„Frieren in der Hölle“ Buchvorstellung (Gastbeitrag)

Dies ist ein Gastartikel von Michail de Bergerac zu einem von ihm geschriebenen Buch

Michael schrieb in einem Kommentar:

ich habe ein Buch geschrieben, das ohne diesen Blog hier so nicht zustande gekommen wäre

Hier seine Vorstellung:

Sowohl hier als auch in der Kurzbeschreibung zu  „Frieren in der Hölle“ stieß ich auf ein Problem: Ich will nicht nur wenig, ich will gar nichts spoilern. So ganz kann ich diese Paradigma aber nicht einhalten.

Das Härteste zuerst: Der Roman behandelt mit das Schlimmste, das einem Vater widerfahren kann: Die Falschbezichtigung des sexuellen Missbrauchs im Trennungskrieg. Gleich aber, um nicht allzu viele Leser abzuschrecken: Es gibt ein Happy End – zumindest teilweise.

Damit ist bereits klar: Es handelt sich um einen feminismuskritischen Roman in der Hinsicht, dass der dominierende Feminismus nichts gegen solch brutalstmöglichen
Vorgänge unternimmt, sondern eher noch fördert. Es ist Jahrzehnte her, dass ich auf auf „Die vaterlose Gesellschaft“ von Matussek aufmerksam wurde, und dennoch hat sich kaum was geändert.

Erst kürzlich schafften es Feministen, durchzusetzen, dass der Vorwurf der Gewalt – und jeder weiß, dass dabei immer nur von einer Richtung ausgegangen wird – ausreicht, um das Sorgerecht zu verlieren. Eine Einladung an jede Mutter, einen solchen Vorwurf zu erheben, will sie den Kindsvater ausgrenzen.

Das angesprochene Happy End aber findet sich nicht in dieser, in unserer Welt. Die Erzählung ist ein Science-Fiction- als auch Fantasyroman – „Fantasy“, wenn man religiöse Überzeugungen darunter ablegt. Nur in einem unrealistischen Szenario findet ein solcher Trennungsvater schließlich Gerechtigkeit.

Ich schließe mit einer Leseprobe:

«Das ist doch keine Abwertung, wenn ich dich Süßer nenne. Damit drücke ich nur meine Zuneigung aus … Süßer!» Hans, den Josef zufällig auf dem Jugendamt kennengelernt und der ihm seine Hilfe angeboten hatte, grinste spitzbübisch. Er war jetzt Josefs einziger Freund. Die gemeinsamen Freunde der jetzt zerbrochenen Familie waren in Wirklichkeit Antjes Freunde gewesen. Antje hatte die sozialen Kontakte aufgebaut, während Josef immer arbeiten war.
«Hm», machte Josef. Hans war schwul, das hatte ihm seine Exfrau übel genommen, als er sich schließlich entschlossen hatte, sich nicht länger zu verleugnen. Er hatte seine Scheidungskämpfe bereits ausgefochten und Josef erhoffte sich von ihm wertvolle
Tipps für die anstehenden Verhandlungen vor Gericht. Deshalb saß er jetzt hier in diesem Café. Hans machte keinen Hehl aus seiner Natur, kleidete und gab sich so, als sei er die personifizierte Gestalt aller Vorurteile, die man so über Schwule haben konnte. Aber offenkundig fühlte er sich pudelwohl damit.
[…]
Hans seufzte. «Okay, aber jetzt zu dem, warum wir hier sind. Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen. Du wirst verlieren, mit etwas Glück siehst du deine Tochter danach noch alle zwei Wochenenden. Das gemeinsame Sorgerecht kannst du knicken, das wird man dir nehmen.» Josef guckte verdattert drein. «Warum? Ich bin doch kein Monster,
warum sollte ich das Sorgerecht verlieren?»
Hans blickte zur Seite. «Wie ich das hasse. Ich wünschte, ich könnte dir bessere Nachrichten überbringen, aber: Du bist am Arsch.»
Josef verstand nicht. «Warum, was meinst du?» Hans lehnte sich zurück. «Also –» Er unterbrach sich und setzte noch einmal neu an: «Also, die im Jugendamt werden deiner
Exfrau – Antje, richtig?»
«Ja.»
«Die werden Antje raten, oder haben es schon gemacht, das alleinige Sorgerecht zu beantragen, weil sie sonst zu viele Scherereien hat. Und deine Richterin, diese Lickenmall, ist bekennende Feministin, die sagte mal auf einer Frauentagung, sie
verfolge … Wie sagte sie noch? Ach ja: eine offensive Parteilichkeit für Frauen. Die Gutachterin, die Cecilias Beziehung zu dir beurteilen soll, ist kein bisschen besser. Du sagst, du hast eine gute Verbindung zu deiner Tochter und das glaube ich dir auch, aber bei dieser Gutachterin … Da wird nur rauskommen, dass Cecilia fürchterlich unter dir leidet. Für die sind alle Väter Täter. Und damit hat die Lickenmall jeden Vorwand, den sie braucht, um dich aus dem Leben deiner Tochter rauszuwerfen. Außerdem ist sie mit der gegnerischen Anwältin, Frau Streser, per Du. Gott persönlich könnte dich als den besten Vater der Welt bezeugen, du würdest trotzdem verlieren.»
[…]
Hans legte eine Hand auf Josefs Schulter. «Die meisten Väter verlieren vor dem Familiengericht jeden Glauben an den Rechtsstaat. Väter sind in Altdeutschland einfach nichts wert, die werden durch den Fleischwolf gedreht. Die sollen den Unterhalt überweisen und ansonsten still sein. Es ist ein Spiel mit gezinkten Karten. Du hast auf vielleicht fünfzehn Prozent davon Einfluss, der Rest steht schon lange vor der Verhandlung fest.»
Josef klammerte sich an diesen Hoffnungsschimmer wie der Ertrinkende an den berühmten Strohhalm. «Und diese fünfzehn Prozent … Was wären die?»
«Also, als Erstes, sprich niemals schlecht über die Kindsmutter, egal, welche Lügen sie über dich erzählt. Sie darf das, du nicht. Wenn du sie wegen irgendwas kritisierst, wird das sofort so ausgelegt, als wolltest du sie schlechtmachen. Bleib immer ruhig, keine groben Worte, nicht laut werden. Aber eigentlich ist das sowieso egal, wenn sie sich streitsüchtig zeigt.»
«Warum?»
«Wenn die Eltern nicht kooperationswillig sind, also zerstritten, dann ist keine gemeinsame Sorge möglich, so die Gerichte. Und dann bekommt die Mutter das alleinige Sorgerecht. Wenn du streitest, verlierst du, streitet sie, verlierst du auch. Du kannst von Glück reden, wenn sie nicht behauptet, du hättest Cecili misshandelt.»

Josefs Fenster der Hoffnung schloss sich unnachgiebig, als er seine Situation realisierte. «Aber ich muss doch irgendwas machen können.»
Hans schüttelte den Kopf. «Du kannst einen Ordner anlegen mit allen Dokumenten über die Verhandlungen. So kannst du beweisen, dass du um Cecilia gekämpft und sie nicht im Stich gelassen hast, wenn sie irgendwann mal ihren Weg zu dir finden sollte.»

Das war also alles, was Josef als Vater machen konnte: seine eigene Machtlosigkeit dokumentieren.

Ein Taschenbuch ist auch in Bälde bestellbar. Wenn es dir gefällt,
wäre eine Rezension und Mund-zu-Mund-Propaganda hilfreich.