Der Spiegel berichtet über eine Unterscheidung im Familiennachzug bei den Ortskräften in Afghanistan:
Adib hatte gehofft, die GIZ würde ihm und seiner Familie helfen, so, wie es die Bundesregierung seit Tagen verspricht. Stattdessen teilte ihm die Organisation mit, dass er selbst zwar einen Platz in einem der Flieger raus aus Kabul bekommen könne, nicht jedoch seine erwachsenen Kinder. »Ich soll meine Söhne den Taliban überlassen. Das ist Wahnsinn«, sagt er.
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Dem SPIEGEL liegt ein Schreiben der GIZ an mehrere Mitarbeiter vor Ort vor. Darin heißt es auf Englisch: »Liebe Kollegen, ich hoffe Ihnen und Ihren Familien geht es gut und Sie sind sicher, soweit das in der gegenwärtigen Situation möglich ist … . Personen, die einen gültigen GIZ-Arbeitsvertrag haben oder in den vergangenen zwei Jahren hatten, können sich für eine Evakuierung registrieren. … Bitte nehmen Sie folgende Regel zur Kenntnis: Mit Ihnen gehen kann die sogenannte ›Kernfamilie‹, das bedeutet ein Partner (Ehemann/Ehefrau) und Kinder unter 18 Jahren. Zusätzlich werden unverheiratete Töchter über 18 Jahren ebenfalls zur Kernfamilie gezählt. … In der gegenwärtigen Krisensituation können leider keine Ausnahmen von dieser Regel gemacht werden.«
Die GIZ beruft sich dabei auf ein Regelwerk, das die Bundesregierung festgelegt hat. Es gilt auch für andere Institutionen, etwa die Bundeswehr, betroffen sind bislang jedoch augenscheinlich vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GIZ. Ortskräfte wurden nach deren Aussagen massiv unter Druck gesetzt, nicht mit Medien über ihre Lage zu sprechen.
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Grünenpolitiker Cem Özdemir kritisiert das Verhalten der Bundesregierung als »inakzeptabel«. »Während von allen politischen Seiten gefordert wird, unsere Verbündeten und ihre Familien vor Ort so schnell wie möglich auszufliegen, werden neue bürokratische Hürden aufgebaut, die es den Menschen unmöglich machen, sich und ihre Familien in Sicherheit vor der Rache der Taliban zu bringen«, sagt er. Familien gehörten zusammen, besonders in Zeiten der Not. »Wer Familien trennt, handelt in so einer Situation unmenschlich.
Das ist erst einmal eine Unterscheidung nach Geschlecht, die für einen jungen Mann natürlich erhebliche Konsequenzen haben kann, er kann beispielsweise durch die Taliban getötet werden oder er muss ihnen beitreten, auch wenn er das nicht will.
Der Gedanke dahinter wird wahrscheinlich sein, dass man nicht aus Versehen Taliban nach Deutschland holen möchte. Wobei die Frage wäre, ob das bei einem Ortshelfer so wahrscheinlich ist.
Ist es eine faire Unterscheidung oder nicht?
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