„Aussterben der weißen Rasse“ der „Große Austausch“ und ähnliche Verdrängungstheorien

In rechten Kreisen hört man immer wieder diverse Verdrängungstheorien. Aus der Wikipedia:

Großer Austausch ist ein politischer Kampfbegriff und Agitationsschwerpunkt der Neuen Rechten. Die Verschwörungstheorie vom „Großen Austausch“ postuliert die Existenz eines geheimen Plans, weiße Mehrheitsbevölkerungen gegen muslimische oder nicht-weiße Einwanderer auszutauschen. Dahinter stünden etwa „die Globalisten“, „die Eliten“, „die Privatwirtschaft“, „die Juden“, „Multikulturalisten“ oder auch supranationale Organisationen wie die Europäische Union oder die Vereinten Nationen. Infolgedessen käme es in absehbarer Zeit zu einem „Untergang Europas“ oder einem „Genozid“.

Gerne wird es auch kombiniert mit „Die Ausländer nehmen uns die Frauen weg“ oder anderen Äußerungen dieser Art. 

Jetzt kann ich mir durchaus vorstellen, dass einige Linke, die ja eh die „Weißen“ als das Feindbild schlechthin ansehen, es durchaus als wichtiges Ziel ansehen bestimmte Länder weniger weiß zu machen, aber letztendlich haben solche Theorien aus meiner Sicht eher etwas von einer populistischen Panikmache und dem Schüren von Ängsten.

Zum einen wird ja gerade nicht „Ersetzt“. Es wird allenfalls „ergänzt“. Denn die Leute, die jetzt schon da sind, bleiben ja auch da. Sie bekommen nach wie vor Kinder und leben ihr vollkommen normales Leben. Zudem ist die Zuwanderung ja immer noch relativ gering. 

Gut, jetzt gebe ich persönlich nichts auf Konzepte wie „Rassenreinheit“ oder etwas in dieser Art. Solche Annahmen beruhen meist auf einer essentialistischen Vorstellung eines Volkes, dass aber auch nur einen gemeinsamen Genpool mit sehr vielen Unterschieden aufweist und nicht bei der Fähigkeitsausprägungen, Intelligenz etc wie in jeder Bevölkerungsgruppe, stark gestreut sind. Ich hatte das in einem Artikel zum Sozialdarwinismus schon einmal dargestellt:

Zudem wird nicht erkannt, dass Evolution als Ansatzpunkt nicht das Individuum oder das Volk hat, sondern Gene, die untereinander darum konkurrieren, wer sich die besseren Fortpflanzungsmaschinen baut. Nicht wer überlebt „gewinnt“ in der Evolution, sondern wessen Gene sich im Genpool anreichern.

Es stimmen zudem zumeist die Kriterien für eine echte „Bestenauslese“ nicht. Wer tatsächlich auf bestimmte Gene selektieren will, der muss die Startbedingungen mit einbeziehen und schauen, ob Erfolge aus eigener Kraft erreicht worden sind. Eine echte sozialdarwinistische Selektion würde kaum vor Familien, Völkern oder Ständen halt machen und ein Aussortieren über all diese Ebenen hinweg verlangen.

Genug Rechte wären bei einer „optimierten Zucht“ eines Volkes wohl eher im „Aussortierbereich“. 

Zudem würde sich „das deutsche Volk“ bei dem gegenwärtigen Stand ebenso verringern, wenn alle Ausländer nicht da wären. Denn auch ohne Ausländer würden sie nicht mehr Kinder bekommen. 

Wer meint, dass ihm „die Ausländer“ die Frauen wegnehmen und das dies „dem deutschen Volk“ schadet, der überschätzt sich wahrscheinlich ziemlich. Wenn er für Frauen nicht interessant ist, dann wird das seine Gründe haben und eine Verminderung intrasexueller Konkurrenz zu fordern damit sich der Genpool verbessert, weil man ansonsten keine Frau abbekommt, ist eine evolutionär nicht sehr überzeugende Theorie. Noch schlimmer, wenn derjenige einen derart passiven Weg wählen muss und nicht anderweitig verdeutlichen kann, dass er die bessere Wahl ist. 

Deutschland ist schon immer eine starke Vermischung von Völkern gewesen, da es umgeben von anderen Nationen ist. 

Ich habe mit meiner Ehe mit Südländerin natürlich auch schon mit Fräulein Schmidt und einem weiteren Kind auf dem Weg zur „Vermischung der Völker“ beigetragen.
Südländerin ist in vielen Bereichen „deutscher“ als ich. Sie ist sehr ordentlich, immer pünktlich, pflichtbewußt etc. Nur mit blauen Augen und blonden Haaren kann sie nicht dienen. (Fräulein Schmidt hingegen immer gegenwärtig mit blonden Haaren, auch wenn ich befürchte, dass das nicht lange vorhalten wird). 

Man kann natürlich dafür sein  bestimmte Elemente einer Kultur, die einem gefällt zu erhalten. Das wiederum hat dann auch wenig mit der Hautfarbe oder der ethnischen Zugehörigkeit zu einem Volk zu tun. 

„Rechten Feminismus kann es nicht geben“ (allerdings wahren schottischen Feminismus schon)

Auf Twitter lief ein mehr oder minder erfolgreicher Hashtag #120db. Bei diesem ging es darum, dass Frauen, die meist eher der identitäteren oder rechten Szene näher standen, sich gegen die aus ihrer Sicht angestiegenden Sexualstraftaten gerade durch Flüchtlinge und Ausländer protestierten.

Es schwang dort viel „Frauen Europas wehrt euch“ und „Gewalt ist importiert“ mit und natürlich hat man auch auf Kritik damit reagiert, dass linke Feministinnen sonst immer predigen, dass man Frauen glauben müsse, wenn sie von Übergriffen berichte und das man Frauen unterstützen müsse, die sexuelle Übergriffe aufzeigen.

In der Tat erscheint dort die Haltung vieler linken Feministinnen nicht konsequent:

Der Grundsatz, dass nicht hinterfragt werden darf, sondern geglaubt werden muss, der muss dann eben auch gelten, wenn der Täter Ausländer ist.

Das ist aber im  intersektionalen Feminismus keine vertretbare Position, da die Beschuldigung von Ausländern gleich Rassismus-Minuspunkte bringen würde, dass Bestreiten aber Pluspunkte.

Stokowski versucht nun im Spiegel das Dilemma aufzulösen, indem sie anführt, dass man ja gar nicht gegen Frauen, die ihre Rechte verteidigen vorgeht, sondern eben nur gegen Rechte, die Frauen für ihre rechten Zwecke vereinnahmen, in dem sie vortäuschen, dass sie Frauenrechte wahren. Als Argument führt sie an, dass Rechte Positionen eben schlicht nie feministisch sein können, sondern eben immer nur rechts und damit auch bedingungslos bekämpft werden könnten bzw müssen:

Wer aus der Vielzahl von Taten ausgerechnet nur diejenigen herauspickt, in denen die Opfer weiße Frauen sind und die Täter zum Beispiel Flüchtlinge, und so tut, als sei das die Hauptgefahr, verdreht die Realität und lässt die Mehrzahl der Fälle aus. Es gibt Fälle von Gewalt durch männliche Flüchtlinge gegen weiße Frauen, aber diese Fälle bedrohen nicht die europäische oder jeweils nationale Kultur oder Ehre oder was auch immer, weil in diesen Gesellschaften – auch jenseits aller Migration – Gewalt gegen Frauen alltäglich passiert.

(…)

Aber wie glaubhaft können Rechte sich für Frauenrechte einsetzen? Es mag für manche Leute auf den allerersten Blick feministisch erscheinen, wenn Rechte so tun, als wenn sie sich für Frauen engagieren, und bisweilen ist an den Sätzen, die sie dabei verwenden, alles richtig: „Die Freiheit der Frau ist nicht verhandelbar!“, stand auf einem AfD-Plakat zur letzten Bundestagswahl. Stimmt so. Aber ist das feministisch?

Die Antwort steht und fällt natürlich mit der Definition von Feminismus. Wenn Feminismus heißt, sich ab und zu irgendwie für irgendwelche Frauen einzusetzen, dann kann es rechten Feminismus geben, Grüße an Ivanka Trump, aber ansonsten nicht. Wenn Feminismus bedeutet – meine Definition -, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Freiheiten haben sollten, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Sexualität und ihrem Körper, dann ist diese Haltung unvereinbar mit rechtem Denken.

Und das ist nicht mal nur deswegen so, weil es nur einen wahren Feminismus geben könnte. Aber Feminismus, der nicht auch antirassistisch und antiklassistisch ist, ist widersprüchlich und unglaubwürdig. Es gibt sehr unterschiedliche feministische Strömungen, manche sind marxistisch und manche öko, andere religiös oder hedonistisch oder ganz anders. (…)

Die Gesellschaft, die Feministinnen und Feministen wollen, kann eine parlamentarische Demokratie sein oder anarchistische Kollektive, aber sie kann nie völkisch, nationalistisch, rechtsextrem sein. Das ist einfach logisch nicht möglich, weil diese Haltungen auf Ausschluss basieren und auf der Diskriminierung oder noch härteren Bekämpfung von Minderheiten und allen, die als Fremdkörper wahrgenommen werden – und Feminismus das Gegenteil will.

Das ist schon fast witzig: Wenn wir Feminismus als wahren Schotten definieren, dann sind falsche Schotten eben kein Feminismus!

Ihr Feminismus ist allerdings mit ihrer eigenen Definition auch nur sehr eingeschränkt vereinbar, denn die Abwertung von Weißen und Männern ist sehr wohl mit ihrem Feminismus vereinbar, auch wenn sie das eben nicht als Rassismus definiert.

Rechte versuchen im übrigen solche Definitionsspiele ebenso, wenn sie sich auf einen Ethnopluralismus berufen:

Ethnopluralismus ist ein Weltbild der Neuen Rechten, deren Vertreter eine kulturelle „Reinhaltung“ von Staaten und Gesellschaften nach „Ethnien“ anstreben. Dabei definieren manche Vertreter der Neuen Rechten „Ethnien“ nicht nach ihrer Abstammung, sondern nach ihrer Zugehörigkeit zu einer „Kultur“, um sie so von „Fremden“ zu unterscheiden. Einflüsse der als „fremd“ betrachteten Gesellschaften werden als Gefährdung der „eigenen Identität“ verstanden; Fremdenangst gilt als natürliche Reaktion darauf. Anstelle von historisch durch den nationalsozialistischenVölkermord belasteten Begriffen wie „Lebensraum“ sprechen Ethnopluralisten von „angestammten Territorien

Sie sagen dann eben, dass sie ja nichts gegen Menschen aus anderen Kulturen haben, nur sollte eben bitte jede Kultur unter sich bleiben, damit jede Kultur ihre Eigenarten erhalten kann. Sie würden eben dann die Einflüsse anderer als „toxische Nafrikultur“ deuten, die sich schädlich auswirkt, genauso wie der Feminismus „toxische Männlichkeit“ ausgrenzt und anführen, dass sie gegen den gut in der deutschen Kultur verwurzelten Schwarzen ja gar nichts haben oder gegen den christlich aufgewachsenen Araber.  Ähnlich wie sie der Feminismus aus seinem Rassismus gegen Weiße herausredet, oder seinen Hass gegen Männer, reden sich dann die Rechten aus ihrem Rassismus heraus.

In einem Leserkommentar schreibt „Nostro Mo“:

Im Grunde läuft der ganze Beitrag von Stokowski darauf hinaus, dass sie bestimmte, ihr sympathische politische Positionen (Antirassismus, Einsatz für LGBT-Rechte) zu notwendigen Eigenschaften der politischen Weltanschauung des Feminismus an sich erklären möche, wobei sie jedoch leider eine logisch zwingende Argumentation zugunsten einer moralischen vernachlässigt – eine Grundschwäche, die sich leider durch beinahe alle ihre Artikel zieht.

Es ist sicherlich ehrenhaft, sich dafür einzusetzen, „dass alle Menschen die gleichen Rechte und Freiheiten haben sollten, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Sexualität und ihrem Körper“, und ich stimme ihr absolut zu. Aber dies zur Definition des Feminismus überhaupt machen zu wollen, ignoriert nicht nur die historische Entwicklung dieser Bewegung (führende Persönlichkeiten des Feminismus wie Elizabeth Cady Stanton oder Emmeline Pankhurst waren in ihrem Denken unbestreitbar rassistisch und elitär, mithin „rechts“), sondern ist ein logischer Fehlschluss, denn der Feminismus braucht als notwendige Attribute nichts mehr als die Vorstellung, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechtes eine politische Interessengemeinschaft bilden, und den Einsatz für diese wie auch immer gedachten gemeinsamen Interessen.

Die Miteinbeziehung besonderer politischer Aspekte (etwa der Kampf gegen ethnische oder sexuelle Diskriminierung) ist dabei möglich, aber nicht logisch notwendig. Stokowski konstruiert in ihrem Artikel einen „wahren Schotten“ aus einem moralischen Empfinden, nicht aus einen rational-logischen Argumentationskette heraus. Ihr Empfinden spricht dabei sehr für sie als Menschen, aber eben weil sie jegliche Analyse durch einen moralischen Appell ersetzt, wirkt ihr Artikel blass, moralisierend und intellektuell steril. Der Einsatz für die Gleichheit der Geschlechter in Recht und Freiheiten sollte ernst genommen werden. Auch von Margarete Stokowksi selbst.

Etwas kürzer ist es auch von von Monty Python abgehandelt worden:

Ein Feminismus, der sich dafür einsetzt, dass Frauen vor Personen aus einem Kulturkreis geschützt werden soll, der nach deren Ansicht übergriffe Gegen Frauen aufgrund eines anderen Frauenbildes eher betreibt, mag für Stokowski nicht feministisch sein, allerdings zeigt schon beispielsweise Alice Schwarzer, dass so eine Haltung ohne weiteres dem Feminismus zugerechnet werden kann.

Insofern erweitert Stokowski die Definition des Feminismus, damit sie bestimmte Haltungen ausschließen kann.