Das „Arne Hoffmann Hit Piece“ beim Krautreporter bzw Shila Behjat

Es ist ja eigentlich gut, wenn sich Zeitungsartikel mit Männerrechtlern wie Arne beschäftigen. Aber der von Arne hier auch zitierte Artikel , der einen Ausschnitt aus dem hier schon besprochenen Buch von Shila Behjat enthält, macht mal wieder deutlich, wie unfair dabei vorgegangen wird und wie wenig man dort zumindest mal etwas recherchiert:

Wir überlassen den Begriff „Männlichkeit“ und alles, was er bedeuten könnte, die Möglichkeit also, sich bei der Frage nach ihr an irgendetwas zu orientieren, Männern wie Jordan Peterson, dem „Custodian of the Patriarchy“, wie ihn die New York Times nannte, und dem Männer rund um den Globus an den Lippen hängen, wenn er darüber wütet, welche Erniedrigungen ihr Geschlecht durch den Feminismus ertragen müsse. (…) Oder Männer wie Arne Hoffmann, dem deutschen Pendant zu Peterson (or so he thinks).

Arne und Peterson vertreten in vielen Bereichen ganz andere Thesen und auf ganz andere Weise und Jordan Peterson ist auch kein „Wächter des Patriarchats“. Ich vermute, sie hat auch nur ÜBER beide gelesen, aber nicht wirklich etwas VON ihnen.

Die FAZ schrieb 2017 über ihn, er kämpfe „seit zwanzig Jahren gegen die Unterdrückung der Männer in Deutschland. Zuhören will ihm kaum jemand.“ Was nicht ganz stimmt, denn der FAZ-Journalist hatte ihm aufmerksam zugehört, über zwei Stunden, wie wir erfahren, und ihm einen ziemlich langen Artikel gewidmet. Am Beispiel Hoffmanns lässt sich inspizieren, wie die sicherlich nicht auf den Bereich der Männerrechte reduzierte Taktik funktioniert, mit vielen kleinen Episoden, Nachrichtenschnipseln und Einzelmeinungen eine Verschwörung gegen Männer zu konstruieren und so eine vermeintliche Bestätigung für jedes empfundene Leid zu finden, ein „großes Bild“ als Erklärung für den Frust Einzelner.

Die andere Seite verwendet natürlich „Taktiken“, die eigene Seite hat wichtige Einsichten in die Gesellschaft.

Aus meinem Artikel zu ihr:

WELT: Sie beschreiben die Benachteiligung von Jungs aber als nicht nur individuelles, sondern als massives gesellschaftliches Problem.
Behjat: Ich habe gemerkt, dass viele Mütter von Söhnen gerade dieselben Themen haben: Einen Sohn zu haben, ist irgendwie problematisch in der heutigen Zeit. Ich würde wirklich sagen, Jungs sind mittlerweile benachteiligt. Denn es gibt, zumal in unseren „progressiven“ Kreisen in Berlin, nichts, das weniger sexy ist, als ein weißer Mann zu sein. Ich beobachte, dass wir gesellschaftlich keine Antwort gefunden haben, was die Zukunft der Geschlechterrollen betrifft. Und aus dieser Leerstelle entsteht ein Wirrwarr für meine männlichen weißen Kinder. Sie sollen nur nicht. Nicht dominieren. Nicht das Wort ergreifen. Nicht die Ersten sein. Sie sind einfach nicht dran. Und gleichzeitig dreht die Welt sich aber genauso weiter, eine Welt, in der es brutal um Wettbewerb geht. Von einer Mutter von Söhnen zu erwarten, dass sie einfach nur sagt: Na gut, sie sind eben nicht dran. Das macht einfach keine.
(…)

WELT: Ihr Sohn tat Ihnen leid?
Behjat: Meine Söhne, wo bleiben die denn? Das Empowerment muss doch für alle da sein, man kann doch nicht einfach sagen: diese Dödel, die können wir jetzt vergessen. Gerechtigkeit muss für alle gelten – auch für zukünftige weiße Männer. Jetzt liegt unsere ganze Hoffnung auf dieser Mädchengeneration. Die sind ganz toll. Aber als Mutter denke ich, man kann die Junges ja nicht einfach abschreiben. Mein einer Sohn ist ruhig und introvertiert – als er in der Schule gebeten wurde, ein Wort zur Selbstbeschreibung auszuwählen, hat er „verträumt“ gewählt. Ich habe ihn gefragt: Ja, was hat denn die Lehrerin dazu gesagt? Nichts! Sie hätte ihn doch fragen können: Das ist ja schön! Wovon träumst du denn? Was sind das für Bilder, die dich da beschäftigen?
Vielleicht hätte sie mal mehr in Arnes Blog lesen sollen, dann hätte sie vielleicht auch mehr von dem Problem entstanden. Sie sieht das Problem, aber sie bleibt eben in ihrer eigenen Welt in der „toxische Männlichkeit“ die Gefahr ist.

 

Die von mir bereits zitierte Studie der Universität Potsdam über die Dominanz der Mädchen in Klassenzimmern etwa verwendet Hoffmann auch in seinem Lexikon der feministischen Irrtümer, und auf seinem Blog „Genderama“ fragt er sich, warum Gewalt stets auf die gegen Frauen reduziert werden würde. Wir beide, ein aggressiver Männerrechtler und eine überzeugte, wenn auch gerade über die Ausrichtung zweifelnde Feministin, nutzen dieselbe Information – und kommen zu völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen.

Also Arne als „aggressiven Männerrechtler“ zu bezeichnen macht auch nur deutlich, dass sie sich nicht mit ihm beschäftigt hat. Arne ist alles andere als aggressiv, weder in seinen Texten noch ansonsten. Ich hätte da ja gerne mal ein Beispiel von ihr gehört, welches das stützt. Gut, vielleicht meint sie auch nur „radikaler Männerrechtler“, aber selbst da ist Arne ja üblicherweise auf Ausgleich bedacht und hat sich häufig genug von radikalen Ansätzen distanziert. Wenn man ihn mit einem Männerrechtler vergleichen wollte, dann vielleicht eher mit Warren Farrell.

Wobei – in der Einschätzung, dass Männlichkeit derzeit angegriffen ist, es jedoch verdient hat, Aufmerksamkeit, Zuwendung und auch Liebe zu erfahren, wären er und ich uns vermutlich sogar einig. Ich jedoch möchte, dass wir wieder zusammenfinden. Hoffmann dagegen schreibt, die Frau müsse sich von „patriarchaler Abhängigkeit“ lösen, „indem sie auch den Staat nicht länger als Ersatzvater verwendet, um von ihm allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einem vermeintlich ‚schwächeren Geschlecht‘ Förderung und Unterstützung in absurdem Ausmaß zu erhalten.“

Wo ist das ein Widerspruch? Eigentlich sollte sie ja zustimmen: Gerade der Feminismus will ja die unabhängige Frau. Und dann kann man natürlich auch wieder zusammenfinden, weil beide ihr Leben selbst im Griff haben und auf eigenen Beinen stehen.

(…) Drei Wochen nachdem mein Sohn Bo auf seine dramatische Weise zur Welt gekommen war, ich war vermutlich gerade wieder an meine Milchmaschine angeschlossen, lud der zweiundzwanzigjährige Elliot Rodger im kalifornischen Isla Vista ein Video mit dem Titel „Retribution“, „Vergeltung“, auf Youtube hoch. Darin wütete er gegen all die Frauen, die ihn abgewiesen hätten. Und dann fuhr er los und brachte sechs Menschen um, verletzte vierzehn. Er schoss wahllos, stach mit einem Messer auf sie ein oder überfuhr seine Opfer. Diese Verbrechen dürfen nicht verharmlost werden. Und gleichzeitig müssen wir über verunsicherte Männlichkeit sprechen. Wir müssen dieses Gespräch führen und die Benennung von Männerrechten nicht Menschen wie Peterson oder Hoffmann überlassen.

Elliot Rodger hatte ich damals hier besprochen. Diese Brücke von Elliot Rodger, einem mehrfachen Mörder, zu Peterson und Hoffmann ist vollkommen unredlich.

Hier übrigens ein Tweet von Elliot Rodger von Jordan Peterson:

Er gibt Arroganz und Groll (Resentment) gegen andere Personen als Motiv an und bleibt damit wesentlich allgemeiner als sie, die es nur auf Männlichkeit zurückführt. Und er führt aus, dass die Zurückweisung von Männern durch Frauen eben besonders „Groll“ auslöst und das sie das auf einen dunklen Pfad leiten kann.

Arnes Artikel dazu war hier. Lustigerweise führt er da an:

Ist das nicht großartig? Der junge Mann verkörpert gleich drei der Themen, zu denen ich selbst schon geschrieben habe: die Männerrechtsbewegung, Pick-Up und Menschen ohne Beziehungserfahrung. Ich frage mich, ob meine Nachbarn noch ruhig schlafen können. Wenn der Typ jetzt noch ein SM-Faible gehabt hätte…

Der zitierte Artikel – dessen Inhalte bereits andere Medien wie der britische Guardian übernehmen – rührt all diese unterschiedlichen Lager, in denen junge Männer heute nach Orientierung suchen, zusammen, um den angeprangerten Gruppen daraufhin vorzuwerfen, sie würden nicht ausreichend auf Distanz zueinander achten. So wirft der Beitrag der Männerrechtsbewegung ebenso wie den Pick-up-Artist pauschal vor, das Bild des „wahren Alpha-Mannes“ zu propagieren, worauf die aktuellen Untaten basierten.

Die Männerrechtler, mit denen ich zusammenarbeite, propagieren dieses Bild nicht. Im Gegenteil: Wir halten es für schädlich, weil es einen daran hindert, sich mit männlichen Opfer- und Diskriminierungserfahrungen auseinanderzusetzen. Dafür werden wir von Männern, die dieses Bild des kernigen Ultra-Mannes tatsächlich predigen, als „Pussys“ angegriffen.

In vielen Pick-up-Ratgebern wiederum, die ich für meine eigenen Veröffentlichungen in diesem Bereich studiert habe, werden als „Alphas“ gerade nicht die aggressiven, gewaltbereiten Männer bezeichnet. Diese gelten als „Betas“. Als „Alphas“ bezeichnen viele Pick-Upper stattdessen Männer, die Konflikte souverän und elegant lösen, statt wegen jedem Mist gleich auszuflippen. In meinem aktuellen Ratgeber Das Gesetz der Eroberung habe ich auch eine evolutionsbiologische Kritik am Kult anderer Pick-Upper um den „Alpha“-Mann dargestellt.

Im übrigen war Elliott Rodgers vor dem von ihm begangenen Massenmord offenbar auch auf einer Seite von Pick-Up-Hassern aktiv gewesen, wo Frauenfeindlichkeit besonders stark geblüht habe. Das alles führt eher zu dem Bild eines Mannes, der sich in seiner Verstörtheit ganz unterschiedlichen Lagern zugewendet hat, um irgendwo die Lösung zu finden. Selbst Menschen ohne sexuelle Erfahrung schien er als potentiell revolutionäre politische Kraft wahrzunehmen:

Schon vor zehn Jahren, als ich über Menschen ohne Beziehungserfahrung recherchiert habe, fühlten sich diese Menschen, insbesondere die Männer dort, dadurch gebrandmarkt, dass es in Medienberichten über Amokläuft häufig heißt, der Betreffende habe noch nie eine Freundin gehabt. Sehen mich „normale Menschen“ als potentiellen Amokläufer? fragte sich so mancher von ihnen.

Ich glaube allerdings, mit Jungfrauen und mit Verführungskünstlern würde eine derartige Angstpropaganda nicht funktionieren. Männerrechtler taugen da schon viel mehr als Feindbild. Gegen diese Aktivisten wird ja auch schon seit einiger Zeit entsprechende Propaganda gefahren.

Jetzt, 10 Jahre später, passt das nach wie vor wunderbar.

(…)Seien wir ehrlich. Wir wollen uns einfach nicht mit Männlichkeit beschäftigen, schon gar nicht, wenn sie uns etwas anderes zeigen will als das, was wir von ihr halten.

Dazu schreibt Arne:

Aber gut, dann benennt „Männerrechte“ endlich mal – allerdings bitte seriöser als hier. Dass man zum Beispiel jemanden, mit dem man sich seitenlang beschäftigt, selbst zu seiner Position befragt und diese korrekt wiedergibt, scheint im Journalismus völlig aus der Mode gekommen zu sein.

Da hat er recht.