Eine interessante Studie hat Geschlechterunterschiede zwischen mathematisch hochbegabten Schülern bzw deren Situation und Verhalten 50 Jahre später erforscht:
Two cohorts of intellectually talented 13-year-olds were identified in the 1970s (1972–1974 and 1976–1978) as being in the top 1% of mathematical reasoning ability (1,037 males, 613 females). About four decades later, data on their careers, accomplishments, psychological well-being, families, and life preferences and priorities were collected. Their accomplishments far exceeded base-rate expectations: Across the two cohorts, 4.1% had earned tenure at a major research university, 2.3% were top executives at “name brand” or Fortune 500 companies, and 2.4% were attorneys at major firms or organizations; participants had published 85 books and 7,572 refereed articles, secured 681 patents, and amassed $358 million in grants. For both males and females, mathematical precocity early in life predicts later creative contributions and leadership in critical occupational roles. On average, males had incomes much greater than their spouses’, whereas females had incomes slightly lower than their spouses’. Salient sex differences that paralleled the differential career outcomes of the male and female participants were found in lifestyle preferences and priorities
and in time allocation.
Quelle: Life Paths and Accomplishments of Mathematically Precocious Males and Females Four Decades Later
In der Studie sind einige interessante Ergebnisse aufgetaucht:

Art der Beschäftigung
In der Tabelle sieht man die verschiedenen Beschäftigungsbereiche. Man sieht, das Männer häufiger in die Vorstände und in die Wissenschaft gegangen sind, Frauen hingegen eher in den Gesundheitsbereich, Lehrer geworden sind, Berater und auch einem sehr viel größeren Anteil keiner Berufstätigkeit nachgegangen sind und den Haushalt geführt haben.
Auch interessant ist, wen sie geheiratet haben, hier unter Betrachtung des Einkommens des Ehegatten:

Einkommen Ehegatte
Hier sieht man, dass die Frauen im Schnitt einen Mann geheiratet haben, der mehr verdient als sie, obwohl sie allesamt hochbegabt waren. Die sehr hochbegabten haben einen Mann geheiratet, der einen Verdienst etwa auf dem Niveau des Durchschnitts der hochbegabten Männer hat, er verdient etwas weniger als sie. Die ganz hochbegabten Frauen haben hingegen einen Mann geheiratet, der im Schnitt noch mehr verdient als die sehr hochbegabten Frauen, allerdings verdienen sie mehr. Den hochbegabten Frauen war also anscheinend der diesbezügliche Status der Männer wichtig.
Bei den hochbegabten Männern zeigt sich ein anderes Bild. Die Frauen verdienen allesamt eher wenig, die der hochbegabten, eher noch weniger als die des Schnitts, wobei die Gehälter der sehr und außerordentlich hochbegabten Männer noch deutlich über denen der Frauen liegen.
Interessant wäre es hier eine Aufschlüsselung nach Schönheit für die Hochbegabten und deren Ehegatten zu haben.
Eine weitere Grafik schlüsselt die Arbeitsstunden und die Stunden, die auf den Haushalt etc aber auch auf die Familie verwendet worden sind auf.

Dabei zeigt sich, dass die Männer wesentlich mehr Stunden in die Karriere gesteckt haben als die Frauen. Wo diese mit einer relativ normalen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden ausgekommen sind, haben die Männer eher 55 Stunden geleistet. Das spiegelt sich in den Zeiten, die für Haushalt und Familie aufgewendet worden sind. Hier ist das Bild quasi umgedreht.

Arbeitsstunden Bereitschaft idealer Job
Diese Grafik zeigt die Bereitschaft für den idealen Job eine hohe Anzahl von Arbeitsstunden aufzuwenden. Hier sieht man, dass nahezu alles Männer, aber nur etwa 70% der Frauen bereit waren, Vollzeit zu arbeiten. Und bei 50 Stunden sind wir bei doppelt so vielen Männern. In den obersten Bereichen, also bei 75+ Stunden dürften es schon mindestens 6 mal so viele Männer sein.

Interessen und Arbeitsbereiche
Hier sind weitere Unterschiede dargestellt, in denen es um die Wünsche geht, die jeweils an den Job gestellt werden. Wenn der Balken auf rechten Seite auftaucht, dann haben Männer dies eher gewollt, wenn der Balken auf der linken Seite auftaucht, dann haben Frauen dies eher gewollt.
Hier kann man sehen, dass eine außergewöhnliche Bezahlung für Männer weitaus wichtiger ist, ebenso wie die Möglichkeit, Risiken einzugehen, nach Erfolg bezahlt zu werden, Prestige zu haben, befördert werden zu können.
Frauen wollten im Gegenzug eher eine bestimmte Wochenarbeitszeit nicht überschreiten, saubere Arbeitsbedingungen haben, Flexibilität bei den Arbeitsstunden, eine gute Arbeitsatmosphäre und das Wochenende frei haben.
Es verwundert wenig, dass sich diese Wünsche dann auch in geringeren Gehältern niedergeschlagen haben.

Auf sich selbst bezogenen Aussagen
Dann wurden Aussagen daraufhin abgefragt, ob sie die jeweilige Person für sich selbst als zutreffend ansieht.
Männer stimmen Aussagen zu, die sich darauf beziehen, dass ihre Leistungen wichtig sind und anerkannt werden und das sie sich auch gegen Widerstand durchsetzen. Frauen betonen eher den Ausgleichsgleichsgedanken und wollen etwas für die Gemeinschaft und das Wohl aller tun. Sie wollen Verantwortung lieber teilen und auch deren Folgen.

Zufriedenheit mit dem Leben
In der letzten Grafik geht es darum, wie die Leute ihre Zufriedenheit insgesamt bewerten. Da zeigen sich keine sehr großen Unterschiede. Eher sind die Frauen sogar etwas zufriedener mit ihren der Richtung ihrer beruflichen Karriere, wenn sie auch den Erfolg etwas zurückhaltender beurteilen. Dafür sind sie insgesamt etwas zufriedener mit dem Leben.
Zusammnefassend zeigt diese Studie aus meiner Sicht schön, dass Frauen und Männer verschiedene Schwerpunkte setzen und andere Vorstellungen davon haben, wie man ein gutes Leben führt. Dies spiegelt sich auch in den geführten Leben wieder. Das sagt erst einmal nichts darüber aus, ob diese Vorstellungen biologisch oder sozial bedingt sind (wenn auch andere Betrachtungen eher biologische Faktoren nahelegen). Aber es macht auch deutlich, dass man bestimmte Sachen ändern muss, wenn man zB mehr Frauen an der Spitze haben will: Diese müssen Geld und der Spitze an sich und dem Kampf darum einen höheren Wert zumessen und dafür auch bereit sein, mehr Arbeitstunden zu investieren. Gleichzeitig macht es deutlich, dass viele Frauen sich bereits aus dem Wettbewerb fernhalten und diesen gar nicht als erstrebenswert ansehen.
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