Feminismus und weiblicher Diskussionsstil

Auf Wikipedia findet sich eine Auflistung der verschiedenen Arten des Feminismus, die einen Überblick über die verschiedenen Strömungen gibt.

Mit kommt es mitunter so vor als würden diese in den Diskussionen meist durcheinander gewirbelt und mal ein Argument hier und mal ein Argument da genutzt, wie es gerade passt, ohne das Feministinnen diese Äußerungen tatsächlich nach Denkrichtungen aufspalten und diese ausdiskutieren. Natürlich gibt es das auch, aber im „Alltagsfeminismus“ wird sich aus jeder Richtung bedient, wenn es gerade passt.

Ein Beispiel beispielsweise ist, dass in einer Diskussion über biologische Unterschiede betont wird, dass alle Menschen gleich sind. In einer Diskussion über weibliche Führungskräfte wird dann angeführt, dass weibliche Führungskräfte einen weniger patriarchalischen Führungsstil hätten und daher für die Wirtschaft besser wären/die Weltwirtschaftskrise verhindert hätten/ein angenehmeres Klima für die Mitarbeiter erzeugen würden.

Natürlich könnte man letzteres mit einer anderen Biografie erklären, aber wenn es gerade um die Aufhebung der Rollenbilder geht, dann wird dieser Unterschied letztendlich bei den jungen Frauen, die direkt zur Karriere durchstarten nicht mehr vorhanden sein.

Oder es wird etwas als „partriarchisch“ oder „männlich“ bezeichnet (zB: „Kapitalismus ist ein Männersystem“ oder „die Arbeitsstruktur ist männlich“ was ja auch nur Sinn macht, wenn Mann und Frau unterschiedlich sind.

Ein anderes Gegensatzpaar sind „Frauen sind genauso hart im Beruf/machen genau so viele Überstunden/haben genau so viel Interesse an einem Statusberuf“ und „wenn Frauen die Berufswelt erobert haben, dann wird es überall in den Führungsebenen Halbtagsjobs geben, und Kinderbetreuung und lange Auszeiten, weil Frauen eben das menschliche wichtiger ist und man es nur 6 Stunden pro Tag effektiv arbeiten kann“.

Allerdings scheint es mir zwischen den beiden selten so richtig zu krachen, selten werden diese Grundsatzstreitigkeiten ausgetragen, es steht eher alles nebeneinander und ist alles irgendwie ein wenig wahr. Selten werden die Ansichten als solche angesprochen („Du vertrittst da einen Gleichheitsfeminismus, den ich schon im Grundsatz nicht teile“) und dann streitig ausdiskutiert.

Es entspricht fast dem Klischee über Frauen: Im direkten Gespräch lieb zu einander sein, lieber schweigen und ignorieren als Kritik äußern. Es würde auch schnell zum Glaubenskrieg werden und die Gräben offen legen.

Ich glaube, dass das einer der Gründe ist, warum es keine erfolgreiche Frauenpartei gibt: („Die Frauen“ dümpeln ja irgendwo unter ferner liefen). Eine einheitliche Theorie, die Bildung einer herrschenden Meinung unter Hinweis auf die Fehler der anderen Meinung findet in normalen Diskussionen kaum statt. Eher einigt man sich darauf, dass die Männer/die partriarchische Gesellschaft schon irgendwie schuld sein muss.

Selbst zentrale Begriffe wie „Patriarchat“ werden uneinheitlich gebraucht. Bei den einen ist es noch „Die Vorherrschaft des Mannes in der Gesellschaft“. In anderen ist das Patriarchat „jedes System in dem dem Geschlecht bestimmte Rollen zugewiesen sind, wenn hierbei der Mann aus diesen Rollenzuweisungen mehr Vorteile erhält.“

Dies führt zum einen dazu, dass die Diskussion schwammig bleibt und eher eine Einigung über das gewünschte Ziel als über die Gründe erfolgt und zum anderen dazu, dass sich radikale Meinungen leicht einbinden können.

Ein Beispiel ist zB „Rape Survivor“ aus dem amerikanischen. Nicht jede Frau, die vergewaltigt wurde, ist einer Lebensgefahr ausgesetzt gewesen. Dennoch scheint sich dort die Bezeichnung „Survivor“ auf alle Opfer einer Vergewaltigung zu beziehen, unabhängig von deren Schweregrad. Für mich gehen die „Yes means Yes“-Kampagnen und die Forderungen hieraus für US-Colleges in die gleiche Richtung. Da Meinungen, die dies vertreten nicht widersprochen wird, bestimmt deren Meinung die Diskussion. Dies macht auch ein abweichen schwieriger. Denn da eine Einigung über das Ziel erfolgt kann ein Angreifen der Begründung schnell als Angreifen des Ziel gedeutet werden. Wer dagegen ist Opfer einer Vergewaltigung als „Überlebende einer Vergewaltigung“ zu bezeichnen der erkennt das Ziel, Vergewaltigung zu bekämpfen nicht an, indem er die Tat verharmlost. Damit ist derjenige für sexuelle Belästigung und Vergewaltigung, also der Feind und damit zu vermeiden und auszugrenzen.

Das Bild der Frau, die nach einem Streit wenn sie richtig wütend ist schweigt und den anderen ignoriert drängt sich auf. Auch das Klischee, dass Frauen solche Streitigkeiten über Sachfragen häufig emotionaler sehen will mir in vielen feministischen Diskussionen (hier Schreibende natürlich ausgenommen) nicht aus dem Kopf. Ich habe das Gefühl, dass Feministinnen in Diskussionen gerne unter sich bleiben und Meinungen, die hierzu konträr sind, lieber ausblenden würden. Biologische Begründungen, die nicht konform sind mit feministischen Meinungen führen recht schnell zur Sperrung (Mädchenmannschaft) oder Nichtfreigabe des Kommentars (Mädchenblog). Man darf Forschung aufführen, wenn sie stützt, dass Männer und Frauen gleich sind oder Frauen besser. Man darf auch anführen, dass Frauen alles anders machen würden, ohne zu begründen warum, aber biologische Argumente für etwas was Männer im Schnitt besser oder Frauen schlechter machen, machen einen sehr unbeliebt.

Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum es mehr bekannte männliche Blogger gibt. Männer haben eine andere Streitkultur, die eher auf der Sachebene (natürlich gibt es auch hier viele Gegenbeispiele – ich schrieb ja eher) bleibt und bei der eine andere Ansicht eher dazu führt, dass man noch mehr in dem Thema aufgeht. Männliche Blogger würden dem Rollenbild nach eher auf den Blog, der anderer Auffassung ist, verlinken und dann anführen warum er unrecht hat Vielleicht auch nur ein Überbleibsel des lauten „Auf-die Brust-Trommeln“, ein lautes, Status erhöhendes „Hier bin ich und ich habe Recht, seht, wie ich ihn argumentativ besiege“. Ein Gegner ist dabei wichtig, gegen wen soll man sonst gewinnen? Um so größer der Gegner um so größer der Sieg, also der Statusgewinn.

Dieser Wettstreitgedanke scheint mir feministischen Blogs eher abzugehen. Dort ist der Hauptgesichtspunkt die Darstellung der feministischen Gedanken und nicht die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen. Diese scheint eher gemieden zu werden.

Dies hat auch zur Folge, dass kein feministischer Blog jemals auf mich verlinken wird.  Mit dem Feind wird nicht geredet.

Dabei wäre es so ein schönes Freimachen vom Rollenbild.