Hoden und Mikroplastik

Gerade geht eine Meldung rum, dass in Hoden Mikroplastik gefunden wurde. Das soll evtl sinkende Spermienzahlen erklären:

Nicht nur die Kinderzahl, auch die Zahl der Spermien pro Mann geht auf der ganzen Welt seit Jahrzehnten zurück. In vielen bisherigen Studien werden schädliche Chemikalien wie Pestizide als Ursache genannt. Doch nun gibt es einen neuen Verdacht: Forschende um den chinesisch-amerikanischen Toxikologen Xiaozhong „John“ Yu (University of New Mexico in den USA) haben 23 menschliche Hoden und 47 Testikel von Haushunden unter die Lupe genommen und fanden in jeder der untersuchten Proben Verunreinigungen mit Mikro- beziehungsweise Nanoplastik.

Die analysierten menschlichen Hoden stammten aus Obduktionen aus dem Jahr 2016 und von Männern, die zwischen 16 und 88 Jahre alt waren, als sie starben. Die Testikel waren routinemäßig vom New Mexico Office of the Medical Investigator entnommen worden und standen der Forschung nach einer siebenjährigen Aufbewahrungspflicht zur Verfügung. Aufgrund des konservierten Zustands konnte die jeweilige Spermienzahl nicht mehr ermittelt werden. Anders war das bei den Hunden, deren Hoden aus Tierarztpraxen stammten, die Kastrationen durchführen.

Detailuntersuchungen der Hundehoden zeigten, dass die Spermienzahl in den Testikeln mit höherem Mikroplastikanteil niedriger waren. Das deute auf einen bisher unterschätzten Zusammenhang zwischen Mikroplastik und der Neigung zur Unfruchtbarkeit hin, schreiben die Forschenden im Fachblatt Toxicological Science. Dazu kommt, dass die menschlichen Hoden fast dreimal so stark mit den kleinen Plastikteilchen belastet waren wie jene der Hunde. Neuere Studien an Mäusen aus den Jahren 2021 und 2022 haben ebenfalls ergeben, dass Mikroplastik die Spermienzahl verringert und Anomalien und Hormonstörungen verursacht

Die Studie selbst:

The ubiquitous existence of microplastics and nanoplastics raises concerns about their potential impact on the human reproductive system. Limited data exists on microplastics within the human reproductive system and their potential consequences on sperm quality. Our objectives were to quantify and characterize the prevalence and composition of microplastics within both canine and human testes and investigate potential associations with the sperm count, and weights of testis and epididymis. Using advanced sensitive pyrolysis-gas chromatography/mass spectrometry, we quantified 12 types of microplastics within 47 canine and 23 human testes. Data on reproductive organ weights, and sperm count in dogs were collected. Statistical analyses, including descriptive analysis, correlational analysis, and multivariate linear regression analyses were applied to investigate the association of microplastics with reproductive functions. Our study revealed the presence of microplastics in all canine and human testes, with significant inter-individual variability. Mean total microplastic levels were 122.63 µg/g in dogs and 328.44 µg/g in humans. Both humans and canines exhibit relatively similar proportions of the major polymer types, with PE being dominant. Furthermore, a negative correlation between specific polymers such as PVC and PET and the normalized weight of the testis was observed. These findings highlight the pervasive presence of microplastics in the male reproductive system in both canine and human testes, with potential consequences on male fertility.

Qulle: Microplastic presence in dog and human testis and its potential association with sperm count and weights of testis and epididymis

Und aus der Studie:

The average concentration in human blood samples was 1.6 µg/ml, with maximum levels around 10–12 µg/ml (Leslie et al., 2022). Human placentas, at only 8 months old at delivery, exhibited microplastic concentrations ranging from 6.5 to 790 µg/g of tissue weight, with an average of 126.8 µg/g (Garcia et al., 2024). The 3-fold higher average concentration in the testes compared with the placentas implies the influence of both duration and potentially other factors on microplastic accumulation. Future research on the uptake, translocation, and accumulation of microplastics as well as mechanistic studies are critical as it remains possible that microplastic presence does not equate to functional effects in the reproductive system.

Keine Ahnung was Mikroplastik in den Hoden (oder im Körper an sich) so anrichtet. Gut, meine Familienplanung ist abgeschlossen, aber vielleicht sollte man die Plastikschneidebretter dennoch gegen solche aus Holz austauschen? Oder wie kommt das überhaupt in die Hoden? Schmidt Junior soll ja auch keine Probleme haben

Wobei: In dem Artikel zu den evtl Folgen:

Die Auswirkungen der MNPs auf die Gesundheit sind noch nicht bekannt, aber im Labor hat sich gezeigt, dass Mikroplastik menschliche Zellen schädigen und die Metastasierung von Krebszellen erleichtern kann. Die Partikel könnten sich im Gewebe festsetzen und Entzündungen hervorrufen. Erst im März warnten Ärzte vor potenziell lebensbedrohlichen Auswirkungen, nachdem sie bei Menschen, deren Plaques in der Halsschlagader mit mikroskopisch kleinen Kunststoffen kontaminiert waren, ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und früheren Tod festgestellt hatten, wie der STANDARD berichtete.

Dabei dürfte es auch eine Rolle spielen, um welche Art von Kunststoff es sich handelt. Deshalb wurden auch für die neuen Studie die Hodengewebeproben aufgelöst und das zurückbleibende Plastik analysiert. Überwiegend bestanden die Teilchen aus Polyethylen, das in Plastiksäcken und -flaschen verwendet wird, gefolgt von PVC. Auch das bedeutet nichts Gutes, wie Yu erklärt: „PVC kann eine Menge Chemikalien freisetzen, die die Spermatogenese stören, denn es enthält seinerseits Chemikalien, die das Hormonsystem stören.“ (tasch, 21.5.2024)

Klingt nicht gut.