Diesen Tweet hier wollte ich auch schon lange einmal in einen Beitrag verwandeln:
Es ist schon ziemlich nahe dran an dem alten Witz „Erde von Meteorit zerstört, Frauen am meisten betroffen“.
Aus dem Link zur feministischen Kritik an nuklearen Waffen:
Im Hinblick auf das biologische Geschlecht werden männliche und weibliche Individuen in den Studien unterschieden, auch wenn dies dem
natürlichen Spektrum von Geschlechtlichkeit nicht gerecht wird (Intersexualität). Die akute Exposition ionisierender Strahlung wirkt sich auf
alle Lebewesen gleich aus. Entscheidend ist die Langzeitexposition ionisierender Strahlung. Hier werden sich summierende Effekte der Strahlung wichtig. Je länger die Exposition, desto eher entstehen in den Zellen der Organismen Krebs auslösende Mutationen. Wichtig scheint hier auch zu sein, wie hoch der Zellstoffwechsel eines Individuums ist. Im Wachstum befindliche Kinder sind durch die Exposition ionisierender Strahlung deutlich mehr bedroht. Dadurch wird relevant, in welchem Alter die Exposition ionisie-render Strahlung stattfindet. Nach der Tschernobyl-Katastrophe zeigte sich bei Kindern und Jugendlichen eine deutliche Zunahme von Schilddrüsenkrebs. Die Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs bei Kindern unter zehn Jahren war bei Mädchen deutlich höher als bei Jungen.
Eine Langzeitstudie der Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 zeigte für Frauen ein zweifach erhöhtes Lebenszeitrisiko für die Entwicklung von Krebs, verglichen mit Männern. Ebenfalls zeigte sich eine zweifach erhöhte Sterblichkeit
aufgrund der ionisierenden Strahlung.7 Dies galt für Menschen, die im Kindesalter der Strahlung ausgesetzt waren. Frauen, die der Strahlung ausgesetzt waren, hatten immer noch ein 50 Prozent höheres Risiko als Männer an Krebs zu erkranken. Bei diesen Untersuchungen spielten insbesondere geschlechtspezifische Krebsformen wie Eierstockkrebs und Brustkrebs eine Rolle. Bei Ausschluss dieser Krebsformen war die Krebsrate für beide Geschlechter gleich.
Jedoch muss beachtet werden, dass die Gründe für das erhöhte Krebsrisiko bei Mädchen und Frauen noch nicht ausreichend erforscht sind. Es wird vermehrt kritisiert, dass die Studien zu den Folgen und Festlegung von Grenzwerten für ionisierende Strahlung sich meist auf einen 30-jährigen „Referenzmann“ beziehen, wobei das stärkere Risiko in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter vollkommen ausgeblendet wird.
Da ist es im Gegensatz zum Tweet sogar schon deutlich relativiert.
Aus der Studie
This is the 14th report in a series of periodic general reports on mortality in the Life Span Study (LSS) cohort of atomic bomb survivors followed by the Radiation Effects Research Foundation to investigate the late health effects of the radiation from the atomic bombs. During the period 1950–2003, 58% of the 86,611 LSS cohort members with DS02 dose estimates have died. The 6 years of additional follow-up since the previous report provide substantially more information at longer periods after radiation exposure (17% more cancer deaths), especially among those under age 10 at exposure (58% more deaths). Poisson regression methods were used to investigate the magnitude of the radiation-associated risks, the shape of the dose response, and effect modification by gender, age at exposure, and attained age. The risk of all causes of death was positively associated with radiation dose. Importantly, for solid cancers the additive radiation risk (i.e., excess cancer cases per 104 person-years per Gy) continues to increase throughout life with a linear dose–response relationship. The sex-averaged excess relative risk per Gy was 0.42 [95% confidence interval (CI): 0.32, 0.53] for all solid cancer at age 70 years after exposure at age 30 based on a linear model. The risk increased by about 29% per decade decrease in age at exposure (95% CI: 17%, 41%). The estimated lowest dose range with a significant ERR for all solid cancer was 0 to 0.20 Gy, and a formal dose-threshold analysis indicated no threshold; i.e., zero dose was the best estimate of the threshold. The risk of cancer mortality increased significantly for most major sites, including stomach, lung, liver, colon, breast, gallbladder, esophagus, bladder and ovary, whereas rectum, pancreas, uterus, prostate and kidney parenchyma did not have significantly increased risks. An increased risk of non-neoplastic diseases including the circulatory, respiratory and digestive systems was observed, but whether these are causal relationships requires further investigation. There was no evidence of a radiation effect for infectious or external causes of death.
Quelle: Studies of the Mortality of Atomic Bomb Survivors, Report 14, 1950–2003: An Overview of Cancer and Noncancer Diseases
Interessanterweise waren von den Opfern, die für die Untersuchung zur Verfügung standen, ca 35.7000 Männer und 50.900 Frauen.
Wo waren nur die ganzen Männer hin?
Dazu kommt, dass das Alter eine ganz erhebliche Rolle bezüglich des Gefahrenzuwachs hatte: Um so jünger um so höher das Risiko:

Ich vermute, dass die Altersverteilung innerhalb der Männer und Frauen nicht gleich war.
Zur Einziehung in Japan:
As the military situation in World War II became more desperate, Japan began altering the original conscription laws. In autumn 1943 all males over 20, including college students, were subject to enlistment, and its coinciding with the first suicide attacks explains why such a high percentage of college level enlistees were assigned to “Special Attack” duties. In 1944 men under 20—as young as 15—were eligible for military service and on February 26, 1945, the National Resistance Program made men 15 to 60 and women 17 to 40 subject to training for a projected final defense of the homeland if it was invaded.
Es werden also bereits viele Jungs eingezogen worden sein, aber vielleicht auch eher außerhalb von Bunkern oder anderen geschützten Plätzen eingesetzt sein, etwa in der Flugabwehr oder der Feuerwehr.
Und natürlich leben Frauen ohnehin länger als Männer (im Schnitt) und haben damit auch eher die Möglichkeit Krebs zu bekommen, wenn das Risiko erhöht ist.
Auch diese beiden Grafiken sind interessant:

Hier wäre eine Aufschlüsselung nach Geschlecht zu den Altersgruppen sehr interessant. Die fehlt aber.

Hier sieht man, dass die relativen Zahlen gar nicht so viel höher sind, gerade wenn man bedenkt, dass mehr Frauen Teil der Studie waren. Dabei ist zu bedenken, dass natürlich nicht alle Toten, die hier aufgeführt sind, aufgrund der Strahlung gestorben sind. Auch ohne Atombombe sterben Leute, gerade sehr alte Leute, natürlich an diversen Krankheiten, auch Krebs. Diese muss man also herausrechnen.
Die Toten der Atomexplosion an sich:
An estimated 90,000 to 140,000 people in Hiroshima (up to 39 percent of the population) and 60,000 to 80,000 people in Nagasaki (up to 32 percent of the population) died in 1945,[123] though the number which died immediately as a result of exposure to the blast, heat, or due to radiation, is unknown
Das wären also zwischen 150.000 bis 220.000 Tote, genaues Geschlechterverhältnis unbekannt.
Aus der Wikipedia:
As the epidemiology study continues with time, the RERF estimates that, from 1950 to 2000, 46 percent of leukemia deaths which may include Sadako Sasaki and 11 percent of solid cancers of unspecified lethality were likely due to radiation from the bombs or some other post-attack city effects, with the statistical excess being 200 leukemia deaths and 1,700 solid cancers of undeclared lethality. Both of these statistics being derived from the observation of approximately half of the total survivors, strictly those who took part in the study.[282] A meta-analysis from 2016 found that radiation exposure increases cancer risk, but also that the average lifespan of survivors was reduced by only a few months compared to those not exposed to radiation.[
Das ist alles schlimm genug. Aber bei 150.000 bis 220.000 Toten mit ungeklärter Geschlechterzusammensetzung und ca. 2000 zusätzlichen Krebstoten reden wird da über ca. 1.300 Frauen und 700 Männer oder etwas in der Höhe, was angesichts der Schwankungen innerhalb der Gesamttoten von 70.000 Personen und angesichts der unbekannten Zusammensetzung des Geschlecht der übrigen Toten nicht die Aussage stützt, dass Atombomben gerade für Frauen besonders gefährlich sind.
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