#ohnemich – Frauen sollten ihren Körper nicht stärker zur Schau stellen als der durchschnittliche Mann

In der Zeit erschien ein kontroverser Artikel, in dem die Autorin vertritt, dass Belästigungen ihre Ursache darin haben, dass es Männern zu leicht gemacht wird, Frauen als knackige Körper und leichte Beute zu sehen.

Die #MeToo-Debatte hat ein enorm verbreitetes Verhalten zutage gefördert: die Selbstverständlichkeit, mit der Männer Frauen als knackige Körper und leichte Beute betrachten und ernsthaft glauben, ein kurzer Griff oder markiger Spruch sei kein Grund zur Aufregung. In gewisser Weise ist das aber nur die Oberfläche eines tiefergehenden Problems

Darunter liegt die sozial verfestigte Asymmetrie, dass es bei Frauen mehr aufs Aussehen ankommt als bei Männern.

Das geht etwas in „Dann mach doch die Bluse zu“, und kann dem Feminismus daher nicht gefallen.

Dabei ist es ja erst einmal ein einfaches Bild:

Wer als etwas anderes wahrgenommen werden will als als sexueller Reiz, der muss eben auch andere Signale senden und das sexuelle reduzieren. Gerade wer dagegen protestiert, dass Frauen als zu sexuell dargestellt werden, etwa in Werbungen etc, dem müsste der Gedanken durchaus einleuchten, dass es dann nicht hilft, wenn Frauen selbst sich so darstellen, wie man es in der Werbung nicht sehen möchte.

Die vorgeschlagene Lösung ist entsprechend simpel_

Wenn aber – mit Marx – radikal sein heißt, ein Problem bei der Wurzel zu packen, dann müssen Frauen schon auf dieser tieferen Ebene dazu ansetzen, aus dem asymmetrischen Regime des Gutaussehenmüssens auszubrechen. Sie müssen aufhören, sich zu schminken, zu schmücken und zu stylen, sich selbst permanent als Körper zu präsentieren. Sie müssen einfordern, dass berufliche Dresscodes symmetrisiert werden und auch für Frauen eine stilvolle, aber nicht körperbetonte Businesskleidung zur Verfügung steht. Der #MeToo-Diskurs muss zu einem #OhneMich-Diskurs weiterentwickelt werden, der die Botschaft verkündet und verbreitet: „Ich mache dieses Spiel nicht mehr mit. Ich tue nicht mehr für mein Aussehen als der durchschnittliche Mann, und ich stelle meinen Körper nicht stärker zur Schau als der durchschnittliche Mann.“

Da bestehen natürlich mehrere Probleme:

  • Jeder Mensch möchte sich gerne attraktiv darstellen, weil Attraktivität enorm wichtig in der Bewertung und im zwischenmenschlichen Verhalten ist. Es ist nicht so, dass Männer das nicht machen, sie stellen sich eben innerhalb der Attraktivitätsmerkmale, die Frauen eher interessieren, als attraktiv dar. Und da ist eine zu starke Betonung des sexuellen und damit des Körpers zeigen eben häufig uninteressanter als andere Sachen, wie Status und dezentere Hinweise auf einen guten Körper.
  • Es sind Maßnahmen innerhalb der intrasexuellen Konkurrenz, die eben nicht nur auf Männer abzielen, sondern häufig auf die anderen Frauen. Männer stellen eher nur indirekt eine Rolle
  • Und natürlich gilt gerade im Feminismus: Niemals darf man verlangen, dass die Frau (oder breiter: der Nichtprivilegierte) etwas macht, das wäre Victim Blaming, denn alle Schuld muss auf den Mann (oder: den Privilegierten) projiziert werden, die Frau darf unverantwortlich bleiben

 

Hier müsste der Bruch beginnen, und nicht erst bei der Abwehr von Übergriffen. Solange wir uns bereit erklären, unsere Hintern in hautenge Hosen zu zwängen, unsere Beine in Strumpfhosen vorzuführen und auf hohen Absätzen daherzuklappern, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir als „knackiger Hintern“ oder „scharfe Schnitte“ wahrgenommen werden. Dass enge Hosen und hohe Schuhe Männern kein Recht zum Grapschen und zu schlüpfrigen Sprüchen geben, bleibt dadurch unbenommen. Männer müssen sich kontrollieren und ihre Hände und Zunge im Zaum halten – selbst wenn die Wahrnehmung von Körperattributen sich aufdrängt, ist der Überschritt zum Handeln in keinem Fall erlaubt. Aber zwischen dem Recht auf körperliche und kommunikative Unversehrtheit und einem Auftreten im Geiste des Egalitarismus liegen Welten. Solange wir nur auf Erstere pochen, sind wir Teil des Systems. 

Nur das System gänzlich anders aussieht als sie denkt. Es wird immer ein System intrasexueller Konkurrenz geben, und wenn es Bekleidungsvorschriften gibt, dann gibt es immer Bemühungen diese bestmöglich zu umgehen.

Deshalb, Frauen, Schwestern, Geschlechtsgenossinnen: Lasst das Schminken sein! Legt die Kosmetikdosen in den Schrank und kauft sie nie mehr nach. Wenn ein Männergesicht ohne Tünche schön genug ist für die Welt, warum nicht auch ein Frauengesicht? Hört auf, jeden Tag schicke, formlich und farblich aufeinander abgestimmte Klamotten zu tragen! Zieht das an, was im Schrank gerade oben liegt. Spart die Energie, die das Schminken, Augenbrauenzupfen, Nägellackieren, Beinerasieren, Schmuckanlegen, Shoppen, Durchblättern von Modemagazinen kostet, und steckt sie in das Voranbringen eurer Karriere durch Lernen, Leistung, Sachverstand, oder wahlweise in Spaß und Erholung. Geht nicht mehr als einmal im Vierteljahr zum Friseur.

Hässlich sein dürfen ist ja durchaus ein sehr feministischer Gedanke. Nur darf er eben nicht mit Victim Blaming/fehlender Projektion/Verantwortung für eigenes Handlen kombiniert werden. Ein solcher „Stillhaltepakt“ in dem Wettlauf innerhalb der intrasexuellen Konkurrenz würde schlicht nicht klappen.

Werft die High Heels auf den Müll! (Oder reserviert sie für seltene private Gelegenheiten.) Der Mann trägt sein Leben lang Schuhe, die so geformt sind, dass sie der Anatomie des Menschen als Laufwesen angepasst sind. Dass Frauen dazu gebracht werden, Schuhe zu tragen, die des anatomischen Baus des Menschen spotten, ist ein haarsträubender Missstand, gegen den sich schon lange eine Bewegung aus Ergonomen, Ärzten und bewegungsbewussten Frauen hätte formieren müssen.

Aber sie machen längere Beine und betonen beim Gang das Becken. Und sie sind natürlich gleichzeitig auch ein gewisses Statussymbol, ein Signal dafür, dass man eine höhere Position hat (zumindest in Kombination mit Buisnesskleidung) und sie machen größer.

Frauen könnten sich auf neue Signale einigen, neue Berufskleidung erfinden, die weniger figurbetont sind und weniger auf Attraktivität abstellen. Aber eine solche Verabredung ist nachteilhaft, weil man eben die passenden Signale nicht mehr sendet.

Das Echo:

 

 

„Virtue Signalling, männliche Feministen und sexuelle Belästigung“

Eine interessante These:

Wenn es stimmt, dann wären potentielle Erklärungen:

  • Übertriebenes Virtue Signalling könnte das Gefühl bewirken, dass die andere Seite einen doch nun anerkennen muss und einem etwas schuldet
  • könnte so übertrieben sein, weil man seine eigenen Ansichten so besser verstecken kann
  • übertriebenes Virtue Signalling ist ein Zeichen der Unterwürfigkeit  und jedenfalls nicht von Status, wenn man zu „Unterdrückerklasse“ gehört.  Leute, die es verwenden, werden nicht als attraktiv wahrgenommen, so dass sie zu anderen Strategien greifen müssen.

„Linksradikale wohnen noch bei der Mutter“

Die Bildzeitung verweist auf eine Studie des Verfassungsschutzes:

Eine neue Studie des Verfassungsschutzes beschreibt den durchschnittlichen linksradikalen Gewalttäter: Er ist männlich, 21 bis 24 Jahre alt, hat trotz mittlerer Reife meist keinen Job.

Diese Studie macht den Ruf der Linksradikalen in Deutschland sicherlich nicht besser. Der Verfassungsschutz hat mit einer neue Studie, die der „Bild“-Zeitung exklusiv vorliegt, den linken Durchschnitts-Täter in Berlin ermittelt. Mit durchaus verblüffenden Fakten: 92 Prozent der Linken wohnen noch bei Mama. Doch damit nicht genug.

„Die meisten politisch motivierten Gewaltdelikte kommen aus der linken Szene“, sagt Berlins Innensenator Frank Henkel (52, CDU) der „Bild“. Von 2009 bis 2013 gab es insgesamt 1523 linke Gewalttaten, mehr als doppelt so viele wie von 2003 bis 2008.

Weitere Details der Studie:

  • 873 Verdächtige sind ermittelt worden, davon sind 84 Prozent Männer und 16 Prozent Frauen. 73 Prozent sind zwischen 18 und 29 Jahre alt
  • Neun von zehn linken Gewalttätern gaben als Beziehungsstatus ledig an
  • 34 Prozent haben mittlere Reife, 29 Prozent Abitur. Jeder dritte ist arbeitslos. 50 Prozent stammen aus Friedrichshain-Kreuzberg oder Neukölln
  • In 95 Prozent der Gewalt-Fälle geht es um Landfriedensbruch, Körperverletzung, Brandstiftung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte

Ich hatte ja schon mal angeführt, dass Beleidigungen häufig dem evolutionären Partnerwert betreffen:

  • „wohnt noch bei Mama“ ist noch nicht selbständig, nicht erwachsen, braucht noch die Unterstützung der Eltern, der besondere Verweis auf die Mutter verstärkt das Bild eines Kindes
  • ist arbeitslos: Hat keinen Status
  • ist ledig: Kommt nicht bei Frauen an.

Natürlich gilt weiterhin, dass sich Status nach der jeweiligen Gruppe richtet, der das Umfeld angehört. Innerhalb derer kann es auch „Cool“ sein, dass man gegen das System kämpft und sich nicht kapitalistisch verhält. Der gewalttätige Kampf gegen den Staat kann dort ebenfalls „virtue Signalling“ sein. Und das ganze kann sogar eher auf eine „Kurzzeitstrategie“ ausgerichtet sein, bei der man keine Beziehung, sondern nur Sex hat. Inwiefern dies der Fall ist wäre interessant, ob es der Verfassungsschutz auch ermittelt hat, wäre interessant.

Auch die sonstigen Kausalitätsrichtungen wären interessant: Ist „keinen Job haben“ hier Virtue Signalling oder schließen sich Leute, die keinen Job haben eher einer Szene an, die anderes Virtue Signalling erlaubt und aus der Schwäche eine Stärke hat („Ich habe keine Ressourcen, weil ich keine will und gegen das System bin, ich lasse mich nicht einordnen, sondern bleibe unabhängig und setze mich über die Regeln hinweg“). Wahrscheinlich verstärkt sich beides gegenseitig.

Partnerwahlkriterien in einer Anzeige, kürzlich auf Facebook

Dieser Text ging neulich bei Facebook rum (der Text ist von einem Mann):

An alle Singelmänner die das hier lesen,..!!!

Hatte eben ein Gespräch mit einer Freundin von mir, über die Männer heutzutage. Anscheinend sind alle „guten“ vergeben und nur noch Spacken auf dem Markt,..
Das konnte ich mir nicht ganz vorstellen, darum suche für eine ganz liebe Freundin von mir, jemand der kein Arsch ist,..!
Anfang -> Mitte 30. Kein Proll, kein Weichei! Er sollte fest im Leben stehen und Helft mir die Ehre der „normalen“ Männer zu retten, damit wir beweisen können, dass nicht alle Männer scheisse sind!! 🤘🏻sondern eine Partnerin mit der man auch mal ein Radler zischen und rumblödeln kann. Ich suche keinen Herkules und keiner der länger als ne Frau im Bad braucht,.. allerdings sollte er gepflegt und weitestgehend ordentlich sein,.. 😉
Wenn du dich angesprochen fühlst, werde ich ein meet and great mit einer tollen Frau arrangieren. Sie ist 30, nicht gerade klein und absolut optisch alltagstauglich,..
Mehr Infos gibt es, wenn sich was passendes bei mir meldet!
Also liebe Männer,.. oder auch Frauen die solche Männer kennen,… meldet euch bei mir und lernt euer Herzblatt kennen

!!! Teilen dieses Beitrages ist im näheren Umkreis von WT gerne erlaubt… !!!

Helft mir die Ehre der „normalen“ Männer zu retten, damit wir beweisen können, dass nicht alle Männer scheisse sind!! 🤘🏻

Aus meiner Sicht nichts wirklich ungewöhnliches, viele Elemente, die denke ich von vielen Frauen geteilt werden:

  • Kein Proll = schon jemand mit einem gewissen Niveau, der nicht zur „Unterschicht“ gehört
  • kein Weichei! = eben ein Mann, entgegen feministischer Vorstellungen ist „Männlichkeit“ in den Augen der meisten Frauen nichts schlimmes, sondern eher attraktiv. Das „Weichei“ hingegen wird allgemein als unattraktiv wahrgenommen
  • Er sollte fest im Leben stehen = einen Job haben, sich selbst ernähren können, schon Status aufgebaut haben
  • Ich suche keinen Herkules = aber sportlich wäre schon nett
  • und keiner der länger als ne Frau im Bad braucht = aber nicht zu eingebildet und selbstverliebt und zu sehr auf sein äußeres bedacht.
  • ,.. allerdings sollte er gepflegt und weitestgehend ordentlich sein = Aber er sollte schon auf sich achten können und was hermachen

Auch gut die Abwertungen der Männer dabei:

  • über die Männer heutzutage. Anscheinend sind alle „guten“ vergeben und nur noch Spacken auf dem Markt,..
  • Helft mir die Ehre der „normalen“ Männer zu retten, damit wir beweisen können, dass nicht alle Männer scheisse sind!! 🤘🏻

Ist natürlich auch ein interessantes Framing als „Wir guten Männer“

Rom (TV Serie): Markus Antonius verhandelt mit den Verschwörern nach Cäsars Tod

Ich habe noch einmal in die HBO Serie „Rom“ reingeschaut, die ich gut gemacht finde. Dabei fand ich unter anderem die Figur des Markus Antonius (Mark Antony im englischen) interessant, aus „Gamegesichtspunkten“.

„Alpha“ oder nicht? Wenn ja, was macht ihn aus eurer Sicht dazu?

Verführung, „Erotik braucht eine kleine Hürde“ und „Nein heißt Nein“

In der Zeit befindet sich ein Interview mit dem Paartherapeuten und Sexualforscher Ulrich Clement, der etwas zu „Verführung“ ausführt. Einige Abschnitte fand ich sehr interessant:

ZEITmagazin ONLINE: Was genau ist Verführung?

Ulrich Clement: Verführung ist, jemanden zu etwas zu bewegen, von dem er noch nicht weiß, dass er es will.

 Eigentlich eine schöne Definition. Es macht deutlich, dass man einen Wunsch weckt und eine Veränderung erreichen will

ZEITmagazin ONLINE: Aber verführt werden will derjenige schon?

Clement: Latent, ja. Ein guter Verführer spürt die Bereitschaft, auch wenn sie nicht ausgesprochen ist. Es gibt bei dem französischen Meisterverführer Cyrano de Bergerac eine schöne Szene: Christian, der ohne die wortgewandte Unterstützung de Bergeracs hilflos ist, sagt zu seiner angehimmelten Roxane: „Je vous aime.“ Und sie antwortet: „Brodez! Brodez!„, was soviel heißt wie: „Schmücken Sie es aus!“ Er stammelt aber nur weiter, dass er sie liebt. Schließlich sagt sie entnervt: „Sie bieten saure Milch mir, und ich wollte Sahne! Wie lieben Sie mich denn?“ Gefragt ist beim Verführen nicht die sexuelle direkte Sprache, sondern die erotische Sprache des Andeutens. Man bleibt bewusst vage.

„Das gibt erst einmal bei mir bereits einen Extrapunkt, weil ich Cyrano de Bergerac als Stück liebe. Aber weiter im Text)

Das scheint mir etwas zu sein, was die radikalen Feministinnen nicht verstehen, die meisten Frauen aber sehr gut: Yes means Yes ist keine Verführung, enthusiastischer Consent ist auch keine Verführung. Um so klarer man alles gestalten muss, um so weniger Platz bleibt für die erotische Sprache des Andeutens und der Vagheit.

ZEITmagazin ONLINE: Verführung ist also ein verbaler Balztanz?

Clement: Ja, man möchte herausfinden: Wie gut achtet der andere auf mich? Ist er aufmerksam? Meint er wirklich mich?

Auch hier würde ich zustimmen: Es geht in diesen Fällen häufig nicht um eindeutige Aussagen, sondern häufig darauf, wie er auf etwas reagiert, warum er etwas macht: Das Gefühl gewollt zu werden ist größer, wenn der andere etwas kämpfen muss, wenn er sich bemüht, eine Andeutung, die verstanden wird, ist ein besseres Zeichen als eine eindeutige Absprache, mit zu klaren Worten macht man es dem anderen zu einfach und offenbart vielleicht zu viel, ohne das der andere es passend zurückgeben muss.

ZEITmagazin ONLINE: Würde man zu schnell nachgeben, hätte die Sache also gar keinen Reiz mehr?

Clement: Genau, Erotik braucht eine kleine Hürde. Sonst ist sie wie Tennis ohne Netz: witzlos. Der amerikanische Sexualtherapeut Jack Morin hat dafür die erotische Gleichung aufgestellt: Erregung = Anziehung + Hindernis. Anziehung allein reicht nicht. Man muss etwas haben, das es zu überwinden gilt.

Was für eine Formel!

Erregung= Anziehung + Hindernis

Das wäre wohl etwas, was in feministischen Kreisen eher zu einem #Aufschrei führen würde. Ein Hindernis? Das ist nach deren Vorstellung allenfalls in der Rape Culture erregend. Allenfalls wenn man deutlich vereinbart hat, dass man ein Hindernis errichtet, dass der andere dann nach genau definierten Regeln „überwinden“ kann, wäre das wohl dort eine konforme Vorstellung.

Leider begreifen das auch viele Männer nicht, die nicht erkennen, wann ein Hindernis ein solches Spiel ist und einfach gar nichts machen, weil ein Hindernis da ist (oder es eben nicht als Spiel, als Tanz, sehen, dieses zu überwinden). Ein Hindernis oder ein Shittest sind eben mitunter nicht mehr als ein Anzeichen von Interesse, vergleichbar der Kröte, die auch nur solche Männer vom Nest zu schupsen versucht, bei denen sie meint, dass sie drauf bleiben und nicht solche, bei denen sie davon ausgeht, dass sie herunterfallen.

ZEITmagazin ONLINE: Welche Ingredienzien braucht eine kunstvolle Verführung noch?

Clement: Mal abgesehen davon, dass es immer darauf ankommt, wer wen verführen will, muss die Situation auf jeden Fall in der Schwebe sein. Noch ist nichts eindeutig. Eine Verführungssituation endet genau in dem Moment, in dem die Lage nicht mehr offen, sondern klar ist.

ZEITmagazin ONLINE: Um zu spüren, was der andere will, ohne es zu sagen, braucht es also besondere Aufmerksamkeit. Das ist es, was schon Casanova beherrschte.

Clement: Richtig, der Verführer lässt die Frau spüren, dass er sie – und zwar genau sie – will. Damit macht er ihr das Kompliment, unwiderstehlich zu sein, und wertet sie auf.

Der „yes means Yes“ Feminismus mag also keine Verführung, da Klarheit diese zerstört. Und das ist auch der Grund, warum sexuelle Spannung in vielen Beziehungen nachlässt: Wer schon 100 mal miteinander geschlafen hat, der kann keine Hindernisse und keine Unklarheit mehr bilden.

ZEITmagazin ONLINE: Sie könnte einwenden: Den Trick macht er doch mit jeder.

Clement: Aber psychologisch funktioniert die erotische Aufwertung andersherum. Gerade wegen seines Images als Verführer und Kenner, sagt sich die anvisierte Frau: Wenn dieser erfahrene Mann ausgerechnet mich haben will, obwohl er genug andere haben könnte, muss ich besonders begehrenswert sein.

Das könnte aus dem Pickup sein. Und es kann richtig eingesetzt auch durchaus stimmen, eben wenn man passend auftritt und ihr vermitteln kann, dass man sich tatsächlich für sie interessiert und nicht nur für die Kerbe im Bett.

Etwas später heißt es:

ZEITmagazin ONLINE: Welche Unterschiede gibt es zwischen der Verführung durch einen Mann und durch eine Frau?

Clement: Dazu gibt es ein interessantes Experiment: Unter dem Vorwand irgendeiner Untersuchung wurden Frauen und Männer einbestellt, die man dann paarweise in einem Raum warten ließ, weil – so wurde vorgeschoben – der Versuchsaufbau noch nicht ganz fertig wäre. Dabei hielt eine Kamera ihr Verhalten fest. Bei denen, die sich sympathisch fanden und die zu flirten begannen, konnte man hinterher sehen: Zunächst hat die Frau bestimmte Signale gesendet. Sie zog etwa ihre Augenbrauen hoch oder fasste sich in die Haare. Der Mann ging dann bei Interesse darauf ein. Befragte man die beiden hinterher, wie es denn gelaufen sei, behaupteten die Männer meistens von sich, sie hätten angefangen. Halten wir also fest: Die Frau hat ihnen das Signal zum anfangen gegeben. Eigentlich hat sie angefangen, unter Umständen noch nicht mal in dem Bewusstsein, etwas Konkretes zu unternehmen. Die Entscheidung, daraus aktiv etwas zu machen, lag dann beim Mann.

Das senden passender Signale ist denke ich etwas, was für viele Frauen sehr hilfreich sein könnte. Ich hatte es unter „Ansprechbarkeit erhöhen“ als eines der wichtigsten Flirttipps für Frauen angeführt. Die Männer, die solche oft subtilen Signale auffangen und richtig interpretieren können, werden es auch deutlich einfacher haben. Gleichzeitig werden Männer, die passend aussehen und sich attraktiv verhalten, auch eher Signale bekommen.

ZEITmagazin ONLINE: Charmant. Aber worum geht es den beiden mit diesem Verhalten eigentlich genau?

Clement: Es gibt in der Sexualforschung die Theorie der sexual economics, eine ökonomische Theorie des sexuellen Verhaltens, die besagt, dass jedes Umeinanderwerben dem Verhalten auf einem Marktplatz gleicht: Die einen haben etwas anzubieten, die anderen wollen etwas haben. Frauen haben etwas, was Männer wollen, nämlich Sex. Nach dieser Theorie ist lediglich weiblicher Sex wertvoll, männlicher Sex hingegen ist nichts wert, weil den jede überall umsonst haben kann. Deswegen prüfen Frauen, wie teuer sie sich verkaufen können. Sie sind Marketingexpertinnen in eigener Sache. Wenn Frauen flirten, bedeutet das übrigens aus diesem Grund auch nicht unbedingt, dass sie bereit sind für Sex, wie manche Männer irrtümlich annehmen.

Es kann heißen, dass sie den Marktwert testen, es kann bedeuten, dass sie Interesse haben, aber noch verführt werden wollen. Es bedeutet jedenfalls nicht per se, dass die Sache klar ist.

ZEITmagazin ONLINE: Sie wundern sich dann, dass sie abblitzen?

Clement: Ja, aber das ist einem Mann weniger unangenehm als einer Frau. Männer lassen es eher mal darauf ankommen und wagen einen ersten aktiven Schritt. Das gehört für sie natürlich zum Wettbewerbsverhalten dazu – ein bisschen wie beim Fußball, da muss man auch mal aus einer nicht ganz klaren Situation heraus aufs Tor schießen. Diese größere Toleranz gegenüber dem eigenen Scheitern erklärt übrigens auch das schon mehrfach beobachtete Phänomen, dass Männer bei Befragungen aktiver aus ihrem Sexualleben berichten als Frauen. Sie overreporten, heißt es im Fachjargon, während Frauen tendenziell underreporten. Frauen lassen peinliche Begegnungen eher weg, vielleicht verdrängen sie sie sogar, während Männer sich sagen: „Egal, es war zwar doof, aber immerhin: ein Versuch.“

Da haben die Männer aus ihrer Warte auch durchaus recht. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Männer, die sich in die reine Männercliquee ohne Frauenkontakt zurückziehen und keine Frauen ansprechen, werden eben auch keine Freundin haben.

Frauen als Zuschauerinnen ihrer eigenen Verführung

Ich habe in ein paar alte Pickupinterviews reingehört und fand dabei die folgende (sinngemäße) Beschreibung ganz interessant. Es ging dabei darum, dass einer der häufigsten Fehler ist, dass man darauf wartet, dass die Frau aktiv wird und sich bietende Gelegenheiten nicht nutzt oder gar nicht wahrnimmt, weil man selbst zu passiv ist.

Eine Frau ist häufig nur Zuschauerin ihrer Verführung. Sie ist wie die Zuschauerin eines Fußballspiels. Sie möchte, dass du Erfolg hast, sie hofft, dass du alles richtig machst, im besten Fall feuert sie dich sogar an. Aber sie greift nicht aktiv in das Spiel ein.

Eine andere Beschreibung, die ich gehört habe, ist, dass ein zu passiver Mann stark an „Attraktion“ verliert, gerade wenn er aus Sicht der Frau recht offensichtliche Zeichen nicht beachtet, dass er aktiv werden soll. Man könnte dies so erklären, dass aus seinem Zögern geschlossen wird, dass er ihren Wert höher einschätzt, sie also einen schlechteren Deal macht bzw. das er nicht viel Erfahrung mit Frauen hat, also bei diesen nicht begehrt ist. Eine andere unterbewusste Schlussfolgerung wäre, dass er anscheinend nicht hinreichend interessiert ist, wenn er ihre Signale nicht wahrnimmt und damit auch eine unglückliche Wahl ist. Viele Frauen sind auch schlicht frustriert, wenn er nichts macht und das schlägt sich in einer gewissen Verachtung nieder.

Dass sie dabei genau so handeln könnten spielt dabei für die meisten Frauen eher keine Rolle. Sie bleiben passiv, wollen eben „erobert“ und umflirtet werden. Das ist auch der Grund, warum es gerade introvertierte und sehr schüchterne Männer besonders schwer haben.

Beim Flirten sind die Rollenbilder eben häufig noch sehr konservativ.

Was Frauen antörnt XX

In Japan gibt es bereits seit längerem Spiele, in denen Frauen einen „virtuellen Liebhaber“ haben. Interessant ist, welche Figuren am Besten bei den Frauen ankommen:

When I asked Gray which character types tend to perform best, she told me that the „sadistic but charismatic“ archetype is beloved in both Japan and the US. She pointed to Eisuke Ichinomiya, which she says is the most popular character in Kissed by the Baddest Bidder, Voltage’s top-grossing game in the US. In most dating sims, the player chooses which story they’d like to play by perusing a character menu rife with alluring boyfriend options; in Voltage games, each character has his own profile page featuring a brief personality synopsis and occasionally a quote describing his hypothetical relationship with the player. On Eisuke’s character profile, he is billed in glittering pink and purple script as a „cold-hearted narcissist.“ His quote is „I’m going to make you mine. And you don’t get to say no.“

Der Bildschirm, über den man ihn auswählen kann ist dort ebenfalls als Bild enthalten, es sieht so aus:

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Was haben wir da:

  • Aussehen: Attraktiv
  • Mulitmillionäre: Ressourcen
  • Denkt die Welt dreht sich nur um ihn: Status
  • Immer von Frauen umgeben: Preapproved by women
  • „Ich mache dich mein“: Er interessiert sich für dich
  • „und dein Nein interessiert mich nicht“: Anführer, Dominant

Also klassische Elemente, die sich in sehr vielen Darstellungen von Männern finden, die Frauen attraktiv finden.

Of course, this isn’t unique to Voltage, nor is it even confined to dating simulation games. As anyone who lived through the year 2005 can attest, „I’m going to make youmine. And you don’t get to say no“ is basically the central narrative of Twilight, an omnipresent cultural phenomenon that went onto influence the Fifty Shades of Grey series, an equally omnipresent cultural phenomenon with the exact same plot. „In real life, most women tend to avoid choosing [this type of person] as a boyfriend or husband,“ Gray said. In romance apps, however, women can’t get enough of it. „Usually [this character is] sadistic and mean to you, but sometimes, when you and him are alone, he becomes so sweet and very kind to you,“ Gray explained.

Like Voltage’s millions of other customers worldwide, I quickly came to find the virtual experience of blandly flirting with a variety of assorted hunks, all of whom are inexplicably obsessed with me, very absorbing.

(…)

The allure of the unkind man in fiction is well-documented; in Reading the Romance, Janice Radway’s landmark 1984 study of the way women interact with romance novels, Radway details her interviews with numerous fans of the genre. Reviewing the plots of books that were designated as „ideal,“ she notices a striking similarity in their narrative structures: These romances tend to be „very tightly organized around the evolving relationship“ between the female protagonist and a „brooding, handsome man who is also curiously capable of soft, gentle gestures.“

The climax of these narratives necessarily involves a moment in which „the hero treats the heroine to some supreme act of tenderness, and she realizes that his apparent emotional indifference was only the mark of his hesitancy about revealing the extent of his love for and dependence upon her.“ This is also true of otome games—even the gentle male characters tend to have some sort of „hidden darkness,“ often in the form of an evil alter ego, to facilitate this moment of shocking tenderness. (Mine and Scorpio’s tender climax occurs after a run-in with a small militia composed of child soldiers—an unfortunately recurring theme in Scorpio’s life—at which point he starts calling me by my actual name and we confess our love for each other.

(…)

Here it is instructive to mention Scorpio, my favorite fake boyfriend. Per his character description, he is „A God of Unparalleled Callousness.“ His quote is, „I live for terror, dread, and hate…“ (Ellipses, again, his.) Scorpio is a star god who was banished to earth after committing a grave sin; we first meet when I fall off the roof of a planetarium and he very begrudgingly rescues me. I later learn that, before ascending to the heavens, he was a child soldier who was brainwashed by a nefarious terrorist, which explains why he is so moody now. He exclusively refers to me as „woman“ and „stupid woman.“

Also eine klassische Figur, das Arschloch/der Bad Boy mit dem Herz aus Gold. Der Mann, bei dem man die weiche Seele unter der harten Schale entdecken muss. Attraction und Comfort. Hoher Status, eine gewisse Unnahbarkeit, er muss erobert werden.

 

(zu Vorgängern der Serie)

Frauen und ihr Mitwirken an den Geschlechterrollen

Beim „Good Men Projekt“ gibt es eine interessante Erkenntnis einer Frau

I live in a house full of men: little men, big men, young men, and old men. Between my husband, four sons and all their friends, I have men of all shapes and sizes roaming through my house all the time. Not long ago, I started sharing what I’ve learned from observing all these men on a blog I called Boys Cry Too.

My goal was to convince everyone that teaching boys not to cry has a multitude of unhealthy side effects and we should stop. Shortly after my first few posts went live though, my husband looked at me and said, “What you’re saying on your blog is great, but you don’t really mean it.”

I desperately want an emotionally intelligent spouse who can converse intimately with me about our most vulnerable feelings. Except when I don’t.
I was startled and asked what he meant. He continued, “When you wake me up in the middle of the night because you heard a noise that made you nervous, the last thing you want to hear is that I’m scared too.”

I was speechless, and I’m rarely speechless; but he was right.

I desperately want an emotionally intelligent spouse who can converse intimately with me about our most vulnerable feelings. Except when I don’t. Sometimes what I really want is a fearless, superhero who will walk through the house at four o’ clock in the morning and confront whatever strange noise I may have heard while I stand at the top of the stairs holding the phone.

I want sons who will talk about their feelings and make compromises instead of pummeling each other, but I also want them to defend themselves if someone picks on them at school. I want them to be peacemakers, but not pushovers. I want them to be obedient, and independent, confident, yet introspective. And since I’m being honest, I’ll just go ahead and say it: I want them to kick ass out on the field.

I want my husband to help with the dishes, change diapers, and fold laundry; but I’m more physically attracted to him when he comes inside sweaty from a day of manual labor. I hate guns, but I’m glad my husband knows how to use one. Sometimes I want him to hug me when I’m crying and other times I’d prefer he just make me laugh.

Women are too. Women’s contradictory expectations are actually helping in many ways to perpetuate the stereotypes men struggle against.
When my husband pointed all this out to me, I was stunned. Here I was championing the softer side of boys every day on my blog, but in real life I was often communicating a desire for the exact opposite. I was a classic case of saying one thing and doing another, but blissfully unaware of my hypocrisy.

Das ist eigentlich eine Erkenntnis, zu der man durchaus leicht kommen kann. Es ist erstaunlich, dass sie in der Geschlechterdebatte auf Seiten des Feminismus so vollkommen untergeht.

Ist Opfer-Feminismus mit starken, selbstbewußten Frauen denkbar?

Der Jüngling haut in einem erfreulichen Tempo sehr interessante Beiträge raus, gerade wieder einen, in dem es darum geht, ob starke Frauen mit dem gegenwärtig praktizierten Genderfeminismus, der auf Privilegien, Benachteiligungen und Diskriminierungen abstellt, kompatibel sind.

Im Text heißt es:

Welche dieser beiden Frauen ist selbstbewusst, stark? Diejenige, die auf einen Hinterherpfeiffer losgeht und zusammenstaucht, oder diejenige, die die direkte Anfrage auf den Beischlaf eben als das auffasst, was es ist: Eine Frage, auf der sie jede Möglichkeit hat so zu antworten, wie sie will. Die damit entspannt umgehen kann, und zu guter Letzt sogar mit Neugier reagiert? Die sich nicht bedroht fühlt oder sexuell belästigt, die als sexuell reife Frau mit der Sexualität des Mannes erwachsen umgehen kann und keinen neuerlichen #Aufschrei produziert?

In derselben Liga spielt Frau Thomalla, die ebenfalls zu Protokoll, gab, dass sie selbst damit umgehen kann, wenn ihr ein Kerl dumm kommt: „Da reicht ein Blick, und das war’s dann!“ Die also keine feministische Unterstützung nötig hat.

Und genau das ist der Punkt, warum das, was sich Feministinnen wünschen, nämlich starke Frauen, der Todesstoß für den Feminismus sind. Denn starke Frauen benötigen keine feministischen Anwältinnen, die einen #Aufschrei inszenieren oder Frauenquoten durchsetzen – weil selbstbewusste Frauen solche Situationen selbst regeln können, und selbst in Führungspositionen aufsteigen können, wenn sie es denn wollen.

Es geht also darum, dass eine „starke Frau“ sich nicht beständig als Opfer sehen kann und ein Opfer keine „starke Frau“ sein kann.

So einfach scheint mir die Frage nicht zu beantworten zu sein. Denn gerade die Frage, wie man auf eine doofe Anmache reagiert hängt natürlich auch davon ab, wie man diese bewertet und wahrnimmt. Man kann hier sowohl einen Ansatz sehen, bei dem man diese in ein Verhältnis zu sich selbst setzt und selbstbewußt genug ist, um sie abzutun, man kann sie auch unter dem Aspekt sehen, dass ein solches Verhalten nicht gut für die Gesellschaft ist, weil man nicht will, dass Frauen generell auf diese Weise angesprochen werden und er damit nicht „durchkommen“ soll, man würde also darauf abstellen, dass man selbst eine Verantwortung trägt und sozusagen die „Bestrafungskosten“ auf sich nehmen muss, die ihn in Zukunft von so einem Verhalten abhalten sollen.

Interessanterweise ist die ruhige Betrachtung, bei der man eine solche Situation so einschätzt, dass derjenige ungefährlich ist und es irgendwie interessant findet, nahe dran an einer von mir mal zitierte Definition des Alphamannes:

This is where I come to ‘The Alpha Male’, this is not a man that is controlling and over bearing, it is a man that is self-assured physically and emotionally within himself, not having to dominate externally as his confidence seeps through automatically. He is in control of himself therefore in control of his surroundings, he is not easily flustered and is willing to take risks and if they do not bare fruit he will quickly bounce back and move on to the next challenge. Obviously this can be translated into interactions with females but equally it could be situations at work, leisure activities and with family and friends.

 Auch in dem Beispiel von Jüngling behält die von ihm bevorzugte Frau die Kontrolle, sie ist nicht geschockt, sie ist sich ihrer Sache sicher und muss ihm ihren Willen nicht aufdrängen, dass dieses Verhalten falsch ist. Sie ist nicht leicht zu erschrecken und geht das Risiko ein, dass er ein komischer Kerl und nicht eine interessante Erfahrung ist, weil sie weiß, dass sie damit umgehen kann. Sie ist insofern mehr „Alpha“ als diejenige, die sich bedroht fühlt, die sich beschwert, die sich als Opfer sieht, weil sie damit nicht klar kommt, dass ein Mann sie so direkt auf Sex anspricht.

Und in der Tat kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, dass eine solche Frau, die in dem oben beschriebenen Sinne „Alpha“ ist, wirkliche poststrukturalistische Genderfeministin sein kann, denn dazu müsste sie sich viel zu sehr als fremdbestimmt ansehen, müsste sich viel unsicherer sein, weil alle um sie herum privilegiert sind und könnte damit auch nicht die Selbstsicherheit ausstrahlen, die eine solche Haltung erfordert. In ihrer Welt ist sie eben der Bestimmer und irgendwelche alten Männer, die noch immer Chauvinisten sind, sind etwas, mit dem sie fertig wird.

Die klassische feministische Erwiderung ist vielleicht, dass genau dafür der Feminismus kämpft, dass Frauen sich eben in einer Welt bewegen können, in der sie sich frei entfalten können und im „feministischen Paradies“ Frauen eben so wären.

Ich glaube aber – neben der Unmöglichkeit des feministischen Paradieses – dass die Denkhaltung im Feminismus es kaum – jedenfalls solange man sich nicht in einer strikten Filterblase reiner Feministen bewegt – möglich macht, eine solch unabhängige Haltung zu entwickeln. Wer immer nur sucht, wie andere ihn diskriminieren, der sieht sich selbst zu wenig als handelndes Subjekt, er ist ein Spielball der anderen, die dann die Kontrolle haben. Es bleibt ihm nur das wütende Verlangen, dass sie diese an ihn abgeben. Was aber wenig souverän wirkt.