„Gegen toxische Männlichkeit: Weshalb es so wichtig ist, sich als Mann für Frauenrechte einzusetzen, auch, wenn das für einen selbst unangenehm werden kann“

Ein Artikel zur toxischen Männlichkeit und was Männer dagegen tun müssen:

Wenn es um die Rechte von Frauen geht, haben wir als Gesellschaft noch ein weites Stück vor uns. Laut Weltwirtschaftsforum dauert es nach aktuellem Stand noch 136 Jahre, bis wir Geschlechtergleichberechtigung erreichen und das hat vor allem einen Grund: Diejenigen, die die meisten Privilegien genießen, sind nach wie vor zu untätig. Vor allem heterosexuelle Cis-Männer müssen deshalb anfangen, aktiver ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen  – auch wenn das mal unangenehm werden kann.

Wieder mal ein Artikel, der Männer in die Verantwortung nimmt. Und daran wird auch wieder der große Vor-/Nachteil der Privilegientheorie deutlich. Dadurch, dass man etwas als Privileg der Männer darstellt sind diese natürlich sprachlich in der Verantwortung die Privilegien abzubauen.

Aber wie hier schon oft behandelt ist es eben nicht per se ein Privileg lange im Büro zu sein oder der Hauptverdiener zu sein und Frauen wollen diese „Privilegien“ auch nicht.

Das Frauen selbst etwas machen müssten, dass sie ihre Leben und ihre Partnerwahl umstellen müssten kommt in der Privilegientheorie nicht vor. Es wäre der Gedanke, dass man Privilegien nicht hat, sondern sich erarbeitet. Mit allen Nachteilen, die damit verbunden sind.

Toxische Männlichkeit: Hetero-Cis-Männer, warum seid ihr so still?

Kürzlich war ich mit einem Freund für Drinks verabredet. Es war ein lustiger Abend, der sich ab einem gewissen Punkt überraschenderweise in eine flirty Richtung entwickelte. Ich stimmte später also zu, mit ihm nach Hause zu gehen und stimmte dem Sex zu, der darauf folgte. Ich stimmte allerdings nicht den Schmerzen zu, die ich währenddessen hatte. Denn mein Bitten, vorsichtiger zu sein und langsamer zu machen, ignorierte er. Auch die Tatsache, dass ich weinte, schien ihn nicht zu stören. In den darauffolgenden Tagen tat mir alles weh. Vorsorglich nahm ich Mittel gegen Blasenentzündungen sowie vaginale Infektionen und versuchte die Scherben zusammenzukleben, die mal mein Vertrauen gewesen waren. Obwohl ich ihn ausdrücklich darum gebeten hatte, sich nie wieder bei mir zu melden, schrieb er mir. Der Drang mir zu versichern, dass er kein schlechter Mensch sei, war anscheinend wichtiger, als mein Bedürfnis in Ruhe gelassen zu werden. Seinen Wunsch auf Absolution gewährte ich ihm nicht. Und nachdem ich ihm noch einmal wie einem Kleinkind ganz genau erklären musste, weshalb wir keine Freunde mehr sein können, blockierte ich ihn überall und schloss das Kapitel für mich ab. 

Warum sind wir still? Warum bist du nicht weitaus früher gegangen? Kolumnenschreiberinnen bringen echt immer wieder Beispiele bei denen ich mir denke, dass sie gar nicht merken, wie sie sich darstellen in dem Versuch gute Beispiele für ihre Kolumne zu finden. Klar: Er ist ein Arschloch, wenn er das alles ignoriert. Aber ich als Hetero-Cis-Mann bin nicht dabei wenn er mit dir Sex hat und kann also nichts daran ändern.
Und anscheinend gab es ja auch einiges an Mißverständnissen, denn er wollte ja am nächsten Tag deutlich machen, dass er kein schlechter Mensch ist. Eine Möglichkeit ist, dass er harten Sex mag und sie ihm egal war. Eine andere Möglichkeit ist, dass er das vorher schon so gemacht hat und andere Frauen es gut fanden, weil sie harten Sex mögen oder nichts gesagt haben, obwohl sie es nicht gut fanden. Hetero-Cis-Frauen, warum seid ihr so still? (wenn sie Verantwortung verteilt, dann kann ich das ja auch machen)
Zwar ist das eine sehr persönliche Geschichte aus meinem Privatleben, sie ist aber nichts Besonderes. Sie ist sogar etwas ganz Alltägliches. Und ich kann mich noch glücklich schätzen. Immerhin wurde mir nicht wiederholt von meinem Partner gegen den Schwangerschaftsbauch getreten, damit ich mein Baby verliere, ich wurde auch nicht gegen meinen Willen zu Hause festgehalten und ich lebe noch. Viele Frauen haben weniger Glück. Wenig Dinge im Leben sind gewiss, der nächste Missbrauchsskandal und der nächste Femizid sind es allerdings schon. Das sollte uns alle traurig und wütend machen, es sollte uns empören. Doch das tut es nur teilweise. Während sich Frauen und die queere Community für die Gleichstellung aller Geschlechter einsetzen, ist es um eine Gruppe immer besonders ruhig, wenn es um Sexismus und Frauenhass geht: Hetero-Cis-Männer, warum seid ihr immer noch so still?
Eine Möglichkeit ist, weil alle diese Fälle sehr selten sind und wir sie nicht begehen. Und weil ihr auch nur eine Form des Nichtstillseins akzeptieren würdet: Wir sollen uns zu einer Gruppenschuld bekennen, die so nicht besteht.
Aber natürlich setzen sich Frauen und die queere Community auch nicht „für die Gleichstellung der Geschlechter“ ein, zumindest nicht, wenn man darunter die feministischen Frauen versteht. Sie klagen über Beeinträchtigungen, die nicht vorliegen und ignorieren jedes Problem für Männer, auch etwa toxische Weiblichkeit, wenn man es so bezeichnen will.
Man könnte hier schrecklich Sachen für Männer aufführen, von dem Unterjubeln eines Kindes, von Entfremdung der Kinder, vom Mißbrauch mit dem Mißbrauch oder von schlichter Ausnutzung oder weiblichen Psychoterror oder dem Erfolgsdruck, der auf Männern lastet. Man könnte genauso anführen, dass das die Frauen traurig machen sollte etc. Aber das lädt dann ja eher zum Baden in Männertränen ein.

Wir brauchen für eine gleichberechtigte Gesellschaft alle Männer an unserer Seite, vor allem die, die bisher in Machtpositionen waren und es immer noch sind. Wir brauchen die Stimmen, derer, die auf dieser Welt die meisten Privilegien genießen. Doch genau die schweigen sich zum großen Teil aus.

Das ist eben der klassische Denkfehler. Männer sind nicht in der Verantwortung oder in den Machtpositionen. Bestimmte Männer sicherlich, aber nicht Männer an sich. Männer genießen keine Privilegien per se, sie sind auch am untersten Rand der Gesellschaft überrepräsentiert. Und natürlich ist genießen auch ein stark verschleierndes Wort für 60+ Stundenwochen im Büro und beständige Verfügbarkeit, wenn etwas eilig ist oder auch nur auf einer niedrigeren Ebene für Arbeiten in der Kontischicht im Stahlwerk mit allen Wochenend und Nachtzuschlägen die da anfallen.

 

Das toxischte an toxischer Männlichkeit ist die Verweigerung, sich mit den eignen Privilegien auseinanderzusetzen. Einerseits ist der Wunsch, die Augen zu verschließen, irgendwie nachvollziehbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich eventuell mit seinem eigenen Fehlverhalten oder dem von Freunden auseinandersetzen muss, ist groß. Einsehen zu müssen, dass man sich Frauen nicht immer fair gegenüber verhalten oder sogar körperliche Grenzen überschritten hat, ist mit Sicherheit unangenehm. Es kann aber nicht so schmerzhaft sein, wie das, was Mädchen und Frauen tagtäglich widerfährt. Deshalb muss man andererseits ganz klar sagen: Verantwortung für vergangenes und künftiges Verhalten zu übernehmen, kann keine Verhandlungssache sein.
Gott, was für eine selbstverliebte Opferhaltung. Die eigenen Privilegien der Männer. Als ob die meisten Frauen tauschen wollten. Als ob Männer etwas daran machen könnten, dass andere Männer (aber auch andere Frauen) Grenzen überschreiten.
„Deshalb muss man andererseits ganz klar sagen: Verantwortung für vergangenes und künftiges Verhalten zu übernehmen, kann keine Verhandlungssache sein. “
Wie eigentlich?
Dabei ist es nicht damit getan, zu sagen, dass man natürlich dafür ist, dass Frauen dieselben Rechte haben sollen wie Männer, wenn man das nicht auch lebt. Ich kenne genügend Männer, die zum feministischen Kampftag auf Demos gehen und zu Hause selbstverständlich ihren Partnerinnen die Verantwortung für Care- und Hausarbeit übertragen.
Die Autorin, 1991 geboren,  hingegen scheint kinderlos zu sein und schlägt sich als freie Autorin durch. Dafür teilt sie anderen Leuten mit wie sie gefälligst die Arbeit in der Ehe aufteilen sollen und legt auch gleich fest, wer „überträgt“ also anscheinend entscheidet. Sie mag aber „The Real Housewives of Beverly Hills“. Schade, dass sie nicht ihr Studium in einem technischen Bereich durchgezogen hat und knallhart in die Wirtschaft gegangen ist.
Kann es sein, dass sie den Gender Pay Gap mitverursacht und Männer so an der Macht hält (obwohl dieser üblicherweise erst in der Gruppe der Mütter auftritt, sie ist eigentlich „privilegiert“)
Anerzogene Denk- und Verhaltensweisen lassen sich nicht von heute auf morgen ablegen. Frauenhass ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Wir alle haben ihn eingeimpft bekommen – Männer ebenso wie Frauen. Deshalb sollten wir auch alle ein Interesse daran haben, ihn zu bekämpfen, ohne mit Verkaufsargumenten aufwarten zu müssen. Natürlich leiden Männer ebenfalls unter dem Patriarchat und toxischen Männlichkeitskonstrukten, aber Menschlichkeit und ein Gerechtigkeitssinn sollten ausreichen, um sich auch als Mann aktiv für Frauenrechte einsetzen zu wollen. Warum braucht es Überzeugungsarbeit oder erst eine eigene Tochter, um zu verstehen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind und dass diese Rechte nicht eingehalten werden?
Sie meint, dass sie sich für Frauenrechte einsetzt, aber tatsächlich hält sie Männer an der Macht.
Und wenn man wirklich die Benachteiligung von Frauen abbauen würde, dann würde das vielen Frauen evtl gar nicht so gut gefallen. Wir bräuchten wahrscheinlich mehr Ganztagsschulen und Kindergärten, weniger aussetzen, weniger Partnerwahl nach Status etc.
Mein Freund, der im Nachhinein wohl doch nicht mein Freund war, macht deutlich, wie wichtig es ist, dass vor allem heterosexuelle Cis-Männer anfangen, sich aktiv mit ihren Privilegien auseinandersetzen. Denn auch unter einer New Balance tragenden, überteuerten Kaffee trinkenden Neuköllner Hipster-Fassade kann der Glaube verborgen sein, dass ein Mann das Recht hat, sich von einer Frau zu nehmen, was er will. Vielleicht hat ihn das ebenso überrascht wie mich. Die richtige Reaktion war in jedem Fall nicht, dass er mich davon überzeugen wollte, dass er kein schlechter Mensch ist. Richtig wäre gewesen, sich einzugestehen, dass er in dieser Nacht – und vielleicht bereits Nächten zuvor – die emotionalen und körperlichen Grenzen einer Frau überschritten hat und dazu zu stehen. Damit muss er leben, ich muss es schließlich auch.
Die männlichen Feministen sind halt die schlimmsten, dass ist ja bekannt. Aber der Glaube, dass man sich von einer Frau nehmen kann, was man will, ist aus meiner Sicht nicht sehr verbreitet. Im Gegenteil, viele Männer sind in der Hinsicht eher sehr unsicher und wahrscheinlich sogar übervorsichtig. Das ändert nichts daran, dass Vorfälle passieren. Das ergibt sich bereits aus der Anzahl von Menschen.
Toxische Männlichkeit, Alltagssexismus und Privilegien – es gibt eine Menge aufzuarbeiten
Nur wenn man beginnt sein Verhalten ehrlich zu reflektieren, kann man in Zukunft verhindern, Frauen zu diskriminieren, sexistisch zu handeln oder sich körperlich über den Willen einer Frau hinwegzusetzen. Aber es sind nicht nur die offensichtlich problematischen Verhaltensweisen, die es aufzudecken gilt, es ist ebenso wichtig, den Alltagssexismus zu erkennen, der so normal ist, dass er kaum der Rede wert erscheint. Beispielsweise eine Frau zu belächeln, weil sie zum Pilates geht, sie als zu emotional zu bezeichnen und ihre Bedürfnisse herunterzuspielen oder sie aufgrund der Kleidung, die sie trägt, zu verurteilen. Wer toxische Maskulinität und den eigenen internalisiertes Sexismus überkommen will, muss anfangen sich aktiv weiterzubilden, zuzuhören, Fragen zu stellen und vor allem das eigene Ego zurückzustellen. Sich für Frauenrechte einzusetzen, bedeutet außerdem auf diskriminierendes Verhalten aufmerksam zu machen, auch im eigenen Freundeskreis oder der Familie. Denn wer wegguckt und still bleibt und sei es nur aus der Angst heraus, das Falsche zu sagen, macht sich mitschuldig. Es ist nämlich genau dieses Schweigen, das dazu beiträgt, dass diskriminierende Strukturen bestehen bleiben.
Die alte Leier. Wäre interessant wie sie den Freund dann dargestellt hat im Freundeskreis, ob sie alle anderen Frauen gewarnt hat und Anzeige erstattet hat. Ode wie sie allen Frauen sagt, dass sie gefälligst einen Kindergärtner heiraten sollen und nicht den Abteilungsleiter.

Selbstmord bei Männern: was sie fühlen und was dagegen hilft, dass sie ihnen tatsächlich ausführen

Eine interessante Studie zum Thema Selbstmord von Männern:

Objectives
Men are almost two times more likely to die by suicide than women, yet little research has focused on what is required to prevent suicide among men. This paper aims to investigate what factors interrupt suicidal behaviour in men, and to examine differences according to known suicide risk factors.

Setting
Australia.

Participants
251 Australian men aged 18 years and over who had made a suicide attempt 6–18 months prior to completing the survey.

Outcomes
The survey canvassed the language men use to describe their depression and suicidality, warning signs, barriers to accessing help and what is needed to interrupt a suicide attempt. ORs and χ2 were used to test for differences by age, geographic location and current depression severity.

Results
Of 299 men screened and eligible to participate, 251 completed all or part of the survey. Participants identified different words and warning signs for depression compared with suicidality. The most commonly endorsed barriers to accessing help were not wanting to burden others (66%) and having isolated themselves (63%). Men overwhelmingly endorsed ‘I thought about the consequences for my family’ as the factor which stopped a suicide attempt (67%). ‘I need support from someone I really trust and respect’ was also strongly endorsed. There were few differences by age, region or depression severity.

Conclusions
Participants were able to identify signs, albeit often subtle ones, that they were becoming depressed or suicidal. Similarly, most were able to identify active strategies to interrupt this downward spiral. Men wanted others to notice changes in their behaviour, and to approach them without judgement.

Quelle: What might interrupt men’s suicide? Results from an online survey of men

Interessant finde ich:

Words to describe feeling depressed or suicidal

Interessant wäre natürlich ein Vergleich mit Frauen. Wenn jemand da eine Studie kennt wäre es interessant.

Aber es passt natürlich, dass Männer sich „unnütz“ und „Wertlos“ finden, wenn sie suizidale Gedanken hatten.

In einer Besprechung der Studie, durch die ich auf sie aufmerksam wurde findet sich dazu das folgende Zitat:

“Only women, children, and dogs are loved unconditionally. A man is only loved under the condition that he provides something.” — Chris Rock

Klar, eine Aussage innerhalb eines Comedy Auftritts.

Aber es hat einiges für sich und ist eine Übertreibung evolutionärer Grundlagen, nach denen bei Männern Ressourcen und Status besonders wichtig sind.

Und dazu, warum sie keine Hilfe gesucht haben:

I didn’t want to burden others

Auch da ist der Gedanken ganz oben einer der „Nützlichkeit“. Jemand der für andere eine Last ist, ist eben gerade nicht nützlich.

I had distanced myself from everyone

Daneben steht der Umstand, dass Männer eher vereinsamen bzw sich vielleicht auch eher zurückziehen, wenn sie nicht mehr nützlich sind.

I just couldn’t see the point in getting any help

Ich könnte mir vorstellen, dass da auch eher hineinspielt, dass Männer oft lösungsorientierter ist. Und wenn sie zu dem Entschluss kommen, dass eine Lösung nicht möglich ist, dann ist eben kein anderer Weg mehr offen…

I tend to bottle up my feelings and it’s hard for me to talk about it

Das wäre dann das, was viele Feministen unter „toxischer Männlichkeit“ einordnen und die vom Patriarchat vorgegeben Männerrollen dafür verantwortlich machen. Ich glaube Frauen bringt reden auch häufig einfach mehr und sie haben vielleicht auch mehr Anschluss in solchen Phasen dafür.

It was my responsibility to handle it

Auch ein sehr männliches Denken – mein Problem, ich muss es lösen.

I was worried that I might be hospitalised“

wäre interessant warum sie das als bedrohlich ansehen. Die Kosten werden es nicht sein, die sollten dort durch die staatliche Krankenversicherung abgefangen sein

I had no one around me that I could talk to

Wieder das Motiv der Einsamkeit.

Society’s view of men—this expectation that men are tough and should be able to deal with their own issues

Da wären wir auch wieder bei der toxischen Männlichkeit

was hat sie am Selbstmord gehindert:
Hier sind natürlich die erfasst, die nur einen Versuch hatten.

Aber Grund eins, die Folgen für die Konsequenzen für die Familie, führen mitunter auch dazu, dass Ehepartner und Kinder mit umgebracht werden, weil derjenige meint, dass er sie sonst mit den Problemen zurücklässt und sie leiden.
Die nächsten Gründe sind, dass man anderen keinen Ärger machen wollte und das man gebraucht wurde. Und natürlich das man jemanden hatte, den man sich anvertrauen konnte und von dem man Hilfe bekommen hat.

Interessant auch: Meine Kinder würden mich nicht kennen wenn ich sterbe (was wahrscheinlich ein Gedanke bei recht jungen Kindern ist) und der Umstand, dass es sie vom Selbstmord abgehalten hat, dass sie einen Wert hatten.

Und noch zwei Tabellen:

Also eine Person, die eine gewisse Verbindung zu einem hat und die man respektiert und dann auch nicht nur eine Versicherung, sondern ein gewisses anerkennen der Probleme und das erarbeiten einer tatsächlichen Lösung?

Es würde passen, dass statushohe Männer auch diese Probleme schildern, weil sie damit ausdrücken, dass man diese Probleme haben kann und dennoch etwas „wert“ ist.

Und natürlich auch der Hinweis, dass die Kampagne an Männer gerichtet sein sollte.

Boris von Heesen: Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats (Gastbeitrag)

Ein Gastbeitrag von Ronin

Zum Autor
In Zeiten, in denen sämtliche politischen Lager auf Fake News und Propaganda setzen, ist es legitim, sich zunächst einmal den Autor eines Schriftstücks genauer anzusehen, um seine Expertise einschätzen und seine Glaubwürdigkeit als Quelle bewerten zu können.
Boris von Heesen taucht seit Kurzem in verschiedenen Medien als Interviewpartner auf und wird als Wirtschaftswissenschaftler bezeichnet. Auch er selbst bezeichnet sich im Buch mehrfach so. Laut seiner Vita hat er bisher außer zweier Monatskalender für Männer (mit feministischen Sprüchen! Nicht, was viele jetzt denken!) nichts weiter veröffentlicht. Seine fachliche Vorgeschichte beschränkt sich darauf, Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Soziales Marketing studiert zu haben – wo, wann und mit welchem Abschluss, war nicht in Erfahrung zu bringen – und zwei Unternehmen gegründet zu haben, über deren Natur (außer, dass das eine ein OnlineMarktforschungsintitut ist/war), Identität und Erfolgsgeschichte wir auch nichts erfahren. Ob man als geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfewerks irgendwas mit Wirtschaftswissenschaften zu tun hat, kann ich leider nicht beurteilen.

Zum Inhalt
Schon im Vorwort stellt der Autor klar, dass er in Bezug auf Geschlecht eine streng sozialkonstruktivistische Weltsicht vertritt. Biologische Geschlechtsunterschiede gibt es nicht, die Einteilung „Männer“ und „Frauen“ ist willkürlich, und alle Ungleichverteilungen, die uns in verschiedensten Bereichen begegnen, müssen folglich entweder das direkte Ergebnis von direkter Diskriminierung oder die mittelbare Folge schädlicher Geschlechterstereotypen sein. Im Folgenden möchte der Autor darstellen,
wieviel gesellschaftlichen Schaden diese Geschlechterstereotypen anrichten, und tritt an, diese ganz schlicht monetär sichtbar zu machen. Das Ziel: Da im Kapitalismus nichts mehr zählt als Geld, gelänge es vielleicht, die Machteliten darüber auf patriarchalische Missstände aufmerksam zu machen, dass man ihnen klar macht, wieviel Geld dabei verloren geht. Er bezeichnet diese Vorgehensweise als „friedliches Trojanisches Pferd“.
Zu Beginn des Hauptteils stellt der Autor zunächst seine Methodik dar. Dabei ist er zumindest noch dahingehend um Fairness bemüht, dass in seiner Kostenaufstellung nur die von Männern verursachten Schadenssummen enthalten seien, die über das hinausgehen, was Frauen im gleichen Bereich und Zeitraum verursachen. Beispiel: Von Frauen verübte Kriminalität verursacht einen Schadensbetrag von X, die von Männern verübte einen Schadensbetrag Y, dann ist der als „Kosten des Patriarchats“ ausgewiesene Betrag Y – X.
Damit hat es mit der Fairness allerdings auch schon wieder ein Ende. Denn in diesem Buch seien nur die Bereiche aufgeführt, in denen Männer mehr gesellschaftliche Schäden verursachen. Zwar möge es auch Bereiche geben, in denen Frauen mehr Schäden verursachen, aber die möchte er hier ausblenden, da es hier erst mal nur um Männer gehen soll und er außerdem vermeiden möchte, die Schäden von Männern und Frauen gegeneinander aufzurechnen, denn das würde ja nur zur Spaltung der Geschlechter beitragen. Aber schließlich kann uns der Autor beruhigen: Die Aussage, dass Männer aufgrund ihres Verhaltens daran Schuld sind, dass in Deutschland jährlich 63 Milliarden Euro verschwendet werden, soll natürlich keinesfalls als MännerBashing verstanden werden!
Es folgt dann eine lange Aufzählung an Bereichen, in denen Männer mehr gesellschaftliche Schäden anrichten als Frauen.
Sie belasten das Gesundheitssystem, indem sie mehr rauchen, nicht frühzeitig zum Arzt gehen, mehr Alkohol trinken und mehr Fleisch essen. Sie verursachen mehr Autounfälle, begehen mehr Verbrechen und verursachen damit sowohl direkte Schäden als auch indirekte, z.B. durch Polizeieinsätze und Unterbringung in Gefängnissen.
Sie sind häufiger arbeitslos, werden als Jugendliche häufiger auffällig und neigen deutlich mehr zu Suchtkrankheiten. Männer mögen gewalttätige Sportarten, in deren Umfeld es zu Randalen kommt (z.B. Fußball).
Und schließlich sind Männer auch schlecht für die Umwelt, da sie den Machtpositionen aus, die sie innehaben, umweltschädliche politische Entscheidungen treffen.
Auf eine weitere detaillierte Aufzählung der Litanei verzichte ich hier; ich denke, die Intention des Autors wird klar.
Wichtig ist jedoch zu erwähnen, dass der Autor in den Kapiteln über Kriminalität und Suchtverhalten auch eindringlich darauf hinweist, dass viele Hilfsangebote z.B. für verhaltensauffällige Jugendliche oder Suchkranke sich nicht speziell an Männer richten, obwohl diese überproportional von solchen Problemen betroffen sind.
Im folgenden Kapitel erfolgt dann noch eine Aufzählung aller nicht bezifferbaren Schäden, die das Patriarchat in der Gesellschaft anrichtet. Auch hier werde ich nicht auf jeden einzelnen Punkt eingehen, es handelt sich im Wesentlichen um die Punkte, die von feministischen Autoren und Autorinnen seit Jahren immer und immer wiedergekäut werden:
Klimakatastrophe, Umweltzerstörung, Rechtspopulismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Incels, Amokläufe, Vergewaltigung, CumEx-Geschäfte, Sexismus in der UEFA, Blut, Verwüstung, Tod, Krieg und Horror – hinter allem steckt das Patriarchat.
Alles, was auf der Welt schief läuft, hat nur damit zu tun, dass an den wichtigen Schaltstellen der Macht zu viele Männer und zu wenige Frauen sitzen. Und dahinter wiederum stehen die schädlichen Stereotype, die den Männern einreden, dass sie miteinander und gegeneinander um Macht und Geld ringen müssten, während die Frauen zuhause sitzen und die Kinder hüten.
Hat der Autor im vorherigen Kapitel eine einzige, allumfassende Ursache für alle
Probleme gefunden, so kommt er im folgenden nun zur einzigen, allumfassenden Lösung: Feminismus! „Das Patriarchat ist allgegenwärtig“, schreibt er, doch mit dem Angriff des Feminismus wird das alles in Ordnung kommen.
Im Feminismus, schwärmt der Autor, gibt es keine Ungleichheit mehr, keinen Kapitalismus, keine Notwendigkeit mehr, sich gegenseitig zu übertrumpfen, alle sind gleichgestellt und glücklich. Die Männer müssten nur endlich begreifen, wie sehr das Patriarchat auch ihnen schadet, und wie gut der Feminismus auch für sie wäre. Endlich keine schädlichen Stereotype mehr, die sie in ihren Lebensentwürfen einengen; endlich würde man als Mann nicht mehr vom Patriarchat gezwungen, Physiker oder Automechaniker zu werden, obwohl man lieber Balletttänzer oder Erzieher geworden wäre (das ist kein Witz: Der Autor ist überzeugt, dass viele Leute sich in ihrer Berufswahl nicht nach ihren ureigenen Präferenzen richten, sondern danach, was Geschlechterstereotype ihnen vorgeben, und am Ende damit todunglücklich sind).
Zu Beginn des Kapitels bleibt die Definition von Feminismus des Autors etwas schwammig, doch im Verlauf wird klar, dass er sich darunter nicht nur Gleichberechtigung und Chancengleichheit oder auch materielle Gleichstellung vorstellt, sondern die völlige Auslöschung der Unterscheidung zwischen Mann und Frau, die nur durch einen völligen Umbau der Gesellschaft herbeizuführen sei.
Nach dieser Aufzählung der Vorzüge, die der dereinstige Sturz des Patriarchats auch für Männer haben wird, setzt sich der Autor damit auseinander, wie dieser denn zu bewerkstelligen sein wird.
Zunächst betrachtet er in etwa eineinhalb Seiten den historischen Ursprung des Patriarchats, sozusagen die Quadratwurzel allen Übels: Die bürgerliche Kleinfamilie.
Die bürgerliche Kleinfamilie sei etwa 3000 v.Chr. in böswilliger Absicht erfunden worden (Quelle: eine feministische Soziologin) und seitdem als alleiniges Modell des Zusammenlebens weitgehend stabil geblieben. Für den Autor ist dies erstaunlich, bedenkt man, dass die bürgerliche Kleinfamilie doch die Keimzelle des Kapitalismus sei, Gewalt, Machtmissbrauch, Vereinsamung und Leistungsdruck produziere, und zudem ineffizient und umweltschädlich sei (zumal sie häufig in Einfamilienhäusern stattfindet). Ihre Popularität kann laut dem Autor nur an Indoktrination durch patriarchalische Diskurse liegen. Zur Bekämpfung der bürgerlichen Kleinfamilie sei zunächst einmal das Ehegattensplitting abzuschaffen und das Sorgerecht zu reformieren, so dass auch nichtverwandte Bezugspersonen sorgeberechtigt sein sollen.
Einfamilienhäuser und -wohnungen sollen durch große WGs ersetzt werden, so dass Kinder nicht mehr von einem einzelnen Elternpaar, sondern von einer größeren Gemeinschaft aufgezogen werden – und das natürlich geschlechtsneutral.
Schädliche Geschlechtersterotype müssten überall bekämpft werden: In Kunst, Medien, Unterhaltung und vor allem Erziehung. Das ganze Bildungssystem muss auf die Vermeidung von Geschlechterstereotypen ausgerichtet werden. Staatliche und nichtstaatliche Organisationen, die sich dem Kampf gegen Geschlechterstereotype verschrieben haben, wie etwa Pinkstinks, der Deutsche Kulturrat oder die Bundesstiftung Gleichstellung, müssten großzügige staatliche Förderung erhalten. Aktionen für Geschlechtergerechtigkeit wie z.B. MeToo müssten gefördert werden, um sie über die feministisch-intellektuelle Blase hinaus bekannt zu machen.
Problematische Inhalte, wie etwa Fußball, TikTok mit seinen BeautyInfluencerinnen oder Germany’s Next Top Model, sollten mit einem Warnhinweis versehen werden, über dessen Vergabe „ein sensibles und verantwortungsbewusstes Gremium, das mit Menschen aus den unterschiedlichsten Feldern der Gesellschaft besetzt ist“ entscheiden soll.
Schließlich sollten Männern mehr Angebote zu machen, die sie von ihren ansozialisierten schädlichen Stereotypen wegbringen und überzeugen, den Feminismus anzunehmen. Er nennt u.a. das „Bundesforum Männer“ als positives Beispiel einer entsprechenden Lobbygruppen. Männergesundheit sollte mehr in den Vordergrund gestellt und mehr männerspezifische Gesundheits- und Hilfsangebote bereitgestellt werden.
Kampagnen für mehr Verkehrssicherheit sollen riskantes Fahrverhalten von Männern thematisieren.
Als letzte Maßnahme schlägt der Autor einen „Gleichstellungsmonitor“ vor; einen Dienst, der kontinuierlich Statistiken und Fakten zum Thema Geschlechtergerechtigkeit und Kosten des Patriarchats für alle zugänglich und transparent bereitstellt. Dafür müssten natürlich entsprechende Organisationen (hier wird wieder die Bundesstiftung Gleichstellung genannt) mit deutlich mehr Geld gefördert werden – diese Förderung sei in Anbetracht der 63 Milliarden Euro Patriarchatskosten, die die Gemeinschaft dadurch jährlich sparen würde,eine echte Investition.

Bewertung
Über weite Strecken liest sich das Buch wie ein religiöses Pamphlet. Über allem steht das Dogma vom Patriarchat, das das Böse schlechthin und die Ursache praktisch aller Probleme der Menschheit ist.
Demnach müssten nur alle den Feminismus als ihre:n Herr:in und Erlöser:in annehmen, dann würde alles gut werden. Wäre der Autor wirklich so wissenschaftlich, wie er sich darstellt, dann würde er sämtliche Fakten zusammentragen und versuchen, eine Theorie zu finden, die diese Fakten am Besten erklärt.
Was er aber tut, ist, ein Dogma zu vertreten, dessen Wahrheit von Anfang an als gegeben angenommen wird und nicht angezweifelt werden darf, und nun trägt er alle Daten zusammen, die sich auf Biegen und Brechen so interpretieren lassen, dass sie das Dogma stützen – die, bei denen das nicht geht, werden einfach ausgeblendet.
Glaubenssätze werden ohne Beleg aufgestellt, etwa, dass alles besser wäre, wenn mehr Frauen an der Macht wären. Für tatsächliche Zusammenhänge interessiert sich der Autor erkennbar nicht; wo immer eine Korrelation auftaucht, die sich im Sinne seines Dogmas interpretieren lässt, wird die erwünschte Kausalität einfach als erwiesen angenommen.
Beispiel: Norwegen „gilt“ als feministisch, gleichzeitig ist dort die Zahl der gesunden Lebensjahre über 65 bei Männern und Frauen annähernd gleich. Ob sich dieser Sachverhalt auch wirklich auf die angenommene Ursache zurückführen lässt, und ob die Aussage, Norwegen wäre „feministisch“, so überhaupt stimmt, wird nicht weiter untersucht. Allein die Möglichkeit, dass es so sein könnte, wird als Beweis akzeptiert, dass es so sein muss.
Noch ein Beispiel: Die Lebenserwartung von Mönchen ist, anders als die der männlichen Normalbevölkerung, im Vergleich zu den Frauen nicht reduziert.
Damit sei bewiesen, dass ein Unterschied in der Lebenserwartung nicht naturgegeben ist, worum wiederum bewiesen sei, dass für den Unterschied, den wir beobachten, nur das Patriarchat verantwortlich sein kann. Mit derselben Logik könnte man auch argumentieren, dass die Gegenwart von Frauen für Männer gesundheitsschädlich ist, und Mönche deshalb länger leben, weil sie weniger mit Frauen zu tun haben.
Die ganze Litanei seiner Statistiken dient weniger der Aufklärung, sondern eher der Vernebelung.
Viele der Zahlen, die er nennt, wirken eindrucksvoll, sind aber bei näherer Betrachtung eigentlich nichtssagend, da sie zu nichts in Relation gesetzt werden. Es mag sein, dass die Zahl der Autounfälle, die von Männern verursacht werden, viel höher ist als die derer, die von Frauen verursacht werden, aber wie hoch ist sie relativ zu den jeweils gefahrenen Kilometern? Es interessiert nicht, Hauptsache, wir haben eine hohe Zahl.
Allerdings, wenn es dann später um Umweltverschmutzung geht, sind die von Männern mehr gefahrenen Kilometer plötzlich wichtig.
Wir erfahren zwar, wieviel der Fleischkonsum der Männer das Gesundheitssystem kostet, aber nicht, ob das im Vergleich zu anderen Posten oder zum Gesamtbudget des Gesundheitssystems viel oder wenig ist.
Die eklatanteste Augenwischerei besteht darin, dass mit keinem Wort erwähnt wird, in welchem Verhältnis diese 63 Milliarden Euro, die Männer jährlich über Gebühr verbraten, zu dem Betrag stehen, die Männer im gleichen Zeitraum erwirtschaften. Es wird immer von Kosten geredet, aber unser Herr Wirtschaftswissenschaftler verschwendet anscheinend keinen Gedanken daran, von wem diese Kosten mehrheitlich beglichen werden.
Viele seiner Schlussfolgerungen gründen sich eher auf Philosophie als auf empirisch erlangtes Wissen. Insofern ist es kein Wunder, dass der angebliche Wirtschaftswissenschaftler auffällig häufig Philosophinnen und Aktivistinnen zitiert, und zwar quer durch das Who-is-Who des Twitter-Feminismus (Stokowski, Gesterkamp, Allmendinger, um nur 3 zu nennen).
Die Schlussfolgerungen nehmen teils absurde Züge an:
Die Tatsache, dass der Klimawandelleugner Donald Trump ein Mann, die voll auf Klimaneutralität setzende schwedische Umweltministerin aber eine Frau ist, ist für ihn ein Beweis mehr, dass Männer umweltschädlich sind.
Positiv herauszuheben ist, dass von Heesen die mangelnde Ausrichtung von Hilfsangeboten speziell für Männer bei Drogensucht, häuslicher Gewalt, Depressionen usw. kritisiert; er spricht an, dass Männergesundheit und Jungen als Bildungsverlierer in den Medien selten Thema sind. Einige seiner Ausführungen könnten, so wie sie gemacht wurden, glatt von Männerrechtlern stammen, doch genau die, die zumindest in diesen Punkten mit ihm voll auf einer Linie sind, stellt er im Kapitel über immaterielle Schäden des Patriarchats in eine Reihe mit rechtsextremen Amokläufern und radikalisierten Incels – eine Folge davon, dass er auf fundierte Recherche verzichtet und stattdessen nur von Veronika Kracher abschreibt.
Für die Unterrepräsentanz von Themen wie Männergesundheit, männliche Opfer von häuslicher Gewalt oder Suizide bei Männern macht er übrigens nicht die Feministinnen verantwortlich, die finden, dass das Ansprechen der Probleme von Männern nur „Whataboutism“ ist und Männerprobleme aufgrund ihrer Privilegien sowieso irrelevant seien, wie die von ihm hochgelobte Margarete Stokowski. Nein, die Ursache ist für ihn – wir ahnen es schon – auch wieder das Patriarchat, das mit seinen Geschlechterstereotypen bestimmt, dass Männer hart sein zu haben und Probleme anzusprechen als unmännlich gilt. Vielleicht ist ihm Logik auch schon zu patriarchalisch, vielleicht sieht aber, wenn man nur einen Hammer hat, eben alles wie ein Nagel aus.
Das ganze Buch macht den Eindruck, dass Boris von Heesen weder an einer fairen Darstellung gesellschaftlicher Sachverhalte noch an der Erforschung irgendwelcher Ursachen interessiert ist, sondern nur an der Erregung von Aufmerksamkeit und auf der Verfestigung seiner vorgefassten Meinung.
Jedesmal, wenn er sich belegmäßig auf dünnes Eis begibt, beginnt er zu schreiben, wie sehr er von irgendetwas überzeugt ist.
Was man z.B. vermisst, ist die Klärung, wieso wir das böse Patriarchat überhaupt Patriarchat nennen – stellt er doch selbst mehrfach heraus, wie sehr es einerseits auch Männern schadet, und wie es auch von Frauen gestützt wird, indem sie z.B. für sich die Rolle als Hauptbezugsperson der Kinder beanspruchen oder erfolgreiche, selbstbewusste Männer bevorzugen.
Dass es Geschlechtersterotype gibt und diese teilweise auch sowohl Männern als auch Frauen schaden können, ist ja unbestritten – aber der Autor geht ohne ausreichenden Beleg davon aus, dass diese Stereotype für alles verantwortlich sind, was nur schief gehen kann, und jede Abweichung von einem 1:1- Geschlechterverhältnis in irgendeinem Bereich nur das Ergebnis von Diskriminierung und Indoktrination sein kann, und betrachtet jegliche Empirie nur unter dem Gesichtspunkt, das zu bestätigen, was man ohnehin schon meint. Warum? Na, es ist ein Dogma, und Dogmen werden eben bestätigt.
Und wie nicht anders zu erwarten, kommt am Ende der Klingelbeutel: Finanzielle Unterstützung für alle möglichen feministischen Projekte wird gefordert, die auch alle einzeln genannt werden, allen voran Pinkstinks e.V. – für die von Heesen rein zufällig auch als Autor tätig ist. Ein Schelm, wer böses dabei denkt!

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Die Seite IDRlabs stellt einen Test auf Toxische Maskulinität ins Netz. Die Seite schreibt dazu

Der Test zur Toxischen Maskulinität wurde auf der Grundlage der folgenden Quellen erstellt: Heilman, B., Barker, G., and Harrison, A. (2017). The Man Box: A Study on Being a Young Man in the US, UK, and Mexico. Washington, DC and London: Promundo-US and Unilever. Kant, L., Skogstad, A., Torsheim, T., & Einarsen, S. (2013). Beware the angry leader: Trait anger and trait anxiety as predictors of petty tyranny. The Leadership Quarterly, 24(1), 106-124. Lee, K., Ashton, M. C., Wiltshire, J., Bourdage, J. S., Visser, B. A., & Gallucci, A. (2013). Sex, power, and money: Prediction from the Dark Triad and Honesty–Humility. European Journal of Personality, 27(2), 169-184.

Unsere Messung der Toxischen Maskulinität liefert Rückmeldungen wie die folgende: Arglist-Arroganz misst die Bereitschaft einer Person, die Regeln zum eigenen Vorteil zu beugen. Menschen mit dieser Eigenschaft neigen zu Schmeicheleien und unaufrichtiger Freundlichkeit, streben zwangsläufig nach Luxus und Prestige und fühlen sich zu besonderem Status und Privilegien berechtigt. Zorn misst eine dispositionelle Tendenz zu häufigem Ärger, der oft von damit verbundenen negativen Emotionen wie Neid, Groll, Hass und Ekel begleitet wird. Menschen mit dieser Eigenschaft werden schnell wütend und neigen dazu, viele zwischenmenschliche Konflikte in ihrem Leben zu haben. Die Heteronormativität umfasst unterdrückende, stigmatisierende und ausgrenzende Vorstellungen darüber, wie ein „richtiger Mann“ sein sollte, sowie die Erwartung, dass Frauen sich Männern unterordnen und ihnen dienen sollten. Menschen mit dieser Eigenschaft glauben in der Regel, dass Männer stark und gewaltbereit sein sollten, um sich zu verteidigen oder zu bekommen, was sie wollen. Homophobie umfasst eine Reihe negativer Ansichten über Homosexualität oder Menschen, die als schwul, lesbisch, bisexuell oder transgender wahrgenommen werden. Menschen mit einer hohen Ausprägung dieses Merkmals zeigen in der Regel eine feindselige Haltung gegenüber Homosexuellen, möglicherweise begleitet von Verachtung, Vorurteilen und Abneigung. Die Totale Toxische Maskulinität zeigt den Gesamtgrad der Toxischen Maskulinität des Testteilnehmers an. Höhere Werte deuten auf ein höheres Maß an Toxischer Maskulinität hin.

Die Autoren dieses kostenlosen Online-Tests zur Toxischen Maskulinität sind in der Anwendung zahlreicher psychologischer Tests zertifiziert und haben berufliche Erfahrung mit Psychometrie, Geschlechterkonzeption und Persönlichkeitstests. Bevor Sie unseren kostenlosen Online-Tests zur Toxischen Maskulinität verwenden, beachten Sie bitte, dass einige der Ergebnisse mit den Ergebnissen anderer Tests und Schulungsmaterialien übereinstimmen können.

Es werden einem 35 Fragen gestellt, die man auf einer Skala die etwa dem Schema

Nicht zustimmen -2 -1  0  +1 +2 Zustimmen

entspricht.
Ich lege mal los:

1. Ich würde keine Schmeicheleien verwenden, um meinen Willen durchzusetzen, selbst wenn ich glaubte, dass es Erfolg hätte.

Schmeicheleien? Würde ich durchaus versuchen, wenn sich damit jemand überzeugen lässt etwas zu tun, was ich für richtig halte. Das würde ja vermutlich unter Arroganz fallen? Ich halte Schmeicheleien da für noch recht harmlos.

Ich nehme: -1

2. Andere Menschen scheinen in ähnlichen Situationen wütender zu werden als ich.

Dem würde ich zustimmen. Ich bin eigentlich ein recht gefasster Mensch

+2

3. Mein Partner und/oder meine Freunde erwarten von mir, dass ich Gewalt anwende, um meinen Ruf zu verteidigen, wenn es sein muss.

Sie würden wohl eher erwarten, dass ich keine Gewalt anwende.

-2

4. Ich werde häufiger wütend als die meisten Menschen, die ich kenne.

Ich stimme nicht zu -2

5. Es ist leicht, mich wütend zu machen.

Irgendwie ist das immer die gleiche Frage, ich zweifele etwas an dem guten Design des Tests.  -2

6. Es ist nicht gut für einen Jungen, wenn man ihm beibringt, wie man kocht, näht, das Haus putzt und sich um jüngere Kinder kümmert.

Es ist sehr gut für ihn. Jeder Mensch sollte, kochen, notdürftig nähen und putzen können und sich um kleinere Kinder kümmern kann eine tolle Sache sein -2

7.Ich habe Anspruch auf mehr Respekt als die Durchschnittsperson.

Anspruch ist eine blöde Fomulierung. Wer viel im Anzug unterwegs ist bekommt eh mehr Respekt. Aber das ist ja kein Anspruch. -2

8. Es macht mich fast jeden Tag etwas wütend.

Das ist die wievielte Frage nach Wut? Hier hätten allerdings die meisten radikaleren Intersektionalisten schon eine Vielzahl von Punkten für toxische Männlichkeit gesammelt -2

9. Ich habe viel Freude daran, teure Luxusgüter zu besitzen

Ich habe eigentlich keine teure Luxusgüter und ich sehe auch wenig Sinn in Luxusgütern, die nicht gleichzeitig einen höheren Funktionswert haben. Ich könnte mich beispielsweise, auch wenn ich gerne Bluetoothkopfhörer nutze, nicht dazu durchringen über 100 € dafür zu zahlen. Meine 30 € Kopfhörer funktionieren hervorragend. -2

10. Männer sollten das Geld nach Hause bringen, um ihre Familien zu versorgen, nicht Frauen.

Da würde ich niemals jemanden vorschreiben, wie er sein Leben lebt. Wenn die jeweilige Frau mehr verdient und er die Kinder versorgen will, dann ist das deren Sache. Es mag eine Konstellation sein, die für viele Paare gut funktioniert, aber das heißt ja nicht, dass es so sein muss. Ich bin im übrigen ein großer Fan davon, dass beide Partner einen Job haben und keiner allein von dem anderen abhängig ist. -2

11. Viel Geld zu haben, ist für mich sehr wichtig.

Wer hat schon etwas dagegen viel Geld zu haben? Aber ich muss meine Einnahmen nicht um jeden Preis steigern. Ich kenne Leute, die sich so in den Beruf hineingesteigert haben, dass alles andere dahinter zurückgetreten ist, inklusive 3 Ehen und abgebrochenen Kontakt mit den Kindern aus diesen. Das wäre es mir nicht wert. Ich brauche auch nicht viel Geld, aber es sichert einen natürlich schön ab. Ich bleibe mal bei 0

12. Ich käme nicht in Versuchung, Falschgeld zu verwenden, nicht einmal, wenn ich sicher wäre, dass ich damit durchkäme.

Wäre mir ehrlich gesagt viel zu riskant. Ich wüßte auch nicht, was ich damit kaufen  oder finanzieren sollte, was das Risiko erwischt zu werden wert wäre. Bei jedem Schein, bei dem ich merken würde, dass er falsch wäre, wäre mir das selbst geringe Risiko schon zu hoch. -2
(andererseits natürlich: „Wenn ich sicher wäre nicht erwischt zu werden“ das ist ja schon eine Annahme, die man im realen Leben kaum haben kann. Aber hätte man sie, wie würde man sich verhalten? Käme vielleicht auch darauf an, wie man das Falschgeld bekommen hat. Wenn man selbst betrogen worden wäre, dann wäre es moralisch irgendwie leichter es wieder unter das Volk zu bringen).

13. Ich wäre bereit, eine Million Euro zu stehlen, wenn ich wüsste, dass ich nie erwischt werden würde.

Wie soll man so etwas sicher wissen? Eine Million ist ja schon ein ziemlich strafwürdiges Verhalten. Ich denke es wäre mir zu hoch. Allein über Geldwäsche und ähnliches nachzudenken und evtl dem Finanzamt erklären zu müssen, wo ich es herhabe, selbst wenn ich nicht wegen des Stehlens erwischt werden. Mein Beruf ist zu gut um ihn dafür zu riskieren. Weniger Geld würde es wahrscheinlich eher erhöhen. -2

14. Ein Mann, der sich nicht wehrt, wenn andere ihn herumschubsen, ist schwach.

Was ist denn unter „sich wehren“ zu verstehen. Und was unter herumschubsen? Tatsächliches körperliches Herumschubsen? Dann habe ich volles Verständnis dafür, dass es jemanden die Sache nicht wert ist dafür körperliche Gewalt zu riskieren und er den Ort lieber verlässt, gerade wenn es um nichts geht.

Geht es darum, das andere ihn mobben oder anderweitig zur Zielscheibe erkoren haben, dann würde ich schon eher dafür plädieren, sich zu wehren, wenn er der Situation nicht entfliehen kann, und nimmt er es beständig hin, in einer Opferrolle, dann sollte man ihm helfen stärker zu werden und sich dagegen zu wehren, damit er wieder ein normales Leben führen kann.

Ich gehe mal mit der körperlichen Auslegung, dann wäre es eine -2

15. Wenn ich wütend werde, beruhige ich mich schneller als die meisten Menschen.

Schon wieder die gleiche Frage. Ich würde sagen ich komme recht schnell wieder runter. Wobei ich mich sicherlich auch mit einer Sache beschäftigen kann und sie mich länger umtreibt, wenn ich einen Grund hatte wütend zu sein. Ich gebe mir mal eine +1

16. Manchmal stören mich die Leute schon, wenn sie einfach nur in meiner Nähe sind.

Leute an sich? Nein. Bestimmte Leute? Da kann das schon mal passieren. Hier ist es aber „die Leute“. -2

17. Männer sollten nach außen hin stark sein, auch wenn sie innerlich Angst haben oder nervös sind.

Das ist für Männer und Frauen in vielen Situationen durchaus eine sehr gute Strategie. Ruhig zu wirken, sich Ängste und Nervösität nicht zu sehr anmerken zu lassen macht häufig Sinn. Hier soll aber sicher das „Männer“ hervorgehoben werden. Ich nehme mal +1

18. Ich habe „männliche“ Frauen und/oder „feminine“ Männer schon einmal mit abwertenden sexuellen Begriffen verspottet.

„Schon einmal“ ist natürlich eine sehr weite Frage. Und „abwertende sexuelle Begriffe“ ist auch sehr weit. Habe ich etwa schon mal gesagt, dass eine bestimmte Frau wie eine „Kampflesbe“ aussieht? Ja bestimmt. Aber das war eher eine Beschreibung als eine Abwertung. Ist „Weichei“ ein abwertender sexueller Begriff? Die Frage ist mir zu vage, ich nehme eine 0

19. Ein echter Mann sollte so viele Sexualpartner haben, wie er kann.

Ich lehne bereits den Begriff „echter Mann“ ab. Es kann Spass machen viele Sexualpartnerinnen haben zu können. Aber deswegen muss man nicht mit jeder schlafen. Ich habe schon neue Sexpartnerinnen abgelehnt und finde mich deswegen nicht weniger männlich. Ohnehin ist eine Beziehung auch etwas sehr schönes und dafür gebe ich getrost die Jagd nach mehr Kerben im Bettpfosten auf. Dazu noch: Wem das nicht liegt, der sollte es erst recht nicht machen. -2

20. Der Ehemann sollte sich nicht um die Hausarbeit kümmern müssen.

Nicht, dass ich gerne Hausarbeit mache, aber ich sehe da nichts geschlechtergebundenes -2

21. Wenn ich herausfinden würde, dass einer meiner Freunde schwul ist, würde ich erwägen, die Freundschaft zu beenden.

Nein, warum? -2

22. Ich würde nicht so tun, als würde ich jemanden mögen, nur um die Person dazu zu bringen, mir einen Gefallen zu tun.

Ich würde zB im beruflichen Bereich immer darauf hinarbeiten, zu einem Geschäftspartner ein gutes Verhältnis zu haben und ein Vertrauensverhältnis, welches über die Geschäftsbeziehung hinaus geht aufzubauen. Würde ich es bei jemanden machen, den ich überhaupt nicht mag? Eher nein. Aber hier geht es denke ich eher darum, dass man etwas nur für den Gefallen vortäuscht, nicht um den Aufbaue einer guten beiderseitigen Geschäftsbeziehung in der man natürlich auch kleinere Gefälligkeiten für den anderen übernimmt damit dieser das auch wiederum für einen tut. Ich würde es hier – auch angesichts dessen, was hier abgefragt werden soll, so verstehen, dass man einen einseitigen Gefallen möchte und dazu etwas vorspielt. Ich gehe mal etwas vorsichtig auf +1

23. In der Nähe von homosexuellen Menschen fühle ich mich unwohl.

Ich bin nicht so häufig in der Nähe von mir bekannten homosexuellen Menschen, aber bei denen, bei denen ich es wußte, fühlte ich mich bisher sehr wohl.

Ich habe mich mal etwas unwohl in einer Schwulendisko gefühlt, weil ich irgendwie das Gefühl hatte fehl am Platz zu sein (Ich und Südländerin wollten mit einem Freund in eine ihm bekannte Disko und er meinte es sei ganz üblich zum Vorfeiern in einen nahegelegene Schwulendisko zu gehen, also sind wir da rein und es war auch nette Stimmung, aber irgendwie war ich mir nicht sicher, ob ich störe). Aber ich denke das war mit der Frage nicht gemeint. -2

 24. Ein Mann, der viel über seine Sorgen, Ängste und Probleme spricht, sollte nicht wirklich respektiert werden.

Er würde mich vielleicht etwas nerven, es sei den er hat wirklich sehr beängstigende Sorgen, Ängste und Probleme, ansonsten sollte er lieber über Lösungen nachdenken. Aber das hat ja auch wenig mit Respekt zu tun und gilt ebenso für Frauen. Insofern, wenn es gerade etwas bei Männern sein soll, gehe ich auf -2

25. Wenn ein Mann eine Freundin oder Frau hat, hat er Anspruch darauf, jederzeit zu wissen, wo sie ist.

Würde ich albern finden. Ich weiß zwar meist, wo Südländerin ungefähr ist und würde es auch etwas merkwürdig finden, wenn sie (was eh nur vor den Kindern möglich gewesen wäre) plötzlich einfach so für ein paar Tage weg wäre, aber wenn sie zB mit Freundinnen weg geht, dann geht sie eben mit denen weg und muss mir nicht pausenlos Statusberichte senden. -2

26. Ich würde niemals eine Bestechung annehmen, nicht einmal, wenn sie sehr hoch wäre.

Eine Bestechung. Hat noch keiner versucht und würde ich auch für zu gefährlich halten. Man macht sich abhängig und um so höher die Bestechung wäre um so gefährlicher wäre es ja auch wieder (siehe Geldwäsche).

Ich bin eigentlich sehr zuversichtlich, dass ich eine tatsächliche Bestechung (also gegen meine „Dienstpflichten“ verstoßen und anderen damit schaden ablehnen würde. Aber ich kann mir gerade auch keinen Fall vorstellen, in dem Leute mir extrahohe Beträge anbieten würden um etwas zu machen. Bei kleinen Beträgen lohnt sich das Risiko nicht, bei großen Beträgen ist es erst recht zu riskant. Aber niemals? Ich gebe mir mal eine +1

27. Es stört mich nicht, wenn ich homosexuelle Paare in der Öffentlichkeit sehe.

Nein, stört mich nicht +2

28. Mir missfällt der Gedanke, dass Homosexuelle in Berufen arbeiten, in denen sie als Vorbilder für Kinder dienen könnten (Lehrer, Sporttrainer usw.).

Nein, ich hätte eher Probleme mit Anhängern intersektionaler Theorien, die das an die Kinder herantragen als Leute, die halt auf das gleiche Geschlecht stehen. -2

29. Ein Mann sollte immer das letzte Wort bei Entscheidungen in seiner Beziehung oder Ehe haben

Wäre nicht mein Beziehungsstil. Ich diskutiere lieber über Sachen und dann ergibt sich daraus, wer bessere Argumente hat. In einigen Punkten weiß ich auch, dass Südländerin bestimmte Sachen wichtiger sind als mir und sie weiß das auch umgekehrt. Dann ist es okay, wenn in dem Punkt derjenige entscheidet. Immer ist eh ein Begriff, dem ich da nicht zustimmen kann -2

30.Selbst wenn ich wütend bin, versuche ich, mit anderen über angespannte Situationen zu sprechen, ohne sie wissen zu lassen, dass ich wütend bin.

Klar, ich bin immer für über etwas sprechen. Und sachlich zu bleiben ist dann erst recht eine gute Idee. Ich würde es für eine sehr gute Idee halten, das immer zu versuchen +2

31. Männer sollten ihre persönlichen Probleme selbst lösen, ohne andere um Hilfe zu bitten.

Es ist ein guter Ansatz es erst einmal selbst zu versuchen. Daraus kann man lernen. Viele persönliche Probleme kann man eh nur alleine lösen, also indem man selbst handelt. Aber da wäre wieder die Frage, was „persönliche Probleme“ sind und wer „andere“ sind und was „um Hilfe bitten“ ist.
Klar würde ich vieles, was mich beschäftigt mit Südländerin oder einem guten Freund besprechen. Und wenn ich weiß, dass jemand in einem Bereich besonders gut ist, dann würde ich ihn um Rat fragen. Aber persönliche Probleme sind ja üblicherweise nicht „Wie wechselt man das Thermoelement an einem Wasserhahn aus“ sondern eher „in meiner Beziehung läuft es schlecht, wie verbessere ich das“. oder „Ich prokrastiniere zu viel, wie ändere ich das“.  Wenn „andere“ auch das Internet und diverse Seiten oder entsprechende Bücher sind, dann würde ich sagen: Such da auf jedem Fall um Hilfe. Wenn es eine bestimmte Aufgabe ist, die gemacht werden muss, an die man sich aber nicht rantraut, dann schadet Hilfe auch nie. Wenn man depressiv mit einem Krankheitswert ist, dann sollte man sich klar Hilfe besorgen. Aber viele Sachen kann man gut alleine lösen und bei vielen ist die Antwort auch recht einfach „mach einfach, streng dich an, setze dir selbst Fristen und halte sie ein, investiere Zeit in die Lösung statt es herauszuschieben“ etc. Darüber zu reden bringt dann wahrscheinlich wenig.

Aber sollten? Wem es hilft zu reden, der sollte das tun. Es macht ihn nicht weniger männlich. In der Hinsicht also -2

32. Ich ärgere mich leicht über etwas aus der Vergangenheit, wenn ich nur daran denke.

Ich ärgere mich mitunter über mich selbst in der Vergangenheit, etwa darüber wie wenig Ahnung ich von Frauen hatte oder wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten habe. Aber es ist ja eher so eine typische Scham über die eigene Blödheit als ein wirkliches ärgern im Sinne von wütend sein. Ansonsten ärgere ich mich eigentlich nicht über etwas in dem Sinne, dass ich tatsächlich wütend werde. -2

33. Männer sollten sich notfalls mit Gewalt Respekt verschaffen.

-2 ich bin gegen Gewalt.

34. Für mich spielt es keine Rolle, ob meine Freunde homosexuell oder heterosexuell sind.

Leicht zu sagen, wenn alle meine Freunde so weit ich weiß heterosexuell sind. Bei einem bin ich nicht ganz sicher, Südländerin meint homosexuell, ich weiß er war früher verheiratet und trifft sich immer wieder mit einer Frau, mit der er auch in den Urlaub fährt und die er als „eine Freundin“ bezeichnet. Aber würde er sich als schwul herausstellen wäre es für mich in der Tat egal. Ich habe mal mit einem Schwulen in einer 8 WG gewohnt, das war vollkommen unkompliziert. +2

35.Ein Mann, der viel Zeit mit seinem Aussehen verbringt, ist nicht sehr männlich.

Mein Ding wäre es nicht, bei mir muss es schnell gehen. Aber er muss nicht unbedingt unmännlich sein, wenn dabei ein maskuliner Look entsteht. Und wenn unter „Aussehen“ auch Gewichte stemmen etc fällt dann kann das sehr zeitintensiv und männlich sein.
Ich habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung wie viel Zeit andere Männer mit ihrem Aussehen verbringen. Es ist mir auch relativ egal. In dieser Absolutheit -2

 

Das Ergebnis.

Ha, bestätigt nicht toxisch. Wobei natürlich einige Antworten auch anders hätten ausfallen können, je nachdem wie man sie versteht.

Interessant würde ich eine Auflistung finden, wie Frauen und Männer im Schnitt abschneiden. Hätte ja was, wenn Frauen mehr toxische Männlichkeit hätten als Männer.

Insgesamt würde ich auf den Test nicht viel geben. Allein schon die Fragen zur Wut. Und viele Fragen, die sehr absolut gestellt sind und die man auslegen kann.

„Wir sehen Männer nur negativ“. Das stört Markus Theunert. Deswegen spricht er ihnen gleich mal das Menschsein ab.

Arne weist auf einen interessanten Artikel von Markus Theunert in der Psychologie heute hin.

Es geht um das alte Problem, warum Männer ihr Privilegien abgeben sollten bzw sich im Feminismus engagieren sollten.

Gleichstellung ist nicht bloß Frau­ensache, sondern geht alle an. Das ist unbestritten. Aber was heißt das für Männer? Sie sind ja Vertreter des privilegierten Geschlechts, nicht? Also muss Gleichstellung für sie vor allem darin bestehen, Privilegien abzugeben und ansonsten einfach mal die Klappe zu halten?

In der etwas unterkomplexen Sicht des gegenwärtigen Feminismus sind Männer die Privilegierten. In einer komplexeren Sicht sind Männer und Frauen im Schnitt verschieden und leben daher auch ihr Leben im Schnitt anders. Ungleichheiten bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine Ungerechtigkeit vorliegt, weswegen Gleichstellung ein eher günstiger Begriff ist, weil er eher auf eine Ergebnisgleichheit abzustellen scheint.

Diese Erwartung ist weit verbreitet – gerade auch in den progressiv-feministischen Milieus. Und die Haltung ist durchaus berechtigt.

Mit „diese Erwartung ist verbreitet und berechtigt“ meint er Privilegien abgeben und Klappe halten. Klappe halten ist aber eigentlich nie berechtigt. Schon gar nicht bezogen auf ein gesamtes Geschlecht.

Denn wer eine geschlechterpolitische Zeitdiagnose vornimmt, muss bei der Feststellung landen: Männer sind bis heute die Profiteure des kapitalistisch-patriarchalen Systems. Sie verdienen um die 20 Prozent mehr und übernehmen nur in einem Viertel aller Familien ihre Hälfte der Verantwortung für die Haus- und Familienarbeit.

Dafür verdienen sie üblicherweise 70% des Familieneinkommens. Und sie verdienen eben auch nicht mehr im gleichen Jobs, sie verdienen mehr in ganz anderen Jobs, die Frauen eben nicht machen und häufig auch nicht machen wollen.

Wie erreichen wir Gleichstellung?

Das Problem ist aber: Weshalb sollen Privilegierte freiwillig auf ihre Privilegien verzichten? Klar, Anstand, Verantwortungsgefühl und Gerechtigkeitssinn wären noble Gründe. Dass sie in der Praxis nicht ausreichen, um Gleichstellung zu erreichen, ist aber leider offenkundig. Bleibt also nur der Zwang?

Was für ein herablassender Artikel, selbst wenn er nicht so gemeint sein sollte.

Mal mit etwas Polemik:

Wenn Männer Anstand, Verantwortungsgefühl und Gerechtigkeitssinn, dann würden sie ihre Arbeit in einem Stahlwerk im Schichtbetrieb mit hohen steuerfreien Nacht- und Wochenendzulagen an Frauen abgeben, damit sie ihre Privilegien los sind und statt dessen auch mal den Frauen die harte Arbeit der Kinderbetreuung abnehmen. Aber sie haben ja keinen Anstand, Verantwortungsgefühl und Gerechtigkeitssinn! Diese Schweine! Dabei würde jede Frau da sofort ja sagen um endlich der Unterdrückung zu entkommen!

Nein, eben gerade nicht! Damit wir Gleichstellung verwirklichen, müssen wir unseren „Mindset“ so ändern, dass wir herauskommen aus dem Teufelskreis von Fairnessappell, Widerstand, Enttäuschung und Wut.

Aus dem Teufelskreis kommt man eigentlich recht einfach. Denn es ist bereits nicht unfair für die Frauen.

Dafür gibt es zwei Wege:

Die erste Möglichkeit ist, den Nutzen aufzuzeigen, den Gleichstellung auch für Männer hat. Erklären, wie sie selbst unter Geschlechtsrollenkorsetten leiden. Aufzeigen, wie zerstörerisch der Wunsch wirkt, ein „echter Kerl“ zu sein. Deutlich machen, wie viel Leid und Kosten durch „typisch männliches“ Risikoverhalten entstehen. Dafür braucht es die Bereitschaft, Männer nicht nur als Profiteure und Täter zu sehen – und Frauen nicht nur als Benachteiligte und Opfer. Das ist für viele schon zu viel verlangt.

Das ist immer eine Verknüpfung, die überhaupt keinen Sinn macht. Erstens ist gar nicht dargelegt, welche Verbindung zwischen den Privilegien und dem toxischen Verhalten besteht.

Hat ein Mann  den Führungsjob (oder dem Job im Stahlwerk) nur weil ich toxische Männlichkeit lebe? Man kann natürlich in einem Stahlwerk arbeiten und über Gefühle reden. Und wie soll ich meinen durch toxische Männlichkeit erworbenen Job dann überhaupt an eine Frau weitergeben, wenn sie die dafür notwendige toxische Männlichkeit nicht mitbringt?

Und warum kann ich die zerstörerische Wirkung des Wunsches ein „echter Kerl“ zu sein nicht ablegen

  • ohne meine Privilegien vollumfassend zu behalten
  • ohne Feminismus und die damit verbundene Abwertung?

Das erscheint mir sogar relativ einfach. Denn vieles an einem „echten Kerl“ ist ja durchaus eine gute Sache und passt zu vielen Männern, sie müssen quasi nur

Männer als Gefangene sehen
Die zweite Möglichkeit ist eleganter und noch mutiger. Denn sie unterstellt Männern eine Sehnsucht nach Gleichstellung, einen tiefverwurzelten Wunsch nach einem Leben jenseits des „Mann-sein-Müssens“, einen Hunger nach Beziehungen ohne Hierarchie und Gewalt – auch sich selbst gegenüber. Wenn wir daran glauben, dass diese Sehnsucht besteht, weil auch Männer Menschen waren, bevor sie sich zu Männern machen ließen, verändert sich die Dynamik.

Männer sind also keine Menschen. Sie waren, wurden dann aber zu Männern gemacht. Was für ein Mist.

Ich habe kein Problem mich als Mann zu sehen und gleichzeitig als Mensch. Wie wohl die meisten Menschen Männer als Menschen sehen.

Denn nun stehen wir nicht mehr konfrontativ einem bockigen Profiteur gegenüber und versuchen, ihn auf unsere Seite zu ziehen. Sondern wir stehen auf seiner Seite und versuchen mit ihm zusammen, Schritte ins Offene zu gehen – wir verbünden uns mit seiner Sehnsucht und kämpfen gemeinsam mit ihr gegen jenen fatalen Reflex, den die Männer so verinnerlicht haben, dass sie es meist selbst gar nicht mehr merken: den Reflex, in ihrem Innern alles auszublenden und abzuspalten, was bedürftig ist.

Wer mich nicht als Mensch sieht oder meint das damit Mann sein nicht vereinbar ist, der kämpft nicht mit mir und ist kein Verbündeter. Und wer meint, dass man als Mann immer alles im Inneren ausblenden und abspalten muss, der hat eine sehr merkwürdige Vorstellung von Männlichkeit, die ich so nicht teile.

Männer heute sind Gefängniswärter und Gefangene in Personalunion. Solange wir sie als Gefängniswärter ansprechen, verhärten sie weiter. Begegnen wir ihnen aber (auch) als Gefangene, ist der erste Schritt zur Flucht aus dem Gefängnis bereits gemacht.

Was für ein Blödsinn. Wir brauchen keinen Herrn Theunert um unser Menschsein zu entdecken und die allermeisten Männer sind, genauso wie die allermeisten Frauen vollkommen in der Lage Gefühle zu zeigen, sich nicht nur von einem Männlichkeitsbild wie im Feminismus angenommen leiten zu lassen und eine darüber hinausgehende Individualität zu haben. Sie sind Mann, aber das ist nicht alles was sie ausmacht, schon gar nicht nach dem Zerrbild von Männlichkeit, welches Herr Theunert hier entwirft.

 

Toxische Männlichkeit Definition

Ich sammele mal ein paar Definitionen:

Englische Wikipedia zu Toxische Männlichkeit

The concept of toxic masculinity is used in academic and media discussions of masculinity to refer to certain cultural norms that are associated with harm to society and men themselves. Traditional stereotypes of men as socially dominant, along with related traits such as misogyny and homophobia, can be considered „toxic“ due in part to their promotion of violence, including sexual assault and domestic violence. The socialization of boys in patriarchal societies often normalizes violence, such as in the saying „boys will be boys“ about bullying and aggression.

Self-reliance and emotional repression are correlated with increased psychological problems in men such as depression, increased stress, and substance use disorders. Toxic masculine traits are characteristic of the unspoken code of behavior among men in prisons, where they exist in part as a response to the harsh conditions of prison life.

Other traditionally masculine traits such as devotion to work, pride in excelling at sports, and providing for one’s family, are not considered to be „toxic“. The concept was originally used by authors associated with the mythopoetic men’s movement such as Shepherd Bliss to contrast stereotypical notions of masculinity with a „real“ or „deep“ masculinity that they say men have lost touch within modern society. Critics of the term argue that its meaning incorrectly implies that gender-related issues are caused by inherent male traits.[1]

The concept of toxic masculinity, or certain formulations of it, has been criticized by some conservatives as an undue condemnation of traditional masculinity, and by some feminists as an essentialist concept that ignores the role of choice and context in causing harmful behaviors and attitudes related to masculinity.

Deutsche Wikipedia zu toxische Männlichkeit:

Toxische Männlichkeit (auch „giftige Männlichkeit“) ist eine Bezeichnung für ein Verhalten von Männern, das als schädlich für die Gesellschaft oder Männer selbst gesehen wird. Der Begriff wurde in der mythopoetischen Männerbewegung der 1980er- und 1990er-Jahre geprägt und fand von dort ihren Weg in die akademische und politische Literatur. Er wurde anfangs überwiegend für Männer am Rande der Gesellschaft gebraucht, etwa in Gefängnissen, um deren aggressives und kriminelles Verhalten zu beschreiben. Als wesentlich für die Ausbildung eines solchen Verhaltens wurde eine fehlende oder gestörte Vater-Sohn-Beziehung gesehen.[1]

Feministen benutzten den Begriff seit den 2000er-Jahren – insbesondere seit 2016 im Kontext von Donald Trump und #MeToo – in Literatur und Medien. Die Begriffsverwendung, insbesondere in feministischen Kontexten, ist umstritten. Oftmals fehlt eine klare Definition des Begriffs oder der Bezug zu anderen theoretischen Konzepten über Männlichkeit. Generell wird Gewalt, Dominanz, Aggressivität, Misogynie und Homophobie mit dem Begriff assoziiert. Der Begriff wird in feministischer Literatur auch als Antwort auf die Wiederkehr rechtsgerichteter maskulinistischer Politik verwendet.[1]

Missy Magazin zu toxischer Männlichkeit:

Toxic masculinity ist Englisch und bedeutet toxische, also schädliche Männlichkeit. Das Konzept beschreibt eine in unserer Gesellschaft vorherrschende Vorstellung von Männlichkeit und umfasst das Verhalten, das Selbstbild und Beziehungskonzepte von Männern sowie kollektive männliche Strukturen. Männer sollen keine Schwäche zeigen, höchstens Wut, sie sollen hart sein, aggressiv und nicht zärtlich oder liebevoll, schon gar nicht miteinander. Männlichkeit muss immer wieder bewiesen werden, z. B. durch die Einordnung in eine Hierarchie, die mit Mutproben und erniedrigenden Ritualen gefestigt wird – auf dem Schulhof genauso wie in der Bundeswehr.

So findet toxische Männlichkeit in der Kindheit ihren Anfang und setzt sich nicht zuletzt in Männerbünden als Organisationsform auf allen Ebenen der Gesellschaft fort. Sie findet aber nicht nur „unter Männern“ statt, sondern richtet sich auch nach außen: In Form von Gewalt gegen andere, vor allem Frauen und Queers, und sexualisierter Gewalt gegen Menschen aller Geschlechter. Es geht immer auch um Sexualität: Nach den Vorannahmen von toxischer Männlichkeit muss ein Mann immer (heterosexuellen) Sex haben wollen und können. Dies ist ein wichtiger Baustein der Vergewaltigungskultur (Rape Culture) und verstärkt zudem das gefährliche Vorurteil, dass Männer nicht Opfer von sexualisierter Gewalt werden können.

100mensch.de

TOXISCHE MÄNNLICHKEIT

Der Begriff bezeichnet ein Verhalten bzw. Selbstbild, das auf einem traditionellen, stereotypen und patriarchalen Männerbild basiert. Die Bezeichnung „toxische Männlichkeit“ (toxisch = giftig, vergiftend) meint nicht, dass alle Männer generell toxisch sind. Sie bezieht sich auf übersteigerte und für die ganze Gesellschaft schädliche Verhaltensweisen und Einstellungen, wie z. B.:

Gefühle (außer Wut und Aggression) werden unterdrückt bzw. nicht gezeigt Gewalt als Mittel der Problemlösung / Recht des Stärkeren Aggressives und dominantes Auftreten (z. B. auch in Gesprächen)
„Recht“ auf sexuelle Aggression, Übergriffigkeit, Grenzüberschreitungen
Übersteigertes Konkurrenzdenken
Selbstanspruch, alles unter Kontrolle haben müssen
Selbstanspruch, alles alleine schaffen zu müssen
Abwehr von vermeidlich „weiblichen“ Eigenschaften als Schwäche
Dieses Verhalten hat negative Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft, da toxische Vorstellungen von Männlichkeit zur Diskriminierung aller anderer Geschlechter, z.B. in Form von Misogynie (Frauenfeindlichkeit) sowie Homo- und Trans*feindlichkeit, führen.

Viele dieser Vorstellungen sind noch immer in der Erziehung von Kindern in Aussagen wie „Jungen weinen nicht“, oder „Gewalterfahrungen gehören zum Mann-werden dazu“ verankert. Das toxische Männlichkeitsbild und die Gewalterfahrungen der Väter werden so auf deren Söhne übertragen (Traumavererbung).

Toxische Männlichkeit geht mit der Angst einher, Privilegien zu verlieren oder nicht als „richtiger Mann“ bzw. als „weiblich“ angesehen zu werden. Sie schränkt die eigene Individualität ein, kann aber auch ein Gefühl von Sicherheit geben. Dabei hat toxische Männlichkeit ausgeprägte negative Auswirkungen auf Männer: z.B. selbstschädigendes Verhalten wie das Vermeiden von Arztbesuchen und das Verschweigen von Depressionen, was sich in Krankheits- und Selbstmordstatistiken niederschlägt. Männer sterben außerdem früher und werden häufiger Opfer von Gewalttaten.

Frauenseiten Bremen zu toxischer Männlichkeit:

Was ist eigentlich … toxische Männlichkeit?

Ab und zu tauchen im feministischen Diskurs Begriffe auf, die vielen von uns neu sind. Eine Zeit lang bin ich immer wieder über den Ausdruck toxische Männlichkeit, beziehungsweise Maskulinität, gestolpert und habe mich gefragt…was genau ist das eigentlich?

Maskulinität und Femininität
Fangen wir erst einmal einfacher an. Was verstehen wir unter Maskulinität? Maskulinität beschreibt eine Reihe von Verhaltensweisen, Gepflogenheiten und Einstellungen, die in unserer Kultur typischerweise mit Männern und Mann-Sein in Verbindung gebracht werden. Das Gegenteil, Femininität, bezeichnet demnach Eigenschaften, die meist Frauen zugeschrieben werden. Jeder Mensch verfügt aber in gewissem Maße über maskuline und feminine Merkmale.

Anerzogene Verhaltensmuster
An sich ist Maskulinität nicht problematisch. Wenn bestimmte ‚maskuline‘ Verhaltensweisen aber Menschen Schaden zufügen, werden sie als toxisch bezeichnet. Dominanz, Aggressivität, Einschüchterung, Kontrolle, emotionale Distanziertheit – das sind einige Beispiele. Auch die Sexualisierung von Frauen, sowie jegliche Formen von Gewalt zählen dazu. Oftmals wird toxisch-maskulines Verhalten mit Männlichkeit gleichgesetzt und somit als natürlich wahrgenommen. Es ist wichtig zu verstehen, dass es hier aber um anerzogene Verhaltensmuster geht, mit denen Jungs nicht geboren werden.

Menschen, die toxische Maskulinität praktizieren, definieren diese immer als der Femininität überlegen. Eigenschaften wie Mitgefühl, Fürsorge oder Emotionalität werden als schwach dargestellt, während gegensätzliches Verhalten als stark empfunden wird. Daraus folgt, dass Menschen, die sich eher durch feminine Eigenschaften auszeichnen, suggeriert wird, anderen unterlegen zu sein. Das kann Personen aller Geschlechter betreffen. Auch kann jede*r toxisch-maskulines Verhalten ausüben oder fördern, wie beispielweise eine Mutter, die ihrem Sohn beibringt: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“.

Die Angst vor ‚Entmannung‘

Toxische Maskulinität geht Hand in Hand mit Sexismus und Homophobie. In unserer patriarchalen Gesellschaft zählen Männer oftmals nicht als ‚wahre Männer‘, wenn sie in ihrer Beziehung nicht das Sagen haben. Die Anliegen der Partnerin zu respektieren gilt als Schwäche oder Unfähigkeit, sich durchzusetzen. Auch die Angst, Zuneigung für andere Männer zu zeigen, äußert sich in toxischer Maskulinität. Denn unsere Gesellschaft ist heteronormativ konzipiert. Dementsprechend wird die Liebe zu Männern allein von Frauen erwartet. Wenn aber Männer sich gegenseitig Zuneigung bekunden, wird dieses Verhalten als frauentypisch und somit schwach verstanden. Daraus resultiert häufig eine emotionale Verschlossenheit von Jungen und Männern. Sie schämen sich, Zuneigung zu zeigen, aus Angst sich zu entmannen. Wer kennt nicht das anscheinend obligatorische „no homo“, das jugendliche Jungs jedem Kompliment anhängen, das sie einander machen.

GenderIQ.de

Was ist eigentlich ‘Toxic Masculinity’?

‍“toxic masculinity,” a (heterosexual) masculinity that is threatened by anything associated with femininity (whether that is pink yogurt or emotions) – Sarah Banet-Weiser and Kate M. Miltner.

Der Begriff  toxic masculinity wird oft benutzt, wenn es darum geht aggressives Dominanzverhalten von heterosexuellen cis-Männern zu beschreiben. Toxic masculinity (zu Deutsch ‚schädliche /toxische Männlichkeit‘) ist ein Konzept, das gerne mal falsch verstanden wird. Ganz schnell endet man bei der Gleichung Männer = Toxisch. So einfach diese Gleichung auch erscheint, sie ist leider falsch, denn bei dem Konzept geht es nicht um ‚Männer‘ (sex), sondern um ‚Männlichkeit‘ (gender). Also darum, was wir als männliches Verhalten anerkennen und was nicht. Genauer gesagt, geht es darum zu erkennen, dass bestimmt Aspekte die traditionell zum Mann-werden dazu gehören, schädlich sind. Schädlich für sie selbst, aber auch alle anderen um sie herum.

Bei ‚Toxic Masculinity‘ geht es nicht darum, dass Männer schädlich oder schlecht sind

Grundidee dahinter ist, dass wir bei männlich gelesen Kindern bestimmte Verhaltensweisen fördern, die ihnen vielleicht momentan weiterhelfen (zum Beispiel, um auf dem Schulhof nicht gehänselt zu werden), die aber auf Dauer toxisch sind. Deshalb dürfen Jungs gerne mal wild sein und über die Stränge schlagen, auch wenn das für andere unangenehme Folgen hat (‘Boys will be boys’). Jungs sollen sich durchsetzen können und keine Schwäche zeigen, damit ja keiner auf die Idee kommt sie zu dominieren. Nach dem Motto ‚Indianer kennt keinen Schmerz‘ ermutigen wir Jungs nicht zu weinen und versuchen sicher zu gehen, dass sie nicht am Ende noch ‚verweichlichen‘.

‚Wer toxische Männlichkeit erlernt hat, lebt mit einem Mangel‘, schreibt Frederik Müller. ‚Diese Personen haben meist kein gutes Verhältnis zu ihrem Körper, können ihre eigenen Grenzen ebenso wenig respektieren wie die anderer und haben Schwierigkeiten damit, Gefühle zuzulassen, zu zeigen und zu verarbeiten. Konsequenzen hieraus sehen wir etwa im schlechten Umgang heterosexueller cis Männer mit dem eigenen Körper, ihrer Nachlässigkeit gegenüber der eigenen Gesundheit und ihrer Tendenz zu Depressionen, Sucht und Suizid.‘

Olympes Erben

Toxische Männlichkeit meint klischeehafte und einengende Verhaltensweisen oder Umgangsformen zur Demonstration von Männlichkeit, die ein eindimensionales Bild vom Mann-Sein entwerfen. Diese Vorstellungen von Männlichkeit werden zum Teil gesellschaftlich eingefordert und schränken Emotionen und Verhaltensweisen von Jungen und Männern ein.

Zu diesen Umgangsformen und Verhaltensweisen von toxischer Männlichkeit gehören zum Beispiel diese:

  • Männer sollen hart sein und keine Schwäche zeigen.
  • Männer sollen Gefühle verstecken oder unterdrücken (außer Wut und Aggression).
  • Männer lösen Konflikte mit Gewalt.
  • Männer packen Probleme an und bewältigen sie ohne fremde Hilfe.
  • Männer verhalten sich nicht „weibisch“ oder „verweichlicht“ (schüchtern, liebevoll, zärtlich).
  • Männer sind auf Wettbewerb und Dominanz, nicht auf Kooperation ausgelegt.
  • Männer wollen immer Sex und können auch immer.
  • Männer und Frauen verstehen sich nicht und können nicht befreundet sein.
  • Männer sind breitschultrig, muskulös, hochgewachsen und schmerzresistent.

Im Zusammenhang mit toxischer Männlichkeit fallen häufig auch Begriffe wie Macho oder Alpha-Mann.

Das Problem an toxischer Männlichkeit ist, dass sie oft von der Gesellschaft eingefordert wird – also viele Leute erwarten, dass sich Männer so verhalten wie oben beschrieben wird. Wenn Jungen oder Männer diesen Stereotypen nicht entsprechen, müssen sie auch heute noch mit negativen Folgen rechnen, zum Beispiel indem sie ausgelacht, beleidigt oder bloßgestellt werden. Ihnen wird abgesprochen, ein „wahrer Mann“ zu sein und oftmals wird es so dargestellt, als ob Frauen eben nur solche „wahren Männer“ attraktiv finden (auch von Frauen selbst).

Toxische Männlichkeit bedeutet auch, dass diese stereotypen Verhaltensweisen immer wieder bestätigt werden müssen, zum Beispiel durch die Abwertung von Frauen oder anderen Geschlechtsidentitäten, von Männern, die nicht „Alpha“ genug sind, aber auch durch „typisch männliche“ Verhaltensweisen wie Bier trinken oder Fleisch essen. Ein Mann, der lieber eine Saftschorle als ein Bier bestellt, eher einen Salat statt eines Steaks isst? – In diesem Konzept von Männlichkeit schwach, lächerlich, unmännlich. Und das ist schädlich.

Doch nicht nur auf den eigenen Lebensbereich einzelner Menschen kann sich toxic masculinity negativ auswirken. Auch gesellschaftlich-politisch gesehen kann toxische Männlichkeit ein Problem sein, weil sie ein Geschlechterbild aufrechthält, das rechtsgesinnten Menschen zusagt. Denn mit toxischer Männlichkeit gehen nicht nur traditionelle Bilder von Männlichkeit einher, sondern auch von Weiblichkeit. Toxische Männlichkeit äußert sich häufig (auch) in Frauenfeindlichkeit, Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit.

WMN.de

Was ist toxische Männlichkeit?

Der Begriff ist in erster Linie auf destruktive und schädliche Denk- und Verhaltensweisen von Männern bezogen. Diese Handlungen richten sich vorwiegend gegen Frauen, Kinder, queere Menschen – und gegen sich selbst. Das eigentliche Problem liegt aber viel tiefer.

Toxischer Männlichkeit beruht auf Stereotypen über männliche Eigenschaften. Männer nehmen bestimmte Rollen ein, weil die in der Gesellschaft weit verbreitet sind. Das begrenzt den Spielraum, sich frei auszuleben. Stattdessen werden Klischees bedient. Zum Beispiel: Männer sind stark und emotional extrem unempfindlich. Sie lassen sich nichts sagen und sind in ihrer unerschütterlichen Heterosexualität gefestigt.

So entsteht das veraltetes, konservative Bild eines Mannes, das unüberlegt übernommen wird. Toxisch ist es noch nicht. Die Toxizität entsteht später.

In Zeitungen wird toxische Männlichkeit wird nicht selten für Vergewaltigungen und Gewalt verantwortlich gemacht. Tatsächlich stehen maskuline Verhaltensweisen laut Studien in Zusammenhang mit Aggressionen, Misogynie, schlechter Gesundheit und Depressionen.

Das birgt zum einen eine Gefahr für sie selbst. Männer lassen sich ungern helfen, wollen keine Schwäche zeigen und gehen seltener zu Ärzt:innen oder Psycholog:innen.

Zum anderen zeigen Nachforschungen auch, dass Jungen und Männer mit sexistischen Verhaltensweisen häufiger genderbezogene Gewalttaten ausübenDas verinnerlichte Verhaltensmuster begünstigt also Gewalt und Missbrauch.

Feminismus vs. Männerrechtsbewegung

Auf die Dinge gibt es natürlich auch andere Sichtweisen. Vor allem Konservative sind häufiger der Meinung, der Begriff „toxische Männlichkeit“ sei eine Attacke auf die Männlichkeit selbst. Sie berufen sich dabei auf die hohen Raten an Suiziden und dem Drogenmissbrauch von Männern.

Die Debatte wird so nicht als Denkanstoß gesehen, eher als Angriff feministischer Bewegungen. Als Gegenstück bildeten sich Männerrechtsbewegungen. Dort werden traditionelle Männerbilder, teilweise aber auch antifeministische und frauenfeindliche Positionen vertreten. Stattdessen werden Verhaltensstereotypen aus der herausgekramt.

Die weiteren Argumente sind genauso wenig überzeugend. Sie verwechseln Opfer und Täter, indem sie sich selbst als Geschädigte darstellen. Belegbare politische Ungerechtigkeiten gibt es dagegen zu selten. Während sich feministische Bewegungen gegen belegbare Ungleichheiten wie den Gender Pay Gap stellen, sind beispielsweise männerfeindliche Haltungen im Gesundheitssystem aufgrund häufig fehlender geschlechterspezifischer Medizin mehr als fraglich.

„Liebe Männer, wie müsste ein Buch über toxische Männlichkeit und ihre Konsequenzen geschrieben und verpackt sein, damit ihr es lesen würdet?

Ich gebe mal wieder eine Frage auf Twitter weiter:

Warum der intersektionale Feminismus nur zerstören will, aber keine Pläne hat wie die „Neue Welt“ funktioniert

Diesen Dialog fand ich ganz interessant:

Yeyo:

Grievance studies and critical theory talk a lot about deconstruction but very little about construction. They want to tear down society but have no clue about what is going to replace it.

The Rino

heir understanding of racism is deeply flawed. This leads to an “abolish” mentality. If they had the correct understanding they would know that racism will still exist when after they tear society down. They would know that you can’t eliminate it, but can only contain it.

Yeyo:

It’s what Thomas Sowell referred to as the unconstrained vision of human nature. Human nature is flawless, all bad things appear only because of the corrupting influence from oppressive institutions. So the solution is to tear those institutions down.

Wir hatten hier schon einmal die These, dass alle die, die in einer Kategorie „Opfer“ innerhalb des intersektionalen Feminismus sind im Prinzip Abwandlungen des „edlen Wilden“ sind, die erst durch die böse Gesellschaft korrumpiert worden sind.

  • Die PoCs durch die Unterdrückung durch den weißen Mann, die Schwarzen durch Kolonialismus und den Sklavenhandel
  • die Dicken durch westliche Schönheitsideale
  • der Islam durch die Abwertung durch den Westen und den Kolonialismus
  • die Frauen durch Geschlechterrollen
  • Die Transexuellen durch binäre Geschlechterrollen
  • Und selbst die Männer könnten gut sein, sind aber  durch andere Männer korrumpiert

Dieser Einfluss muss nur beseitigt werden, dann bricht irgendwie das Paradies aus. Und irgendwie ist das plötzlich kein Rassismus, keine Vergewaltigung, keine unterschiedlichen Löhne, nichts schlechtes mehr. Aber es wird eben auch nicht konkret, ein wirkliches „Endspiel“ gibt es nicht, es bleibt vage. Das bisherige muss nur weg. Dann wird magisch alles besser.

Feminismus ist in der Hinsicht eben eine Religion.

Und in Religionen fragt man auch nicht, wo die Leute im Paradies das Essen herbekommen, ob sie noch Sex haben können oder wie zwischenmenschliche Beziehungen aussehen, wenn plötzlich alle alles haben. Es sind ja nur die Guten dort oben, also verstehen sich alle super und allen geht es gut.

So ist es auch im Feminismus: Plötzlich verstehen sich alle, alle sind gleich, alle schätzen sich, Konflikte sind bereits nicht mehr denkbar und danach fragen ist blöd. Wenn es Konflikte noch geben würde, dann müsste eben noch Patriarchat oder Weiße Unterdrückung vorhanden sein. Woher sollte es sonst komme?

 

Männer und Frauen lehnen die Theorien um „toxische Männlichkeit“ in Mehrheit ab und finden sie beleidigend

Eine interessante Studie untersucht die Akzeptanz von Begriffen wie „Toxische Männlichkeit“ (via Arne)

Masculinity is frequently talked about in contemporary Western media as being in crisis, needing reform or even being ‘toxic’. However, no research to date has assessed the impact that this pervasive narrative might be having on people, particularly men themselves. This cross-sectional online pilot survey asked 203 men and 52 women (mean + SD age 46 + 13) their opinions about the terms toxic masculinity, traditional masculinity, and positive masculinity, and how they would feel if their gender was seen as the cause of their relationship or job problems. Most participants thought the term toxic masculinity insulting, probably harmful to boys, and unlikely to help men’s behaviour. Having feminist views, especially being anti-patriarchy, were correlated with more tolerance of the term toxic masculinity. Most participants said they would be unhappy if their masculinity or femininity were blamed for their work or relationship problems. Further analysis using multiple linear regression found that men’s self-esteem was significantly predicted by older age, more education, and a greater acceptance of traditional masculinity. Men’s mental positivity – which is known to be negatively correlated with suicidality – was significantly predicted by older age, a greater acceptance of traditional masculinity, and more education. Implications for the mental health of men and boys are discussed in relation to the narrative around masculinity in the media, social sciences, and in clinical psychology.

Quelle: Reactions to contemporary narratives about masculinity: A pilot study

Es wurde hier schon häufiger diskutiert, dass die Akzeptanz der Theorien sich auf bestimmte Kreise beschränkt und gerade in der „normalen Bevölkerung“ zwar eine gewisse Kenntnis besteht, soweit diese jünger sind, aber eigentlich keine Rolle in deren Leben spielt. Der typische Arbeiter hat keinen großen Bezug zu Privilegien etc.

Entsprechend scheint die Studie zu bestätigen, dass viele Personen diese Theorien ablehnen.

„Klar“ würde vielleicht jemand aus den Gender Studies sagen „die Männer wollen ja auch ihre Privilegien nicht ablegen und merken gar nicht wie toxisch sind. Und die Frauen und Männer haben keine Vorstellung davon, wie gut die Welt ohne toxische Männlichkeit wäre. Wir müssen es ihnen beibringen und dazu brauchen wir mehr Gender Professuren, mehr Medienaufmerksamkeit und mehr Geld“

Es ist in der Hinsicht ganz interessant auf anderen „neutralen“ Seiten, etwa auf Spass ausgerichtete Seiten wie 9gag die Kommentare zu lesen, wenn Social Justice Theorien Thema sind. Dort sieht man, dass die meisten Leser dort die Theorien eher übertrieben finden.

Andererseits sind viele Seiten und Medien voll von Themen und Artikeln aus der Sicht der Gender Studies.
Insofern begrüße ich, dass jemand sich des Themas annimmt und dort einmal untersucht, wie die Leute eigentlich zu den Begriffen stehen.

Noch aus der Studie:

Die Tabelle muss man so lesen, dass in die leere Stelle vor „Masculinity“ entweder „Traditional“, „Toxic“ oder Positive“ einzusetzen ist und dann kann in der Tabelle abgelesen werden, welche der Aussagen zugestimmt wird.

Da wird deutlich, dass die Idee von toxischer Männlichkeit von den wengisten (10,1%) als etwas gesehen wird, was sie sich besser verhalten lässt (eben indem sie sich davon abgrenzen), hingegen traditionelle Männlichkeit weitaus besser abschneidet.

88,4% meinen, dass die Idee von toxischer Männlichkeit sich negativ auf Jungen auswirkt. Und nur 10% finden die Theorie hilfreich. 87,9% der Männer und 84,6% der Frauen (bei sehr kleiner Teilnehmerzahl) finden die Theorie der toxischen Männlichkeit als beleidigend.

Es ist eine interessante Studie, die sich Politiker einmal genau anschauen sollten. In ihrem Umfeld mögen viele Personen sein, die die Theorie überzeugend finden, weil Frauen, die in die Politik gehen wollen häufig diese Ansätze verfolgen, der Anteil in der Bevölkerung, die, die die Politiker wählen, ist aber deutlich geringer.

 

An Corona gestorbene Ärzte in Italien: 60 Männer, drei Frauen

Arne hatte auch berichtet, hier noch etwas aktualisierte Zahlen:

Immer mehr Ärzte, die in Italien alles in ihrer Macht stehende tun, um Corona-Patienten vor dem Tod zu bewahren, bezahlen ihren Einsatz mit dem Leben. Auf ihrer Webseite zählt die italienische Ärztekammer (FNOMCeO) jeden einzelnen Mediziner und jede einzelne Medizinerin auf, die an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind. Stand heute stehen 63 Namen auf der Liste, 60 Männer und 3 Frauen.

Das ist angesichts des Umstandes, dass Medizin ein sehr weibliches Studium ist, eine durchaus erstaunliche Zahl.

Gestorben sind Ärzte im Alter zwischen 49 und 90 Jahren, sie stammen aus ganz Italien von Como bis Caltanissetta. Die meisten Fälle gibt es in Bergamo und Umgebung. Aus der am schwersten betroffenen Region Italiens sendeten Klinikärzte vor einer Woche schockierende Bilder aus einer Notaufnahme. In Bergamo verlor auch der 90-jährige Flavio Roncoli sein Leben. Wie viele der verstorbenen Mediziner kehrte der pensionierte Arzt in seinen Beruf zurück, um Kollegen und Patienten in der Krise zur Seite zu stehen. Ebenfalls in Bergamo arbeitete eine der drei Ärztinnen, die nach einer Corona-Infektion verstarben. Vincenza Amato war als Ärztliche Direktorin zuständig für Hygiene und Gesundheitsprävention. Im kommenden Jahr wollte die 65-Jährige in Pension gehen.

Das gerade Ältere sterben könnte natürlich zu der Geschlechterquote beitragen. Einfach weil heute 60jährige eben zu einer Zeit studiert haben als vermutlich das Geschlechterverhältnis in der Medizin noch männlicher war.

Es wäre natürlich aber auch interessant, ob sich mehr pensionierte Männer zurückmelden, um die gefährliche Arbeit zu machen. Dazu fehlt es hier leider an Zahlen.

Auch eine Erklärung könnte die Fachrichtung der jeweiligen Ärzte sein. Frauen sind beispielsweise überproportional in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe tätig. Wie die Verteilung bei Lungenfachärzten ist habe ich leider nicht gefunden.

Die Mehrzahl der in den letzten Wochen verstorbenen Mediziner waren Hausärzte. Dass besonders sie häufig angesteckt wurden, hat einen Grund: Sie waren schon vor der offiziellen Ausbreitung der Epidemie in Kontakt mit zahllosen Patienten, die vermutlich bereits an Covid-19 erkrankt waren und in ihre Praxen kamen. An Schutzkleidung hatte zu dem Zeitpunkt noch niemand gedacht.

Auch Hausarzt dürfte eine eher von Männern ausgeübte Tätigkeit sein, schon weil sie üblicherweise Selbständigkeit erfordert und damit schwerer mit Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen ist.

Einer dieser Ärzte war Marcello Natali. Der 57-Jährige schlug schon kurz nach dem Ausbruch der Epidemie in Italien Alarm, dass das Land auf eine medizinische Katastrophe zusteuere. Wie recht er hatte, musste der Allgemeinmediziner jeden Tag in seiner Praxis in Codogno hautnah miterleben. Codogno liegt etwa 60 Kilometer südöstlich von Mailand und war eine der ersten Städte, die in Italien zur „Roten Zone“ erklärt und abgeriegelt wurden. Im örtlichen Krankenhaus soll sich der sogenannte „Patient eins“, der inzwischen genesen ist, mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Als die Fallzahlen stiegen und viele seiner Kollegen in Quarantäne gehen mussten oder krank wurden, öffnete Natali seine Praxis auch für deren Patienten, um sie in einer so schwierigen Situation nicht alleine zu lassen. Das berichtete eine Kollegin der Zeitung „Il Resto del Carlino“. „Er hat sich nie geschont, obwohl wir keinen angemessenen Schutz hatten.“ In einem der letzten Interviews, die er vor seinem Tod gab, erzählte Natali dem Sender „Euronews“, dass er bei der Behandlung von Corona-Patienten keine Handschuhe tragen konnte. Es gab einfach nicht genug für alle.

Eigentlich ein guter Text, wenn man mal etwas der „toxischen Männlichkeit“ entgegen halten möchte. Denn das Aufopfernde, das Durchhalten trotz großer Gefahren, das stoische Hinnehmen der Risiken, dass kann eben auch alles Männlichkeit sein und beides, dieses Verhalten und das Verhalten, welches gern als toxische Männlichkeit dargestellt wird, bei dem man eben keine Schwäche und keine auf sich bezogenen Emotionen zeigt, kann sehr dicht beieinander liegen. „Er hat sich nie geschont“ und „er hat keine Handschuhe tragen können, weil keine mehr da waren“ kann man durchaus unter „toxische Männlichkeit“ fassen – er würde wahrscheinlich noch leben, wenn er nicht seine eigene Gesundheit hinten an gestellt hätte. Aber das wird dem, was er dort getan hat, wohl kaum gerecht.