Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

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Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Warum die meisten Mütter Vollzeitarbeit ablehnen

Ein Artikel in der Welt behandelt, warum die meisten Mütter Vollzeitarbeit ablehnen:

Laut einer Studie sind Karrieren von Müttern durch „langfristige Reduzierung der Arbeitszeit“ gekennzeichnet. Mit dem 30. Lebensjahr bricht die Vollzeit-Quote ein und steigt nicht wieder an.

Ein Kind krempelt das Leben seiner Eltern fundamental um, so viel steht fest. Plötzlich diktiert da ein kleines Wesen den Tages- und Nachtablauf, gewohnte Routinen brechen in sich zusammen und müssen neu gefunden werden. Ein großes Glück – und eine große Herausforderung.

In der Tat wirbelt ein Kind und erst recht zwei das Leben durchaus durcheinander. Das erste Jahr wird man üblicherweise jemanden brauchen, der aussetzt, danach gibt es Fremdbetreuungsmöglichkeiten, aber auch da wird man ab einer gewissen Zeit jemanden brauchen, der das Kind abholt und betreut etc.

Elternschaft verändert Biografien, das ist das Ergebnis einer Studie, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt hat. In über 3000 Interviews mit jungen Eltern haben die Forscher ermittelt, wie die Entscheidungen für die Aufgabenteilung in Familie und Beruf fallen – und wie sich dies auf das Zusammenleben und die Lebenszufriedenheit auswirkt.

Das ist durchaus eine interessante Studie und 3000 Interviews sind auch durchaus eine sehr große Zahl. Mal sehen ob ich noch dazu komme mir die ganze Studie mal genauer anzuschauen.

Das wichtigste Ergebnis: Die Weichenstellungen, die während der Schwangerschaft oder unmittelbar nach der Geburt getroffen werden, wirken oft jahrelang nach. „Gerade für Frauen ist die Entscheidung von großer Tragweite für den weiteren Lebensweg“, sagte Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher. Die Karrieren von Müttern seien noch immer durch „gebrochene Berufsverläufe und eine langfristige Reduzierung der Arbeitszeit“ gekennzeichnet – mit entsprechenden Folgen für die Rentenansprüche. So bricht die Quote der Vollzeit erwerbstätigen Frauen mit dem 30. Lebensjahr ein und steigt auch im weiteren Lebensverlauf nicht wieder an, ein Phänomen, das allgemein als „Teilzeitfalle“ bekannt ist – auch wenn dieses Modell zunächst meist bewusst gewählt wird.

Dabei muss man bedenken, dass das Eherecht natürlich über Versorgungsausgleich und Zugewinn und durch das oft gemeinsame wirtschaften innerhalb der Ehe die Nachteile wieder abfängt. Eine Reduzierung der Rentenanwartschaften eines Partners betrifft damit den anderen auch.

Nur 15 Prozent der Elternpaare arbeiten Vollzeit

Arbeiten Eltern vor der Geburt des ersten Kindes noch zu 71 Prozent beide in Vollzeit, reduziert sich dieser Anteil nach der Elternzeit auf nur noch 15 Prozent aller Elternpaare;
16 Prozent der Mütter arbeiten in einer großen Teilzeit zwischen 24 und 35 Stunden.
Das vorherrschende Modell ist nach wie vor der Vollzeit arbeitende Vater und die hinzuverdienende Mutter: 39 Prozent der jungen Mütter arbeiten nur stundenweise oder auf halber Stelle. 17 Prozent der Mütter mit Kindern unter sechs Jahren setzen ganz mit dem Beruf aus.

Das dürfte häufig davon abhängen, inwiefern andere Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass Leute, deren Eltern, also die Großeltern der Kinder, eine Menge der Betreuungsübernehmen ein anderes Vertrauen und andere Möglichkeiten haben, als Leute, die nur auf eine Fremdbetreuung setzen müssen. Natürlich wird es auch darauf ankommen, inwieweit man arbeiten muss um das nötige Geld zu verdienen um das Leben zu finanzieren.

Quelle: Infografik Die Welt
Dieser Grafik bin ich schon häufig in Diskussionen begegnet und sie enthält aus meiner Sicht in der Tat einiges, was dem „Unterdrückungsnarrativ“ das der Mann die Frau quasi nicht arbeiten lässt, einiges entgegen setzt.
Der Größte Einfluss für die familiäre Aufgabenverteilung ist danach, dass die Mutter den Wunsch hat Zeit mit dem Kind zu verbringen. Der zweitgrößte Einfluss ist, dass die Mutter den Wunsch hat, das Kind in den ersten Jahren zu betreuen.
Dann kommt erst „Wer wie viel Geld verdient“, ein Punkt, in dem natürlich auch das Partnerwahlverhalten der Frau mit hineinspielt, ebenso wie der Punkt, dass viele dort eben auch ihre Berufswahl bereits darauf ausrichten, dass sie mit der Kinderbetreuung kompatibel ist, was zu einem geringeren Einkommen führen kann.
Es spielt auch gleich in den nächsten Punkt mit hinein: Wenn sie lieber in den öffentlichen Dienst gegangen ist, weil sie dann besser aussetzen kann und ihr Job sicher ist, er aber in die freie Wirtschaft, weil er dann mehr Geld verdient, dann bereitet das die spätere Entscheidung vor. Und das führt dann eben auch zu anderen Arbeitszeiten des Vaters, die oft noch länger sind, weil er eine längere Anfahrt in kauf nimmt.
Ganz am Ende steht „der wunsch des Vaters Zeit mit dem Kind zu verbringen“. Das wird eben in weniger Familien der Fall sein bzw die Frau hat diesen Wunsch häufiger oder/und setzt sich eher durch.

Konstellationen, in denen der Vater seine Arbeitszeit reduziert, sind äußerst selten. Nur vier Prozent aller Familien entscheiden sich für dieses Modell – obwohl sich eigentlich viel mehr Paare eine gerechtere Aufteilung von Beruf und Familie wünschen. 47 Prozent der befragten Paare gaben an, dass sie es eigentlich besser fänden, zu einer ausgeglicheneren Aufgabenverteilung zu finden. Und 52 Prozent der Väter sehnen sich nach mehr Zeit mit ihren Kindern.

Die Frage, ob man gerne eine gerechtere Verteilung der Aufgaben Beruf und Familie hätte, ist ja auch erst einmal eine falsch gestellte, weil sie abstrakt ist und nicht automatisch die Kosten mit einbezieht.

Natürlich würde jeder gerne eine andere Verteilung vornehmen, wenn er etwa im Lotto gewinnen würde oder er einen Job bekäme, in dem er mit der Hälfte der Zeit das Gleiche verdient und seinen Lebensstandard bzw dem Standard der Familile  nicht zurücksetzen muss. Natürlich würden einige Leute in einem perfekten Job mehr arbeiten wollen, wenn dieser ihnen genug Zeit mit den Kindern lässt oder die passende Flexibilität aufweist. Klar würden sicherlich viele bestimmte Hausarbeiten abgeben, sagen wir an eine Putzfrau oder eine Nanny, die gerade mal die Windeln wechselt oder ein Kind nimmt, wenn das andere Ärger macht, wie zB ein Hollywoodstar, aber das ist eben in den meisten Gehaltsregionen nicht zu stemmen.

Große Kämpfe gibt es in den Familien offenbar dennoch nicht. 87 Prozent aller Befragten gaben an, ihre Entscheidung über die künftige Aufgabenteilung im Konsens getroffen zu haben.

Wichtiger Punkt. 87% ist eine recht hohe Zahl, die wenig Raum für das große Unterdrückungsnarrativ einiger Feministinnen, schon gar nicht, wenn man die nächste Zeile dazu nimmt:

Der wichtigste Faktor ist dabei nach wie vor der Wunsch der Mütter, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen (70 Prozent) und es in den ersten Jahren selbst zu betreuen (66 Prozent). Wenig überraschend ist auch die Frage, wer wie viel Geld verdient, für die familiäre Arbeitsteilung entscheidend (60 Prozent). „Das Steuerrecht setzt hier negative Anreize“, sagte Köcher. „Die Berufstätigkeit der geringer verdienenden Frauen erscheint dann oft nicht lohnend.“

Sie sollten echt das Steuerrecht in dieser Hinsicht ändern, einfach damit dieses Argument aus der Welt kommt, es kann ja eigentlich nicht so schwierig sein, dass passend zu gestalten ohne das das Nettogehalt einer Seite besonders stark sinkt.

Im Osten arbeiten 34 Prozent der Elternpaare Vollzeit

Wirkmächtiger noch als die normative Kraft des Faktischen sind allerdings die Weltanschauungen und Leitbilder, die Familien haben. Sie entscheiden nach wie vor sehr selbstbewusst, welche Rollenverteilung für sie die beste ist. So sagen 72 Prozent der klassischen Alleinverdienerpaare, dass ein Kind in den ersten Jahren vor allem von seiner Mutter betreut werden sollte. Bei den Eltern, die beide viel arbeiten, finden es hingegen 71 Prozent wichtig, dass in einer Partnerschaft beide eine gute berufliche Perspektive haben.

Wäre interessant wie da die Verteilungen in den Beziehungen sind: Sind Männer oder Frauen eher davon überzeugt oder im Schnitt beide gleich? Sind sie FÜR SICH, also in Bezug auf das jeweilige Paar, dieser Meinung oder generell?
Ich wäre beispielsweise für meine Familie auch der Meinung, dass das Kind im ersten Jahr eher von der Mutter, also von Südländerin, betreut werden sollte, auch wenn ich das nicht generell so sehen würde, wenn es beim Vater besser passt oder die Eltern sich das anders einteilen können, dann warum nicht? Bei uns passte es aufgrund der jeweiligen beruflichen Situation eben so besser. Ich finde es trotzdem wichtig, dass beide eine gewisse berufliche Perspektive haben und Südländerin stimmt mir insoweit zu, dass sie eben bei einem Alter der Kinder von einem Jahr jeweils wieder eingestiegen ist.

Und selbst 25 Jahre nach der Wende spielt bei der Wahl des bevorzugten Lebensmodells immer noch eine Rolle, ob die Eltern im Osten oder im Westen Deutschlands sozialisiert wurden. Während im Westen nur elf Prozent aller Eltern nach der Elternzeit beide Vollzeit arbeiten, sind es im Osten satte 34 Prozent. Mit 28 Prozent arbeiteten hier auch doppelt so viele Mütter in einer „großen Teilzeit“ als im Westen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit junger Mütter beträgt im Osten 31 Stunden, im Westen hingegen nur 23 Stunden.

Wäre ja interessant was da alles mit hineinspielt: Schaffen die „Ossis“ das nur im Osten oder auch im Westen, dann könnten es auch die „Wessis“ hinbekommen. Ist im Osten hingegen noch das Angebot an Betreuungen besser und das ist der wesentliche Grund, dann wäre es etwas anders.

Für die in Brandenburg aufgewachsene Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sind diese gravierenden Unterschiede das Ergebnis einer jahrzehntelang geführten Kampagne westdeutscher Politiker gegen berufstätige „Rabenmütter“. „Es geht nicht, dass den Frauen ein schlechtes Gewissen gemacht wird, wenn sie arbeiten gehen. Berufstätige Mütter sind nicht schädlich, sondern nützlich für die Kinder.“

Dennoch gibt es keine wirkliche Kampagne, die Frauen das Muttersein unschmackhaft macht. Man möchte sich eben auch nicht wirklich mit den Frauen anlegen, deren Wunsch, bei den Kindern zu bleiben, ja oben deutlich wird.

Schwesig wertete die Allensbach-Studie vor allem als Beleg dafür, dass sich viele Eltern eine partnerschaftlichere Arbeitsteilung wünschen, daran aber aus den unterschiedlichsten Gründen scheitern. So bezeichneten es 69 Prozent aller Deutschen und sogar 79 Prozent aller Eltern mit Kindern unter 18 Jahren als wichtigste Aufgabe der Politik, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. „Ich freue mich, dass die familienpolitische Agenda mit meiner übereinstimmt“, sagte Schwesig lakonisch.
Wer würde nicht zustimmen, dass man die Vereinbarkeit erleichtern sollte? Die Frage ist, welche Nachteile Maßnahmen dazu haben. Jede Maßnahme, die es leichter macht, dass Frauen Mütter sind und aussetzen, belasten sie auch als Arbeitnehmer und tragen nicht unbedingt dazu bei, dass sich etwas ändert in dem Anteil zwischen Mann und Frau. Und Maßnahmen, die Frauen quasi „zwingen“ würden schnell zurück ins Büro/an den Arbeitsplatz zu kommen, sehe ich nicht. Insofern ist das „Rabenmutterklischee“ schwer zu bekämpfen.

Sie nutzte die Vorstellung der Studie dann auch, erneut für das von ihr favorisierte Modell einer „Familienarbeitszeit“ zu werben, mit dem beiden Elternteilen eine Reduzierung der Arbeitszeit ermöglicht werden soll – bei staatlichem Lohnausgleich. Das jetzt in Kraft getretene Elterngeld Plus sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung. „Es kann nicht sein, dass die Frauen nach der Geburt der Kinder in der Teilzeitfalle landen und die Männer in der Vollzeitfalle“, sagte Schwesig. „Ich will die Familien bei dem goldenen Weg der Mitte unterstützen.“

Da wäre die Frage, was das Elterngeld daran groß ändert. Es schafft ja nur eine gewisse Übergangszeit und danach wird es schon wieder interessant zu schauen, wer mehr verdient und bei wem ansonsten der Arbeitsplatz sicherer ist etc.

Dass dieses neue Leitbild der Partnerschaftlichkeit von manchen Paaren auch als staatliche Einmischung in ihre familiäre Autonomie verstanden werden könnte, lässt die Familienministerin nicht gelten. „Ich will nicht in die Familien hineinregieren“, sagt Schwesig. „Ich will ihnen nur helfen, ihre Wünsche zu realisieren.“

Und zwar ob sie es wollen oder nicht! Aber ernsthaft: Die Frage ist, was die Wünsche sind und wie man sie realisieren kann. Wie man sieht spielt der Wunsch viel Zeit mit dem Kind zu verbringen für viele Frauen eine Rolle. Die DDR hat eine Art „Arbeitspflicht“ und eine Kindergartenpflicht dagegen gesetzt und damit einen interessanten Wandel erreicht, der ja anscheinend immer noch kulturell anhält. Nur wird man das in einer freien Gesellschaft eben schwerer umsetzen können.