Gerade lese ich ein biologisches Buch in dem es in einem Kapitel um die Argumente geht, die gegen eine Gruppenselektion sprechen.
Als Argument wird dort unter anderem der in vielen Spezies vorkommende Infantizid angeführt also der Umstand, dass ein Männchen Nachwuchs der Frauen tötet, damit diese wieder früher empfängnisbereit sind.
Dabei geht es auch darum, dass in diversen Spezien Maßnahmen der Weibchen vorhanden sind, um ihre eigenen Gene möglichst effektiv weiterzugeben einer davon ist natürlich beispielsweise das Verstecken der Kinder, aber auch die Einleitung einer Fehlgeburt, um die Kosten zu reduzieren, wenn das Männchen dann eh das Kind töten wird oder aber das Vortäuschen eines Eisprungs in Verbindung mit der dabei entstehenden sexuellen Lust in dieser Spezies. Es wird also eine Empfängnisbereitschaft vorgetäuscht, die normalerweise mit einem Eisprung einhergeht und dann dazu führt, dass das Männchen davon ausgeht, dass bestimmte Kinder, die dann geboren werden, von ihm sind, weil er mit dem Weibchen ja Sex hatte.
ich finde das interessant in Hinblick auf einen möglichen Selektionsweg dahin gehend, dass auch Menschenfrauen fremde dominante und gefährlich wirkende Männer attraktiv finden. Mit einem solchen Mann Sex zu haben kann eben davor schützen, dass er oder den noch kommenden Kindern etwas tut, weil sie möglicherweise seine eigenen sind. Natürlich eine relativ brutale Vergangenheit des Menschen in der Frauen befürchten mussten dass ihre Kinder getötet werden sie verschleppt worden sind oder jedenfalls neue Männer eine Gruppe übernommen haben.
Das ist durchaus nicht unvorstellbar, denn natürlich bringt die Verschleppung von Frauen aus einem anderen Stern oder aber das töten der Männer auch diesem Stamm und die Übernahme der Frauen evolutionäre Vorteile, den üblicherweise sind Frauen der Flaschenhals der Fortpflanzung, mit mehr Frauen kann sich eine Gruppe schneller fortpflanzen (solange sie diese hinreichend ernähren kann). Ein Überangebot von Frauen dürfte auch interessant sein um fähige andere Männer anzuwerben.
Alte Texte sind auch voll davon, dass Frauen als Beute für Kriege hochinteressant waren. Das fängt bei den alten Griechen an, bei denen in den Sagen immer wieder die Rede davon ist, dass die Frauen als Beute angesehen wurden, der Zorn von Achilles stammt genau daher, dass ihm eine bestimmte Frau nicht als Beute zugesprochen wird. Die trojanischen Kriege sind auch voll davon, dass bei der Eroberung einer Stadt den Frauen Babys aus den Händen gerissen werden und gegen Mauern geworfen werden oder anderweitig getötet geworden sind, was ja letztendlich auch nichts anderes ist als das Verhalten eines Löwen, der eine Rudel übernimmt. Man darf davon ausgehen, dass eine Frau, die als Beute gemacht worden ist, und schwanger ist auch ihr Baby nicht hat großziehen dürfen.
Gegenargument wäre sicherlich dass diese Frauen eh keine Wahl hatten und, wenn sie keinen Sex wollten, eben vergewaltigt worden sind. Aber auch hier könnte eine „pragmatische Selektion“ eher dazu führen, dass Frauen in solchen Situationen den größten Bully interessant fanden und so seinen Schutz vor den anderen erhalten konnten.
Auch ansonsten gibt es genug Geschichten davon, dass Soldaten, die eine Stadt besetzen, und dort langfristig durchaus Frauen finden, die Partnerschaften mit ihm eingehen und sich mit dem Feind einlassen. Das ist eine gefährliche Strategie, da diese natürlich üblicherweise erhebliche Nachteile haben wenn der Feind abzieht oder geschlagen wird und sie dann als Verräterinnen behandelt werden. Natürlich sind solche Besetzung von Städten aber etwas, was relativ neu in unserer evolutionären Geschichte ist es ist die Frage, ob dies relevant war, da es ja nicht viel zu und damit auch weniger zu befreien gab. Aber auch bei Stämmen gab es vielleicht ähnliche Situationen mit Raub und Befreiung und Verräterinnen.
Interessant wäre eine Strategie, die darauf abstellt, neue gefährliche Männer interessant zu finden, insbesondere bei einer Form der „freundlichen Übernahme“, bei der sich die Machtverhältnisse durch einen anderen Stamm in der Nähe stark ändern. Hier könnt es interessant sein, sich seinen Platz in diesem neuen Machtgefüge zu sichern, indem man das Wohlgefallen der mächtigen und gefährlichen Männer auch über Sex an sich zieht.
Siehe auch: Infantizid und verdeckte Ovulation