Boris von Heesen: „Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats“

Eine neues Buch ist erschienen und hat auch hier schon für Diskussion gesorgt:

Aus dem Text auf der Verlagsseite:

Gewalt, Unfälle, Sucht, Diskriminierung, Hate Speech und Extremismus – Männer dominieren die Statistiken des Abgrunds: Sie verursachen doppelt so viele Verkehrsunfälle, begehen mit Abstand die meisten Straftaten und belegen deshalb auch 94 Prozent der Plätze in deutschen Gefängnissen. 75 Prozent der Alkoholtoten jedes Jahr sind männlich und mehr als 80 Prozent der häuslichen Gewalt geht von Männern aus.

Diese Zahlen stehen nicht nur für Schmerz und Trauer – sie verursachen auch immense Kosten. Boris von Heesen trägt erstmals Schritt für Schritt zusammen, wie hoch der Preis ist, den wir alle für toxische männliche Verhaltensweisen bezahlen: Über 63 Milliarden Euro kosten sie dieses Land jedes Jahr – mindestens. Er erläutert die Ursachen und zeigt Wege auf, wie wir diesem dramatischen Ungleichgewicht begegnen können: indem wir eine Gesellschaft schaffen, in der alle Geschlechter ihre Potentiale frei von patriarchalisch geprägten Klischees und festgefahrenen Rollenmustern entwickeln können

Und über den Autoren:

Boris von Heesen (*1969) ist Wirtschaftswissenschafter mit ersten beruflichen Stationen bei der Diakonie in Bayern und der Drogenhilfe in Frankfurt am Main. Er ist Gründer eines der ersten deutschen Online-Marktforschungsinstitute. Heute arbeitet er als Männerberater und geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfeträgers. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich als Autor und Referent mit dem Thema kritische Männlichkeit und veröffentlichte bereits zwei erfolgreiche Bücher zum Thema.

Ich kopiere mal aus den Besprechungen bei Amazon:

1. Andreas Steffen schreibt

Was Männer kosten – Falls jemand allein aus rein volkswirtschaftlicher Perspektive einige Argumente haben möchte, warum sich die holde Männlichkeit ein wenig am Riemen reißen sollte – oder gerade nicht:

Die Zahlen und Fakten, die Boris von Heesen auf Basis öffentlicher Statistiken hervorragend und leicht verständlich aufbereitet hat, sind wirklich harter Tobak. Und es ist erschreckend, welche immensen Kosten durch leider alltägliche toxisch-männliche Verhaltensweisen für Staat und Steuerzahler*innen entstehen.

Selbst ohne diese Finanzperspektive sind die Verhältnisse „von m zu w“ in den betrachteten Bereichen – von häuslicher Gewalt über Unfallstatistiken, Alkoholmissbrauch, Spielsucht und Wirtschaftskriminalität bis hinein in deutsche Gefängniszellen – bedrückend und beschämend für den Zustand dieses Landes.

Das muss vielleicht nicht so bleiben. Hierzu gibt von Heesen zahlreiche Anregungen – und das auf angenehme Weise, ohne belehrend zu sein.

Aus etwas weniger Patriarchat muss keineswegs die komplette Abkehr von der Männlichkeit resultieren – vielleicht aber ein entspannteres Menschsein. Auch dafür bietet der Autor fundierte Denkanstöße.

Aufgepasst beim Lesen: Man(n) braucht schon starke Nerven, um sich die Zahlen in diesem lesenswerten Buch zu Gemüte zu führen.

Männlich muss keinesfalls herrisch sein, weder aggressiv noch selbstzerstörerisch, bitte auch nicht dermaßen toxisch und teuer. Gender Equality sollte hierbei übrigens nicht bedeuten, dass die Damenwelt gleichziehen muss. 🙂

Danke für dieses Buch

2. NYCity schreibt:

Man muss dieses Buch gar nicht lesen – bereits der Klappentext strotzt nur so vor den üblichen feminischen Lügen und Verfälschungen:
80% der Täter bei häuslicher Gewalt sind männlich? Das stimmt nur, wenn man das Dunkelfeld außer aucht lässt. Männer zeigen häusliche Gewalt viel seltener an, und wenn doch, werden Sie ausgelacht. Dunkelfeldstudien ergeben hier eine Verteilung von ca. 50/50 und nicht 80/20.
Männer verursachen mehr Verkehrsunfälle? Ja, aber ie sieht das unter Berücksichtigung der Fahrleistung aus? Männer fahren deutlich mehr – nicht nur im PKW, sondern bitte auch die LKWs berücksichtigen.
Mehr Alkoholtote bei Männern? Statt zu versuchen, die Ursachen dafür zu erkennen und zu bekämpfen, ergeht sich der Autor in einfachem Männerbashing.
Fehlt nur noch, dass den Männern angelastet wird, dass 95% der tödlichen Arbeitsunfälle Männer betreffen.
Fazit: Ein überflüssiges. empathieloses Werk, dass allenfalls der feministischen Bubble zur Selbstbestätigung dient. Und vielleicht sollte der Autor mal analysieren, wie hoch der Anteil des Bruttosozialprodukts ist, der von Männern erarbeitet wird…

3. Bookoholic schreibt

Zunächst dachte ich ein wenig, daß es ein lustiges Hörbuch werden würde – das ist es nicht.
Im Gegenteil: es ist hochinteressant, weil ich noch nie in der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen auf den Kostenfaktor in Geld gedacht habe. Es ist aber tatsächlich so, daß Männer sehr viel mehr Kosten verursachen als Frauen.
Ein anderer Aspekt: Obwohl Männer noch immer in vielen Bereichen privilegiert sind, haben sie eine erheblich kürzere Lebenserwartung als Frauen. (nur ein kleiner Teil ist biologisch bedingt). So ist in Ländern, in denen die Gleichberechtigung beider Geschlechter angenähert ist – in vielen Ländern Skandinaviens beispielsweise – das durchschnittliche Sterbealter der Männer schon deutlich näher an dem der Frauen als in den meisten anderen Nationen, auch in Deutschland.
Der Autor zitiert viele Studien, aber ich fand das Thema insgesamt so faszinierend, daß mich die vielen Zahlen kein bisschen gestört haben (auch, wenn ich mir die meisten davon wohl nicht dauerhaft merken kann). Moritz Pliquet liest den Text aber auch wirklich wunderbar, was viel zur Verständlichkeit beiträgt.
Sehr gut gefallen hat mir auch die Einteilung in offensichtliche Kosten in Geld (Teil 1), dann in nicht in Geld ausdrückbare Kosten (Teil 2), wie z.B. Trauer, wenn eine junge Familie ihren Mann und Vater bei einem illegalen Autorennen verliert. In Teil 3 zeigt Boris von Heesen dann Möglichkeiten auf, wie wir das für Männer UND Frauen toxische Patriarchat langfristig verändern können.

 

Natürlich immer schwer ein Buch zu besprechen, welches man nicht gelesen hat. Hier aber ein paar Gedanken:

  • Ich verstehe den Autoren so, dass er als Grund für die Kosten die „Toxische Männlichkeit“ sieht (klassisch feministisch). Wenn alle Männer sich davon lösen würden, dann wären eben die Kosten weg. Man würde dort wahrscheinlich auch anführen, dass die Gewinne, die sonst Männer produzieren, der Gesellschaft erhalten blieben (sie würden nur in einer besseren Gesellschaft und ggfs von Frauen oder nichtweißen Männern erarbeitet werden, vermutlich in einer Art Schlaraffenland, in der die Work-Life-Balance besteht ohne das die Gewinne leiden etc)
  • Die These über die toxische Männlichkeit ist bereits falsch. Wenn Männer eher Verbrechen begehen, eher Alkohol trinken, eher im Verkehr sterben, dann liegt das nicht an der toxischen Männlichkeit. Männer nutzen eben in jedem Bereich Möglichkeiten an Geld zu kommen eher, auch in riskanten, sie sind in den Spitzenbereichen der Normalverteilung auch eher bei Gewalttaten vertreten, was wenig über den normalen Mann aussagt und sie fahren eben auch einfach mehr Auto und sind Risikobereiter
  • Es wird im Feminismus immer so getan als könnte man das Schlechte von dem Guten abkoppeln. Dabei ist es in vielen Fällen nur die andere Seite der Medaille: Männer sind allgemein risikobereiter.  Das ist erst einmal eine neutrale Eigenschaft. Sie führt dann dazu, dass sie eher zB Verbrechen begehen mit dem Risiko erwischt zu werden, aber auch eher eine vollkommen legale Firma gründen, auch wenn die insolvent gehen kann und man alles riskiert etc.
  • Es wird der Eindruck erweckt, dass Männer nur kosten. Dabei erwirtschaften sie auch das allermeiste, weil Männlichkeit hoch produktiv ist.

„Was ist das für eine unbegründete Besessenheit, die manche Kerle damit zu haben scheinen, dass Frauen hinter ihrem Geld, kostenlosen Abendessen usw. her sind?“

Ein Beitrag in einer Reddit-Frauengruppe schildert eine Denkweise, die auch hier schon häufiger Thema war:

So I’m fortunate to have a rad partner who is not like this in the least. We are both solid earners and provide for each other equally, and I don’t feel that all guys think the way that I am describing below.

But I have to laugh when I see the sheer amount of dudes constantly fretting online about all the women they think are after their money and trying to use them for free dates and meals. Ironically, it’s almost always a dude who is a really average earner flipping out about imaginary girls who want free dinners, gifts, etc.

This shit is borderline comedic to me because while I know that there are definitely individuals out there who will take advantage and have ulterior motives, it is nowhere near as common as Dudes Online™ will have you think. I literally just saw a thread of guys musing amongst themselves about how to tell whether a woman likes them or their giant piles of cash and success. I’m like…none of you have this problem. Respectfully.

I feel like a lot of it is an extension of a very subtle form of misogyny and distrust of women that really isn’t that valid. Does this make sense? This is bizarre to me.

EDIT:

This post went nuts while I was asleep! I’ve enjoyed reading all of your thoughts (the ones I can get to at least). It’s good to know that I’m not imagining this.

People who have mentioned the depiction of gold digging behavior in the media are definitely onto something for sure. This is super pervasive in US media. I’ve also seen a fair amount of people mention that their male teenagers have started to replicate this behavior. This and the media portrayals probably go hand in hand, and then I’m sure that the digital age complicates this even further.

I’d also like to mention another angle here that I didn’t previously: women, especially those who are themselves stable earners, will definitely look for men to tick very basic boxes like being employed and having their own vehicle. This is very natural, and both genders do this almost subconsciously. In fact, you should do this, since many relationship conflicts are borne out of financial issues, and this can be a way of kind of vetting for those things. I don’t think that this is what I’m referring to.

Finally, yes, there are definitely a small number of women who will date for free drinks and dinner. That is obviously goofy behavior and not cool. What I am talking about above is a distinct phenomenon among large swathes of men who try to pin their relationship issues or some kind of deep rooted insecurity on „gold digging“ behavior that they’re simply not experiencing. The dude from my high school who works part time at the gas station and can’t find a girlfriend because he is insufferable does not need to be on Facebook like „women want you for your money and that’s FACTS! 💯😔“. This same behavior takes a lot of forms across a wide group of dudes who kind of go down the same path. It is a form of misogyny, plain and simple.

Ich glaube auch, dass diese Furcht in vielen Fällen übertrieben ist und weitaus mehr kaputt macht als das sie schützt.

Wer dauernd denkt, dass er ausgenommen wird, der ist zu mißtrauisch um zum einen einen guten Eindruck zu machen und zum anderen um wirklich Liebe aufzubauen.

Es ist auch relativ einfach im Datingbereich einfach auf eine Art zu flirten, die kein Geld erfordert.

Wer immer die Angst hat, dass Frauen nur sein Geld wollen, der hat ein erstaunlich schlechtes Selbstbewußtsein.

Hier ein paar Kommentare aus der Diskussion dort:

I went out with a group of dudes who included one just like this. Kept saying women just want to marry him for his money. I asked him “do you really have that much money” and he went quiet lol. He also insisted on buying all of my drinks the entire night even when I would hand the bartender my card. It all made very little sense.

Es kommt mir mitunter auch so vor als würden sich da einige Gedanken über etwas machen, was für sie gar nicht so relevant ist. Und als würden sie sich damit im wesentlichen selbst schaden. Auch die dann in einem Kommentar geäußerte Meinung, dass das auch eine Form von Selbstschutz ist, weil es einfacher ist Frauen schuld zu geben als sich selbst einzugestehen, dass sie nicht an einem interessiert sind und man nicht flirten kann, finde ich in einigen Fällen nicht unwahrscheinlich.

I had a guy actually tell me this once. It was such a smooth transition from we are having a good time to, ok, now it’s time for us to go so I can sex you. I told him I had no intention of doing that and he was like „but I bought you all the drinks“. To which I said: 1. I didn’t ask you to and 2. That doesn’t mean I signed some kind of a contract with you or made some sort of promise to you. It was really incredible how entitled he was.

Auch hier durchaus verständlich aus ihrer Sicht. Und vieles spricht dafür, dass er keine Ahnung hat wie man von „sie findet mich interessant und wir reden viel“ zu „wir haben Sex“ kommt. Und vermutlich auch nicht versteht, dass Frauen im Schnitt da anders sind als Männer.

That’s how my dad did it too. All women are after money, so he goes out of his way to prove that theory and hires women who are sugar babies… His last serious gf got arrested for prostitution. And they are always asking him for things, then being mean if he can’t or won’t. So he feels like this confirms his theory and he keeps acting in accordance with it. It’s nuts.

Auch das wird unterschätzt: Wer meint, dass Frauen nur mit Geld anzulocken ist und dann auch noch Geld dazu benutzt, der wird damit eben Frauen bekommen, die nur Geld wollen. Eigentlich wirklich simpel.

There are so many posts on reddit that are like „I (26F) work two jobs and do all of the housework while my bf (28M) works on his dream project of being a twitch gamer king. He gets stoned and games all day. He works three days a week for minimum wage so I pay for everything and he pays for his phone and car. Last month he bought a PS5 and can’t pay for his car. He already owes me $2,000 and I won’t be able to pay the rent if I pay for his car. He’s stopped speaking to me because he says that I don’t love him or support his career because he needs it ‚for work.‘ What do I do?“

Sometimes the situation is so lopsided that I pray it’s a dude writing it to get karma from upset women, (but I guess women can be karma whores, too?). But there are so many and the women are always in their early 20s in their first adult relationship, so I think waaaaay too many are actually real.

Zukünftiger Status („wenn ich erst mein Projekt verwirklicht habe“) kann in der Tat interessant sein, genauso wie der „coole Typ“, den man zB als Student kennen lernt und bei dem man dann erst später merkt, dass er eher Dauerstudent ist, einfach weil er zuviel kifft und Party macht etc.

I think it has to do with constructing a narrative pertinent to their insecurity. To the average-bodied man, all women want Chad. To the average salaried man, all women want a high roller. It becomes easy to paint with a broad brush and ignore that cherry-picked moments of confirmation basis don’t constitute a behavioral trend for 50% of people. It’s certainly easier to externalize those feelings than to turn inwards and recognize your own insecurities and vulnerability.

Unsicherheit muss viel damit zu tun haben. Wer Qualitäten sieht, die einen selbst für Frauen interessant machen (neben Geld) der muss eben auch nicht so denken.

I met a man at a bar once who insisted on buying me a drink, when I politely said I was happy to buy my own he said he would get me a drink as his work were paying for it (office Christmas party). As soon as he handed me my drink he said smugly ‘so, you’ve met your mark then?’ when I asked him to clarify he implied I was a golddigger and he was my target. I put the drink back down, turned on my heel and left. The sheer audacity just flummoxed me. He orchestrated a situation in his own head to get mad about, what an absolute toad.

Seine eigenen Theorien bestätigt zu sehen kann eben ein schönes Gefühl sein, gerade wenn es einem die Flucht in „die sind eigentlich schlecht, aber ich durchschaue sie und lasse mich nicht reinlegen“ ermöglicht.

LOL… I’ve known a few guys like this as well (didn’t date, just friends of friends). I remember one, who had no job and was living with his mama, talking about „Women just want men with money, they’re all gold diggers, that’s why I don’t date“ and I was like „dude, you have no gold to dig for.“

The women were not gold diggers. They just weren’t interested in dating a 30 year old man who had no ambition, no job, no life plan and lives with his mama like a child. They knew getting with him meant supporting his bum ass.

And then you get those same guys who ask out women out while flashing cash. So they put out bait for gold diggers and then are surprised when they keep catching gold diggers.

Auch da kann man nur den Rat geben, dass man eben einfach mal anfängt die Angebotsseite zu verbessern und sich selbst in eine Lage zu versetzen, in der man versteht, dass Frauen an einem interessiert sind.

Think about it. The roots in this stereotype are based on fact. For a very, very long time, women had no assets. Men paid for everything because the women literally did not have their own money. So now that this has changed, the stereotype persists. But now instead it’s morphed into women trick men into spending money on them… and by trick I mean, „I paid for her 12 dollar Caesar salad at red lobster, why didn’t she have sex with me?“

Love has historically been very transactional. I give your dad 10 goats, he gives me you. But now that I have my OWN goats, and I don’t need YOUR goats… they don’t know how this works anymore. So that somehow makes me a goat digger.

Deswegen ist es eine schlechte Idee auf einem der ersten Dates in einem Restaurant essen zu gehen. Besser man geht irgendwo anders hin oder einfach nur in eine Bar und wechselt sich mit den Getränken ab. Und dann lädt man sie zu sich ein und kocht. 

True gold diggers won’t look a guy’s way unless one is making mid six figures and signalling his wealth. These women typically always have wealthy men fighting over them and those men are more than eager to impress them with lavish gifts and trips.

The average Joe crying about gold diggers if a girl doesn’t accept Netflix and chill as a first date for safety reasons, or if he ends up paying for her €8 drink or €20 dinner is just absurd. That is not even minimum wage for listening to a guy (who typically puts way less effort and money into his appearance) drone on and on about himself, neg you, grope you and potentially harass you for weeks if you turn him down without putting out.

Many men are however sex diggers and want to get sex from most women for as little money spent as possible. In relationships they become chore diggers and emotional support diggers while simultaneously expecting her to go 50/50 on bills.

Es gibt sicherlich auch genug Frauen, die auf „billigerem Niveau“ an einem Mann wegen seines Geldes interessiert sind. Etwa weil er eine Wohnung hat und ein Gehalt, welches ein besseres Leben erlaubt als das Hartz4 Niveau. Aber die meisten Frauen werden wegen eines Drinks kein Date mit jemanden haben, den sie nicht attraktiv finden. Es lohnt sich zu wenig von der Investition her. Sie können ja ebenso einen finden, der einen vernünftigen Stand in der Welt hat und den sie interessant finden und der mehr Selbstvertrauen hat.

Die Idee des Sex Diggers finde ich aber ganz interessant.

vgl auch:

„Noch bei der Mama wohnen“

Eine beliebte Abwertung von Männern ist, dass man vermutet, dass sie noch bei der Mutter wohnen, also nicht selbständig sind. Es scheint mir eine Abwertung zu sein, die nahezu nur auf Männer angewendet wird, obwohl auch viele Frauen noch bei den Eltern wohnen, etwa nach einer Trennung oder aus anderen Gründen.

Es gibt das „Muttersöhnchen“ aber nicht das „Muttertöchterlein“.

Der Grund dafür scheint mir darin zu liegen, dass Beleidigungen, wie hier bereits ausgeführt, häufig den evolutionären Partnerwert berücksichtigen:

Das bedient „noch bei der Mama wohnen“ ganz hervorragend, denn es macht eben deutlich, dass man es nicht geschafft hat, sich selbst zu ernähren, also auch ein schlechter Ernährer einer Familie ist. Man muss eben wie ein Kind nach wie vor durch die Mutter versorgt werden.

Es ist insofern eine gute Abwertung, die aber klassische Rollen bedient.

Scheidungsfaktor: Mann ohne job

Ein Artikel zu einer Studie, nach der die Frage, ob der Ehemann einen Job hat, sehr wesentlich für die Frage ist, ob es zu einer Scheidung kommt:

The big factor, Harvard sociology professor Alexandra Killewald found, is the husband’s employment status. For the past four decades, she discovered, husbands who aren’t employed full time have a 3.3 percent chance of getting divorced in any given year, compared with 2.5 percent for husbands employed full time. In other words, their marriages are one-third more likely to break up.

Examining 46 years of data on more than 6,300 married couples in the U.S., Killewald found a big shift in the risk of divorce in the mid-1970s. Couples married before 1975 were likelier to split up if women and men divided the housework equally, perhaps because the husband saw a threat to his traditional role in the household. Since 1975, housework hasn’t been much of a factor. The guy’s job has.

“Wives have more freedom in how they ‘do’ marriage,” Killewald said, but husbands are still expected to be the breadwinner. 

Killewald had to untangle a couple’s working life—employment status, willingness to do housework—from their finances to see which of the two was the greater factor in divorce. She used a larger set of census data to predict wives’ economic dependence on their marriages—how much they would lose if they got divorced.
Her conclusion: The couples’ income and the wives’ economic independence didn’t correlate with a higher risk of divorce.

That’s surprising, said New York University sociology professor Paula England, but she said she finds the study’s methodology „very sound“ and its conclusions convincing.

„I’m sure that financial strain hurts people’s well-being, but it doesn’t seem to be causing marriage breakup,“ England said.

What did correlate with divorce in Killewald’s study? How a couple spends their time.

Wives spent 3.9 times as many hours as men doing housework in 1975, according to a 2012 study. More recently, in 2009 and 2010 data, wives were working around the house 1.7 times as long as their husbands—that is, still 70 percent more.

Couples married before 1975 who split the housework 50-50 were about 36 percent likelier to get divorced than couples in which the wives did three-quarters of the housework, Killewald found. Since 1975, however, there’s almost no correlation between the housework split and the marriage split.

Meanwhile, a husband’s job seems to matter more now. For couples married before 1975, the husband’s employment status barely affected their chances of divorce. It’s the decades since 1975 that saw a dramatic increase in correlation between his job status and their risk of divorce.

It’s hard to know whether husbands or wives are deciding to split in these cases, but England notes that previous studies have shown about two-thirds of divorces are initiated by women.

So what happened in 1975? Killewald said she saw similar changes when she divided her data at various points in the 1980s. Other sociological studies have suggested something did happen in the 1970s that changed men’s and women’s attitudes toward work and marriage.

“The late 1970s were really a time of change in what women expected for their careers,” Killewald said. What hasn’t changed nearly as much is the role men are supposed to play as husbands.

Demnach ist also die Frage, ob der Mann einen Job hat eine der wichtigsten Faktoren. Das kann natürlich an vielen Umständen liegen, etwa daran, dass er sich wertlos fühlt und sich dadurch anders verhält oder das sie ihn tatsächlich nicht gut genug findet oder eine Mischung aus beiden. Interessanterweise hat die Bedeutung, wenn ich das richtig verstehe, sogar zugenommen, was wahrscheinlich daran liegt, dass früher eine Scheidung eher etwas wahr, was man nicht machte und was einer gewissen Ächtung unterlag.

Konservative Geschlechterrollen: Versorgung der Familie durch den Mann

Aus den beiden vorherigen Bestandteilen konservativer Geschlechterrollen folgt dann auch, dass der Mann für die Versorgung der Familie zuständig ist:

Die Frau ist diejenige, die das Nest bereitet, die die Kinder versorgt und die zu unschuldig ist, um neben diesen Pflichten noch die Versorgung stemmen zu können: Dies ist Aufgabe des Mannes, der die Versorgung der Frau und der Kinder  sicherzustellen hat.

Der Mann als Versorger ist eine alte, sehr alte Rolle, denn genau diese gesteigerte Versorgereigenschaft war es ja, die Vaterschaft evolutionär überhaupt interessant machte. Das Mann und Frau zusammen das Kind versorgten und beide ihren Teil beitrugen erlaubte eine höhere Unselbständigkeit des Kindes und damit auch die Möglichkeit es in einem sehr unfertigen Zustand zu gebähren, was wiederum erlaubte, dass die Menschheit insgesamt ein größeres Gehirn entwickelte, welches sich noch nach der Geburt erheblich entwickeln konnte und nicht bereits wichtige Aufgaben übernehmen musste. Dabei war die  Bereitschaft und Fähigkeit des Mannes, diese Unterstützung zu leisten, ein wichtiges Partnerwahlkriterium für die Frau, die eine Langzeitstrategie wählte. Gleichzeitig machte dies für den Mann das Signalisieren entsprechender Eigenschaften immer interessanter.

Dies ist in der konservativen Rolle so ausgestaltet, dass der Mann nach Möglichkeit die Frau sogar komplett freistellt, quasi ein costly Signal für seinen Wert und ein Zeichen der entsprechenden Stärke, die gleichzeitig eine umfassende Kinderbetreuung erfordert und eine Idealisierung dieser Aufgabe bei der Frau.

Dies als verpflichtende Aufgabe des Mannes auszubauen bedeutet, dass er immer diese Aufgabe hat: Sei es über Abgaben an den Staat, der zur Not den Ersatzvater/Ersatzmann stellen konnte oder aber auch über Unterhaltsforderungen selbst nach dem Abbruch der Beziehung.

Mythbusters – Die Gesetze der Anziehung

 

Myth Status Notes
A person’s intelligence deteriorates in the presence of members of the opposite gender. Busted Adam designed a test in which the subject would have to identify the colors in which words were displayed on a screen as quickly as possible, while Jamie built a testing room on a commercial film stage. Five men and five women took the test twice, first with a member of the same gender sitting nearby in the room as a control run, then with a member of the opposite gender.On their first run, the men achieved an average of 56.8 seconds, while the women averaged 50.2. However, the second run gave an average of 46.8 seconds for both groups, indicating an overall improvement in performance and leading Adam and Jamie to call the myth busted.
Men are more strongly attracted to blonde women than those of other hair colors. Busted Adam and Jamie set up a speed-dating scenario in which 9 men spoke to each of 9 women for 3 minutes, then rated them on a numerical scale. The test was repeated three times, with a different group of men each time; the women used wigs to pass themselves off as blondes, brunettes, or redheads, changing them after each test so that every woman had all three hair colors. Adam and Jamie found no significant differences among the groups in any test, so they judged the myth to be busted.
Pheromone sprays can increase a person’s attractiveness toward the opposite gender. Busted Adam built a turntable with 10 airtight chambers, each holding a T-shirt treated with some combination of pheromone and/or sweat from either Adam or Jamie. A clean, unused shirt was also included as a control. One at a time, 50 women smelled every shirt and then voted for their favorite scent of the group. The shirt bearing both the pheromones and Adam’s sweat proved the most popular, with 38% of the votes, but others either expressed a strong dislike of that smell or chose the control shirt. As a result, Adam and Jamie declared the myth busted.

Storm in a D-Cup

Myth Status Notes
In the service industry, women with larger breasts tend to receive higher tips. Confirmed Kari volunteered to work in a coffee shop, disguising her appearance with a wig and makeup and using three different bust sizes: „small“ (taped down to achieve a reduction of two cup sizes), „medium“ (no alteration), and „large“ (DDD size). Grant and Tory watched her through hidden cameras and gave her a tip jar rigged to separate tips given by men from those given by women.They focused on the tips Kari collected from the first 80 male customers on each shift. During the „small“ and „medium“ shifts, she collected $72 in tips, while the „large“ shift yielded $98, with both men and women tipping almost 40% more. The team classified the myth as confirmed.

Money Talk$

Myth Status Notes
Women are more attracted to financially successful men. Confirmed The Build Team invited a group of 250 women to the Roxy Theater in San Francisco and showed them pictures of 12 men, with names, locations, and actual occupations. The women rated each man on a 1-10 scale, after which the team presented the same pictures again, but with more lucrative occupations shown for half of the men. In the first test, the men earned an average rating of 56 out of 120, while the men with changed occupations earned 68 out of 120 in the second.

Mann als Versorger (hier: Breaking Bad Zitat)

Ein Zitat aus der Serie „Breaking Bad“:

“A man provides for his family. And he does it even when he’s not appreciated, or respected, or even loved. He simply bears up and he does it. Because he’s a man

 

Mit dem Zitat will der Drogenhändler den Hauptdarsteller Walter White dazu bringen, weiter für ihn Drogen anzufertigen. Insofern steht sicherlich die manipulative Absicht im Vordergrund. Dennoch denke ich, dass es für viele Männer und Frauen als Bild durchaus stimmt: Die Versorgung ist eine Pflicht des Mannes, kann er sie nicht erfüllen, dann hat er in den Augen vieler versagt

„Männer suchen die Liebe, Frauen nur das Geld“

Ein Artikel in der Welt stellt eine Studie von „eDarling“ da, die ich allerdings im Original nicht gefunden habe. Sie enthält aber einige interessante Angaben:

Frauen geht es ums Geld, und zwar um seines, Emanzipation und allem zum Trotz. 70 Prozent der befragten Single-Damen gaben nämlich an, das Einkommen eines potenziellen Partners sei ihnen wichtig, es müsse „gleich oder höher sein“. Bei den Männern hingegen sagen 80 Prozent, es sei ihnen „nicht wichtig“. Interessant: 19 Prozent wünschen sich sogar, dass sie weniger verdiene.

Auch sagen 56 Prozent der Frauen knallhart, dass sie durchaus Bedingungen daran knüpfen würden, wenn sie ihrem Partner finanziell aushelfen. 81 Prozent der Männer verneinen das. Und als attraktivste Aussage zum Umgang des Partners mit Geld nennt sie: „Lässt mich niemals zahlen.“

eDarling fasst das ganz unromantisch so zusammen: „Männer suchen die Liebe, Frauen nur das Geld.“ Klingt zwar ziemlich hart, ist aber vielleicht in der Beziehung gar kein so großes Problem. Denn: Für Männer ist „Sie ist sehr sparsam im Umgang mit Geld“ die attraktivste Aussage im Geld-Liebe-Kontext. Dann kann sie also ihr eigenes Geld sparen und stattdessen seines ausgeben.

Jetzt haben wir, da es sich um eine Umfrage auf der Seite handelt, wenn ich es richtig verstehe, natürlich eine gewisse Vorauswahl. Eben die Frauen, die eher über Internetdatenbanken suchen als über die persönlicheren Wege, wie über Freunde und Bekannte.

Aber das Frauen einen Mann wollen, der auch Haupternährer sein kann, ist ja auch in anderen Umfragen bereits festgestellt worden. Das kann schlicht daran liegen, dass diese Frauen sich entschlossen haben, dass sie Kinder wollen und bei diesen dann aussetzen wollen und für diese Zeit also einen Partner brauchen, der dann das Geld verdient. Es kann also auch eine rein praktische Erwägung sein. Es zeigt sich aber immerhin schon ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Daraus herzuleiten, dass Frauen keine Liebe wollen halte ich für falsch. Sie wollen eben einen Mann, den sie lieben, der aber auch die nötigen finanziellen Mittel hat, um eine Familienplanung zu ermöglichen. Das schließt Liebe nicht aus, es sind in dieser Hinsicht nur größere Anforderungen an den männlichen Partner.

Dieser mag dann in anderen Bereichen als Geld, insbesondere Aussehen, aber vielleicht auch Lebenswürdigkeit  etc, eigene Anforderungen stellen. Dabei kann hier der Lohn der Frau als Negativfaktor einfließen, da auch Männer eine klassische Rollenverteilung wünschen und für den Fall von Kindern nicht aussetzen wollen. Den meisten Männern reicht dabei dann wohl „nicht so wichtig“, da die meisten Frauen es eh auf diese Weise eingerichtet haben, dass sie eher und besser aussetzen können (eine Beamtin im gehobenen Dienst mag gut verdienen, kann aber wegen der Vorzüge des öffentlichen Dienstes auch ohne zu große Nachteile aussetzen, was in der freien Wirtschaft schon schwieriger sein kann).

„Ihr Part des Deals? Sie ist eine Frau und schläft mit ihm“

Bei Maximilian Pütz findet sich sozusagen ein offener Brief an die Frauen, in dem ich eine Passage besonders interessant fand

Fast jeder Mann teilt bereitwillig sein angehäuftes Vermögen freigiebig mit einer Frau. Er hat kein Problem damit, sie zu versorgen oder ihr teure Geschenke zu machen, was die emanzipierte Frau von heute auch immer noch gerne annimmt.
Jemand aus meinem engsten Bekanntenkreis ist sehr erfolgreicher Unternehmer, er zahlt für seine Freundin im Monat 3000 Euro für ihr Auto, ihre Pferde, Essen etcetera.

Nach einem 12stündigen Arbeitstag kommt er nach Hause und kocht noch für beide, weil sie nicht kochen kann oder will, und er bezahlt zusätzlich noch eine Putzfrau.

Ihr Part des Deals? Sie ist eine Frau und schläft mit ihm.

Das von ihm dort aufgeführte ist natürlich ein ziemlicher Sonderfall. Aber es gibt ihn auch in weitaus geringeren Umfang und es wird aus meiner Sicht häufig als viel zu selbstverständlich hingenommen, dass Männer ihr Einkommen meist vollumfänglich mit ihren Ehefrauen teilen und auch in den Beziehungen häufig schon gemeinsame Kasse gemacht wird.

Wer seiner Frau ein Haushaltsgeld zuweist, bei dem wird wahrscheinlich bereits die Beziehung in Frage gestellt und er wird nicht selten als geizig angesehen werden. Mitunter scheint es ansonsten wirklich genug zu sein, dass die Frau mit dem jeweiligen Mann zusammen ist.

Natürlich werden auch die meisten Frauen einer Arbeit nachgehen, wenn keine Kinder vorhanden sind und wenn Kinder vorhanden sind, dann werden sie häufig mit diesen zu tun haben und mit fortschreitendem Alter der Kinder ihre Arbeit wieder aufstocken.

Es gibt aber eben noch die Schilderungen, bei denen es heißt „er verdient genug, sie muss nicht arbeiten gehen“. Oder auch solche, wo er studiert hat, sie eine Ausbildung in einem nicht so gut bezahlten Bereich hatte, sagen wir Arzt und Krankenschwester und es dann eben nicht mehr ihre Sache ist in einem solchen Bereich zu arbeiten und sie nicht wieder in ihren Beruf einsteigt.

Es gibt also zumindest eine gewisse Oberschicht, in der Frauen teilweise vollkommen von der Berufstätigkeit freigestellt werden, teilweise auch nachdem die Kinder aus dem gröbsten raus sind nicht wieder anfangen zu arbeiten und ab dort weitgehend freigestellt werden. (Sagen wir eine Frau bekommt mit 30 ihr erstes Kind, mit 32 ihr zweites, dann sind die Kinder mit 20 zum Studium aus dem dem Haus und sie ist 52, bis zur Rente sind es dann aber noch zumindest 13 Jahre).

Das ist noch nicht einmal etwas, was unbedingt auf „weiblicher Ausbeutung“ beruhen muss: Viele Männer wollen das ebenfalls so, sehen vielleicht die nicht arbeitende Frau als ein gewisses Statusobjekt oder würden es auch blöd finden, wenn sie entweder in einem nicht zum Status der Familie passenden Niedrigeren Lohnbereich oder gar im Schichtdienst als zB  Krankenschwester arbeitet, wenn man „das Geld nicht braucht“.

Aber dennoch ist es eine teilweise erstaunliche Freistellung.

Familienrecht in Norwegen

Leser Revolte schreibt etwas zum Familienrecht in Norwegen:

Abgesehen von der soweit bekannt in Frankreich praktizierten juristischen Abtreibung hat überdies Norwegen Bedingungen, von denen deutsche Väter nur träumen können:

1) Null Betreuungsunterhalt für nichteheliche Mütter. Die deutschen Regelungen rufen völligen Unglauben bei Norwegern hervor

Das wäre ja in der Tat eine interessante Sache. Allerdings würde mich interessieren, wie es dort konkret abgewickelt wird. Gibt es bei kleineren Kindern staatliche Gelder oder Arbeiten die Mütter sofort wieder?

2) Das “gewöhnliche” Umgangsrecht ist per Gesetz (!) ganz konkret geregelt: Jede Woche einen Nachmittag plus alle 2 Wochen ein ganzes Wochenende, 2 Wochen im Sommer, Weihnachten oder Ostern, eine Vorschrift bei Änderungen rechtzeitig Bescheid zu geben.

Das finde ich auch überfällig: Eine klare Regelung, die per Gesetz eintritt. Ich hatte etwas ähnliches ebenfalls vorgeschlagen. Allerdings würde mich auch hier die Abwicklung interessieren. Was passiert, wenn das Kind nicht herausgegeben wird? Was, wenn jemand meint, dass das Kind bei dem anderen nicht gut betreut wird? (dazu kommt ja unten was) Was bei Beeinflussungen durch einen der Elternteile?

3) Alle Fahrtkosten werden zwischen den Eltern geteilt.

Auch keine schlechte Regelung, wobei  auch da der Teufel im Detail steckt: Was, wenn einer der beiden die Kosten schlicht nicht tragen kann?

4) Die Kinder haben das Recht, grundsätzlich mitzuwirken. Ab 7 Jahren Kindesalter ist das Vorschrift. Ab 12 Jahren hat der Kindeswille ausdrücklich grosses Gewicht.

Das ist im Prinzip ja auch in Deutschland so. Nur eben weniger ausdrücklich geregelt, das Familienrecht in Deutschland ist erstaunlich viel richterliche Ausformung und Ausgestaltung. Auch hier würde sich die Frage stellen, wie mit beeinflussten Kindern umgegangen wird

4) Eltern mit Kindern unter 16 Jahren müssen vor einer Eheaufhebung und jedem Verfahren zum Sorge- oder Umgangsrecht eine Schlichtung machen und haben darüber ein Attest vorzulegen. Persönliche Anwesenheit ist vorgeschrieben, man kann keinen Anwalt hinschicken. Mindestdauer Schlichtung: Drei Stunden.

Das ist ein interessanter Ansatz, kann aber, wie man an den Kritiken zum Jugendamt sieht auch eine ziemliche Tortur für die Eltern sein. Im Nachbarschaftsrecht hatte man ähnliches eingeführt, aber meines Wissens nach sind die Schlichtungstermine nicht so ergiebig. Natürlich versucht auch der Richter zu schlichten und eine Vereinbarung zu treffen und auch Rechtsanwälte im Vorfeld. Wenn die Gespräche vernünftig und fair geführt werden, dann kann ich mir allerdings schon vorstellen, dass das was bringt.

5) Weitere Schlichtungen, wenn das ein Richter für nötig hält.

Hier würde man sie in einem Vergleich verpflichten, sich an eine Beratungsstelle zu wenden.

6) Das Gericht kann ein Zwangsgeld festsetzen, das jedesmal verwirkt ist, wenn das Umgangsrecht nicht eingehalten wurde – ohne weitere Entscheidung.

Kann das Gericht neuerdings in Deutschland auch, wird aber von den Gerichten sehr, sehr zurückhaltend gemacht.

7) Ehen können vom Fylkesmann oder dem Gericht aufgehoben werden. Es ist eine Aufhebung, keine Scheidung. Danach sind beide “ledig”, nicht “geschieden”. Kein Anwaltszwang, keine Gebühren beim Fylkesmann.

Auch eine gute Idee. Gerade bei Ehen kurzer Dauer muss man eh nicht viel Regeln. In Deutschland allerdings etwas komplizierter, da ja bei Ehen über drei Jahren noch die Rentenanwartschaften geteilt werden. Könnte natürlich auch jemand anders, zB der Notar regeln oder eben ein anderer Staatsdiener. In Deutschland gibt es theoretisch auch eine Aufhebung, aber sie kommt so gut wie nie vor.

8) Unterhalt für Kinder grundsätzlich nur bis zur Volljährigkeit.

Das muss man dann mit einem Bafög-System oder einer staatlichen Förderung in der Ausbildung verknüpfen, scheint mir aber kein schlechter Ansatz zu sein.

9) Kindesunterhalt wird dort versteuert, wo er landet – beim Berechtigten, nicht beim Pflichtigen.

Im Deutschland also beim Kind? Das würde natürlich hübsche Freibeträge eröffnen. Ich vermute aber mal, dass es in Norwegen derjenige ist, der das Kind betreut. Hätte auch etwas.

10) Berücksichtigung beider Elterneinkommen beim Kindesunterhalt.

Halte ich, wie hier bereits gesagt, auch für dringend erforderlich. Dass das Einkommen des Erziehenden bis zum 18. Lebensjahr quasi keine Rolle spielt ist eine sehr starke Einschränkung.

11) Natürlich gemeinsames Sorgerecht, egal ob die Eltern verheiratet waren oder nicht. Recht auf Erziehungsurlaub auch für nichtverheiratete Väter.

Ja, warum sich die Leute das so querstellen verstehe ich auch nicht. Zur Not kann immer noch eine Zuweisung des alleinigen Sorgerechts beantragt werden, wenn es nicht klappt.

12) Für Unterhalt an den Ehepartner gilt teilweise das Schuldprinzip. Kein Unterhalt an Ehebrecher.

Dazu hatte ich in dem Artikel „Zerrüttungsprinzip und Schuldprinzip“  schon einmal was geschrieben. Auch in Deutschland gibt es ja noch Reste des Schuldprinzips und bei Ehebrechern kann man, wenn diese aus intakter Ehe ausbrechen, den Unterhalt kürzen oder er kann ganz wegfallen (siehe Artikel)

Quellen
– Bergmann/Ferid/Henrich, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht, Teil XIII, Stand: 30.9.2004, S. 72 ff.
– Deutsche Botschaft Oslo http://www.oslo.diplo.de

Ich habe die Quellen nicht überprüft, wer sich im norwegischen Recht auskennt, kann dazu gerne etwas sagen. Interessante Regelungen sind jedenfalls dabei