Weil es eh schon in den Selbermachartikeln diskutiert wird mache ich mal einen eigenen Artikel dafür auf
Die Wahl in Italien:
Laut Hochrechnungen des staatlichen Fernsehsenders RAI hat das Rechtsbündnis die Wahl gewonnen mit rund 17 Prozentpunkten Vorsprung vor der Demokratischen Partei und ihren Verbündeten. Die Rechte mit Melonis Brüdern Italiens, der Lega Matteo Salvinis und Silvio Berlusconis Forza Italia kommen zusammen auf rund 43 Prozent.
Klar stärkste Kraft innerhalb Rechtsbündnisses sind die Brüder Italiens mit über 25 Prozent. Sie erhalten damit als Einzelpartei fast so viele Stimme wie das gesamte Mitte-Links-Bündnis um die Demokraten (rund 26 Prozent).
Meloni sagte, es sei eine Nacht „des Stolzes und der Genugtuung“ für ihre Partei. Die Wahlkampagne, beklagte die rechte Politikerin, sei gegen sie und ihre Brüder Italiens häufig aggressiv gewesen. Jetzt aber wolle sie eine Regierungschefin für alle sein.
„Es ist wichtig zu verstehen, dass wenn wir gerufen sind, diese Nation zu führen, dann werden wir das für alle machen. Wir werden es für alle Italiener machen, mit dem Ziel dieses Volk zu einigen“, so die Wahlsiegerin
Gleichzeitig versprach Meloni ihren Anhängern in ihrer neunminütigen Siegesrede, Nationalstolz und nationale Identität würden in Italien künftig wieder eine wichtigere Rolle spielen.
„Das große Ziel, das wir uns im Leben und als politische Kraft gegeben haben, war, dass die Italiener wieder stolz sein können, Italiener zu sein und die Tricolore-Fahne zu schwenken“, sagte sie.
Meloni, die ihre politische Arbeit in neofaschistischen Parteien begonnen hat, bezeichnet sich selbst als Konservative. Ihre Gegner werfen ihr vor, sich nie umfassend vom Faschismus distanziert zu haben. Das Nachrichtenportal des amerikanischen Fernsehsenders CNN schreibt, Italien bekäme jetzt die am weitesten rechts stehende Regierungschefin seit Benito Mussolini.
Die Demokratische Partei räumte in der Nacht ihre Niederlage ein, sie kam nur auf rund 20 Prozent. Die Vizechefin Deborah Serracchiani zeigte sich betroffen vom Sieg des Rechtsbündnisses und verzichtete auf Glückwünsche an die Siegerin.
„Heute Abend können wir nicht anders als den Sieg der Rechten, angeführt von Giorgia Meloni, anzuerkennen. Wir finden dennoch, dass dies ein trauriger Tag für das Land ist“, so Serracchiani.
Ein Überraschungserfolg ist der Fünf-Sterne-Bewegung gelungen, sie erreichte rund 16 Prozent der Stimmen. Mit einem linkspopulistischen Programm waren die Fünf Sterne vor allem im ärmeren Süden des Landes erfolgreich, überflügelten dort in einigen Regionen sogar das Rechtsbündnis – zur Freude von Parteichef Giuseppe Conte.
„Es ist ein politisch bemerkenswertes Ergebnis. Für uns heißt dies, dass der Kampf gegen Ungleichheiten der Leitstern für unsere Arbeit in der neuen Legislaturperiode sein wird“, so Conte.
In der politischen Mitte erreichte die linksliberale Liste Azione/Italia Viva mit rund 7,5 Prozent ein respektables Ergebnis. Sie landete damit nur knapp hinter Berlusconis Forza Italia. Innerhalb des Rechtsbündnisses ist die Lega die große Verliererin, sie stürzte laut Hochrechnungen von 17 auf unter 9 Prozent ab.
Das alles in einer Wahl, in der die Beteiligung historisch schlecht war. Nur 63,8 Prozent der Wahlberechtigten stimmten ab – so wenig wie noch nie in der Geschichte Italiens.
Tja was soll man dazu sagen, Italien hat gewählt und jetzt muss man schauen was daraus wird. Die vorherige Regierung war ja nicht so erfolgreich was das Lösen der Probleme der Bürger Italiens angeht. Ich vermute die neue Regierung wird es in einigen Bereichen besser machen da sie nicht in der Links-Grünen Multikulti Ideologie gefangen ist. und sicherlich nicht der EU alles recht machen will.
Pingback: Wahlergebnisse in Italien - Aufklärung heute
Italien ist das Hauptankunftsland der Flüchtlinge aus Afrika, und die EU hat die Italiener damit weitestgehend allein gelassen. Als Salvini 2017 die Häfen für die sog, Seenotretter schloss, ging die Zahl der Ertrunkenen rasch um 50% zurück, es ist zu hoffen, dass das wieder geschieht (ganz ähnliches gilt auch für Spanien, wo allgemein davon ausgegangen wird, dass die linke Regierung die nächsten Wahlen verliert).
Andererseits haben die italienischen Regierungen immer gerne Schulden gemacht, die dann über die EU mehr oder weniger vergemeinschaftet wurden. In Italien gilt jemand, der den Fiskus austrickst und keine Steuern bezahlt, als Vorbild. Darin liegt schon eine gewisse Gefahr.
Im übrigen finde ich es bemerkenswert, wie die deutschen Medien im Fall von Frau Meloni immer von „Postfaschistin“ o.ä. bezeichnet wird. Bei Politikern von Linken oder Grünen, die in der SED oder irgendwelchen K-Gruppen waren, erwähnen sie das normalerweise nicht. Ministerpräsident Kretschman von Baden-Württemberg war immerhin im KBW, einer maoistischen Gruppierung, habe noch nie gehört dass der als Postmaoist oder Politiker mit maoistischen Wurzeln bezeichnet worden wäre.
LOL
Ich gebe zu, bei dem Namen Giorgia Meloni hatte ich zuerst auch einen Pornostar erwartet. 😉
So viel zur Frage, welcher europäische Regierungschef künftig die größten Melonen hat.
Felix Italia.
Warum gelingt das überall, nur in Deutschland nicht?
Die Antwort ist m.E. relativ klar und sagt einiges über unsere „Demokratie“ aus: in so gut wie jedem Land gibt es rechte bzw. konservative Massenmedien, nur in Deutschland, dem Land mit dem aufgeblähtesten und teuersten ÖR der Welt, gibt es das nicht. Da sind durchgehend alle Sender gesellschaftlich linksradikal bis grün,ökonomisch ahnungslos und in jedem Fall transatlantiktreu, sogar die privaten, weil selbige zu feige sind, sich mit dem Ideologie-Kartell anzulegen, vermutlich auch, weil sie um ihre Sendelizenz bangen, denn wenn man RT diese wegnehmen kann, findet man auch einen Grund bei einem unliebsamen Privatsender. Richter und Verfassungsschutz sind ja schon auf Linie gebracht und Rechtsverstöße werden nur dann skandalisiert, wenn „Bessermenschen“ davon betroffen sind.
Die Deutschen merken es kaum, weil ja unmöglich sein kann, was kein Sender berichtet und unmöglich falsch ist, was alle ausstrahlen…
Ich bin gespannt, ob Meloni und Co was stemmen, ich habe meine Zweifel. Die müssten alles daran setzen der größten Gefahr der Nationalstaaten, der EU, den Rücken zu kehren. Raus aus dem Euro, strikte Grenzen ziehen, so lange die EU so schwach ist wie jetzt und das ganze Kartenhaus ohnehin wackelt wie bei einem Stärke 9 Erdbeben. Stattdessen werden sie sicherlich kuschen und um Geld betteln, während sie markige Worte absondern. Mal sehen, jedenfalls bin ich verhalten optimistisch, Hauptsache die politische Richtung stimmt erstmal.
Italien und Spanien bekommen einen Haufen Geld von der EU, die werden niemals austreten. Griechenland hat es ja auch nicht versucht.
Im übrigen wäre das auch dumm, die EU hat durchaus ihre Existenzberechtigung als Wirtschaftsgemeinschaft, nur der ideologische Wasserkopf in Brüssel müsste zurück gestützt werden.
Italien ist Nettozahler! Häufiger Fehler und man glaubt intuitiv eigentlich nicht, dass Italien mehr zahlt als bekommt.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38139/umfrage/nettozahler-und-nettoempfaengerlaender-in-der-eu/
Wobei man bedenken muss das die EZB seit der Finanzkrise Italien durch die Druckerpresse finanziert. Es ist also die Finanzierung der Schulden die Italien in der EU hält.
Wobei die Statistik sehr deutlich das Problem der EU zeigt.
Zu viele Netto Empfänger und wenn das Reichste EU Land und Länder mit hoher Millionärsdichte Netto Empfänger sind, dann muss da sowieso was richtig schief laufen.
Naja, die Druckerpresse finanziert mehr als nur Italien, du hast hier aber dennoch einen berechtigten Punkt – bzw. du hast hier zwei gute Punkte genannt.
Echt mal, Belgien und Luxemburg sind Nettoempfänger? Insbesondere Luxemburg?!? Ich glaub‘, mein Hamster bohnert…
Wenn man sich mal anschaut, wo sich Niederlassungen von EU-Institutionen so ballen… vielleicht haben die beiden Ländern so eine Art Ausrichterbonus. So ähnlich wie der Gastgeber einer WM oder EM, der sich nicht qualifizieren muss – ja und die beiden müssen halt, trotz stabiler Volkswirtschaften, im Netto keinen Cent in die EU zahlen und bekommen gar noch was raus… 😉
Volkswirtschaftlich betrachtet, müsste der Euro weg. Der ist auch der einzige Grund, weshalb der Süden Geld von der EU braucht, früher hat er sich selbiges einfach gedruckt und Devisen haben die eigentlich genug vom Tourismus oder müssten sie halt leihen, zu entsprechenden Zinsen.
Man kann die EU nicht reformieren, sie muss weg. Danach kann man überlegen, wie man weitermacht, was erhaltenswert ist und was nicht.
Ich bin für einen Staatenbund souveräner Staaten, in dem gemeinsame Vorhaben vom Volk abgestimmt werden. Eine Art runder Tisch, der es erlaubt, Probleme zu diskutieren und gemeinsam anzugehen, der aber nichts erzwingt, niemanden finanziell abhängig macht und erpresst und auf gar keinen Fall eine „Wirtschaftsregierung“, einen Bundesstaat oder gar eine Armee, die dann weltweit destabilisiert, wie die der Amis.
Italien und Spanien bekommen einen Haufen Geld von der EU, die werden niemals austreten. Griechenland hat es ja auch nicht versucht.
Im übrigen wäre das auch dumm, die EU hat durchaus ihre Existenzberechtigung als Wirtschaftsgemeinschaft, nur der ideologische Wasserkopf in Brüssel müsste zurück gestützt werden.
Ja.
Die interessante Frage lautet also, ob Meloni eine Politik realisieren kann, die die Abhängigkeiten Italiens von der EU verringert. Anders gesagt, ob sie angesichts der Milliarden, die Italien von der EU bekommt, einknickt und sich Ihre Wahlkampf-sager als gefüllt mit heißer Luft herausstellen, oder ob sie ihren Worten Taten folgen lässt.
EU-Zahlungen sind ja ganz nett. Aber: Über 600 Milliarden Euro Forderungen könnte Italien mit einem Mal loswerden, mit einem Euro-Default.
https://www.tagesgeldvergleich.net/statistiken/target2-saldo.html
Italien lebt von der Umverteilung der EU/Deutschland. Die treten nicht aus.
Die Welt und FAZ waren ja mal deutlich konservativer, die Zeit war früher Sozial und Liberal und nicht Grün-Totalitär. Es gab also diese Medien in Deutschland.
Die Frage die sich stellt hat Merkel die CDU nach Links gerückt weil die Medien linker geworden sind und durch Ihre Berichterstattung Merkel zu diesem Schritt verleitet haben oder sind die konservativen Medien der Merkel CDU nach Links gefolgt weil Merkel von sich aus nach Links geganen ist um der SPD und den Grünen die Wähler abzugraben./ bzw. die durch die Agenda 2010 Heimatlos gewordenen SPD Wähler an die CDU zu binden?
Das ist im Prinzip die Frage unserer Zeit. Woher kommt die komplette Dominanz der Linken in Medien und Universitäten? Logisch dass da Netzwerke entstanden sind, die sich gegenseitig begünstigt haben (vor allem bei der Vergabe von Posten), aber wie es im einzelnen geschehen ist, ist mir immer noch unklar.
Wobei diese Linken von heute ja nur Teile des früheren Linksseins mitgenommen haben, und meistens die schlechteren.
Das sehe ich wie Renton die heutigen Linken sind keine Original Linken.
Die heutige Linke sind Mittelschicht und aus dem akademischen Milieu,
die Original Linke waren Arbeiter und Angestellte.
Die heutige Linke ist weniger die Mittelschicht sondern die Ansammlung kleinbürgerlicher Spiesser. Aus dem Gefühl der Gruppe und der überlegenen Moral ziehen sie los um andere zu treten, sobald diese in der Minderheit sind. Es ist dieser Hass auf alle die nicht brav im Chor mitsingen die solche Bewegungen seit jeher zusammmenhalten.
Und jetzt zum Kommentar eines echten Linken zur Wahl in Italien:
„Zunächst ist festzustellen, dass der Warnruf »Der Faschismus steht vor den Toren« das wichtigste Propagandaargument der liberaldemokratischen Medien ist, die dem Partito Democratico (PD) bzw. Mitte-Links nahestehen. Auf diese Weise, mittels grober Vereinfachung, soll der Gegner delegitimiert und das politische Feld in zwei Lager gespalten werden, um die eigenen Sympathisanten zu mobilisieren und die »nützlichen Stimmen« der noch unentschlossenen, aber solcherart behelligten Wähler zu gewinnen. Es ist wahrscheinlich das einzige Argument, das ihnen zur Verfügung steht, aber es ist ein verzweifeltes Argumentieren ohne Aussicht auf Erfolg, denn die Gründe für Melonis Aufstieg sind keineswegs in einem plötzlichen Wiederaufleben des faschistischen Autoritarismus oder einer Massenfeindlichkeit gegenüber dem Liberalismus zu suchen.(…)
Welche Glaubwürdigkeit besitzt also diese inkohärente und irrlichternde Rhetorik? Ohne das Problem kleinzureden, sie hat keine. Sollen wir tatsächlich glauben, dass es in Italien einen Anteil von 24 Prozent faschistisch gesinnter Menschen gibt, die die liberale Ordnung stürzen wollen? Und wählen diese 24 Prozent die Fratelli d’Italia, weil die faschistisch sind? Unwahrscheinlich. Dies ist die übliche Wahlpropaganda, analog zu jener der Rechten, die alle naselang – und von der Lächerlichkeit dieses Arguments unbekümmert – behauptet, ihr Hauptgegner in der linken Mitte, der PD, sei eine neokommunistische Kraft.
Es ist zwar verständlich, im Eifer des Gefechts aus polemischen Gründen das Argument von Melonis »Faschismus« in Anschlag zu bringen, um mit diesem Begriff ihren glühenden Hang zum Autoritarismus und zur Politik der Diskriminierung zu bezeichnen; würde man diese Propaganda jedoch ernst nehmen und den Begriff in einem eher technischen Sinne verstehen, bliebe nichts anderes übrig, als sich dem erpresserischen Gerede von den nützlichen Wahlstimmen zu ergeben und den neuen Möchtegernpartisanen zu vertrauen. Die dann nämlich das Ziel verfolgten, eine breite antifaschistische Front aufzubauen, um den absoluten Feind zu stoppen – ganz so, wie es im Zweiten Weltkrieg geschehen ist! (…)
Welche Glaubwürdigkeit besitzt also diese inkohärente und irrlichternde Rhetorik? Ohne das Problem kleinzureden, sie hat keine. Sollen wir tatsächlich glauben, dass es in Italien einen Anteil von 24 Prozent faschistisch gesinnter Menschen gibt, die die liberale Ordnung stürzen wollen? Und wählen diese 24 Prozent die Fratelli d’Italia, weil die faschistisch sind? Unwahrscheinlich. Dies ist die übliche Wahlpropaganda, analog zu jener der Rechten, die alle naselang – und von der Lächerlichkeit dieses Arguments unbekümmert – behauptet, ihr Hauptgegner in der linken Mitte, der PD, sei eine neokommunistische Kraft.
Es ist zwar verständlich, im Eifer des Gefechts aus polemischen Gründen das Argument von Melonis »Faschismus« in Anschlag zu bringen, um mit diesem Begriff ihren glühenden Hang zum Autoritarismus und zur Politik der Diskriminierung zu bezeichnen; würde man diese Propaganda jedoch ernst nehmen und den Begriff in einem eher technischen Sinne verstehen, bliebe nichts anderes übrig, als sich dem erpresserischen Gerede von den nützlichen Wahlstimmen zu ergeben und den neuen Möchtegernpartisanen zu vertrauen. Die dann nämlich das Ziel verfolgten, eine breite antifaschistische Front aufzubauen, um den absoluten Feind zu stoppen – ganz so, wie es im Zweiten Weltkrieg geschehen ist! (…)
Der Aufstieg der Fratelli d’Italia hat seinen Grund in einer ernsthaften und langwierigen organischen Krise des politischen Systems in Italien. Eine Krise, bei der die etablierte herrschende Klasse und deren politische Funktionäre aller Couleur, aber später auch die technokratischen Funktionäre, die von supranationalen Gremien als Heilsbringer zur Durchsetzung der Austeritäts- und Entschuldungspolitik entsandt wurden, schon seit dem Ende der Ersten Republik Anfang der 1990er Jahre und dann in wachsendem Maße nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise des Weltkapitalismus im Jahr 2008 nicht mehr in der Lage waren, eine stabile Führung über die Gesellschaft auszuüben. Die politische Ordnung war seither wiederkehrenden Erschütterungen ausgesetzt, die das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen zerrüttet und das politische System immer weiter nach rechts verschoben haben. Anders gesagt, die pausenlose Demontage der modernen Demokratie – d. h. jener integralen Demokratie, wie wir sie bis zum Ende des 20. Jahrhunderts kannten – hat nicht erst jetzt begonnen und benötigte auch nicht erst den derzeitigen Aufstieg der Rechten, sondern ist schon seit einiger Zeit im Gange. Sie wird seit langem von einem Prozess der weitgehenden Entmachtung der subalternen Klassen und der Suche nach alternativen postmodernen und ausschließenden Formen der Demokratie begleitet.
Es handelt sich um eine Krise, die dergestalt nicht nur Italien erfasst, sondern in allen westlichen Ländern herrscht und vor allem mit den konkreten Verarmungsprozessen der Mittelschichten und des Kleinbürgertums zusammenhängt. (…)
Angesichts des Scheiterns der traditionellen herrschenden Klassen und einer wachsenden sozialen Schieflage ist es kaum verwunderlich, dass sich große Teile der Bevölkerung, deren Status und Kaufkraft stark gesunken sind, vom Establishment verraten fühlen und sich ohne Führer wähnen. Ebensowenig ist verwunderlich, dass diese Schichten – aus der Not heraus radikalisiert und im Netz mobilisiert – bei den politischen Außenseitern nach neuen Antworten suchen, um ihre Frustrationen und ihre Ohnmacht zu katalysieren, und diesen oder jenen »politischen Signifikanten« (Ernesto Laclau) ausfindig machen, der sich für diese Funktion anbietet. (…)
Im übrigen gibt es auch einen viel konkreteren und trivialeren Grund, warum die Krise genau diese Richtung eingeschlagen hat und nicht etwa zugunsten der universalistisch ausgerichteten Progressiven verläuft: Die populistische Rebellion ist größtenteils eine Folge der antisozialen neoliberalen Politik, die genau jene Kreise während ihrer Regierungstätigkeit wiederholt betrieben haben. Sie ist eine Folge der Unfähigkeit von PD und Mitte-Links, die Krise ernsthaft zur Kenntnis zu nehmen und darauf angemessen, nämlich per Umverteilungs- und Sozialpolitik, zu reagieren. Der Sozialstaat, jene Säule der modernen Demokratie, wurde statt dessen von Mitte-Links demontiert. (…)
Unter Berücksichtigung aller Umstände sollten wir also vermeiden, von Faschismus zu sprechen, wenn wir die Realität wirklich verstehen und wenn wir verhindern wollen, dass dieser Begriff abgenutzt und untauglich wird. Wenn alles Faschismus ist (…), ist eigentlich nichts mehr Faschismus. (…)
Es besteht kein Zweifel, dass ein deutlicher Sieg der rechten Parteien, insbesondere, wenn sie mehr als 65 Prozent der Sitze gewinnen, die Gefahr einer autoritäreren Verformung der Verfassung und der aus dem antifaschistischen Widerstand hervorgegangenen parlamentarischen Struktur der Republik mit sich bringt, vielleicht auch die Einführung eines Präsidialsystems. Aber diese ernste und reale Gefahr, der entgegengewirkt werden muss, liegt genau in dieser Tendenz zur Machtkonzentration begründet, die dem Aufstieg Melonis vorausging; einer Tendenz, die auch von Mitte-Links und den Liberaldemokraten gefördert wurde, indem sie Reformen oder, besser gesagt, Gegenreformen vornahmen, die in genau diese Richtung zielten. n diesem Sinne sind sich die derzeitigen Kontrahenten sehr viel ähnlicher, als sie sich eingestehen mögen. (…)
Wir haben es nicht mit einem Faschisierungsprozess zu tun, sondern mit unterschiedlichen Vorschlägen für bonapartistische Experimente, die nach dem Ende des Kalten Krieges und nach dem Sieg eines Liberalismus wiederaufgetaucht sind. Dieser (Neo-)Liberalismus, der sich seiner Klassengegner sowohl auf politischer als auch kultureller Ebene entledigt hat, tritt in absoluter Gestalt auf, d. h. als der grenzenlose und ungebremste Ausdruck der herrschenden Interessen; als Liberalismus in Reinform, auf dessen Terrain sich alle politischen Akteure – rechts wie links Nachkommen einer untergegangenen Welt – nach und nach neu positioniert und neu definiert haben. Dieses Terrain teilen sich die liberalen Universalisten, Erben der historischen Linken, mit den partikularistischen Liberalkonservativen, denen die Fratelli d’Italia als Erben der Rechten zuzurechnen sind: Sie alle interpretieren das Ende der modernen Demokratie und die damit einhergehenden Tendenzen einer bonapartistischen Machtkonzentration auf je eigene hartnäckig verteidigte Weise, sei es abstrakt-universalistisch, sei es partikularistisch und reaktionär. Das Problem, das auf der Tagesordnung steht, ist nicht das des Faschismus oder der Faschisierung des Landes, sondern das eines alternativlosen und sich selbst überlassenen Liberalismus, der für Entmündigung sorgt und jederzeit Formen des Autoritarismus hervorbringen kann, wie es in der Vergangenheit bereits geschehen ist, wenn der Ausnahmezustand dies erforderlich macht.“
Erstaunlicherweise haben wir den von ihm so genannten „Bonapartismus“ hier bereits vor Jahren als „Neo-Feudalismus“ benannt. Schlaues Forum! 😉
https://www.jungewelt.de/artikel/435275.italien-vor-den-wahlen-der-absolute-liberalismus.html?sstr=liberalismus
„Sollen wir tatsächlich glauben, dass es in Italien einen Anteil von 24 Prozent faschistisch gesinnter Menschen gibt, die die liberale Ordnung stürzen wollen? Und wählen diese 24 Prozent die Fratelli d’Italia, weil die faschistisch sind? “
Wenn soviele Leute in Deutschland einen apokalyptischen Weltuntergangskult als Partei wählen, warum sollen diese Brüder nicht faschistisch sein können?
Ich denke, deine marxistische Brille verengt die Sicht, diese Phänome angemessen verstehen zu können, es ist nicht der böse Kapitalismus, der hinter allem steht.
Ich denke auch hier wird alles zu sehr aufs ökonomische bzw. soziale heruntergebrochen.
Das Abschmelzen des Sozialstaates ist sicher eine Komponente des Aufstiegs der Rechten, aber Identitätsfragen sind mindestens genau so wichtig.
Meloni sagte auf einer Veranstaltung der spanischen Rechtspartei VOX:
„Ja zur natürlichen Familie, nein zur LGTB-Lobby
Ja zur sexuellen Identität, nein zur Gender-Ideologie
Ja zur Kultur des Lebens, nein zum Abgrund des Todes
Ja zur Universalität des Kreuzes, nein zur islamistischen Gewalt
Ja zu sicheren Grenzen, nein zur Massenmigration
Ja zur Arbeit unserer Bürger, nein zur internationalen Finanzwelt
Ja zur Souveränität der Völker, nein zu den Brüsseler Bürokraten
Ja zu unserer Zivilisation und nein zu denen, die sie zerstören wollen.“
BIs auf die Universalität des Kreuzes kann ich das eigentlich alles unterschreiben.
Das Video wurde ja auch schon in unseren Medien gezeigt, offenbar ist man beim ZDF überzeugt, dass das sie eindeutig als Faschistin entlarvt.
Interessant auch: https://twitter.com/robinalexander_/status/1574410100139237376
Die Linken haben damit angefangen, uns Identitäten um die Ohren zu hauen, und jetzt bekommen sie alles zurück.
@El_Mocho
„Woher kommt die komplette Dominanz der Linken in Medien und Universitäten?“
Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Leute dort aus der oberen Mittel- oder Oberschicht stammen oder zumindest in diese aufsteigen wollen/sich mit dieser identifizieren (Kleinbürger, Studenten). In diesen beiden Schichten ist diese Ideologie nämlich ziemlich dominant, wohl weil sie es ermöglicht, auf das einfache Volk herabzuschauen und sich für was Besseres zu halten, so dass sie auch ihre (echten) Privilegien nicht infrage stellen müssen.
Demnach stammen die Linken also aus der Mittel- oder Oberschicht?
Ja, wenn man unter links das versteht, was Medien und Co., sowie Kritiker der Woken unter links verstehen: Die Woken. Das hätte ich dazuschreiben sollen. Aber eigentlich sind die nur pseudolinks*. Deswegen hindert sie ihre soziale Schichtenzugehörigkeit nicht daran, solche woken Ansichten zu vertreten.
*Links bedeutet ja (zu einem bestimmten Grad) für Gleichheit zu sein, jedenfalls assoziieren das fast alle damit, die woken Pseudolinken und die Rechten und sonstige eingeschlossen. Die Woken sind aber nur solange für Gleichheit, wie es ihren Lieblingsgruppen (v.a. Frauen und Nichtweiße) nützt. Also sind sie überhaupt nicht für Gleichheit, sondern tun nur so.
Bin gespannt, welche Auswirkungen das auf den „Kampf gegen Rechts“ in D hat.
Und wie der Antrittsbesuch unserer feministischen Aussenministerin bei der ersten weiblichen Regierungschefin (ganz ohne Quote) in der Brutstätte des Machismo ausfällt. 😉
Deinen Kommentar mag ich 😉
Das hat noch nie Eine zu mir gesagt.
Danke.
😉
Wenn es ernst wird, wird die „Welt“ woke:
Und hier erzählt sie hemmungslos Stuss:
https://www.welt.de/finanzen/article241268069/Wahl-in-Italien-Melonis-Wahlsieg-wird-zum-Risiko-fuer-den-Euro.html
Das alles ist ganz klar und 100 %ig eine Wirkung der Weigerung der EZB die Leitzinsen nach den Amerikanern auszurichten, da mitzugehen. Vgl. Japan. Offenbar hält die „Welt“ ihre Leser für finanzielle Analphabeten.
Könnte ganz evntuell dafür sprechen, dass man sich des Euro entledigen möchte, genau das wäre nämlich der Weg finanztechnisch „durchzustarten“, wie GB das derzeit versucht. Wer das als erstes im Euroraum macht, wäre klar im Vorteil.
Die Zinsanhebung ist natürlich eines der Instrumente von der UvdL geredet hat. Sie musste nicht mal was tun. Wenn D das italienische Target-Defizit nicht mehr gegenfinanziert wird es hart für Italien.
Aber das funktioniert nur so lange wie D das wirtschaftliche Schwergewicht ist das das finanzieren kann und somit die Aufrechterhaltung der Drohkulisse ermöglicht.
Hat ein wenig was von der Situation in Westeros wo Cersei mit dem Lannister-Gold der Eisernen Bank das Königreich manipuliert (nur dass das Gold längst alle ist).
Eine Zinsanhebung ist für die EU wie Knoblauch für Dracula und das längst nicht nur wegen Italien, sondern weil die europ. Unternehmen zu wenig profitabel sind als dass sie sich eine Zinserhöhung leisten könnten.
Es ist ganz im Gegenteil aller Vorteil auf der Seite Italiens. Sie können machen was sie wollen, die anderen müssen dafür geradestehen. Und am Ende können sie das Handtuch schmeissen und noch davon profitieren.
“ funktioniert nur so lange wie D das wirtschaftliche Schwergewicht ist“
Was jetzt grundsätzlich in Frage gestellt ist, wegen der einseitigen Ausrichtung der Energieversorung auf Erdgas/Solar/Wind, die jetzt vor die Wand gefahren ist. Der Handelsüberschuss ist schon verpufft und es könnte sogar ein Handelsdefizit drohen.
„Hat ein wenig was von der Situation in Westeros wo Cersei mit dem Lannister-Gold der Eisernen Bank das Königreich manipuliert (nur dass das Gold längst alle ist).“
Kenn ich leider nicht …. 😦
Ich würde das dann eher so ausdrücken, auf der Suche nach einer Analogie: Italien begibt Euromünzen mit minderwertigem Gold- und Silberanteil und hat so den Euro unterminiert.
Ja, das klare und zentrale Bekenntnis zum Individuum, du halb-woker Pseudo.
Die Faschisten haben es nicht so mit Gott, aber schon gar nicht mit der Familie. Gott und Familie gleichermassen ist für den echten Faschisten der Staat. Und die Selbstverwitklichung des Übermenschen, der gottgleich seine Macht ausübt.
Natürlich haben die Katholiken zum Faschismus gestanden und sie sind es auch, die die Werte Familie, Nation und Gott hatten und das schon als es noch gar keine Faschisten gab.
Habe das Video auch gerade gesehen. Der deutsche ÖRR würde sie wohl eine Familienfundamentalistin nennen ^^
Ansonsten scheint sie hier hauptsächlich gegen die Reduzierung von Menschen zu Konsumenten zu argumentieren.
Das ist ja erstmal nicht schlecht, nur ob ihre Analyse richtig ist, weiß ich nicht.
„Familienfundamentalistin“
Dafür gibt es den Begriff „Familiaristin“, der so richtig schön bescheuert klingt 🙂
„Italien ist dringend angewiesen auf die Gelder aus Europa und deswegen muss man klarmachen: In dem Moment, wo sie sich nicht an Recht und Gesetz halten, werden diese Gelder gesperrt“, sagte Hofreiter dem Fernsehsender Phoenix.
https://www.welt.de/politik/ausland/article241263477/Italien-Wahl-Gruenen-Politiker-draengen-auf-Einhaltung-europaeischer-Werte.html
Die typische Staatskrisen-Rhetorik, wie man sie von Griechenland kennt.
Man droht noch gutes Geld dem schlechten hinterherzuwerfen! Die Italiener können es vermutlich nicht fassen, wie töricht die tumben Germanen sind und sagen sich: jetzt erst recht nochmehr rausholen. Italia zuerst.
Ausserdem blufft Hofreiter: woraus sollte sich die Zahlungen an die EU noch ergeben, in einem abgewirtschafteten Deutschland?
Anton sollte doch wissen, dass die grüne Politik zu einem starken Absinken des BIP führen wird, wie kann Deutschland da noch die EU finanzieren?
Der heimliche Gewinner der Wahl dürfte Draghi sein und seine italienische Finanzpolitik, wird man sehen.
Das ist keine gute Kommunikation, wie so üblich geworden heute. „Politikfehler“ werden nie eingeräumt und schon gar nicht von Offiziellen der Zentralbank. Die EU entourage wirkt völlig aus der Rolle gefallen, schon vdL zuletzt, Italien schon mal präventiv drohend
Vor allem ist das auch völlig unangemessen, in diesen Raten derzeit etwas anderes zu sehen, als eine Folge der Verzögerung der Zinsanhebung. Der Beweis ist derzeit parallel mit GB zu sehen, wie dessen Währung zum Spielball der Geschehnisse um die Zinserwartung geworden ist, dagegen ist Italien ein sicherer Hafen!
Weswegen dann solche Scherze gemacht werden:
*seufz*
https://tkp.at/2022/09/26/melonis-verbindungen-zur-us-elite/
Mitglied beim Aspen-Institut, anfangs für den „Greenpass“ (Corona), unklare Verbindung zu P2 und der Nachfolge-Loge P3, Nato- und Ukraine-freundlich.
Der Typ Politiker den man wählt, um ein Übel loszuwerden und der dann aber drei vermeintlich weniger schlimme Übel etabliert, wie es seit Jahrzehnte passiert in unserer schei**-Scheindemokratie…
Na warten wir mal ab, löst bei mir ähnlich unangenehme Gefühle aus, wie Liz Truss. Berlusconi ist für mich nicht mehr als ein Mafiosi. ein Wunder, dass der noch lebt, der ist schon alt, seit ich ihn kenne. Aber was nehmen die Menschen nicht alles hin, um die durchgeknallten Linken loszuwerden.
Schrei doch jetzt „Gladio“ wie jeder ernsthafte Verschwörungstheoretiker jetzt machen sollte! Da steckt doch bestimmt wieder der böse Ami hinter, hinter den faschistischen Melonenträgerinnen Italiens!
Solche Leute regieren Deutschland, aber nicht Italien:
Dann besser Italien.
„Sie nehmen gern unser Geld und am Ende beschimpfen sie uns dafür“
https://www.welt.de/politik/ausland/video241282591/Rechte-siegen-in-Italien-Sie-nehmen-gern-unser-Geld-und-am-Ende-beschimpfen-sie-uns-dafuer.html
Bis es vorteilhafter wird abzuspringen. Kommt dann demnächst. Wer zuerst aus dem Euro abhaut gewinnt.