„Mutlose Mädchen“

Michael Schulte-Markwort hat ein Buch namens „Mutlose Mädchen“ geschrieben und ich habe gefühlt schon hundert Berichte über das Buch gesehen, da anscheinend die Medien das Thema gerne aufgreifen. Das Problem dabei ist, dass ich je nach Überschrift denke „Das klingt interessant, mal sehen, was dahinter steckt“ und dann ist es nur die nächste Besprechung dieses Buches.

Deswegen jetzt ein Artikel dazu, dann habe ich das geistig zumindest mal erledigt:

Aus dem Text dazu:

Wie unsere Töchter wieder Mut schöpfen und zu neuer Lebenskraft finden

Immer mehr Mädchen erleben die Wirklichkeit als bedrohlich und überfordernd. Haben wir eine Welt geschaffen, die für einen Teil unserer Kinder nicht mehr attraktiv ist? Sind wir die falschen Vorbilder? Haben wir keine lebenswerten Perspektiven geschaffen?Es zeigt sich, dass die Situation für Mädchen schwieriger ist als für Jungen.

Der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort identifiziert zahlreiche Gründe, warum gerade Mädchen, die er betreut, ihre Neugier auf das Leben abhandengekommen ist. Seine Erkenntnisse illustriert er anhand von Fallbeispielen. Er richtet den Blick nach vorn, und zeigt Lösungsansätze, die Eltern und Töchtern helfen, Mut zu schöpfen und neue Wege einzuschlagen.

Auswege aus der Mutlosigkeit – Kompetent, informativ, einfühlsam.

Dann aus einem Interview dazu:

Michael Schulte-Markwort: Wir erleben seit ein paar Jahren Mädchen, die trotz guter emotionaler und kognitiver Fähigkeiten diese nicht mehr umsetzen. Eine Zeitlang haben wir das für depressiv gehalten, bis wir feststellen mussten , dass unsere therapeutischen und auch pharmakologischen Strategien keine Wirkung gezeigt haben. Seitdem treiben uns diese Mädchen um, beschäftigen uns in unseren Fallbesprechungen intensiv, weil verstehen wollen, warum sie diese Entwicklung nehmen und – noch wichtiger – wie wir ihnen helfen können.

Wie erklären Sie sich die Mutlosigkeit der jungen Frauen?
Michael Schulte-Markwort: Es gibt keine einzelne Antwort auf diese Frage. Zentral scheint zu sein, dass diese Mädchen in ihren Müttern, die alles geben, erfolgreich ihre vielen Jobs (Mutter, Hausfrau, Nachhilfelehrerin, Shuttleservice u.v.a.m.) bewältigen, keine Vorbilder sehen. Sie wollen nicht so erschöpft sein wie ihre Mütter. Sie sehen für sich keinen von den vorgezeichneten Wegen, der für sie gangbar erscheint.

Das ist vielleicht das verführerische dieses Buches: Junge Mädchen, denen die Welt offen steht, die aber an den brutalen Anforderungen, die die Welt an Frauen stellt, zerbrochen sind und keinen Weg für sich mehr sehen.

Sollen sie Karriere machen? Dann müssen sie das Mutter sein aufgeben. Sollen sie Mütter sein? dann müssen sie das Karriere machen aufgeben. Wollen sie beides machen. Dann machen sie nichts richtig. Natürlich wirken die Mädchen da mutlos. Das Patriarchat ist schuld!
Oder etwas in der Art.

Fehlt es Ihrer Meinung nach auch an guten Vorbildern?
Michael Schulte-Markwort: Gute Vorbilder gibt es sehr viele. Erfolgreiche Frauen, die ohne Frage auch gute Mütter sind. Wir müssen nur konstatieren, dass die mutlosen Mädchen ihnen nicht folgen können oder wollen.

Das ist etwas gegen das klassische Narrativ. Wobei man natürlich darauf abstellen kann, dass man dann eine Doppelbelastung hat, die die jungen Frauen zurecht nicht mitmachen wollen.

Wenn ich mir meine 16jährige Tochter und ihre Freunde und Freundinnen anschaue, habe ich nicht den Eindruck von Mutlosigkeit, sondern eher von Aufbruchstimmung. Mein Eindruck ist, dass viele Jugendliche von ihren Eltern ernster genommen werden als früher, das schenkt natürlich auch Selbstvertrauen. Halten Sie das für eine Ausnahme bei uns hier im ländlichen Gebiet?

Michael Schulte-Markwort: Ich beschreibe eine kleine Minderheit von Mädchen. Die machen uns allerdings sehr ratlos. Mir war es wichtig, früh genug auf dieses Phänomen hinzuweisen, ohne Patentlösungen bereitzuhalten.

Es klingt ja immer etwas als würde er da etwas aufbauschen. Männer, die ihr Leben nicht in den Griff bekommen gibt es ja auch genug.

Sie bezeichnen die Situation der Mädchen als schwieriger als die der Jungen. Inwiefern?
Michael Schulte-Markwort: Mädchen müssen die anspruchsvollere seelische Entwicklung durchlaufen: Sie müssen sich von ihrem primären Liebesobjekt – der Mutter – trennen, um zur väterlichen männlichen Welt zu kommen. Jungen müssen diesen Wechsel nicht vollziehen.  

Das klingt sehr nach Freud und damit für mich eher nach Pseudowissenschaft. Liebe zur Mutter und das entstehen von sexuellen Gefühlen für das andere Geschlecht haben aus meiner Sicht nicht viel miteinander zu tun, eher dürfte es eine Wirkung des aus biologischen Gründen erwachenden Sexualtriebs in der Pubertät sein. Ein Verweis auf solche Theorien nimmt für mich die Glaubwürdigkeit und wahrgenommene Kompetenz dieser Person immer stark zurück. Als Begründung finde ich es schwach.

Was fehlt den jungen Frauen heute?
Michael Schulte-Markwort: Die große Mehrheit der Mädchen ist sozial kompetent, reflektiert, klug und erfolgreich. Eine kleine Gruppe scheint etwas abgehängt zu sein davon. Wir brauchen eine Diskussion darüber, ob unsere Frauen- (und Männer-) Bilder zeitgemäß sind.

Wäre interessant, was er sich da vorstellt.

Wie können Eltern ihren Töchtern helfen, Mut zu schöpfen und neue Wege einzuschlagen?
Michael Schulte-Markwort: Nach dem ersten nachvollziehbaren Schreck ist es wichtig, nicht gegenzuhalten, sondern verständnisvoll die Mädchen zu begleiten, sie ernstzunehmen und nicht vorschnell mit Lösungsvorschlägen zu bedrängen. Die Anerkenntnis der Hilflosigkeit ist eine wichtige Voraussetzung dafür, gemeinsam (und langsam) nach Lösungen zu suchen. Dabei haben besonders die Mütter manchmal schlechte Karten, weil die Mädchen genau deren (oft richtige) Gedanken nicht hören möchten.

Er wirft ganz gut mit Floskeln um sich: Ein vages Problem, welches eine Minderheit betrifft und erst einmal (vielleicht bringt er im Buch Nachweise, dass auch andere das so feststellen) nur von ihm behauptet wird, vage Gründe dafür, vage Vorstellungen zur Hilfe, „ich möchte nur auf ein Problem aufmerksam machen“

Scheint sich aber zu verkaufen, zumindest als Teaser an die Presse. Wahrscheinlich gibt es auch genug Eltern, die eine Tochter haben, die zumindest in einer Phase mutlos wirkt. Warum dann nicht das Buch kaufen und schauen, ob die Tochter eine davon ist?