In einem Gastbeitrag stellt Herr Stemme dar, was er als Feminist von dem Maskul(in)ismus hält:
Wie selbstverständlich stehen die häufig aus der Mittelschicht kommenden, meist männlich sozialisierten Menschen für die Rechte der Männer* ein.
Warum sollte das auch nicht selbstverständlich sein, wenn die Männer* in bestimmten Bereichen Nachteile haben?
Die gängigen Meinungen: Wenn eine Frau* einen Manager-Job hat, wird ein Mann* arbeitslos. Wenn eine Frau* mehr verdient als ihr männlicher* Kollege, dann hat sie sich hochgeschlafen. Wenn heterosexuelle Männer* wechselnde Partner*innen haben, sind sie Helden. Frauen* sind Schlampen*. Wenn Frauen* alleinerziehend sind, dann sind sie selbst schuld. Männer nicht. Sie werden heimtückisch verlassen. Seitdem es Gender Mainstreaming, Frauenquoten und Gleichstellungsbeauftragte gibt, wird mann nämlich unterdrückt, wo frau nur kann.
Habt ihr das schon mal so auf einen männerrechtlichen Blog gelesen? ich jedenfalls nicht. Es sind aber klassische Klischees, die der Feminismus als Schreckgespenst und Strohmann in den Raum stellt.
Dass diese Argumente an den Haaren herbeigezogen sind und die tatsächlichen Probleme umkehren, erkennt man schnell.
Weswegen es sogar schlechte Strohmänner sind.
Eine simple Logik. Probleme erschaffen, die nicht existieren.
Und das von einem Feministen. Nirgendwo werden wohl mehr Probleme geschaffen, die nicht existieren. Der Satz „Frauen können schwanger werden, Männer nicht“ beispielsweise ist wohl nur bei modernen Feministen etwas, was Schnappatmung hervorruft, jeder sonst würde ihn für eine Selbstverständlichkeit halten.
Feministische Argumente umkehren.
Wenn da mal welche wären. Meist sind da schlicht Dogmen und Behauptungen. Wirkliche Argumente bringt der Feminismus kaum.
Aus den Unterdrückern werden die Unterdrückten.
Oder man kommt schlicht dazu, dass „Unterdrücker und Unterdrückte“ bereits der falsche Ansatz ist, weil diese Sichtweise zum einen viel zu binär ist, denn Männer und Frauen haben Vor- und Nachteile in ganz unterschiedlichen Bereichen und auch teilweise eben nur aus der Sicht bestimmter Leute: Eine Frau, die Teilzeit arbeitet in einem relativ nah zur Wohnung gelegenen Job, der wenig Überstunden erfordert, sicher ist, vielleicht im öffentlichen Dienst, dafür aber vielleicht mit einem geringeren Gehalt in der Privatwirtschaft, und die deswegen auch mehr Zeit mit den Kindern verbringen kann, während der Mann Vollzeit arbeitet muss sich beispielsweise nicht unbedingt unterdrückt fühlen, sondern kann auch der Meinung sein, dass sie ihre Lebensplanung perfekt umgesetzt hat.
Und ein geschiedener Vater, der trotz hoher Beteiligung an der Kinderbetreuung dennoch allein den vollen Unterhalt zahlen muss und der für den Selbstbehalt von 1080 € Vollzeit arbeitet, der ist vielleicht der Auffassung, dass die Gesetze dort nicht fair ausgestaltet sind und beispielsweise eine Wechselmodell oder ein leichterer Zugang zum Sorgerecht oder andere Gestaltungen wesentlich gerechter wären.
Reden von sozialer Ungerechtigkeit, die einem widerfährt, wenn anderen Menschen die gleichen Rechte zukommen.
Wo wird denn das gemacht?
Nach diesem Prinzip funktioniert Maskulinismus.
Schade, dass er gar keine Quellen liefert. Denn die meisten Männerrechtler, die ich kenne, sind natürlich für Gleichberechtigung. Allerdings ist Gleichberechtigung auch Ansichtssache: Eine Frauenquote beispielsweise muss eben nicht Gleichberechtigung sein. Denn es gibt es viele Gründe dafür, dass es sehr wenig Frauen gibt, die in Spitzenpositionen kommen, einer beispielsweise, dass die allermeisten Frauen das gar nicht wollen. Und natürlich kann es als ungerecht empfunden werden, wenn zwei Posten vergeben werden und für den einen muss die weibliche Kandidatin mühsam überredet werden und für den anderen kämpfen 5 Männer um den gleichen Platz.
Denn: Die Opferrolle ist schnell eingenommen.
Und das von jemanden, der sich einer Ideologie zugehörig fühlt, die so versessen auf die Opferrolle ist, dass sie sie per Dogma für spezielle Gruppen festlegt, binär in Unterdrücker und Unterdrückte einteilt und jedem, der nicht in diese Gruppe fällt per se verbieten will, sich auch nur in bestimmten Punkten als Benachteiligter zu sehen. Deren ganze Ideologie darauf ausgerichtet ist, die Opfergruppen so weitgehend wie nur irgend möglich zu reinen Opfern zu machen, in dem jedes Anzeichen dafür, dass sie selbst Verantwortung für bestimmte Unterschiede tragen als „internalisierte Frauenfeindlichkeit“ oder „Folgen der Kolonalisierung“ etc abgetan werden.
Und leider finden die Männerrechtler*innen zur Zeit der Wutbürger*innen und der sogenannten Flüchtlingskrise im öffentlichen Diskurs Gehör.
Das wäre ja schön.
Wie einfach es sein muss, in dieser bequemen sozialen Machtstellung zu argumentieren.
Auch das ist angesichts seiner ultraflachen abwertenden Darstellung fast schon lustig: Man nimmt einfache Zuweisungen wie „Die wollen nur Unterdrücken“ oder „die sind alle Nazis und wie Wutbürger“, denkt keine Sekunde darüber nach, ob vielleicht ein differenzierterer Blick notwendig ist, hat sich nie mal umgeschaut, ob diese Angaben überhaupt stimmen, plappert einfach das aus, was man in seiner Filterblase so hört. Bewegt sich da mutig in dem linken Mainstream, der mit staatlicher und medialer Unterstützung diese Seite immer wieder so darstellt und beklagt sich dann, dass diese aus einer „bequemen sozialen Machtstellung“ heraus argumentieren. Wie heißt es im Feminismus so schön „Privilegierte Stellungen sind für den, der sie hat unsichtbar“. Wobei eben auch die Geschichte, dass der Feminismus der Underdog ist, der gegen den großen Unterdrücker mit Macht ankämpft, zum Wohle aller mutig vorgeht, eine der Lieblingsgeschichten im Feminismus ist.
Zur Farce wird die Position der Männerrechtler*innen erst recht vor dem Hintergrund, dass im Weißen Haus ein Raum voller Männer die Abtreibungsrechte beschneidet. Oder in Saudi Arabien über Frauenrechte entschieden wird, aber keine einzige Frau* anwesend ist. Oder wenn in Russland das Gesetz gegen häusliche Gewalt gelockert wird.
Der gute Herr Klemme scheint ein schlechter theoretischer Feminist zu sein, denn die vorherrschende feministische Theorie gibt ja vor, dass man Saudi Arabien deswegen gar nicht kritisieren darf. Kulturrelativismus und die Privilegierung weißer, christlicher, kolonisierender Länder macht das zu einer Anmaßung.
Wäre die Energie, die Maskulinisten aufwenden, um scheinbare Missstände zu bemängeln, in der Gleichstellungsdebatte nicht viel besser aufgehoben? In einem positiven und zielführenden Diskurs, in dem es nicht um Schwarz und Weiß geht. Sondern um Gleichberechtigung.
Immer wieder erstaunlich: Da predigt er, dass Frauen die Unterdrückten sind und Männer die Unterdrücker und will dann einen „positiven und zielführenden Diskurs, in dem es nicht um Schwarz und Weiß geht“. Die gesamte Theorie des modernen Feminismus baut auf Schwarz und Weiß, auf guten Gruppen und bösen Gruppen auf. Und dem Feminismus geht es auch nicht um Gleichberechtigung. Der intersektionale Feminismus möchte Verhaltensverbote, Gruppenschuld, Bekenntnisse zu Sünden, Verachtung und Hass für Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung (in dem Fall dann weiß, männlich und hetero). Er möchte eine strikte Hierarchie nach Gruppenzugehörigkeit in der Gesellschaft, bei der die eine Gruppe stets akzeptieren muss, was die andere vorgibt, weil sie angeblich die andere unterdrückt.
Denn, liebe Maskulinisten, damit auch ihr es versteht: Der Feminismus will die hegemonialen Verhältnisse keinesfalls umkehren. Vielmehr geht es um gleiche Rechte, gleiches Gehalt, Selbstbestimmung auf allen Ebenen.
Der Inquisition ging es auch nur darum, dass der Teufel keine Macht mehr hat, dem Kommunismus nach Mao und Co nur darum, dass alle gleich sind und überhaupt gab es noch nie eine Ideologie, die mit guten Zielen gestartet ist und dann radikal geworden ist und letztendlich Ungerechtigkeit gebracht hat. Nie hat eine Revolution ihre Kinder gefressen.
Frauen haben bereits das gleiche Gehalt für gleiche Arbeit, sie können sich auf allen Ebenen selbst bestimmen und wenn mir der Herr Stemme ein Recht nennen könnte, welches Frauen nicht haben, Männer aber schon, dann wäre ich sehr überrascht. Noch überraschter wäre ich, wenn Feministinnen dieses Recht thematisieren würden.
Die Wirkweise patriarchaler Strukturen ist nach wie vor ein Thema
Im radikalen Feminismus. Auch dort bleibt das Konzept aber vollkommen nebelhaft und es werden keine Kriterien für Machtstrukturen genannt, nach denen nicht auch Frauen Macht haben.
besonders in Zeiten eines weltweiten Rechtsrucks. Vor dem Hintergrund der weltweiten politischen Entwicklungen und dem sozialen Ist-Stand ist der Feminismus noch lange nicht da, wo er hinwill
Nur leider will außer radikalen Feministinnen niemand dort hin, wo diese hinwollen. Eine Welt unter der Herrschaft intersektionaler Genderfeministinnen wäre nicht das Paradies, sondern ein beständiger Kampf, beständige Anschuldigungen, Privilegien zu besitzen.
Deshalb, liebe beleidigte Männerrechtler: Hört auf mit eurem Mimimimimi
Tatsächlich wäre zumindest ich gerne zu einer sachlichen Diskussion ganz ohne Mimimi bereit. Ob es Herr Stemme auch ist?