Das Urteil des Paris

Ein Tweet, den ich interessant fand:

Und noch mal als Text:

„Aphrodite, Athene oder Hera? Wen hätten Sie gewählt, wenn Sie Paris gewesen wären?“ Ich liebe diese Bewerbungsfrage!

Zur Erinnerung noch einmal aus der Wikipedia:

Alle Götter sind zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen, ausgenommen Eris, die „Göttin der Zwietracht“. So beleidigt, wirft sie von der Tür aus einen goldenen Apfel mit der Aufschrift καλλίστῃ (griechisch, etwa „Der Schönsten“, „Für die Schönste“) unter die feiernden Götter des griechischen Olymps. Daraufhin kommt es zum Streit zwischen Aphrodite, Athene und Hera, wem dieser Apfel gebühre (daher auch Zankapfel/Erisapfel).

Zeus als höchster Olympier zieht sich aus der Affäre und legt das Urteil in die Hand eines Sterblichen: Er bestimmt den unschuldigen Jüngling Paris, den schönen, wenngleich verstoßenen Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, als Schiedsrichter. Der Götterbote Hermes wird beauftragt, die Göttinnen zu dem Königssohn zu bringen, der seit seiner Verstoßung unerkannt als Hirte lebt.

Um den Prinzen für sich zu gewinnen, versucht jede der Göttinnen, ihn zu bestechen, und bietet ihm einen Preis an. Hera verspricht ihm Herrschaft über die Welt, Athene verspricht Weisheit, Aphrodite hingegen bietet Paris die Liebe der schönsten Frau der Welt. Mit dieser Belohnung kann Aphrodite das Urteil für sich entscheiden.

Die schönste Sterbliche, Helena, war jedoch bereits mit Menelaos verheiratet, dem mächtigen König von Sparta. Der Raub an Helena, der begangen werden musste um das Versprechen zu erfüllen, soll der Auslöser für den Trojanischen Krieg gewesen sein.

Ich finde es eine etwas merkwürdige Frage für ein Vorstellungsgespräch. Zumal man ja nicht gewinnen kann bei der Frage, wie Zeus schon sehr richtig erkannt hat. Wäre vielleicht auch die Frage, für welche Stelle man sich bewirbt.

Das interessante an der Prüfung des Paris ist allerdings auch, dass bereits bei den alten Griechen deutlich wird, dass die Frauen dort eine gewisse Macht hatten und man selbst bei Zeus glaubhaft anführen konnte, dass er sich nicht mit den drei Göttinnen, darunter seine Frau, anlegen wollte und es geschickt abgegeben hat.

Und einfach den Richter zu bestechen ist natürlich auch eine interessante Weise den Streit so offen auszutragen. Es macht die Entscheidung schlicht egal, weil sie nicht an der Schönheit orientiert ist sondern an der Belohnung. Aber zur schönsten Frau gekürt zu werden und den Preis zum Beleg zu haben ist auch was wert. Und natürlich auch ganz klassisch der Streit um Schönheit als eines der wichtigsten Elemente in der intrasexuellen Konkurrenz unter Frauen.

Dazu noch die Preise, die auch klassische männliche intrasexuelle Konkurrenz bedienen:

  • Herrschaft über die Welt
  • Weisheit
  • Liebe der schönsten Frau der Welt

Für das Vorstellungsgespräch lässt sich Weisheit vermutlich ganz gut als interessantester Preis verkaufen, allerdings müsste man, damit sich jemand an die Preise in der Geschichte erinnert vermutlich etwas weiter ausholen.

Eine andere Antwort wäre, dass man sich einen Würfel oä erbittet, da man als bloßer Sterblicher diese Frage nicht entscheiden kann und sodann das Ergebnis dem „Zufall“ (bei Göttern wahrscheinlich in Anführungsstriche zu setzen) überlässt und sich damit nicht zwei Götter zum Feind macht.

Alternativ könnte man zumindest die Preise anpassen, etwa in die schönste Frau für einen selbst und hätte dann etwas mehr Spielraum als die verheiratete Helena.

Natürlich, wenn man alleine nach den Preisen geht, dann wäre es auch interessant zu überlegen, was man wählt. „Herrschaft über die Welt“ ist ja nichts schlechtes und dürfte auch damit einhergehen, dass einen genug Frauen interessant finden. Weisheit ebenso. Und Schönheit ist ja nicht alles, wenn sie sonst nicht zu einem passt und eine hohle Nuss ist.

 

 

 

 

33 Gedanken zu “Das Urteil des Paris

  1. Ich finde es eine etwas merkwürdige Frage für ein Vorstellungsgespräch. Zumal man ja nicht gewinnen kann bei der Frage, wie Zeus schon sehr richtig erkannt hat. Wäre vielleicht auch die Frage, für welche Stelle man sich bewirbt.

    Ich hätte damit gar nichts anfangen können, diese alten Göttergeschichten sind mir vollkommen fremd.

    Ich halte die Frage für einen Trick. Paris soll entscheiden, welche die Schönste ist. Die einzig richtige Antwort muss demnach lauten „das kann ich nicht entscheiden, weil ich nicht weiß wie die drei aussahen“ jeder wählende Antwort, impliziert, dass man sich auf die Bestechung der Frauen einlässt und seine Objektivität verkauft.

  2. Schon recht einfältig, dieser Bursche. Schönheit vergeht.
    Vermutlich war diese Geschichte eine Metapher für die leichte Manipulierbarkeit von Männern durch die Aussicht auf Sex.

    Um einige Details noch mal nachzulesen, habe ich den Wikipedia-Beitrag aufgerufen. Mir fiel auf, dass insbesondere ein Absatz ganz anders lautet:

    Um den Prinzen für sich zu gewinnen, versucht jede der Göttinnen, ihn zu bestechen, und bietet ihm einen Preis an. Hera verspricht ihm Herrschaft[9] über ganz Asien[10] bzw. die ganze Welt[11], Athene verspricht Heldenmut[12] bzw. Sieg im Krieg[13] oder Kunstfertigkeit[14], Aphrodite hingegen bietet Paris die Liebe der schönsten Frau der Welt.[15] Mit dieser Belohnung kann Aphrodite das Urteil für sich entscheiden.[16]

    Statt Weisheit geht es um „Heldenmut bzw. Sieg im Krieg oder Kunstfertigkeit“, was etwas völlig anderes ist als Weisheit. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? In der neueren Versionsgeschichte finde ich auf die Schnelle auch keinen Hinweis.

    • Wenn Athene „Weisheit“ in unserem Sinne verkörpert hätte, wäre sie sicherlich nicht dem Zankapfel erliegen …. „Weisheit“ ist für die antiken Griechen eben was ganz anderes und deshalb war der trojanische Krieg eben auch so eine „Ehrensache“ dieser Brutalinskis und Hau-Draufs. Den einzig Weisen Griechenlands haben die Griechen daher auch den Schierlingsbecher trinken lassen und haben ihn nicht geehrt stattdessen.

    • Weil Pallas Athene all das repräsentiert, Ihre Attribute sind die Eule in der einen Hand ( „Eulen nach Athen tragen zu wollen“ heisst im Prinzip, der Göttin der Weisheit was erklären zu wollen, Mansplaining++, haha ) und in der anderen Hand der Aigis, der „schreckliche“ Schild (manchmal auch Umhang), der eigentlich Zeus gehört, den aber meist Athene hat, der symbolisiert (kriegerische) Macht wie nichts anderes, es blitzt und donnert wenn er geschüttelt wird. Athene ist die eigentliche Kriegsgöttin, auch wenn ihr Bruder, der etwas tumbe Haudrauf Mars, den Titel offiziell hat. Ihr menschliches Equivalent ist Odysseus, „der Listenreiche“.

      Da kommt übrigens noch ein anderer Aspekt zum tragen, die Aigis, der „Schrecken der Männer“, überträgt die Attribute des Trägers auf den menschlichen Gegenpart, Odysseus erbt nicht nur die Weisheit und die Macht der Athene, der Schutz des Schildes, die Obhut, erweitert sich auf ihn. Odysseus steht unter der „Ägide“ Athenes.

  3. Paris war verdammt als ihm die 3 entgegen traten. Ich kann mir richtig das Gelächter des Hades vorstellen, als der Mann seine Ewigkeit beim ihm antrat.

    „Bin nicht qualifiziert das zu beantworten, fragt eure Männer (Brüder)“

        • Weltherrscher ist zu anstrengend und man kommt nicht zum Vögeln, also jedenfalls nicht in Ruhe. Odysseues hatte diie Gunst von Athene, einige kleine Inseln, die Nummer zwei der Frauen, geile Abenteuer und immer mal wieder was fürs Bett. Er kam heim und hatte ein gutes Leben. Sein Tod ist umstritten, aber alt wurde er wohl. Beste Wahl zu damaliger Zeit.

          • na, erzähl das mal Dschinghis Khan, der passt auch gut in die Liste der Weltherrscher. Die Fakten sprechen dagegen dass der wenig gevögelt hat oder unter Dauerstress stand (das ist nämlich gar nicht so förderlich für die Manneskraft)

          • Akzeptiert, aber die Story spielt ja in der Antike, da fällt mir nur Alexander ein. Die Mongolen sind eine andere Epoche.

          • Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in der Antike so viel anders war als bei Dschingis Khan. Jeder männliche Herrscher hat entsprechend Zugang zu Frauen gehabt. Dschingis Khan hat auf eine recht elegante Weise das Problem der Versorgung mit Frauen und was danach passiert gelöst.

            Interessant wäre es zu erfahren, ob die weiblichen Herrscher auch so ähnlich verfuhren?

          • @Mika

            Über Alex weiß ich nicht Bescheid, aber zu Caesar gibt es viele Quellen:

            Gallias Caesar subegit, Nicomedes Caesarem: Ecce Caesar nunc triumphat, qui subegit Gallias, Nicomedes non triumphat, qui subegit Caesarem.

            [Eum] pronum et sumptuosum in libidines fuisse constans opinio est, plurimasque et illustres feminas corrupisse, in quibus Postumiam Servi Sulpicii, Lolliam Auli Gabini, Tertullam Marci Crassi, etiam Cn. Pompei Muciam.

            Caesar unterwarf Gallien, Nicomedes Caesar:
            Seht, nun hat Caesar triumphiert, welcher Gallien bezwungen hat, Nicomedes nicht triumphiert, der Caesar unterworfen hat.

            Seine Meinung war, dass der den Leidenschaften zugetan war, und darin sehr verschwenderisch war und dass er viele und berühmte Frauen verführte, unter ihnen waren Postumia, die Dienerin von Sulpicius, Lollia von Auli Gabinus, Tertulla von Marcus Crassus, auch Cn. Pompeius Mucia.

            Hintergrundgeschichte ist, dass Caesar für Rom ein ganzes Königreich erschlafen hat, indem er sich dem König Nicodemes hingab, woraufhin dieser Rom als Erben seines Reiches eingesetzt hatte. Gibt aber noch mehr Quellen. Ich finde die Stelle zwar nicht, aber es gibt noch ein anderes Gedicht , in dem es heißt: Caesar war jedes Mannes Frau, und jeder Frau ihr Mann.

          • Alles richtig. Perser, Römer, Mongolen, Chinesen, Kailfen, Ägypter, hatten große Reiche.

            Aber Alexander übertraf sie alle. Daher habe ich ihn als Beispiel gebracht.

      • Ich hab’s nur überflogen. Was findest Du daran interessant? Abgesehen vielleicht von den historischen Reminiszenzen darüber, wie sehr die Gesellschaft uns Homos einst pathologisiert hat.

        • Hast du den Bezug nicht verstanden? Es ist jetzt zwar nicht meine Meinung, dass Schwule gefährlich sind, aber die Verbindung von Mathews zu dem LGBTXY Blödsinn ist schon sichtbar. Für mich stellt sich die Frage, kommt der Wahnsinn von den Schwulen, oder ist der Wahnsinn die Ursache. Mir fehlt der Nachweis.

  4. Es gibt nur eine logische Wahl. Athene.

    Odysseus wurde von Athene beschützt, einer sehr zuverlässigen Göttin, die nicht durch die Betten vögelt, also Zeit für Schutz hat.

    Hera hat mit ihrem Gatten genug Arbeit und legt sich nicht mit Athene an. Aphrodite vögelt auch durch die Welt und den Olymp und hat ebenfalls einen untreuen Gatten, da fehlt die Zeit für Rache.

    Paris war schlicht doof.

  5. Wenn man sich nicht nur zwei, sondern alle drei Göttinnen zum Feind machen will, gibt man den Apfel der Aphrodite und besteht danach darauf, dass _sie_ als ja nun offiziell Schönste einem jetzt gefälligst verfallen zu sein hat – sie hat’s versprochen 😉

  6. Vv“Eine andere Antwort wäre, dass man sich einen Würfel oä erbittet, da man als bloßer Sterblicher diese Frage nicht entscheiden kann und sodann das Ergebnis dem „Zufall“ (bei Göttern wahrscheinlich in Anführungsstriche zu setzen) überlässt und sich damit nicht zwei Götter zum Feind macht.“

    Glaubt jemand ernsthaft, das würde funktionieren? Ich schätze, die verschmähten Göttinnen wären trotzdem sauer und die gewählte Göttin wäre weniger stark auf der eigenen Seite.

  7. Ich würde alle drei wegschicken mit ihrem Hokuspokus und ihrem blöden Apfel. Und wäre stinksauer auf Zeus und Hermes, dass die mein Versteck der weiblichen Gier, Übergriffigkeit und ihrem Bestreben „etwas mit Menschen zu machen“ verraten haben.

    Die Gött*Innen lullen mich sonst nur ein, was wie so oft in Gewalt oder gar in einen großen Krieg mündet. Da bleibe ich lieber unabhängig im verborgenen Schutzraum bei meinen Schafen.

    Damit habe ich Weisheit bewiesen; auf Krieg, Herrschaft und Verkupplung kann ich gut verzichten.

    • Die Story spielt in der Antike! Drei Göttinnen wollen was von dir, da sind deine Optionen sehr beschränkt. Die Wahl ist: drei Feindinnen, oder nur zwei. Paris muss entscheiden, welche Göttin ihm den geringsten Schaden zufügt. Da bleibt nur Athene.

      • Guckst du hier den armen Wicht. Der sieht so verzweifelt aus, als würde er in die Frauensauna gezwungen unter dem Diktat einer Regenbogenfahne. Was wäre in der Antike denn passiert, wenn der gesagt hätte: „Lasst stecken, liebe Gött*Innen!“? Musste man sich da auch schon den Frauen fügen?

        • Paris sieht ganz schön bedröppelt aus. Er ahnt, was ihm blüht. Er will ja eigentlich bei seinen Schafen bleiben (warum?), aber ihm ist klar, er muss entscheiden. Also denkt er sich, wenn schon Unglück, dann wenigstens mit ner geilen Schnitte im Bett. Der Typ war eindeutig untervögelt und nicht recht bei Verstand.

          Letztlich brauchte aber Homer einen Grund für Troyas Untergang und da kam der arme Paris gerade recht.

  8. Kommt für mich drauf an, was mit Weisheit gemeint ist. Für alles eine intellektuelle Lösung zu finden? Auch weiser als die Götter? Hat niemand den Film „Ohne Limit“ gesehen. Weil Weisheit so abstrakt ist, ist es schwer das zu kalkulieren. Aber für mich liegt darin die Lösung für alles. Egal welche Zeit herrscht, da man immer die weiseste Lösung findet. Diese Denksportaufgabe veranlasst ja alle, irgend eine Strategie zu entwickeln. Da hier alle eine andere Strategie haben, müssen die meisten ja falsch liegen, da der Weiseste ja eine Wasserdichte Strategie hat, die allen überlegen ist. Und zwar in Bezug auf alles. Mit dieser Weisheit kann man doch auch die Welt erobern und hat automatisch die schönsten Frauen. Da auch die Mythologie mit menschlichen Eigenschaften gespickt ist, wird es vermutlich auch nicht nur eine überdurchschnittlich attraktive Frau geben, und man könnte irgendwie die Götter überlisten.

  9. Das schöne an den Griechischen Mythen ist ihre Doppeldeutigkeit. Die metaphorischen Geschichten wurden so gewählt, dass sie auch ohne ihren doppelten Boden funktionieren. Wer einmal als Mann (ohne Herrscher eines Haarems zu sein oder sein zu wollen) die Wahl zwischen Frauen treffen musste, weiß vermutlich um den Zorn, den die getroffene Wahl bei den Zurückgewiesenen hervorruft. Das verwendete Bild ist also gut gewählt. Darüber hinaus entscheidet sich Paris aber auch zwischen

    • Ehe und Familie
    • Kunst, Handwerk, Strategie und Weisheit
    • (körperlicher) Liebe und Schönheit

    Die Göttin Aphrodite hat auch eine Schwäche für Ares, den Gott des Kampfes, dem sie (u.a.) das Kind Eros gebar. (Ein Zusammenhang der hier im Blog auch immer wieder mal aufscheint.) In diesem Licht ist der weitere Fortgang der Geschichte von Troja eigentlich bereits vorgezeichnet.

    Instinktiv würde ich versuchen, die Wahl nicht treffen zu müssen, wenn aus drei Frauen die „Schönste“ gekührt werden soll. Das kann eigentlich nur schiefgehen. Auf der darunterliegenden Ebene fällt mir die Entscheidung leichter, aber auch nicht leicht, weil es implizit auch eine Entscheidung gegen jeweils zwei der drei genannten Themenkomplexe bedeutet.

    Ich vermute, die altertümliche Lesart der Geschichte ist, das Paris dem Trieb den Vorzug vor dessen Einhegung und dessen Sublimierung gegeben hat. Ein Schachzug, der in der philosophischen Welt des Altertums nicht mit Pluspunkten bedacht wurde.

    • @werlauer

      „Ich vermute, die altertümliche Lesart der Geschichte ist, das Paris dem Trieb den Vorzug vor dessen Einhegung und dessen Sublimierung gegeben hat. Ein Schachzug, der in der philosophischen Welt des Altertums nicht mit Pluspunkten bedacht wurde.“

      Stimmt, das sexuelle hatte – was wenn ich es richtig in erinnerung habe auch der Grund für kleine Penisse an Statuen war – den Ruf des Triebhaften und der edle Mann trachtete nach anderen Dingen, gerade Weisheit oder Mut etc

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