Das Gender Equality Paradox und warum daran auch nur wieder die Geschlechterrollen schuld sind

Das Gender Equality Paradox besagt im wesentlichen, dass in Ländern mit mehr Gleichberechtigung die Rollen nicht schwächer, sondern stärker werden: Frauen entscheiden sich eher für klassische Frauenberufe etc.

Begründet wird dies klassischerweise damit, dass ihnen die Gleichberechtigung und der Wohlstand erlaubt ihre eigentlichen Vorlieben eher auszuleben als in ärmeren Ländern, in denen man zuerst schauen muss, dass das Geld reinkommt.

Die These bereitet den feministischen Theorien eine Menge Probleme, da man dort ja annehmen müsste, dass mehr Freiheit für Frauen bedeutet, dass sie sich eher aus den Geschlechterrollen befreien.

Die Lösung ist also simpel: In Ländern, die wohlhabender und (auf dem Papier) gleichberechtigter sind, muss dann irgendwie doch wieder das Patriarchat seine Finger im Spiel haben und die Frauen von dem richtigen Pfad zurück in die Geschlechterrollen treiben.

Ein Ansatz dazu findet sich etwa hier:

Wie ist das Gender Equality Paradox zu erklären?

MINT-Abschlüsse bieten eine grössere finanzielle Sicherheit. Diese ist besonders in armen Ländern mit wenig sozialer Sicherheit wichtig (Stoet & Geary, 2020). Das gilt gleichermassen für Frauen und Männer. Aber warum nimmt die Differenz zwischen dem Anteil der MINT-Studenten und MINT-Studentinnen mit steigendem Wohlstand und steigender formaler Gleichheit zu?

Das Klischee «Mathe ist nichts für Mädchen» ist in reichen, egalitären Ländern weiter verbreitet als in armen, nicht-egalitären Ländern.

Wir erklären diesen Sachverhalt in vier Schritten. Im ersten Schritt ziehen wir die empirische Studie von Breda et al. (2020) heran. Die Autorinnen und Autoren zeigen, dass das Klischee «Mathe ist nichts für Mädchen» in reichen, egalitären Ländern weiter verbreitet ist als in armen, nicht-egalitären Ländern. Dieses Klischee erfasst vorherrschende Stereotypen in Bezug auf Präferenzen von Männern und Frauen, d.h. horizontale Geschlechternormen. Gleichzeitig wird in egalitären, reichen Ländern eine generelle Überlegenheit der Männer abgelehnt, wie dies etwa im Statement «ein Universitätsabschluss ist für Männer wichtiger als für Frauen» zum Ausdruck kommt, d.h. vertikale Geschlechternormen sind schwächer ausgeprägt. Folglich sind horizontale und vertikale Geschlechternormen negativ korreliert.

Die Studie von Breda et al 2020 ist diese:

The so-called “gender-equality paradox” is the fact that gender segregation across occupations is more pronounced in more egalitarian and more developed countries. Some scholars have explained this paradox by the existence of deeply rooted or intrinsic gender differences in preferences that materialize more easily in countries where economic constraints are more limited. In line with a strand of research in sociology, we show instead that it can be explained by cross-country differences in essentialist gender norms regarding math aptitudes and appropriate occupational choices. To this aim, we propose a measure of the prevalence and extent of internalization of the stereotype that “math is not for girls” at the country level. This is done using individual-level data on the math attitudes of 300,000 15-y-old female and male students in 64 countries. The stereotype associating math to men is stronger in more egalitarian and developed countries. It is also strongly associated with various measures of female underrepresentation in math-intensive fields and can therefore entirely explain the gender-equality paradox. We suggest that economic development and gender equality in rights go hand-in-hand with a reshaping rather than a suppression of gender norms, with the emergence of new and more horizontal forms of social differentiation across genders.

Quelle: Gender stereotypes can explain the gender-equality paradox

Hier wurden also die Vorurteile in Bezug auf Mathe und Mädchen mit den Mathefähigkeiten bzw dem Anteil der Mädchen, die Fächer gewählt haben, die mit Mathe zu tun haben, abgeglichen. Allerdings, wenn ich die Studie richtig verstehe, auf eine sehr merkwürdige Weise:

More specifically, GMS is a country-level standardized index based on average differences between boys’ and girls’ beliefs that “doing well in math is completely up to them” (B1) and that “their parents think that math is important for their career” (B2), conditional on their math ability. B1 should be more affected by
gender stereotypes regarding aptitudes for math, and B2 by stereotypes regarding appropriate educational and career choices. GMS is a valid measure of these stereotypes under the assumption that systematic differences in beliefs between girls and boys with similar measured ability are the product of social norms regarding gender roles in math. In this case, GMS recovers indirectly country-level social norms from the extent to which they are internalized by 15-y-old girls and boys.

Wenn ich es richtig verstehe, dann hat man zwei Fragen untersucht:

  • gute Leistungen in Mathematik hängen ganz allein von ihnen ab B1
  • ihre Eltern glauben, dass Mathe für ihre Karriere wichtig ist B2

Die Antworten b1 sollen dann von den Vorurteilen gegenüber Mädchen und Mathe abhängen und die Antworten B2 mit Vorurteilen bezüglich späterer Karrierewege

Das fragen sie aber aus meiner Sicht nicht so ab. Sondern sie fragen weit eher genau den Zusammenhang ab, der eigentlich untersucht werden soll:

In einem Land, wo einem Naturwissenschaftliche Fächer einen Ausstieg aus der Armut geben werden Leute eher die Auffassung vertreten, dass man sich halt zur Not durch Mathe durchquälen muss, auch wenn es einem keinen Spass macht, ungeachtet der Fähigkeiten. Und Mathe werden auch eher glauben, dass es – weil Ausstieg aus der Armut – für ihre Karriere wichtig ist.

Wenn jemand in Deutschland sagt, dass sie auch Lehrerin werden kann für Deutsch und Englisch, wenn ihr das besser passt, jemand in einem armen Land aber lieber will das sie Informatik studiert, dann hat das eben nichts mit Vorurteilen zu tun, sondern schlicht mit der Lebensrealität.

In einem zweiten Schritt kombinieren wir dieses Ergebnis mit einer Studie von Falk und Hermle (2018). Diese besagt, dass die Geschlechterdifferenz bei einer Vielzahl von Präferenzen in reichen, egalitären Ländern zunimmt. In unserem Zusammenhang ist besonders die Differenz in Bezug auf Altruismus wichtig. Im Einklang mit diesem Ergebnis, zeigen Eagly et al. (2020), dass in den USA in den letzten 80 Jahren mit steigendem Wohlstand die Stereotypisierung von Frauen als «communal» oder fürsorglich gestiegen ist, die von Männern aber nicht. Mit wachsendem Wohlstand unterscheiden sich die Präferenzen zwischen den Geschlechtern also nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb von Ländern. Die wachsende Geschlechterdifferenz in Bezug auf Altruismus ist bedeutsam, weil eine MINT-Karriere mehrheitlich als wenig kompatibel mit altruistischen Zielen betrachtet wird (Diekman et al., 2010). Daraus schliessen wir, dass es eine zunehmende Differenz in den Präferenzen für MINT-Fächer gibt.

Also Frauen möchten lieber Berufe in denen sie als fürsorglich und Helfend erscheinen (man könnte auch sagen „Leute-Jobs“) und das geben eben Jobs wie Informatik (oder „Dinge-Jobs“´) nicht in dem gleichen Maße her.

In einem dritten Schritt beziehen wir das Konzept der Identity Economics von Akerlof und Kranton (2000, 2005, 2010) ein. Individuen müssen Identitätskosten hinnehmen, sobald sie vorherrschende Identitätsnormen und Stereotypen verletzen. Diese Stereotypen unterscheiden sich – wie gezeigt – in reichen und in armen Ländern in Bezug auf Altruismus. Als Resultat steigen die Identitätskosten für Frauen, welche in reichen, egalitären Ländern MINT-Fächer wählen. Für Männer hingegen bleiben sie gleich.

Das höhere Einkommen in MINT-Berufen steigert demnach die Lebenszufriedenheit in reichen Ländern weniger als in armen Ländern.

Schliesslich ziehen wir das Ergebnis der Glücksforschung heran, wonach es einen abnehmenden Grenznutzen des Wohlstandes gibt (Layard et al., 2018). Das höhere Einkommen in MINT-Berufen steigert demnach die Lebenszufriedenheit in reichen Ländern weniger als in armen Ländern.

also noch einmal das Unterdrückungskonzept dargestellt:

  • Frauen würden eigentlich durchaus Mathebezogene Sachen studieren.
  • in armen Ländern sagt jeder: Klar mach das, du musst aus dem Sumpf der Armut herauskommen
  • in reichen Ländern fehlt den Frauen aber diese Ausrede: Sie können ihren heimlichen Wunsch lieber Informatik zu studieren nicht umsetzen, weil jeder sagt, dass sie ja diesen Verrat an ihrer Weiblichkeit gar nicht nötig haben, denn die weiblichen Jobs zahlen ja gut genug und sie werden auch so nicht arm werden.
  • Um nicht ihre Identität zu verlieren studieren sie daher schweren Herzens ein Frauenfach.
  • Das Patriarchat reibt sich die Hände.

Im Ergebnis können wir mit unseren Überlegungen das zunächst kontraintuitive «Gender Equality Paradox» innerhalb eines ökonomischen Begriffsrahmens theoretisch erklären: Mit wachsendem Wohlstand nimmt der Zusatznutzen des Einkommens ab, gleichzeitig nehmen für Frauen die Identitätskosten bei der Wahl von MINT-Fächern zu. Dies führt zu einem relativ geringeren Anteil von MINT-Absolventinnen in diesen Ländern.

Also:

  • Geld ist in reichen Ländern für Frauen nicht so wichtig
  • Ihre Identität als Frau ist aber sehr wichtig und die erlaubt keine MINT-Fächer, weil das Männerfächer sind

Frauen entscheiden sich also lieber für Identität als für Geld. Lösung: Wir müssen Stereotype abbauen, die die Geschlechterrollen erzeugen. Dann können Frauen auch die Zusatznutzen des Einkommens verwirklichen und mehr verdienen, weil die Idenitätskosten nicht mehr entstehen.

Warum in reichen Ländern die Stereotypisierung von Frauen als «communal» oder fürsorglich zugenommen hat, ist bislang ungeklärt. Die Zunahme steht im Gegensatz zu empirischen Befunden, wonach überkommene kulturelle Prägungen von Werten und Normen sehr stabil sind (z.B. Alesina et al., 2013; Jayachandran, 2015).

Insgesamt führen unsere Überlegungen zu einer negativen Prognose für die Einkommensungleichheit von Frauen und Männern bei steigendem Wohlstand. Ein erster Schritt, um diese Hypothese zu testen, müsste eine Messung und ein Vergleich von Identitätskosten in reichen egalitären und in armen, nicht-egalitären Ländern umfassen. Dies würde eine bis jetzt ausstehende Operationalisierung des Begriffes der Identitätskosten einschliessen.

Eine wunderbar klassische feministishe Theorie. Sie blendet alles mögliche aus, aber sie führt ja zum richtigen Ergebnis und man hat endlich ein Gegenargument zum Gender Equality Paradox: Es sind die Geschlechterrollen! Und die schlagen eben gerade dann zu, wenn ansonsten die Länder gleichberechtigter sind. Vermutlich wegen des Backlash des Patriarchats.

Geschlechtsspezifische akademische Fähigkeiten und Einstellungsmuster bei Schülern in entwickelten Ländern

Eine Studie untersucht Geschlechterunterschiede bei akademischen Fähigkeiten und Einstellungen:

Highlights

  • Student sex can often be predicted based on a set of achievement and attitude data.
  • Student sex can often be predicted based on classification models from other countries.
  • Universal patterns in academic sex differences are larger than hitherto thought.
  • Academic sex differences are stronger in societies with more socioeconomic equality.

Abstract

The extent of sex differences in psychological traits is vigorously debated. We show that the overall sex difference in the pattern of adolescents‘ achievement and academic attitudes is relatively large and similar across countries. We used a binomial regression modeling approach to predict the sex of 15 and 16 year olds based on sets of academic ability and attitude variables in three cycles of the Programme for International Student Assessment (PISA) data (N = 969,673 across 55 to 71 countries and regions). We found that the sex of students in any country can be reliably predicted based on regression models created from the data of all other countries, indicating a common (universal) sex-specific component. Averaged over three different PISA cycles (2009, 2012, 2015), the sex of 69% of students can be correctly classified using this approach, corresponding to a large effect. Moreover, the universal component of these sex differences is stronger in countries with relative income equality and women’s participation in the labor force and politics. We conclude that patterns in academic sex differences are larger than hitherto thought and appear to become stronger when societies have more socioeconomic equality. We explore reasons why this may be the case and possible implications.

Quelle: Sex-specific academic ability and attitude patterns in students across developed countries

Eine Geschlechterschätzung anhand der akademischen Fähigkeiten und Einstellungen schneidet also wesentlich besser ab als eine zufällige Schätzung (50% zu 69%), wenn ich es richtig verstehe.

Das macht aus meiner Sicht deutlich, dass es eine erhebliche Überlappung gibt, aber auch, dass dennoch erhebliche Unterschiede im Schnitt vorhanden sind.

Aus der Studie, leider nur als Bild:

Und:

Man könnte natürlich anführen, dass das weltweite Patriarchat alles steuert, aber auch hier zeigt sich das Gender Equality Paradox, dass dazu nicht passt. Auch interessant: Die Ankündigung eines Artikels von Geary in 2021 dazu, dass sich die gleichen Muster auch bei den anderen Säugetieren zeigen. Sollte ich den bei Erscheinen verpassen und ihn jemand sehen, dann würde ich mich über eine Nachricht freuen.

Geary und Stoet häufen hier immer mehr Daten an, die immer wieder das gleiche Bild zeigen.

Geschlechterunterschiede und ihr Verhältnis zu ökonomischen Unterschieden und Gleichberechtigungslevel in verschiedenen Ländern

Eine interessante Studie behandelt Geschlechterunterschiede bezüglich des Eingehens von Risiken und anderer Eigenschaften und das dazu noch in Abhängigkeit von der ökonomischen Lage in dem jeweiligen Land:

Structured Abstract
INTRODUCTION
Understanding determinants of gender differences in economic and social domains has been of interest, both in academic and public debates. Previous research has shown that gender differences in fundamental economic preferences are important in explaining gender differences in economic outcomes, such as for occupational choice, financial investment, or educational decisions, among many others. However, gaps remain in understanding the sources of gender differences in preferences and their variation.
RATIONALE
We contrasted and tested two hypotheses that make opposite predictions concerning the cross-country association of gender differences in preferences with economic development and gender equality. On one hand, the attenuation of gender-specific social roles that arises in more developed and gender-egalitarian countries may alleviate differences in preferences between women and men. As a consequence, one would expect gender differences in preferences to be negatively associated with higher levels of economic development and gender equality (social role hypothesis). On the other hand, greater availability of material and social resources removes the gender-neutral goal of subsistence, which creates the scope for gender-specific ambitions and desires. In addition, more gender-equal access to those resources may allow women and men to express preferences independently from each other. As a consequence, one would expect gender differences in preferences to be positively associated with higher levels of economic development and gender equality (resource hypothesis).

We tested these competing predictions using data on experimentally validated measures of willingness to take risks, patience, altruism, positive and negative reciprocity, and trust for 80,000 individuals in 76 representative country samples. So that the data would be geographically representative, the dataset was chosen so as to include all continents and a broad range of cultures and economic development levels. In total, the data represent about 90% of both the world population and global income.
RESULTS
The data revealed substantial cross-country variation in gender differences in preferences. Gender differences were found to be strongly positively associated with economic development as well as gender equality. These relationships held for each preference separately as well as for a summary index of differences in all preferences jointly. Quantitatively, this summary index exhibited correlations of 0.67 (P < 0.0001) with log GDP per capita and 0.56 (P < 0.0001) with a Gender Equality Index (a joint measure of four indices of gender equality), respectively. To isolate the separate impacts of economic development and gender equality, we conducted a conditional analysis, finding a quantitatively large and statistically significant association between gender differences and log GDP per capita conditional on the Gender Equality Index, and vice versa. These findings remained robust in several validation tests, such as accounting for potential culture-specific survey response behavior, aggregation bias, and nonlinear relationships.
CONCLUSION
The reported evidence indicates that higher levels of economic development and gender equality favor the manifestation of gender differences in preferences across countries. Our results highlight the critical role of availability of material and social resources, as well as gender-equal access to these resources, in facilitating the independent formation and expression of gender-specific preferences.

Quelle: Relationship of gender differences in preferences to economic development and gender equality

Die Studie hat also ergeben, dass bei mehr Wohlstand auch hier die Geschlechterunterschiede größer statt kleiner werden.

Aus den Ergebnissen:

Die

Geschlechterunterschiede Risiko

Geschlechterunterschiede Risiko

Die oberen Grafiken zeigen verschiedene Eigenschaften in ärmeren und reicheren Ländern und die unteren in Ländern mit weniger oder mehr Gleichberechtigung.

Der Trend ist, dass in den Ländern mit besserer Wirtschaft und mehr Gleichberechtigung die Unterschiede ansteigen.

Die Werte generell:

On the global level, all six preferences featured significant gender differences (fig. S1): Women tended to be more prosocial and less negatively reciprocal than men, with differences in standard deviations of 0.106 for altruism (P < 0.0001), 0.064 for trust (P < 0.0001), 0.055 for positive reciprocity (P < 0.0001), and 0.129 for negative reciprocity (P < 0.0001). Turning to nonsocial preferences, women were less risk-taking by 0.168 standard deviations (P < 0.0001) and less patient by 0.050 standard deviations (P < 0.0001) (26). The observed differences in preferences set the stage for our analysis.

Hier ist natürlich zu beachten, dass die Unterschiede global gesehen relativ niedrig sind. Eine Abweichung von 0,064 ist nicht sehr groß, auch bei „Risktaking“ ist der Unterschied mit 0.168 nicht sehr schwerwiegend. Zu bedenken ist hier, dass es natürlich auch davon abhängt, welche Intensität man abruft:

Wenn man beide Geschlechter eine 5 kg Hantel heben lässt, dann stellt man vielleicht keinen großen Unterschied fest, bei einer 80kg Hantel sieht das dann schon anders aus (oder eben vielen Wiederholungen).

Ebenso hängt die Messung der Risikobereitschaft IMHO auch davon ab, welche Risiken man für was eingeht.

Und dann aufgespalten nach Wirtschaft- bzw Gleichberechtigungslevel

. For the individual preferences, the correlation coefficients were 0.51 for altruism (P < 0.0001), 0.41 for trust (P = 0.0005), 0.13 for positive reciprocity (P = 0.2875), 0.40 for negative reciprocity (P = 0.0005), 0.34 for risk-taking (P = 0.0036), and 0.43 for patience (P = 0.0002) (fig. S3). The summary index of gender differences in preferences exhibited a correlation of 0.56 (P < 0.0001) with the Gender Equality Index. Reassuringly, the positive relationship between the index of gender differences in preferences and gender equality was also found for the four individual indicators of gender equality (fig. S4).

Economic development and gender equality are strongly intertwined (11). To isolate the separate impacts of economic development and gender equality on gender differences in preferences, we conducted a conditional analysis. We constructed partial regression plots illustrating the relationship between the index of gender differences in preferences and log GDP per capita conditional on the Gender Equality Index (Fig. 2A) and vice versa (Fig. 2B). The dependent and independent variables were standardized to exhibit a mean of 0 and a standard deviation of 1. Hence, the slope coefficients can be interpreted as the standard deviation change in the dependent variable in response to a change of one standard deviation in the independent variable

Hier ist auch zu bedenken, dass bei kleinen Unterschieden ein Anstieg um einen geringen Wert auch große Veränderungen bringt. Wenn ein Geschäft einen Euro Gewinn macht, dann ist es ein schlechter Gewinn. Wenn es den Gewinn verdoppelt, dann mag das erst einmal gut klingen, aber es bleiben 2 Euro.

Weitere Auswertungen:

 

Und weitere Auswertungen nach:

  • Stand der wirtschaftlichen Entwicklung
  • Geschlechtergleichheit
  • dem WEF Index für den Pay Gap
  • Dem UN Gender Equality index
  • LFP (=Labor Force Participation), Also wie stark Frauen an der arbeitenden Bevölkerung beteiligt sind
  • Zeit seitdem das Wahlrecht für Frauen eingeführt worden ist.

Alle geben so ziemlich da gleiche wieder. In Ländern, in denen nach den feministischen Theorien eigentlich Frauen sich angleichen sollten, weil mehr Gleichberechtigung vorhanden ist, werden die Unterschiede größer.

Siehe auch:

Doppelte Belastung für Frauen durch Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Die Süddeutsche bespricht eine Studie, nach der sich die Belastung von Männern und Frauen in der Familie nicht stark untersheidet:

Vor allem für Frauen sind Kind und Karriere eine doppelte Belastung, heißt es. Doch Psychologinnen kommen jetzt zu einem anderen Schluss.

Zu den vielen Gewissheiten in der endlosen Diskussion über die Vereinbarkeit von Karriere und Familie zählt, dass vor allem Frauen unter der Doppelbelastung leiden. Das populäre Bild besteht aus gestressten Müttern, die sich zwischen den Ansprüchen von Kindern und Arbeitgebern zerreiben, während Väter rücksichtslos Karriere machen und sich dabei nicht von den Bedürfnissen ihrer Familien irritieren lassen. Doch dabei scheint es sich um eine Legende zu handeln, denn Männer leiden ebenso, wenn sie versuchen, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Das zeigt eine Studie, die Forscher um Kristen Shockley von der University of Georgia im Journal of Applied Psychology veröffentlicht haben.

Für die Arbeit wertete das Team um die Psychologin mehr als 350 Einzelstudien mit insgesamt etwa 250 000 Teilnehmern aus – ein sehr großer Datensatz, der für die Qualität der Veröffentlichung spricht. Etwa die Hälfte der analysierten Studien stammt aus den USA, die anderen aus Europa und Asien. „Im Wesentlichen haben wir kaum belastbare Beweise dafür gefunden, dass Frauen und Männer in unterschiedlichem Ausmaß durch die Vereinbarkeit von Beruf und Familiebelastet werden“, sagt Shockley.
Geringe Unterschiede identifizierten die Forscher nur bei Doppelverdienerpaaren: In dieser Konstellation klagten Mütter geringfügig häufiger darüber, dass Familienangelegenheiten ihre Arbeit beeinträchtigten; und Väter, dass die Arbeit ihr Familienleben störe. Doch diese Differenzen seien so gering, dass sie kaum praktisch relevant seien, so die Forscher.

Die Ergebnisse stehen in starken Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung der Problematik. Das Thema werde in den Medien fast ausschließlich als Frauenthema diskutiert, so Shockley. Dadurch drehe sich die Diskussion im Kreis: „Frauen hören von anderen Frauen, dass sie mit dem Problem kämpfen und alleine dadurch entsteht die Erwartung, dass sie größere Schwierigkeiten haben werden als Männer, Beruf und Familie zu vereinbaren“, sagt die Psychologin.

Also eine gleich große Belastung durch die Vereinbarkeit, aber eine einseitige Debatte, die nur auf die Frau abstellt.

Männer thematisierten ihre Probleme hingegen zu wenig – offenbar, dafür sprechen einige Studien, weil sie fürchten, dadurch Nachteile im Beruf zu erfahren. „Ich glaube, dieses Schweigen schadet Männern“, sagt Shockley, „sie müssen sich auch durchbeißen und erleben den gleichen Arbeits-Familien-Stress wie Frauen, aber niemand erkennt das an.“

Hauptmotiv für die Studie war es, empirische Belege zu sammeln, ob und wie sich das Geschlecht auf das Stressniveau auswirkt, der durch den Spagat zwischen Büro und Kinderzimmer entsteht. Ein lobenswerter Ansatz, denn die Debatte rund um Geschlechtergerechtigkeit wird vor allem durch Emotionen und weniger durch nüchterne Daten angetrieben.

In der Tat. Und auch diese Studie wird wenig daran ändern.

Dass Frauen und Männer gleichermaßen darunter leiden, an zwei Fronten an ihren eigenen Ansprüchen zu scheitern, sei auch nicht davon abhängig, wie gerecht das Zusammenleben der Geschlechter in einer Gesellschaft organisiert sei. Der einzige Unterschied, für den sich in Studien Indizien finden lassen: Wo Gleichberechtigung in besonderem Ausmaß erreicht ist, wird offenbar Verhalten erst recht durch die Geschlechterbrille betrachtet und interpretiert. Das könnte erklären, dass der Konflikt zwischen Beruf und Karriere in den westlichen Ländern als fast reines Frauenthema diskutiert wird.

Mehr Gleichberechtigung bewirkt stärkere Geschlechterrollen. Das hier zumindest bekannte Gender Equality Paradox.

Vgl. auch:

Das skandinavische Gender Paradox

Ich bin über einen Link über sociale Medien auf eine Buchvorstellung eines Autors gestoßen, welches zumindest der Beschreibung auf dieser Seite nach, einige interessante Fakten enthält. Aber erst einmal ein Video, in dem der Autor sein Buch vorstellt.

Er stellt anscheinend dar, dass der Nordische Wohlfahrtsstaat in gewisser Weise dazu beiträgt, dass weniger Frauen in Vorstände kommen, weil dies die zeitaufwändigere Tätigkeit als der Aufsichtsrat ist:

That is the new and quite interesting book by Nima SanandajiThe main point is that there are plenty of Nordic women in politics, or on company boards, but few CEOs or senior managers.  In fact the OECD country with the highest share of women as senior managers is the United States, coming in at 43 percent compared to 31 percent in the Nordics.  More generally, countries with more equal gender norms do not have a higher share of women in senior management positions.  Within Europe, Bulgaria does best and other than Cyprus, Denmark and Sweden do the worst in this regard.

Dies wird dort als das „Nordic Gender Paradox“, also das „Skandinavische Gender Paradox bezeichnet: Obwohl das Land stark auf Frauenförderung setzt sind dort weniger Frauen Unternehmensleiter als in Staaten mit weniger Gleichberechtigung und weniger Förderung.

One reason for the poor Nordic performance at higher corporate levels is high taxes, which limits the amount of household services supplied through markets.  If it is harder to hire someone to do the chores, that makes it harder for women to invest the time to climb the career ladder.  Generous maternity leave policies may encourage women to take off “too much” time, or at least this is suggested by the author.  A history of communism is also strongly correlated with women rising to the top in business and management; this may stem from a mix of relatively egalitarian customs and a more general mixing up of status relations in recent times and a turnover of elites.

Demnach wäre es in Ländern mit hohem Lohnniveau schwieriger für Frauen, die Familienarbeiten auf Dritte zu verlagern um sich so die Zeit freizuschaufeln, die man für die Karriere braucht. Zudem würden die großzügigen Regelungen für Erziehungszeiten und Mutterschaftszeiten dafür sorgen, dass Frauen zu lange aussetzen.

I don’t find this book to be the final word, and I would have liked a more formal econometric treatment.  It is nonetheless a consistently interesting take which revises a lot of the stereotypes many people have about the Nordic countries as being so absolutely wonderful for gender egalitarianism in every regard.

Das passt zum allgemeinen Gender Equality Paradox.

Vgl. auch:

 

Gender Equality Paradox: Das Patriarchat oder die Sozialisation bewirken nicht die Geschlechterunterschiede

Ein einem interessant klingenden Kapitel aus einem Buch zur Evolution der Sexualität wird auch das Gender Equality Paradox besprochen, also der Umstand, dass in Gesellschaften mit mehr Gleichberechtigung die Geschlechterunterschiede deutlicher werden. Der Abstrakt klingt interessant:

Psychologists have uncovered dozens of ways men and women differ in affect, behavior, and cognition. Social role theorists assume that men’s and women’s psychological differences solely result from sex role socialization processes and sociopolitical power differentials, and, as a consequence, social role theorists further assume psychological sex differences will be smaller in cultures with more egalitarian sex role socialization and greater sociopolitical gender equity. In this chapter, evidence is marshaled across 21 data sources that directly challenge this foundational assumption of social role theory. Empirically, sex differences in most psychological traits—in personality, sexuality, attitudes, emotions, behaviors, and cognitive abilities—are conspicuously larger in cultures with more egalitarian sex role socialization and greater sociopolitical gender equity. Even sex differences in many physical traits such as height, obesity, and blood pressure are larger in cultures with more egalitarian sex role socialization and greater sociopolitical gender equity. Three alternative evolutionary perspectives on psychological sex differences—obligate sex differences, facultatively mediated sex differences, and emergently-moderated sex differences—appear to better explain the universal and culturally-variable sex differences reliably observed across human cultures.

Quelle: The Evolution of Culturally-Variable Sex Differences: Men and Women Are Not Always Different, but When They Are…It Appears Not to Result from Patriarchy or Sex Role Socialization

Dies war schon häufiger Thema im Blog:

Einen weiteren Einblick gibt es bei Google Books, ich habe mal ein paar der Ergebnisse herausgezogen.

Geschlechterunterschiede Mann Frau

Geschlechterunterschiede Mann Frau

Geschlechterunterschiede Mann Frau

Geschlechterunterschiede Mann Frau

Geschlechterunterschiede Mann Frau

Geschlechterunterschiede Mann Frau

Leider liegt mir der gesamte Text nicht vor. Wenn jemand an ihn rankommt, dann wäre ich interessiert.

Sieh auch:

 

Gleichberechtigung vs. Gleichstellung

Ein häufig auftauchende Diskussion in der Geschlechterdebatte betrifft die Frage, ob man bezüglich der Geschlechter eine Gleichstellung oder Gleichberechtigung erreichen will.

  • Gleichberechtigung wäre das Schaffen gleicher Rechte bezogen auf jede  Einzelperson, es zielt insofern auf eine Erweiterung der Optionen ab
    • diese Ausrichtung geht davon aus, dass mit hinreichend gleichen Rechten jedem selbst überlassen ist, ob er sie nutzt oder nicht. Wenn Personen aus einer Gruppe diese Option seltener nutzt als Personen anderer Gruppen, dann müssen eben nur gleiche Startbefindungen geschaffen werden, eine andere Beteiligung einr Gruppe an bestimmten Bereichen muss jedoch nicht au Diskriminierung zurückgehen, sondern kann auch eine Folge zB biologisch begründeter Unterschiede in den Motivationen, Vorlieben und Fähigkeiten sein.
    • Schwierig wird es hier, wenn Unterschiede tatsächlich außerhalb der Gesetze begründet werden, die sonst nicht auftreten, etwa aufgrund von Vorurteilen etc. Dann bleibt in dieser Richtung nur die gleiche Förderung.
  • Gleichstellung zielt hingegen auf eine zahlenmäßig gleiche Beteiligung des jeweiligen Geschlechts ab in bestimmten Positionen bzw. allgemein an der Gesellschaft ab.
    • Diese Ausrichtung geht davon aus, dass gleiche Rechte nicht ausreichend sind, wenn soziale Regeln oder Vorurteile dazu führen oder andere Hindernisse dazu führen, dass Mitglieder einer Gruppe diese Rechte gleich effektiv wahrnehmen können.
    • Sofern von Unterschieden ausgegangen wird angeführt, dass eine gleiche Beteiligung dennoch hergestellt werden sollte, weil diese Unterschiede sich – jedenfalls in den als positiv bewerteten Bereichen – nicht auswirken dürfen bzw. die Beteiligung im ungefähren Verhältnis zur Beteiligung an der Gesellschaft als Recht angesehen wird bzw. als etwas Gutes, was auch Benachteiligungen anderer rechtfertigt
    • Mittel der Gleichstellung sind insbesondere eine Quote aber auch Maßnahmen wie etwa umfangreiche Förderprogramme oder Werbekampagnen die eine Gleichstellung durch Verbesserung der Möglichkeiten oder Abbau von Vorurteilen erreichen sollen

Die Abgrenzung wird etwas unschärfer, wenn man in den Bereich der Gleichberechtigung auch soziale Regeln einbezieht und diese ändern möchte. Hier muss zunächst eine Einigung über die sozialen Regeln und auch die Möglichkeiten, die Umstände durch Regeländerungen zu ändern geprüft werden, wobei dann, wenn man bezüglich des Mittels davon ausgeht, dass eine Änderung der Mittel nur erreicht werden kann, wenn man eine gewisse Gleichstellung praktiziert

Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und „Work-Life-Balance“

Bei Heise wird eine Studie wie folgt zitiert:

So fragen nur 26 Prozent der berufstätigen Frauen den Chef regelmäßig nach einer Beförderung, bei den Männern tun das 74 Prozent. Wegen mehr Geld klopfen immerhin 48 Prozent der Frauen in der Führungsetage an, doch auch hier sprechen die Männer mit 72 Prozent deutlich häufiger vor. Entsprechend ist das Resultat: Während die Hälfte der berufstätigen Männer schon mal eine gewünschte Position bekommen hat, trifft das nur auf 38 Prozent der Frauen zu.

Allerdings ist der Damenwelt die Work-Life-Balance ohnehin wichtiger, so jedenfalls ein weiteres Ergebnis der Studie. Danach gefragt, woran genau sie ihren Erfolg im Beruf messen, nannte nur etwas mehr als ein Drittel „Geld“. Für 46 Prozent ist ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit wichtiger, für männliche Arbeitnehmer spielt das hingegen nur eine untergeordnete Rolle. International gesehen liegen die deutschen Arbeitnehmer (männlich wie weiblich) damit übrigens deutlich unter dem Durchschnitt: Weltweit sehen 56 Prozent der Arbeitnehmer die Work-Life-Balance als wesentlich an. Allerdings scheint es mit der Umsetzung nicht so gut zu klappen: 36 Prozent der insgesamt 4.100 befragten Berufstätigen halten die Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben für einen Mythos, in Deutschland sogar 47 Prozent.

Also mal wieder eine Studie, die das bisherige Bild, dass Frauen im Schnitt gar nicht so unbedingt in die Führungspositionen kommen wollen, sondern lieber eine gewisse Balance zwischen Beruf und Privatleben  halten wollen, bestätigt:

Und Nochmal: Gender Pay Gap

Da gerade der Gender Pay Gap wieder in aller Munde ist hier noch eine interessante Rechnung dazu:

Der Bruttomonatsverdienst von Frauen hierzulande liegt laut WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung „bei gleicher Arbeitszeit rund 21 Prozent unter dem der Männer“. Das von den Arbeitgebern getragene Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hält dagegen: Die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen betrage nur 11 Prozent, würden Struktur-Faktoren berücksichtigt wie Bildung, Alter, Berufserfahrung, Dauer der Betriebszugehörigkeit, Firmengröße. Beziehe man auch noch Babypausen mit ein, schrumpfe die Differenz gar auf 2 Prozent. Damit wäre der verbliebene kleine Unterschied fast weggerechnet.

Ähnliche Berechnungen hatte ich hier schon mal:

Und noch ein paar interessante Zahlen

In a 2013 national poll on modern parenthood, the Pew Research Center asked mothers and fathers to identify their „ideal“ working arrangement.

Fifty percent of mothers said they would prefer to work part-time and 11 percent said they would prefer not to work at all. Fathers answered differently: 75 percent preferred full-time work. And the higher the socio-economic status of women, the more likely they were to reject full-time employment. Among women with annual family incomes of $50,000 or higher, only 25 percent identified full-time work as their ideal. Sandberg regards such attitudes as evidence of women’s fear of success, double standards, gender bias, sexual harassment, and glass ceilings. But what if they are the triumph of prosperity and opportunity?

Sandberg seems to believe that the choices of contemporary American women are not truly free. Women who opt out or „lean back“ (that is, towards home) are victims of sexism and social conditioning. „True equality will be achieved only when we all fight the stereotypes that hold us back.“ But aren’t American women as self-determining as any in the history of humanity? In place of bland assertion, Sandberg needs to explain why the life choices of educated, intelligent women in liberal, opportunity-rich societies are unfree. And she needs to explain why the choices she promotes will make women happier and more fulfilled.

An up-to-date manifesto on women and work should steer clear of encounter groups and boys-must-play-with dolls rhetoric. It should make room for human reality: that in the pursuit of happiness, men and women often take different paths. Gender differences can sometimes be symptoms of oppression and subordination. But in a modern society they can also be the felicitous consequences of liberated choice—of the „free to be you and me“ that women have been working towards for generations.

Auch dazu hatte ich hier schon einmal etwas:

Es scheint vielen Feministinnen unvorstellbar, dass Frauen nicht im gleichen Maße wie Männer Karriere machen wollen und andere Vorstellungen von dem haben, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen.