Die Privilegientheorie entdeckt in nahezu allem, was jemanden in irgendeiner Weise besser dastehen lässt, einen unlauteren Vorteil, den er nach Möglichkeit abbauen soll. Das Zeigen, dass es einem gut geht, wird als Angriff auf die, denen es nicht gut geht oder die diesen Vorteil nicht haben, verstanden.
Das macht Neid als Motiv sehr wahrscheinlich. Ich bin neulich noch einmal über diesen Kommentar von Roslin dazu gestolpert:
Neid ist ein weithin unterschätzter Faktor menschlichen Verhaltens.
Auch viele „Gerechtigkeitsfanatiker“ sind im Grunde ihres Tarantelherzens Neidhammel.
Mir fällt ja hier weniger das Poststrukturalistische in’s Auge als das Sozialistische, Gleichheitssehnsüchtige, das Sozialistische im Poststrukturalistischen.
Wenn schon nicht alle gleich glücklich sein können, dann soll doch wenigstens niemand glücklicher sein als ich selbst, denn das macht mich noch unglücklicher, weil obendrein noch neidisch auf das Glück der Glücklicheren.
Besser also, niemand ist glücklich, wenn ich schon unglücklich bin, dann muss ich wenigstens nicht auch noch neidisch sein.
Also gelingt Gleichheit, indem ich alle unglücklich mache, denn alle glücklich zu machen, ist so sehr viel schwerer, so gut wie unmöglich.
Alle unglücklich zu machen, das dagegen ist möglich.
Und so sieht sie auch aus, die Politik aus Tarantelherzen, wenn man ihnen Macht verleiht, den Traranteln.
Sie stellen gleich, indem sie alle gleich unglücklich machen, gleich ihnen selbst, den Taranteln.
Darum wächst schwarzer Schorf, wohin sie beißen, der Schorf, der schon längst in ihren Seelen sitzt, ihren schwarzen, giftigen, an deren Gift sie leiden, etwas weniger, wenn sie auch die anderen leiden machen können.
Wenigstens das.
Mehr können sie nicht, diese „Sozialisten“, Gleichsteller und „Gerechten“, die ihre Tyrannengelüste hinter Tugendphrasen verbergen.
Leiden können sie machen, gleichstellen im Leiden.
Auf ihr Niveau gleichstellen.
Nach unten herunterziehen.
(…)
Das Hohe herunterzubringen, ist relativ einfach, das Niedrige hochzuwuchten dagegen sehr schwer, fast unmöglich, ja oft wirklich unmöglich.
So sieht Gleichstellung mit Macht denn auch oft aus: Das Hohe herunterbringen, die Glücklichen unglücklich machen, die eigene Skrofulose weitergeben, alle infizieren.
Dann ist man immerhin nicht mehr so alleine, ist „normal“.
Macht zwar die Unglücklichen nicht wirklich glücklich, macht die Neidischen aber wenigstens ein bißchen weniger neidisch und lindert so deren Qual.
Durch Vemehrung der Qualen anderer.
Wenn ich leide, sollen wenigstens viele leiden, damit ich nicht auch noch neidisch sein muss auf das Glück derer, die es wagen, glücklich zu sein.
Obwohl ich leide.
Selbst wenn ich vor allem an mir, an meinem unglücklichen Bewusstsein leide, an meinen oft sebst verschuldeten oder vom Schicksal verschuldeten seelischen Verwachsungen und Verkrüppelungen.
Denn auch daran muss ja jemand schuld sein.
Ich kann, ich darf es nicht sein.
Und ein blindes Schicksal, das ich nicht verantwortlich machen kann, darf es auch nicht sein.
Im intersektionalistischen, poststrukturalistischen Feminismus würde man wohl eher sagen, dass ja alle gleich glücklich sein sollen und das eben Eintritt, wenn jeder seine Privilegien aufgibt. Der Begriff der Privilegien ist aber inzwischen so ausgedehnt, dass nahezu alles ein Privileg sein kann. Jedes Glück ist etwas, was man dann hinterfragen muss, vor dessen Wahrnehmung man die Anderen schützen muss, das quasi verheimlicht werden muss – „Heten können ja auch zuhause küssen“ ist insofern ein Neidansatz, wo es „alle sollen Küssen können, wo sie wollen“ nicht wäre.