Ein Mitarbeiter der Universität Mainz bringt Kritik vor:
So lag der Anteil der Frauen, die 2014/2015 in Mainz Physik, Mathematik und Informatik als erstes Fach belegten, bei 37 Prozent. Verärgert hat Deis, dass die Uni zugleich nur acht Plätze für den zeitgleich stattfindenden Boy‘s Day – in der Radiologie der Unimedizin – anbot. Insgesamt seien die Männer an Uni und Unimedizin auf dem Rückzug: Zwei Drittel aller Studienanfänger und Absolventen seien weiblich.
Zutritt nur für Frauen
Wenn sich die Uni damit schmücke, pro Jahr zwei Millionen Euro für Gleichstellungsprojekte auszugeben und so zum vierten Mal das Siegel „TOTAL E-QUALITY“ gewonnen zu haben, zeichne sie ein unvollständiges Bild. Denn die Förderung gelte allein Frauen: Das „Büro für Frauenförderung und Gleichstellung“ biete 15 Frauen-Förderprogramme – keines für Männer. Die Uni habe 54 Frauen- und Gleichstellungs- und Projektbeauftragte und sonstige Mitarbeiterinnen in der Frauenförderung, aber keinen für Männerförderung. Selbst Lehramtsstudiengänge oder Fachbereiche wie Philosophie und Kunst, die teils über 80 Prozent weibliche Studierende zählten, leisteten sich Gleichstellungsbeauftragte, die aber nur für Frauen sprächen.
Ungerecht findet Deis, dass aus dem Semesterbeitrag, den männliche wie weibliche Studierende in gleicher Höhe tragen, eine AStA-Frauenbibliothek mit 10.000 Medien und drei festangestellten Mitarbeiterinnen finanziert wird, zu der aber Studenten keinen Zutritt haben. „Wollen wir in Zukunft die männlichen Stimmen an unseren Schulen und in der Kulturlandschaft verstummen lassen?“, fragt er. Im AZ-Gespräch räumt er ein, akademische Lehrstühle seien noch immer nicht gleichmäßig von Frauen und Männern besetzt.
Aktuell hat die Uni einen Frauenanteil von 35 Prozent bei neu berufenen Professoren. Diese Aufteilung werde sich weiter zugunsten der Frauen ändern, meint Deis, denn bei den Promotionen lägen die Frauen schon vor den Männern. Zugleich seien massive Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zu erwarten: „Durch eine volldigitalisierte Industrie 4.0 gehen bald viele, bislang männlich dominierte Berufsgruppen leer aus.“ Indem die Uni den Boy‘s Day nicht nutze, verpasse die Uni die Chance, männliche Haupt-, Real- und Berufsschüler verstärkt für Verwaltungs- und Pflegeberufe an Uni und Unimedizin zu gewinnen.
Daumen hoch
Kritisch sieht Deis nicht zuletzt die „Richtlinie zum Schutz vor sexueller Belästigung“, die – genauso wie der 16 Jahre Frauenförderplan – überarbeitet gehöre, wenn schon „Gesten“ mit sexuellem Bezug sanktioniert werden sollen („Ich stelle mir die kolumbianische Austauschstudentin vor, die empört in der Beratungsstelle der Uni anruft, weil ihr jemand den „Daumen hoch“ gezeigt hat. In Kolumbien eine äußerst obszöne Geste.“) Mit überall präsenten „Aufklebern zu sexuellem Missbrauch“ schüre die Uni Angst, statt in Zahlen offenzulegen, inwieweit eine Gefahr bestehe.
Was sagt ihr zu seinen Vorhaltungen?
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