„Feministen werfen etwas in die Welt und der gemeine Männerrechtler springt wie ein Hündchen“

Unter den Artikel zu den 36 Fragen von Feministinnen an Männer hatte Teardown kommentiert:

Typisch männlich mal wieder.

Feministische frauen stellen Fragen und reihenweise hopsen Männer und beantworten diese. Denn eine gestellte Aufgabe will ja gelöst werden nicht wahr? Typisch männliches Denken.

Interessanter ist doch, warum sollte man antworten? Wie ist es, das gleiche Geschlecht wie Donald Trump zu haben? Sorry. Aber lasst euch nicht verarschen.

Wer fragt der führt.

Und einen Kommentar darunter:

Ich mein ich verstehe das ja. Du kriegst ne Aufgabe also willst du sie auch lösen. Egal was es kostet. Das ist aber nicht gesund, denn ist die Aufgabenstellung toxisch, also man will keine Lösung von dir haben, dann sollte man sich nicht verbeissen und einfach mal fragen oder sagen: Nö lös ich nicht.

Wenn ich meine Freundin frage, warum sie eigentlich kein Fußball mag, was soll sie antworten? Warum soll ich sie so unter Druck setzen.

Feministinnen wissen genau wie sehr Männer Aufgaben lieben. Sie nutzen das für sich, achtet mal drauf.

Männliche Freunde von Wizorek filtern ihre Hassmails. Sie sollten sich fragen, warum sie das tun….

Auch Wolle stößt in ein ähnliches Horn

Ich frage mich, warum alle auf feministisches Kommando springen. Ich verstehe es nicht.

Die Vorwürfe aus diesen Fragen sind allesamt Quatsch und es gibt 1.000 Antworten, die den Quatsch aufzeigen.Warum sehen sich aber viele genötigt, darauf einzugehen? Um beim Stöckchen zu bleiben: Feministen werfen etwas in die Welt des Internets und der gemeine Männerrechtler springt wie ein Hündchen.

Feminismus gewinnt

Die Beantwortung dieser Fragen und die Diskussion über sie bindet Kräfte. Während Feministen zwischenzeitlich in der EU, der UN, bei Unicef, den Frauenorganisationen etc. in Ruhe ihrer ideologischen Arbeit nachgehen können, diskutiert der gemeine Männerrechtler und der linke Flügel mit seinen „selbsternannten, vermeintlichen usw.Gemäßigten über den feministischen Quatsch unbedeutender Feministen.

Aber was soll’s: Die Gemäßigten spielen sowieso gerne. Sie spielen gerne Shitstorm. Was andere Leute als „Hate Speech“ einordnen, bezeichne ich einfach als therapiebedürftig. Sie haben das Bedürfnis, sich an jeder Stelle menschlich überlegen zu fühlen. Dabei helfen ihnen natürlich die erfolgreichen Versuche den Männerrechtler zu beschäftigen. So haben sie wiederum einen Anlass der Welt zu zeigen, was für tolle Menschen sie sind. Vor allem: Sie sind der tolle Mensch als Mann.

Der vollbesetzte Zug der Geschlechterunterscheidung

Geht man auf diese Dinge ein, unterwirft man sich der verkrampften Unterscheidung des Menschens in Mann und Frau. Wir haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.

Schoppe schreibt dazu in einem Artikel vermittelnd:

So hat es durchaus etwas Subversives, wenn viele so tun, als hätten sie den scheinhaften Charakter der Fragen gar nicht bemerkt, wenn sie die Fragen vorsätzlich ernst nehmen und auch entsprechend beantworten. Auch Frauen machen dabei übrigens mit – und zeigen so, dass sie sich durch die Fragen an Männer nicht vertreten fühle

Die Antworten zeigen zudem, dass viele Männer und nicht-feministische Frauen ein Interesse am Dialog mit Feministinnen haben – auch dann, wenn nur jemand deren Fragen als Angebot zum Dialog verstehen kann, der sich absichtlich ein wenig naiv stellt. Ob es überhaupt einen Sinn hat, einen solchen Dialog zu suchen – aber auch, ob es einen Sinn hat, sich verbissen vom Feminismus abzugrenzen und antifeministische Positionen zu beziehen: Solche Überlegungen lassen sich  an diesem Beispiel sehr gut anstellen.

(…)

Der heutige Feminismus ist kein Versuch, etwas neu zu beschreiben, sondern eine ewige Reproduktion des immer schon Vertrauten.

Es hat eben deshalb auch keinen Sinn, sich beständig an feministischen Positionen aufzureiben oder nach Möglichkeiten zu suchen, sie intellektuell auszuhebeln. Ein Antifeminismus wird immer in Gefahr sein, sich ebenso obsessiv mit Feministinnen auseinanderzusetzen, wie sich die Frauen im Video mit Männern beschäftigen. Antifeministen beißen sich an Positionen fest, die ohnehin nicht auf Veränderung angelegt sind.

Vertreter verbissener Anti-Positionen können ihren Gegnern zudem sehr ähnlich werden – dafür liefert die autonome Antifa in diesen Wochen ja selbstlos eindrucksvolle Beispiele.

Feministische Positionen sind dann ein Problem, wenn sie spezifische Perspektiven oder Notlagen von Jungen oder Männern aus der Diskussion drängen. Damit aber sind sie ein politisches Problem, kein intellektuelles. Wenn hingegen Feministinnen ernsthaft an Beiträgen von Männern – oder nicht-feministischen Frauen – interessiert sind, gibt es für mich keinen vernünftigen Grund, ihre Positionen rundheraus abzulehnen, auch wenn ich sie nicht teile.

Ideal wäre ein Geschlechter-Gespräch, das sich nicht an feministischen Setzungen abarbeitet, sondern das sie im Interesse von Wichtigerem umgeht und vielleicht auch integriert. Ein Cordon Sanitaire aber müsste ganz im Unterschied dazu um die Männerrechtsbewegung gelegt werden, hat der Feminist Thomas Gesterkampgefordert, in einer Metapher, die männerrechtliche Ideen mit schweren Infektionskrankheiten vergleicht.

Solche Positionen verstopfen Diskussionen vorsätzlich. Um mit einer anderen medizinischen Metapher zu antworten: Bei solchen Positionen ist es sinnlos, immer wieder die Auseinandersetzung zu suchen – sinnvoller wäre es, Bypässe um sie zu legen. Das aber bedeutet in meinen Augen, Gespräche zu suchen mit Menschen, die nicht feministisch sind, ohne deshalb gleich feminismuskritisch zu sein – und auf Zuschreibungen wie die oben zitierten gelassen, ironisch oder eben gar nicht zu reagieren.

Ich verstehe das so, dass Schoppe es grundsätzlich gut findet, wenn die Geschlechter über diese Themen diskutieren würden und das ein gegenseitiges Ausgrenzen nichts bringt. Das mit dem Versuch, den anderen wie eine Krankheit zu behandeln, nichts erreicht werden kann und das man aber, wenn der Andere diese Taktik fährt, eben nicht mehr mit ihm reden kann, aber sehr wohl mit anderen Menschen anhand deren Äußerungen diskutieren kann.

Ich hatte seinerzeit auf Teardown wie folgt geanwortet:

Wenn einem die Beantwortung Spass macht und man damit zeigen kann, dass die Fragen eher Ausdruck des negativen Männerbildes der Feministinnen ist, dann sollte man sich das aber auch nicht nehmen lassen, weil man nicht dem Klischee entsprechen will, dass man Aufgaben löst.

Ich finde die Einstellung “Ja, fragt ruhig, wir haben eine Antwort. Und sie wird euch schlecht dastehen lassen. Wir sind nicht die, die einer Diskussion ausweichen” wesentlich angenehmer.

Dann bin ich eben ein Mann, der Aufgaben löst. Damit kann ich gut leben. Es ist durchaus ein positives Bild, welches man sich auch nicht schlecht reden lassen sollte

Was ich damit meine ist, dass ich es gar nicht als ein durch ein Stöckchen springen ansehe. Zum einen ist mir nämlich durchaus bewußt, dass Feministinnen gar keine Antwort wollen, sondern in den Videos ihre Antwort bereits mitliefern und zwar die einzige, die sie akzeptieren: „Männer, warum seid ihr so schlecht, ihr solltet euch schämen.“

Und ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass das Video im wesentlichen nicht an Männer, sondern an andere Feministen gerichtet ist, denen man deutlich machen kann, dass man auf der klassischen feministischen Linie liegt.

Demnach wird da gar kein Stock hochgehalten.

Die Fragen dennoch als etwas zu sehen, was man beantworten kann, wenn man das möchte, ist etwas ganz anderes als über einen solchen zu springen: Es ist die Verdeutlichung, dass sie damit Unrecht haben und das Anbieten von Gesprächen an Andere, Dritte über den Feminismus.

Die gewünschte Reaktion ist nicht, dass eine Feministin denkt „Mhmm, da haben sie aber gute Antworten, da muss ich jetzt wirklich mal drüber nachdenken, ob meine Meinung richtig ist“ sondern das Leute merken, dass sie nicht allein mit der Ansicht sind, dass da ein ein ganz niederträchtiges Männerbild aufgebaut wird. Es geht darum, den Leuten darzustellen, dass man da mit ganz vernünftigen Argumenten gegenhalten kann und das solche Kritik nicht etwa ein Tabubruch sein muss, sondern vollkommen rational.

Ähnlich wie bei der Diskussion um die „Aktiven und die Bloggenden“ geht es nicht darum, dass man entweder 36 Fragen beantwortet oder zur UN eingeladen wird, um dort etwas zu sagen. Es geht darum, eine Community zu errichten, in der Leute Anlaufstationen haben. In denen sie wissen, dass Thunderf00t und Co aber eben auch die Blogszene in relativ kurzer Zeit Reaktionen produzieren werden, sie sie mit ihren eigenen abgleichen und über die man diskutieren kann. Es geht darum, dass sich das Wissen, dass Anita Sarkessian eine Menge Müll produziert weiter verbreitet und Leute das für eine vertretbare Position halten. Erst danach, also wenn eine Position salonfähig ist, kommen die Einladungen zur UN (und dahin ist es noch ein langer Weg).

Es ist also andersherum: Das Antworten auf solche Fragen verhindert nicht bessere Arbeit, es bildet die Plattform dafür.

Ich für meinen Teil bin sehr froh darüber, dass genau so verfahren wird. Es ist meine Art sich einem Thema zu nähren: Man schaut sich an, was die Gegenseite sagt und stellt seine Argumente dagegen. So vermeidet man auch die von Schoppe angesprochene reine Antiposition, die ebenso inhaltsleer ist, wie die Position, die man kritisiert. Nichts deckt Fehler in der eigenen Argumentation besser auf als eine Diskussion, als das Eingehen auf die Argumente der Gegenseite.

Ich finde auch Schoppes Einstellung richtig, dass man nicht in Hass und schlichte Konfrontation abgleitet, bei der sich Gruppen unabhängig von Inhalten gegenüber stehen. Warum soll man beispielsweise einen Equity Feminismus ablehnen, nur weil er das Wort „Feminismus“ enthält?

Zudem möchte ich noch einmal für den Gedanken plädieren, dass man sich auch nicht dadurch, dass man meint, dass der andere möchte, das man etwas tut, vorschreiben lassen sollte, dass man es dann nicht tun darf. Das ist ebenso eine Form der Abhängigkeit: Wenn es jemanden Spaß macht, auf solche Positionen einzugehen, ein logisches Konstrukt dagegen zu stellen, Fehler aufzudecken, seine Sicht darzustellen, dann soll er das genau deswegen machen. Sicherlich kann es nichts schaden, seine Motive zu hinterfragen. Wer sich vom Feminismus gezwungen fühlt, der mag es lassen. Wer aber antworten möchte, der hat meine vollste Unterstützung. Er schuldet niemanden, statt dessen an einer Rede für die UN zu arbeiten.

Wer lieber Reden für die UN entwerfen möchte, der mag auch das machen. Ich drücke ihm/ihr – wenn eine vernünftige Position vertreten wird – die Daumen, dass er/sie die Rede halten kann.