Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

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Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Scheidende Geister: „Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen“

Auf dem Blog „Scheidende Geister“ wurde mein Artikel zu Niklas Geschichte als Incel besprochen.

Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen

Ein Beitrag von Christian bei Alles Evolution kommentiert den Bericht eines (jungen) Mannes, „Niklas“, über seine Erfolglosigkeit bei Frauen. Niklas bezeichnet sich selbst als Incel.

Niklas öffnet sich und berichtet aus erster Hand, bleibt dabei freundlich und höflich. Christians Kommentar empfinde ich als „von oben herab“, ja stellenweise zynisch.

Tatsächlich habe ich selbst beim Schreiben des Artikels kurz gedacht. Bin ich zu gemein zu Niklas gewesen? Bin ich gerade in einer Art „Besprechungsmodus von Artikeln, die ich falsch finde“?

Niklas, ich hoffe du hast mir den Artikel nicht übel genommen. Ich entschuldige mich dafür, wenn er zu hart war. Es war ja grundsätzlich toll, dass du deine Erfahrungen mitgeteilt hast und du kannst auch nichts dafür, dass mich gerade diese „Black Pill Incel Haltung“ immer etwas aggressiv macht, weil ich so vieles daran falsch und schade für die Leute finde, die diese Haltung einnehmen. Ich glaube sie hätten es so viel besser, wenn sie diese Geisteshaltung nicht hätten, sondern eine positivere Sicht auf die Dinge zum einen und wenn ihnen jemand sagen würde, was sie falsch machen und sie das dann auch noch annehmen könnten.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich selbst viele Fehlvorstellungen hatte und einfach gesehen habe, wie es anders laufen kann. Ich kenne das Gefühl, dass man nicht versteht, warum was nicht klappt und das man doch nett war und warum das nicht mehr zum Erfolg fühlt.

Der Fokus des Artikels liegt auf den Möglichkeiten der Männer, Frauen für sich zu gewinnen. Der Handlungsoptionen der Männer werden beleuchtet. Das ist vermutlich die Erklärung für den seltsamen zynischen Spin.

Damit greift der Artikel aus meiner Sicht zu kurz. Eine wesentliche Rolle spielen gerade die Handlungen und Optionen der Frauen. Sie haben Auswirkungen auf das Verhalten von Männern.

Klar haben sie Auswirkungen. Aber viel eher geht es ja um die eigenen Aktionen. Wie Frauen reagieren kann man nicht abschließend kontrollieren, man kann es aber einfacher für sie machen, auf einen positiv reagieren. Und natürlich kann man Frauen anziehen, die einen eher ausnehmen und man kann zulassen, dass sie einen ausnehmen, weil man ein dankbares Opfer ist.

Ich vermisse im Artikel auch Empathie gegenüber dem Erzähler, der seine Situation wie folgt darstellt:

Ich bin auch incel und kann vieles bestätigen was hier beschrieben wurde. Bei mir war es so, dass ich von klein auf beigebracht bekam, immer nett zu Mädchen zu sein. Kavalier und Gentleman, meine ersten Fremdworte. Meine Mutter hatte schlechte Erfahrungen mit Männern und ich sollte ein guter werden.

Das erste was mir in den Sinn kommt ist: Hier scheint das Kind einer alleinerziehenden Mutter zu berichten. Woher soll er es denn besser wissen?

Indem er im realen Leben Erfahrungen sammelt, schaut wie es bei anderen läuft, Versuche anstellt etc. Niemand ist aufgrund der Vorstellungen seiner Mutter unabänderlich auf einem Pfad, von dem er nicht mehr abweichen kann. Das Leben geht weiter.

Ich freute mich also auf Kontakt mit dem anderen Geschlecht und lief mit meiner netten Art ziemlich ins Messer. Ich erfuhr auf die harte Tour, dass ich keine Chancen hatte. Kleine Mädels können da sehr direkt sein. Richtig schockiert war ich, als ich sah wie erfolgreiche Klassen-/Vereinskameraden an die Sache rangingen. Gutes Aussehen, vereint mit geringschätzigem, sexuell belästigenden Verhalten scheinen das Erfolgsrezept der Womanizer zu sein. Ich hab da wirklich verstörende Sachen erlebt.

Auch an dieser Stelle empfinde ich in erster Linie Mitleid mit dem Erzähler.

Ich empfinde sicherlich auch ein gewisses Mitleid, aber das bringt ihm ja auch nichts. Interessant ist: Sind seine Überlegungen richtig oder hat er sich etwas zusammengedacht, was ihn um so mehr behindert.  Und: ich hasse diese Darstellung, dass nur hübsche Männer eine Chance haben. Wie kann man das ernsthaft glauben, wenn man sich in der Welt umschaut? Genug hässliche Jungs/Männer haben Freundinnen, die dann vielleicht auch nicht die hübschesten sind, aber sie haben Freundinnen.

Noch viel weniger kann ich Christians Bewertung dieser Aussagen nachvollziehen:

Das ist leider etwas inhaltsleer um dazu wirklich etwas zu sagen. Man müsste wissen, was er unter seiner „Netten Art“ versteht.

Ich verstehe gut, was mit „netter Art“ gemeint ist. Nämlich das was Niklas beschrieben hat und das Gegenteil dessen, was er den Womanizern zuschreibt: „Geringschätziges, sexuell belästigendes Verhalten“.

Da ist ja nun eine sehr breite Spanne zwischen.  Viele freundliche, höfliche, hilfbereite Jungs haben Freundinnen. Man muss dazu Frauen nicht geringschätzen oder sexuell belästigen. Und diese Flucht in „es gibt nur zwei Möglichkeiten und ich war eben kein Schwein“, da verstehe ich wirklich nicht, wie man sie mit der Realität in Einklang bringen kann.
Klar, wenn man darauf abstellt, dass Jungs, die gutaussehen und sich auch mehr trauen, mehr Optionen bei vielleicht hübscheren Frauen hatten, das mag noch sein, aber so zu tun als gäbe es nur nette hässliche Incels auf der einen und hübsche belästigende gutaussehende Vielsexhaber auf der anderen, das klingt für mich immer wie eine Flucht in ein Weltbild, in dem man Verantwortung dafür abgeben will, dass es bei einem selbst eben nicht geklappt hat.

Hier stößt jemand auf Christians Unverständnis, dessen Weltbild zusammenbrach, weil sich alles was er zu wissen glaubte als falsch herausstellte.

Weiter berichtet „Niklas“:

Von diesen Womanizern kamen auch Tipps an meine Adresse. Frauen nicht aufs Podest stellen, nicht fragen, einfach nehmen, die blöden Schlampen usw. Das Problem ist, dass ich eine Frau, die ich mag nicht schlecht behandeln kann .Ich kann es einfach nicht.

Christians Reaktion darauf finde ich bemerkenswert:

Das muss er auch gar nicht. Es ist der Versuch eine Dichotomie aufzubauen, die so nicht existiert:

Entweder behandelt man Frauen schlecht, dann wollen sie einen, oder man behandelt sie nicht schlecht, dann wollen sie einen nicht.

Natürlich gibt es sehr viel dazwischen, und nicht nur dazwischen, sondern auch auf vielen anderen Ebenen als „nett und nicht nett“.

Mein Gott, der Erzähler ist inmitten eines Prozesses, in dem sein Weltbild infrage gestellt wird! Jungs müssen durch Try and Error rausfinden, was richtig ist und was nicht bzw. was funktioniert und was nicht. Wie auf Eierschalen müssen sie austesten, ab wann sie als übergriffig empfunden werden.

Was erwartet Christian denn? Perfekt ausformulierte Analysen?

Die Erkenntnis, dass zwischen seiner Art des Nettseins und „frag nicht, sondern nimm sie dir einfach“ eine große Welt liegt.
Oder die Erkenntnis, dass der Stil dieser „Außreißer“ einfach nicht zu ihm passt und das er sich neue Vorbilder suchen muss, die auch Partnerinnen haben.

Gerade in diesen „Nice Guy Incel wird zu Black Pill Incel“ kommen aus meiner Sicht erstaunlich häufig hübsche Aufreißer vor, die es anscheinend ganz leicht haben, hübsche Frauen rumzubekommen, die die Frustation erklären sollen aber dann leider nie die Besinnung darauf, dass man sich von diesen trennt und statt dessen man zu anderen „Netten Jungs“ geht, die Partnerinnen haben, die geringere Erfolge bei Frauen haben, ein Stil, der vielleicht besser zu der eigenen Persönlichkeit passt. Ich kann natürlich den Wunsch verstehen einer von denen zu sein, mit dem alle Frauen schlafen wollen und der immer eine Frau zu haben scheint, die mit ihm Sex haben will. Aber es ist ja nicht so als wäre das die einzige Option.

Realistischer wäre es vielleicht sich andere Vorbilder zu suchen, welche, deren Strategien man eher umsetzen kann. Vielleicht nicht auf das Playboyleben zu schauen, sondern erst einmal gewisse Erfahrungen in einer Beziehung zu suchen. Versuchen mit Frauen zu reden, Freundschaften aufzubauen, in denen man ja nett sein kann, aber auf Gegenseitigkeit. Sich von jemanden verkuppeln zu lassen. Irgendetwas in der Art.

Die berichteten Beobachtungen sind doch im Großen und Ganzen korrektJa, viele Frauen belohnen „geringschätziges, sexuell belästigendes Verhalten“ und ja, viele Typen haben damit Erfolg, wenn sie Frauen schlecht behandeln.

Das ist ja alles relativ. Es ist keineswegs einfach nur „Frauen schlecht behandeln“.  Es ist Selbstbewußtsein, den Eindruck, den man auf sie macht, das Gefühl, dass derjenige nicht eingeschüchtert ist zB von einer schönen Frau, was Incels für „Geringschätziges, sexuell belästigendes Verhalten“ halten sind bei anderer Sicht und richtig gemacht eben „Attraction switches“:

Pre-selected by women („Von anderen Frauen für gut befunden)
Leader of men. (Anführer anderer Menschen)
Protector of loved ones (Beschützer von ihm Nahestehenden)
Willing to emote (In der Lage gesunde Gefühlsbindungen einzugehen)

Niklas hat ja auch ein Beispiel für das Verhalten der Womanizer in einem Kommentar gegeben:

So mit 16 Jahren ungefähr bin ich mit einem Sportvereinskamerad (Typ Tarzan mit 16) in nem Kaufhaus unterwegs als ein Mädel uns entgegenkommt. Sie hatte eine Haarbürste vorne in der Jeansjacke. Mein Kumpel stellt sich ihr in den Weg und sagt im Befehlston: Gib mir ma die Bürst! Er bekam sie und bürstete in aller Ruhe seine blonde Haarmähne. Dann fing er an mit der Bürste dem Mädel zwischen den Beinen (enge Jeans) rumzureiben. Dabei grinste er sie blöd an. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt er ihr die Bürste hin, erzählte wann und wo er immer im Jugendclub zu finden sei, und gab ihr die Bürste zurück. Das Mädel sagte die ganze Zeit kein Wort erschien aber nach ein paar Tagen in diesem Club und wurde für ein paar Wochen seine Freundin. Das ganze Verhalten der Beiden hat mich irgendwie traumatisiert.

Natürlich hätte Niklas, wenn er das gleiche versucht hätte, erst gar nicht die Bürste bekommen und dann eine Ohrfeige, wenn er versucht hätte zwischen ihre Beine zu gehen.

Weil es eben nicht die Unverschämtheit und die Belästigung an sich ist, sondern weil er zum einen gezeigt hat, dass er keine Angst hat und ein starkes Selbstvertrauen und ihre Reaktion richtig eingeschätzt hat, dass sie ihn interessant findet. Ich vermute mal, dass er die Aktion ruhig aufgeführt hat, mit dem passenden Grinsen, einer Umbekümmertheit über den Ausgang und mit der Möglichkeit für sie es nicht zuzulassen, in dem sie ausweicht oder ein paar Schritte zurückweicht. Aber das ist sie eben nicht, sondern hat das zugelassen. Natürlich ist das keine Anfängerübung und es wäre gar nicht darauf angekommen, dass Niklas moralisch dazu in der Lage gewesen wäre.

Natürlich sind die Aussagen zu weit gefasst, denn die Gruppe der Frauen ist alles andere als homogen und ganz sicher „funktioniert“ dieses Verhalten nicht bei allen Frauen. Und selbstverständlich ist diese Art Verhalten auch nicht das einzige das zum Erfolg führt und die Anteile des Verhaltens, die den Erfolg ausmachen, sind nicht herausgearbeitet worden, beispielsweise selbstbewusstes Auftreten.

Aber der Erzähler steckt(e) ja noch mitten im Verarbeitungsprozess, Aussagen wie „Ich hab da wirklich verstörende Sachen erlebt“ machen das sehr deutlich. Der weiß/wusste gar nicht wie ihm geschieht.

Der Erzähler ist inzwischen, wenn ich es richtig verstanden habe, ca. 30 Jahre älter. Aber natürlich war er da außerhalb seiner Liga.

Das wird auch an dieser Stelle deutlich:

Ich bin auch das ideale Opfer für die Friendzone (so nennt man den kostenlosen Fahr-, Umzug,- Renovierungs-, etc.-Service durch verliebte Idioten). Ich bin 3 Jahre aufs übelste ausgenutzt worden. Ich habe alles für meine große Liebe getan, sie sogar 150 km zu ihrer Fickbekanntschaft gefahren, vor der Tür im Auto gewartet und sie anschließend wieder heim gefahren. Sie ist mit vielen Typen ins Bett gegangen, nur nicht mit mir. Fast schon lustig.

Christians fällt dazu ein: „Puh,  warum macht man so etwas?“

Liegt die Antwort nicht auf der Hand? Weil es ihm nirgendwo anders beigebracht wurde.

Finde nicht, dass das auf der Hand liegt. Und die meisten Männer machen so etwas ja auch nicht. Es liegt eher auf der Hand, dass man einer Frau, die bereit ist 150 km zu einem Typen zu fahren, weil sie den toll findet, eher wenig bedeutet, um so mehr, wenn man sie danach noch nach Hause fahren sollte.

Ich behaupte mal auch seine Mutter hätte unter „Gentleman“ etwas anderes verstanden und, hätte er sie vorher angerufen und gefragt, ob er das machen sollte, Nein gesagt.
Was sein Kumpel, Typ Tarzan, gesagt hätte, wenn er ihn gefragt hätte, wäre sicherlich auch interessant gewesen.

Nun will ich gar nicht sagen, dass ich nicht auch schon mal dumme Sachen gemacht habe, in dem Gedanken, dass sie mich dann mögen wird. Ich hätte eine 150 Kilometer Tour zu einem anderen Ziel noch nicht mal dumm gefunden, aber sie zu jemanden zu fahren, mit dem sie schlafen will und danach zurück? Dass das kein guter Pan ist muss man einem nicht beibringen.

Im Gegenteil: In den Märchen gewinnt am Ende immer der aufopferungsvolle Prinz die Prinzessin und nicht das Arschloch. In Filmen erkennt die hübsche Hauptdarstellerin, dass ihr Kumpel, den sie immer nur ausnutzte und geringschätzig behandelte eigentlich die Liebe ihres Lebens ist.

Der „aufopferungsvolle Prinz“ ist eben ein Prinz. Und nicht ein Incel ohne Selbstvertrauen. Aber er ist üblicherweise noch nicht einmal aufopferungsvoll in dem Sinne, in dem Niklas aufopferungsvoll war. Es gibt kein Märchen über einen Prinzen, der die Prinzessin zu jemanden fährt, der mit ihr schlafen will und sie danach wieder abholt. Es gibt Prinzen (automatisch Pre-selected by women („Von anderen Frauen für gut befunden)“ , die eine Prinzessin befreien, durch heldenhafte Taten (Leader of men. (Anführer anderer Menschen) Protector of loved ones (Beschützer von ihm Nahestehenden)).

Gibt es einen Film, in dem der Kumpel ausgenutzt wird, während sie mit anderen schläft? In den meisten Filmen dürfte er eher um sie werben oder sie erst ablehnen, bis er erkennt wie wunderbar sie ist und sie hat evtl einen Freund, der dann einen entscheidenden Fehler macht und deutlich macht, dass er sie gar nicht liebt, so dass sie sich von ihm trennen kann und sich der neuen Liebe zuwenden kann.

Aber vielleicht übersehe ich Filme:

In Filmen erkennt die hübsche Hauptdarstellerin, dass ihr Kumpel, den sie immer nur ausnutzte und geringschätzig behandelte eigentlich die Liebe ihres Lebens ist.

Es gibt sicher Filme, in denen sie merkt, dass ihr Kumpel, den sie bisher nicht sexuell, sondern als Freund gesehen hat, plötzlich mehr wird. Aber Filme, in denen sie ihn nur ausnutzt und geringschätzig behandelt und er wird zur Liebe ihres Lebens? Kennt jemanden einen?

Jungs, bekommen von ihrem Umfeld nicht nur ein Zerrbild, nein das Gegenteil der Realität vermittelt. Überall, in der Familie, im Kindergarten, in der Schule, in den Vereinen und in allen Medien wird ihnen das Bild vermittelt, dass „nettes“, ja serviles Verhalten zum Erfolg bei Frauen führt. Bloß nicht übergriffig und fordernd auftreten, bloß nicht die Frau zu (sexuellen) Handlungen drängen. Frauen sind reine Wesen ohne Arg, sie sind die besseren Menschen.

Das finde ich arg übertrieben. Was sind denn die klassischen Liebesfilme?

Dirty Dancing? Er hält sie für jemanden, der aus einer ganz anderen Welt stammt und mag sie am Anfang gerade nicht.

Pretty Women zeigt nicht gerade ein serviles Verhalten

Auch in Titanic tritt DiCaprico durchaus männlich auf. Er zeichnet sogar Nacktbilder von ihr und hat relativ schnell Sex mit ihr

Casablanca? Auch kein serviles Verhalten.

Selbst wenn man Liebesszenen aus Filmen wie „Top Gun“ nimmt: keine Servilität.

Und für die Jüngere Generation: Twilight hat zwar einen völlig verliebten Vampir, aber er tritt in vielen Szenen dominant auf.

Jungs, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen sind, fehlt zusätzlich noch der Vater, der einiges geraderücken oder zumindest eine männliche Sicht der Dinge vermitteln könnte.

Was genau „nett“ ist, ist letztlich sehr individuell und manche – wie Niklas – finden praktisch keine Grenzen.

Der „Nice Guy“ ist eben auch eine relativ feste Figur und mit dieser kann man sich durchaus beschäftigen. Gut, dass ist jetzt in Zeiten des Internets einfacher als früher, aber es gibt genug „coole“ Vorlagen von Männern, die nicht ausgebeutet werden.

Christians Bewertung des Verhaltens der Frau ist die Untertreibung des Jahrhunderts:

Natürlich: Von ihr auch kein feiner Zug.

Interessanterweise: Von mir eine deutliche Untertreibung aber ihm soll es gar nicht in den Sinn gekommen sein, dass da was falsch läuft? Immerhin: Sie war ehrlich mit dem, was sie machen wollte. Sie hat ihm nicht vorgelogen, dass sie mit ihm einen netten Ausflug machen will. Sie hatte anscheinend deutlich gemacht, dass sie da mit einem Kerl Sex haben wollte, den sie toll fand.

Letztlich fasst Christian es wie folgt zusammen:

Viele Frauen werden anführen, dass er eben gerade nicht nett ist, wenn er so übertrieben nett ist. Weil er damit im Gegenzug etwas will: Er macht etwas, damit sie letztendlich mit ihm Sex hat/seinen Wert erkennt und sich unsterblich in ihn verliebt. „Jetzt fahr ich sie schon überall hin, da könnte sie ja auch einfach mal mit mir schlafen. Jetzt mach doch endlich, schlaf mit mir“.

Frauen würden „übertrieben“ nett nicht für nett halten. Diese Formulierung gab den Ausschlag für den Titel meines Artikels.

Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen

Ich sagte „er ist gar nicht nett, er macht eine Sache für sie, damit sie mit ihm Sex hat und das finden Frauen nicht gut“.
Wie passt das zu „Wie Frauen Männer zu Arschlöchern machen“? Man muss deswegen nicht zu einem Arschloch werden. Man kann für eine Freundin wie für einen Freund natürlich nette Sachen tun. Man muss sie nur von der Erwartung loslösen, dass sie einem damit über ein ähnlich reziprokes Verhalten etwas schulden. Klar hätte er zB beleidigt sein können, wenn sie ihn dann nicht auch mal fährt (wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte) wenn er wo hin muss. Aber das war ja nicht der Grund, warum er das gemacht hat.

Ich glaube, dass Frauen in solchen Situationen ganz genau wissen, dass der Mann eine Beziehung will. Sie finden das Verhalten „nett“, vermutlich würden sie ihn als netten Kumpel beschreiben, wenn sie jemand darauf anspricht. Ihnen ist klar, dass der Mann eine Beziehung mit ihnen möchte. Sie verstehen auch, dass sie ihn ausnutzen. Es ist ihnen ist nur egal.

Genau dieses Verhalten erzieht Männer zu Arschlöchern. Denn auch sie gehen nach dem Try and Error-Prinzip vor. Sie erkennen, welches Verhalten belohnt wird.

Da ist der Fehler wieder. Es wird ja gerade nicht belohnt. Es ist den Frauen egal und sie nehmen die Leistung an ohne das sie ihrerseits eine von ihm imaginierte sexuelle Gegenleitung erbringen wollen oder deswegen eine Beziehung eingehen wollen.

Die Konsequenz daraus ist nicht ein Arschloch zu werden, denn wenn man eine Frau nicht 150 km und zurück zu einem Sexdate fahren will, dann ist man kein Arschloch.

Man kann es einfach sein lassen und jeder wird es verstehen. Es ist keine Notlage und anscheinend war man nicht so gut befreundet, dass man der Freundschaft wegen macht.

Viele Feinheiten bleiben dabei auf der Strecke. Wenn „Arschloch-Verhalten“ belohnt wird, dann werden die Jungs das anwenden. Die werden sich nicht philosophisch fragen, welcher Anteil des „Arschloch-Verhaltens“ jetzt welchen Anteil am Erfolg hatte.

Welches Arschlochverhalten eines Jungen wurde denn belohnt?

Insbesondere lernen Männer durch solche Frauen, dass Verhalten welches in Männerhierarchien funktioniert – solidarische Hilfe untereinander, bei der jeder entsprechend seiner Fähigkeiten unterstützt – mit Frauen nicht funktioniert.

Unter Männern ist ohne Worte klar, dass man sich eine (später einzulösende) Schuld aufgeladen hat, wenn man sich 150 km zum Ficken fahren lässt.

Ich will damit nicht sagen, dass für die 150-km-Tour ein Fick fällig gewesen wäre. Ich will sagen: In Männerhierarchien wächst man zusammen, wenn man sich gegenseitig hilft, die Beziehung wird enger.

Hier könnte man anführen: Er hatte nie eine 150 km entfernte Fickbeziehung und hat sie gefragt, ob sie ihn dahin fahren kann.

Oder: Wenn man einen männlichen Freund, um sexuell an ihn ranzukommen, 150 km zu einer Frau fährt, die er ficken will, dann wird er, wenn er das merkt, wahrscheinlich auch eher auf Distanz gehen (Heterosexualität unterstellt).

Männer wie Niklas lernen auf die harte Tour, dass manche Frauen das anders sehen und es angemessen finden, immer nur zu nehmen. Und auch bei dieser Erkenntnis des Mannes bleiben Nuancen auf der Strecke. Das erkannte Muster wird auf alle Interaktionen mit Frauen angewandt.

Das ist eben ein großer Fehler: Weil eine Frau so etwas gemacht hat (und man es mit sich hat machen lassen, weil man hoffte, man kommt ihr so näher) dann bringt es nichts Frauen generell zu unterstellen, dass sie so sind.
Genau so wie es wenig bringt, wenn man einen falschen Kumpel hat, der sich nur meldet, wenn er was braucht und nie was zurückgibt, dann alle anderen Kumpel auch so zu behandeln als würden sie nichts zurückgeben.

Andere Frauen können nichts für ihr Verhalten.

Und natürlich sollte er sich selbst hinterfragen, warum er in eine solche Vorleistung gegangen ist.

Männer lernen durch dieses Verhalten auch, dass Typen, denen eine Frau wie eine Prostituierte an die Tür geliefert und abgeholt wird,erfolgreich bei Frauen sind.

Auch das ist ein bizarrer Vorwurf. Was hat den der Typ falsch gemacht, wenn er einvernehmlich mit einer Frau schläft, die er ja anscheinend kannte nur weil sie einen Fahrer hatte, den er ja wahrscheinlich nie kennengelernt hat?

Frauen erziehen mit ihrer Partnerwahl Männer zu Arschlöchern, so einfach ist das.

Auch da ist wieder diese Idee, dass Frauen NUR mit Arschlöchern Sex haben. Was ja einfach nicht stimmt. Die meisten ganz normalen nicht besonders fiesen Männer haben Beziehungen und Sex. So zu tun als müsse man ein Arschloch sein um mit einer Frau Sex haben zu können, ist absurd.

Vermutlich hat dieser Vorgang eine Dynamik die mit den seit Jahrzehnten andauernden gesellschaftlichen Veränderungen einhergeht. Häufig wechselnde Partner oder vollständig fehlende Festlegung auf einen Partner sind Phänomene die sich immer weiter verbreiten. Solche Situationen werden also häufiger.

Ein kleinerer Teil der Frauen ist vielleicht in einem deutlich höheren Maß sexuell aktiv als früher. Aber die  meisten Frauen haben den meisten Sex innerhalb von Beziehungen mit ganz normalen Männern.

Andersherum formuliert: In einer Welt in der Monogamie vorherrscht und Eltern einen wesentlichen Einfluss auf die Partnerwahl ihrer Kinder haben sind die positiven Auswahlkriterien viel näher an dem, was dem Erzähler beigebracht wurde.

Der Kavalier und Gentleman, der bis an seine Belastungsgrenze hilfsbereit handelt – derjenige hätte in dieser Welt Vorteile bei der Partnerwahl. In der aktuellen Situation bringt ihm das nur Nachteile.

Ach was, er war ja gerade nicht bis an seine Belastungsgrenze hilfsbereit, sonst hätte er gar keine Probleme damit gehabt, dass sie Sex mit dem anderen hatte. Er hat die Fahrt mit ihr aus Eigeninteresse gemacht, weil er hoffte so an sie ranzukommen. Ihn hier als den selbstlosen Heiligen darzustellen geht an der Sache vorbei.

Und klar: Hätte sein Kumpel, Typ Tarzan, die gleiche Tour mit ihr zu dem Typen gemacht, dann wären sie vielleicht nie dort angekommen.

Insofern war sein Problem nicht, dass er sie hingefahren hat, sondern das er aufgrund mangelnder Fähigkeiten die Autofahrt gar nicht nutzen konnte bzw im Vorfeld nicht wußte wie er für sie attraktiv wird.

Es dürfte in Filmen auch weitaus eher als den ausgenutzten „netten“ Mann, der sich dann als große Liebe entpuppt den Typen geben, der vordergründig nett erscheint bis sich dann herausstellt, dass es nur ein Trick war um mit ihr zu schlafen. Und der kommt üblicherweise nicht gut an.

Das ist keine Wertung, welche Art der Partnerwahl für alle Beteiligten besser ist, es ist lediglich die Feststellung wie die Mechanik funktioniert.

Es sind Frauen, die Männer zu Arschlöchern erziehen.

Da wird lediglich ein Feindbild der Frauen abgearbeitet, was nur gelingt, weil sich auf einen ganz engen Ausschnitt konzentriert wird und die Unzahl vollkommen normaler Beziehungen ausgeblendet werden.

Das „attraktive Arschloch“ hingegen hat vielmehr auch seine eigenen Interesse im Auge und richtet sich weniger nach ihr. Das spricht nicht nur für ein höheres Selbstbewusstsein, es macht die Interaktion auch wesentlich ungewisser und gefühlsbetonter, sprich es kann eher Drama und Spannung erzeugen, etwas, aus dem Frauen wesentlich eher eine Attraktivität aufbauen können als bei einem beständigen „Auf das Podest stellen“.

Wäre interessant, was ihn da überhaupt zum Arschloch macht. Der andere Typ, zu dem sie gefahren worden ist, hat ja anscheinend ganz deutlich kommuniziert, was er will oder warum er das Treffen anbietet. Macht ihn das zu einem Arschloch?

Aus dem würde folgen, dass man durchaus nett und attraktiv sein kann, nur muss man sie dann eben nicht aufs Podest stellen und alle Verantwortung auf sie verlagern.

Das wäre eine Einsicht, die ihm weitaus mehr genützt hätte.

Christian hat selbstverständlich Recht, man muss kein Arschloch sein, um Erfolg bei Frauen zu haben. Aber warum sollten sich die Männer, die damit erfolgreich sind, dafür interessieren?

Es sollten sich die Männer, die nicht erfolgreich bei Frauen sind und denen „Arschloch sein“ nicht liegt, dafür interessieren.

Wobei „Arschloch sein“ da auch der falsche Ausdruck ist. Es muss ja nichts gemeines damit verbunden sein. Es kann einfach direkter, herausfordernder, selbstbewußter sein ohne das es als „Böse“ bezeichnet werden könnte.