Das weibliche Komplimente-Kartell

In einem Kommentar schreibt Billy Coen:

Eine Sache, die ich auch schon beobachtet habe und ich nenne sie „das weibliche Komplimente-Kartell“. Frauen neigen in Frauengruppen dazu, sich teils überschwänglich gegenseitig Komplimente zu machen. Dabei scheint es das ungeschriebene Gesetz zu geben, dass ein Kompliment mit einem Kompliment zu beantworten ist. Das führt dazu, dass am Ende alle anwesenden Frauen mindestens einmal gehört haben, wie schön sie sind oder wie toll irgendwas, was sie gerade anhaben, aussieht. Ganz böse, wenn eine Frau aus dem Kartell ausschert und ein Kompliment erhält aber nicht beantwortet. Das birgt dann nämlich die Gefahr, dass mindestens eine anwesende Frau am Ende gar noch ohne erhaltenes Kompliment auskommen muss.

Aus männlicher Sicht mögen Komplimente, die nur einer sozialen Spielregel entspringen und somit zumindest nicht immer ernst und aufrichtig sind, als wertlos erscheinen, aber Frauen ticken da wohl echt rundweg anders. Männer haben deshalb die an sich gleiche Spielregel in ihr Gegenteil verkehrt und es etabliert, sich bei Begrüßungen statt eines Komplimentes eine Beleidigung an den Kopf zu knallen („Mönsch, du bist ja echt noch fetter geworden“).

Daraus ergibt sich wiederum ein interessanter Gegensatz im Ergebnis. Bei Männern führen derlei Sprüche nicht zur Eskalation, WEIL jeder weiß, dass sie nicht ernst gemeint sind, bei Frauen führen nur auf Spielregeln basierende Komplimente nicht zur Eskalation, OBWOHL eigentlich jede weiß, dass sie nicht ernst gemeint sind. Das ist meines Erachtens auch nicht austauschbar. Frauengruppen reagieren (mindestens) verschnupft auf „Beleidigungen“, auch wenn diese erkennbar nicht ernst gemeint sind. Und Männer hingegen würden erkennbar nicht ernst gemeinte Komplimente als schleimig und verlogen emfinden. In beiden Fällen würde für den „Täter“ dasselbe gelten: Hoecker, Sie sind raus!!!

Auf diesem männlichen Gruppenverhalten bauen auch Dinge auf, die man als eine Art männlichen Shittest betrachten könnte, wenngleich auch das Ziel eher weniger ist, eine mögliche Sexualpartnerin auszuloten. Kommt eine Frau in eine Männergruppe und reagiert regelmäßig pikiert über „derbes“ männliches Ingroupverhalten, wird sie, so lange sie das tut, außenvor sein. Ordnet sie es korrekt ein und lacht darüber, ist sie akzeptiert. Reagiert sie mit passenden Kontersprüchen, ist sie integriert.

Ich weiß, ist alles sehr stereotyp, aber in unterschiedlichsten Abschwächungen habe ich das schon sehr oft beobachte können und macht für mich diese künstliche, sozialkonstruktivistische Gleichmacherei von Männern und Frauen nur umso lächerlicher…

Ich glaube es ist die unterschiedliche Art wie Männer und Frauen intrasexuelle Konkurrenz abbauen.

Bei den Frauen versichern sie sich der Gleichwertigkeit und Verbundenheit und da sind Komplimente ein guter Weg. Sie zeigen damit auch eher, dass keine meint über den anderen zu stehen.

Bei den Männern versichern sie sich, dass keiner dem anderen etwas übel nehmen wird oder ihn als Feind sieht, von dem er Beleidigungen nicht hinnimmt, und dazu sind humorvolle Beleidigungen ein guter Weg. Sie zeigen, dass man sich nicht angegriffen fühlt.