„Ich will mein Aussehen verbessern“ als schlechter Grund für das Abnehmen

In einem sehr guten Gastbeitrag auf „Fettlogik“ zur „Fat Acceptance“ schreibt die Autorin auch diese Zeilen:

Irgendwo haben sie ja recht: Abnehmen sollte man in erster Linie nicht, weil es irgendein Schönheitsideal, irgendwelcher Fummelkram von der Stange, verkackte Frauenzeitschriften, dahergelaufene Idioten in der Familie, in der Peergroup, auf der Strasse, auf Twitter oder in einer Kommentarspalte von einem verlangen. Egal, wie besorgt sie tun. Und dann haben sie wieder unrecht: Man sollte eine Gewichtsreduktion in Erwägung ziehen, weil diese einen Zugewinn an Gesundheit, Lebensqualität und
Lebenszeit bedeuten kann. Ja, Lebenszeit!

Warum ist es eigentlich so problematisch zu sagen „ich möchte besser aussehen, weil ich damit auch für einen potentiellen Partner interessanter werde, der auch insgesamt besser ist?“

Es ist ja tatsächlich durchaus ein wichtiger Grund für einen selbst, dass man besser aussieht. Aber es klingt eben verdammt oberflächlich. Als ich das erste Mal richtig intensiv über längere Zeit ins Fitnessstudio ging hatte das eigentlich nur den Hintergrund, dass ich eben besser aussehen wollte, dass ich auch fasziniert davon war, wie sich der Körper veränderte. Auf Nachfrage sagte ich aber natürlich auch ganz korrekt „Bei meiner sitzenden Tätigkeit braucht man einfach den Ausgleich, schon für den Rücken“ und „Mit Sport fühlt man sich einfach fitter und hat mehr Energie“.

Ich glaube ein Grund ist, dass Betonungen der Merkmale der „Kurzzeitstrategie“ immer etwas billig wirken, im Gegensatz zu Kriterien, die man eher unter dem Gesichtspunkt der Langzeitstrategie. Und natürlich auch, dass Verbesserungen des Partnerwerts an sich immer billig wirken, weil es als Täuschung wahrgenommen wird und als Eingeständnis, dass man gegenwärtig oder bisher nicht so gut aussah. Hinzu kommt, dass es ein Unterwerfen unter die Bewertung anderer ist, die einen auch immer schwach wirken lässt, die einen eben als Spielball anderer darstellt und nicht als Handelnder.

Und dieser Zusammenhang wird denke ich gerade im Flirtkontext so wahrgenommen. Vielleicht ist das der Grund, warum Werbung abgemildert mit „Arbeite jetzt an deinem Strandkörper“ statt „leg dir einen Körper zu, den ein potentieller Partner interessant findet“ arbeitet. Die Bewunderung potentieller Partner wird eher angedeutet als als Ziel angegeben.