Erhalten Frauen weniger Schuldzuweisungen als Männer? Zuschreibung von Ergebnissen in einem prosozialen Umfeld

Über Arne bin ich auch diese interessante Studie gestoßen:

We examine gender biases in the attribution of leaders’ outcomes to their choices versus luck. Leaders make unobservable investment choices that affect the payoffs of group members. High investment is costly to the leader but increases the probability of an outcome with a high payoff. We observe gender biases in the attribution of low outcomes. Low outcomes of male (female) leaders are attributed more to their selfish decisions (bad luck). These biases are driven by male evaluators. We find no gender differences in the attribution of high outcomes.

Quelle: Do women receive less blame than men? Attribution of outcomes in a prosocial setting

Also in der Übersetzung:

Wir untersuchen geschlechtsspezifische Verzerrungen bei der Zuschreibung der Ergebnisse von Führungskräften auf ihre Entscheidungen und nicht auf Glück. Anführer treffen unbeobachtbare Investitionsentscheidungen, die die Auszahlungen der Gruppenmitglieder beeinflussen. Hohe Investitionen sind für die Führungskraft kostspielig, erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses mit hoher Auszahlung. Wir beobachten geschlechtsspezifische Verzerrungen bei der Zurechnung von schlechten Ergebnissen. Niedrige Ergebnisse von männlichen (weiblichen) Anführern werden eher auf ihre egoistischen Entscheidungen (Pech) zurückgeführt. Diese Verzerrungen werden von männlichen Bewertern verursacht. Wir finden keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Zuschreibung von hohen Ergebnissen.

Also: wenn etwas schief geht, dann ist es bei Frauen eher Pech, bei Männern eher ihre Schuld, da sie egoistische Entscheidungen getroffen haben. Bei guten Ergebnissen hingegen gibt es keine unterschiedlichen Zuschreibungen.

Aus der Studie:

Fig. 1. Evaluators’ posterior beliefs that the leader has chosen high investment against Bayesian posteriors, by the leader’s outcomes. (a) Low outcomes, (b) High outcomes.

Aus der Studie:

Fig. 1 shows evaluators’ posterior beliefs given a low outcome (panel a) and a high outcome (panel b) against the Bayesian posteriors beliefs as derived using evaluators’ prior beliefs. In each panel, we present the graphs separately for male leaders (gray solid line) and female leaders (black dotted line). The dashed 45° line represents the situation where evaluators’ posteriors fully coincide with the Bayesian benchmark. The graphs are plotted based on the estimates reported in Table B1 of the Online Appendix (see, e.g., Eil and Rao 2011 for a similar estimation approach).

The figure reveals several key insights. First, evaluators generally do not conform to the Bayesian benchmark, as evidenced by departures from the 45-degree line in both panels. Second, panel (a) reveals that while evaluators’ posterior beliefs for low outcomes are lower than those predicted by Bayes’ rule for both male and female leaders, their posterior beliefs for male leaders are much lower than those for female leaders (p-value = 0.067 in column 4 of Table B1). Third, panel (b) reveals that evaluators’ belief-updating patterns in response to high outcomes are almost identical between male and female leaders. We investigate these findings further by estimating Eq. (3), which allows us to disentangle whether departures from the Bayesian benchmark are driven by evaluators’ treatment of their prior beliefs and/or their treatment of the leader’s outcomes.

Und aus den Ergebnissen:

In environments where the outcomes of leaders are determined by a combination of luck and unobservable actions, are outcomes of male and female leaders attributed differently by their evaluators? We answer this question in an environment where the actions taken by leaders affect both their own welfare and those of the group members (evaluators). Such environments are pervasive in many real-world settings both in the public and private domain. Gender biases in evaluations may emerge in these situations if, for example, women are expected to behave in a more prosocial manner.

We find an asymmetry between the evaluation of high outcomes and low outcomes. High outcomes of male and female leaders are not treated differently, suggesting that men and women are deemed to be equally altruistic (but less so than what a Bayesian would believe) after observing a high outcome. However, while the low outcomes of male leaders are attributed more to their selfish decisions, those of female leaders are attributed more to bad luck. Hence, in the case of failure, men are assigned more blame than women for being selfish. This is despite the fact that there are no gender differences in the evaluators’ prior beliefs about male and female leaders’ prosocial preferences. That is, evaluators start from a gender-neutral position, but they update their beliefs differently based on the gender of the leader when they observe a low outcome.

We find that this gender bias in the evaluation of low outcomes is driven by male evaluators and potentially, by evaluators who are prosocial. One interpretation of these results is that male evaluators may see the need to treat female leaders more favorably, thus giving them a greater benefit of the doubt in the face of failure. Interpreted in this way, one possible explanation for our findings is benevolent sexism (Glick and Fiske, 1996). Unlike hostile sexism, benevolent sexism tends to lead to behaviors toward women that are often characterized as prosocial.22 However, such biases in the evaluation process may still lead to adverse outcomes for women. For example, gender biases in evaluations that favor women may hinder the development of their careers and increase the possibility of backlash against female leaders in the long run.23 In general, gender biases are important to understand because they may lead to distortions in the incentives provided to all decision makers in positions of power (male and female) and may harm the future actions taken by them. Future research can shed light on the distortionary impact that such gendered evaluations can have on decision making by leaders and the consequent labor market outcomes.

Interessanterweise liegt es also an den Männern, dass die Bewertung abweicht. Frauen werden von Männern insofern großzügiger behandelt und es wird ihnen eher Pech zugestanden.

Das wird hier dem „benevolent Sexism“ zugeordnet, mir würde es passender erscheinen darauf abzustellen, dass Männer sich im Bezug auf Männer eher in intrasexueller Konkurrenz befinden und sich netter gegen Frauen verhalten wahrscheinlich eher evolutionäre Vorteile gebracht hat.

Passt insofern aber gut zu „Weibliche Unterverantwortlichkeit (Female Hypoagency) und männliche Hyperverantwortlichkeit (Male Hyperagency)

Arne schreibt: „Männliche Chefs werden Opfer von „wohlwollendem“ Sexismus“. Aber tatsächlich sind natürlich die Frauen hier die Opfer des wohlwollenden Sexismus, denn die Ansicht, dass sie nur Pech hatten mag positiv klingen, letztendlich nimmt man sie aber damit nicht im gleicher Weise ernst wie die Männer und das ist natürlich schlecht.

„Wohnung gegen Sex: Wie Vermieter versuchen, Frauen auf Wohnungssuche auszunutzen“

Gerade wieder über einen Artikel gestolpert, bei dem ich mich frage ob der geschrieben wurde, weil man weiß, dass Sex Klicks bedeutet und er zu einem wolligen Gruseln einlädt oder ob so etwas ernst gemeint sein kann:

Im August hatte Laura angefangen, erneut nach einem WG-Zimmer zu suchen. In ihrer damaligen WG kam sie nicht gut mit ihren Mitbewohnern zurecht – sie beschloss also, sich vor Beginn des zweiten Jahres ihres Masterstudiums nach einer Alternative umzusehen. Bei ihrer Suche stieß sie auf der Plattform wg-gesucht.de auf ein Angebot, das fast zu gut schien, um wahr zu sein: ein 15 Quadratmeter großes möbliertes Zimmer in einer frisch sanierten Drei-Zimmer-WG in der Nähe des Rosa-Luxemburg-Platzes. Die Miete: nur 390 Euro warm.

Der Grund wurde im Kleingedruckten deutlich. „Wir wollen in einer kinkfreundlichen, offenen Umgebung leben“, hieß es. Wer nicht damit einverstanden sei, solle sich nicht melden. Laura ließ sich davon zunächst nicht abschrecken; schließlich beschreibt sie ihr Sexualleben als „offen und aktiv“. Sie antwortete auf die Anzeige, die von einem Mann erstellt wurde, der sich einfach James nannte. Er fragte nach Lauras Handynummer, sie nahmen über WhatsApp Kontakt auf und telefonierten zu dem Angebot.

Erst dann wurde alles richtig eindeutig. „Er erzählte mir immer wieder, worauf er steht und was er von mir erwarten würde, wenn ich einziehen würde“, sagt Laura. James stand offenbar auf sexuelle Dominanz und wollte eine Mitbewohnerin, die seine Wünsche erfüllt, wann immer er möchte: Zum Beispiel, dass Laura mitmachen müsste, sollte er eine andere Frau in die Wohnung zum Sex einladen. Sie legt den Screenshot einer seiner SMS vor. Er schreibt: „Ich erwarte von Dir, dass Du mich jeden Tag mit Oralsex begrüßt, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.“

Im Normalfall hätte die Miete für das Zimmer 500 Euro gekostet – aber es gab keine Möglichkeit, die volle Miete zu zahlen und den Sex zu vermeiden. Es gab nur die reduzierte Miete und die Vereinbarung, auf der James bestand – oder gar nichts.

Okay, relativ klar, dass das nur etwas für Extremfälle ist.

Aber der nächste Satz:

Laura sagt, langsam wurde ihr diese Vereinbarung „eklig“. Aber sie war immer noch nicht dagegen, die Wohnung zu besichtigen:

Ernsthaft?

Ab welchem Verlauf des Gesprächs wird die Frau hier von einer Frau, die ihn zurecht ekelig finden kann zu einer Frau, die sich nicht mehr wirklich beschweren kann, dass er so weitermacht.

Auf mehr als 60 Anfragen zu Wohnungsanzeigen hatte sie nur sechs Antworten bekommen – und eine davon war von James. Doch dann legte er seine Bedingungen für die Besichtigung vor. „Er meinte, wir sollten bei dem Termin ein paar Dinge im Schlafzimmer ausprobieren“, sagt Laura, „damit er feststellen könne, ob ich nur verzweifelt nach einer billigen Wohnung suche. Wie bei einem Casting.“ Kondome wären dabei auch nicht infrage gekommen, sagt Laura; das hatte James schon diktiert.

Klingt wie in einem billigen 50 Shades Roman, auch wenn dafür Hauseigentümer in Berlin vielleicht nicht ganz ausreicht um den Milliardär zu ersetzen.

Das ging ihr zu weit, sie sagte den Termin ab.

Das ging ihr also zu weit.

James versuchte immer noch, sie zu überreden, die Wohnung trotzdem zu besuchen – um zu sehen, was passiert. Letztendlich antwortete sie nicht mehr auf seine Nachrichten. „Das ist wirklich ein Ausnutzen von anderen Menschen – gerade jetzt, wo so viele eine Wohnung suchen“, sagt Laura. „Stell dir vor – ich gehe dorthin, wir versuchen es mit Sex, und dann heißt es einfach: Nein, du kriegst das Zimmer nicht. Aber du kannst dich dann kaum beschweren, denn du hast ja offensichtlich zugestimmt.“

Da hat sie recht, da kann man sich in der Tat dann nur noch bei sich selbst beschweren.

 

„Friedensverträge halten eher 15 Jahre, wenn Frauen an den Gesprächen beteiligt waren“

Die in der Überschrift genannte These geistert immer wieder durch die Presse und verschiedenste Diskussionen.

Heiko Maas hatte darauf hingewiesen:

Und die Grünen hatten es ebenso in ihr Programm aufgenommen:

Auch bei Friedensverhandlungen sollten Frauen eine wichtigere Rolle spielen, findet Fraktionsvize Agniezska Brugger, die den Antrag mit geschrieben hat. „Nur acht von hundert Stühlen an den Tischen bei Friedensverhandlungen sind von Frauen besetzt“, moniert sie. Dabei sei es „weder gerecht noch klug, wenn immer nur diejenigen, die die größten Waffen haben und das größte Leid verursacht haben, über die Nachkriegsordnung entscheiden.“ Außerdem gelte: „Wer nachhaltigen Frieden und Stabilität möchte, muss Frauen viel stärker an der Lösung von Konflikten beteiligen.“

Verteidigungsexpertin Brugger bezieht sich dabei auf eine Studie des International Peace Instituts aus New York, einer renommierten Denkfabrik. Der Studie zufolge ist es 35 Prozent wahrscheinlicher, dass Friedensverträge 15 Jahre halten, wenn Frauen an den Gesprächen beteiligt waren.

Die Studie ist aber natürlich keine Studie. Es ist lediglich eine Schrift, die das Peace Institut herausgegeben hat

Immerhin findet sich dort in der Tat der Hinweis auf eine andere Publikation, die diese Zahlen enthalten soll.

Aus der Schrift des Peace Instituts:

New statistical analysis by researcher Laurel Stone suggests that women’s participation has a positive impact on the durability of peace agreements. (Fußnote 63) By measuring the presence of women as negotiators, mediators, witnesses, and signatories to 182 signed peace agreements between 1989
and 2011, and the length of time that a peace agreement lasted, Stone concluded that women’s participation had a statistically significant, positive impact on the duration of peace when controlling for other variables (see Annex II) (Fußnote 64). When women are included in a peace process, the peace agreement that results is 20 percent more likely to last at least two years. Women’s participation has an even greater impact in the longer term: an agreement is 35 percent more likely to last for fifteen years if women participate in its creation
(figure 1).

Und die Grafik 1 gibt dies auch entsprechend wieder:

Friedensverhandlungen Frauen Beteiligung

Die Fußnoten zu diesem Abschnitt sind allerdings sehr interessant:

63 This section shares the unpublished work of Laurel Stone, research associate for policy studies at University of Notre Dame’s Kroc Institute for International Peace Studies. Details of Stone’s statistical analysis and methodology can be found in Annex II.

Also eine Arbeit, die bisher, obwohl sie von 2014 ist, nicht in einer peerreviewten Fachzeitschrift veröffentlicht werden konnte, wenn ich es richtig sehe.

Die zweite Fußnote macht deutlich, dass die Aussagekraft zum genauen Einfluss von Frauen relativ gering ist:

64 Given the lack of nuanced data available about the exact nature of women’s participation across this relatively large sample of peace processes, this analysis has limitations: it does not incorporate levels of influence, adjust for the number of women participating in a process, or distinguish between the relative merit of oneform of participation over another. See Annex II for more details

Demnach wurde einfach nur geschaut, inwiefern Frauen bei den Verträgen in irgendeiner Form beteiligt waren, und zwar als Verhandler, Mediator, Zeuge oder Unterschreibender.

Damit kann man eine These nach der eine stärkere Beteiligung der Frauen an den Vertragsverhandlungen den Frieden stützt sicherlich nicht als erwiesen ansehen.

Das Workingpaper findet man hier Sci-hub

Aus der Studie:

the 156 peace agreements analyzed in this study, 25.3% included women as participants. This is actually a surprisingly high percentage considering the commonly reported low levels of female representation. One reason for this percentage could be that reports, like those from UN Women, measure the number of female participants as compared to male participants; whereas, this study did not count the actual number of women present in any given peacemaking process, instead simply coding for female presence or absence.

Also nur ein Viertel der Friedensschlüsse hatten eine weibliche Beteiligung irgendeiner Art.

Interessant ist die Fallliste am Ende. Dort sieht man, dass ein Großteil der Konflikte afrikanische bewaffnete Konflikte waren, aber eben auch etwa das „Good Friday Agreement“ zwischen der UK und Nordirland. Ich kann mir vorstellen, dass bei dem „Good Friday Agreement“ eher Frauen anwesend waren als bei dem Waffenstillstand in Burundi 2002, in dem Konflikt zwischen Hutu und Tutsi. 

Demnach sagt die Studie auch, dass einer der besten Indikatioren für einen nachhaltigen Frieden war, dass er zwischen Demokratien geschlossen worden ist und nicht etwa zwischen einem Staat und Rebellengruppen.

Gleichzeitig ist zu vermuten, dass an jedem Friedensschluss zwischen zwei Demokratien auch eher Frauen beteiligt werden und diese weitaus seltener anzutreffen sind, wenn Friedensverhandlungen zwischen Rebellengruppen und anderen Organisationen geführt werden. Denn bei den Rebellengruppen werden die Anführer auch meist Männer sein und sie haben weit aus weniger Möglichkeiten ein Wideraufflackern der Kämpfe zu verhindern, weil das nur erfordert, dass sich bestimmte Teile der Rebellen nicht an den Frieden gebunden fühlen.

Insofern vermute ich eher eine Umkehrung der Kausalität: Friedensparteien, die eher vernünftig sind und bei denen eine tatsächlicher Frieden absehbarer ist, nehmen eher Frauen mit bzw beteiligen diese eher. Gruppen, die unvernünftiger sind und bei denen die tatsächlichen Kämpfer verhandeln, werden seltener Frauen dabei haben.

 

„Wir Männer haben genug verbockt, jetzt sind andere dran“

Die Zeit veröffentlicht einen Artikel von Oskar Roehler, in dem dieser darauf hofft, dass Frauen endlich mehr machen.

Ich träume von einer Revolution; von einer behutsamen Übernahme durch einen sanften Feminismus. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein angenehmer Traum ist, aber er ist notwendig, um die Welt zu retten. Alle Gesellschaftsentwürfe der letzten Jahrhunderte sind gescheitert, männliche Eigenschaften und Strukturen haben dazu geführt, dass sich zerstörerische Systeme wie der Spätkapitalismus etabliert haben.

Gut das keine Frau jemals einen Kapitalismus unterstützt hat. Sie fliehen alle aus den kapitalistischen Ländern in möglichst unkapitalistische.

Und natürlich waren alle von Frauen bestimmten Systeme hoch erfolgreich. Die besten Gesellschaften, mit einem bequemen Leben und hohen medizinischen Standards und Wohlstand für alle wurden im wesentlichen von Frauen errichtet.

Wer würde nicht gern in einem Matriarchat leben? Niemand, außer denen, die nicht anders können? Oh, wie sexistisch

Aber dafür haben sich ja ansonsten überall feministische nicht spätkapitalistische Ländern durchgesetzt, weil sie so ein gutes Leben bieten. Also auf in diese! Ach, gibt es gar nicht. Was für ein schlechter Start.

Die Welt muss weiblich werden – mir fällt nichts anderes ein, was die Welt zum Positiven verändern könnte. Umweltschutz und Tierschutz würden dann ernst genommen, ein neues Gemeinschaftsgefühl würde entstehen und der Spätkapitalismus in seine allerletzte Phase übergehen und sich auflösen.

Noch nicht einmal die meisten Frauen wollen die Grünen an der Macht sehen. Die allermeisten Frauen wählen die CDU. Und Umweltschutz und Tierschutz sind auch bei Frauen nur dann hoch im Kurs, wenn sonst alles in Ordnung ist, wenn man also in einer Welt lebt, in der bereits der durch den Spätkapitalismus verursachte Wohlstand herrscht.

Ein sichtbarer und spürbarer Unterschied zwischen Männern und Frauen zeigt sich in der Reaktion auf Tierfilme: Meine Frau weint nicht nur jedes Mal, wenn ein verhungernder Eisbär gezeigt wird, der Anblick prägt ihr Weltbild und ihr Verhalten so stark, dass sie, anders als ich, bereit ist, sich von bequemen Gewohnheiten zu verabschieden und zum Beispiel keine Plastiktüten mehr zu benutzen. Frauen können viel asketischer und disziplinierter sein, wenn es darauf ankommt.

Aber sie können auch beliebig viele Billigschuhe und Billigmode kaufen, sie lieben genauso Urlaube in exotischen Orten und weinen bringt Eisbären gar nichts. Wenn irgendwelche Menschen in die Arktis gehen um Eisbären konkret zu helfen, dann werden die meisten Männer sein, weil es dort verdammt kalt und unzivilisiert ist und Eisbären gottverdammt gefährlich sind.

Da Frauen am meisten einkaufen, dürften sie im übrigen die meisten Plastiktüten kaufen und benutzen. Plastiktüten werden dann auch gerne für das gute Gewissen durch Wolltaschen ersetzt, aber deren Ökobilanz ist nur dann besser, wenn man sie sehr häufig einsetzt. Was dann auch die Leute nicht unbedingt machen.

Und wo wir gerade beim Plastikmüll sind: Das ist Boyan Slat:

Boyan Slat

Boyan Slat

Aus seinem Wikipediaeintrag:

Boyan Slat (* 27. Juli 1994)[1][2] ist ein niederländischer Erfinder, Unternehmer und Student des Fachbereiches Luft- und Raumfahrttechnik, der die Ozeane vom Plastikmüll befreien will. Er hat ein passives System zum Auffangen des in den Meeresströmungen treibenden Plastikmülls entwickelt. Auslöser für das Projekt war ein Urlaub im Jahr 2011 in Griechenland, in dem Slat im Alter von 16 Jahren beim Tauchen mehr Müll als Fische erblickte.[3] Seine Idee wurde mit dem Preis Best Technical Design der Technischen Universität von Delft ausgezeichnet. Er gründete The Ocean Cleanup für die weitere Entwicklung möglicher Technologien. Anfangs fand das Projekt wenig Anklang. Seit seinem Auftritt beim TEDx talk, “How the Oceans can Clean Themselves” verbreitete sich die Information und brachte tausende von Freiwilligen und zwei Millionen US-Dollar zum Aufbau einer Pilotanlage ein.[2][4] Im November 2014 gewann er den Preis Champions of the Earth des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.[5]

“Taking care of the world’s ocean garbage problem is one of the largest environmental challenges mankind faces today”

„Sich um das Abfallproblem der Weltmeere zu kümmern ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit.“

“Not only will this first cleanup array contribute to cleaner waters and coasts but it simultaneously is an essential step towards our goal of cleaning up the Great Pacific Garbage Patch. This deployment will enable us to study the system’s efficiency and durability over time.”

„Dieses erste Reinigungssystem wird nicht nur zu saubereren Gewässern und Küsten beitragen, sondern es ist gleichzeitig auch ein unverzichtbarer Schritt zu unserem Ziel den großen Kunststoffabfallteppich des Pazifiks aufzuräumen. Diese Inbetriebsetzung wird uns ermöglichen, die zeitliche Entwicklung der Effizienz und Widerstandsfähigkeit des Systems zu erforschen.“

– Slat in einem Blogeintrag.

Eine Pilotanlage wurde bei der japanischen Insel Tsushima geplant. Ihr Betrieb wurde auf zwei Jahre angesetzt. Dort strandet je Bewohner ein Kubikmeter Kunststoff pro Jahr.

Boyan ist einer dieser widerlichen Personen des männliches Geschlechts, die natürlich nie an die Umwelt denken und vielleicht noch nicht einmal weinend vor einem Fernseher sitzen.

Er geht nur raus und macht tatsächlich Ozeane sauber. Widerlich!

So eine Revolution wird nie friedlich und ohne Unannehmlichkeiten ablaufen. Aber ich lebe schon jetzt in einer von Frauen dominierten Welt – von meiner Frau, meiner Tochter, meiner Agentin. Gegen so viel weibliche Power kommt man nicht an, da muss man mitgehen. Das muss auch die Gesellschaft tun.

Das ist ja wirklich rührend. „In meiner Welt dominieren eh schon Frauen, also müssen das alle so machen“.

Möglich also, dass es keine sanfte Übernahme wird, wahrscheinlich muss es sogar rigide zugehen, denn viele Männer werden ihren Platz wohl nicht freiwillig räumen. Aber Frauen haben ein Anrecht darauf, die Verantwortung zu übernehmen – einfach weil sie bisher nicht so viel falsch gemacht haben.

„Blut muss fließen und zwar das der Männer“ oder wie soll man das verstehen? Man denke sich den Text umgekehrt.

Und Frauen haben nicht so viel falsch gemacht ist auch herrlich. Sie waren ja schlicht auch seltener in den gleichen Positionen. Allerdings ist es ja nicht so, dass Frauen noch gar nicht in Führungspositionen waren. Und sie sind sie dort, dann machen sie eben auch nicht so viel anders als die Männer. Sie führen Kriege, sie versuchen die Umsätze ihres Unternehmens zu vermehren, sie wählen als Volk Politiker wie Hitler und sie erziehen ihre Söhne dazu, ehrenvoll für ihr Volk zu kämpfen und der Familie keine Schande zu bereiten.

Diese binäre Vorstellung der Geschlechter, Männer zerstörren, Frauen schützen und heilen, ist auch bemerkenswert naiv, eine Margret Thatcher war sicherlich aggressiver als etwa ein Helmut Schmidt.

Ich weiß natürlich nicht, ob das tatsächlich in den Frauen steckt, aber es ist an der Zeit, das herauszufinden. Wir Männer haben es lange genug probiert. Wir haben genug verbockt, die Ressourcen sind erschöpft, jetzt sind andere dran.

Auch hier wieder das Bild der Gruppe, die als quasi eine Person an der Macht war und jetzt Platz machen muss. Tatsächlich waren die wenigsten Männer an der Macht, es waren eben einige wenige Männer an der Macht und es kommen neue nach und sind bereit für neue Aufgaben. Und die Ressourcen sind nicht wegen der Männer erschöpft, die Frauen haben wunderbar mitverbraucht. Und tatsächlich werden es eher männliche Wissenschaftler sein, die neue Technologien entwickeln, die entweder umweltfreundlichere Produkte oder die Nutzung neuer Ressourcen ermöglichen.

In meinem Traum wird es ein ideologisches Zeitalter geben unter dem Postulat des Friedens, auch wenn es vielleicht nur ein Scheinfrieden ist. Möglicherweise kommt sogar eine Diktatur der Harmonie, in der jede Art von Auseinandersetzung unterdrückt wird. Aber auch das wäre nicht wirklich schlimm, verglichen mit der Gewalt, den Kriegen, der Ausbeutung, der Massentierhaltung und all dem anderen Elend, das die Männerwelt bisher hervorgebracht hat.

Wie leben in einer der friedlichsten und sichersten Zeit jemals. Nie waren weniger Menschen arm, nie war die Kindersterblichkeit geringer, nie ging es Menschen besser. Was heute Ausbeutung ist wäre der Traum vieler Menschen vor einem Jahrhundert gewesen.

Insofern eine eher gewagte These.

Kulturell, vermute ich, wird es zunächst zu einer Gleichschaltung kommen. Die sexistische und gewaltaffine Kultur, die wir heute haben, wird ersetzt werden durch politische Korrektheit; eine Wüste der Harmonie, alles Männliche in der Kunst wird eliminiert, übrig bleiben wird nur Wim Wenders. Künstler, die keine Selbstzensur ertragen, werden in die innere Emigration gehen. Aber was bedeutet das schon in Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht? Also gut, verzichten wir auf die Kunst, widmen wir uns dem Leben und retten wir die Welt!

Klingt irgendwie nicht nach einem Paradies, eher nach einer Hölle. Im übrigen scheint mir die Kunst das allerkleinste Problem zu sein. Wer übernimmt die dreckigen, zeitaufreibenden, stressigen, gefährlichen Jobs, die bisher die Männer gemacht haben? Wer produziert den Luxus und die Sicherheit, die die Menschen wollen? Das wären eher reale Frage.

vgl. auch:

Jetzt will dieses schreckliche Patriarchat auch noch den Mars unterdrücken, dabei sind da noch nicht mal Frauen

Das Patriarchat hat längst alles unterdrückt, was man auf Erden unterdrücken kann, aber das reicht ihm natürlich nicht. Das hat messerscharf eine feministische Journalistin erkannt und schreibt dementsprechend:

These men, particularly Musk, are not only heavily invested in who can get their rocket into space first, but in colonizing Mars. The desire to colonize — to have unquestioned, unchallenged and automatic access to something, to any type of body, and to use it at will — is a patriarchal one. Indeed, there is no ethical consideration among these billionaires about whether this should be done; rather, the conversation is when it will be done. Because, in the eyes of these intrepid explorers, this is the only way to save humanity.

It is the same instinctual and cultural force that teaches men that everything — and everyone — in their line of vision is theirs for the taking. You know, just like walking up to a woman and grabbing her by the pussy.

It’s there, so just grab it because you can

Das ist so herrlich doof, wie es eben im modernen Feminismus zu erwarten ist: Man kann alles abwerten, indem man es einfach irgendwie in die Nähe von Vergewaltigungen und Raumeinnahme rückt.
Sie führt weiter aus:

In this way, colonizing Mars is a “collective life insurance policy.” Although considering the last 500 years of colonization on this planet alone, one could wonder whose lives, according to Musk and other rich white men like himself, are worth being insured.

But again, this impulse to enter the “space race” isn’t simply the embodiment of the American spirit of invention or forward-thinking entrepreneurship. Neither is it driven by the kind of nationalist Cold War fervor that inspired the creation of America’s space program in the 1950s.

Rather, the impulse to colonize — to colonize lands, to colonize peoples, and, now that we may soon be technologically capable of doing so, colonizing space — has its origins in gendered power structures. Entitlement to power, control, domination and ownership. The presumed right to use and abuse something and then walk away to conquer and colonize something new.

Sie scheint sich wirklich Sorgen um den armen Mars zu machen. Er wird kolonisiert und die armen Marsmenschen werden dann erleben müssen, wie ihre Kultur für neue Faschingskostüme missbraucht werden. Schlimm so etwas. Insbesondere weil auf dem Mars niemand ist. Nichts. Es ist ein unbewohnter Planet, bei dem man niemanden was wegnehmen kann und keine Eingeborenen unterdrücken kann.

Mars ist der rote Planet, und damit ein PoC (Planet of Color)

Mars ist der rote Planet, und damit ein PoC (Planet of Color)

 

Aber ihr  Männerhass muss noch deutlicher ausgeführt werden:

This 21st century form of imperialism is the direct result of men giving up on the planet they have all but destroyed.

As if history hasn’t proven that men go from one land to the next, drunk on megalomania and the privilege of indifference.

The raping and pillaging of the Earth, and the environmental chaos that doing so has unleashed, are integral to the process of colonization. And the connection of the treatment of Mother Earth to women is more than symbolic: Study after study has shown that climate change globally affects women more than men.

“Women in developing countries are particularly vulnerable to climate change because they are highly dependent on local natural resources for their livelihood,” a 2013 United Nations report noted. “Women charged with securing water, food and fuel for cooking and heating face the greatest challenges. Women experience unequal access to resources and decision-making processes, with limited mobility in rural areas.”

This means that while men compete with each other over whose rocket is the biggest, fastest, and best, and send playthings off to become flashy space junk, women around the world are fighting to stay alive against violent assaults on their personhood — and their planet. As reported by Marc Bain for Quartz, in seven separate studies “researchers found evidence that people perceive consumers who behave in eco-friendly ways as ‘more feminine,’ and that those consumers “‘perceive themselves as more feminine.’

Wunderbar. „Männer“ kolonisieren den Mars und sind damit nicht mehr von der Verschmutzung der Erde betroffen. Wie groß war das Raumschiff, welches Musk bauen wollte? Ich meine es war ausgerichtet auf 3,5 Millarden und Musk hatte nur Männertoiletten vorgesehen, weil man zu einer Kolonisierung ja nur Männer mitnimmt.

Der Text ist wirklich selten doof, mit der üblichen feministischen Scheinlösung. Aber anzuführen, dass Männer mit der Kolonisation des Marses der von ihnen allein verursachten Umweltverschmutzung entkommen wollen, ist wirklich unredlich.

Frauen leben auf dem selben technologischen Standard wie Männer und fordern gleichzeitig auch männliches Verhalten von Männern ein. Der Besitzer eines Kleinwagens erscheint vielen Frauen in vielen Fällen immer noch weniger interessant als der eines teuren Sportwagens, ungeachtet des Verbrauchs.

Not only, according to researchers, do women generally have a greater environmental conscience when it comes to the planet we currently live on, but the same researchers have found a connection between men’s insecurity about their masculinity and their lack of environmental conscience. Apparently, caring for the planet is perceived to be a “feminine” quality and concern; the psychology of toxic masculinity spills over into the unethical disregard for the environment.

This masculine insecurity is everywhere in American culture and, increasingly, American politics. Trump himself has spoken about making sure our nuclear bomb is “bigger and more powerful and can often be found “bragging about building a “beautiful,” “great, great wall.”

Trump wurde auch mit einer Mehrheit der Stimmen weißer Frauen gewählt (66%). Und natürlich mögen auch Frauen ihre in China in Indien hergestellte Mode, nutzen Klimaanlagen, heizen gerne und lieben auch sonst jeden Luxus, den diese Gesellschaft zu bieten hat. Sie fliegen ebenso gerne in den Urlaub, sie leben, wenn sie können, lieber in großen Häusern und sie wässern im Sommer ihren Garten, damit er schön grün aussieht. So zu tun als sei alles schwarz und weiß, Frauen die reine Unschuld, die kein Kohlendioxidchen in die Atmosphere entlassen würden und Männer allesamt persönlich an der Abholzung des Regenwaldes beteiligt ist billig und falsch.

Right now, there is a robot dummy propped up in the driver’s seat of a red Tesla convertible, flying through space, away from the manmade garbage fires devouring Earth.

Houston, we have a problem.

And it’s the patriarchy.

Hurr, hurrr, wir haben es mal wieder geschafft. Das Patriarchat zeigt erneut seine Großartigkeit.  Per aspera ad astra. Und das Raue sind eben nun einmal wir selbst.

Mit der Erde sind wir durch. Und es gibt ja auch noch genügend andere Planeten, wenn wir den Mars trotz aller Bemühungen der Frauen auch verwüstet haben.

Wie man bei allgemeinen, freien, geheimen Wahlen die Stimmen von Frauen im Patriarchat wirkungslos macht II

Nach den letzten Wahlen hatte ich bereits dargestellt, dass die Stimmen der Frauen in dem vom Männern geschaffenen Patriarchat vollkommen wirkungslos sind. Das hatte man 2013 bereits an dieser Grafik sehen können:

frauen-bundestagswahl 2013

frauen-bundestagswahl 2013

Die Frauen haben die CDU gewählt, gefolgt von der SPD, und bekanntermaßen waren diese nicht an der Regierung. Stattdessen haben die Männer mit 39% Prozent Union und 26 Prozent SPD ihre Vorstellungen voll durchsetzen können.

Auch dieses Mal hat das Patriarchat erneut alle Stimmen der Frauen unbeachtlich machen können:

Bundestagswahl Maenner Frauen

Bundestagswahl Maenner Frauen

Man sieht, hier wäre nach dem Wahlergebnis der Frauen eine ganz andere Regierung möglich gewesen als bei den Männern. Und eine viel feministischere noch dazu. Nämlich eventuell CDU-FDP alleine, oder aber eine Jamaika-Koaliton aus CDU-FDP-Grüne, ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob das gereicht hätte für die erste Variante.

Wie genial das Patriarchat erneut die Stimmen der Frauen ausbremst, trotz freier gemeiner Wahlen, sieht man auch an den Verteilungen:

Ich würde sagen, dass die Linke und die Grünen wahrscheinlich die feministischsten Parteien sind, sie kommen aber bei Frauen ungefähr so gut an wie bei den Männern. Dann dürfte die SPD kommen, die sogar ihren Wahlkampf teilweise extra auf den Abbau von Diskriminierungen ausgerichtet hat, zB mit Plakaten wie diesem:

SPD Frauen Lohnlücke aber das Patriarchat ist zu stark

SPD Frauen Lohnlücke aber das Patriarchat ist zu stark

Hat Frauen aber anscheinend nicht wirklich interessiert, sie wählten etwa in gleicher Anzahl wie die Männer und verhalfen der SPD damit zu einem seiner schlechtesten Ergebnisse seit langem.

Und selbst Bilder, die Frauen in technischen Bereichen zeigten und Lohngerechtigkeit herstellen wollten, also zeigten, dass die SPD da ganz modern denkt, halfen nicht:

SPD Frauen im technischen Bereich halfen auch nicht

SPD Frauen im technischen Bereich halfen auch nicht

Ich finde das Motiv eh interessant: Es ist in gewisser Weise ein Bekenntnis dazu, dass man Frauen natürlich auch technische Berufe zutraut. Nur arbeiten eben die wenigsten Frauen im Blaumann an Großmaschinen. Theoretisch schwächt es damit die Botschaft eher bei der typischen Wählerin ab: Sie arbeitet gerade nicht in einem technischen Bereich, sie arbeitet mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit in einem Büro mit sehr vielen weiblichen Kolleginnen, und das häufig eher Halbzeit. Sie ist sich wahrscheinlich sehr bewußt, dass männliche Kollegen auf einer 100% Stelle eben auch eher befördert werden als Frauen auf einer 50% Stelle. Sie nehmen für sich selbst auch keine Lohnungerechtigkeit in ihrem konkreten Job wahr, allenfalls für Frauen allgemein, aber das bringt ihnen selbst ja wenig. Es ist ein Wahlversprechen, welches der einzelnen Frau in ihrer konkreten Situation nichts bringt.

Was wählen Frauen stattdessen mehr als Männer: Die CDU. Also die konservativste Partei abseits der radikalen AfD. Aber auch die schneidet nicht schlecht bei ihnen ab, ein (so nicht zu erwartendes) Bündnis von CDU und AFD hätte bei den Männern 46% und bei den Frauen…tata… 46%.

Auch hier wieder beachtliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Auch interessant ist eine Aufschlüsselung der AfD-Wähler nach Geschlecht:

Bundestagswahl AfD Männer Frauen

Bundestagswahl AfD Männer Frauen

Wie man hier sehr deutlich sieht sind die regionalen Unterschiede wesentlich größer als die zwischen den Geschlechtern. Trotz geringeren (8%) Gender Pay Gap im Osten als im Westen (23%), also anscheinend ja schwächerer Unterdrückung und mehr Emanzipation wählen die Frauen hier mit 17% die Partei, welches sich am meisten von Genderthemen abgrenzt und den Genderfeminismus und den intersektionalen Feminismus wohl am nachhaltigsten beseitigen möchte.

Eine interessante Leistung des Patriarchats. Wie immer.

Eine „Historische Erzählung“ als Unterschied zwischen Männerbewegung und Feminismus

Djadmoros sieht in einem Kommentar bei Lucas Schoppe einen wesentlich Unterschied zwischen Feminismus und der Männerbewegung:

Ich denke, dass der Feminismus über etwas verfügt, was die Männerbewegung nicht hat und sich schwertut, zu finden: eine »historische Erzählung«. Ihrem Selbstverständnis nach ist die Frauenbewegung immer noch eine fortschrittliche Emanzipationsbewegung, die gegen reaktionäre Verhältnisse kämpft – sie sieht sich in einem lineraren Fortschritt der Zivilisationsgeschichte immer noch an vorderster Front. Die Männnerbewegung bricht zwar den einen oder anderen Stein aus der Mauer dieses Selbstverständnisses, ist sich (meinem Eindruck nach) aber unschlüssig, wie das eigene historische Selbstverständnis aussehen könnte.

Ich sehe in der Männnerbewegung ansatzweise zwei Strömungen:

  • erstens eine eher »kulturkonservative«, die sich gegen »kulturzerstörerische« Tendenzen jenes historischen Erbes der »68er«-Kulturrevolution wendet, das ganz wesentlich vom Feminismus angetreten wurde – hier stellt die Bewahrung der (bürgerlichen) Familie einen zentralen Wert dar.
  • Zweitens eine eher »emanzipatorische«, die den Gedanken aufnimmt, dass die Bürger- und Menschenrechte solange unvollständig verwirklicht sind, wie sie nicht auch für Männer gelten.

Beide Strömungen werden mit einem Vorwurf der »Rückwärtsgewandtheit« traktiert:

  • erstere, weil es in der traditionellen Kultur angeblich nichts Bewahrenswertes gibt,
  • letztere, weil unterstellt wird, dass Männer ihren Anteil an den Menschen- und Bürgerrechten bereits erobert hätten, weshalb sie angeblich nur »Privilegien« verteidigen. Welche »Story« können wir dagegen setzen – idealerweise eine, die für beide Strömungen plausibel ist?

Einerseits bringt »xyz« in seinem obigen Post die lebenspraktische Seite gut auf den Punkt: widersprüchliche Erwartungen sollte man Frauen konsequent zurückspiegeln und sie zum »hopp oder topp« auffordern. Hier müssen sich Männer tatsächlich oft erst von der Angst emanzipieren, dadurch weiblicher Gunsterweise verlustig zu gehen – der Weg zum emanzipierten Mann könnte insofern über den MgtoW führen. Aber eignet sich das auch zum Anknüpfungspunkt für eine »Story«? Vielleicht dann, wenn man den »Kampf mit offenem Visier« im Sinne einer »männlichen Tugend« zum Ausgangspunkt nimmt und eine Analogie zum berühmten »Wir haben abgetrieben«-Titelbild von 1971 anstrebt: ein »massenhaftes« Bekenntnis zu einem bis dato stigmatisierten Standpunkt, in der Art von »Ich bin Männerrechtler«, bei dem klar wird, dass es sozusagen aus der »Mitte der Gesellschaft« kommt.

Das Abstreifen einer Stigmatisierung ist ein höchst symbolischer Akt, der allerdings von einem rationalen Manifest begleitet werden müsste, sozusagen als Gebrauchsanweisung. Es wäre ein »Coming out« wie bei den Schwulen: wir sind viele, wir gehören zur Mitte der Gesellschaft, und wir sind unter euch! Damit würden wir das Vertreten männerrechtlicher Positionen als Selbstverständlichkeit beanspruchen, und die sonstige Heterogenität unserer Standpunkte wäre eher eine Stärke als eine Schwäche: Männerrechtler kann man überall in der Gesellschaft und im politischen Spektrum sein, auch wenn wir unser Engagement an verschiedenen Schwerpunkten ausüben.

Dadurch werden die üblichen Ausgrenzungsversuche unterlaufen: wenn Dein Nachbar oder Arbeitskollege Männerrechtler sein kann, dann kann man sie nicht mehr ohne weiteres in ein Jenseits des politisch Akzeptablen verbannen – der nächste Widerspruch könnte gleich um die nächste Ecke warten.

Und idealerweise hätte man einen Verbündeten in den Mainstreammedien, vielleicht den »Cicero« oder die FAZ. Also höher angesiedelt als eine »Why I need feminism«-Kampagne bei Fcbook. Die »Story« wäre dann: Männlichkeit bedeutet, sich dem Kreischen der Furien im offenen Kampf zu stellen. Und bei den nicht ideologisch durchgeknallten Frauen würden wir im Ansehen bloß steigen.

Mehr »Gesicht zu zeigen« ist m. E. die Quintessenz aus Schoppes Blogpost und den bisherigen Kommentaren. Bloß wenn – dann vielleicht besser richtig und ohne »Gang, Veitli, gang, gang du voran«. »Levée en masse«!:-)

Ich denke da stößt er etwas passendes an: Es gibt eine „Befreiungsgeschichte der Frau“ aber keine des Mannes. Es fehlt an der Wahrnehmung der der Beeinträchtigung oder der Verbindung damit, dass man dagegen zu Recht demonstrieren kann. Dabei gibt es wahrscheinlich in den meisten Bekanntenkreisen jemanden, der bei einer Scheidung bluten musste und der seine Kinder nicht sehen kann. Das betrifft aber eben nicht alle Männer, noch nicht einmal alle Männer, die sich trennen, denn es gibt ja auch genug Trennungen, nach denen der Umgang durchaus klappt. Insofern fällt es wahrscheinlich leichter hier von einem Einzelschicksal auszugehen. Das gilt auch für andere Bereiche: Wie radikal der Feminismus ist und welchen Einfluss er teilweise für bestimmte Bereiche hat, muss man eben nicht wahrnehmen, solange man mit diesem Bereich nicht in Berührung kommt. Auch dann nimmt man die Hintergründe vielleicht weniger wahr.

Hier wäre wohl „Bewußtseinsbildung“ ein wichtiger Faktor und sicherlich wäre dieser erleichtert, wenn man Leute in Talkshows etc hätte, die dort etwas dazu sagen. Das scheitert aber teilweise sicherlich an der Bereitschaft der Presse passende Personen einzuladen. Es scheitert aber auch sicherlich daran, dass kaum jemand bereit steht, den man großartig kennen würde. Arne ist innerhalb der Szene sicherlich bekannt, aber eben nicht außerhalb. Die Vereinsvorsitzenden diverser Vereine sind dann schon wieder teilweise zu speziell vermute ich, aber vielleicht auch zu sehr Privatperson.

Auch dazu kommt sicherlich, dass es in dem Bereich nach wie vor viele Starkselbstbetroffene, verbitterte oder an Verschwörungstheorien glaubende gibt. Das erscheint zu radikal, wenn man nicht eine gute „Historische Erzählung“ dagegen halten kann, die das rechtfertigt und bei der man klar gegen veraltete Normen kämpft. Mit „Das Jugendamt muss weg“ wird man in der generellen Form eben nicht weit kommen, weil ein Hass gegen eine solche Organisation an sich irrational erscheint. Eben so wenig mit „Feminismus kann nicht gut sein“, denn damit richtet man sich genau gegen die historische Erzählung, dass Frauen unterdrückt waren und sich befreien müssen und ist leicht als Unterdrücker darstellbar.

Es wäre schön, wenn man medienaffine Vertreter hätte, die vernünftige Sachen sagen und eingeladen werden. Allein: Träumen bringt uns nicht weiter. Ich wüßte gegenwärtig auch nicht wie man wem aufbauen könnte. Mir scheint insofern „Öffentlichkeitsarbeit“ über das Internet als Basis gar nicht mal so verkehrt, so erreicht man Leute und verändert vielleicht das Bewußtsein etwas.

„Moralische Panik“ (Moral Panik)

Leser Keppla kommentierte:

Gab es hier schon mal was zu “moral panic”?

Ich habe den Eindruck, dass sich vieles im Bereich Feminismus/SJWism recht gut dadurch erklären lässt.

Der englische Wikipediaeintrag dazu:

A moral panic is an intense feeling expressed in a population about an issue that appears to threaten the social order. The Oxford University’sDictionary of Sociology defines a moral panic as „The process of arousing social concern over an issue – usually the work of moral entrepreneurs and the mass media.“ The media are key players in the dissemination of moral indignation, even when they do not appear to be consciously engaged in crusading or muckraking. Simply reporting the facts can be enough to generate concern, anxiety or panic.

Auf der deutschen Seite heißt es:

Moralische Panik (aus englischMoral Panic) bezeichnet ein Phänomen, bei dem eine soziale Gruppe oder Kategorie aufgrund ihres Verhaltens von der breiten Öffentlichkeit als Gefahr für die moralische Ordnung der Gesellschaft gekennzeichnet wird. Ziel des öffentlichen Aufruhrs ist die Unterbindung des als Bedrohung empfundenen Verhaltens auf langfristige Sicht. Die dabei entstehende öffentliche Dynamik wird durch eine sensationsfokussierte Medienberichterstattung und privat organisierte Initiativen begleitet. Häufig handelt es sich dabei um Problematiken wie Kindesmissbrauch, Drogenmissbrauch oder Jugendkriminalität. Letztendlich führt die moralische Panik zu einer Verstärkung der sozialen Kontrolle und der Verringerung der Wahrscheinlichkeit für einen normativen Wertewandel.[1] Der Begriff ist von dem der Massenhysterie abzugrenzen, die nicht der sozialen Kontrolle gilt.

Es werden also bestimmte Personen bzw. eine bestimmte Gruppe als „die Bösen“ dargestellt und als Gefahr für die moralische Ordnung der Gesellschaft ausgewiesen.

Das passt durchaus gut zu

  • toxischer Männlichkeit
  • Rape Culture
  • der weiße Mann als Verursacher allen Leids
  • Eine Hierarchie der abgestuften Bösartigkeit wie in der intersektionalen Theorie

Es passt natürlich auch zu Äußerungen von Anne Wizorek (marthadear) a la “ Für ganz viele Frauen ist es extrem schlimm einfach schon auf die Straße zu gehen

Wobei ich bezweifeln würde, dass viele Feministinnen in dieser Hinsicht kühle Ausnutzer dieses Mechanismus sind, sie sind eher tatsächlich überzeugt davon, in gewisser Weise also selbst Produkte der „Moralischen Panik“, die sich mit den Anhängern immer weiter verstärkt.

„Es ist nicht Aufgabe der Frauen, etwas gegen Diskriminierungen/Nachteile von Frauen zu machen“

Der moderne Feminismus hat eine Vielzahl von Theorien entwickelt, die es ermöglichen, Verantwortung abzugeben. Eines der Mittel ist, dass der Begriff des Victim Blamings sehr weit gefasst wird und eigentlich bereits dann anfängt, wenn man in irgendeiner Form verlangt, dass Frauen etwas machen, um die Umstände für sie zu verbessern.

Danach ist jeder Rat etwas zu tun Victim Blaming, was zu so grotesken Auswüchsen führt, wie etwas Selbstverteidigungskurse für Frauen als sexistisch zu bezeichnen, weil sie die Frauen für die Abwehr verantwortlich machen. Dabei haben sich solche Maßnahmen als sehr sehr effektiv erwiesen.

Dabei wären es natürlich gerade Frauen, die viel machen könnten um im Feminismus ausgemachte Diskriminierungen beseitigen zu können. Nehmen wir den Gender Pay Gap: Das würde eben erfordern, dass Frauen nicht mehr Gender Studies oder Kunstgeschichte studieren, sondern Maschinenbau oder andere Fächer dieser Art. Es würde bedeuten, dass Frauen mehr auf Überstunden setzen müssten und ihre Partnerwahl darauf ausrichten könnten, dass der Mann sich eher um die Kinder kümmert. Es würde bedeuten, dass Frauen eben ihr Leben mehr auf Karriere ausrichten müssten. Man könnte hier mit entsprechenden motiverten Frauen recht schnell etwas ändern.

Im Feminismus ist das erst einmal keine Option. Als ich entsprechendes einmal vorgeschlagen habe hieß es dazu nur:

Klingt ein wenig nach Victim blaming, vielleicht hast du es aber nicht so gemeint. Strukturell und gesellschaftlich müssen sich erst die Gegebenheiten ändern, so auch die Erziehung, Prägung und Chancen für Frauen. DANN kann mit gleichen “Waffen” gekämpft werden. Es studieren heute schon sehr viel mehr Frauen als Männer, alle Fächer, aber sie geben eine hochwertige Ausbildung oft auf, weil ihnen keine andere Chance gelassen wird.

Man will also immer erst die Gesellschaft ändern, damit dann alles irgendwie besser wird. Statt den umgekehrten Prozess zu starten, also durch andere Entscheidungen von Leuten eine aktive Änderung der Gesellschaft herbeizuführen.

Es ist natürlich sehr einfach, alle Verantwortung auf die Gegenseite zu verschieben und sich darauf zu versteifen, dass an meckern und verlangen muss, damit diese sich endlich ändert und einem eine bessere Welt macht.

Matze schrieb in einem Kommentar:

Da habe ich letztens ja eine Diskussion mitgelesen, in der eine Feministin sagt das es nicht die Aufgabe von Feministinnen ist, etwas gegen diese Frauen-sind-besser-/männderhassenden Feministinnen zu machen. Der nichtfeministische Gesprächepartner durfte das aber auch nicht, weil das wäre ja anit-feministisch und sowas ist frauenverachtend.

Auch hier greift der gleiche Grundsatz. Vermutlich würde man dort argumentieren, dass ja die Männer einfach den Grund für die Männerfeindlichkeit abstellen könnten.