Gender Pay Gap: Frauen bewerben sich weniger auf gutbezahlte, aber sehr arbeitsintensive Jobs, wenn sie sich bewerben bekommen sie aber die Jobs

Ein interessanter Artikel in der Zeit (gefunden über Arne) beleuchtet weitere Probleme des Gender Pay Gap:

Im vergangenen Jahr erhielten Männer in Deutschland für eine Stunde Erwerbsarbeit durchschnittlich 23,20 Euro brutto, Frauen dagegen nur 19,12 Euro. Ist das gerecht? Ist das Diskriminierung? Der große Unterschied zwischen den Geschlechtern bei der Bezahlung, der Gender-Pay-Gap, sorgt seit Jahren für heftige Debatten. Jetzt könnte eine noch unveröffentlichte Studie, die der ZEIT vorliegt, zu neuen Diskussionen führen. Danach trägt zu der Lohnkluft etwas bei, das bisher übersehen wurde: Frauen bewerben sich deutlich seltener als Männer auf gut bezahlte Stellen.

Das ist zwar nicht die beste Ausgangslage, es scheint ein „Working Paper“ zu sein, Titel wohl „Search and the Gender Wage Gap„. Ich werde es mal im Auge behalten.

Die Arbeitsmarktforscher Christian Merkl und Benjamin Lochner von der Universität Erlangen-Nürnberg haben umfangreiche Daten ausgewertet und festgestellt, dass sich bei jenen zehn Prozent der Firmen, die die höchsten Löhne zahlen, besonders selten Frauen um einen Job bemühen. Bei diesen Hochlohnfirmen sind 65 Prozent aller Bewerber männlich und nur 35 Prozent weiblich. Umgekehrt ist es bei Firmen mit niedrigen Gehältern, dort melden sich überwiegend Frauen auf Stellenangebote.

Wäre interessant, wenn man da nähere Daten zu hätte.  Haben die Jobs mit den höheren Lohnen auch schlechtere Arbeitszeiten? Wollen sie eine höhere Erreichbarkeit, einen unbedingten Einsatz, zur Not auch am Wochende etc? Oder ist der Druck dort höher eine hohe Leistung zu bringen? ich verweise insofern mal auf diesen Artikel zu Investmentbankern.

Weniger Bewerberinnen

Eine Erklärung dafür ist, dass Frauen häufiger als Männer in schlecht entlohnten Berufen arbeiten, etwa als Friseurin, Reinigungskraft oder Verkäuferin. Doch auch wenn man nur Personen miteinander vergleicht, die in demselben Beruf und in derselben Branche auf Stellensuche sind, zeigt sich eine Tendenz: Je besser ein Job bezahlt ist, desto weniger Frauen versuchen, ihn zu bekommen.

Es ist immer wieder erstaunlich, dass Leute überrascht sind, dass der Lohn nicht der einzige Faktor in einer Berufswahl ist und der Lohn zudem oft mit weiteren Faktoren korrelieren kann, die den Job uninteressanter machen (und man deswegen auch den höheren Lohn bekommt)

Auch das ist immer wieder eine interessante Sache, die man häufiger liest und die auch Sinn macht: gerade bei Jobs im Einstiegsbereich, bei denen der Test im Job erfolgt, wie etwa Investmentbanker oder Rechtsanwalt in einer Großkanzlei, kann man erst einmal jeden, der auf dem Papier, also von den Abschlüssen her gut aussieht anstellen und dann schauen, wie er sich macht, wenn man ihn belastet. Und natürlich werden genug Unternehmen auch gerne Frauen aufnehmen einfach um ihren Anteil an Frauen etwas zu erhöhen um so Kritik vorzubeugen

Die Autoren der Studie sehen die Erklärung dafür in familienunfreundlichen Arbeitsbedingungen. Denn zu vielen besser entlohnten Jobs gehören unregelmäßige Arbeitszeiten, Überstunden, häufige Dienstreisen oder Nachtschichten. Und das schreckt offensichtlich vor allem Frauen ab.

Die Studie klingt interessant. Man wird eben einen Großteil seines Lebens in einen solchen Job stecken und im Gegenzug erwirbt man Ressourcen und Status. Etwas, was für viele Männer evtl interessanter klingt als für Frauen.

14.000 Betriebe wurden gefragt

Das ist nicht nur eine Vermutung der Wissenschaftler. Sie stützen sich unter anderem auf eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, bei der jedes Jahr bis zu 14.000 Betriebe gefragt werden, ob mit einem Job besonders viele Überstunden, unregelmäßige Arbeitszeiten oder wechselnde Arbeitsorte verbunden sind. Und die Daten belegen auch, dass solche Stellen in aller Regel besser entlohnt werden.

Wer die Studie irgendwo mal sieht, gerne hier Bescheid sagen. Ich bin gespannt, wie sie das näher aufschlüsseln.

Arbeitsplätze müssen familienfreundlicher werden

Dabei geht es wohlgemerkt nicht um verschiedene Berufe, wie der Arbeitsmarktforscher Merkl betont. „Stellen Sie sich zwei Vertriebsmitarbeiter vor: Der eine ist in seiner Firma für die Kunden in einem bestimmten Landkreis zuständig, der andere kümmert sich um internationale Kunden und muss ständig auf lange Dienstreisen – der Zweite bekommt in der Regel mehr Geld für seine Arbeit“, sagt er. Weil Frauen die zweite Art von Stellen eher meiden würden, liege ihr Gehalt im Durchschnitt niedriger.

Was übrigens auch kein gutes Leben sein muss bzw eins für das man gemacht sein muss. Ich kenne einige, die von Städten rund um die Welt den Flughafen, den Weg zu der Firma, die sie Beraten und das Hotel, in dem sie übernachten, kennen. Sicherlich wird es da einige geben, die das Ideal finden, aber bei vielen wird auch die Beziehung darunter leiden, Freundschaften etc.

Wie bedeutsam dieser Effekt ist, zeigt sich, wenn man die sogenannte bereinigte Lohnlücke betrachtet. Sie soll zeigen, inwiefern Männer und Frauen trotz gleicher Arbeit ungleich bezahlt werden. Dafür werden üblicherweise nur Menschen mit gleicher Qualifikation, gleichem Beruf und gleicher Branche verglichen. Das Ergebnis ist ein kleinerer Gehaltsunterschied, der oft als Hinweis auf eine Diskriminierung von Frauen gesehen wird. „Wenn wir nun auch noch darauf achten, wie sich Frauen bewerben, was maßgeblich mit den Arbeitsbedingungen zu tun hat, halbiert sich die bereinigte Lohnlücke in unserer Untersuchung“, sagt Merkl. Er vermutet, dass auch das Statistische Bundesamt zu anderen Zahlen käme, wenn es diesen Effekt mit seinen Daten auswerten könnte. Dem Amt zufolge lag die unbereinigte Lohnlücke in Deutschland zuletzt bei 18 Prozent und bereinigt bei 6 Prozent.

Natürlich bewerben sich Frauen nur nicht auf diese Stellen, weil das Patriarchat sie in die Mutterrolle zwingt und ihre internalisierte Frauenfeindlichkeit ihnen einredet, dass sie nicht gut genug dafür sind, sonst wären sie sofort dabei.

Frauen pendeln seltener

Studien aus anderen Ländern kommen zu ähnlichen Ergebnissen. So ergab eine Untersuchung in Frankreich, dass Frauen dort deutlich seltener als Männer bereit sind, weite Wege zu ihrem Arbeitsplatz zu pendeln. Allein das erkläre 14 Prozent der bereinigten Lohnlücke.

Eine Stunde hin, eine zurück, dazu noch ein Job, der auch mal 50 oder 60 Stunden die Woche kostet, dass kann bedeuten, dass man sich besser noch eine Wohnung vor Ort nimmt und dann zumindest Dienstag, Mittwoch, Donnerstag dort wohnt und das Wochenende bei der Familie. Aber selbst bei einer Standard 40 Stundenwoche sind lange Fahrtzeiten zur Arbeit natürlich eine deutliche Erschwernis und man wird dann eben die Kinder nicht mehr unbedingt ins Bett bringen können.

Daraus folgern die Forscher nicht, dass es kein Problem gebe oder die Frauen selbst schuld an ihrer schlechteren Bezahlung seien. Die Daten sollen vor allem Hinweise dafür liefern, wo man ansetzen muss, wenn man etwas ändern will. Eine Diskriminierung von Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts – die es sicher gibt – spielt aber offenbar eher eine untergeordnete Rolle. „In unserer Untersuchung sehen wir dafür keine Anzeichen“, sagt Merkl.

Wenn es keine Anzeichen für eine Diskriminierung gibt, dann sind die Frauen „selber schuld“. Oder anders ausgedrückt: Auch sie hängen vielleicht nur dieser merkwürdigen Idee an, dass Geld nicht das einzige bzw wichtigste Kriterium der Berufswahl ist und sie priorisieren andere Faktoren.

Wichtiger erscheint, dass Arbeitsplätze familienfreundlicher werden, soweit das möglich ist. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollten Arbeitgeber genau überlegen, ob etwa lange Arbeitszeiten bei einer bestimmten Aufgabe wirklich unvermeidlich sind oder ob sich da aus Gewohnheit eine Kultur des Lange-im-Büro-Seins entwickelt hat“, sagt der Wissenschaftler.

Lange Arbeitszeiten werden aus meiner Sicht unterschätzt. Es wird gerne dagegen gehalten, dass man sich nur so und so viele Stunden konzentrieren kann, aber viele Sachen, selbst in hochqualifizierten Jobs, sind auch einfach Tätigkeiten, bei denen man nicht absolut konzentriert sein muss. Mitunter ist es wichtig sich die Zeit zu nehmen, bestimmte Sachen einfach mal komplett durchlesen zu können, einfache Sachen abzuarbeiten, zu denen man sonst nicht kommt, sich in etwas reinzuarbeiten und nach Lösungen für bestimmte Probleme zu suchen bzw die Vorgänge besser verstehen zu wollen. Und mitunter ist das Gespräch, welches man dann abends noch extra führt, die Überarbeitung eines Vorganges bei dem man diesen noch einmal ganz durchgeht, dann einfach das, was die besseren Ergebnisse liefert. Oder die Besprechung, bei der man alles noch einmal durchkaut, bis keiner mehr es mehr sehen kann, damit man sicher ist, dass man es durchdacht hat und dann auch Antworten auf bestimmte Probleme hat, die man sonst nicht hätte.

Natürlich wird es auch Jobs geben, bei denen die Leute nur im Büro bleiben, damit die anderen sie dort sehen. Aber man kann mitunter gerade dann, wenn das Telefon abgeschaltet ist, mal ein paar Sachen in Ruhe machen.

Schließlich würde auch ein besseres Angebot für die Kinderbetreuung etwas ändern. Es ermöglicht Frauen offenbar nicht nur, überhaupt erwerbstätig zu sein, es könnte ihnen auch helfen, an die besseren Jobs heranzukommen – und so die Lohnlücke zu schließen. Das gilt zumindest so lange, wie eines unverändert bleibt: dass Männer sich für die Familienarbeit weniger verantwortlich fühlen als Frauen.

Erstaunlich, dass das immer so formuliert wird. Die Frauen bewerben sich nicht. Sie wollen die Jobs evtl gar nicht. Sie sind vielleicht ganz froh, die an einen Partner ausgelagert zu haben, der dann die Jobs macht, das Geld nach Hause bringt, während sie einen entspannteren Beruf haben, aber auch Zeit mit den Kindern.

 

Ressourcen und deren Auswirkungen auf die Attraktivität bei Mann und Frau

Eine interessante Studie aus dem Jahr 2017 zu der alten Frage, wie anziehend Ressourcen sind:

Parental investment hypotheses regarding mate selection suggest that human males should seek partners featured by youth and high fertility. However, females should be more sensitive to resources that can be invested on themselves and their offspring. Previous studies indicate that economic status is indeed important in male attractiveness. However, no previous study has quantified and compared the impact of equivalent resources on male and female attractiveness. Annual salary is a direct way to evaluate economic status. Here, we combined images of male and female body shape with information on annual salary to elucidate the influence of economic status on the attractiveness ratings by opposite sex raters in American, Chinese and European populations. We found that ratings of attractiveness were around 1000 times more sensitive to salary for females rating males, compared to males rating females. These results indicate that higher economic status can offset lower physical attractiveness in men much more easily than in women. Neither raters‘ BMI nor age influenced this effect for females rating male attractiveness. This difference explains many features of human mating behavior and may pose a barrier for male engagement in low-consumption lifestyles.

Quelle: Different impacts of resources on opposite sex ratings of physical attractiveness by males and females

Bei einer chinesischen Studie ist eine gewisse Zurückhaltung angebracht, weil es in China sehr üblich ist, dass ein Mann jedenfalls ein Haus mit in die Ehe bringen muss und dort die Frau dann nicht arbeitet. Das könnte die Ergebnisse natürlich beeinflussen. Es waren aber immerhin nicht nur Chinesen involviert:

111 males (Chinese: 47; European: 62, American 10). 196
female subjects (Chinese: 76; European: 92, American 28)

Zu den Ergebnissen:



Der Text dazu:

Figure 1. Relationship between annual income (log 10) and deviation of attractiveness score between images including and excluding annual income information in each population. The x-axis is the log10 annual income of Texas (Where we recruited the American population), Beijing (where we recruited the Chinese population), mean (log10 annual income) of log 10 annual income in Aberdeen and Lithuania (where we recruited
the European populations) and). The y-axis refers to deviation that using attractiveness score including annual income information minus attractiveness score excluding income. For male images, when the x changed by 1 (10 times change in annual income), the deviation will be changed by 1.5 in American , 2.6 in Chinese and 1.8 in European population respectively. For female image, the deviation will be changed by 0.2, 0.6 and 0.5 in American, Chinese and European population separately

Wie man sieht steigt auch bei Männern die Attraktivität mit dem Einkommen, aber weitaus weniger stark als bei den Frauen. Wenn ich es richtig verstehe, dann führt auch bei den Männern nur ein wesentlich geringeres Einkommen zu einer Abwertung, bei den Frauen ist die Abwertung deutlicher und hält auch länger an, während die Werte auch mit dem höheren Einkommen deutlicher steigen. Bei Europaern (was ja deutlich verschiedenere Länger umfasst als Amerika und auch ärmere und reichere) ist es den Männern noch egaler, den Frauen etwas weniger wichtig und bei den USA ist ein niedriges Einkommen der Frau fast neutral und ein höheres auch nicht so stark von Bedeutung, während bei Frauen doch noch ein deutlicher Abzug und Anstieg vorhanden ist.

Hier noch die gemeinsamen Daten:

Und der Text dazu:

Figure 2. Relationship between annual income (log 10) and deviation of attractiveness score between images including and excluding annual income information in all the populations (pooled sample). In pooled sample, for male images, when the x changed by 1 (10 times change in annual income), the attractiveness score will be changed by 1.92. For female image, it will be changed by 0.47. The salary effect is around 4 times (1.92/0.47) in male attractiveness than female

Der Trend zeichnet sich jedenfalls sehr deutlich ab.

Aus der Studie:

The focus by males on high consumption as a costly signal of resource availability may have some important consequences beyond the world of sales and marketing. In particular it may provide a barrier to reducing consumption as part of a low-consumption lifestyle (Brooks & Wilson, 2015) and stigmatization of low cost environmentally friendly behaviors. Men are currently less likely to embrace low-consumption sustainable products (Brough, Wilkie, Ma, Isaac, & Gal, 2016) and this is seen as a predominantly ‘feminine’ activity. This might be understood because demonstrations of low consumption may evoke low status which would be more important for male attractiveness than for females. On the other hand at some point the high cost of ‘green’ products may make them attractive to males as a mechanism to demonstrate wealth status (Griskevicius, Tybur, & Van den Bergh, 2010). This suggests encouraging males into low consumption lifestyles may require gender targeted marketing strategies that do not conflict with their desire to demonstrate mate value.

Auch ein interessanter Hinweis und wahrscheinlich auch ein Grund, warum die Grünen viele gut verdienende Wähler haben. Öko muss man sich leisten können.

Und die Beschränkungen der Studie:

 

Our study has several limitations. The ratings of attractiveness were made of twodimensional soft tissue DEXA images which is clearly not a real world scenario.  raters were all relatively young and hence the focus on resources may not generalize to other ages. Subjects had to rank the images, which precluded them rating individuals as equally attractive. However, in a previous study we compared rankings with ratings and these were not significantly different (Wang et al., 2015). Another limitation that we did not exclude anyone according to their sexual orientation that may influence the analysis. Moreover, subjects were told directly what the salaries of the people in the images were and such information is likely to also not be directly available in most real world situations. The range of salaries we used and the range of levels of attractiveness were bounded and hence we cannot rule out the possibility that outside these limits the effect of salary on attractiveness wanes. That is it may be possible to be so unattractive that no level of salary can compensate, or so beautiful that salary also cannot improve on perfection. Already the effect is non-linear (linear against logged salary) and hence progressively greater and greater sums are necessary to achieve the same marginal improvement in attractiveness. The sample of subjects from the USA was also relatively small when compared with the other countries. Any differences between the US and the other countries may then be an artefact of the low sample size. In conclusion, we found that females were four times more sensitive than males to economic status cues when rating opposite sex attractiveness. This effect was not modulated by the raters’ BMI or age. The disparity underpins large sex differences in human mating behavior, with implications for marketing and sales strategies, and has wider consequences for example in adoption of sustainable lifestyles.

Es hat insbesondere auch weitreichende Folgen in Bezug auf die Jobwahl, den Gender Pay Gap und die Motivation von Leuten für viel Gehalt viel zu investieren.

siehe auch:

Frauen beziehen den ökonomischen Status bei der Bewertung sexueller Attraktivität deutlich stärker ein als Männer

Die Frauenquote als „Einstiegsdroge“, das Interesse von weiblichen Führungskräften an einer Erhöhung des Frauenanteils und Gleichstellung ohne eigene Verantwortung

Crumar schreibt in einem Kommentar:

Du verstehst nicht, dass die feministischen Forderungen lediglich eine EINSTIEGSDROGE sind.

Was C. v. B. schreibt ist: Na gut, jetzt gibt es die Quote bei den Aufsichtsräten, aber wir brauchen noch die für Vorstände und das Top-Management.
Und wenn man beides hat wird man feststellen, dass NACHHALTIG die Quote nur wirkt, wenn alle anderen Positionen darunter EBENFALLS quotiert sind.

Denn a. irgendwie müssen ja Frauen sich für die Führungspositionen qualifizieren, auf die sie dann (zwangsläufig) gelangen.
Und b. braucht man für Frauen in Branchen mit niedrigem Frauenanteil den eingebauten Fahrstuhleffekt, den die Parteien jetzt schon aufweisen.
Wie ich schon mehrfach geschrieben habe: Ist dieser Fahrstuhleffekt erst einmal installiert, der dem Gejammer über den niedrigen Anteil von Frauen an Organisation/Institution X folgt, tun die so installierten Frauen NICHTS, um den Frauenanteil weiter zu erhöhen. Erstens würden sie sich dann weibliche Konkurrenz ins Haus holen und zweitens wäre das (moralische) Druckmittel weg.

Was hier selten beachtet wird: In den DAX-Unternehmen sind ca. 30% der Beschäftigten weiblich.
Aber eben nicht gleich verteilt, sondern mit den üblichen Geschlechterpräferenzen – das reicht von 50% Frauenanteil bei Banken und Versicherungen zu 15% (und niedriger) in den Bereichen Maschinenbau, chemische Industrie, Automobile, Software bspw.

Während man bei Banken und Versicherungen demnach tatsächlich davon ausgehen kann, dass Frauen eine höhere Beteiligung an den Top-Positionen zusteht, ist es bei Software, Maschinenbau, Automobilen etc. eben nicht so.
Eine Quote von 30% in diesen Bereichen VERDOPPELT demzufolge deine Chance als Frau einen Führungsposten zu erhalten. Das ist der Sinn der feministischen Sprachhypnose, die mit dem Begriff „Repräsentanz“ einhergeht.

Es meint nie die „Repräsentanz“ von Frauen gemäß der realen Verteilung der Geschlechter nach Beschäftigten einer Branche, sondern ist eine hypothetische Größe, die Entscheidungen der Geschlechter für eine Branche qua Ausbildung völlig ignoriert.
Ein weiterer sprachhypnotischer Begriff ist der der „Geschlechtersegregation“ auf dem Arbeitsmarkt, der suggeriert, die Geschlechter hätten nicht qua *eigener Präferenz* entschieden, sondern wären eben „segregiert“ WORDEN. Very tricky.

Das geniale an der feministischen Strategie ist zweierlei: Allein durch ihre biologische Existenz steht Frauen die gleichberechtigte Teilhabe an ALLEM ZU.
Das ist der feministische Sinn des Begriffs „Repräsentanz“ – equality of outcome.
Nächster Trick: Sie selber sind aber für das Erlangen der Teilhabe weder verantwortlich, noch dafür zuständig. Ist die Teilhabe demzufolge nicht gewährleistet, ist dies nicht nur eine Diskriminierung von Frauen, sondern alle MÄNNER sind dann aufgefordert, dies zu ermöglichen.

Es handelt sich hier letztendlich um das Modell der (bürgerlichen) Ehe, das auf die gesamte Gesellschaft ausgewalzt wird: Egal wie es zustande gekommen ist, die Hälfte des „Familieneinkommens“ steht der Frau gesetzlich zu. Nichts zeigt die Voraussetzungen eines *bürgerlichen* Feminismus deutlicher auf; diese Grunderfahrung ist der „default“ seiner Wahrnehmung und seiner Ideologie.
Ich will das noch einmal verdeutlichen: Equality of outcome ist nicht etwa eine Erfindung der Linken, sondern eine ganz ordinäre Erfahrung bürgerlicher Frauen in der bürgerlichen Institution der Ehe – egal welchen Beitrag sie selber in dieser Institution für diese Institution geleistet hat, die RESULTATE stehen ihr zur Hälfte zu.

Zu meiner politischen Einschätzung: Wir haben hier eine (feministische) Entrismus-Strategie vorliegen, die zunächst insbesondere auf das einsickern in ehemalige Staatskonzerne bzw. Konzerne abzielt, in denen der Staat, die Kommune noch Anteile hält. Schließlich auf solche, die im weitesten Sinne „Tech“-Konzerne sind. Die bevorzugte Behandlung von Frauen in unmittelbar staatlichen Institutionen (öffentlicher Dienst) ist ja bereits durchgesetzt.

Dies wiederum hat damit zu tun, dass das „Frauenboot“ rappelvoll ist – Frauenanteile von 70-85% in bei Frauen beliebten Fächern sind schlicht schwierig steigerbar.
Nachdem die erste feministische Strategie darauf abzielte, Frauen als besondere soziale, Männer als asoziale Wesen zu verkaufen – was natürlich mit den Qualifikationen zu tun hatte, die diese Frauen erworben haben – und damit die männliche Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen, muss sich die Strategie nun ändern.

Zufriedenheit mit dem Job nach Beförderungen bei Männern und Frauen

Frauen scheinen nach einer Beförderung eher unzufriedener zu sein als vorher:

Aus dem dort zitierten Arit

I also wanted to see whether the effect of promotions to upper management was different from that of promotions to lower-level management, so I ran the analysis again. I found that for men promoted to both lower- and upper-management positions, the effect of promotion on job satisfaction is positive. It remains positive and significant beyond the promotion year.

The results for women were markedly different: Women promoted to lower management do not see a positive change in their job satisfaction; rather, their job satisfaction remains relatively flat during the promotion period and in the post-promotion period. In contrast, women promoted to upper-management see a significant decrease in satisfaction after the first year.

(…)

The disenchantment of women with their managerial job experience has troubling implications for organizations. To the extent that women’s satisfaction with their jobs deteriorates after managerial promotions — while the job satisfaction of their male peers increases — women are less likely to further consider top managerial jobs, thus reducing the pool of female talent for upper management. Moreover, because prospective job candidates form ideas about their fit with a job based on interactions and comparison with demographically similar groups, if women aspiring to a managerial career perceive that managerial promotions lead to lower job satisfaction they are less likely to apply for any managerial position.

Mir würden verschiedenste Gründe einfallen:

  • Status ist für Männer attraktiv, für Frauen erhöht es die Attraktivität nicht
  • Höhere Jobs verlangen üblicherweise einen höheren zeitlichen Einsatz und sind üblicherweise mit einer Reduzierung des Privatlebens verbunden. Vielleicht trifft dies Frauen häufiger, auch weil sie in anderen Studien weniger Arbeitsstunden und weniger stressiges Umfeld wichtiger finden als Männer, die dagegen auf Status und Anerkennung aus sind.

Die Grafik zu letzerem aus dieser Studie:

 

Arbeitsstunden Bereitschaft idealer Job

Arbeitsstunden Bereitschaft idealer Job

Interessen und Arbeitsbereiche

Interessen und Arbeitsbereiche

 

Die dortigen Differenzen passen eigentlich sehr gut dazu, dass Frauen unzufriedener und Männer zufriedener sind. Männer können mehr von dem, was sie wollen, in einem Führungsjob  umsetzen.

„Männer wollen viel Geld verdienen und sind bereit dafür viele Stunden zu arbeiten, Frauen eher nicht“

In einem interessanten Artikel beschwert sich der Autor, dass Männer zu besessen von Arbeit und Geld sind:

The wage gap at the top is the sum of many cultural forces, including discrimination at work and an expectation that new moms stay home while high-earning dads get back to work. But it is also the result of a subtler cultural force—a values gap. Among equally smart men and women, men, on average, gravitate toward making as much money as possible and working long hours to do it. Women, on average, do not.

Das deckt sich mit den Ergebnissen dieser Studie zu mathematisch hochbegabten Menschen und deren Leben.
Es passt auch wunderbar dazu, dass Status- und Ressourcenaufbau für Männer wichtiger ist, weil beides in ihre Attraktivität einfließen kann und sexuelle Selektion demnach für sie den Erwerb dieser interessanter macht.

Even before men and women enter the workforce, researchers see this values gap and its role in the pay gap. A new study of several hundred NYU undergrads (elite students, not average 20-year-olds) found that young men and women with similar SAT scores express starkly diverging visions of their ideal job. Young female students, on average, say they prefer jobs with more stability and flexibility—“lower risk of job loss, lower hours, and part-time option availability”—while male students, on average, say they prefer more earnings growth, according to researchers Matthew Wiswall, at Arizona State University, and Basit Zafar, of the Federal Reserve Bank of New York. The qualifier “on average” is important here. Genders are not uniform blocs. Some women are more interested in being millionaires than some men; some men are more interested in working part-time than their female friends.

Die verlinkte Studie ist die falsche.
Es scheint mir aber diese hier zu sein:

We use a hypothetical choice methodology to estimate preferences for workplace attributes from a sample of high-ability undergraduates attending a highly selective university. We estimate that women on average have a higher willingness to pay (WTP) for jobs with greater work flexibility and job stability, and men have a higher WTP for jobs with higher earnings growth. These job preferences relate to college major choices and to actual job choices reported in a follow-up survey four years after graduation. The gender differences in preferences explain at least a quarter of the early-career gender wage gap

Quelle: Preference for the Workplace, Investment in Human Capital, and Gender

Das wäre ja schon ein sehr großer Anteil, der in bisherigen Berechnungen noch nicht einmal erfasst ist.

Weiter aus dem Artikel:

Students’ values shape their majors and their jobs. Those who want to make a lot of money (on average, more men) are more likely to major in economics or business; men are more than 50 percent more likely than women to major in economics at every Ivy League university. Those who prize flexibility and accept lower pay (on average, more women) are more likely to be in the humanities. When Wiswall and Zafar followed up several years later, they discovered that college values predict first jobs: “Students with strong preferences for flexible hours and distaste for hours” were more likely to be in jobs with flexible hours and fewer hours.

Young American men’s preference for risk and reward has been established in other research. In a 2005 study from Stanford University, men and women solving math equations for money in a university lab were given the option to complete the problems in a tournament, where they had a smaller chance of winning but a higher potential reward. Men were twice as likely as women to enter the tournament—73 percent compared to 35 percent—and many who entered the tournament won less money. The study’s conclusion: Women sometimes shy away from competition, but also, “men compete too much.”

Was dann auch dazu führen kann, dass Männer sowohl an der Spitze als auch am „Boden“ häufiger vertreten sind. Für die, die besser abschnitten, ist es eben relativ egal, ob andere Männer schlechter abschnitten. Die Gruppe Mann besteht eben aus Einzelmitgliedern, die jeweils Erfolg haben wollen und nicht auf die Gruppe abstellen.

When Harvard Business School surveyed 25,000 of its male and female graduates, it found that high-achieving women failed to meet their career goals. At graduation, most women said they expected “egalitarian” marriages, where both spouses’ careers were taken equally seriously, but several years later, more women had deferred their husbands’ careers. This study, and others, suggest that while married couples often make work-and-home decisions as a unit, the cultural expectation that men be the top providers proves to be an insurmountable force, even (or especially) among the best educated households.

Auch da nichts neues.

Auch das Folgende ist noch interessant:

Rich American men, by comparison, are the workaholics of the world. They put in significantly longer hours than both fully employed middle-class Americans and rich men in other countries. Between 1985 and 2010, the weekly leisure time of college-educated men fell by 2.5 hours, more than any other demographic. „Building wealth to them is a creative process, and the closest thing they have to fun,” the economist Robert Frank wrote.

Auch das ist etwas, was unterschätzt wird. Erfolg ist eben nicht einfach Privileg, sondern oft harte Arbeit. Im Gegenzug wird in dem Artikel angeführt, dass Frauen häufig die tatsächlich glücklicheren sind.

Auch diese Stelle fand ich noch interessant:

Meanwhile, in the U.S. economy, women are twice as likely to work part-time than men—26 percent to 13 percent. This ratio holds for even high-paying jobs. A 2016 report from the health site Medscape found that female doctors were twice as likely to work part-time as their male peers.

In Deutschland ist meines Wissens die Quote der halbtagsarbeitenden Frauen noch höher oder nicht? Wer zahlen hat: Gerne in den Kommentaren.

Zu den Ursachen des „Value Gap“

It’s hard to identify the root causes of the values gap. Are women averse to high-risk, high-reward professions because they expect, from an early age, that these career paths are barricaded by discrimination? Maybe. Are women less interested in working more hours because pay disparities mean that the marginal hour worked earns them less money? Maybe. Are subtle and hard-to-measure cultural expectations nudging young women toward jobs that would offer flexibility (to care for kids they don’t yet have) while pushing men toward high-paying jobs (to provide for that family they don’t yet have)? Maybe. Are part-time female workers in the U.S. happier at work because their husbands are the primary breadwinners, and they don’t feel a similar burden at the office? Maybe. In addition to these cultural factors, are there biological factors that, for better and worse, make men more likely to seek out risks? Maybe.

Den aus meiner Sicht wesentlich wahrscheinlicheren Grund, nämlich Evolution, spricht er leider nicht an.

But something else is clear: There is a workaholic mania among educated wealth-seeking American men, who seem uniquely devoted to working any number of hours to get rich. Remember the lesson of the Stanford study: Sometimes, the winners of a tournament are the ones who choose not to enter it.

Ist das jetzt eigentlich ein positiver Artikel, der Männer daran erinnert, dass sich das Leben sich nicht nur um Arbeit dreht oder ein negativer Artikel, der Männer für ihre Arbeit basht?

„Sei erfolgreich, aber nicht zu erfolgreich“ als Rat an Frauen

In einem kürzlich verlinkten Video kam der Vorhalt, dass man Mädchen / Frauen raten würde, dass sie nicht zu erfolgreich sein sollten, weil das eben nicht gut bei Männern ankommen würde. Es war einer dieser „Die Geschlechterrollen halten Frauen klein, auch weil das männliche Ego so zerbrechlich ist“- Vorhalte, wie sie aus dem Feminismus gerne kommen.

Ich habe es auch schon häufiger gerade auf amerikanischen Seiten in dieser Art gelesen.

Das bringt mich zu bestimmten Fragen:

1. Ist es etwas, was man tatsächlich zu Frauen sagt?

Ich habe so etwas noch nicht in der Form gehört, aber das kann natürlich daran liegen, dass ich eben auch keine Frau bin und man es eher in stiller Minute sagt.

Was ich kenne sind Vorhalte, dass sie nicht vergessen soll, dass „die Uhr tickt“ und es irgendwann zu spät für Kinder ist. Auch gehört habe ich den Ratschlag, sich doch zB auf eine Stelle im öffentlichen Dienst zu bewerben. Oder jedenfalls auf eine etwas ruhigere Stelle. Das sei familienfreundlicher, später wenn sie Kinder hat. Das wird von der jüngeren Frau meist abgetan mit dem Hinweis, dass sie das auch so schaffen. Sind die Kinder da erfolgt dann sehr häufig der Wechsel auf eine ruhigere Stelle, mit Aussagen wie „Das Kind hat jetzt einfach Priorität“.

Die Aussage in Bezug auf Männer hingegen hörte ich noch nicht.

2. Wäre es ein guter Rat

Ein wenig dazu habe ich ja schon oben gesagt. Viele Frauen finden denke ich einen „Karrierejob“ als sehr einschränkend, weil er oft mit einem sehr hohen Zeiteinsatz verbunden ist. Die meisten Frauen wollen, gerade wenn Kinder da sind, nicht eine 50-60 Stundenwoche im Büro haben und ihr Kind im wesentlichen fremdbetreuen lassen.

In Bezug auf Männer ist es relativ. Frauen haben eben den Nachteil, dass eine hohe Machtposition mit viel Status sie für Männer nicht interessanter macht, wohingegen Männer in solchen Positionen für Frauen interessanter werden. Wenn Frauen dann einen Mann mit zumindest gleicher Position haben wollen, dann stehen sie in einer harten Konkurrenz, weil es wenige Männer in hohen Positionen gibt und viele Frauen sie zumindest attraktiver finden als ohne diese Position.

Dazu kommt sicherlich auch, dass Männer wissen, dass viele Frauen einen Mann wollen, der zumindest eine gleiche Position hat, wenn nicht besser.  Was dann dazu führt, dass man sie eher nicht anspricht, weil man meint, dass der eigene Status zu niedrig ist. Man sieht es auch gerade bei einer Beziehung als höheres Risiko eines Scheiterns und ist insofern vorsichtig.

Ist es insofern ein guter Rat? Das kommt darauf an, was man will. Einer hübschen Frau wird es leichter sein, beides zu vereinbaren und dabei einen für sie interessanten Mann zu finden. Eine Frau, die sich auch mit einem niedrigeren Status ihres Partners anfreunden kann und ihm dabei das Gefühl geben kann, dass er für sie einen hohen Status hat, wird auch damit zurechtkommen. Aus meiner Sicht sollte sich eben jede Frau überlegen, wie sie sich ihr Leben vorstellt und wie viel Zeit sie in was investieren will. Dazu wird bei Frauen auch eine andere Form der Kinderplanung gehören, gerade wenn sie welche haben will und mit diesen relativ viel Zeit verbringen will.

3. Was wäre das Äquivalent, was man zu einem Jungen /Mann sagt?

Was wäre dann wohl das Gegenstück dazu, welches man entsprechend einem Jungen /einem Mann mit auf dem Weg geben würde?

Meine Idee wäre:

Genieße das Leben, aber genieße es nicht zu viel

Eben der Hinweis, dass er an seiner Karriere arbeiten soll, besser etwas erreichen sollte, damit sein Leben passt. Wo eine Frau als „Plan B“ eben noch einen gut gestellten Mann heiraten kann und dann auf Teilzeit und Mutter umschalten kann, hat ein Mann diese Option nicht.