist nicht nur ein Kampf um die Frau oder dessen Wollen, sondern auch ein Kampf unter Männern (der biologisch dazu dienen sollte die Fortpflanzungschancen zu verbessern, aber ebenso wie übermässiges Essen von dieser Funktion abgekoppelt ist).

Dieses verankerte Statusbilden geht zudem einher mit einer höheren Risikobereitschaft und einer verminderten Bereitschaft Schwäche in der Gesellschaft zu zeigen. Für Männer war es biologisch sinnvoll mehr Risiken einzugehen, wenn dies mehr Nachkommen bedeutet. Für Frauen ist dies biologisch weit weniger sinnvoll. Die Grundlagen hierzu finden sich zB bei Miller, The Mating Mind oder auch bei Dawkins, das egoistische Gen, und ziehen sich durch einen Großteil des gesamten Tierreiches. Das Testosteron auch die Risikobereitschaft erhöht ist biologisch in verschiedensten Stufen nachgewiesen. Genauso machten sich Männer, die öffentlich Schwäche zeigten früher unattraktiver, so dass auch hier genetische Gründe vorliegen, wesentlich weniger offen zu legen. All dies führt zu weniger Arztbesuchen bei Männern und weniger Bereitschaft Vorsorge zu machen. Natürlich kommen noch andere Fakten dazu: Ein Mann muss sich häufig einen Tag frei nehmen um sich Zeit für Arzttermine zu machen. Schon deswegen sind viele wesentlich seltener beim Arzt, sondern sitzen bestimmte Krankheiten aus. Natürlich sollte man gegen diese Faktoren ankämpfen und mehr Werbung für männliche Vorsorge machen.

Die Schuld auf die Frauen zu verlagern, bringt aber wenig.

3. Massive mediale Aufmerksamkeit

Frauenprobleme genießen wesentlich mehr Aufmerksamkeit. Der Feminismus wird sagen, dass dies noch zu wenig ist, weil die Probleme auf Frauenseite wesentlich größer sind. Der Maskulist wird hingegen gerne lächerlich gemacht, wenn er Probleme anspricht. Das ist ein beklagenswerter Zustand, insbesondere weil der Feminismus dann nicht selten tief in die Dreckkiste greift und aus Rollenbildern hinaus angreift. Damit meine ich, dass dann den Männern, die die Probleme ansprechen, vorgehalten wird, dass sie eben keine Männer sind. Gerne werden Verniedlichungsformen wie Männlein verwendet oder darauf verwiesen, dass es „Versager sein, die keine abbekommen“. Was so ziemlich das Aquivalent der Erwiderung an eine Feministin ist, dass sie eigentlich nur mal einen Mann braucht, der ihr ihren Platz zeigt indem er sie so richtig durchnimmt oder vielleicht, noch gleichwertiger, sie als hässlich bezeichnet.  Aber es macht deutlich, wie tief verwurzelt Attraktivitätsmerkmale in Menschen sind. Klassische Attraktivitätsmerkmale bei Männern, oder auch „Demonstrations of higher Value (DHV)“ oder „attraction switches“ sind

  • Anführer anderer Männer („Leader of men“)
  • Beschützer ihm Nahestehnder („Protector of loved ones“)
  • Von anderen Frauen für gut befunden („Pre-Approved bei other Women“)

All diese Merkmale arbeiten gegen die Männerbewegung. Wer sich auf Schwächen beruft, gerade wenn er jammert, der ist kein Anführer. Wer meint, dass Frauen keine Opfer sind, sondern seine Probleme größer und das daran die Frauen schuld sind, der beschützt nicht, hingegen kann es attraktiv sein, den „weißen Ritter“ zu geben, indem man sich gegen die Männerbewegung stellt. Und wer breite Ablehnung erhält der ist wird eben auch nicht für „gut“ befunden.

Auch hier ist also ein Teil des Problems selbstgemacht, denn zum einen springen auch viele Männer der Männerbewegung nur sehr zögerlich bei, weil sie meinen durch den Hinweis auf Schwächen Status zu verlieren. Zum anderen, auch wenn dies schade ist, behindert der häufig sehr weinerliche Ton (ja, ich sehe was ich da mit der Männerrolle mache) und die Betonung des eigenen Opferstatus die Diskussion.

Ich meine die Männerbewegung würde bei einem anderen Auftreten mehr Aufmerksamkeit erhalten, die amerikanische Seite „Spearhead“ ist da meine ich vom Ton her besser aufgestellt.

Auch Kommentatoren wie „JJ“ auf der Seite Mädchenmannschaft (leider dort vergrault durch die Kommentarpolitik) schaffen es, ihre Position aus einer Position der Stärke heraus vorzutragen, indem sie ihre Kritik in eine fachliche Sprache einkleiden und das Gespräch sachlich halten (ich bedauere es übrigens sehr, dass er dort nicht mehr schreibt und würde einen Blog von ihm sofort lesen).

4. Rechtliche Bevorzugung

Auch bei den angesprochenen geringeren Strafen für Frauen wirkt nicht einfach nur eine Frauenbevorzugung. Hier spielt mit hinein, dass Frauen wesentlich mehr Schwäche zeigen dürfen als Männer und Menschen, die Gefühle wie Reue zeigen,  selbst wenn sie nur gut vorgespielt werden, eben allgemein mit geringeren Strafen bestraft werden. Das ist nicht nur in der Justiz so. Eine Möglichkeit ist Männern das Zeigen von Gefühlen anzutrainieren, was schwierig sein wird, eine andere Richter in den Anzeichen von Verantwortungsübernahme bei den Geschlechtern zu schulen. Während eine Frau evt. Sturzbäche heult und erklärt, dass es ihr alles leid tut und alle Umstände aufführt warum es zu diesem „Ausrutscher“ gekommen ist, kann männliche Verantwortung auch so ausgedrückt werden, dass man bereit ist die Konsequenzen zu tragen und die Tat nicht klein zu reden. Möglichst emotionslos die Tat darzulegen und deutlich zu machen, dass man die Strafe verdient hat. Beides sind verschiedene Ausdrucksformen, eine führt aber zu einer geringeren Strafe. Das ist die eigentliche Ungerechtigkeit.

Scheidungsrecht und Sorgerecht leiden unter ähnlichen Gesichtspunkten. Vielleicht schreibe ich da später was zu.

5. Der Staatsfeminismus

Unter Staatsfeminismus wird dort folgendes angeführt:

Frauen werden vom Staat massiv verwöhnt. Selbstverständlich auf Kosten der Männer. Da werden europaweit Frauenförderprogramme organisiert, Gleichstellungsbüros ausgehoben, Professorinnen mit Schmiergeldern angestellt, Frauenquoten durchgedrückt, frauenbegünstigende Gesetze erlassen und natürlich eifrigst um weibliche Wählerstimmen gebuhlt.

Richtig ist, dass viele Frauen am Feminismus verdienen und ohne diesen um ihre Stelle bangen müssten. Nervig ist in der Tat die Opferrolle, die dabei eingenommen wird. Aber auch hier spielen wieder die gleichen Faktoren hinein: Die weibliche Rolle erlaubt mehr Opferstatus und hat deswegen eine stärkere Lobby. Wiederum ist auch der Ton zu kritisieren. Die Kritik ist unsachlich geschrieben und trägt damit selbst dazu bei, dass sie nicht ernst genommen wird. Wer etwas erreichen will, der muss Politikern einen guten Grund geben sich für Männerthemen zu interessieren, was nur dann der Fall ist, wenn Männerthemen von Männern als für sie vorteilhaft erkannt werden.

Sicherlich ist der Staat inzwischen Ersatzversorger, was Warren Farrell in seinem Buch „The Myth of male Power“ ausführlich erläutert. Natürlich können männliche Politiker auch mit der Freigiebigkeit auf Staatskosten Großzügigkeit demonstrieren, was sie wiederum attraktiver macht (Großzügigkeit als Attraktivitätsmerkmal nach dem Handicapprinzip wird erläutert bei Miller, The Mating Mind).

6. Partnermarkt

„Frauen besitzen mehr Macht auf dem Partnermarkt“ ist nur teilweise richtig. Letztendlich entscheidet zwar auch heute noch die Frau, ob es eine Beziehung gibt, aber gleichzeitig gilt auch David DeAngelos Satz „Attraction is not a choice„. Sicherlich ist das Scheidungsrecht reformbedürftig, aber auch hier ist die Kritik nicht gut formuliert. Es macht die Männerbewegung schon wieder unattraktiv., insbesondere wenn die Schlußfolgerung ist, dass man „die Frauen durchfüttern muss“.

7 . Tötungsprivilegien

Gemeint ist die Abtreibung. Natürlich muss das Recht hier der Frau zustehen, weil es ihren Körper betrifft. Eine Abtreibung gegen den Willen der Frau ist ein Verbrechen. Das ergibt sich für mich aus der biologischen Situation. Etwas anderes sind Verhütungsfragen, Unterhaltsfragen nach der Geburt, die Frage der Pille danach etc. Auch wäre ich dafür, dass Recht einer Frau auf Abtreibung in einem Staat nicht nur als Frauenrecht zu bewerben, sondern auch als Recht des Mannes, aber nur in der Hinsicht, dass es für den Mann sehr vorteilhaft sein kann, wenn die Frau das Recht hat sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Schließlich gibt es gerade für den Mann genug Gründe in diesem Moment und mit dieser Frau kein Kind haben zu wollen.

8. Die Opferkarte

Die Opferkarte wird in der Tat im Feminismus häufig gespielt. Zu den Gründen, warum dies den Frauen besser gelingt habe ich oben bereits etwas geschrieben.

Ich glaube, dass die den Frauen letztendlich nicht gut tun wird. Wenn der Feminismus den Opferstatus beständig betont, dann glauben die Frauen auch, dass sie Opfer sind, was keine Position ist, aus der heraus man große Taten vollbringt. Ich habe die Worte einer „Managerin des Jahres“ in einem Interview im Ohr, die meinte, sie habe sich nie als Frau diskriminiert gefühlt, und Angriffe nicht als gegen sie als Frau gesehen, sondern als Anzeichen, dass jemand ihren Job will/sie als Konkurrenten sieht. Das scheint mir eine wesentlich positivere Einstellung, mit der man weiterkommt, weil man „Patriarchat“ als Schuldursache nicht bekämpfen kann, einen Konkurrenten aber schon. Eine Frau, die meint, dass sie es im Berufsleben härter haben wird als ihr Mann, wird vielleicht schon deswegen lieber ihrem Mann das Feld überlassen und damit wieder dazu beitragen, dass mehr Männer Karriere machen.

Zum anderen wirkt es sich auch auf die Wahrnehmung der anderen aus. Jemanden, den man als Opfer wahrnimmt, befördert man nicht in den Vorstand. Jemand, von dem man meint, dass andere ihn nicht als gleichwertig ansehen werden (weil sie Sexistenschweine sind), wird man auch als weniger geeignet für den Posten ansehen.

9. letzte Zuflucht konservatives Weltbild

Die Flucht in die Frauenrolle (Ich kann das nicht, du bist doch ein Mann, kannst du das nicht machen „Augenklimpern“ oder ich bin eine Frau, ich darf das) wird gerne verwendet. Es geht dabei nicht um Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sondern um alltägliche Sachen, die beide Geschlechter können. Ärgerlich. Aber auch eben die Frage, was man mit sich machen lässt.