Bumble Studie zu Männern und Dating

Die Brigitte bespricht eine Study des Datingportals Bumble:

Eine der Kernerkenntnisse der Studie: Männer streben auf der einen Seite nach Verletzlichkeit – doch ist das Thema für sie im Alltag eher ein Balanceakt als ein „Must-have“ in einer gesunden Beziehung. Die Hälfte der Befragten (54 Prozent) findet es überwältigend, das Gleichgewicht zu halten: Auf der einen Seite will und soll man offen und verletzlich– kurzum eben ein menschliches Wesen – sein, auf der anderen Seite steht der Druck, bitteschön auch erfolgreich und stark zu sein. 

Ein klassischer Konflikt, denn erfolgreich und stark wäre „Attraction“, wirkt also anziehend, und Offenheit und Verletzlichkeit kann sogar ins gleiche Horn stoßen, wenn man damit zeigt, dass man in der Lage ist Bindungen einzugehen und sich auf andere Leute einzulassen, ansonsten wäre es eher etwas für später, nämlich wenn es darum geht das passende Vertrauen und die Bindung einzubauen. Verletzlichkeit und Offenheit als Konzepte für das Dating kranken eh daran, dass sie zu weit sind. Es ist eben nicht jede Verletzlichkeit und jede Offenheit positiv. Die einen drücken eine negative Schwäche oder eine fehlende Menschenkenntnis aus, die anderen Gefühle und Sachen, die einen Beschäftigen und zudem Nähe.

Apropos Erfolg und Stärke: Die Hälfte der befragten Männer empfindet hohen Druck, ein bestimmtes Maß an beruflichen Erfolg erreichen zu müssen, bevor sie überhaupt erst das Gefühl hat, eine Beziehung eingehen oder gar eine Familie gründen zu „dürfen“. Im Klartext: Viele Männer fühlen sich nicht „würdig“ oder „genug“, um eine Beziehung einzugehen. Autsch.

Auch da wird vieles zusammen geworfen. Viele Männer überbewerten denke ich den Beruf, auch jemand mit einem nicht so interessanten Beruf kann, wenn er passend auftritt eine tolle Frau für sich begeistern. Aber natürlich ist es ein altes genetisches Erbe möglichst hoch in der Hierarchie stehen zu wollen.
Vielleicht war das früher, also zu evolutionär relevanten Zeiten auch einfacher als heute, weil da zwangsläufig jeder seinen Mann stehen musste, in der Sippe/Gruppe/dem Stamm eine Funktion ausüben musste und jeder das relativ schnell herausfinden und einordnen konnte, während heute alles vager ist und auch das Spektrum der Hierarchien und Ressourcen ein ganz anderes ist, um so mehr, da Frauen keinen Ernährer mehr brauchen und sexuelles freier geworden ist.

„Oh, Männer sind einsame Streiter“

Wer das noch nicht deprimierend genug fand – wir haben noch ein paar Zahlen parat: Obwohl Männer theoretisch keinen Zeitdruck beim Dating und Thema Kinder haben (anders als Menschen mit Uterus), macht die tickende Uhr im Hinterkopf auch sie nervös. Fast jeder zweite Mann (47 Prozent) gibt an, dass er nicht als „alleinstehender Bachelor“ dastehen möchte, wenn alle anderen um ihn herum Kinder bekommen. Barney aus „How I Met Your Mother“ scheint also für viele doch mehr eine wortwörtliche Witzfigur, denn ein Vorbild zu sein.

Barney ist ein zu einem großen Teil natürlich vollkommen überzeichnet und in der Tat kann der Aufreißer irgendwann tragisch werden, wobei es andere Beispiele gibt, die sicherlich interessanter sind: Etwa könnte ich mir schon vorstellen, dass Männer Leonardo DiCaprio nicht als Witzfigur ansehen, weil er natürlich jederzeit heiraten könnte, keine Angst haben muss wirklich unattraktiv zu werden und überwiegend mit Top Models oder anderen schönen Frauen schläft.

Und wo wir schon bei Barney sind: Vorbilder haben Männer auch nichtwirklich. Jeder dritte Mann (34 Prozent) gibt an, keine Vorbilder im Umfeld zu haben, die ihm zeigen, wie so eine gesunde Partner:innenschaft – die er ja herbeisehnt, aber ja eigentlich doch zu schlecht für ist – überhaupt aussehen soll. 12 Prozent würden sich ein Beispiel an ihren eigenen Eltern nehmen können, was ein ganz anderes deprimierendes Thema ist.

Ich wüsste in der Tat auch nicht wirklich wen ich jetzt als tatsächliches Vorbild sehen würde, was eine Partnerschaft betrifft. Weil das ja auch erfordern würde, dass ich dort das genau Verhalten etc kenne, das Innenverhältnis der Beziehung, in das man ja selten reinschaut. Man wird annehmen, dass viele andere Beziehungen genau so über die Runden kommen, mit Streitigkeiten hier und da und Kompromissen, die man eben macht. Und vieles ist natürlich auch schlicht personenbezogen und nicht etwas, was man kopieren kann. Ich wusste insofern keinen, bei dem ich sagen würde, dass ich nun wenn ich so handeln würde wie er, unbedingt besser dastehen würde.

Und um das ganze Trauerbild komplett zu machen: Ihren Körper hassen die Männer auch noch! Zumindest jeder vierte Mann (23 Prozent) würde seine Körperform als „nicht männlich“ beschreiben und weitere 23 Prozent haben sogar schon mal ein Date abgesagt, weil sie sich mit ihrem Aussehen nicht wohlgefühlt haben.

Das untere Viertel der Männer hat eben nicht die Vorteile der Frauen, dass sie so etwas wie Fat is beautiful oder ähnliches wirklich glauben würden. Es ist eine zu offensichtliche Lüge. Interessant wäre auch, ob Bumble solche Männer eher anzieht, es ist immerhin eine App, bei der in heterosexuellen „Matches“ nur Frauen die erste Nachricht schreiben können und sie gilt eher auf Beziehungen ausgerichtet als auf Sex.