Von Mandat:
8. Wenn jemand ihre Arbeit unterstützen möchte, wie kann er dies am besten?
a) aktiv vor Ort
b) finanziell (und wofür würden die Gelder eingesetzt werden)
Aktivität im Verein per Internet und/oder finanziell.
Na da zeichnet sich doch ein deutliches Bild, man weiß genau, was einen erwartet, man bekommt gleich Lust, mitzumachen. Ihr führt potentiell Interessierte ja wirklich großartig an eure Arbeit heran. Auf eine direkte Frage, wie man bei euch aktiv werden kann, kommt:
Nichts.
Ich hatte die Frage extra gespalten, damit zu beidem etwas geschrieben werden kann, weil ja auch die Klage kam, dass man auch nicht die passenden finanzielle Unterstützung erhalte.
Nach all dem Jammern, dass da zu wenig Leute aktiv sind, hätte ich ja schon erwartet, dass man da einmal konkreter wird. Dass man mal schildert, wo ihr denn Unterstützung braucht, etwa einen Text wie:
„Wir suchen immer Leute, die uns helfen, Flugblätter zu erstellen, die grafisch versiert sind, die gut Texten können, wir schreiben Politiker an und brauchen Leute, die zu diesem und jenem Thema etwas zusammenstellen, du kannst dir einen Überblick über unsere Arbeit verschaffen, wenn du montags zu unserer Strategierunde dazu kommst, in der letzten ging es um das Thema X. Wir haben auch eine Chatrunde im Internet, an der du erst stiller Teilnehmer sein kannst, wenn du mal schauen willst, ob es was für dich ist. Gerne können wir dich auch zum Berater ausbilden, wenn du dann einen entsprechenden Service bei dir vor Ort anbieten willst. Oder du schreibst uns eine Mail und dann suchen wir gemeinsam ein Projekt welches deine Fähigkeiten am besten einbringt. Wir freuen uns auf jeden, der uns unterstützt
Oder zum finanziellen:
Eine finanzielle Unterstützung ist über eine Mitgliedschaft in unserem Förderverein möglich, der Beitrag beträgt X Euro. Man kann auch dem Verein so beitreten, da ist der Jahresbeitrag Y Euro. Zudem kann man folgende Projekte direkt unterstützen, etwa … und …. Oder man spendet an folgendes Konto… eine Spendenquittung stellen wir gerne aus. Wir brauchen das Geld insbesondere für…. Wenn wir mehr Geld hätten, dann könnten wir zum Beispiel dies und jenes machen. Wir haben zudem ein Paetronkonto eingerichtet, wer das bequemer findet, man findet es unter…
Statt dessen konnte keiner der beiden Vereine auch nur einen Satz dazu schreiben, was man da nun konkret machen kann um aktiv mitzuarbeiten oder was man mit mehr Geld machen würde und warum man es braucht.
Erfährt man das an anderer Stelle? Aus meiner Sicht nicht. Ihr errichtet hohe Barrieren für einen Einstieg und wundert euch dann, dass keiner kommt. Und die, die sich für das Thema interessieren, die schreckt ihr (teilweise) noch mit Unfreundlichkeit und Beleidigungen ab und mit dem Gefühl, dass euch alles nicht gut genug ist.
5. Die alten Methoden sind alt, es lebe das Internet und die Öffentlichkeitsarbeit
Eine Folge davon, dass ihr euch in eurem Ruhm als die „echten Aktiven“ sonnt und Verachtung gegenüber Leuten, die im Internet aktiv sind, ist, dass ihr auf alte Methoden setzt und euch dann wundert, dass die nicht ziehen.
In einer Diskussion hat sich kürzlich jemand darüber aufgeregt, dass man irgendwann mal eine Demo in Berlin geplant hat und keiner gekommen ist. Anlässlich des Genderkongress hieß es ebenfalls, dass ja von den Bloggern keiner dagewesen wäre (was tatsächlich gar nicht mal stimmte).
Anscheinend bringt euch das aber gar nicht dazu, dass man mal überlegt, wie man dann die Sache publizieren kann, was man da machen kann außer meckern und ob eure Öffentlichkeitsarbeit nicht in der Hinsicht einfach schlecht ist.
Da habt ihr mit Arne einen Aktiven mit einem Blog und da kommt nebenher irgendwie mal ein kleiner Hinweis. Warum nicht in der vorherigen Zeit mal ein Interview mit den Leuten, die dort Reden halten, in denen sie das schon mal anreißen, warum ihnen das Thema wichtig ist, damit Leute interessiert sind? Warum die ganze Sache nicht streamen, damit Leute, die nicht anreisen können oder die sich einfach nicht sicher sind, ob es was für sie ist, da mal reinschauen können und beim nächsten Mal Lust haben zu kommen? Warum nicht mal ein paar positive Berichte in den Blogs positionieren, die die sicherlich gerne veröffentlichen. Und danach die Redemanuskripte online stellen, damit man es nachlesen kann. Und den Stream noch mal ins Internet stellen, damit man es sich zu jeder Zeit anschauen kann. Und es etwas hypen lassen. Und dann mit der guten Stimmung in das nächste Jahr gehen? Statt dessen: Verachtung gegen Blogger und Selbsttbeweihräucherung. Was für ein Kindergarten und wie unprofessionell.
6. Die Macht der sozialen Medien und des Internets
Wisst ihr, was Leute anzieht? Wenn schon viele Leute dabei sind und man immer wieder darauf stößt.
Wisst ihr, wonach Politiker den Einfluss einer Gruppe beurteilen? Danach, wie viel Aufmerksamkeit sie generieren können.
In den beiden Bereichen versagt ihr, wenn ihr das Internet nicht nutzt. Wenn ihr so tolle praktische Arbeit macht, dann müsst ihr eben auch die Zähne auseinander bekommen. Wenn ihr 300 Mitglieder habt, dann wissen die, wenn ihr nichts erzählt, vielleicht von eurer Arbeit. Wenn ihr euch damit beschäftigt, eine Social Media Präsenz aufzubauen, und über Twitter, Facebook und eine Internetseite von euren Taten redet (und zumindest 50 eurer Mitglieder sich ebenfalls einen Twitter- und Facebookaccount und eine Internetseite zulegen, sich darum bemühen, Interessierte auf sich aufmerksam zu machen und dann eure Beiträge verlinken, dann wissen es 10.000.
#Aufschrei wurde unter anderem deswegen ein Phänomen, weil eine kleine Anzahl von Feministinnen sehr viele Tweets geschrieben hat, um die Sache ins Laufen zu bringen und weil sie entsprechend mit Multiplikatoren vernetzt waren. Feministinnen können Forderungen durchsetzen, weil sie mit einem Shitstorm drohen können, der ein höhes Potential an Leuten mobilisiert und von einigen sehr aktiven zusätzlich geschürt werden wird. Auf Shitstormniveau muss man sich dazu gar nicht bewegen, aber wenn deutlich wird, dass man jemand ist, bei dem 10.000 Leute angepisst sind, wenn etwas sexistisches offengelegt wird, dann überlegt man eben als Politiker eher, ob man dieser Gruppe zuarbeitet und spricht ihr Bedeutung zu. Wenn man weiß, dass allenfalls 100 Vereinsmitglieder was davon erfahren und dann eine Email von deren Vorstand kommt, dann kann man das weitaus eher ignorieren.
MANNDat hat beispielsweise angegeben, dass sie im Internet aktiv sind und auf Diskriminierungen hinweisen wollen. Ich sehe aus der Richtung ehrlich gesagt nicht viel.
Wie diese Arbeit voranschreitet sieht man beispielsweise auch auf ihrem Twitteraccount.
Es ist schön, dass ihr einen Kongress ausgerichtet habt und Politiker dazu Grußworte geschickt haben, also immerhin diesen Bereich anerkannt haben. Es ist gut und sinnvoll, dass ihr persönlichen Kontakt zu Politikern aufbaut. All das und die damit zusammenhängende Arbeit will ich gar nicht abwerten. Nur analysieren Politiker eben auch die Stimmungen, schauen, wie viel Prozent der Leute dahinter stehen und dazu sind aktive Internetseiten, Kommentare unter Artikeln in der Zeitung etc alles wichtige Anzeichen.
Ein wichtiges Beispiel ist etwa Milo auf Twitter. Er hat Platz in Talkshows erhalten, nicht weil er aktive Arbeit macht und auf Politiker zugegangen ist, sondern weil er sich auf (soziale) Medien versteht und darauf einen Kult um sich zu generieren. Er hat damit 130.000 Follower aufgebaut, was jeden Auftritt von ihm gleichzeitig schon dadurch erfolgreicher sein lässt, weil er auf seinen Medien dafür wirbt.
Nun kann man von Agens und Co nicht erwarten, dass sie den Milo machen, dass würde nicht passen. Aber wenn sie sich mit passender Arbeit auf 5.000+ Follower bei Twitter hocharbeiten würden, dann würden sie auch in diversen Medienübersichten auftauchen, dann würden sie ggfs ebenso wie Marthadear zu bestimmten Punkten eher um Interviews gebeten werden, weil sie sie bereits kommentiert haben, dann hätte Kritik Gewicht über die Follower, die diese aufnehmen und verstärken. Man merkt dann, dass es einer Vielzahl von Leuten nicht gefällt und diese bereit sind, dass auch kundzutun. Dann wüßten auch mehr Leute, dass es sie gibt und was sie konkret machen.
Kurzum: Die Aktiven haben das Internet und die Öffentlichkeitsarbeit verschlafen. Statt sich zu freuen, dass sie im Internet eine Basis haben, werten sie diejenigen, die ihnen da den Einstieg erleichtern ab. Es ist vielleicht einfach mal Zeit von dem hohen Ross herunterzukommen.
7. Diskussionen sind nicht sinnlos, im Gegenteil, ihr braucht sie dringend
Und genau auf diesem hohen Ross sitzt man eben, wenn man meint, dass da Leute nur „die Kommentarspalten volldiskutieren“. In vielen Bereichen braucht ihr genau das: Einen Bereich, wo eine wahrnehmbare Diskussion stattfindet. Denn vieles, was aus euren Reihen kommt ist auch einfach weit hinter der Diskussion im Internet zurück: Wenn ein Verein, der sich für Männeranliegen mit einer konservativen Ausrichtung wie „die klassische Familie muss zurück “ kommt oder zumindest mit einem Text, den man so verstehen kann, oder Fragen zur Wahl mit einem aggressiven Ton und unterstellenden Fragen verbreitet werden, dann habt IHR eure Hausaufgaben erneut nicht gemacht und hättet eben lieber mal offen diskutieren sollen, damit deutliche Positionen herausgestellt werden, die dann hoffentlich auch etwas moderner sind.
Mir scheint, dass in den Vereinen bisher kaum eine Debatte stattgefunden hat. Das dort bisher weder Theorien entwickelt worden sind noch wirklich eine einheitliche Linie vorhanden ist oder zumindest herausgearbeitet wird. Bei meiner Kritik an den „Wahlprüfsteinen“ beispielsweise sagte man mir:
Ich antwortete, dass ich das ja durchaus gerne gemacht hätte, wenn man mal darauf hingewiesen hätte, das da was geplant ist. Was natürlich nicht der Fall war. Man bekommt eben nichts mit und es scheint mir auch nicht wirklich über so etwas diskutiert worden zu sein (und wenn doch, dann wird allenfalls deutlich, dass dort sehr unprofessionell vorgegangen worden ist und sich anscheinend keiner traute, da mal was gegen zu sagen oder es keiner bemerkt hat. Beides wäre ein schlechtes Zeichen).
Es ist also nicht ein „weniger“ an Diskussion notwendig, eher ein mehr. Es wird zu wenig kommuniziert, zu wenig diskutiert und zu wenig einbezogen. Ihr braucht ein paar (interne?) Kommentarspalten, die man (ihr) vollschreiben kann.
Er wüßte zumindest wozu und mit wem er sich einlässt.
Wie wäre es damit, Aktionen weitaus mehr darzustellen und zur Mitarbeit aufzufordern? Welche Gelegenheit haben den Leute bei euch sich einzubringen, die etwa nicht vor Ort wohnen oder die erst einmal reinschauen wollen?
Wer will, dass Leute sich beteiligen, der muss auch sagen, wie man sich beteiligen kann. Der muss den Leuten zeigen, wie sie sich einbringen können und die Hürden niedrig gestalten.
Natürlich ist es einfach, sich selbst aufzuwerten und über die „Kommentarspaltenvolldiskutierer“ zu lästern. Es bringt nur in der Sache nicht. Wohlgemerkt: Ich möchte das auch gar nicht allen „Aktiven“ vorhalten. Das genaue Meinungsbild innerhalb der Szene ist mir ja nicht bekannt. Vielleicht gibt es auch viele, die hier oder in anderen Blogs neben der aktiven Arbeit mitlesen oder mitdiskutieren und das einfach nicht so publik machen.
Für die, die mit den „Bloggenden“ ein Problem haben: Wie wäre es mit einer neuen Perspektive? Statt aus einem „Nicht gut genug“-Aktivismus verächtlich auf die Bloggenden herabzuschauen solltet ihr euch bewußt machen, dass sie eben auf eine andere Weise an der gleichen Sache arbeiten. Dass sie Multiplikatoren und Öffentlichkeit für eure Aktionen sind.
Ich freue mich über jeden, der Aktiv etwas macht. Ich freue mich auch über jeden, der interessante Texte oder Kommentare schreibt, der unter Zeitungsberichten kritische Anmerkungen macht, der also daran mitarbeitet, dass die Ideen bekannter werden und man merkt, dass Leute es anders sehen. Auf welche Art sie das konkret machen oder machen können ist aus meiner Sicht da relativ egal. Alles hilft mit und an allen Bereichen kann man vieles erreichen.
Selbst wenn ihr davon ausgeht, dass euer Baustein größer ist, schadet ein weiterer Baustein an einer anderen Stelle auch nichts. Es ist ein (kleiner) Stein weniger, den ihr bauen müsst.