Digit Ratio und Fußball

Manning zu Digit Ratio und Fußball:

Fetal and adult testosterone may be important in establishing and maintaining sex-dependent abilities associated with male physical competitiveness. There is evidence that the ratio of the length of the 2nd and 4th digits (2D:4D) is a negative correlate of prenatal and adult testosterone. We use ability in sports, and particularly ability in football, as a proxy for male physical competitiveness. Compared to males with high 2D:4D ratio, men with low ratio reported higher attainment in a range of sports and had higher mental rotation scores (a measure of visual–spatial ability). Professional football players had lower 2D:4D ratios than controls. Football players in 1st team squads had lower 2D:4D than reserves or youth team players. Men who had represented their country had lower ratios than those who had not, and there was a significant (one-tailed) negative association between 2D:4D and number of international appearances after the effect of country was removed. We suggest that prenatal and adult testosterone promotes the development and maintenance of traits which are useful in sports and athletics disciplines and in male:male fighting.

Quelle: Second to fourth digit ratio and male ability in sport: implications for sexual selection in humans

In seinem Buch „The Finger Book“ geht er hierauf auch sehr lange ein, weil es einer der Beispiele ist, an denen er bestimmte Punkte erläutern will. Er hat diverse Messungen näher dargestellt, die auch noch einmal auf der Seite Handresearch wiedergegeben sind:

Manning published in his books detailed reports about sample of amateurs & professionals from England, including: 304 professional players (e.g. from the Premier Division clubs: ‚Liverpool‘ and ‚Coventry City‘), and 99 players from Brazil (e.g. First Division club: ‚Sport Club Internacional‘).

The results of Manning’s reports on football players should be seen in the perspective that populations from England are known for having a relative high average digit ratio: 0.98 for males, and 1.00 for females.

A few of the reported digit ratio facts:

ENGLAND:

• Average ‚2D:4D digit ratio‘ in football amateurs (N=533) = 0.98;

• Average ‚2D:4D digit ratio‘ in football professionals (N=267) = 0.95;

• Average ‚2D:4D digit ratio‘ in football internationals (N=37) = 0.94;

• Average ‚2D:4D digit ratio‘ in black football professionals (N=13) = 0.93;

BRAZIL:

• Average ‚2D:4D digit ratio‘ in football professionals (N=99) = 0.93;

• Average ‚2D:4D digit ratio‘ in first team professionals (N=20) = 0.92;

Manning führt aus, dass man in jedem Land natürlich Personen haben kann, die eine sehr niedrige Digit Ratio haben. Aber um so niedriger die Digit Ratio im Schnitt ist, um so größer ist der Talentpool, der zur Verfügung steht, womit dann auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ein Talent gefunden und genutzt werden kann (zu den unterschiedlichen Digit Ratios einige Völker (wie meist bei Artikeln zur Digit Ratio mit viel Kritik))

Es könnte auch daran liegen, dass Brasilien 5 Mal Weltmeister wurde (19581962197019942002) und England erst ein Mal (1966) (und da natürlich zu unrecht).

Digit Ratios bei verschiedenen Völkern

In dem Buch „The Finger Book“ von John Manning findet sich eine Graphik, die die Digit Ratio verschiedener Völker (im Schnitt natürlich) wiedergibt:

Zur Erklärung der Digit Ratio noch einmal der Hinweis: Um so niediger die Zahl, um so höher der pränatale Testosteronspiegel. Die Unterschiede sprechen dafür, dass diese nach der Auswanderung aus Afrika aufgetreten sind, also sich innerhalb der letzten 40.000 Jahre entwickelt haben.

Manning vermutet einen Zusammenhang mit den jeweiligen Heiratssystemen: Um so weniger monogam eine Kultur lebt, um so eher fördert sie intrasexuelle Konkurrenz, die wiederum gut mit einem hohen Testosteronspiegel in Verbindung zu bringen ist.

Interessant ist, dass gerade in Asien die Digit Ratio so männlich ist. Vielleicht erklärt dies auch die (angeblich) höheren Mathematikfähigkeiten von Asiaten.

Diese sollen jedenfalls bei einer höheren Digit Ratio auch besser ausfallen:

This study found evidence that female pre-service teaching students who were inclined toward mathematics exhibited smaller, more masculine, digit ratios than those who were not as mathematically inclined. The right-hand 2D:4D ratios of the female pre-service teaching students who had a mathematics major or minor as their chosen field of study were compared to the right-hand 2D:4D ratios of the female pre-service teaching students who did not have a mathematics major or minor as their chosen field of study. The 2D:4D ratios of those with the mathematics major or minor was found to be statistically significantly less than those without. Please note that causality is not claimed, merely correlation. The masculinizing effect that high prenatal testosterone exposure (low right 2D:4D) has on the brain has been linked to higher numerical intelligence [6]and spatial ability [5]. Seemingly, those with higher numerical intelligence and spatial ability would show more aptitude towards mathematics, and hence be more inclined to focus their studies in those areas which rely more heavily on mathematical ability. In pre-service teaching students, this ability might influence the students’ choice of major, either towards a mathematics focus for those with higher mathematics ability, or towards another, non-mathematics focused specialty for those with lower mathematics ability.

Quelle: Correlation Study between Second/Fourth Digit Ratio, Number of Older Brothers and Mathematics Inclination in Female Pre-service Teachers

Es wäre zu vermuten, dass dieser Effekt auch auf einer Völkerebene feststellbar ist. Bei Bevölkerungen mit sehr weiblichen Digit Ratios wäre zudem davon auszugehen, dass die Geschlechter in diesen Bereichen dichter zusammenrücken. Natürlich ist die Digit Ratio nur ein Kriterium. Zu Bedenken wären neben kulturellen Faktoren auch der postnatale Testosteronspiegel. Eine genaue Aufschlüsselung dieser Kriterien und eine Übersicht über daraus resultierende Eigenschaftsausprägungen könnte sicherlich interessant sein.

Sarrazin und Biologie

Sarrazin fällt gerade durch zwei Thesen auf. Ich habe diese noch nicht im Original gelesen, inwiefern sie aus dem Kontext gerissen sind oder in dieser Form in seinem Buch auftauchen wäre eine andere Frage.

Einwanderer würden zu einer Verdummung der Deutschen führen

Zitat aus dem Spiegel:

Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa Sarrazin am Donnerstag. (…)

Einwanderer bekämen zudem mehr Kinder als Deutsche, sagte Sarrazin. Es gebe „eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz“, sagte der frühere Finanzsenator Berlins. Intelligenz werde von Eltern an Kinder weitergegeben, der Erbanteil liege bei fast 80 Prozent.

Die erste Frage ist, ob Intelligenz erblich ist. Das scheint mir nicht ganz fernliegend. Ich kenne die diesbezüglichen Studien aber nicht und verweise zunächst ersteinmal auf den Wikipedia-Beitrag dazu. Wer Studien kennt: Ich freue mich über Hinweise in den Kommentaren.

Die zweite Frage ist, was vorliegen müsste, damit eine Einwanderung, die Vererbbarkeit der Intelligenz vorausgesetzt, zu einer Verdummung führen müsste.

Dies wären zwei Faktoren:

  1. Die zugewanderte Gruppe müsste weniger Intelligent sein als die vorhandene Gruppe
  2. die zugewanderte Gruppe müsste sich mehr vermehren als die bisherige Bevölkerung

Natürlich kann es zwischen verschiedenen Nationen biologische Unterschiede geben. Dies zeigen schon verschiedene Hautfarben, Augenformen, Hormonspiegel etc. Forschungen, die wesentliche Intelligenzunterschiede zwischen Deutschen und beispielsweise Türken (oder anderen Nationen) darlegen sind mir allerdings nicht bekannt.

Es bliebe insoweit nur die Erklärung, dass von den gleichintelligenten Türken die weniger intelligenten Türken nach Deutschland auswandern. Das mag sein, aber dann müsste im Gegenzug nach seiner These die Intelligenz der Türken steigen (dort fände dann ja der gegenteilige Effekt statt) was das Problem dann auch bald löst.

Zudem vermischt Sarrazin aber laut Zitat Bildung und Intelligenz. Ein intelligenter Mensch kann ungebildet sein, ein weniger intelligenter Mensch kann gebildet sein. Die Bildung wäre einer vererbten Intelligenz relativ egal. Insbesondere mag sich eine vorhandene Intelligenz aufgrund fehlender Ausbildung, Sprachschwierigkeiten und mangelnder Förderung nicht zeigen.

Ein anderer Punkt ist dabei auch die Vorhersage des weiteren Ablaufs einer Einwanderung. Nehmen wir an, dass die Intelligenz tatsächlich sinken würde. Dann würde Deutschland natürlich auch als Einwanderungsland uninteressanter. Die Einwanderung würde also geringer werden.

Zudem berücksichtigt die These nicht, dass die Deutschen sich unabhängig von der Einwanderung weniger vermehren. Die Zahl schrumpft demnach so oder so. Verhindern kann man dies nur, wenn man die Geburtenrate der Deutschen erhöht.

Mir persönlich ist es allerdings recht egal, ob „die Deutschen“ genetisch erhalten bleiben. Menschen sind schon immer eine Mixtur gewesen und ich sehe keine Anzeichen dafür, dass die Mixtur, die die Deutschen ausmacht, so besonders ist, dass sie zwangsläufig geschützt werden muss (ich sage damit nicht, dass ich sie schlecht finde, ich finde sie schlichtweg normal).

Zudem gibt es auch genug dumme Deutsche und die vermehren sich auch stärker als die schlauen Deutschen – wenn man akademische Abschlüsse als Zeichen der Intelligenz wertet dürften Akademiker im Schnitt weniger Kinder haben als Nichtakademiker. Wir schaffen es also hervorragend auch ohne Zuwanderung dumm zu werden, wenn seine Thesen stimmen.  Sarrazin selbst hat immerhin 2 Söhne, er sollte sich zur Stimmigkeit seiner Thesen aber schleunigst an ein weiteres Kind machen.

Die zweite ist, dass kulturelle Eigenarten ihre Grundlage in den Genen haben.

Ein Zitat aus dem Focus:

Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden“ (…)

Zuvor hatte der ehemalige Berliner Finanzsenator gesagt, die kulturelle Eigenart der Völker sei keine Legende, sondern bestimme die Wirklichkeit Europas

Hier ist es zunächst gefährlich das Wort „Alle“ zu verwenden. Auch wenn es deutliche Unterschiede zwischen Kulturen geben kann, die biologischen Ursprung haben, ist natürlich eine Durchmischung eingetreten. Bestimmte Gene werden in einer bestimmten Nation eher verbreitet sein. Das die Gene nicht einheitlich verteilt sind zeigt beispielsweise die Laktoseintoleranz:

Warum die Verbreitung in dieser Form auftritt erklärt die Out of Africa Theorie.

Völkerwanderungen, Kriege, Weltreiche etc. haben zwar zu einer Vermischung geführt, aber häufig fällt es uns leicht einen Menschen einem bestimmten Land zuzuordnen, wenn wir lediglich ein Bild von ihm sehen. Ich denke, dass die Sprachen häufig eine Barriere für eine Durchmischung bilden.

Allerdings ist die Frage, inwieweit die Unterschiede rein optisch sind oder unser Wesen beeinträchtigen. Viele Unterschiede werden letztendlich keine Auswirkung auf die Intelligenz haben, denn auf diese wurde in allen Bereichen der Erde selektiert. Es sind eher Anpassungen an andere Lebensräume wie weiße Haut oder ein verändertes Augenlied vorhanden.

Ich denke es gibt durchaus Veränderungen, die sich auch auf das Verhalten auswirken. ZB der Testosteronspiegel ist hier interessant. Ich wünschte es gäbe eine Karte, die den durchschnittlichen Testosteronspiegel für Männer und Frauen so aufzeigt, wie die obige Lactoseintoleranzkarte. Wenn jemand eine kennt, dann bitte ich um Hinweise.

Ich habe insoweit folgendes gefunden (PDF):

Itis known, for instance, that blood testosterone reaches higher levels in young black men than in young white men, while young East Asian men are intermediate but have less 5α-reductase—an enzyme that converts testosterone into the physiologically more activeDHT (Pettaway, 1999; Ross et al., 1992; Winters et al., 2001)

Sowie dieses hier:

High testosterone levels are widely attested among populations that descend from sub-Saharan agriculturalists. When Ross et al. (1986) studied white and black American students (mean age = 20 yrs), they found mean testosterone levels to be 19% higher in the blacks than in the whites and free testosterone levels 21% higher. In a later study, Ross et al. (1992) found that young East Asian men had intermediate testosterone levels but less 5α-reductase—an enzyme that converts testosterone into the physiologically more active DHT.

Studien ergeben gleichzeitig, dass Asiaten im Verhältnis weniger Sex haben, Länder mit arabischen Einfluss mehr, und Europäer in der Mitte lagen. Dies macht deutlich, dass Gene die Kultur durchaus beeinflussen können.

Allerdings würde noch nicht einmal ich soweit gehen alle Unterschiede in den Kulturen auf die Gene zurückzuführen. Hier spielt natürlich Kultur und Gesellschaft eine große Rolle. Die Biologie lässt viele verschiedene Ausprägungen zu.

Es mag Unterschiede geben. Ich glaube allerdings nicht, dass diese an den Nationengrenzen verlaufen.

Verwischen werden diese Grenzen immer mehr. Ich kenne recht viele interkulturelle Paare. Das eine solche Vermischung nicht unbedingt schlecht sein muss sieht man auch an Amerika, dass ja selbst ein bunter Mix und damit recht erfolgreich ist.

Weiterführende Links: