Die große Schwester nachmachen

Schmidt Junior wird immer größer und entwickelt sich natürlich immer weiter. Er lernt neue Sachen zu machen und hat dabei insbesondere ein Auge darauf, was seine große Schwester, Fräulein Schmidt macht und darf.

Leider scheint er mit Vorliebe die schlechteren Sachen zu übernehmen. Die machen ja auch mehr Spaß. Wenn Fräulein Schmidt sich morgens nicht anziehen will, dann schaut er genau zu und will sich auch nicht anziehen lassen. Wenn Fräulein Schmidt schlecht drauf ist und uns schubst, dann will er auch alle schupsen. Wenn sie mit etwas spielt, dann will er damit natürlich auch spielen.

Fräulein Schmidt kann man natürlich erklären, dass sie das nicht wieder machen soll. Aber wenn er es einmal kopiert hat und lustig findet ist das bei ihm schon schwieriger.

Natürlich macht er auch viel positives nach und ich glaube der Vorteil älterer Geschwister ist schon ein nicht so kleiner. Einfach weil man immer ein Kind um sich hat und von dem Sachen abschauen kann, auf die man sonst nicht so kommt.

6 Gedanken zu “Die große Schwester nachmachen

  1. Hier dasselbe, 2 Brüder, Abstand 2 Jahre. Dieses Ausmaß des Nachmachens ist erstaunlich!

    Aber das Nachahmen scheint ein sehr dominanter sozialer Trieb zu sein: Wenn der große bewunderte Cousin da ist (8 Jahre, 4 Jahre älter als Kind 1), dann werden dessen nervige Essensmarotten von allen kopiert.

    • Ab wann fängt das denn so an? Und gibt’s nen ultimativen Tipp um dagegen zu halten?

      Unser Ältester ist 2 (27 Monate) und isst eigentlich alles was wir auch essen. Man muss ihn eher bremsen, weil er natürlich will, was wir haben. Aber bei Kaffee, Cola oder Mett darf er logischerweise nicht.

      Die 4 Cousins dagegen – eigentlich gut erzogen sowie insgesamt nett und umgänglich (sodass ich insgesamt eher einen guten Einfluss vermute) haben jeder individuelle Abneigungen gegen alle möglichen einzelnen Lebensmittel. Der eine isst keine Äpfel, der andere nur ohne Schale, dann wieder einer niemals Mandarine oder Käse usw.
      Und zusammen gegessen wird etwa alle zwei Wochen.

      Oder bei Spielen gibt es oft einen Obst- und Gemüseteller zwischendurch. Die Großen picken sich einzelne Sachen raus, unser Sohn nimmt alles. Klar hat er auch Vorlieben (lieber Paprika als Gurke), aber wenn weg, dann weg.

      • „Unser Ältester ist 2 (27 Monate) und isst eigentlich alles was wir auch essen.“

        Dann bleibt es wahrscheinlich so.

        Wir haben später, Dank Kieferorthopäde und Logopädie, festgestellt, dass die Abneigung, bestimmte Sachen zu essen, vermutlich zum großen Teil auf einem schlechten Mundgefühl beruht. Das hat unser Sohn wahrscheinlich von meiner Frau geerbet, die auch sehr wählerisch ist und auch ähnliche Zahnstellungsprobleme hat.

        Hängt irgendwie mit der Zunge zusammen, die bei manchen nicht am Gaumen ruht, sondern irgendwie anders, weswegen im Schlaf auch die Schneidezähne nach vorn gedrückt werden und solche Sachen. Irgendwelche Muskeln sind da unterentwickelt, weshalb die manche Essereien einfach nicht richtig gekaut und geschluckt bekommen.

        Bei der Logopädie mussten die Kinder testweise die Form von Knabbereien mit der Zunge erfühlen, das konnte mein Sohn überhaupt nicht, meine Tochter (die nur ganz kurz in Behandlung war) konnte es hingegen auf Anhieb.

        Davon abgesehen ist natürlich der Geschmackssinn bei Kindern noch viel empfindlicher, wenn die Eltern öfter mal experimentieren (ich koche gern und probiere viele Sachen aus), dann essen die Kinder wahrscheinlich auch kritischer, einfach weil sie immer mal wieder Sachen erwischen, die ihnen halt einfach (noch) nicht schmecken. Aber es gibt auch Kinder, die einfach robust sind und alles in sich reinschlingen, habe ich auch schon erlebt 🙂 Gesegnete Eltern! Muss man nur aufpassen, dass man nicht zuviel auftischt…

  2. Eine zweischneidige Sache, sie machen nicht nur gerne Sachen nach (zum Glück nicht nur Unsinn), sie leiden auch darunter, wenn sie etwas nachmachen wollen und es (noch) nicht können. Habe ich bei meiner Tochter (Abstand zum großen Bruder 4 Jahre) öfter erlebt.

    Irgendwann suchen sie sich dann Nischen, die das Geschwisterkind nicht abdeckt, ein interessanter Prozess.

    Besonders nervig ist das Abschauen bei der Esserei, wenn ein Kind mäkelig ist (kann auch ein fremdes gleichaltriges sein). Fast immer verdirbt es dann den anderen auch den Appetit. Ist vielleicht so ein evolutionärer Schutzmechanismus. Leider ist mein Sohn extrem mäkelig… da macht das Bekochen wirklich keinen Spaß. Es bessert sich zwar, aber sehr langsam, zum Glück hat meine Tochter sich, in der Hinsicht, mittlerweile aus seinem Schatten gearbeitet, hat aber lange gedauert.

  3. Spiegelneuronen sind doch etwas Feines.

    Das erinnert mich ans Experiment von Kellog, der einen Schimpansen und seinen Sohn identisch für einige Monate großgezogen hat und der Schimpanse am Anfang zwar deutlich schneller lernte, sich aber weiterhin wie ein Schimpanse benahm, sein Sohn aber z.T. Dinge vom Schimpansen übernahm.
    https://de.wikipedia.org/wiki/The_Ape_and_the_Child

    Wie stark dieses Nachahmen und Lernen über die Spiegelneuronen sich im späteren Leben auswirken, zeigt sich auch bei den sog. Wolfskindern (feral children). https://en.wikipedia.org/wiki/Feral_child

    Wobei man sagen muss, dass die wenigsten in der Wildnis überleben. Menschen sind ja auch quasi noch Föten, wenn sie aus der Mutter kommen. Das dauert Jahre bis das Minimum an Überlebensskills erlernt wird (z.B. Gehen).

    Hauptsächlich wegen der Spiegelneuronen ist das menschliche Verhalten meist ein mix aus Kultur und Biologie, aber auch das „kulturelle Verhalten“ hat eine biologische Grundlage.

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