Der Tiefkühl-Apfelstrudel, den sie nicht mit ihm essen wollte, obwohl er ihn an seine Oma erinnert und Paardynamiken

Auf Twitter findet gerade eine Geschichte um einen Apfelstrudel und Paardynamiken viel Beachtung:

Rewe, TK-Abteilung. Neben mir ein Pärchen. Der Kerl, ca. Mitte 20, holt plötzlich begeistert einen Apfelstrudel aus dem Froster. Er schaut ihn an, wie ein kleiner Junge, dem man gerade einen Hundewelpen geschenkt hat.

Er: „Schatz? Wollen wir den mitnehmen? Für heute Abend, schön mit Vanilleeis…? Hat Oma mir immer gemacht…“ Sie: „Neeee, viel zu fettig.“ Dann lässt sie ihn einfach stehen und geht weiter. Er schaut ihr nach, die Packung noch in der Hand.

Unter dem Tweet finden sich Parteinahmen für beide Seiten und natürlich fehlt in dieser Geschichte ein eventueller Hintergrund, aus dem die Situation entstanden sein könnte.
Ich könnte beispielsweise sie verstehen, wenn er die ganze Zeit klagt, dass er zu dick ist und dann immer wieder Ausreden findet, warum er doch diese oder jene Süßigkeit isst um dann wieder darüber zu jammern, dass er zu dick ist.
Es könnte auch eine Situation sein, in der sie schon länger Streit haben, sie von seiner andauernden Sentimentalität genervt ist, insbesondere aufgrund eines TK Apfelstrudels, und keinen Block darauf hat, dann 3 Stunden Geschichten über Oma und ihren Apfelstrudel zu hören, die sie alle schon kennt.
Es kann auch sein, dass sie schlicht eine dominante Frau ist, die ihn unterdrückt. Warum fragt er überhaupt um ihre Zustimmung um einen TK Apfelstrudel zu kaufen?
„Hat Oma mir immer gemacht?“ Wenn die Oma kurz davor gestorben ist okay, aber ansonsten irgendwie merkwürdig so mit diesen Grund um Erlaubnis zu fragen.
Klar hätte es, wenn es eine normale gutlaufende Beziehung ist, an der sie weiterhin interessiert ist und in der sie nicht meint ihn dominieren zu müssen, weitaus bessere Antworten gegeben. Etwa „Überleg es dir, die Dinger sind ganz schön fettig und wir wollten doch etwas aufpassen, aber klar, wenn es dir gerade viel bedeutet und du Lust hast, dann nimm ihn mit“
Vielleicht wollte er auch nur tatsächlich einen netten Abend mit ihr verbringen, was ja erst einmal niemanden vorzuwerfen ist.
Ich muss zugegeben, dass ich auch eine gewisse Abneigung gegen Leute habe, die gegenüber einer wildfremden Person schlecht über ihre Beziehung reden, mit der sie ja anscheinend zusammen bleiben und einen Apfelstrudel essen wollen. Das macht man aus meiner Sicht nicht. Schon gar nicht wegen eines Apfelstrudels. Einfach weil es respektlos ist.

42 Gedanken zu “Der Tiefkühl-Apfelstrudel, den sie nicht mit ihm essen wollte, obwohl er ihn an seine Oma erinnert und Paardynamiken

  1. Ich muss zugegeben, dass ich auch eine gewisse Abneigung gegen Leute habe, die gegenüber einer wildfremden Person schlecht über ihre Beziehung reden,

    Wenn das dauerhaft sein modus operandi ist, dann hast Du recht. Aber vielleicht war der Apfelstrudel der Auslöser, sich schlagartig über eine paar grundlegende Wahrheiten klarzuwerden, was dann in dem Satz mündete, sie sei nicht die Richtige.

    • Oder die Äußerung war eine Mischung aus teils wirklicher Verbitterung und einem gerüttelt Maß an Augenzwinkern. Dass jemand mal eben einem wildfremden in vollem Ernst einfach so etwas sagt, was klar in Richtung Trennungsabsicht geht, erscheint mir nicht sehr realitätsnah. Besonders Männer sind eigentlich bei solchen Dingen – also alles, was ihre Beziehungen angeht – sehr diskret. So ist es bei Männern bekanntlich wesentlich unüblicher als bei Frauen, mal eben im Freundeskreis in teils erschreckender Detailtiefe über den Beziehungsalltag und das Sexleben zu berichten.

    • „…ist sie nicht die Richtige“

      Es sei denn, er steht darauf, unterwürfig zu sein.
      Es gibt mehr Freiwillige als Opfer.

      Aber es stimmt schon: Selbstrespekt und eine sich so verhaltende Partnerin passen schlecht zusammen.

    • Pantoffelhelden. Es gibt meiner anekdotischen Empirie nach, viel zu viele Männer, die einfach nur ihre Mutti mit einer Freundin oder Ehefrau ersetzen. Dann wird halt die neue „Mutti“ gefragt, ob man ein Eis darf, ob man heute etwas länger draußen bleiben darf, ob man mit den anderen Jungs spielen darf, ob man heute etwas länger aufbleiben darf, usw.

      Aber diese selbstverschuldete Unmündigkeit findet man auch im Berufsleben, unabhängig vom Geschlecht. Wie viele Arbeitnehmer wollen tatsächlich die Freiräume nutzen, die ihnen durch die Stellenbeschreibung ermöglicht werden? Auch da sind so viele ängstliche Menschen zu finden, die von der Rückversicherung mit dem Vorgesetzten Verantwortung rückdelegieren. Stets in der Angst, das eigene Handeln könnte fehlerhaft sein, zu Konsequenzen führen, die man nicht absehen kann.

      Es geht aber noch weiter. Wie oft wird der eine in einer Zweierbeziehung in die dominante Rolle gedrängt, Entscheidungen zu treffen, für beide zu treffen? Und wie oft überfordern solche Kompetenzhierarchien nicht ausgerechnet den- oder diejenige, die Opfer oder Werkzeug solcher Spielchen ist, dem anderen die Verantwortung zuzuweisen, weil Unterordnung und Denkfaulheit auch bekannte Gegenmittel und Sabotagetechniken sind, sich aus der Unmündigkeit lösen zu wollen. Ein beliebtes Narrativ des Feminismus seit der zweiten Welle war doch, dass Frauen Beziehungen führen oder beenden, aber nur aus der Flasche in die Flasche kommen. Die Frage nach einer gleichberechtigten Beziehungen impliziert doch immer auch Gleiche, während die typische Beziehung eher Kommanditär geordnet ist. Im Laufe der Zeit zeigt sich, dass einer der beiden in so ziemlich allen Lebenslagen aktiver, gebildeter, versierter, schlauer oder gewiefter ist. Da eine Täter-Opfer-Analyse herbeifantasieren zu wollen, ist wohl eher nahe dem Strafrecht, denn im Rechte-Pflichten-Verständnis des Bürgerlichen Gesetzbuches, jeder nach seinen Möglichkeiten, jeder nach seinen Fähigkeiten.

      Nehmen wir also zur Ehre dieser Freundin an, dass diese nicht einfach nur herrschsüchtig ist, sondern (Halb zog sie ihn, halb sank er hin.) er es war, der sich klein machte, in der Hoffnung, sie würde ihn größer machen, wenn er sich kommod macht (Darf ich?). Ökonomisch hat er demnach schlecht verhandelt und beschwert sich nun darüber, dass er wie ein Knecht um die Rechte fragen muss, ein Oma-Eis zu essen. Entweder verhandelt er nach oder er trennt sich. Oder, gar nicht so selten, er fügt sich. Meiner Empirie nach fügen sich die meisten Männer in hegelianischer Selbstverleugnung mit dem Trostsatz: „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit.“

  2. „..aber ansonsten irgendwie merkwürdig so mit diesen Grund um Erlaubnis zu fragen.“

    Leider ist das meiner Erfahrung nach gar nicht so seltsam das erwachsene Männer ihre Freundinnen/Frauen für selbstverständliche Dinge, wie Spass haben, um Erlaubnis fragen.

    • Ich habe schon lange festgestellt, dass es der Standard ist. Deswegen bin ich auch so eine Ausnahme, weil ich mich nicht unterordne und die Mehrzahl aller Frauen das attraktiv findet. Sind wir ehrlich, die Mehrzahl aller Männer sind wandelnde Geldbeutel und vielleicht waren sie es schon immer, egal ob heute oder vor 1000 Jahren.

      • Ob das Frauen attraktiv finden?

        Ich haue aber immer hart aufn Putz. So sage ich auch immer klar, dass Frauen nur Geld wollen und mir eh nix bringen, das findet man eher nicht so gut. Andere Männer finden es aber lustig und feuern mich an und das ist doch alles, was zählt.
        Beispielsweise hatte ich mal einen Kunden, der meinte, seine frau regelt die Finanzen. Da habe ich klar darauf hingwiesen, dass man das niemandem überlassen sollte, der nicht mit Geld umgehen kann, da er nie dafür arbeiten musste, maximal etwas gejobbt hat.

        Auch bei meiner Freundin werde ich oftsauer, zb wenn es um mental load etc geht, dazu hatte sie neulich ein Tic Toc an, bin völlig ausgerastet, genial.

      • @PfefferundSalz:

        Daraus könnte man folgern: Du ordnest Dich nicht unter, weil Du Dir das aufgrund Deines Geldbeutels nun mal leisten kannst! Es heißt ja: »Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein!« 🙂

        • Ach, ich nehme an in den meisten Frau/Mann Beziehungen verdient doch der Mann mehr als die Frau. Ich kenne kein Paar, bei dem der Verdienst der Frau signifikant zu dem Einkommen beiträgt. Üblicherweise ist die Aufteilung in etwa so: Mann 60%~80%, Frau den Rest.

          Anders herum wird es wohl auch geben aber eher selten… Insbesondere da in derartigen Beziehungen (Frau verdient mehr als der Mann) Frauen dazu neigen, unzufrieden zu sein (gab es mal eine Untersuchung dazu). Bei derartigen Konstellationen steigt auch das Scheidungsrisiko stark an. Also es spricht viel dagegen, dass Mann schlecht verdient (hierzu gibt es auch mehrere Untersuchungen).

          • @Frogorek:

            Ich glaube, Du hast die DINKs vergessen. Solange Du von Kindern unbelastet bist, kann auch die Frau das Zentrum ihrer Selbstverwirklichung im Beruf sehen, da gibt es gar keinen Grund für allzu viel Asymmetrie, das ändert sich wesentlich erst durch Schwangerschaft.

          • @Frogorek: Dann schau Dir mal in aller Ruhe den Trennungsmarkt an, und wer davon profitiert.

          • @Frogorek, wenn Frau dann bei Scheidung Alimente zahlen müsste, wäre es ein Grund für den Mann.

            @djadmoros auch bei den meisten Dinks verdient er mehr. Daher ist ohne Kinder oft Beschiss für mich. Weil es da einfsch grundlos ist und Frau eher nur rumgammelt, Kinder erziehen sehe ich ja auch als Arbeit.

            Muss grade an ein Gespräch zw meiner Freundin ihrer Tante und mir denken. So wie es aussieht, habe ich bald nebem Vollzeitjob meinen Master ( in Regelstudienzeit). Habe auch einen Abschluss in einem anderem Feld.

            Da ich mit Sprachen gut bin und aus dem Saarland dachte ich mal über Luxemburg nach. Meine Freundin wollte mir da quasi eine Zusage abringen, dass ich das tue. Wir sprachen von Arbeit da und den besseren Bedingungen und dass meine Abschlüsse ja gut zur dortigen Finanzbranche passen.

        • Ein Mann der keine Frau hat oder einer der eine Frau hat die ihr Essen selbst zahlt hat immer mehr als ein Mann der neben sich selbst noch eine Frau durchfüttern muss. Deswegen habe ich selbstverständlich mehr als die meisten Ehemänner, selbst wenn diese mehr verdienen.

          • Ich habe mal einem ziemlich gut verdienenden Mann eine Trennungsberatung gemacht und dabei ihm mal überschlagsmäßig den zu erwartenden Unterhalt vorgerechnet. Ich habe also zuerst sein Einkommen bereinigt, dann den Unterhalt für seine 3 minderjährigen Kinder abgezogen und schließlich den Trennungsunterhalt berechnet. Und dann blieb von seinem wunderschönen hohen Einkommen noch etwas im Bereich der untersten Gehaltsstufen, grad etwas mehr als Hartz 4. Ich bekam Sorge dass ihm das nicht schmecken würde und er vielleicht doch seine Geliebte verlassen würde um dem zu entgehen. Aber er lächelte mich mit seinem charmanten Modell-Lächeln an und sagte: „Das ist ja mehr als ich jetzt habe?“.

          • @lh
            Da frage ich mich dann wirklich, warum diese Männer überhaupt arbeiten gehen, wenn sie so viel abgeben müssen, dass sie als Harzi mehr raus haben.

  3. Und was ist mit der Sahne (oder Schlagobers, wenn wir das in der Sprache der wahren Heimat des Strudels sagen wollen)? Die ist doch genauso unverzichtbar wie das Vanilleeis! 😦

  4. Das sind die klassischen Typen die, sobald sie in einer Beziehung sind, keine Freunde mehr haben. Bei solchen kerlen reagiere ich aber auch nicht mehr, wenn sie sich als Single wieder melden.

    • Erinnert mich an einen Kumpel mit on-off-Beziehung, bei dem ich den derzeitigen Stand zuverlässig an der Anzahl der Textnachrichten bestimmen kann.

  5. Die eigentliche Geschichte:
    Wahrscheinlich wird er dabei an seine Oma denken. Wahrscheinlich auch an seine Begleitung.
    (übersetzt: Er wird dabei an mich denken.)

  6. Sie bestimmt. Es ist Herrschsucht. Wenn er den Kuchen trotzdem holt, hat er miese Stimmung und den ganzen Abend Stress. Er hat sich dann ihren Vorgaben widersetzt.
    Nun trennt man sich nicht gleich wegen einem Apfelstrudel. Auch nicht wegen einer anderen Reglementierung oder Beschimpfung. Man schluckt das (ohne Vanilleeis) runter und frötzelt mit einem Freund über das permanente Domina-Gehabe und die weibliche Lust am Bestimmen. Irgendwann fängt man vielleicht gar an abzuwägen, ob der Sex noch so gut ist, dass es weiterhin lohnt, sich das anzutun.

    Es ist toll, dass auch bei den offensichtlichen Femo-Hänflingen im Inneren noch so eine Art Reststolz existiert und sie sich mit ähnlich Fühlenden sogar im Supermarkt auf dieser Welle treffen.
    Dann ist die Welt noch nicht ganz im herrschsüchtigen Feminismus ersoffen.

    Ich frage mich, wer die Einkäufe der beiden danach nach oben getragen hat…

  7. Dass man Produkte sucht, die beide gemeinsam essen können und wollen, ist das normalste der Welt. Wenn das kein alltäglicher gemeinsamer Abend ist, dann ist ihre Antwort nur als Absage für das gemeinsame Abendessen zu verstehen und nicht so, dass er den Strudel nicht zusätzlich kauft und dann eben alleine konsumiert.

    Vielleicht wohnen sie nicht zusammen, und er müsste den TK-Apfelstrudel in ihr Kühlfach legen und am nächsten Morgen soll er ihn dann mit auf Arbeit bringen, und dort bis Feierabend zwischenlagern?

    Manches wird nicht so heiß gegessen, wie es gebacken wird, z.B. Apfelstrudel mit Vanilleeis.

  8. Immer diese emotional inkompetenten Frauen.

    In einer gesunden Beziehung hätte sie einfach gesagt, daß sie selbst nicht so begeistert ist, aber es respektiert, wenn er den Strudel unbedingt will. Sie hätte auch seine positiven Erinnerungen ernstgenommen.

    Ansonsten ist das doch alles totaler Bullshit. Wie sehr will sich unsere Gesellschaft noch infantilisieren? Wir diskutieren auf Twitter Sachen, die eigentlich in eine TV-Soap oder eine Vormittags-Talkshow gehören.

    Wie funktioniert diese Scheiß-Story eigentlich in Corona-Zeiten? Haben die Protagonisten im Supermarkt keine Masken auf? Wie läuft das da mit dem Lächeln und so?

    Ist bestimmt eine Fake-Story von einer Wichtigtuerin.

  9. Ich weiß nicht, was ihr habt? Der Junge macht alles richtig. Das ist genau die richtige Energie, da gibt es was zu lernen. Der kluge Mann testet, ob die Frau willens und bereit ist, in seine Welt einzusteigen. Und sie für ihr Versagen in der Öffentlichkeit zu blamieren, muss man in dem Kontext wohl als freundliche Hilfe interpretieren.

  10. Angenommen, die Geschichte ist wahr: Er hat mit dem Apfelstrudel schöne Erinnerungen an seine Oma verbunden, das ist für ihn etwas, das Geborgenheit und Heimeligkeit vermittelt. Und er wollte mit seiner Partnerin dieses Geborgenheitsgefühl teilen und neue Erinnerungen und Assoziationen schaffen, quasi eine Verbindung zwischen der Heimeligkeit bei seiner Oma und der Heimeligkeit mit seiner Frau herstellen. Und die bürstet ihn dann einfach so ab. Da fehlt’s an Empathie und Respekt ihm gegenüber.
    Ich mache ihm da auch keine Vorwürfe, dass er mit einer Fremden darüber redet, die ihn deswegen anspricht. Das kann manchmal leichter sein, als mit einem Freund darüber zu reden, und die ganze Sache fand ja auch noch in der Öffentlichkeit statt.

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