Im gestrigen Beitrag ging es auch um die Unterschiede von Dominanz, dazu findet sich hier ein Artikel, der das aus meiner Sicht noch einmal ganz gut darstellt:
Zur grundsätzlichen Defintion:
Rangordnung, soziale Hierarchie, Dominanzhierarchie:
die Ausbildung von sozialen Unterschieden zwischen den Individuen einer Gruppe von Tieren oder Menschen, die durch Dominanz- (Dominanz) und Unterlegenheits-Verhältnisse (Subordination; Demutsgebärde, Hemmlaut) gekennzeichnet sind (biologische Rangordnung).
Zu verschiedenen Ausgestaltungen:
Die Rangordnungsstruktur kann sehr unterschiedlich sein. Im einfachsten Fall kann ein einzelnes Individuum (oder ein Paar) alle übrigen Gruppenmitglieder dominieren. Häufiger als eine solche Zweiteilung in „Herrscher“ und „Beherrschte“ sind abgestufte Rangordnungen, bei denen die jeweilige Rangposition jedes Individuums mit den Buchstaben des griechischen Alphabets bezeichnet wird: Dem ranghöchsten Alphatier folgt das Betatier usw., das rangtiefste Mitglied der Gruppe wird Omegatier genannt. Sind sämtliche Rangbeziehungen in der Gruppetransitiv (wenn A dominant über B ist und B über C, dann ist A auch über C dominant), entsteht eine lineare Hierarchie. Vor allem in größeren Gruppen treten häufig aber auch nicht transitive Rangbeziehungen auf (C ist dominant über A); in solchen Fällen ist die Hierarchie nicht linear. Das Phänomen einer abgestuften Rangordnung in Tiergesellschaften wurde erstmals 1922 von T. Schjelderup-Ebbe als Hackordnung bei Haushühnern beschrieben.
Zu Arten, wie sie aufrechterhalten werden:
Eine Hackordnung (bei Wölfen [vgl. Abb. ] und anderen Säugetieren spricht man auch von einer Beißordnung) ist eine Form aggressiver Dominanz (Aggression, Dominanzverhalten, Drohverhalten,Imponierverhalten, Konfliktverhalten).
Genügen subtile Signale (Status-Signal), um Statusunterschiede deutlich zu machen (oft nur submissive Signale des Unterlegenen), spricht man von formaler oder formalisierter Dominanz.
Operational werden Dominanzbeziehungen über die Häufigkeit und Richtung agonistischer Interaktionen (aggressives und submissives Verhalten; agonistisches Verhalten) definiert und nicht über den privilegierten Zugang zu bestimmten Ressourcen oder über andere Verhaltensweisen, die oft, aber keineswegs zwingend mit Dominanz korrelieren (Dominanz-Konzept). Zugang zu Ressourcen ist vielfach kontextabhängig und kann mit dem Funktionskreis des Verhaltens wechseln (z.B. kann ein Individuum bevorzugten Zugang zum Futter haben, vom Zugang zu anderen Ressourcen jedoch ausgeschlossen werden). Ob und gegebenenfalls wie gut Variablen wie der Zugang zu Ressourcen (und damit unter Umständen derFortpflanzungserfolg von Individuen) oder Verhaltensmuster wie Aggressivität oder die Aufmerksamkeitsstruktur einer Gruppe mit Dominanz korrelieren, ist eine jeweils empirisch zu klärende Frage (vielfach besitzen ranghohe Individuen sowohl im übertragenen wie im wörtlichen Sinn ein „hohes Ansehen“.
Eine weitere Unterteilung nach der Art der Interaktion und der unterschiedlichen Teilnehmer:
Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen gerade bei Primaten jedoch vielfach auch Individuen, die keinen hohen (Dominanz-)Rang haben, wie z.B. Jungtiere oder sexuell attraktive Weibchen. Sind agonistische Interaktionen strikt asymmetrisch, spricht man von einer „despotischen“ Beziehung (Despotismus), sind sie – mehr oder weniger – symmetrisch, von einer eher „egalitären“ Beziehung. Der Eindruck einer symmetrischen und damit weitgehend egalitären Beziehung kann aber auch durch Rangwechsel vorgetäuscht werden. Despotische Hierarchien bei Primaten (Affen,Menschenaffen, Mensch) sind meist streng formalisiert und darüber hinausnepotistisch: Der Rang der Nachkommen (oft der Töchter, bei manchen Arten aber auch der der Söhne) hängt von ihrer sozialen Herkunft (dem Rang eines oder beider Elternteile) ab.
Der Arztsohn gilt als besser als der Sohn vom Müllmann sozusagen.
Auch interessant: Paarung und Aufstieg in der Hierarchie
Vermutungen, daß sexuell attraktive Weibchen, die sich mit ranghohen Männchen paaren, oder Weibchen, die Junge haben, in der Hierarchie aufsteigen, haben sich bei nichtmenschlichen Primaten dagegen nicht bestätigt (bedingter Rang, Grundrang). Das Gegenstück zu nepotistischen Hierarchien (die man außer von Primaten auch von den afrikanischen Tüpfel-Hyänen kennt) sind meist weniger formalisierte und oft instabilere „individualistische“ Hierarchien, bei denen der Rang des Individuums allein von „intrinsischen“ Faktoren (Stärke, gegebenenfalls Intelligenz) abhängt. –
Ein „Aufsteigen“ der Weibchen macht wahrscheinlich auch nur in einer Paarbindung Sinn, da ansonsten der gegenseitige Einfluss nicht sehr hoch ist.
Der Grund für Rangordnungen wird dort wie folgt angegeben:
Der adaptive Hintergrund für die Evolution von Rangordnungen ( vgl. Infobox ) sind Konflikte um Ressourcen wie Nahrung, sichere Schlaf- und Brutplätze, Geschlechtspartner (genauer: befruchtungsfähige Eizellen), aber auch Hilfe bei der Aufzucht der Jungen (kooperative Brutpflege).
Also insbesondere Konkurrenzszenarien, wie Konflikte um Nahrung und Ressourcen und Geschlechtspartner die durch eine Hierarchie weniger blutig gestaltet werden, aber auch sexuelle Konkurrenz, insbesondere um Frauen, die dann durch Status als Signal für gute Gene und damit Partnerwahlkriterium noch verschärft wird.
Interessant auch die Frage, wie die Rangverhältnisse zwischen den Geschlechtern ausgestaltet sind
Da sich Männchen und Weibchen hinsichtlich der ihren Fortpflanzungserfolglimitierenden Ressourcen unterscheiden (Weibchen: Nahrung; Männchen: befruchtungsfähige Eizellen), wird zumeist zwischen männlichen und weiblichen Rangordnungen getrennt. Rangbeziehungen existieren jedoch vielfach auch zwischen den Geschlechtern. Bei zahlreichen Säugetieren mit einem ausgeprägten Sexualdimorphismus wie Pavianen oder Schimpansen sind (erwachsene) Männchen grundsätzlich dominant über Weibchen, während bei vielen Arten mit einem geringeren Sexualdimorphismus (z.B. Rhesusaffen) zumindest ranghohe Weibchen auch Männchen dominieren können. Weibliche Dominanz ist bei Säugetieren die Ausnahme und bisher nur für Tüpfelhyänen, zahlreiche Lemuren und – in Grenzen – Bonobos belegt. –
In der menschlichen Spezies können auch ranghohe Frauen über Männern stehen, etwa als Königin und in evolutionär relevanten Zeiten vielleicht dann eher in Rollen wie Shamanin oder Stammesführerin. Vermutlich wird auch die „Frau vom Chef“ damals durchaus einen höheren Rang gehabt haben und das Frauen teilweise im Rang über IHREM Mann stehen konnten, wenn sie ihn „unter dem Partoffel hatten“ ist auch anzunehmen.
Humanethologische Untersuchungen zur Ausbildung von Rangordnungsstrukturen wurden vielfach an Kindergruppen durchgeführt (Humanethologie).
Dabei zeigte sich, daß ranghohe Kinder in Spielgruppen (Peer) zwar über ein gewisses Maß an Bereitschaft zu aggressiven Auseinandersetzungen verfügen, sich aber auch durch Kreativität auszeichnen, häufig Initiatoren vonSpielen sind, Aktivitäten organisieren und bestimmen, schlichtend eingreifen, Kinder, die im Rang unter ihnen stehen, unterstützen und verteidigen usw.
Es haben sich auch geschlechtstypische Unterschiede herauskristallisiert (geschlechtstypische Verhaltensweisen):
Jungen tragen ihre Rangordnung durch Imponieren, Drohen, gegebenenfalls auch durch Handgreiflichkeiten aus (Bully-Verhalten), wodurch sich nach kurzer Zeit eine auf aggressiver Dominanz beruhende Rangordnung innerhalb der Gruppe einstellt, die – einmal etabliert – recht stabil bleibt.
Die Festlegung der Rangordnung innerhalb von Mädchengruppen ist weniger körperlich. Vielmehr wird die Hierarchie durch Kritisieren, Verweigern der Gefolgschaft, Geben von Ratschlägen, Hinwegsetzen über Anordnungen, Rückzug aus Aktivitäten, Herabsetzen anderer usw. erreicht, also mittels indirekter Strategien. Die Rangfestlegung dieser Geltungshierarchie ist bedeutend komplizierter als bei Jungen, schwerer durchschaubar und weniger klar geregelt. Sie erweist sich als instabiler und konfliktanfälliger als die Dominanzhierarchie innerhalb von Jungengruppen.
Treffen Dominanz- und Geltungshierarchie in gemischtgeschlechtlichen Spielgruppen aufeinander, setzen sich Strategien der Dominanzhierarchie durch. Aggressive soziale Exploration,Dominanzsexualität, Rangmimikry.
Eine dazu passende Schilderung hatte ich auch in einem anderen Artikel zu Rangordnungen bei Jungen und Mädchen. Interessant finde ich die Aussage, dass sich die Dominanzhierarchie bei einem Aufeinandertreffen eher durchsetzt. Allerdings kann man ja zB im Büro beim Kampf um die Beförderung schlecht die oben dargelegten Mittel wie Drohungen und aggressives Verhalten verwenden. Es bleibt dann vielleicht eher noch Imponieren, also letztendlich Leistung, übrig, während die Mittel der weiblichen Statuskämpfe wie Ignorieren und Rückzug aus Aktivitäten deutlich schwieriger anzuwenden sind.