Selbermach Mittwoch

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Kommt die Transdebatte bei den Grünen an?

Das Magazin Schwulissimo berichtete über Streitigkeiten bei den Grünen:

Der Streit um die Forderung nach einer öffentlichen Debatte über das geplante neue Selbstbestimmungsgesetz bei der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90 / Die Grünen Mitte Oktober in Bonn eskaliert immer mehr. Die Mindestanzahl der Antragsteller innerhalb der Partei ist längst erreicht, sodass die Antragstellerin Eva-Marie Müller aus Nordrhein-Westfalen diese Forderung nun offiziell einreichen konnte. Im Zuge dessen erleben Müller und die Befürworter einer Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz massive Angriffe – inklusive Vergleiche aus dem dritten Reich.

Erst einmal der Antrag, der unter dem obigen Link abrufbar ist:

Wir sind heute der Meinung:

  • Ja, es gibt Handlungsbedarf. Das bestehende TSG entspricht nicht mehr den gesellschaftlichen Werten und bedarf einer Anpassung, die transsexuellen Menschen Erleichterung einräumt und mehr Akzeptanz in der Gesellschaft verschafft
  • Die geplante Veränderung, Recht auf Selbstdeklaration des Geschlechtes in der im Eckpunktepapier beschriebenen Form, ist so fundamental, dass sie Auswirkungen auf andere, nicht transsexuelle Erwachsene und insbesondere auf Kinder und Jugendliche hat, und deshalb nicht ohne eine breite gesellschaftliche Zustimmung umgesetzt werden sollte.
  • Wir möchten daran erinnern, dass große Reformen (wie zum Beispiel die Abschaffung des Verbots von Homosexualität, die ‚Ehe für Alle‘, das Abtreibungsrecht, das Sterberecht usw.) in Deutschland in den meisten Fällen mit breiten überparteilichen Mehrheiten durchgesetzt worden sind. Diese Akzeptanz braucht auch das geplante Selbstbestimmungsgesetz. Weshalb wir für eine neue Regelung der Rechte von transsexuellen Menschen eine breite Mehrheit, bestenfalls unter Einbeziehung von Abgeordneten aller Parteien, anstreben.
  • Dies erfordert, dass Fragen gestellt und beantwortet werden, Argumente ausgetauscht werden können, Bedenken und Ängste aller Menschen ernst genommen und respektiert werden. Eine breite gesellschaftliche Debatte sollte deshalb zuvor ermöglicht werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen, die Einwände gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetzt vorbringen, öffentlich diffamiert, bedroht und mundtot gemacht werden. Weder parteiintern noch in der öffentlichen Debatte.
  • Gute Argumente müssen gehört werden, damit für wirklich alle Seiten das Beste entstehen kann. Folgen und Spätfolgen müssen bedacht werden, damit in der breiten Bevölkerung nicht nur die Akzeptanz für transsexuelle Menschen wächst sondern bestenfalls auch die Unterstützung derer.

Deshalb beantragen wir:

  •  eine innerparteiliche Debatte zu diesem Gesetz, die auch in aller Breite und Offenheit möglich gemacht werden muss.
  • Diffamierungen sind zu unterlassen.
  • Eine breit angelegte Rechtsfolgenabschätzung für die geplanten Regelungen , sowie belastbare quantitative Studien und aktuelle wissenschaftliche Leitlinien müssen das Bild abrunden und gehören zur Meinungsbildung dazu. Deshalb müssen diese im Gesetz Niederschlag finden.
  • Alternativen bzw. Änderungen zu dem geplanten Gesetz (die dieselbe Intention verfolgen, aber andere gesetzliche Bestimmungen vorschlagen) müssen ergebnisoffen diskutiert werden können.

Interessant auch: Bei Anträgen der Grünen wird immer der Frauenanteil angegeben. Hier ist er relativ niedrig: Frauenanteil: 36%

Wäre interessant, ob es eher eine Männeransicht ist oder Frauen sich da lieber nicht zu bekennen, weil sie wissen, dass das zu Angriffen führen wird.

Die Punkte des Antrags sind erst einmal sachlich, sie präsentieren ein Anliegen und wollen eine öffentliche Diskussion. Aber natürlich wäre, wenn man eine breite Mehrheit will, über alle Parteien, auch die Gefahr, dass man mehr Zugeständnisse machen muss, vorhanden und ohnehin dürfte es für die Radikaleren ein No-Go sein, dass man überhaupt darüber verhandelt oder auf Kritiker zugegeht, da ja jeder, der dagegen ist erst einmal der Feind, ein Terf ist.

Kurzer Rückblick: Müller, selbst Erzieherin, hatte den Antrag im August online gestellt, damit erstmals öffentlich und sachbezogen über das geplante neue Selbstbestimmungsgesetz debattiert werden kann. Bisher 69 Parteimitglieder aus ganz Deutschland haben sich diesem Antrag inzwischen angeschlossen. In der Begründung erklärt Müller, dass es bis heute viele offene Fragen zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz gibt, die bisher nicht “zufriedenstellend“ beantwortet worden seien: „Wir befürchten, dass die Veröffentlichung des konkreten Gesetzentwurfs erst kurz vor der Verabschiedung geplant ist, so dass es dann für eine breite Debatte zu spät ist“, so die Grünen-Politikerin weiter.

Es ist eine gute Frage, was politisch und gleichzeitig Parteipolitisch richtig wäre. Es könnte glaube ich gut eine Debatte sein, bei der die Grünen merken, dass ihre Partei da Redebedarf hat und sie gleichzeitig merken, dass sie dort nicht reden können.
Die Grünen waren ja schon immer ein Sammelbecken verschiedenster Strömungen, von Fundis bis Realos, aber eben auch „Altfeministen“ und „Neufeministen“ die hier zusammen stoßen könnten. Es wäre interessant zu beobachten wie stark die intersektionale Seite der Grünen eigentlich ist .

Müller stellt sich dabei keineswegs gegen eine Änderung des bisherigen Transsexuellengesetzes, bittet nur um eine Debatte ob einiger strittiger Punkte bei der Ausarbeitung des neuen Gesetzes und erklärte weiter: „Die geplante Veränderung, Recht auf Selbstdeklaration des Geschlechtes in der im Eckpunktepapier beschriebenen Form, ist so fundamental, dass sie Auswirkungen auf andere, nicht transsexuelle Erwachsene und insbesondere auf Kinder und Jugendliche hat, und deshalb nicht ohne eine breite gesellschaftliche Zustimmung umgesetzt werden sollte (…) Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen, die Einwände gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz vorbringen, öffentlich diffamiert, bedroht und mundtot gemacht werden. Weder parteiintern noch in der öffentlichen Debatte. Gute Argumente müssen gehört werden, damit für wirklich alle Seiten das Beste entstehen kann. Folgen und Spätfolgen müssen bedacht werden, damit in der breiten Bevölkerung nicht nur die Akzeptanz für transsexuelle Menschen wächst, sondern bestenfalls auch die Unterstützung derer.

Ein radikaler Transaktivist hört hier nur „Wir wollen das Gesetz verzögern und verwässern und Zugeständnisse an TERFs machen“. In deren Vorstellung hat die Gesellschaft das Gesetz, um so radikaler um so besser, zu akzeptieren und eine Debatte dazu ist unnötig. Legitime Einwände sind ausgeschlossen.

Mehrfach betonte die Grünen-Politikerin dabei, sie erhoffe sich eine ergebnisoffene Debatte ohne Diffamierungen. Diese Hoffnung hat sich offensichtlich nicht erfüllt, bereits kurz nach Antragstellung warf ihr die erste Kollegin vor, dass sie in ihrem Antrag nicht gegendert habe. Die trans-Frau Renée-Maike Pfuderer aus dem Raum Stuttgart schreibt dann zu den Forderungen um eine sachliche Debatte: „Demokratinnen machen mit Nazis keine Gesetze! Das sollte bei uns als Mitglieder von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Konsens sein, ebenso die Ablehnung jeglicher Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die hier ganz offensichtlich unterschwellig mitschwingt.“ Pfuderer fordert Müller anschließend direkt auf, ihren “diffamierenden“ Antrag zurückzuziehen und erklärt weiter, es sei ausreichend diskutiert worden und man dürfe nicht den “Konsens mit den Verfassungsfeinden vom rechten Rand führen“, wie sie die trans-Politikerin beispielsweise bei der Frauenschutzorganisation Terres des Femmes in Teilen ausgemacht haben will. Es ginge dieser und anderer Gruppen ganz oder teilweise mit ihrer “braunen Gesinnung und Menschenfeindlichkeit“ nur darum.

Pfuderer hat sich beispielsweise auch schon mit Boris Palmer angelegt.

Sie postete auch Beiträge wie diesen:

Da wurde eine Gewaltandrohung drin gesehen.
Auch sonst hält sie sich nicht zurück, etwa:

Man sieht, sie ist einer Diskussion nicht wirklich zugeneigt.

Kritik über diese Auslassungen der trans-Person kommt dabei auch von innerhalb der Partei, so beispielsweise von Rainer Lagemann von den Grünen in NRW: „Was sollen diese Abqualifizierungen. Ist nicht die TERF-Beschimpfung auch eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die wir doch bitte in unserer Partei unterlassen sollten. Vor allem das Nazi-Framing scheint mir auch strafrechtlich von Bedeutung zu sein. Ich dachte sowas gäbe es in unserer Partei gar nicht.“

Könnte wirklich eine interessante Debatte werden, zumal die Aufforderung solche Beschimpfungen zu unterlassen wahrscheinlich zwecklos sind.

Und Joachim Behnke, Grünen-Delegierter aus der Bodensee-Region, schreibt, dass ein Antrag auf eine Debatte eigentlich trivial sei, weil über grundlegende Themen grundsätzlich eine solche offene Debatte stattfinden sollte: „Einige der Kommentare hier haben aber sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass genau dies nicht gewünscht ist, begründet mit einem sehr abstrusen Verständnis von Meinungsfreiheit, nämlich mit einer Beschränkung der Meinungsfreiheit auf die ´richtigen´ Ansichten (…) Es verrät auch ein merkwürdiges Verständnis von Debattenkultur, Antragsteller aufzufordern, ihren Antrag auf eine Debatte zurückzuziehen, weil sich allein schon dadurch bestimmte Gruppen diffamiert fühlen könnten. Wer glaubt, die ´reine´ Lehre ließe sich nur aufrechterhalten, indem sie vor jeder ´Verunreinigung´ durch den Austausch von Argumenten geschützt wird, der oder die begibt sich in gefährliche Fahrwasser des Illiberalismus.“

Ein Appell an eine Debattenkultur, der durchaus etwas für sich hat. Aber da könnte man wahrscheinlich bei den Grünen eher noch eine Debatte über Atomstrom führen als über das Transthema.

Mit immer drastischeren Worten poltert Pfuderer zurück und erklärt so unter anderem: „Wir sollten gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und dieses von Hass und Hetze getragene Lügen dieser TERF nicht dulden. Wenn hier was zu unterlassen sein sollte, dann Verständnis für faschistoide Lebensformen. Aber was erwartet Mensch von einem Menschen der dem Rassisten Palmer nahesteht (..) Ihre Meinung ist bekannt und disqualifiziert Sie per se für eine solche Diskussion (…) Mit solchen Menschen rede ich nur noch, wenn ich als Zeugin von einem Schiedsgericht gehört werde, sonst sicher nicht mehr. Und jetzt missbrauchen Sie dieses Tool nicht weiter für die vorsätzlichen Lügen von Frau Schwarzer, von Storch und wer sich da noch alles in dieser Grube heimisch fühlt.“ Den rund 70 Unterstützern des Debattenantrages unterstellt Pfuderer, sie würden sich sozusagen der „faschistoid geprägten gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ anschließen beziehungsweise „das Wort reden.“

Es ist ja ein altes Erfolgsrezept der intersektionalen Theorien einfach alle anderen hart anzugreifen, niederzuschreien, als Rassisten, Terfs oder was gerade auch immer passt zu beschimpfen und so aggressiv aufzutreten, dass Leute ihnen ausweichen wollen und lieber den Mund halten bzw man sich überlegen kann, ob man nicht lieber auf ihrer Seite ist, damit man andere anbrüllen kann, statt angebrüllt zu werden.

Aber es hat natürlich auch den Nachteil, dass man Leute vergrault oder Widerstand hervorruft. Gelingt es nicht die anderen zum Schweigen zu bringen und merken die Leute, dass eine Mehrheit die radikalen Thesen ablehnt, dann können sie schnell ihre Macht verlieren. Und anonyme Abstimmungen können da besonders gefährlich sein (oder sind die bei den Grünen nicht anonym)

Antragstellerin Müller steht offensichtlich fassungslos vor den Anfeindungen und erklärt dazu: „69 Menschen unterstützen einen Antrag, weil sie der Meinung sind, dass noch Gesprächsbedarf besteht. Um nichts anderes geht es hier! Bisher dachte ich, dies wäre der Sinn Anträge zu stellen. Man kann darüber beraten und mit ja oder nein abstimmen. Ein gutes demokratisches Verfahren! Unter den Augen der Öffentlichkeit und der Bundesgeschäftsstelle und Bundesvorstand wird es nun zugelassen, dass diese Gruppe von einem einzelnen Mitglied in übelster Art und Weise beleidigt und angegangen wird. Man mag es einfach nicht glauben!“

Das wäre ein Appell an die Vernunft und gesittete Regeln. Was wird dagegen wohl vorgebracht werden?

Die trans-Frau Pfuderer antwortet darauf: „Die Frage was hier los ist, ist berechtigt und stellt sich seit dieses Machwerk aus Lügen, Hass und Hetze von Ihnen eingestellt wurde. 69 Menschen, TERF oder am rechten Rand der Grünen unterstützen einen Antrag, der nicht notwendig, da das Gesetz in aller Breite diskutiert und partei-intern beschlossen wurde. Was an Argumenten für eine neue Debatte vorgebracht wird ist nicht als eine Sammlung von Lügen wie sie am eben genannten rechten Rand unserer Gesellschaft vorgebracht werden. Im weiteren FUCK OFF! Sie und ihr und ihre Spießgessellinen können lügen und trollen wie Sie wollen über 125.000 Grüne sind mehr als 69 xenophobe Rassisten mit Rechtsdrall und TERF und anderweitig belastete Menschen machen aus unserer Partei keinen braunen Zirkel.

Wer gegen uns ist ist ein Nazi. Erst der „rechte Flügel der Grünen“ (was ja eigentlich noch nicht rechts sein muss), dann „der braune Zirkel“. Auf Diskussion mit anderen Meinungen sind die intersektionalen Theorien nicht ausgelegt. Allenfalls auf Pseudodiskussionen, wie man noch intersektionaler sein kann.

Mehrere andere Grünen-Mitglieder zeigen sich fassungslos über die verbalen Angriffe innerhalb der Partei, die lediglich um eine Debatte über das Selbstbestimmungsgesetz bitten und diese im Rahmen einer Bundeskonferenz einfordern. Das Verhalten offenbare ein “unterirdisches Niveau“ und zeige auf “zutiefst menschenverachtende Weise“, wie Auseinandersetzungen geführt würden.

Wird dann eben interessant wie viele das sind. Es wäre ja eine Überraschung, wenn der Widerstand gegen das Gesetz letztendlich von den Grünen kommen würde.

Antragstellerin Müller hat indes den Antrag eingereicht. Grünen Politiker Behnke erklärte mit Blick auf trans-Frau Pfuderer: „Ich fände es auch durchaus angemessen, wenn die Parteiführung sich hier klar äußern würde zu ihrem Verständnis, wie Debatten und Diskussionen in dieser Partei geführt werden sollten. Meinungsverschiedenheiten sind etwas Normales und die Diskussion derselben unter Wahrung des gegenseitigen Respekts sollte selbstverständlich sein. Ich hoffe, das sieht die Parteiführung genauso.“ Mehrere andere Mitglieder fordern inzwischen ein Einschreiten der Partei, eine Antwort der Bundespartei steht indes noch aus. Der Streit um die trans-Politikerin Pfuderer eskalierte dabei immer weiter bis in die heutigen Morgenstunden hinein

Eine Transperson quasi den Mund verbieten? Eine sehr heikle Sache. Macht einen quasi auch zu einem Nazi.

Wer was zu den Weiterungen mitbekommt: Gerne hier mitteilen

 

Keine Beweise für den Einfluss des Geschlechts der Geschwister auf die Persönlichkeit in neun Ländern

Eine interessante Studie hat untersucht, wie sich ein andersgeschlechtlicher Geschwisterteil auf die Persönlichkeit auswirkt:

Does growing up with a sister rather than a brother affect personality? In this article, we provide a comprehensive analysis of the effects of siblings’ gender on adults’ personality, using data from 85,887 people from 12 large representative surveys covering nine countries (United States, United Kingdom, The Netherlands, Germany, Switzerland, Australia, Mexico, China, and Indonesia). We investigated the personality traits of risk tolerance, trust, patience, locus of control, and the Big Five. We found no meaningful causal effects of the gender of the next younger sibling and no associations with the gender of the next older sibling. Given the high statistical power and consistent results in the overall sample and relevant subsamples, our results suggest that siblings’ gender does not systematically affect personality.

Quelle: No Evidence That Siblings’ Gender Affects Personality Across Nine Countries

Das ist ja eine durchaus interessante Frage: Sind zB Jungs mit einer großen Schwester etwas weiblicher, weil sie sich dort etwas abgucken? Oder umgekehrt ein Mädchen mit einem großen Bruder „härter“ oder eher eine Art „Tomyboy“?

Anscheinend nicht nach dieser Studie. Aber zunächst zu den Grundlagen:

Two theories make opposing predictions about the causal effects of siblings’ gender on personality. The theory of social learning states that siblings learn from each other and assimilate to each other through social interactions (e.g., Brim, 1958). Thus, having a sister would lead to more feminine characteristics; having a brother would lead to more masculine characteristics. From this, it follows that children with an opposite-gender sibling will have fewer gender-stereotypical characteristics compared with those with a same-gender sibling.

In contrast, the theory of sibling differentiation states that, because of sibling rivalry, siblings will differentiate themselves in the process of developing their identities (Bossard & Boll, 1956). The differentiation process may also be driven by parental behavior; for example, fathers might spend more time with their sons and mothers more time with their daughters in households with children of both genders (Brenøe, 2022). According to the sibling-differentiation theory, having a sister reduces feminine characteristics, whereas having a brother reduces masculine characteristics. Consequently, children with an opposite-gender sibling should have more gender-stereotypical characteristics compared with those with a same-gender sibling.

Both theories have received some empirical support since the 1950s. Studies have found results supporting the social-learning theory, in particular in children (e.g., Brim, 1958; Okudaira et al., 2015; Stoneman et al., 1986; Sutton-Smith et al., 1964), but also supporting the sibling-differentiation theory in both children (e.g., Grotevant, 1978; Leventhal, 1970; Rodgers et al., 1998) and, more recently, in adults (Brenøe, 2022). In addition, multiple studies resulted in either mixed findings or not much support for either theory (e.g., Detlefsen et al., 2018; Endendijk et al., 2013; Lamke et al., 1980; McHale et al., 1999). The literature thus remains inconclusive.

Die Vorgehensweise:

To estimate the effect of siblings’ gender on personality, we searched for representative surveys that (a) would allow us to identify the respondents’ sibling gender composition, (b) included at least two of the personality measures we considered, and (c) had large sample sizes. On the basis of these criteria, we compiled a data set including data from 12 surveys (see Table 1). Our final sample consisted of 85,887 people; 55,203 of them have a younger sibling, 50,909 have an older sibling, and 20,225 have both. The survey respondents were on average 33 years old and 52% were female.

Also immerhin eine gewisse Studiengröße. Hiernach wurde gesucht_

We considered 10 personality dimensions: risk tolerance, trust, patience, the Big Five personality traits (openness to experience, conscientiousness, extraversion, agreeableness, neuroticism), locus of control, and a typical female personality (TFP) index. We generated the TFP index using five personality traits for which we observed systematic gender differences. Table S1 at https://osf.io/pmhfa/ shows the number of unique people for whom we observed each personality measure across surveys. We standardized the outcomes within each survey/year combination (M = 0, SD = 1).

Da sind interessante Sachen dabei.

Across all surveys, we found that the gender of the next younger sibling has no meaningful effects on women’s or men’s personality (risk tolerance, trust, patience, openness to experience, conscientiousness, extraversion, agreeableness, neuroticism, locus of control, and our TFP index; see Fig. 1). All point estimates were statistically insignificant and lay within a narrow range between −0.03 and 0.02 standard deviations. Furthermore, 95% confidence intervals (CIs) allowed us to rule out effect sizes larger than 0.08 standard deviations in absolute terms. The use of our combined measure of TFP allowed us to test the two competing theoretical predictions (social learning and sibling differentiation), and we were able to rule out effects larger than 0.04 standard deviations. For comparison, studies on birth-order effects on cognitive ability in Western countries have reported declines more than twice as large in magnitude from firstborns to children born later (e.g., Rohrer et al., 2015), and these effects are conventionally interpreted as small.

Fig. 1. Effect of having a next younger sister (as opposed to a younger brother) on the older sibling’s personality, separately for male and female older siblings, in standard deviations. Error bars indicate 95% confidence intervals based on standard errors clustered at the individual level. For underlying regression estimates, see Table S7 at https://osf.io/pmhfa/. Exp. = experience; TFP = typical female personality.

Das sind in der Tat minimale Unterschiede, die nicht relevant sind.

und noch eine Grafik:

Auch hier nicht wirklich etwas interessantes.

Ich könnte mir interessante Folgestudien vorstellen, die etwa untersuchen, wie viel die beiden Kinder miteinander zu tun hatten etc. Aber warum gerade geschlechtliches Verhalten groß abfärben sollte wäre auch nicht unbedingt ersichtlich. Denn es hat ja in vielen Bereichen einen stark biologischen Unterbau.

Als jemand, der mit einer älteren Schwester aufgewachsen ist, würde ich sagen, dass wir eben auch schnell viele verschiedene Interessen hatten, ich hatte mein Playmobil und auch einiges aus der „Masters of the universe“ Reihe, mit der sie wenig anfangen konnte und sie eben Barbies und andere Sachen. Und natürlich hatten wir auch Freunde, mit denen wir dann entsprechende Sachen gespielt haben. Was uns nicht abhielt bestimmte Sachen, wie etwa Sandburgen im Urlaub zu bauen dann eben auch gemeinsam zu machen.

Genetische Vielfalt beim Menschen

Ich stelle mal etwas aus der Wikipedia hier ein:

Human genetic variation is the genetic differences in and among populations. There may be multiple variants of any given gene in the human population (alleles), a situation called polymorphism.

No two humans are genetically identical. Even monozygotic twins (who develop from one zygote) have infrequent genetic differences due to mutations occurring during development and gene copy-number variation.[1] Differences between individuals, even closely related individuals, are the key to techniques such as genetic fingerprinting. As of 2017, there are a total of 324 million known variants from sequenced human genomes.[2] As of 2015, the typical difference between an individual’s genome and the reference genome was estimated at 20 million base pairs (or 0.6% of the total of 3.2 billion base pairs).[3]

Das sind vergleichsweise geringe Unterschiede. Mir ist bewusst, dass ein Genom bestimmte grundlegende Punkte beibehalten muss. So gesehen ist ja ein Wunder (unreligiös gemeint) das aus Genen ein funktionstüchtiges Wesen entstehen kann, um so komplexer um so faszinierender ist es. Das man da im Grundaufbau nicht einfach was ändern kann und das klappt dann genau so gut verwundert mich nicht.

Comparatively speaking, humans are a genetically homogenous species. Although a small number of genetic variants are found more frequently in certain geographic regions or in people with ancestry from those regions, this variation accounts for a small percentage of the human genome (~15%). For comparison, rhesus macaques exhibit 2.5-fold greater DNA sequence diversity compared to humans.[4]

Das spricht dafür, dass der moderne Mensch aus einer vergleichsweise kleinen Gruppe seinen Ursprung hatte.

Und aus der deutschen Wikipedia zu den verschiedenen Gründen von Variation:

Variation im menschlichen Genom betrifft verschiedene Genloci in unterschiedlichem Ausmaß. Einige Abschnitte variieren niemals, vermutlich deshalb, weil hier entstehende Varianten fast immer letale Auswirkungen haben. Man spricht hier von „konservierten“ Genen bzw. Genabschnitten. Wenige Bereiche sind hoch variabel zwischen verschiedenen Individuen.

Dabei sind geerbte Varianten zu unterscheiden von solchen Variationen, die „de novo“ durch spontane Mutation in einem Individuum neu entstehen; diese können Keimzellen betreffen oder Zellen des übrigen Körpergewebes. Von wesentlicher Bedeutung ist hier der Unterschied zwischen erblichen, in der Keimbahn verankerten Variationen und den nicht ererbten, im Körpergewebe (somatisch) neu entstandenen. Letztere können sich auf die Entstehung zahlreicher Krankheiten, zum Beispiel Krebs, auswirken; sie werden aber nicht an künftige Generationen vererbt.

SNPs

SNP: DNA Molekül 1 unterscheidet sich von DNA Molekül 2 in einem einzelnen Basenpaarplatz (C/T polymorphism).
Die häufigsten und am besten verstandenen Variationen des menschlichen Genoms betreffen den Austausch einer einzelnen Base, dies wird als Einzelnukleotid-Polymorphismus, in der Regel abgekürzt als SNP (ausgesprochen als „snip“), bezeichnet. Aufgrund der Redundanz des genetischen Codes können SNPs ohne Konsequenz („stumm“) sein, wenn das aus der Mutation resultierende Basentriplett für dieselbe Aminosäure codiert wie das ursprüngliche. Andernfalls wird meist eine einzelne Aminosäure eines Proteins ausgetauscht, seltener resultieren komplexere Veränderungen, zum Beispiel, wenn ein Stopcodon neu entsteht. Betreffen SNPs die Keimbahn, werden sie vererbt. Obwohl naturgemäß zahlreiche sehr seltene SNPs existieren, die zum Beispiel auf eine kurz zurückliegende Mutation zurückgehen, sind Millionen von SNPs im Genom in vielen Populationen sehr weit verbreitet. Dieser Polymorphismus besteht entweder, weil die entsprechende Variante evolutiv neutral (oder beinahe neutral) ist, d. h. kaum der Selektion unterliegt, weil ausgleichende Selektion (engl.: balancing selection) die Verschiedenheit aktiv erhält und fördert, oder weil in unterschiedlichen Regionen jeweils unterschiedliche Varianten, zum Beispiel wegen anderer vorherrschender Krankheitserreger oder eines anderen Klimas, selektiv vorteilhaft sind. Durch Forschungsvorhaben wie z. B. das 1000-Genome-Projekt oder HapMap liegen heute umfangreiche Datenbanken über im menschlichen Genom verbreitete SNPs vor. Weil SNPs in Familien über mehrere Generationen vererbt werden, bilden sie die Grundlage für die Genetische Genealogie; vereinfacht gesagt sind zwei Menschen umso näher verwandt, je mehr SNPs sie gemeinsam haben.

Indels
Eine weitere verbreitete Quelle der genetischen Variation betreffen kurze Einfügungen (Insertionen) und Auslassungen (Deletionen) kurzer DNA-Abschnitte, die zum Beispiel durch Fehler und Ungenauigkeiten bei der DNA-Replikation entstehen können. Wegen der oftmals vergleichbaren Auswirkungen werden beide Variationen oft zu einer Klasse vereinigt, die dann Indels genannt wird.

CNVs
Bei weitem seltener als SNPs und Indels, aber doch viel häufiger als zeitweise angenommen, existieren umfangreichere und komplexere Variationen im menschlichen Genom. Diese werden meist unter copy number variation, abgekürzt CNV, deutsch „Kopienzahlvariation“, zusammengefasst.[6] CNVs können Tausende, selten sogar Millionen von Basenpaaren lang sein, sie sind mit den vor allem für SNPs optimierten normalen Techniken schwer zu entdecken. Am häufigsten treten Veränderungen in der Kopienzahl eines Gens auf, die durch die veränderte Transkriptionsrate durch Veränderung der Dosis eines Genprodukts Veränderungen des Phänotyps bewirken können; seltener kommt es zu komplexen Veränderungen mit strukturellen Auswirkungen. Etwa 5 Prozent aller Gene liegen im Genom schon normalerweise in zwei oder mehr Kopien vor, die Anzahl der Genkopien bei diesen kann besonders leicht variieren, da es hier besonders leicht zu Verschiebungen des Kopierrasters aufgrund nicht homologer Paarungen kommen kann. CNVs betreffen möglicherweise aber sogar mehr als 10 Prozent des gesamten menschlichen Genoms.

Die bereits seit langem bekannten Veränderungen der Anzahl ganzer Chromosomen, die Erkrankungen wie das Down-Syndrom oder das Turner-Syndrom bewirken, stellen besonders ausgeprägte, allerdings nicht die Keimbahn betreffende CNVs dar.

Allele:

An allele (UK: /ˈæliːl/, /əˈliːl/; US: /əˈliːl/; modern formation from Greek ἄλλος állos, „other“) is a variation of the same sequence of nucleotides at the same place on a long DNA molecule as described in leading textbooks on genetics and evolution.

„The chromosomal or genomic location of a gene or any other genetic element is called a locus (plural: loci) and alternative DNA sequences at a locus are called alleles.“[1]
The simplest alleles are single nucleotide polymorphisms (SNP).[2] but they can also be insertions and deletions of up to several thousand base pairs.[3]

Popular definitions of ‚allele‘ typically refer only to different alleles within genes. For example, the ABO blood grouping is controlled by the ABO gene, which has six common alleles (variants). In population genetics, nearly every living human’s phenotype for the ABO gene is some combination of just these six alleles.[4] [5]

Most alleles observed result in little or no change in the function of the gene product it codes for. However, sometimes, different alleles can result in different observable phenotypic traits, such as different pigmentation. A notable example of this is Gregor Mendel’s discovery that the white and purple flower colors in pea plants were the result of a single gene with two alleles.

Nearly all multicellular organisms have two sets of chromosomes at some point in their biological life cycle; that is, they are diploid. In this case, the chromosomes can be paired. Each chromosome in the pair contains the same genes in the same order, and place, along the length of the chromosome. For a given gene, if the two chromosomes contain the same allele, they, and the organism, are homozygous with respect to that gene. If the alleles are different, they, and the organism, are heterozygous with respect to that gene.

Nüsslein-Volhardt in der Emma: Es gibt nur zwei Geschlechter

Ich hatte schon einen anderen Artikel von der Nobelpreisträgerin Nüsslein-Vollhardt, in dem sie auf biologische Geschlechterunterschiede eingeht, jetzt hat sie die Emma zu der Frage interviewt, wie viele Geschlechter es gibt bzw zu der Diskussion dazu:

Frau Prof. Nüsslein-Volhard, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, behauptet: Der Ansicht zu sein, dass es zwei Geschlechter gebe, sei unwissenschaftlich. Es gebe viele Geschlechter.
Das ist unwissenschaftlich! Da hat Herr Lehmann vielleicht den Grundkurs in Biologie verpasst.

Finde ich einen guten Einstieg. Aber wenn man etwas älter ist, hoch angesehen in seinem Bereich und mit einem Nobelpreis in der Tasche, dann kann man auch mal etwas raushauen, gerade wenn es hier auch noch absolut zutreffend ist.

Dann holen wir den hier doch mal nach.
Ach herrje. Also gut: Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier. Da gibt es das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat. Das nennt man männlich. Und wenn sich ein Ei mit einem Spermium vereinigt, entsteht ein neues Wesen.

Biologie für Dummys. Natürlich würde man da aus der intersektonalen bzw transaktivistischen Ecke vermutlich anfangen dieverse Chromosomen Sonderfälle aufzuzählen oder Leute, die ein XY-Chromosom haben aber auch Rezeptoren, die Testosteron nicht erkennen (CAIS) und daher sehr weiblich sind und auch so aussehen. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass sie das sehr grundlegende Schema der Geschlechter dargelegt hat.

Es werden immer gern Beispiele aus der Tierwelt angebracht, die die Existenz vieler Geschlechter belegen sollen. Was ist also zum Beispiel mit Schnecken?
Das sind Hermaphroditen. Die haben beides: Spermien und Eizellen. Sie können sich also selbst befruchten. Meist paaren sie sich aber doch mit einer anderen Schnecke. Denn bei der Paarung mit sich selbst sind die Nachkommen absolut erbgleich. Wenn aber zwei verschiedene Organismen ihr Erbgut mischen, hat man eine größere Variationsbreite und dadurch sind die Nachkommen in der Regel lebensfähiger. Deshalb hat es sich dieses Prinzip in der Natur durchgesetzt. Dass es Hermaphroditen gibt, ändert aber nichts daran, dass es diese beiden Keimzellen gibt, Eier und Spermien, und damit auch zwei Geschlechter.

Auch da ist wenig hinzuzufügen.

Das Bundesverfassungsgericht hat aber 2017 entschieden, dass es neben „weiblich“ und „männlich“ den dritten Geschlechtseintrag „divers“ für intersexuelle Menschen geben soll.
Intersexualität entsteht durch sehr seltene Abweichungen, zum Beispiel beim Chromosomensatz. Aber auch intersexuelle Menschen haben die Merkmale beider Geschlechter, sie sind kein drittes Geschlecht.

Was vermutlich auch der Beweggrund des Bundesverfassungsgerichts war „Divers“ als Bezeichnung zu nehmen und nicht „drittes Geschlecht“. Es macht eben deutlich, dass hier auf eine bestimmte Weise männliche und weibliche Merkmale in einer Mischung vorliegen. In der Tat kommt hier nichts drittes dazu. Es bleiben zwei Geschlechter.

Aber es gibt innerhalb eines biologischen Geschlechtes eine große Bandbreite.
Natürlich. Es gibt sehr „feminine“ Männer und sehr „maskuline“ Frauen, was nicht nur mit kulturellen Faktoren, sondern unter anderem auch mit unterschiedlichen Hormonleveln zu tun hat. Da gibt es ein Riesenspektrum. Das ist ja gerade das Spannende.

Das verstehen auch viele in der Diskussion nicht: Man kann zwei Geschlechter haben, aber dennoch eine große Bandbreite innerhalb der Geschlechter. Gerade weil es eben Faktoren wie pränatale und postnatale Hormone gibt, Hormonrezeptoren, die sehr schwach oder sehr stark eingestellt sind, Fehler in der Aromatase etc.

Die aktuell politisch korrekte Formulierung lautet allerdings nicht, dass ein biologischer Mann sich „als Frau fühlt“ und dass Gesellschaft und Gesetzgeber ihm die Möglichkeit geben sollten, in seinem Wunschgeschlecht zu leben. Sondern: Dieser Mensch ist gar kein Mann, sondern er ist eigentlich eine Frau.
Das ist Quatsch! Es ist Wunschdenken. Es gibt Menschen, die wollen ihr Geschlecht ändern, aber das können sie gar nicht. Sie bleiben weiterhin XY oder XX.

Richard Dawkins hatte es mal ähnlich formuliert:

Wenn Transleute darauf bestehen, dass sie Frauen sind, dann definiert man etwas um. Wenn man eine Frau als Mensch mit XX-Karyotyp bezeichnet, dann ist sie keine Frau. Wenn man Frau als etwas definiert, das sich als Frau fühlt und vielleicht eine Operation hatte, dann ist es eine Frau nach dieser Definition. Aus wissenschaftlicher Sicht ist sie aber keine Frau. Aus persönlicher Sicht ist sie es.

Das Entscheidende dabei ist, dass die Tatsache, ob man ein Y-Chromosom hat, schon in der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Embryos wirkt und natürlich auch beim Heranwachsenden. Jungen haben deshalb andere Geschlechtsmerkmale als Mädchen und das kann man nicht rückgängig machen. Menschen behalten lebenslang ihre Geschlechtszugehörigkeit. Natürlich kann man durch Hormongaben erreichen, dass zum Beispiel ein Mädchen, das Testosteron nimmt, eine tiefe Stimme und Bartwuchs bekommt. Aber davon wachsen dem Mädchen keine Hoden und es wird keine Spermien produzieren. Und biologische Männer produzieren auch durch Hormongaben keine Eier und können keine Kinder gebären.

In der Tat sind Geschlechterunterschiede schlicht nicht vollständig aufzuheben. Leider kann aber dennoch das „Gehirngeschlecht“ abweichen, was dann für Transsexuelle eine ganz besonders schlechte Lage darstellen kann.

Aus wissenschaftlicher Sicht haben wir definitiv noch nicht die Möglichkeit eine vollständige „Umwandlung“ vorzunehmen.

Dawkins zeigt insoweit den Konflikt auf, indem er sagt, dass sie eben keine Frau ist, aber es anders fühlt. Den Konflikt lösen Transaktivisten so auf, dass zB eine M->F transsexuelle damit eine Frau ist und keiner auf die Unstimmigkeiten hinweisen darf. Man kann auch anführen, dass man ihn nicht auflösen kann oder nicht auflösen muss: Der Transsexuelle muss dann damit klar kommen, dass er eine „Vermischung“ ist und Leute ihn nicht als ein bestimmtes Geschlecht sehen werden, weil er dessen Kriterien eben nicht entspricht. Genau zur Vermeidung dieses Dilemmas weigern sich ja auch die Transaktivisten eine Definition von „Frau“ zuzulassen.

Das Problem dabei entsteht, wenn es zu irreversiblen Eingriffen kommt. Bei den Operationen sowieso. Aber man fügt auch mit den Hormonen dem Körper etwas zu, was dort nicht vorgesehen ist. Hormone verursachen im Körper sehr, sehr viel – auf den verschiedensten Ebenen, physisch wie psychisch. Das ordentlich zu dosieren und ständig zu nehmen, halte ich für außerordentlich gewagt. Der Körper kann auf Dauer nicht gut damit umgehen. Jedes Hormon, das man zu sich nimmt, hat Nebenwirkungen. Hormone zu nehmen, ist prinzipiell gefährlich.

Dennoch schildern viele Transsexuelle, dass sie dieses Risiko gerne auf sich nehmen und das sie mit den Hormonen das Gefühl haben mehr „Sie selbst“ zu sein. Für sie ist es ein gutes Gefühl, aber es ist natürlich auch eine andere Sache, wenn Erwachsene es für sich entscheiden.

Künftig sollen Jugendliche ab 14 ihr Geschlecht selbst bestimmen können.
Das ist Wahnsinn! Mit 14 sind ganz viele Mädchen in der Pubertät unglücklich. Ich kenne das ja selbst. Ich war mit 14 auch unglücklich und wollte lieber ein Junge sein. Ich durfte damals noch nicht mal Hosen anziehen oder mir die Haare abschneiden. Ich habe mich oft verflucht und dachte: Ich wäre lieber ein Mann! Denn wenn man so einen Beruf machen will, in dem Männer dominieren, dann ist man natürlich besser dran, wenn man auch einer ist. Aber dann muss man einen Weg finden, wie man sich durchsetzt. Das ist es doch, was man den Mädchen raten und wobei man sie unterstützen muss.

Ich könnte mir bei Nüsslein-Volhardt sehr gut vorstellen, dass sie einen sehr hohen pränatalen Testosteronspiegel hatte. Sie schrieb in dem oben bereits verlinkten Interview:

Nüsslein-Volhard:Ich habe mich mehr für Sachen interessiert als die anderen Mädchen, die mehr an Leuten interessiert waren. Dadurch fand ich selten jemanden, mit dem ich über meine Leidenschaft für Pflanzen, Tiere und die Natur reden konnte. Ich war oft in Gedanken, habe im Garten alle Pflanzen gekannt, hatte auch ein Mikroskop und war gefesselt von meinen Beobachtungen und meinen Büchern. Mit dieser extremen Neigung war ich eine Ausnahmeerscheinung. Ich wäre unglücklich geworden, wenn ich nicht Wissenschaftlerin hätte werden können. Aber ich kenne wenige Frauen, die dafür Verständnis haben.

Ihr wird dabei bewusst sein, dass der Dinge-Personen Unterschied als Geschlechterunterschied sehr deutlich ausgeprägt ist.

Finden Sie denn richtig, dass der Gesetzgeber Menschen eine sogenannte Geschlechtsumwandlung ermöglicht?
Der Gesetzgeber kann gar keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen. Er sagt nur: Diese Frau darf ab jetzt behaupten, sie sei ein Mann. Und umgekehrt. Die biologischen Grundlagen sind absolut nicht zu ändern. Und wenn jetzt ein Mann behauptet, er sei eine Frau und geht in einen Sportverein, um dort bei den Frauen mitzuspielen, dann ist das ein Problem. Denn aufgrund seiner männlichen Hormone ist dieser Mensch stärker und läuft schneller. Es ist im Grunde wie Doping. Und wenn man das dann noch nicht mal sagen darf – das geht doch nicht.

Da antwortet sie etwas ausweichend aus meiner Sicht. Die Frage war ja eher, ob sie Geschlechtsumwandlungen für Transsexuelle für etwas sinnvolles hält vermute ich. Sie sieht es etwas technischer: Der Staat kann nicht die Realität ändern. Er legt nicht fest, was man und Frau ist, er kann eben allenfalls juristische Erklärungen ermöglichen, die dann aber von der Realität zu trennen sind.

Und natürlich hat sie Recht, wenn sie sagt, dass mit einer juristischen Erklärung die Unterschiede nicht verschwinden.

Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Urteile zur Trans- bzw. Intersexualität gefällt, in denen es um den Geschlechtsbegriff geht. Im Urteil von 2017 heißt es: „In den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird.“ Was sagt die Biologin und Nobelpreisträgerin dazu?
Das ist Unfug. Wie man sich fühlt, das lässt sich durch soziale und psychologische Umstände ändern. Das biologische Geschlecht aber eben nicht. Das ist dort, wo wirklich Wissenschaft betrieben wird, auch völlig unstrittig.

Ich würde, wie ich schon auf Twitter sagte, wirklich gerne mal ein Streitgespräch zwischen ihr und Transaktivisten sehen. Ich denke sie kann gut austeilen und hat die wissenschaftliche Autorität und das passende Selbstvertrauen um sich da durchzusetzen. Es wäre glaube ich sehr interessant.

Hier noch mal die Ausführungen des BVerfG aus dem Urteil:

 Aus medizinischer Sicht wird an einer allein binären Geschlechtskonzeption nicht festgehalten. Die Bundesärztekammer hat im Jahr 2015 auf Empfehlung ihres Wissenschaftlichen Beirats die Stellungnahme „Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Varianten/Störungen der Geschlechtsentwicklung (Disorders of Sex Development, DSD)“ abgegeben. Dort heißt es, Varianten der Geschlechtsentwicklung stellten eine heterogene Gruppe von Abweichungen der Geschlechtsdeterminierung oder -differenzierung dar. Unter Varianten der Geschlechtsentwicklung werden angeborene Variationen der genetischen, hormonalen, gonadalen und genitalen Anlagen eines Menschen mit der Folge verstanden, dass das Geschlecht einer Person nicht mehr eindeutig den biologischen Kategorien ‚männlich’ oder ‚weiblich’ entspreche. Eine Gleichsetzung mit Fehlbildung oder Krankheit sei nicht angemessen (vgl. Bundesärztekammer, Deutsches Ärzteblatt vom 30. Januar 2015, S. 1 <2>). Die im Jahr 2016 erstellte „Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) e.V., der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) e.V., der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED) e.V.“ stellt fest, angesichts der biologischen Zusammenhänge und der Erlebniswelt von Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung bedürfe es für die adäquate psychologisch-medizinische Begleitung oder Behandlung einer Revision des tradierten normativen Menschbildes von Frau und Mann. Varianten der Geschlechtsentwicklung seien keine Krankheit. Man könne nicht über deren „Heilbarkeit“ nachdenken. Keine medizinische oder psychologische Intervention werde an dem Zustand der Uneindeutigkeit per se etwas ändern. Der Umgang mit Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung sei in der Regel ein gesellschaftspolitisches Problem und müsse im gesamtgesellschaftlichen Rahmen bedacht werden (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. <AWMF>, S2k-Leitlinie Register Nr. 174/001, Stand: 07/2016, Varianten der Geschlechtsentwicklung, S. 4). In den medizinischen und psycho-sozialen Wissenschaften besteht zudem weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird (z.B. Bundesärztekammer, a.a.O., S. 5, 7; Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 266. Aufl. 2014, Stichwort: Geschlecht; Richter-Appelt, in: Irrsinnig weiblich – Psychische Krisen im Frauenleben, Aufl. 2016, S. 107 <116>).

Der Absatz steht allerdings auch in der „Sachverhaltseinführung“ des Urteils, in dem verschiedenste Wertungen und Berichte zusammengefasst werden. In der eigentlichen Begründung schreibt dann das BVerfG:

Diese Formulierung stammt immerhin von der Bundesärztekammer.
Auch ihr geht offenbar etwas durcheinander: die Unterscheidung zwischen Sex und Gender. Natürlich gibt es beim Gender, dem sozialen Geschlecht, eine Bandbreite, während es beim biologischen Geschlecht nur weiblich oder männlich gibt. Aus. Ende. Natürlich kann sich ein Mädchen wünschen, dass man es mit einem Jungennamen ruft. Das gab es ja schon bei „George“ bei den „Fünf Freunden“.

Es gibt zwei Geschlechter, aber das bedeutet nicht, dass eine Frau nicht lieber ein Junge wäre bzw etwas technischer ausgedrückt, dass die Person das Gefühl hat, dass der Körper des eigenen Geschlechts nicht zu ihm passt und der andere besser wäre bzw ein anderes „Gehirngeschlecht“ vorliegt.

Als die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht an der Humboldt-Universität in der „Nacht der Wissenschaften“ einen Vortrag zur Zweigeschlechtlichkeit halten wollte, gab es Proteste. Die Uni sagte den Vortrag ab.
Wollen die jetzt etwa auch den Biologie-Unterricht abschaffen? Wollen wir gar nicht mehr wissen, wer wir sind und wie das Geschlecht bestimmt wird? Soll das jetzt niemand mehr lernen, weil das pfui ist? Ich erinnere mich allerdings, dass es schon Ende der 1980er Jahre Hetzkampagnen gegen den Forscher gab, der das geschlechtsbestimmende Gen auf dem Y-Chromosom entdeckt hatte. Man unterstellte ihm offenbar, er würde nur deshalb, weil er das Gen entdeckt hatte, das die Testosteronproduktion anregt, irgendwas Furchtbares mit der Menschheit anstellen. Das war völlig verrückt, ich war entsetzt! Aber da sieht man, dass die Leute keine Ahnung von Biologie haben. Der Mangel an Bildung auf diesem Gebiet ist ganz schlimm.

Netter Gegenangriff.

Haben Sie diese Art Fakten- und Wissenschaftsfeindlichkeit auch selbst schon erlebt?
Natürlich. Allein, wenn man an Embryonen forscht, ist man schon ein Bösewicht, weil einem jeder sofort unterstellt, dass man nichts anderes vorhat, als die Embryonen zu manipulieren. Ich musste nur den Mund aufmachen und sagen, dass ich an Embryonen forsche – auch wenn es nur Fliegen-Embryonen waren –, schon wurde ich angefeindet! Die Wissenschaftsfeindlichkeit in Deutschland ist leider ganz besonders ausgeprägt. Es hat sich durch Corona womöglich ein bisschen gebessert. Da haben viele Menschen gesehen, dass man auf die Wissenschaft hören sollte. Und dass es ungünstig sein kann zu behaupten, das Virus gäbe es gar nicht, nur, weil man das nicht will.

Da hat sie ein gewisses persönliches Motiv. Wobei es sicherlich daran lag, dass sie außerhalb der Wissenschaftler-Szene vollkommen unbekannt war und erst allenfalls mit dem Nobelpreis eine gewisse allgemeinere Bekanntheit erlangte. „An Embryonen forschen“ – ich kann mir vorstellen, dass das eine Formulierung ist, die schlecht ankommt. Wobei man das ja auch anders darstellen kann. Ich vermute, dass die Leute bei einer Aussage wie „Ich forsche, wie aus Genen eigentlich Körper und Lebewesen entstehen“ für die Leute plastischer gewesen wäre.

Inzwischen sind wir an einem neuen Punkt. Jetzt heißt es nicht mehr: Welche Art von Wissenschaft dürfen wir betreiben? Sondern: Magisches Denken sticht wissenschaftliche Erkenntnisse.
Es geht grundsätzlich nicht, einen Vortrag zu verbieten, weil man der Ansicht ist, dass daran womöglich etwas nicht stimmt. In diesem Fall wollte die Doktorandin allerdings etwas erklären, was in jedem Schulbuch steht. Diese Mischung aus Befindlichkeit und moralischer Überheblichkeit gepaart mit Unwissenheit ist einfach fatal.

Die Frage ist in dieser Form etwas unprofessionell und wertend. Aber gut.

Es ist in der Tat traurig, wenn selbst grundlegende Fakten aus der Biologie zu den Geschlechtern einen solchen Aufstand hervorrufen.

Das Leugnen biologischer Fakten geht erstaunlich weit. Kürzlich wurde aus der transaktivistischen Szene gefordert, man solle weibliche Genitalverstümmelung nicht mehr so bezeichnen. Grund: Die Vulva sei nicht per se ein weibliches Körperteil.
Natürlich ist die Vulva ein weibliches Geschlechtsorgan! Muss man diese Menschen ernst nehmen?

Auch hier verliert sie etwas ihre Rolle als neutrale Journalistin und das tut dem Interview nicht gut. Aber von einer Emma-Reporterin kann man wohl auch keine so lange Neutralität erwarten.

Das die Vulva kein weibliches Körperteil ist ist aber in der Tat eine Aussage, die wenig überzeugend ist. Frau Nüsslein-Volhardt scheint noch nicht so tief in der Debatte drin zu sein. Sie plädiert einfach dafür, die Leute nicht mehr ernst zu nehmen, unterschätzt dabei aber, dass diese sich im Diskurs relativ breit gemacht haben und das allein dazu führt, dass man sie ernst nehmen muss.

Offensichtlich.
Dass Transsexuelle nicht diskriminiert werden sollen, ist ja völlig klar. Wenn Menschen schlecht behandelt werden, ist das schlecht. Aber sie können doch ihre Vorstellungen nicht allen Menschen als Tatsachen aufdrücken.

Ich glaube dem Interview hätte es gut getan, wenn sie etwas mehr an der letzten Aussage geblieben wären, was eine Diskriminierung von Transsexuellen ist, was eine schlechte Behandlung ist und inwieweit der Wunsch als eine bestimmte Person behandelt zu werden legitim ist und wie sie dazu steht, wenn sie zb eine „echte“ Transperson (also jemanden, bei dem man nicht das Gefühl hat, dass er nur provozieren will) treffen würde, die sich um ein gutes Passing bemüht.

Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

„Frauenfeindliche Energiesparmaßnahmen – Frieren für die Männer“

Die TAZ hat eine Frauenfeindlichkeit erkannt:

Frauenfeindliche Energiesparmaßnahmen: Frieren für die Männer

Immer noch werden in erster Linie Frauen Unannehmlichkeiten abverlangt, damit Männer Krieg führen können. Das fängt beim Energiesparplan an.

Mal wieder super fies von den Männern: Da haben alle die da kämpfen müssen so viel Spass daran, dass sie dafür sogar Frauen frieren lassen. Besser wäre ja eigentlich gewesen: Das Frauen frieren gibt den Männern noch den Extrakick während sie sterben und verstümmelt werden.

So, jetzt mal doch die verhasste Biologie. Denn manche Maßnahmen, die frauenfeindlich sind, sind dies, weil sie sich sehr direkt aufs körperliche Wohl- oder Unwohlbefinden auswirken – auf physiologische, geschlechtlich markant voneinander abweichende Phänomene. Zum Beispiel der Kabinettsbeschluss zum Energiesparen; er ist frauenfeindlich.

Das Beleuchtungsverbot wird von manchen bereits so gelesen, natürlich zuallererst von der gebeutelten Lichtverschmutzungs-, vulgo Leuchtreklameindustrie. Wegen des subjektiven Sicherheitsempfindens und so. Und auch darüber wäre in einer besseren Welt sicher nachzudenken. Aber hart und durch mehrere empirische Studien objektiviert betrifft die Absenkung der Bürotemperatur Frauen: Im Durchschnitt haben weibliche menschliche Körper weniger Blut, sie haben weniger Muskelmasse, und sie haben dünnere Haut.

Die Differenz der mittleren Wärmeenergieproduktion haben die niederländischen Forscher Boris Kingma und Wouter van Marken Lichtenbelt von der Universität Maastricht vor ein paar Jahren auf 12 Watt pro Quadratmeter Körperfläche beziffert. Das bedeutet: Frauen frieren schneller. Und wer friert, wird schneller krank.

Gäbe es doch nur Wege einen Wärmeverlust zu vermeiden! Aber nein, es ist Frauen unmöglich bei ihnen zu kalten Temperaturen einen Pullover anzuziehen.
Und natürlich sind es auch nicht Frauen an sich. Dünne Männer frieren eher als dicke Frauen etc. Frauen mögen im Schnitt höhere Temperaturen bevorzugen, tragen aber im Büro wahrscheinlich auch im Sommer luftigere Kleidung. Wer im Anzug kommen muss, der hat es gerne etwas kühler als die Frau im Sommerkleid.

Schon die aktuellen gesetzlichen Standards sind wie so vieles komplett am Bedürfnis männlicher Körper ausgerichtet. Die können optimal bei rund 22 Grad Raumtemperatur arbeiten, bei Frauen sind es zwei bis drei Grad mehr. Eine auf den Sommer bezogene geschlechtergerechte Energiesparmaßnahme wäre insofern das Verbot gewesen, die Räume per Klimaanlage auf Temperaturen unter 24 Grad zu kühlen. In your face, Putin. Um das zu diskutieren, ist es natürlich jetzt zu spät.

Wobei das eben „nur“ Strom verbraucht und nicht Gas. Aber es bestehen ja im nächsten Sommer vermutlich auch noch Gelegenheiten „feministische Klimapolitik“ zu machen.

Zum Ärgernis wird die Maßnahme aber im Hinblick darauf, was gleichzeitig an möglichen Maßnahmen nicht verordnet wird. Das prominenteste und effizienteste Beispiel ist die Komplettverweigerung, ein Tempolimit einzuführen. Dass Rasen auf der Autobahn ein mehrheitlich von Personen an den Tag gelegtes Verhalten ist, die sich gerne besonders männlich gelesen sehen, ist auch durch Zahlen und Figuren statistisch unterfüttert.

Die Abwägung zwischen Tempolimit und Temperatur im Büro daran festzumachen, dass das eine ja nur Männer trifft, dass andere aber Frauen ist schon sehr sympathisch. Man könnte darauf abstellen, dass Rasen auf der Autobahn nur eine kleine Einschränkung ist, während ansonsten Leute körperliches Unwohlsein haben, weil ihnen zu kalt ist, aber dieses „Können die nicht Männersachen einschränken?“ ist wirklich bescheuert

(…)

Das wäre so weit normal, fast wie ein Naturgesetz und darum nicht der Rede wert, wenn sich diese Beschlusslage nicht durch eine besondere Geschlechterasymmetrie auszeichnen würde. Denn während die Absenkung der Mindesttemperatur negative gesundheitliche Auswirkungen insbesondere für Frauen haben kann, ist das Gegenteil bei einem Tempo­limit der Fall, wie die Verkehrstotenzahlen nachdrücklich belegen. Darüber hinaus wäre es ja sogar so, dass auch die seelische Gesundheit derjenigen, die meinen, sie müssten sich durch besonders tollkühnes Schnellfahren in ihrer geschlechtlichen Identität beweisen, dank Tempolimit entlastet werden könnte.

Warum lassen die uns Frauen frieren, aber die Männer dürfen Rasen?

Es gibt ja Männer, vielleicht sind es alle, die unter diesen ­obszönen Forderungen ihres Rollenbildes leiden (wenn auch meist nur heimlich). Zu denen im Übrigen auch die nach der Fähigkeit gehört, besonders kalt duschen zu können und ohnehin ­temperaturunempfindlich zu sein und erst bei minus 20 Grad darüber nachzudenken, ob ein Pulli überm T-Shirt sinnvoll ist: Mann ist schließlich keine Memme, sondern Bürohengst. Ich rede hier übrigens nur von mir selbst.

Benno Schirrmeister leidet unter den Geschlechterrollen, weil er meint, dass Männer unbedingt kalt duschen können müssen und sich erst bei -20 Grad einen Pulli anziehen dürfen. Wie kann man so unsicher in Bezug auf sich selbst sein? Dusche so warm wie du willst, es ist eh niemand dabei. Ziehe dir im Büro einen Pullover an, es wird niemand beanstanden. Du bildest dir da echt einen Rollendruck ein, der nicht existiert.

Nein, 19 Grad sind nicht unmenschlich, die Absenkung wird zu deutlich weniger Toten führen, als ein Tempolimit verhindern würde, also alles im grünen Bereich, höhö. Aber die triste Wahrheit ist, dass die Bundesregierung maximal unsensibel ein altes, reaktionäres Narrativ fortsetzt mit diesen Beschlüssen: Immer noch werden in erster Linie Frauen Opfer abverlangt, damit Männer Krieg führen können – und sei es ersatzweise nur auf der Autobahn.

Das Schöne ist ja, dass mit den Grünen in Regierungsverantwortung anscheinend immer noch nichts besser wird – nach wie vor denkt niemand an die Frauen!!1

 

Andrew Tate

Andrew Tate macht gerade Schlagzeilen, weil er von wohl allen bekannteren sozialen Plattformen verbannt worden ist und ich habe ehrlich keine Ahnung, was er eigentlich genau vertritt, weil er bisher vollkommen an mir vorbei gegangen ist.

Arne hat ihm gestern auch wesentliche Teile seines Artikels gewidmet und nach dem was man da liest scheint er ja jemand zu sein, der in diesem Blog besprochen werden muss.

Also erst einmal aus der Wikipedia:

Emory Andrew Tate III (born December 14, 1986) is an American-British[1] internet personality and former professional kickboxer. Following his kickboxing career, Tate began offering paid courses and memberships through his website and later moved to influencer marketing. Tate’s misogynistic commentary[2][3][4] on social media has resulted in Twitter, Facebook, Instagram, YouTube, and TikTok banning him from their platforms.

In 2016, while a guest on the seventeenth season of Big Brother, Tate came under scrutiny for his homophobic and racist comments on Twitter.[14] After the release of a video in which Tate appeared to beat a woman with a belt, Tate was removed from the show after only six days of participation.[15] Tate stated that he was „great friends“ with the woman featured in the video[16] and said that the actions were consensual.[17]

Tate’s personal website offers training courses on getting rich and „male–female interactions“. According to the website, he operates a webcam studio using girlfriends as employees.[17] Tate and his brother started a webcam business in Romania, using webcam girls to sell sob stories to desperate men, claiming to have made millions of dollars doing so. They admit that their business model is a „total scam“.[18]

Tate operates Hustler’s University, a website where members pay a monthly membership fee in order to receive instruction on topics such as dropshipping and cryptocurrency trading. Until August 2022, members got a substantial commission for recruiting other people to the website through an affiliate marketing scheme. Some critics claimed that the affiliate marketing scheme effectively functioned as a pyramid scheme.[6][19] Tate became highly prominent during 2022 by encouraging members of Hustler’s University to post large numbers of videos of him to social media platforms in an effort to maximize engagement.[6]

ate received attention for his tweets delineating his view of what qualifies as sexual harassment amid the Harvey Weinstein sexual abuse cases and for tweeting several statements about his view that sexual assault victims share responsibility for their assaults.[17] In 2017, Tate falsely said that depression is not a real illness, receiving significant backlash.[20] Three of Tate’s Twitter accounts were suspended at different times. In 2021, an account he created to evade his previous ban was verified by Twitter contrary to their policies. The account appeared to have been part of a promotion with Bugatti. The account was subsequently permanently suspended, and Twitter said that the verification occurred in error.[17]

Online, Tate initially became known among far-right circles through appearances on InfoWars and acquaintances with far-right figures such as Paul Joseph Watson, Jack Posobiec, and Mike Cernovich.[21] Throughout 2022, Tate is considered to have become a cult-like figure on social media to many young directionless men across several English-speaking countries, catering to anti-feminist views in particular.[22] Having previously described himself as „absolutely a sexist“ and „absolutely a misogynist“,[23] Tate has stated that women „belong to the man“ and that he would attack women with a machete were they to accuse him of infidelity.[2] The White Ribbon Campaign, a nonprofit advocating against male-on-female violence, considers Tate’s commentary „extremely misogynistic“ and its possible long-term effects on his young male audience „concerning“.[24] Hope not Hate, an advocacy group campaigning against racism and fascism, has commented that Tate’s social media presence might present a „dangerous slip road into the far-right“ for his audience.[25] In response to criticism leveled at his misogynistic rhetoric, Tate stated that his content includes „many videos praising women“ and mainly aims at teaching his audience to avoid „toxic and low value people as a whole“. He further stated that he plays an „online character“.[26]

In August 2022, Tate was banned from Facebook and Instagram for violating their policies on hate speech and dangerous organisations and individuals.[25][27][28] TikTok, where videos featuring his name as a hashtag have been viewed 13 billion times, initially removed an account associated with him, saying they would investigate the matter further,[29] before removing his primary account as well after determining that it violated their policies.[21] Shortly thereafter, YouTube followed suit, marking Twitch as the only major social media platform left to host Tate’s content.[30] Tate responded to the bans in a video posted to YouTube, saying that, while most of his comments were taken out of context, he takes responsibility for how they were received.[2]

Hier mal ein Video, welches seine traditionelle Weltsicht ganz gut wiederzugeben scheint:

Aus dem Transcript:

i absolutely really love women i have nothing against women i believe women are the most precious things on the planet they create life they should be protected they should be provided for

i would never let a woman pay for a bill i would never let a woman if someone touched any of my woman i would stand up against 10 men by myself and risk my life to protect her

i believe that women are beautiful creatures i just don’t think that they’re as emotionally calm as men in stressful situations i don’t think they can fight like a man can and for the same reason i would never drop my children in an all-male nursery i think that’s strange and weird i would only drop them in an all-female nursery women do certain things and men do certain things and we live in a world

now where the whole idea of the roles has been conflated to the fact where if i come along and say women are better with children and men are better at fighting i’m somehow [ __ ] sexist when it’s clearly true there’s nothing wrong with stating the facts it’s the truth

Er scheint einen gewissen Essentialismus zu vertreten: Männer sind so, Frauen sind so in Abgrenzung zu „Männer sind im Schnitt so, Frauen sind im Schnitt so“.

Hier gleich noch mal die Langversion in der er auch andere  Ansichten verteidigt. Gerade der Punkt mit „sie ist sein Mädchen also schuldet sie ihm Geld, wenn sie etwas auf Only Fans macht“ ist schon eine sehr merkwürdige Ansicht.

Sein Vorteil ist, dass er sich nicht beirren lässt und ein gutes Selbstvertrauen hat. Er entschuldigt sich für nichts, er führt an, dass das eben seine Meinung ist, dass andere andere Meinung haben können, er führt auch einige Statistiken und Konzepte an, die schlicht stimmen (Forschung zu mehr intelligente, aber auch mehr dumme Männer), vermischt sie dann aber zu einer traditionellen Weltsicht, die man keineswegs teilen muss. Er führt beispielsweise richtigerweise an, dass ein Mann mit mehreren Frauen aus guten Gründen ein weit verbreiteteres Konzept war als eine Frau mit vielen Männern, aber sein Hang zu Jungfrauen den er wohl vertritt ist eben mit heutigen Verhütungsmitteln nicht mehr so zeitgemäß.

Hier noch ein Auszug:

right so my father my father was a chess player my father’s one of the best chess players in the world who’s actually the highest ranked black chess player in history at the time i grew up and i was a chess player from the age of four to the age of 13. i was a professional chess player on my route to be a grandmaster long story my my parents split up i lost my coach blah blah blah so i grew up in the chess world the chess world’s a really interesting world to grow up in because you’re around hyper intelligent people who are socially awkward a lot of them are like autistic and a bit strange some xkgb guys some real weird guys who don’t talk but it’s a world of ultra ultra intelligent people women cannot compete with men at chess now i’m not calling all women stupid i’m not saying that there aren’t some good female chess players i’m not saying i could be every woman no there are great female chess players but on average as a whole the best chess players in the world are men not women because women cannot computate at the level the men do that is just a statistical fact

Dem wesentlichen Inhalt wird man wohl nicht widersprechen können. 

Insofern scheinen mir ihre ein sehr traditionaler Blick auf die Welt, eine große Schnauze und ein großes Selbstvertrauen, eine gewisse Machoeinstellung etc zusammenzukommen und das provoziert.

Wer mehr zu fürchterlichen Ansichten oder Taten sagen kann: Gerne in den Kommentaren.

Ich habe außer den zwei Videos nicht viel von ihm gesehen.

Verdammt, jetzt habe ich doch noch mal in ein weiteres Video reingeschaut:

Tate:

women are absolutely happy saying you know what i know i have the best man on the planet and i know i make him happy women are happy with that yeah that’s true they’re far more happy with that and they are working some [ __ ] career yeah and some garbage oh i have thoughts and opinions in her job yeah [ __ ] shut the [ __ ] up have kids sit at home be quiet make coffee yeah and it makes everybody happier in the long run it’s good for everyone i don’t know how this is even controversial anymore right

die Frau:

but cobra might i interject that if women were truly happy doing that for so long maybe this whole women’s lib thing how did that come about

Tate:

that’s a psyop from the new world order they’re deliberately trying to turn women against men they have to divide the peasants that’s the only way the elites can retain control they turn the blacks against the whites the democrats against the republicans the women against the men it’s all a psyop and they do it purposefully listen a revolution is nothing more than men standing in one place and saying this [ __ ] has to change the reason there’s no revolution despite the absolute tyranny we experience here in the western world is because most men aren’t allowed out out the house because their wife will get mad at him you have to be home at 10 o’clock come home you’re not allowed out well what what about the kids uh should he be home sure you should be home for your kids but my point is you’re not gonna feel like a king or feel brave enough to go and rebel against a new world order if you don’t even feel in charge of your own house if you’re not a king in your own house then how are you a king anywhere else right and and the law is set up in a way in the western world the law is set up in the way in the western world where men have absolutely zero power most men are are clinically depressed working jobs they hate for in sexless marriages and they know they can’t leave because they lose the house and they lose the kids and they lose everything else so they don’t have time to be concerned with anything that’s actually happening in the world they keep us divided and distracted and empowering females is the easiest way to weaken the will of men what happened when you con when the romans conquered the greeks the first thing they did was kill all the fighting age males and we live in a world now where they are deliberately killing the fighting age males they’re killing the spirit the warrior spirit inside of men and they’re doing that by motivating men sorry motivating females and empowering to the point where they’re going to sit there and go you know what i’m a feminist you can’t tell me what to do i’m allowed to go out with my friends he’s just my friend i’m allowed to sleep at his house and drink vodka oh i only sucked his dick what’s the problem you know what fine finally get a divorce i’m taking the [ __ ] house yeah

Puh, schon reichlich abgedreht

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