Wie die IT-Branche mehr Frauen für sich gewinnen will zB mit Rosa und einfacher Sprache

Ein interessanter Artikel:

Die IT-Welt hat ein Geschlechterproblem. Die meisten Mädchen und Frauen interessieren sich nicht für einen Beruf in der Branche. Gut 80 Prozent der IT-Fachkräfte in der Schweiz sind männlich, nur jede siebte Lehrstelle wird mit einer jungen Frau besetzt.

Dieses Missverhältnis ist nicht zuletzt für die Volkswirtschaft eine Herausforderung, gerade auch im Kanton Zürich. Der Technologiestandort hat mit einem ausgeprägten Fachkräftemangel zu kämpfen, mehr Ein- und Umsteigerinnen wären hochwillkommen.

Wie der Frauenanteil erhöht werden könnte, haben Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden und des Kantons Zürich am Donnerstag an einer Medienkonferenz dargelegt.

Im Rahmen einer «Women-in-Tech-Initiative» wurde eine Emotions-Toolbox vorgestellt. Das ist ein Dokument, in dem diverse Handlungsanweisungen vereinigt sind, wie die IT-Branche Mädchen und Frauen gezielter ansprechen kann. Hinter dem Leitfaden stehen die kantonalen Zürcher Ämter für Arbeit und Wirtschaft sowie private Verbände und Organisationen.

«Die Toolbox», schreibt die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) im Vorwort, «ist ein wichtiger Schritt, um stereotype Rollenbilder aufzubrechen».

Grundlage der Anweisungen und Empfehlungen ist eine Studie. In dieser wurden die Haltungen von Frauen und Männern untersucht, die schon in der IT-Branche tätig sind oder die sich einen Einstieg überlegen. Die Studie «decke die wahren Empfindungen von Mädchen und Frauen auf», sagen die Autoren.

Eine zentrale Erkenntnis ist, dass aussenstehende Frauen die IT-Welt als Ort wahrnehmen, an welchem ihnen wichtige Aspekte wie Kreativität und sozialer Austausch keine grosse Rolle spielen. Frauen, die bereits in der IT arbeiten, widerlegen diese Ansicht jedoch.

Quereinsteigerinnen und Berufsanfängerinnen muss also verdeutlicht werden, dass sie in der IT-Welt sehr wohl ihre berufliche Erfüllung finden können.

Beruhigende Farben für Frauen

Die Toolbox liefert mehrere Ideen, wie Mädchen und Frauen die IT-Welt nähergebracht werden kann. Empfohlen wird zum Beispiel, Technikthemen besser in den Unterricht zu integrieren, ansprechenderes technisches Spielzeug für Mädchen und Schnupperlehren, die mädchengerechter gestaltet sind.

Der Werkzeugkasten listet zudem eine Reihe von konkreten Dos und Don’ts auf. Die von Carmen Walker Späh versprochene «Aufbrechung der stereotypen Rollenbilder» ist dabei allerdings nicht in jedem Fall ersichtlich, vor allem nicht bei weichen Faktoren.

Frauen meinen also man muss nicht die Arbeit mit Sachen, sondern Kreativität und den Austausch mit anderen in den Vordergrund stellen. Das muss in der Tat keine schlechte Strategie sein, schließlich ist der Dinge Personen Geschlechterunterschied sehr groß.
Welche weichen Faktoren werden aber vorgeschlagen`?

Der Leitfaden geht etwa darauf ein, welche Farbwelten in Unterlagen und Designs verwendet werden sollen, um Frauen anzusprechen. Nicht erwünscht sind demnach «typisch technisch-kühle IT-Farben» wie Dunkelblau und Schwarz. Sie weckten «falsche Emotionen», heisst es im Leitfaden.

Viel ansprechender sei ein «Mix aus warmen, freundlichen Farben» wie Hellblau, Rosa, Violett – und Pink. Frauen werden laut der Toolbox generell von Farben angesprochen, die «beruhigend» sind. Und «bodenständig».

Schön klischeehaft. Aber eigentlich innerhalb der Geschlechtertheorien verständlich. Frauen sollen ja dazu gebracht werden es als einen Beruf für Frauen zu sehen:

Essenziell im Umgang mit IT-interessierten Frauen sei zudem eine simple Ansprache. Die Toolbox klärt auf, dass lange Sätze mit viel Text sowie technische und komplexe Passagen ein grosses No-Go für Frauen und Mädchen darstellten. Damit auch Frauen einen Zugang zu solchen Schriftstücken fänden, sei es wichtig, «eine bildliche, einfache Sprache» zu verwenden, mit kurzen Sätzen und wenig Text.

Für Frauen zu unattraktiv sei etwa dieser Satz: «Informations- und Kommunikationstechnologie-Fachleute installieren, gestalten und warten die Computersysteme von Firmen und Organisationen». Vereinfacht, und damit frauengerecht formuliert, lautet er so: «In diesem Job kümmerst du dich darum, dass Computer gut laufen.»

Es ist ja ein Phänomen das Frauen, wenn man sie fragt, was einen Bereich interessanter macht, sehr klischeehafte Vorschläge machen. Als Mercedes Benz die A-Klasse für Frauen entwickelte standen auch Übersichtlichkeit und Einparkhilfen auf der Wunschliste als sehr wichtig meine ich.
Hier ist es nicht anders: Nicht zu technisch werden, soziale Aspekte in den Vordergrund, der Job quasi als Krankenschwester für Computer.

Eher traditionell ist das Rollenverständnis auch bei der Wahl der Vorbilder. Die IT-Fachleute sind überzeugt, für eine Werbekampagne die perfekte Influencerin gefunden zu haben: Ada Lovelace, eine britische «Mathematikerin und Gesellschaftsdame» (Wikipedia). Sie gilt als Erfinderin der Computerprogramme – und starb vor 172 Jahren.

Hat aber den Vorteil einer noch vergleichsweise hohen Bekanntschaft.