„Konfliktvermeidende Zustimmung: der freundliche Weg, Feminismus nicht ernstzunehmen“

Antje Schrupp schreibt etwas, was ich erstaunlich finde:

Ina Praetorius hat diesen Mechanismus mal „konfliktvermeidende Zustimmung“ genannt und darin ein Muster erkannt, wie vor allem wohlwollende Männer häufig mit radikalfeministischen Ideen umgehen: Sie lassen sich gar nicht auf Diskussionen ein, sie widersprechen nicht und stellen keine Fragen, sondern nicken nur. Es fühlt sich auf den ersten Blick gut an, so mit Samthandschuhen angefasst zu werden, gerade wenn wir uns sonst so oft in feindlicher Umgebung behaupten müssen.

Aber es hilft uns und unseren Ideen leider auch nicht weiter. Es führt nicht dazu, dass unser Denken aufgegriffen und diskutiert wird, dass unsere Vorschläge in der Welt zirkulieren und Wirksamkeit entfalten. Sondern es ist letztlich eben doch auch ein Mechanismus, der dazu dient, uns aus dem ernsthaften Diskurs auszuschließen – wenn auch ein freundlicherer, weniger schmerzhafter und häufig auch gut gemeinter.

Ist das eine Anforderung von Dialog und eine Beschwerde, dass man mit Feministinnen nicht diskutiert? Antje Schrupp ist dabei durchaus jemand, der durchaus bereit ist zu diskutieren, ich könnte noch verstehen, wenn sie selbst es ungewöhnlich findet, aber in der Regel wird man vom Feminismus schneller geblockt als man „Testosteron“ oder „Gründe für den Gender Pay Gap“ sagen kann.

Eine Beschwerde aus dem Feminismus, dass man bitte mit ihnen diskutieren soll, damit ihre Denke mehr aufgegriffen wird, ist so dermaßen Weltfremd für den Rest des Feminismus, dass ein Troll es nicht hätte besser formulieren können.

Es ist aus meiner Sicht vergleichbar damit, dass radikale Katholiken sich beschweren, dass man sich nicht auf Diskussionen über das Bestehen eines Gottes mit ihnen einlässt.

Wir reden hier über eine Ideologie, die das Blocken von Leuten wohl so weit ausgeweitet hat, wie sonst kaum jemand, deren Mitglieder Panikattacken bekommen, wenn ein Redner mit einer anderen Meinung einen Vortrag hält, die einen Safe Space mit Tierbildern und Knete errichten, weil andere Meinungen so unglaublich belastend sind, dass man sie kaum ertragen kann.

Es ist die Meinung, die das Konzept der „Raumeinnahme“ vertritt, bei der einer falschen Meinung Öffentlichkeit zu gewähren gleichbedeutend damit ist, für ihre Folgen verantwortlich zu sein und sie zu fördern. Es ist die Meinung, die Gedankenbarrieren errichtet, in denen eine Diskriminierung außerhalb bestimmter Gruppen gar nicht möglich ist (beispielsweise wird damit eine sexistische Diskriminierung von Männern ausgeschlossen). Es ist die Meinung, die beständig die alten längst widerlegten Punkte vorbringt, vom Gender Pay Gap bis zu „jede dritte Frau wird vergewaltigt“. Es ist die Meinung, die das Konzept der Mikroaggressionen entwickelt hat, bei der nahezu jedes Verhalten falsch ist. Es ist die Meinung, innerhalb derer sich die Anhänger selbst zerfleischen und bekriegen, weil jemand etwas falsches gesagt hat ohne jemals eine konstruktive Debatte über die Grundlagen zu führen.

Es ist damit wohl eine der absurdesten Vorwürfe überhaupt, dass andere den Feminismus einfach nicht hinreichend fordern würden.

Wenn es aber Feministinnen oder Feministen anders sehen, dann biete ich ihnen nach wie vor gerne eine Diskussion an. Dann ohne „konfliktvermeidende Zustimmung“. Ich hoffe, dass es viele so sehen, wie Antje und sie nicht mehr „mit Samthandschuhen angefasst werden wollen“ und nicht mehr aus dem „ernsthaften Diskurs“ ausgeschlossen sein wollen.

Ich bin gerne bereit meinen Teil zur Verbesserung des Feminismus auf diesem Wege zu leisten. Kontaktaufnahme gerne in den Kommentaren.

Safe Space vs. die Fähigkeit zu einer Diskussion

Ein Professor spricht sich gegen Safe Spaces und für eine Diskussionskultur aus:

“I suppose they’re trying to build a less aggressive space, which I understand – modern discourse is polarised.

“But university is supposed to be a place where civilised debate takes place. If not in the university, then where do you debate the most difficult questions? So, I disagree very profoundly with the idea that there’s such a thing as a safe space intellectually at a university. It’s nonsensical to me.”

He then added:  “The point of university is to build an intellectual armoury. You should expect that you’re not going be abused by a shouting loudmouth – you wouldn’t want modern political discourse to be brought off Twitter and into the student union. I understand why they don’t want that and they’re right not to want that.”

Die Idee, dass man andere Ideen aushalten können muss und das man auch diskutieren lernen muss, dass ist etwas, was im modernen Feminismus vollkommen undenkbar ist. Es wird dort bereits unterteilt in Ideen, die man diskutieren darf und solche, die man nicht diskutieren darf. Und alles, was in diesem Sinne unter „Nicht diskutierbar“ fällt, dass wird eben kurzerhand zu Hass erklärt und darf damit verboten werden.

Dass man sich abhärten muss, um Diskussionen führen zu können, das wäre „Verantwortungsverlagerung auf das Opfer“ wenn man es aus der Sicht des modernen Feminismus betrachtet. Und deswegen kommt ihnen diese Idee, dass man gegen Meinungen, die man bereits als moralisch falsch befunden hat, auch noch Argumente vorbringen soll wohl falsch vor.

Aus meiner Sicht hat er aber vollkommen recht: Nirgendwo in der realen Welt gibt es einen solchen Safe Space und man sollte die Argumente bereit haben und hinterfragen, die die eigene Meinung stützen.

„Feministen werfen etwas in die Welt und der gemeine Männerrechtler springt wie ein Hündchen“

Unter den Artikel zu den 36 Fragen von Feministinnen an Männer hatte Teardown kommentiert:

Typisch männlich mal wieder.

Feministische frauen stellen Fragen und reihenweise hopsen Männer und beantworten diese. Denn eine gestellte Aufgabe will ja gelöst werden nicht wahr? Typisch männliches Denken.

Interessanter ist doch, warum sollte man antworten? Wie ist es, das gleiche Geschlecht wie Donald Trump zu haben? Sorry. Aber lasst euch nicht verarschen.

Wer fragt der führt.

Und einen Kommentar darunter:

Ich mein ich verstehe das ja. Du kriegst ne Aufgabe also willst du sie auch lösen. Egal was es kostet. Das ist aber nicht gesund, denn ist die Aufgabenstellung toxisch, also man will keine Lösung von dir haben, dann sollte man sich nicht verbeissen und einfach mal fragen oder sagen: Nö lös ich nicht.

Wenn ich meine Freundin frage, warum sie eigentlich kein Fußball mag, was soll sie antworten? Warum soll ich sie so unter Druck setzen.

Feministinnen wissen genau wie sehr Männer Aufgaben lieben. Sie nutzen das für sich, achtet mal drauf.

Männliche Freunde von Wizorek filtern ihre Hassmails. Sie sollten sich fragen, warum sie das tun….

Auch Wolle stößt in ein ähnliches Horn

Ich frage mich, warum alle auf feministisches Kommando springen. Ich verstehe es nicht.

Die Vorwürfe aus diesen Fragen sind allesamt Quatsch und es gibt 1.000 Antworten, die den Quatsch aufzeigen.Warum sehen sich aber viele genötigt, darauf einzugehen? Um beim Stöckchen zu bleiben: Feministen werfen etwas in die Welt des Internets und der gemeine Männerrechtler springt wie ein Hündchen.

Feminismus gewinnt

Die Beantwortung dieser Fragen und die Diskussion über sie bindet Kräfte. Während Feministen zwischenzeitlich in der EU, der UN, bei Unicef, den Frauenorganisationen etc. in Ruhe ihrer ideologischen Arbeit nachgehen können, diskutiert der gemeine Männerrechtler und der linke Flügel mit seinen „selbsternannten, vermeintlichen usw.Gemäßigten über den feministischen Quatsch unbedeutender Feministen.

Aber was soll’s: Die Gemäßigten spielen sowieso gerne. Sie spielen gerne Shitstorm. Was andere Leute als „Hate Speech“ einordnen, bezeichne ich einfach als therapiebedürftig. Sie haben das Bedürfnis, sich an jeder Stelle menschlich überlegen zu fühlen. Dabei helfen ihnen natürlich die erfolgreichen Versuche den Männerrechtler zu beschäftigen. So haben sie wiederum einen Anlass der Welt zu zeigen, was für tolle Menschen sie sind. Vor allem: Sie sind der tolle Mensch als Mann.

Der vollbesetzte Zug der Geschlechterunterscheidung

Geht man auf diese Dinge ein, unterwirft man sich der verkrampften Unterscheidung des Menschens in Mann und Frau. Wir haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

Schoppe schreibt dazu in einem Artikel vermittelnd:

So hat es durchaus etwas Subversives, wenn viele so tun, als hätten sie den scheinhaften Charakter der Fragen gar nicht bemerkt, wenn sie die Fragen vorsätzlich ernst nehmen und auch entsprechend beantworten. Auch Frauen machen dabei übrigens mit – und zeigen so, dass sie sich durch die Fragen an Männer nicht vertreten fühle

Die Antworten zeigen zudem, dass viele Männer und nicht-feministische Frauen ein Interesse am Dialog mit Feministinnen haben – auch dann, wenn nur jemand deren Fragen als Angebot zum Dialog verstehen kann, der sich absichtlich ein wenig naiv stellt. Ob es überhaupt einen Sinn hat, einen solchen Dialog zu suchen – aber auch, ob es einen Sinn hat, sich verbissen vom Feminismus abzugrenzen und antifeministische Positionen zu beziehen: Solche Überlegungen lassen sich  an diesem Beispiel sehr gut anstellen.

(…)

Der heutige Feminismus ist kein Versuch, etwas neu zu beschreiben, sondern eine ewige Reproduktion des immer schon Vertrauten.

Es hat eben deshalb auch keinen Sinn, sich beständig an feministischen Positionen aufzureiben oder nach Möglichkeiten zu suchen, sie intellektuell auszuhebeln. Ein Antifeminismus wird immer in Gefahr sein, sich ebenso obsessiv mit Feministinnen auseinanderzusetzen, wie sich die Frauen im Video mit Männern beschäftigen. Antifeministen beißen sich an Positionen fest, die ohnehin nicht auf Veränderung angelegt sind.

Vertreter verbissener Anti-Positionen können ihren Gegnern zudem sehr ähnlich werden – dafür liefert die autonome Antifa in diesen Wochen ja selbstlos eindrucksvolle Beispiele.

Feministische Positionen sind dann ein Problem, wenn sie spezifische Perspektiven oder Notlagen von Jungen oder Männern aus der Diskussion drängen. Damit aber sind sie ein politisches Problem, kein intellektuelles. Wenn hingegen Feministinnen ernsthaft an Beiträgen von Männern – oder nicht-feministischen Frauen – interessiert sind, gibt es für mich keinen vernünftigen Grund, ihre Positionen rundheraus abzulehnen, auch wenn ich sie nicht teile.

Ideal wäre ein Geschlechter-Gespräch, das sich nicht an feministischen Setzungen abarbeitet, sondern das sie im Interesse von Wichtigerem umgeht und vielleicht auch integriert. Ein Cordon Sanitaire aber müsste ganz im Unterschied dazu um die Männerrechtsbewegung gelegt werden, hat der Feminist Thomas Gesterkampgefordert, in einer Metapher, die männerrechtliche Ideen mit schweren Infektionskrankheiten vergleicht.

Solche Positionen verstopfen Diskussionen vorsätzlich. Um mit einer anderen medizinischen Metapher zu antworten: Bei solchen Positionen ist es sinnlos, immer wieder die Auseinandersetzung zu suchen – sinnvoller wäre es, Bypässe um sie zu legen. Das aber bedeutet in meinen Augen, Gespräche zu suchen mit Menschen, die nicht feministisch sind, ohne deshalb gleich feminismuskritisch zu sein – und auf Zuschreibungen wie die oben zitierten gelassen, ironisch oder eben gar nicht zu reagieren.

Ich verstehe das so, dass Schoppe es grundsätzlich gut findet, wenn die Geschlechter über diese Themen diskutieren würden und das ein gegenseitiges Ausgrenzen nichts bringt. Das mit dem Versuch, den anderen wie eine Krankheit zu behandeln, nichts erreicht werden kann und das man aber, wenn der Andere diese Taktik fährt, eben nicht mehr mit ihm reden kann, aber sehr wohl mit anderen Menschen anhand deren Äußerungen diskutieren kann.

Ich hatte seinerzeit auf Teardown wie folgt geanwortet:

Wenn einem die Beantwortung Spass macht und man damit zeigen kann, dass die Fragen eher Ausdruck des negativen Männerbildes der Feministinnen ist, dann sollte man sich das aber auch nicht nehmen lassen, weil man nicht dem Klischee entsprechen will, dass man Aufgaben löst.

Ich finde die Einstellung “Ja, fragt ruhig, wir haben eine Antwort. Und sie wird euch schlecht dastehen lassen. Wir sind nicht die, die einer Diskussion ausweichen” wesentlich angenehmer.

Dann bin ich eben ein Mann, der Aufgaben löst. Damit kann ich gut leben. Es ist durchaus ein positives Bild, welches man sich auch nicht schlecht reden lassen sollte

Was ich damit meine ist, dass ich es gar nicht als ein durch ein Stöckchen springen ansehe. Zum einen ist mir nämlich durchaus bewußt, dass Feministinnen gar keine Antwort wollen, sondern in den Videos ihre Antwort bereits mitliefern und zwar die einzige, die sie akzeptieren: „Männer, warum seid ihr so schlecht, ihr solltet euch schämen.“

Und ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass das Video im wesentlichen nicht an Männer, sondern an andere Feministen gerichtet ist, denen man deutlich machen kann, dass man auf der klassischen feministischen Linie liegt.

Demnach wird da gar kein Stock hochgehalten.

Die Fragen dennoch als etwas zu sehen, was man beantworten kann, wenn man das möchte, ist etwas ganz anderes als über einen solchen zu springen: Es ist die Verdeutlichung, dass sie damit Unrecht haben und das Anbieten von Gesprächen an Andere, Dritte über den Feminismus.

Die gewünschte Reaktion ist nicht, dass eine Feministin denkt „Mhmm, da haben sie aber gute Antworten, da muss ich jetzt wirklich mal drüber nachdenken, ob meine Meinung richtig ist“ sondern das Leute merken, dass sie nicht allein mit der Ansicht sind, dass da ein ein ganz niederträchtiges Männerbild aufgebaut wird. Es geht darum, den Leuten darzustellen, dass man da mit ganz vernünftigen Argumenten gegenhalten kann und das solche Kritik nicht etwa ein Tabubruch sein muss, sondern vollkommen rational.

Ähnlich wie bei der Diskussion um die „Aktiven und die Bloggenden“ geht es nicht darum, dass man entweder 36 Fragen beantwortet oder zur UN eingeladen wird, um dort etwas zu sagen. Es geht darum, eine Community zu errichten, in der Leute Anlaufstationen haben. In denen sie wissen, dass Thunderf00t und Co aber eben auch die Blogszene in relativ kurzer Zeit Reaktionen produzieren werden, sie sie mit ihren eigenen abgleichen und über die man diskutieren kann. Es geht darum, dass sich das Wissen, dass Anita Sarkessian eine Menge Müll produziert weiter verbreitet und Leute das für eine vertretbare Position halten. Erst danach, also wenn eine Position salonfähig ist, kommen die Einladungen zur UN (und dahin ist es noch ein langer Weg).

Es ist also andersherum: Das Antworten auf solche Fragen verhindert nicht bessere Arbeit, es bildet die Plattform dafür.

Ich für meinen Teil bin sehr froh darüber, dass genau so verfahren wird. Es ist meine Art sich einem Thema zu nähren: Man schaut sich an, was die Gegenseite sagt und stellt seine Argumente dagegen. So vermeidet man auch die von Schoppe angesprochene reine Antiposition, die ebenso inhaltsleer ist, wie die Position, die man kritisiert. Nichts deckt Fehler in der eigenen Argumentation besser auf als eine Diskussion, als das Eingehen auf die Argumente der Gegenseite.

Ich finde auch Schoppes Einstellung richtig, dass man nicht in Hass und schlichte Konfrontation abgleitet, bei der sich Gruppen unabhängig von Inhalten gegenüber stehen. Warum soll man beispielsweise einen Equity Feminismus ablehnen, nur weil er das Wort „Feminismus“ enthält?

Zudem möchte ich noch einmal für den Gedanken plädieren, dass man sich auch nicht dadurch, dass man meint, dass der andere möchte, das man etwas tut, vorschreiben lassen sollte, dass man es dann nicht tun darf. Das ist ebenso eine Form der Abhängigkeit: Wenn es jemanden Spaß macht, auf solche Positionen einzugehen, ein logisches Konstrukt dagegen zu stellen, Fehler aufzudecken, seine Sicht darzustellen, dann soll er das genau deswegen machen. Sicherlich kann es nichts schaden, seine Motive zu hinterfragen. Wer sich vom Feminismus gezwungen fühlt, der mag es lassen. Wer aber antworten möchte, der hat meine vollste Unterstützung. Er schuldet niemanden, statt dessen an einer Rede für die UN zu arbeiten.

Wer lieber Reden für die UN entwerfen möchte, der mag auch das machen. Ich drücke ihm/ihr – wenn eine vernünftige Position vertreten wird – die Daumen, dass er/sie die Rede halten kann.

 

Wann gilt eine Feminstin/ein Männerrechtler als “vernünftig”?

Der Artikel von Onyx ist auch bezüglich der Ausgangsfrage interessant. Onyx führt aus:

Um als Feministin nicht als Männerhasserin verurteilt zu werden, muß man

-immer wieder betonen, dass Männer Opfer sind
-immer wieder betonen, dass Frauen Täter sind
-immer wieder betonen, dass andere Feministinnen scheiße sind
-immer wieder betonen, dass der heutige Feminismus scheiße ist
-sich aktiv und explizit für Männerrechte einsetzen
-immer wieder für Aussagen anderer Feministinnen gerade stehen und 500x versichern, dass man damit nix zu tun hat und das aufs Schärfste verurteilt

Um als Männerrechtler seriös und vernünftig zu sein, muß man

-sich ein “du Fotze! verkneifen

Ich finde die Ansicht von Michael darunter durchaus nicht schlecht:

Ich kann natürlich nur für mich persönlich sprechen:
Dass eine Feministin sich vordringlich um Frauenprobleme kümmert, liegt in der Natur der Sache und ist auch völlig legitim.
Was ich allerdings problematisch finde, ist wenn:

1) … Probleme zu spezifischen Frauenproblemen gemacht werden, die in Wahrheit beide Geschlechter gleichermaßen betreffen. Häusliche Gewalt ist so ein Beispiel, oder Gewalt im allgemeinen (ausdrücklich ausgenommen sexuelle Gewalt). Obwohl die Zahlen eindeutig zeigen, dass Männer mindestens ebenso häufig betroffen sind wie Frauen, konzentriert sich die öffentliche Wahrnehmung und auch die Politik ausschließlich auf weibliche Opfer. Männliche Opfer werden dadurch unsichtbar gemacht und das macht natürlich wütend.

2) … männliche Probleme rundheraus geleugnet werden: “Männer können nicht vergewaltigt werden.” “Männer können nicht diskriminiert werden.” “Es gibt keinen Sexismus gegen Männer.” Das ist ignorant und ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Männer. Wie gesagt, ich finde es völlig legitim, sich Frauenproblemen zu widmen, ohne ständig die Männer zu erwähnen. Bei sexueller Gewalt z.B. sind Frauen einfach wesentlich häufiger Opfer. Es ist darum völlig ok, sich als Feministin auf diese weiblichen Opfer zu konzentrieren, solange man männliche Opfer nicht verleugnet.

Viel wichtiger bei der Beurteilung eines verünftigen Feministen/Maskulisten finde ich aber nicht seine Thesen, sondern die grundlegende Bereitschaft, auf die Argumente und Thesen der Gegenseite einzugehen und nicht zu glauben, allein die absolute Wahrheit gepachtet zu haben. Man kann ja gerne unterschiedlicher Meinung sein und bleiben, aber man sollte die “gegnerische” Meinung als genauso legitim betrachten und behandeln.

Und um die grundlegende Bereitschaft auf die Theorien der Gegenseite einzugehen ist es eben teilweise schlecht bestellt. Das zeigt sich durchaus auf beiden Seiten, auch im radikalen Maskulismus, ist aber im Feminismus deutlich stärker ausgeprägt, weil hier das Nichteingehen auf andere Positionen auf eine theoretische Ebene gehoben wurde, in der man die eigene Position allenfalls erklärt, aber nicht mehr vertreten muss. Die andere Seite muss sie akzeptieren. Wer ernsthaft diskutiert, der räumt allenfalls der Gegenseite Raum ein und stärkt diese.

Ein wichtiger Aspekt ist aus meiner Sicht noch, dass Feministinnen, die den modernen Feminismus verteidigen, natürlich auch dessen Unlogik und Männerfeindlichkeit vorgehalten werden kann. Wer also sagt, dass der moderne Feminismus richtig und eigentlich männerfreundlich ist, gar eine humanistische Bewegung, der darf sich nicht wundern, wenn ihm dann auch die Einwände gegen den Feminismus entgegengehalten werden und er insofern betonen muss, dass er bezüglich der vertretener Positionen kritisch ist. Das trifft Maskulisten wenigern, weil es hier keine so klare theoretisch ausgearbeitete Strömmung gibt und die Vertreter, die in Buchform publiziert haben, weit weniger radikal sind.

„Wir führen hier keine Dialoge”

Der Stadtfuchs hat an einer feministischen Veranstaltung zu „Maskulismus und Antifeminismus“ Teilgenommen. die wie erwartet verlief:

Das ganze würde etwa eine halbe Stunde dauern, danach freue sie sich auf eine anregende Diskussion. (…)

Ich versuche eine Rückfrage: “Entschuldigung Frau Lenz, aber nochmal: Sind sie der Meinung, dass diese Methoden geeignet sind, wissenschaftlich die “Denkweisen und Netzwerke” zu erforschen und zum Schluss zu kommen, dass die Antifeministische Männerrechtsbewegung mit“Hasssprache und -propaganda “…

Weiter komme ich nicht. Die Moderatorin greift ein: “Du hast Deine Frage gestellt, die Frage wurde beantwortet! Wir halten hier keine Referate!”. Ich versuche es nochmal “Nein, die Frage wurde nicht beantwortet, darf ich…” – “NEIN!”. Gemurmel hinter mir. Jemand ruft “Das ist hegemoniale Mackersprache, halt’s Maul!” Ich: “Moment, darf ich diese Methoden von Herrn Rosenbrock bitte einmal hinterfragen in Bezug auf…”

Darauf das Redeleitungsmädel – und dieser Satz sagt eigentlich alles über diese Veranstaltung:

“Wir führen hier keine Dialoge”

Genau das.

“Wir freuen uns auf eine kontroverse Diskussion mit euch”, schreiben sie in ihrer Einladung. Aber wir führen keine Dialoge. Kontroverse schon gar nicht. Gegenmeinungen in mehr als 140 Zeichen zu formulieren geht schon gar nicht, Referate halten “wir” ja auch nicht. Wo kämen wir da hin, wenn wir andere Meinungen anhören müssten!

Das ist so typisch Feminismus. Das Thema ist unsauber aufgearbeitet und nimmt nur auf die schmutzigeren Randbezirke Bezug, eigentlich will man nur etwas zusammen sitzen und sich gegenseitig versichern, dass Maskulismus und Antifeminismus einfach schlecht ist. Dann will man gestärkt von diesem Feindbild nach Hause gehen.

Nachfragen verderben hier den Spass, gerade wenn man sich tatsächlich mit ihnen auseinandersetzen müßte.

Zudem geben sie der eigentlich bereits abgelehnten Seite Raum, was in einer poststruktrualistischen Theorie schon an sich eine Verbündung mit dem Feind ist.

Der Feminismus ist in dieser Hinsicht nicht diskussionsfähig.

Das schöne ist allerdings, dass genau dies deutlich wird, wenn man trotzdem sachliche Fragen stellt und anschließend davon berichtet. Es wird deutlich, dass man sich dort kaum mit den Gegenargumenten auseinandergesetzt hat. Es wird deutlich, dass man die Auseinandersetzung nicht führen kann und nicht führen darf, weil man zu sehr Ideologe ist.

Meiner Meinung nach lassen einen solche Gesprächsabbrüche durchaus gut dastehen. In ihnen zeigt sich die Verbohrtheit der Gegenseite.

Reagiert man hingegen selbst mit Verbohrtheit und dem Abbruch von Gesprächen, schimpft selbst nur und bringt keine Argumente, dann kann man den „der Kaiser ist nackt“-Effekt nicht erreichen.