Statussymbole und ihre Wirkung: Hier Rolex-Uhren

Ein Bericht von jemanden, der eine Rolexuhr für einen Monat getragen hat:

Ein 24-Jähriger trug einen Monat lang eine Rolex — und lernte etwas Entscheidendes über Reichtum

Ich war mir sicher, dass dieses schöne Stück horologischer Perfektion meine Welt auf den Kopf stellen würde.

Aber der erste Eindruck ist nicht alles, was zählt und die erste Vernarrtheit ebbt irgendwann ab.

So beeindruckt ich auch über das Gewicht der Rolex, ihre unglaubliche Liebe zum Detail und vollkommene Präzision war — ich konnte ein bestimmtes Gefühl trotzdem nicht abschütteln: Ich trug 6.000 Dollar (ca. 5.400 Euro) am Handgelenk.

Die Uhr gehörte mir nicht (sie war eine Leihgabe von Eleven James, einem Verleihservice für Luxusuhren, den ich testen durfte). Doch das änderte nichts. Ich musste die ganze Zeit an diese Tatsache denken.

Egal ob ich die Straße entlang lief, mit der U-Bahn fuhr oder einkaufen ging – jedes Mal war ich mir des (überraschend leichten) Metalls an meinem Handgelenk bewusst. Das Schuldgefühl war augenblicklich und unvermeidbar.

Das ist glaube ich ein Fehler, den viele machen: Eine Rolex-Uhr ist natürlich ein gutes „Costly Signal“ für Status und Ressourcen, aber eben auch ein sehr dezentes, welches ein gewisses Wissen voraussetzt und erkannt werden muss.

Und natürlich muss man auch ansonsten die passenden Signale ausstrahlen.

Deswegen entfaltet eine solche Uhr ihre Wirkung am besten  in einer Umgebung, in der Luxusuhren erwartet werden und getragen werden oder bei jemanden, bei dem man aus anderen Gründen nach Anzeichen für einen hohen Status sucht.

Trägt sie jemand, den man in einem Bus trifft und der ansonsten in ganz normaler Kleidung rumläuft und bei dem man keinen Anlass hat, auf seine Uhr zu schauen, dann wird sie eben kaum eine Wirkung haben. Noch weniger, wenn derjenige eine gewisse Unsicherheit oder Schuldgefühle wegen seiner Armbanduhr ausstrahlt.

Es stammte von meiner albernen Angst, dass die Leute den Wert der Uhr erkennen und mich deswegen anders behandeln würden. Diese Angst stellte sich als komplett unbegründet heraus, da nur ein einziger Freund die Uhr bemerkte, bevor ich ihm davon erzählte.

 Nur Menschen mit einem geübten Auge für Chronographen bemerkten, von welcher Marke die Uhr war — fast alle anderen ignorierten sie komplett, da sie sie wahrscheinlich für eine gewöhnliche Edelstahl-Uhr hielten. Ich bin sicher, dass ich mir mehr Kommentare über meine gewöhnliche Seiko 5 anhören musste, die ich für nur 60 Dollar (ca. 54 Euro) auf Amazon gekauft hatte.

Ich bemerkte, dass niemand wirklich sagen kann, was ihr an eurem Handgelenk tragt, es sei denn ihr zeigt es ihnen absichtlich. Und würdet ihr es wirklich überall laut verkünden, wenn ihr eine teure Uhr tragt? Wenn ihr es einfach jedem auf die Nase bindet, obwohl ihr die Person nicht einmal kennt, lässt euch das ziemlich großspurig wirken.

Ich habe schnell bemerkt, dass ihr euch nur dann eine teure Uhr kaufen solltet, wenn ihr es wollt – und nicht weil ihr irgendjemanden beeindrucken möchtet. Es sei denn, ihr verhandelt mit Uhrenliebhabern, die ihr beeindrucken müsst

Oder ihr arbeitet bzw lebt in einem Bereich, in dem man auf gewisse Statussymbole achtet und eben auch häufiger miteinander zu tun hat. Es wird bei einem Geschäftsmann eben eher auffallen, was er für eine Uhr hat, gerade im Zusammenhang mit anderen Anzeichen wie Anzug, Luxusauto etc.

Und natürlich kann Bill Gates eine Casio-Uhr anziehen statt einer Luxusuhr, weil er niemanden etwas beweisen muss, was Reichtum angeht.

Es gibt Gründe dafür, dass viele Statussignale bei Männern sehr dezent ausgetragen werden: Die teure Uhr sendet ein subtiles, aber für den, der sich auskennt deutliches Signal, dass man erfolgreich ist oder zumindest anderweitig Geld hat. Ein zu starkes Protzen hingegen würde intrasexuelle Konkurrenz zu stark betonen und eben auch den Eindruck erwecken, dass man das nötig hat. Das macht die Luxusuhr als eines der wenigen „Schmuckstücke“, die Männer tragen können, interessant.

Wenn ihr so viel Geld für euch selbst ausgebt, solltet ihr es für euer eigenes Vergnügen ausgeben. Tragt eine Luxusuhr nicht einfach des Prestiges wegen, denn das wird nicht funktionieren. Die Einzigen, die die Uhren bemerken und kommentieren werden, sind Experten. Und wenn ihr mit solchen Leuten redet und das Tourbillon eures Chronographen nicht kennt, werdet ihr sowieso dumm dastehen.

Wenn ihr so viel Geld für euch selbst ausgebt, solltet ihr es für euer eigenes Vergnügen ausgeben. Tragt eine Luxusuhr nicht einfach des Prestiges wegen, denn das wird nicht funktionieren. Die Einzigen, die die Uhren bemerken und kommentieren werden, sind Experten. Und wenn ihr mit solchen Leuten redet und das Tourbillon eures Chronographen nicht kennt, werdet ihr sowieso dumm dastehen.

Der Trick ist, genug Geld zu haben um es für einen so unnötigen Luxus wie eine solche Uhr ausgeben zu können. Davon haben enorme Luxusgegenstände schon immer gelebt.

45 Gedanken zu “Statussymbole und ihre Wirkung: Hier Rolex-Uhren

  1. Das beste, einfachste und am weitesten verbreitete Statussymbol, das Männer wie Frauen haben können, ist ein durchtrainierter Körper und eine gute Körperhaltung. Das bemerken sowohl Männer als auch Frauen und keiner muss Angst haben, dass es ihm geklaut wird. Jeder Anzug, jedes Kleid sieht damit besser aus, man wird besser wahrgenommen und wird besser behandelt. Frauen beginnen sich nach einem umzusehen und Männer bringen einem mehr Respekt entgegen. Und das Beste ist, der Preis ist für alle gleich, egal ob Bonze oder Harzie, jeder muss ähnlich viel Zeit, Mühe und Schmerz in die Sache investieren und jeder weiß es, wie anstrengend es sein muss dieses Symbol zu haben, was bei vielen materiellen Symbolen nicht der Fall ist.

    • @PfefferundSalz: mittlerweile ist doch fast jeder Mann „durchtrainiert“. Dann relativiert sich die Wahrnehmung der Frauen wieder, weil ja alle sportlich aussehen…

      • Vor allem ist es um ein vielfaches schwerer, als sich den Finger in den Hals zu stecken und rumzuheulen. Ich muss jedoch gestehen, dass nicht wenige Frauen ernsthaft sport betreiben. Ich fuer meinen teil hab mit dem thema abgeschlossen. Bin schließlich kein unterwaeschemodell. Ich verplempere keine zeit fuer sozial dysfunktionale werte.

        • Es kommt wie immer auf das Maß an.
          Wenn ich nicht mind. 5 Mal die Woche etwas tu (10.000 Schritte, 30min Krafttraining, 20min Gymnastik oder dergl), schlafe ich geschätzt doppelt so schlecht.
          Und auf Dauer weiß ich 8 Stunden statt 5 Stunden Schlaf wirklich zu schätzen.

          Aber was weiß ich, wie weit das verallgemeinerbar ist.

      • @NBG
        Ist das so? Keine Ahnung wie das bei dir ist, aber ich selbst kenne keinen Einzigen aus meiner Bubble, der regelmäßig Sport macht. Ein paar Frauen machen gelegentlich Yoga, aber weder Kollegen noch Kunden, noch Gesellschafter machen regelmäßig Sport. So sehen sie auch aus, viele haben ein deutlich sichtbares Übergewicht, geschwollene Knöchel und ein aufgequollenes Gesicht. Die meisten können keine Treppe steigen ohne zu keuchen und wenn mir einer letztens erzählt hat, dass er jetzt mit Ach und Krach 5000 Schritte am Tag schafft, dann muss ich mir ein Lachen verkneifen, da ich das auf dem Weg morgens zur Arbeit bereits geschafft habe.
        Natürlich kann ich nur für mein Umfeld sprechen, aber als ich letztens in einem Club war, da waren meine Freundin und ich das bei weitem attraktivste Paar, das da rumlief, jedenfalls vom Trainingsgrad her. Bei der Sauna ist es größtenteils nicht anders, da gehöre ich auch zu den 5 % die körperlich am besten aussehen, egal welche Sauna ich besuche.

    • find ich abgrundhässlich. aber immerhin schön teuer, somit tauglich zum „ich hab keinen Geschmack aber reichlich Knete“ signalisieren

      • Frage ist halt, wer es kennt. Um damit zu protzen muss der Gegenüber es kennen. Daher muss es teuer aber Mainstream sein.

        Gilt v.a. für Kleider und Accessoires, wenn du irgendein Sportauto hast, sieht man so wenn es teuer ist.

        Hier ein Beispiel: ein Kumpel hatte Schuhe von Versace für 700 €( Sportschule). Für die hat er sich auch prostituiert. Die Frauen fanden sie gut obwohl die Teile kackhässlich waren. Ich hatte in der Zeit rahmengenähte Schuhe geschenkt bekommen. Die waren nicht viel günstiger, aber von einer unbekannten Manufaktur, das hätte keinen interessiert.

        • Oha, meine teuersten (normalen) Schuhe kosteten 300 und das fand ich schon viel..
          Meine letzten Sportschuhe waren 30-50 die tun es auch 🙂

          • Also wenn du echt lange Strecken läufst sind teurere wohl besser, meine Mama läuft Marathon. Für alles drunter ja, für Fitnessstudio reichen Schuhe vom K*k.

            Muss aber sagen, die Damenwelt fand es ganz toll, wenn er damit geprotzt hat.

  2. was mich an der Schilderung irritiert: eine Seiko 5 ist nix vom Wühltisch, das ist immerhin eine mechanische Automatik mit ’nem grundsoliden Movement, die meisten sehen auch ordentlich aus, die würde ich so im 200-300€ Segment einordnen. Aber ja, ist definitiv keine Luxusuhr der Rolex Liga.

  3. In irgendeinem Film will Woody Allen sein Date mit einer fetten Armbanduhr beeindrucken. Die hält er dazu seiner Angebeten ganz penetrant vor die Nase ….. sehr komisch, weiss leider nicht mehr welcher Film das war …..

    • Ich mag die ganz billigen Casio-Uhren. Allerdings trage ich schon lange keine Armbanduhr mehr, finde sie auch störend, wenn man an der Tastatur sitzt.

      • Es ist eine W-59, der wasserdichte Clone der F-91 🙂

        Im Prinzip sind Armbanduhren natürlich in der Handy-Ära obsolet, aber ich trage von kleinauf eine und fühle mich nicht wohl wenn da nix am Handgelenk ist. Der Sinn von Smart Watches hat sich mir aber noch nicht erschlossen, deshalb bleibt es bei der Casio.

    • Ich finde interessant, wie milieuabhängig Status Symbole sind. Was dem einen voll der Booster ist, geht dem anderen am Wertesten vorbei.

      Für eine wissenschaftliche Abhandlung zu dem Thema empfehle ich die Geschichte von Onkel Dagobert, der – um in den Upper Classes von Entenhausen weniger angefeindet zu werden – sich auf die Suche nach dem gestreiften Tiger-Diamanten macht, dem ultimativen statusträchtigen Schmuckstück.
      Er findet raus, dass der Diamant auf der Südseeinsel Tohuwabohu ist und macht sich mit einer Schiffsladung gestreifter Karamellen, unter denen er den Diamanten verstecken will, auf den Weg.
      Stellt sich raus, dass auf Tohuwabohu ein sehr dicker Bauch das größte aller Statussymbole ist, also kann er einfach seine Karamellen gegen den Diamanten eintauschen.
      Die Upper Classes mögen ihn zwar immer noch nicht, weil sein Rock 30 Jahre alt ist, aber mit dem Diamanten auf der Krawatte tolerieren sie ihn immerhin.

      • In der TV-Serie „Kir Royal“, die in der Münchener Schickeria der 1980er Jahre spielt, gibt es in einer Episode Snobs die originale DDR-Möbel importieren und über deren Stilreinheit fachsimpeln.

  4. Google: 52% tragen scheinbar noch Uhren am Arm, 25% davon sind smart. Also im Prinzip Handys.
    Wäre mal interessant zu wissen, ob eine teure Uhr bei der neueren Generation „Reicher“ immer noch den gleichen Statuswert mit sich führt, wie vor 20 Jahren, als es noch keine Smartphones gab. Ich hab seitdem ich erwachsen bin keine Armbanduhr mehr gertragen, da ein kurzer Blick auf das Telefon (ist das nicht eigentlich heute das Statussymbol…bling,bling Iphone?) immer seltener als unhöflich wahrgenommen wird und man mehr Informationen, als „nur“ die Zeit bekommen kann. Mit einer Smartwatch könnte ich mich noch abfinden, aber selbst bei der müsste ich mich zwingen. Mein Nachbar wollte sich so ein Teil als „Wertanlage“ holen. Hat er am Ende doch nicht, weil er zweifelte, dass man die in 10 Jahren für denselben Preis losbekommt?
    Im Büro würden auch edle Krokotreter bei den Kollegen vermutlich mehr auffallen als eine teure Armbanduhr. Außerdem ist so eine Uhr auch schnell mal mit einem Messer unangenehm runtergeschnitten, sodass man ab gewissen Uhrzeiten mit dem Teil auch nicht mehr in gewisse Gegenden kann. Am Ende kennen die in der Dönerbude sich besser mit Rolex aus, als die Allgemeinheit und sehen das gerne, wenn ein Allman mit so einer Rolex reinkommt:D
    Kann mir nicht vorstellen, dass der Markt für Luxusuhren und deren Zielgruppe größer wird. Das mit dem Briefmarken/Münzen/Uhren/Spielzeugeisenbahnen sammeln ist doch auch ein aussterbendes Altherren-Hobby.

  5. Also mein Handgelenk zieren abwechselnd und je nach Anlaß eine:
    B Uhr Luftwaffe Navigator – Erbstück
    Issey Miyake Silann Automatik im Turbinenlook – bin ja seit über 40 Jahre Gasturbinenschrauber.
    Eine Mido All Dial Diver mit Heliumventil wenns feucht wird
    Einen weißen Michael Kors Chronographen in Vollkeramik gern kombiniert mit meinen weißen Maßanzug von Armani – aus der Hannibal Lector – Edition.
    Eine Panerai Luminor fürn Strand.
    Eine Cartier Tank von 1976 Handaufzug in Gold mit Platinboden wenns festlich wird.
    und ab und zu darf eine Piaget Nautilus – Notverkauf in den 90er unter 10k DM erstanden
    den Tresor verlassen wenn ich richtig auf die Kacke hauen will – aber heute nur noch tragbar wenn genug Security die befriedete Sicherheitszone im Griff hat.
    In freier Wildbahn nicht mehr tragbar bzw zu verantworten.
    Rolex hat mich noch nie interessiert oder fasziniert.
    Aber was den Status betrifft so stimmt es tatsächlich das nur die echten Connaisseurs sowas bemerken.
    Der Rest der Fakeuhrträger kennt eh nicht die Originale und kann sie kaum unterscheiden.
    Gruß Sense

    • Jetzt habe ich gelernt, was ein Heliumventil ist 🙂
      Praktisch! Es ist immer gut, wenn man vorbereitet ist. Wenn mich nächstes mal wieder ein Kumpel fragt, ob ich zu einem Tauchgang auf 500 Meter mitkomme, muss ich nicht mehr sagen, dass ich nicht tauchen kann, ich sag einfach, heute gerade nicht, hab die Uhr mit Heliumventil nicht dabei. Endlich wie ein Profi wirken 🙂

  6. Glashütte statt Rolex.
    Hab mein extrem günstig erworbenes Teil (alt, dezent, wertig), für das ich bei Kennern auch mal nen neugierigen Blick geerntet habe, leider bei nem Fahrradunfall verloren.

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