Die evolutionär relevante Zeit

In Diskussionen über Evolution kommen immer wieder Anmerkungen über neuere Erfindungen, beispielsweise Verhütungsmittel und das damit doch alle Theorien neu geschrieben werden müssen bzw das alles ändert.

Dabei wird gerne übersehen, dass Evolution Zeit braucht.

1. wie alt ist der moderne Mensch?

Der moderne Mensch ist nach der Forschung etwa 300.000 bis 200.000 Jahre alt

Aus der Wikipedia:

315.000 Jahre alte Schädelknochen aus Marokko gelten derzeit als älteste, unbestritten dem anatomisch modernen Menschen zugeordnete Fossilien.[34] Lange Zeit lebte die Art Homo sapiens in Afrika parallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten Neandertaler, der besonders an das Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war.

Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, der zufolge die Ausbreitung des Menschen während der letzten Kaltzeit vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 Meter je Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von Homo sapiens erreicht, vielleicht später.

Und noch zur Geschichte der Menschwerdung:

Als Hominisation (auch Anthropogenese, selten Anthropogenie) wird die evolutive Herausbildung des Merkmalsgefüges bezeichnet, das für den anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) charakteristisch ist.

Im Verlauf der Hominisation haben sich sowohl seine körperlichen Eigenschaften als auch seine geistigen Fähigkeiten herausgebildet. Hierzu gehören insbesondere der aufrechte Gang, das Gebiss mit verkürztem, parabolischem Zahnbogen und kleinen Eckzähnen sowie der späte Eintritt der Geschlechtsreife; ferner die Vergrößerung des Gehirns und die hiermit verbundenen kulturellen und sozialen Fähigkeiten, die heute lebende Menschen und deren Vorfahren von den anderen Menschenaffen unterscheiden.

Anhand von Fossil­funden und molekularbiologischen Datierungen wird der Beginn der Hominisation in die Zeit vor 7 bis 5 Millionen Jahren datiert, als sich die Entwicklungslinie der Schimpansen von der zum Menschen führenden Entwicklungslinie der Hominini trennte.

Und natürlich dürfte vieles, was uns prägt sogar noch älter sein, denn auch vor der Menschwerdung sind wesentliche Teile unseres Gehirns entstanden.

Hier noch eine Menschheitsgeschichte:

Der archaische Homo sapiens entstand in der Zeitspanne zwischen 300.000 und 200.000 Jahren vor heute.[75][76] Die ältesten ihm zugeschriebenen Funde stammen u. a. aus Äthiopien (Bodo 1), Marokko (Djebel Irhoud und Salé), Sambia (Kabwe 1), Südafrika (Florisbad 1 und Saldanha) sowie Tansania (Ndutu 1 und Eyasi 1), das heißt aus Nordost-, Nordwest-, Südost- und Südafrika. Es konnte jedoch bislang keine bestimmte Region identifiziert werden, die als Ursprungsregion gelten könnte.[77] In einer 2018 publizierten Übersichtsarbeit[78] wurde daher argumentiert, dass der anatomisch moderne Mensch „nicht von einer einzigen Gründerpopulation in einer Region Afrikas“ abstammt, sondern von diversen, über den gesamten Kontinent verstreuten und weitgehend voneinander isolierten Jäger- und Sammlergruppen: „Getrennt durch Wüsten und dichte Wälder lebten sie in unterschiedlichen Lebensräumen. Jahrtausende der Trennung führten zu einer erstaunlichen Vielfalt menschlicher Gruppen, deren Vermischung letztlich unsere Spezies prägte.“[79]

Vor 70.000 Jahren begann sich der Homo sapiens in ganz Afrika und dem Nahen Osten auszubreiten. Vor 45.000 Jahren hatte er bereits ganz Asien und Europa besiedelt. Dies wirft die Frage auf, was aus den Vor- und Frühmenschen wurde, insbesondere aus Homo erectus, den Denisova-Menschen und den Neandertalern. Hierzu gibt es zwei Theorien, die „Vermischungshypothese“ und die „Verdrängungshypothese“.[80]

Vertreter der Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen („Vermischungshypothese“) vertreten die Ansicht, dass sich Populationen anderer Vor- und Frühmenschen – wie dem Homo erectus und dem Neandertaler, die bereits längere Zeit Afrika, Europa und Asien besiedelten – durch Vermischung mit dem archaischen Homo sapiens zum anatomisch modernen Menschen entwickelten. Genetische Analysen des Y-Chromosoms und der Mitochondrien des Menschen stützen inzwischen jedoch die Out-of-Africa-Theorie (siehe dazu auch: Adam des Y-Chromosoms und Mitochondriale Eva). Eine Vermischung zwischen Homo sapiens und den späten Vertretern von Homo erectus in Asien ist unbelegt, die Vermischung zwischen Homo sapiens und dem Neandertaler war mit allenfalls 1 bis 4 Prozent eher gering und schlug sich nach den bisherigen Analysen nicht in äußerlich sichtbaren Merkmalen nieder.[80]

Von den Paläoanthropologen weitgehend akzeptiert ist heute die auf Fossilfunden basierende Out-of-Africa-Theorie („Verdrängungshypothese“). Demnach hatte Homo sapiens vermutlich in schnellerer Abfolge und häufiger überlebenden Nachwuchs.[80]

Jahrzehntelang galten drei Funde als die ältesten sicheren Belege des Homo sapiens: die 195.000 Jahre alten Fossilien Omo 1 und Omo 2 sowie der rund 160.000 Jahre alte „Herto-Schädel“, beide entdeckt im Nordosten Afrikas; ob Homo sapiens auch in dieser Region entstand oder ob sein Ursprung anderswo in Afrika liegt, ist – insbesondere seit der Entdeckung des rund 300.000 Jahre alten Schädels von Djebel Irhoud in Marokko – derzeit Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion.[81]

Homo sapiens ist die einzige Menschenart, die Australien (vor etwa 60.000 Jahren) und Amerika besiedelt hat (vor etwa 15.000 bis 11.500 Jahren, nach mancher Ansicht wesentlich früher). Homo sapiens ist zugleich der letzte Überlebende der Gattung Homo.

Man sieht also: Wir haben uns über sehr sehr lange Zeiträume entwickelt.

Andere wesentliche Veränderungen liegen noch nicht sehr weit zurück:

Sesshaft wurde der Mensch – je nach Region – erst vor 20.000 bis 8.000 Jahren

Nach heutigem Kenntnisstand der Archäologie war die ortsfeste Landwirtschaft – die einen deutlich größeren Arbeitsaufwand erfordert und in ihrer ursprünglichen Form gegenüber der aneignenden Wirtschaftsform größere Risiken birgt – nicht die Ursache der Sesshaftigkeit, sondern ihre Folge.[2] Es lässt sich belegen, dass in der Levante (Westliches Vorderasien) – in der es erstmals in der Menschheitsgeschichte zur neolithischen Revolution (Kultureller Wandel in Folge der Entwicklung produzierender Wirtschaftsweisen) kam – bereits viele Jahrtausende vor der Jungsteinzeit im Epipaläolithikum zu ortsfesten Ansiedlungen kam. Dies ist nicht ungewöhnlich, da auch von rezenten spezialisierten Jägern und Sammlern mehr oder weniger sesshafte Lebensweisen bekannt sind (beispielsweise ermöglicht durch Fisch, Meeresfrüchte oder Wasserreis). Beispiele dafür sind die Fundstelle Ohalo II, deren Nutzung auf bis zu 18.550 v. Chr. datiert wird, und Kharaneh IV.

Entsprechend ist für den nachfolgenden Zeitraum eine ansteigende Anzahl vorübergehender Siedlungen nachzuweisen, wenn auch ohne Belege für eine gezielte Erzeugung von Nahrungsmitteln. Vielmehr führten wohl große Bestände von Gazellen und natürliche Felder mit Wildgetreide zu diesen ersten Ansiedlungen. Aus der Kebarien-Kultur ist für die Zeit zwischen 15.300 und 14.400 v. Chr. ein Begräbnisplatz nachgewiesen, der offenbar über längere Zeit gepflegt wurde. Ein Nachweis für Nahrungsmittelproduktion gibt es an dieser Stelle allerdings nicht. Die nachfolgende Natufien-Kultur nutzte steinerne Häuser, die zwar nur periodisch genutzt, aber zum Teil über Jahrhunderte hinweg immer wieder an den gleichen Stellen errichtet wurden.[3] Begünstigend auf die zeitweisen Natufien-Siedlungen wirkte das günstige Klima der Alleröd-Zwischeneiszeit (ca. 12. bis 10. vorchristliches Jahrtausend). Dadurch gedieh in der küstennahen Levante eine große Artenvielfalt und -dichte, die es den Menschen ermöglichte, ihre Schweifgebiete deutlich zu reduzieren und länger an einem Ort zu wohnen (Dies trifft auch auf einige Lebensräume des mittelsteinzeitlichen Europas zu).

Um 11.000 v. Chr. wurde nachweislich Wildgetreide angepflanzt, vermutlich um die Überjagung der Gazellenherden im Umkreis der Siedlungen zu kompensieren. In der Mitte des 11. Jahrtausends führte der drastische Kälteeinbruch der jüngeren Dryaszeit zu einer rapiden Verarmung der biologischen Vielfalt der Levante. Die Menschen waren nun gezwungen, saisonale Nahrungsengpässe zu überbrücken. Da sie wahrscheinlich nicht mehr bereit oder in der Lage waren, die sesshafte Lebensweise aufzugeben – die u. a. von einer Anhäufung materieller Besitztümer und der Herausbildung sozialer Schichten und völlig neuer -Strukturen gekennzeichnet war –, musste der Getreideanbau intensiviert werden, um die Ernährung sicherzustellen.[4][2] Sicher ist von dauerhaft genutzten Siedlungen ab dem Präkeramischen Neolithikum B ab etwa 8800 v. Chr. zu sprechen. Von der Levante breitete sich der Ackerbau nach Europa, Afrika und Zentralasien aus. Ob die dort jeweils akkulturierten Ethnien bereits (halb-)sesshaft waren oder die Sesshaftigkeit im Zuge der neuen Lebensweise übernahmen, muss von Fall zu Fall betrachtet werden.

Ebenfalls vom Orient ausgehend verbreitete sich mit der Spezialisierung auf die Viehzucht der Hirtennomadismus in Eurasien und Afrika, der vor allem in kargen Räumen, in denen kein Pflanzenanbau möglich war, eine Subsistenzgrundlage bot, die jedoch keine oder nur eine teilweise Sesshaftigkeit ermöglichte.

Um das Zeitgeschehen evolutionär noch deutlicher einzuordnen ist es auch ganz passend in Generationen zu rechnen. Nimmt man für eine Generation 20 Jahre, dann ist das Jahr 0 gerade mal 20 Generationen her, die Sesshaftigkeit gerade mal 1000  – 440 Generationen. Das ist nicht sehr viel.

Die Antibabypille ist 1960 zugelassen worden, dass wären 60 Jahre oder 3 Generationen. Viele Änderungen können in diesem Zeitraum noch nicht eingetreten sein.

2. Die Mutation tritt bei Menschen ein, nicht bei Menschengruppen

Dabei muss noch einmal angemerkt werden, dass evolutionäre Veränderungen sich durchsetzen müssen. Eine bestimmte Mutation entsteht beispielsweise, dann wird sie vererbt. Selbst wenn die Person mit der Mutation 10 Nachkommen hat, die alle die Mutation tragen (realistischer wären  5), müssen diese sie erst weitergeben, also eine weitere Generation. Bis sie alle Menschen betrifft hat sie also einen weiten Weg zurück zu legen. Natürlich kann eine günstige Mutation auch bei veränderten Umständen mehrfach auftreten, aber der Weg bis zu einer Durchsetzung ist notgedrungen lang.

3. Schnelle Evolution

Immer wieder ist die Rede von einer „Schnellen Mutation“. Häufig ist das nur eine Neusortierung ohnehin bestehender Mutationen. Etwa wenn man anführt, dass Bewohner eines neu angelegten sehr hoch im Himalaya Bereich gelegenen Dorfs alle gut mit der dünnen Höhenluft zurechtkommen (so einen Artikel gab es mal). Hier dürfte es eher so sein, dass es in der Gegend schon immer Mutationen gab, die dafür sorgten, dass Leute gut mit der Höhenluft zurechtkamen. Die Leute, die sie hatten, waren eher bereit in einem entsprechenden Dorf zu leben, die die es nicht hatten.

4. Out of Afrika

Wie oben dargestellt hat der Mensch sich auch von Afrika aus langsam über die Welt ausgebreitet. Der Beginn der Auswanderung war wohl irgendwann vor ca. 80.000 – 40.000 Jahren.

Wären danach gravierende Veränderungen eingetreten, dann müssten wir diese als Unterschiede erkennen können, denn die Europäer würden dann von den Afrikanern und den Asiaten abweichen und umgekehrt. Und natürlich gibt es Unterschiede, die danach eingetreten sind, etwa in Bezug auf Hautfarbe und Augenform etc. Aber das Verhalten der Menschen und zB ihre Paarungsstrategien sind weltweit relativ gleich.

 

 

vgl auch: