Fraternal Birth Order effect und die „Heilbarkeit“ von Homosexualität

Ein interessanter Artikel beschäftigt sich mit mir der sogenannten „Fraternal Birth order“ also der „Geschwisterlichen Geburtsreinfolge“. Dabei geht es darum, dass eine Mutter möglicherweise bei der Schwangerschaft mit einem Sohn bestimmte Antikörper ausbildet, die mit jedem Sohn die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass dieser homosexuell wird.

Aus der englischen Wikipedia ins deutsche übersetzt mit deepl:

Die geschlechtliche Reihenfolge bei der Geburt wurde mit der sexuellen Orientierung von Männern in Verbindung gebracht. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer homosexuellen Orientierung umso größer ist, je mehr ältere Brüder ein Mann von derselben Mutter hat. Ray Blanchard und Anthony Bogaert stellten diesen Zusammenhang erstmals in den 1990er Jahren fest und nannten ihn den „fraternal birth order effect“. Die Wissenschaftler führen den Effekt auf einen pränatalen biologischen Mechanismus zurück, da der Zusammenhang nur bei Männern mit älteren biologischen Brüdern auftritt, nicht aber bei Männern mit älteren Stief- oder Adoptivbrüdern. Man nimmt an, dass es sich bei dem Mechanismus um eine mütterliche Immunreaktion auf männliche Föten handelt, bei der Antikörper männliche Y-Proteine neutralisieren, von denen man annimmt, dass sie während der Entwicklung eine Rolle bei der sexuellen Differenzierung spielen. Dadurch würden einige Hirnregionen, die mit der sexuellen Orientierung in Verbindung gebracht werden, in der „typisch weiblichen“ Anordnung verbleiben – oder sich zu Männern hingezogen fühlen. Biochemische Beweise für diese Hypothese wurden 2017 erbracht, als festgestellt wurde, dass Mütter mit einem schwulen Sohn, insbesondere solche mit älteren Brüdern, erhöhte Werte von Antikörpern gegen das Y-Protein NLGN4Y aufwiesen als Mütter mit heterosexuellen Söhnen.[1][2]

Der Effekt wird mit jeder weiteren männlichen Schwangerschaft stärker, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Sohn schwul ist, um 38-48 % steigt. Das bedeutet nicht, dass alle oder die meisten Söhne nach mehreren männlichen Schwangerschaften schwul werden, sondern dass die Wahrscheinlichkeit, einen schwulen Sohn zu haben, von etwa 2 % für den erstgeborenen Sohn auf 3 % für den zweiten, 5 % für den dritten usw. ansteigt.[1][3] In zwei Studien wurde geschätzt, dass zwischen 15 % und 29 % der schwulen Männer ihre sexuelle Orientierung diesem Effekt verdanken, wobei jedoch darauf hingewiesen wurde, dass die Zahl möglicherweise höher ist, da ihre Mütter durch frühere Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüche möglicherweise Y-gebundenen Antigenen ausgesetzt waren. Im Allgemeinen wurde davon ausgegangen, dass diese mütterliche Reaktion nicht auf erstgeborene schwule Söhne zutrifft und dass sie ihre Orientierung den Genen, pränatalen Hormonen und anderen mütterlichen Immunreaktionen verdanken, die auch die Entwicklung des Gehirns beeinflussen.[2] In der Laborstudie von 2017 wurde jedoch festgestellt, dass Mütter ohne Söhne Antikörper gegen männliche Zellen haben, die möglicherweise durch häufige frühe Fehlgeburten verursacht werden und somit den Effekt bei einem erstgeborenen Sohn hervorrufen.[4] Wissenschaftler haben eine Reihe von evolutionären Erklärungen dafür angeboten, warum die Reaktion anhält.[5]

Die wenigen Studien, die keine Korrelation zwischen schwulen Männern und der Geburtenfolge festgestellt haben, wurden im Allgemeinen wegen methodischer Fehler und Stichprobenmethoden kritisiert.[6] J. Michael Bailey sagte, dass keine andere plausible Hypothese als eine mütterliche Immunreaktion gefunden wurde.[6] Der Effekt wird manchmal auch als „älterer Bruder-Effekt“ bezeichnet.

Der Autor schreibt zu einer möglichen medizinischen Behandlung:

Although the putative male-specific antigen or antigens are unknown at this time, candidate antigens and maternal antibodies have been proposed (e.g., Bogaert & Skorska, 2011; VanderLaan et al., 2015), and perhaps it is only a matter of time before these antibodies are discovered. If a specific antigen is discovered to mediate the FBOE, then shielding the mother’s immune system from exposure to the antigen should eliminate the FBOE. Analogous treatment for alloimmunity from maternal antibodies already exists and is widely used to prevent the devastating and often deadly condition in fetuses and newborns known as hemolytic disease or erythroblastosis fetalis (for review,seeCrowther, Middleton, & McBain, 2013). This condition develops when the mother is Rh-negative and she carries Rh-positive offspring. With the first pregnancy, the fetus is relatively unaffected because fetal blood rarely mixes with the maternal bloodstream until delivery, but subsequent pregnancies of Rh-positive offspring run the risk of maternal antibodies (anti-D) attacking the Rh protein on the red blood cells of the fetus, causing hemolytic disease. In the early 1970s, an anti-D gammaglobulin became available and is now widely used in developed countries (e.g., RhoGamTM). Administering RhoGam to an Rh-negative mother at parturition is intended to sequester any Rh protein that enters her bloodstream, thus averting a response from her own immune system and, therefore, no antibodies to the Rh-factor affect subsequent offspring. Postpartum administration of RhoGam to Rh-negative mothers has greatly reduced the risk ofalloimmunization for subsequent pregnancies and, consequently, reduced the number of neonatal deaths from hemolytic disease.

Es scheint also Wege zu geben diesen Vorgang aufzuhalten und ein Medikament dagegen auf den Markt zu bringen.

No, same-sex sexual orientation is not a disease and it is not the intention of those studying the biological basis of sexual orientation to find a ‘‘cure.’’
But if a maternal immune response indeed underlies the FBOE, maternal treatment for alloimmunity could serve as a medical intervention to decrease the likelihood of gay sons from subsequent pregnancies. It appears we may quickly face the ethical question of whether it is permissible to intervene in fetal development to affect the child’s later sexual orientation. As with many other medical interventions that appear just over the horizon, our society is woefully unprepared to wrestle with the issues that would arise upon the development and marketing of an‘‘AndroGam’’or‘‘GayGam’’to administer to a mother who has just delivered a son in order to avert development of same-sex attraction in subsequent sons. Conversely, a couple desiring a gay son could inoculate the mother with the appropriate antigens at work in the FBOE, until she produces the level of antibodies required to predispose even her first son to grow up to be gay.

Noch einmal mit deepl übersetzt:

Liegt dem FBOE jedoch tatsächlich eine mütterliche Immunreaktion zugrunde, könnte die mütterliche Behandlung der Alloimmunität als medizinischer Eingriff dienen, um die Wahrscheinlichkeit schwuler Söhne aus nachfolgenden Schwangerschaften zu verringern. Es scheint, dass wir bald mit der ethischen Frage konfrontiert werden könnten, ob es zulässig ist, in die fötale Entwicklung einzugreifen, um die spätere sexuelle Orientierung des Kindes zu beeinflussen. Wie bei vielen anderen medizinischen Eingriffen, die sich kurz vor dem Horizont abzeichnen, ist unsere Gesellschaft auf die Probleme, die sich bei der Entwicklung und Vermarktung eines “AndroGam“ oder “GayGam“ zur Verabreichung an eine Mutter, die gerade einen Sohn zur Welt gebracht hat, um die Entwicklung einer gleichgeschlechtlichen Anziehung bei späteren Söhnen zu verhindern, bedauerlicherweise nicht vorbereitet. Umgekehrt könnte ein Paar, das sich einen schwulen Sohn wünscht, die Mutter mit den entsprechenden Antigenen in der FBOE impfen, bis sie die erforderliche Menge an Antikörpern produziert, um sogar ihren ersten Sohn zu prädisponieren, schwul zu werden.

Und den nächsten Abschnitt übersetze ich mal gleich:

Wäre es als Gedankenexperiment ethisch vertretbar, zu versuchen, die zukünftige sexuelle Orientierung Ihres fötalen Sohnes zu beeinflussen? Wir vermuten, dass die meisten Menschen in unserer Gesellschaft auf diese Frage schnell und eindringlich antworten würden, aber es ist keineswegs klar, dass ihre Antworten alle gleich ausfallen würden. Wäre die Antwort für Eltern, die in Nordamerika leben, wo die Akzeptanz von Homosexuellen zuzunehmen scheint, die gleiche wie für Eltern in Uganda, wo gleichgeschlechtliche Anziehung zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe führen kann?

Sicherlich ist es ethisch zulässig, dass ein Paar, das sich einer In-vitro-Fertilisation unterzieht, für die Einpflanzung in die Gebärmutter Embryonen bevorzugt, die nicht zwei Kopien des Tay-Sachs-Gens tragen.

Wäre es auch ethisch vertretbar, Embryonen auf der Grundlage des Geschlechts, der Größe und der Augenfarbe auszuwählen? Wäre es ethisch vertretbar, wenn ein afroamerikanisches Paar solche Embryonen bevorzugt, bei denen die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie eine hellere oder dunklere Hautfarbe haben? Würde eine so weitreichende Kontrolle über unsere ungeborenen Kinder eine schillernde Vielfalt der Menschheit hervorbringen („Oh Wunder, wie viele gute Kreaturen gibt es hier!“), oder würden alle gleich aussehen?

Die Bedrohung durch eine Immunisierung zur Verringerung oder Erhöhung der Wahrscheinlichkeit einer gleichgeschlechtlichen sexuellen Orientierung bei Söhnen steht nicht unmittelbar bevor; die Wissenschaft ist noch nicht ganz so weit, und wir beobachten eine Zunahme der Rechte und der Akzeptanz von LGBTQA in den Industrieländern, wo die Aussicht auf eine medizinische Behandlung zur Verringerung der Wahrscheinlichkeit schwuler Söhne am leichtesten zugänglich wäre.

Aber auch wenn wir uns in Richtung Akzeptanz sexueller Minderheiten bewegen, gibt es immer noch einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung, der LGBTQA nicht akzeptiert und sich gegen schwule Söhne immunisieren würde, wenn es eine solche Option gäbe (z. B. glauben in den USA 40 % der Befragten, dass Homosexualität immer falsch ist; Glick, Cleary & Golden, 2015).

Wenn sie die Wahl haben, entscheiden sich selbst Eltern, die sexuelle Minderheiten akzeptieren, angesichts der anhaltenden Stigmatisierung und Diskriminierung homosexueller Männer möglicherweise immer noch dafür, die Chance auf Heterosexualität bei ihren Söhnen zu maximieren, ganz zu schweigen von der Aussicht auf Enkel. Die Befürchtung vieler LGBTQA-Personen und -Verbündeter, dass die Erforschung der biologischen Grundlagen der sexuellen Orientierung dazu führen könnte, dass gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierungen „geheilt“ oder verhindert werden, ist nicht länger eine unrealistische Sorge, die ignoriert werden oder unbehandelt bleiben kann.

Finde ich spannende Fragen, die da aufgeworfen werden.

Ich vermute mal, dass ein großes Pharmaunternehmen eine „Anti Gay Pille“ schon deswegen nicht auf den Markt bringen würde, weil der Backlash wahrscheinlich enorm wäre. Wäre sie aber auf dem Markt, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass der Markt nicht so klein wäre, Enkelkinder sind ja in der Tat für viele etwas verlockendes und es gibt genug konservative Leute auf der Welt. Eine Entwicklung würde auch deswegen schon einiges an Geld kosten, weil man ja die Sicherheit haben muss, dass es das Baby nicht ansonsten schädigt. Da müsste erhebliches Vertrauen aufgebaut werde.

Andersrum natürlich die Option das Kind auf jeden Fall homosexuell zu machen. Wobei für Schwule evtl der Nachteil besteht, dass sie wenig Einfluss auf Föten / Schwangere haben und Frauen, die unbedingt ein homosexuelles Designerkind haben wollen, vielleicht lieber gleich ein lesbisches Mädchen nehmen?