Tag: 2. Mai 2016
„Mann ist ein Schimpfwort“
DieRecherche bei der Süddeutschen Zeitung hat in der Tat gut für Material gesorgt. Ich finde es nach wie vor erstaunlich, wie viel Männerfeindlichkeit hier ganz unkritisch wiedergegeben wird. Beispielsweise Thomas Meinecke. Er wird unter der Rubrik „Prominente zum Feminismus“ interviewt und zieht ziemlich vom Leder:
Männer können Feministen sein, denn der Feminismus ist im Wesentlichen eine Parteinahme. Ich signalisiere: Ich setze mich für Frauenrechte ein.
Da spricht er ja eigentlich recht deutlich „Virtue Signalling“ an
Dafür muss ich keine Frau sein, genauso wenig, wie ich Arbeiter sein muss, um mich für Arbeiterrechte einzusetzen.
Meine Überzeugung ist: Welches Geschlecht jemand hat, das ist Verhandlungssache. Die biologischen Unterschiede sind da, keine Frage. Aber sie sind nicht wichtig. ‚Mann sein‘ oder ‚Frau sein‘ ist im Wesentlichen eine Tätigkeit.
Aus diesem Grund habe ich einmal gesagt: ‚Mann‘ ist ein Schimpfwort für mich. Nicht etwa, weil ich grundsätzlich kein Mann sein will. Aber ich will nicht jene Tätigkeiten ausüben, die Männern oft zugeschrieben werden. Sie werden als geschlossene Subjekte begriffen, die aus einer Machtposition heraus hierarchisch handeln. Ich finde das unsympathisch. Andere, offenere Positionen sind für mich viel interessanter, und diese sind oft weiblich definiert.
Auch klasse. ER definiert Männer auf eine bestimme Weise und hält ihnen das vor. Aus seiner Sicht sind sie eben nur Unterdrücker. Er meint, dass zum Mann sein anscheinend bestimmte Handlungen gehören, die er nicht ausführen will. Statt zu erkennen, dass dies gar nicht der Fall sein muss, wertet er Mann einfach ab.
Ich habe vor etwa 20 Jahren mit der Lektüre feministischer Werke begonnen, insbesondere Judith Butler hat mich elektrisiert.
Der Feminismus hat das Politische in mir zurückgeholt, das nach dem Mauerfall verloren gegangen war. Er ist für mich ein Stück weit auch eine Art Klassenkampf. Es geht um Ausschlussmechanismen, denen Frauen unterliegen, etwa durch Sprache.
Als Autor sehe ich meine Aufgabe darin, auf diese Ausschlussmechanismen hinzuweisen. In den neunziger Jahren habe ich einen Roman geschrieben, ‚Tomboy‘. Auf 251 Seiten kommt kein einziges Mal das Wort ‚man‘ vor. Im Nachhinein denke ich, das war vielleicht etwas zu radikal. Eine befreundete Feministin sagte mir später, dass das Wort ‚man‘ von ‚Mann‘ komme, sei etymologisch gar nicht haltbar. Seitdem benutze ich ‚man‘ wieder.
Er mag die Ausschlußmechanismen nicht, denen Frauen seiner Meinung nach unterliegen und entwickelt deswegen Ausschlussmechanismen gegenüber Männern. Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt, dass das Wort „man“ gar nicht von Mann kommt, da kann er es ja wieder verwenden.
Anscheinend merkt man gar nicht, dass das Radikal und männerfeindlich ist. So etwas fällt wohl nur auf, wenn man tatsächliche Schimpfworte verwendet und nicht zB „Mann“ selbst zum Schimpfwort erklärt. Da kann Werner Stahl also noch einiges lernen.