„Warum es sexistisch sein kann, wenn ein Mann sich beim Sex auf ihre Lust konzentrieren will“

Everydayfeminism ist aus meiner Sicht gegenwärtig wohl einer der deutlichsten Vertreter eines intersektionalen Opferfeminismus. Es ist eine dieser Seiten, bei denen man bei jedem Artikel denkt, dass es Satire sein muss und das niemand das wirklich ernst meinen kann. Es ist aber eine große feministische Seite ohne eine Spur von Humor.

Ein Artikel, der das deutlich macht, ist der Artikel „Drei Wege wie Männer sexistisch sein können, wenn sie sich beim Sex auf ihre Lust konzentrieren

1. The Focus Is Still On His Achievement
Toxic masculinity says that a man is only as good as what he can accomplish.

When it comes to sex, this can often mean “To be a man, I have to achieve orgasm/ejaculation” or “I have to win as many sex partners as I can.”

These days, it can also mean “I have to give my partner the most intense pleasure possible.” Because if she has a body-shaking orgasm, it’s a mark of his skill and prowess. And if she doesn’t have an orgasm at all, it feels like a personal failure to him.

For the female partner, this can turn into yet another way she has to perform emotional labor. When her experience of pleasure becomes tied to his ego, then she often feels pressure to have a big, showy orgasm for him… even if that’s not how her body works.

Instead of genuinely connecting with her body and experiencing the pleasure that’s there for her in the moment, she can become anxious about whether she’s satisfying him with her show of pleasure.

Ich will gar nicht bestreiten, dass es Stress sein kann, einen Partner zu haben, der nicht zufrieden ist und bei dem man das Gefühl hat, dass man ihm etwas vorspielen muss, damit er zufrieden ist. Aber das ist kein Sexismus. Das ist auch nicht toxische Männlichkeit. Das ist ein persönliches Problem zwischen zwei Leuten, die Sex haben und kann natürlich auch bei der Frau auftreten.

Ich finde es erstaunlich, wie problemlos es hier in ein sehr einseitiges Schema eingearbeitet wird:

  • Er ist voller toxischer Männlichkeit, weil er in etwas gut sein will. Interessant, dass sie das hier als Aspekt von toxischer Männlichkeit ausweisen, es wäre ja auch ein Element, welches erklären würde, warum mehr Männer in Führungspositionen sind, wo diese Eigenschaft sehr praktisch sein kann.
  • Sie muss „emotionale Arbeit“ leisten, indem sie ihm vorgaukelt, dass sie Spass hat. Und damit geht alles wieder nur um ihn. Dass er häufig auch emotionale Arbeit für sie leistet kommt einer radikalen Feministin gar nicht in den Sinn.

Natürlich lässt sich das auch auf andere umgekehrte Situationen übertragen: Sie wollen zusammen einen schönen Abend verbringen, und sie fängt bereits beim Zurechtmachen an mit „Sehe ich in diesem Kleid dick aus?“. Obwohl sie gemeinsam einen schönen Abend verbringen wollten geht es alles nur wieder um sie. Und er muss die emotionale Arbeit machen und ihr versichern, wie toll sie aussieht.

This whole dynamic makes it hard to connect in true intimacy in the moment. Instead, sex becomes a performance for both parties.

Sometimes it becomes literally a performance, when the woman fakes more pleasure than she feels (up to and including orgasm) so that her partner won’t get upset.

In addition to the pressure it puts on both parties, the “her pleasure is his accomplishment” attitude has an ugly power side to it, wherein the woman’s body becomes something for the man to manipulate.

A statement like “I love making a woman [scream, come, writhe, whatever]” carries an implication that sexual pleasure is something that he does to her, rather than a gift from her own body which he helps draw out.

Aus einer so simplen Sache wie „ich mag es, wenn ich eine Frau dazu bringen kann zu [wasauchimmer]“ wird Sexismus. Dabei kann es tatsächlich etwas sehr schönes sein, wenn man einen Partner dazu bringt, dass er besondere Lust zeigt. In der feministischen Betrachtung ignoriert er sie, ignoriert, dass ihr Körper das macht und er ihn nur unterstützt. Und deswegen ist es sexistisch.

Dass Frauen es wohl auch häufig genau so formulieren werden ist anscheinend für sie unvorstellbar. Dabei ist es normal, wenn man stolz darauf ist, dass man den anderen besonders gut erregen kann und jede Frau wird auch nicht dagegen haben, wenn ihr ein Mann bescheinigt, dass sie perfekt bläst und er dabei den Verstand verliert. Man würde auch eher irritiert schauen, wenn er sagt „Es war mein eigener Körper, der die Lust erzeugt hat, dein blasen hat diese Lust nur hervorgeholt“. Aber die Lusterzeugung bei einer Frau als etwas anderes als selbstbestimmt darzustellen, scheint hier bereits Unterdrückung zu sein

2. He’s Still Primarily Focused On His Own Enjoyment
This is another way in which a female partner’s pleasure can become more about what it does for the man.

Rather than being about feeding his sense of accomplishment, though, it’s about giving him visual enjoyment. The woman may feel pressure to perform pleasure visibly – making more noises, moving more intensely – because he likes looking at it.

I’m not saying there’s anything wrong with finding it hot when your partner is clearly gripped by ecstasy – of course not! But sometimes the erotic enjoyment of the other person becomes more of a focus than the pleasure you’re actually experiencing.

This is especially a danger for women, who are socialized to prioritize “looking good to male eyes” over their own experiences and comfort.

Male partners may be completely unaware of how, if they talk a lot about how much they enjoy seeing a woman orgasm, how hot a particular noise or movement she makes in pleasure is, and so on, they may be setting up a sense of “do this for my pleasure” in their female partner.

Auch immer wieder interessant: Das ist also Sexismus. Wenn man sich beim Sex nicht zusammenreißt und nicht beständig darauf achtet, dass sie vielleicht meint, dass sie ihm mehr visuelle oder sonstige Eindrücke bieten muss. Also: Sie meint, dass sie besser im Bett sein muss, damit es ihm mehr gefällt. Und macht deswegen Sachen, damit es ihm besser gefällt. Gerade eben war dieser Leistungsgedanke noch toxische Männlichkeit. Jetzt ist es schon wieder emotionale Arbeit für sie.

Und er soll sich in seiner Lust anscheinend zurücknehmen, damit sie nicht in diesen Leistungsdruck, diese toxische Männlichkeit verfällt. Er soll also die emotionale Arbeit übernehmen, zu überwachen, wie sie auf seine Blicke reagiert und sie damit nicht zu überfordern: Es ist okay, dass du sie geil findest, aber bitte nicht zu viel.

3. He’s Looking for a Gold Star

When I told a friend I was writing this article, she mentioned how some men will brag about how much they looove performing cunnilingus. And I laughed – because I knew just what she was talking about.

There’s a special attitude, that I’ve heard often, where a man talks about enjoying a sex act where the woman’s pleasure is the focus.

Someone can say “I like being spanked” and just be telling you some information about themselves. But when a man says “I like going down on a woman,” there’s very often a subtext of “Doesn’t that make me awesome?”

Erstaunlicherweise wollen diese miesen sexistischen Männer deutlich machen, dass ihnen beim Sex die Lust und die Befriedigung der Frau wichtig ist und sie sehen das als Werbung für sich. Wer hätte das gedacht? Man hätte auch noch nie von einer Frau gehört, die meint, dass sie sexuell interessanter ist, weil sie angibt, dass sie gerne bläst oder das ihr Analsex Spass macht.

Even while talking positively about women’s pleasure, this reinforces the idea that giving a woman pleasure is above and beyond the norm.

Oder er will deutlich machen, dass er jedenfalls einer ist, mit dem sie sehr viel Spass im Bett haben wird, weil er sie befriedigen will und  nicht nur auf seinen eigenen Spass aus sein wird. Oder das der Sex mit ihm jedenfalls nicht unter der Norm liegen wird. Oder eben, dass er super im Bett ist. Alles aus meiner Sicht unproblematisch.

I want my partners to desire and appreciate my pleasure. I want my enjoyment to be rewarding for them, just as their enjoyment is rewarding for me.

But when my pleasure gets treated as something they deserve extra credit for, all the positive feelings are erased. I start to feel like I’m supposed to be grateful for the fact that they actually care if I’m having a good time.

Gott, ist das eine arrogante Einstellung. Er darf nicht anführen, dass er ihr besondere Lust verschaffen will und das auch nicht damit werben, sonst ist ihre Lust weg. Natürlich könnte sie es auch einfach als etwas sehen, was ihn toll macht und was sie auch toll für ihn macht, wenn sie sich ebenfalls als jemand herausstellt, der besonders toll im Bett im Bett ist und ihm ebenfalls große Lust verschaffen wird.

So let me be clear about this: I deserve pleasure from my sexual encounters. So does every woman, and every non-binary person (and, of course, every man – but in our culture, that’s usually taken for granted).

Having a partner who cares whether I’m having a good time is not a treat, and it’s not something to be grateful for. It’s baseline.

Da ist wieder die alte feministische Theorie „Es gibt keine Kekse für gutes Verhalten, das kann ich erwarten“.  Dass es trotzdem etwas schönes ist, wenn jemand verspricht, sich besonders um einen zu bemühen, und nichts selbstverständliches, dass kommt ihr anscheinend nicht in den Sinn.

Important note: This does not mean that a partner of mine, of any gender, has to do things that they don’t like or feel uncomfortable with to please me. Their comfort and satisfaction is just as important as mine, and full consent comes before pleasure on all sides.

The point, in all of these cases, is that when we emphasize women’s pleasure, we need to really be emphasizing women’s pleasure – not ways that women’s pleasure makes men feel great or look great.

Ein auch gar nicht schmaler Grad. Auch gar keine überhöhten Erwartungen. Es ist okay, wenn du die weibliche Lust betonst, aber wehe du findest das geil oder meinst, dass du dafür was besonderes tun willst oder verleitest sie dazu, dass sie meint, besondere Lust zeigen zu müssen. Denn sonst bist du ein Sexist.

Advice for Men Thinking, ‘Oh Shit – This Might Be Me!’
Remember, none of this is about whether you’re a good person or not. Our culture’s messages affect us all, and learning how to grow past them is a huge part of becoming our best selves.

Dieser Text sagt nichts darüber aus, ob du gut oder schlecht als Person bist. Oder vielmehr bleibst. Denn wenn dieser Text auf dich zutrifft, dann bist du ein schlechter Mensch, du kannst aber ein besserer werden.

When you feel anxious that you’re not “accomplishing” your partner’s pleasure well enough, remember that that’s toxic masculinity talking.

Wenn du meinst, dass du deinen Partner nicht gut genug befriedigen kannst, dann ist das die toxische Männlichkeit, die aus dir spricht. Wenn du meinst, dass du ihn zu gut befriedigt und er besonders Lustvoll auf deine Bemühungen reagiert und dich das anregt, dann ist sie es allerdings auch.

Your partner’s pleasure is for them first. Your most important job, when it comes to helping your partner enjoy sex, is to be attentive to what they want.

Sometimes an explosive orgasm is not what your partner wants. Sometimes they know that mild shudders of pleasure are the most their body has to offer that day. Whatever it is, work on learning how to quiet that ego and really listen to what your partner is expressing.

Take the pressure off yourself to be the perfect lover.

Aber bitte nehme den Druck an, dass alles was du im Bett machst, sexistisch sein kann und ein Ausdruck deiner toxischen Männlichkeit ist. Und das es deine Schuld ist.

Sure, it’s nice to think of ourselves as providing an unforgettable sexual experience for our partners, being the best they’ve ever had. But despite what culture has probably been telling you, your worth is not determined by whether you’re the best lay (or the best anything).

Also versuch es auch besser gar nicht erst du sexistisches Schwein!

The best sexual encounters, in my experience, happen when everybody involved comes as they are and gives open attention to what the other person is bringing.

It’s easier, in some ways, to play the roles and enact the tropes we’ve all been taught. But when you do the work to be authentic, vulnerable, and attentive, it’s so worth it.

Wenn dir aber authentisch bestimmte Ansichen ihrer Lust gefallen oder du ganz authentisch deinen Partner befriedigen willst, dann bist du jedenfalls ein Schwein.

 

 

Wie Heterosexualität genutzt wird, um die Sexualität der Frauen zu unterdrücken und das Patriarchat zu erhalten

In der gestrigen Diskussion zu Homosexualität und dessen Verhältnis zum Feminismus schrieb Adrian, dass sich an der Schwulenverfogung und -diskriminierung  sehr schön die These des Patriarchats ad absurdum führen ließe.

Das erinnerte mich daran, dass ich die These, wie Heterosexualität im Feminismus in die Unterdrückung der Frau hineinspielt, eh noch einmal näher untersuchen wollte.

1. Judith Butler

Dazu hatte ich schon einmal Butler zitiert:

Doch was bestimmt den manifesten und latenten Text der Körperpolitik? Wie haben bereits das Inzesttabu und das vorgangige Tabu gegen die Homosexualität als generativen Momente der Geschlechteridentität betrachtet, d.h. als Verbote, die die Identität gemäß den kulturell intelligiblen Rastern einer idealisierten Zwangsheterosexualität hervorbringen. Diese Disziplinarproduktion der Geschlechteridentität bewirkt eine falsche Stabilisierung der Geschlechteridentität im Interesse der heterosexuellen Konstruktion und Regulierung der Sexualität innerhalb des Gebietes der Fortpflanzung. Die Konstruktion der Kohärenz verschleiert jede Diskontinuitäten der Geschlechteridentität, wie sie umgekehrt in den hetero-, bisexuellen, schwulen und lesbischen Zusammenhängen wuchern, in denen die Geschlechtsidentität nicht zwangsläufig aus dem Geschlecht folgt und das Begehren oder die Sexualität im allgemeinen nicht aus der Geschlechtsidentität zu folgen scheinen; d.h. in denen keine dieser Dimensionen der signifikanten Leiblichkeit die anderen ausdrückt oder widerspiegelt.

Danach entstehen nach Butler also bestimmte Regeln für bestimmte Körper, in dem diese über die „Zwangsheterosexualität“ (also die Heterosexualität als einzige gesellschaftlich zugelassene Form der Sexualität) in einen Fortpflanzungszusammenhang gebracht werden: Die Frau gehört zum Mann, weil nur diese sich fortpflanzen können. Daraus folgen dann auch die weiteren Regeln, eben beispielsweise, dass es Aufgabe der Frau ist die Kinder zu gebären und groß zu ziehen etc.

Dies mag für einen Poststrukturalisten und Sozialkonstruktivisten ein überzeugendes Konzept sein, aus biologischer Sicht erscheint es aber geradezu grotesk. Das Heterosexualität der häufigste Fall der Sexualität ist, ist angesichts einer Selektion auf Fortpflanzung wenig verwunderlich. Das heißt wiederum nicht, dass es daneben nicht andere Formen der Sexualität geben kann. Auch die Vorstellung, dass man gesellschaftliche Regeln schaffen muss, damit Leute in der Mehrheit eher heterosexuellen Verkehr haben ist eher eine Betrachtung vom falschen Ende her: Weil wir auf heterosexuellen Verkehr selektiert sind, haben wir entsprechende gesellschaftliche Regeln, die auf diesen Fall ausgerichtet sind. Dessen ungeachtet kann es natürlich eine besondere soziale Hervorhebung heterosexueller Praktiken geben, die Homosexualität einschränkt.

2. Homosexualität und das Patriarchat

Einen anderen interessanten Text zur Homosexualität und dem Patriarchat, der ungefähr auch in diese Richtung geht, habe ich hier gefunden:

Heterosexism is part of the system of patriarchy. In a heterosexist society, it is assumed that the natural order of things is for men and women to be together in romantic, sexual and marital relationships. Anything other than male-female relationships is considered unnatural and immoral. This maintains patriarchy by keeping men and women in their prescribed gender roles. Homosexuality and same-sex relationships disrupt the hierarchy of the genders by breaking down traditional gender roles. In a same-sex relationship, there is not the patriarchal element of a man having authority over and possession of a woman. This is not to say, of course, that every heterosexual relationship follows a typical gender role pattern or that every homosexual relationship does not. It is simply to say that the mere concept of same-sex relationships threatens the basis of patriarchy because the gender roles necessary for the dominance of men to continue are disrupted. If we become more open to different types of relationships, we will see more possibilities for men, women, and genderqueer people than the heterosexist model which we have been taught. This is a threat to patriarchy, and so those who step outside the gender and sexual orientation norm are deemed unnatural and immoral. Heterosexism forces us to believe that it is only natural and normal to be heterosexual, which in turn forces the belief that male dominance is only natural and normal.

Weil also sowohl Geschlechterrollen typischen Regeln folgen und als natürlich angesehen werden und auch die Heterosexualität als natürlich angesehen wird, ist Homosexualität ein Aufbrechen der Regeln und damit ein Problem, denn jeder Regelbruch erzeugt einen weiteren. Mit dieser strikten Zuordnung wiederum nicht zu konkurrieren scheint die Darstellung von Gangbangs, Dreiern, lesbischen Aktivitäten, Scheidungen, umfangreiche Regelungen im Familienrecht, die Frauen am männlichen Erfolg beteiligen und insoweit eigentlich die Hierarchie beeinträchtigen oder Flirtregeln, die im wesentlichen auf die weibliche Auswahl abstellen und die Frau insoweit in den Mittelpunkt stellen.

3. Adrienne Rich

Die Feministin Adrienne Rich baut die These, dass Heterosexualität ein wesentlicher Stützpfeiler männlicher Macht ist, noch weiter aus:

Rich argues that heterosexuality is a violent political institution making way for the „male right of physical, economical, and emotional access“ to women. She urges women to direct their energies towards other women rather than men, and portrays lesbianism as an extension of feminism. Rich challenges the notion of women’s dependence on men as social and economic supports, as well as for adult sexuality and psychological completion. She calls for what she describes as a greater understanding of lesbian experience, and believes that once such an understanding is obtained, these boundaries will be widened and women will be able to experience the „erotic“ in female terms.

In order to gain this physical, economical, and emotional access for women, Rich lays out a framework developed by Kathleen Gough (both a social anthropologist and feminist) that lists “eight characteristics of male power in archaic and contemporary societies”. Along with the framework given, Rich sets to define the term lesbianism by giving two separate definitions for the term. Lesbian existence, she suggests, is “both the fact of the historical presence of lesbians and our continuing creation of the meaning of that existence. The other, lesbian continuum, refers to the overall “range – through each woman’s life and throughout history – of woman-identified experiences, not simply the fact that a woman has had or consciously desired genital sexual experience with another woman”. Below are the characteristics in which male power has demonstrated the suppression of female sexuality.

  1. To deny women their own sexuality: destruction of sexuality displayed throughout history in sacred documents.
  2. Forcing male sexuality upon women: rape, incest, torture, a constant message that men are better, and superior in society to women.
  3. Exploiting their labor to control production: women have no control over choice of children, abortion, birth control and furthermore, no access to knowledge of such things.
  4.  Control over their children: lesbian mothers seen as unfit for motherhood, malpractice in society and the courts to further benefit the man.
  5. Confinement: women unable to choose their own wardrobe (feminine dress seen as the only way), full economic dependence on the man, limited life in general.
  6. Male transactions: women given away by fathers as gifts or hostesses by the husband for their own benefit, pimping women out.
  7. Cramp women’s creativeness: male seen as more assimilated in society (they can participate more, culturally more important).
  8. Men withholding attainment of knowledge: “Great Silence” (never speaking about lesbian existence in history), discrimination against women professionals.

All of the characteristics show how the denial of sexuality for women is a means to control and suppress any transition, creativeness, and economic advancement of women. All of the above are forces that inhibit men to further ignore women as historically, culturally, and currently important. The characteristics show that society has forgotten that it is necessary (in order to function) to include women in both public and private spheres. Furthermore, the ignorance of a female’s choice in sexuality has caused her position in society to be thought of as less, and more importantly, secondary to that of a man. A recurring point that Rich points out is the destruction of lesbian experiences in history (misplacement of documents, or destroying them in general) has led to a society in which having a lesbian experience, or being a lesbian all together is seen as ‘the other’ and unacceptable to most men and women.

Also eine Form des Polit-Lesbentums in dem in der Verbindung mit Frauen die Befreiung aus der Unterdrückung durch den Mann liegt. Die einzelnen Punkte scheinen mir heute im wesentlichen überholt:

a. To deny women their own sexuality: destruction of sexuality displayed throughout history in sacred documents.

Also der Versuch lesbische Frauen zu verstecken, obwohl es sie anscheinend nach dieser Auffassung in der Geschichte in vielfacher Weise gegeben hat. Dafür macht ja andererseits die heutige Kultur einiges wieder gut: Lesbischer Sex ist im Internet jederzeit verfügbar, genug Frauen kokettieren damit/probieren es aus, indem sie eine Freundin küssen. Hier könnte man anmerken, dass das eben eine Umdeutung lesbischer Aktivitäten als Anregung für Männer ist, aber immerhin wird lesbischer Sex wesentlich häufiger und problemloser dargestellt als schwuler Sex.

b. Forcing male sexuality upon women: rape, incest, torture, a constant message that men are better, and superior in society to women.

Da ist es ja mal recht konkret benannt: Die komplette Gewalt, sowohl in Bezug auf allgemeine Gewalt als auch sexuelle Gewalt, ist nicht etwa Gewalt von einzelnen Männern gegen Frauen, sondern dient dazu, die Gruppe der Frauen auf ihren Platz zu verweisen und ihnen deutlich zu machen, dass die Gruppe der Männer ihnen überlegen ist. Jede Gewalt gegen Frauen dient dazu, dass man die Frauen auf ihren Platz verweist, an der Seite der Männer, und sie so davon abhält lesbischen Fantasien und Vorlieben nachzugehen.

c. Exploiting their labor to control production: women have no control over choice of children, abortion, birth control and furthermore, no access to knowledge of such things.

Auch alles keine Punkte, die heute noch zutreffen. Frauen können abtreiben, verhüten, bestimmen, wann sie Kinder bekommen, sie haben problemlosen Zugang zu dem dazu notwendigen Wissen
d. Control over their children: lesbian mothers seen as unfit for motherhood, malpractice in society and the courts to further benefit the man.

Männliche Kontrolle über die Kinder und Gerichte, die dabei die Väter bevorzugen: Vergangenheit. Im Gegenteil, Frauen haben die Kontrolle über die Kinder und üblicherweise werden diese von Gerichten den Frauen zugesprochen. Wenn eine lebsische Frau bereits ein Kind hat und es innerhalb der Ehe betreut hat, dann wird es auch trotzdem ohne weiteres zur Mutter gehen.

e. Confinement: women unable to choose their own wardrobe (feminine dress seen as the only way), full economic dependence on the man, limited life in general.

Heute können sich Frauen so männlich anziehen, wie sie wollen, sie können sich über Erwerbsarbeit selbst versorgen und müssen sich auch ansonsten nicht anstrengen. Selbst wenn sie sich in die Abhängigkeit eines Mannes begeben sind sie über die Ehe nachhaltig abgesichert.

f. Male transactions: women given away by fathers as gifts or hostesses by the husband for their own benefit, pimping women out.

Die Tochter als Verfügungsmasse des Vaters oder gar des Ehemannes ist heute nicht mehr vorstellbar. Es mag zwar Zuhälter geben, aber das betrifft nur eine geringe Zahl der Frauen (tatsächlich habe ich mal gelesen, dass die Anzahl bisexueller unter den Prostituierten eher höher ist, was durch höheres Testosteron und damit ein anderes Verhältnis zu Sexualität durchaus zu erklären wäre, ich habe aber keinen Link dazu).

g. Cramp women’s creativeness: male seen as more assimilated in society (they can participate more, culturally more important)

Der Einfluss von Frauen auf die Gesellschaft ist meiner Meinung nach lediglich in bestimmten Bereichen geringer, ich sehe auch nicht, dass sie ansonsten innerhalb der Gesellschaft ausgeblendet und insoweit in ihrer Kreativität beeinträchtigt sind. Gerade in vielen sozialen Kreisen sind Frauen wesentlicher Bestandteil der Kultur und nehmen ebenso an dieser Teil. Hier scheint eine gewisse Apex-Fallacy zu bestehen.

h. Men withholding attainment of knowledge: “Great Silence” (never speaking about lesbian existence in history), discrimination against women professionals.

Dazu hatte ich eigentlich das Wesentliche auch bereits oben gesagt. Ich vermute hier wird Rich allerdings auch wesentlich mehr lesbische Geschichte sehen als die anerkannte Geschichte hergibt und das das weniger an der Unterdrückung dieser Geschichte liegt, sondern eher an deren Aufbauschung durch Frau Rich. Denn der Anteil lesbischer Frauen ist meines Wissens innerhalb der Gesellschaften auf der Erde einigermaßen konstant, so dass es wenig verwunderlich ist, wenn lesbische Frauen ansonsten wenig auffallen, weil sie eben nur in geringerer Zahl existierten.

Im ganzen würde ich sagen, dass man entweder davon ausgehen kann, dass Adrienne Richs Thesen falsch sind oder zugestehen muss, dass diese Bedingungen heute nicht mehr zutreffen und damit eigentlich eine wesentliche Änderung eingetreten sein müsste und insoweit die Folgerungen aus ihren Thesen für die heutige Gesellschaft nicht mehr aktuell sind

Hier übrigens die insoweit unkritische Darstellung von Rich bei der Mädchenmannschaft:

„Wenige Jahre später erschien ihr bekanntes Gedicht­band “Diving Into The Wreck”, welches bis heute als Meister­werk der feministischen Literatur gilt. Von 1976 bis zu ihrem Tod lebte sie in einer Partnerinnen­schaft mit der jamaikanischen Autorin Michelle Cliff. Ihr Essay “Zwangs­heterosexualität und lesbische Existenz” (1980) sowie ihre Liebesgedichte an Frauen, z.B. die “Twenty-One Love Poems” (1977), machten sie zu einer Identifikations­figur in der lesbischen Bewegung. In den Jahr­zehnten bis zu ihrem Tod unterrichte Rich an renommierten US-amerikanischen Universitäten und war weiter­hin politisch aktiv.“

 

4. Weitere Zitate zur Unterdrückung der Frau durch Heterosexualität

Hier habe ich noch einige weitere Zitate aus dem Bereich gefunden:

„Heterosexual hegemony … is being simultaneously eroded and reconstructed. …The forms of sexuality considered natural have been socially created and can therefore be socially transformed.“ (219) „New social policies would focus on transforming social relations and would be based on empowering of lesbians, gay men, sex-trade workers, women and people of colour.“ (emphasis added, 229) „The Regulation of Desire: Sexuality in Canada“ by Gary Kinsman, Black Rose Books, 1987
„Heterosexuality like motherhood, needs to be recognized and studied as a political institution. . .the model for every other form of exploitation.“ Adrienne Rich, „Compulsory Heterosexuality and Lesbian Existence,“ Signs: Journal of Women in Culture and Society, 5 No.4 (1980) 637
„Heterosexuality is a die-hard custom through which male-supremacist institutions insure their own perpetuity and control over us. Women are kept, maintained and contained through terror, violence, and the spray of semen…[Lesbianism is] an ideological, political and philosophical means of liberation of all women from heterosexual tyranny… “ Cheryl Clarke, „Lesbianism, An Act of Resistance,“ in This Bridge Called My Back: Writing by Radical Women of Color, ed. Cherrie Moraga (Women of Color Press,1983), pp.128-137.
„The opposite of heterosexual desire is the eroticising of sameness, a sameness of power, equality and mutuality. It is homosexual desire.“ Sheila Jeffreys, Anticlimax: A Feminist Perspective on the Sexual Revolution (London: Women’s Press,1990) p.300

„Female heterosexuality is not a biological drive or an individual women’s erotic attraction or attachment to another human animal which happens to be male. Female heterosexuality is a set of social institutions and practices… Those definitions… are about the oppression and exploitation of women [by men].“ Marilyn Frye, Willful Virgin: Essays in Feminism, 1976-1992 ( Freedom: Crossing Press,1992) p.132

 

 

5. Homophobie und Anerkennung der Homosexualität als Lebensform

Allerdings scheinen die diesbezüglichen sozialen Regeln innerhalb der westlichen Welt, also gerade bei dem angeblich von den heterosexuellen weißen alten Männern geprägten Kulturen doch eine gewisse Durchlässigkeit und Toleranz zu kennen.

 

 

Homosexualität Deutschland Akzeptanz

Homosexualität Deutschland Akzeptanz

Danach liegt Deutschland sogar ziemlich an der Spitze der Akzeptanz von Homosexualität. Dazu von der gleichen Seite noch eine andere Grafik:

 

 

Deutschland Moral Sexualität Homosexualität

Deutschland Moral Sexualität Homosexualität

 

In Deutschland lehnen damit ungefähr die gleiche Zahl an Menschen vorehelichen Sex und Scheidungen ab, wie Homosexualität, was eben auch für einen starken religiösen Bezug spricht.

Wenn die feministische Theorie richtig ist, dann versagen gerade in den westlichen Staaten die patriarchalen Strukturen total und das Patriarchat ist nicht mehr haltbar, weil es sich nicht mehr auf die Ablehnung der Homosexualität stützten kann.