Genderidentität: „Bist du they? – Nee, ich bin Kevin“ (mit he/they Pronomen durchs Datingleben)

Ein interessanter Text zu den neuen Genderidentitäten:

Ein Bart ist eben etwas erst einmal sehr männliches. Hat man ihn wird man allenfalls „Genderverwirrung“ produzieren können, in dem man ihn mit stark weiblichen Zeichen kombiniert.

Neulich war ich mit Freundys unterwegs. Wir wollten noch in eine Bar, die an Dienstagen nur Menschen offen steht, die sich unter dem Akronym FLINTA wiederfinden (Frauen, Lesben, inter, trans, agender). Schwieriger Begriff, aber die Politik dahinter wäre ein anderer Text. Wir standen jedenfalls vor der Bar, und ich bekam einen Spruch gedrückt: „Heute Abend keine Männer“. Ich wusste von der Türpolitik und hatte vorher angesprochen, dass ich niemandem den Raum wegnehmen will. Der Tenor war: Wenn du dich heute danach fühlst, kommst du mit. Also entgegnete ich der Tür-Person, die mich als Mann las, etwas, das ich so noch nie zu einer fremden Person gesagt hatte: „Ich bin kein Mann, ich bin non-binär.“
„Non-binär“ wäre ja das N in FLINTA, das er oben weggelassen hat. Aber es ist eben auch ein ziemlicher Sammelbegriff, weil man darunter alles verstehen kann und nichts. Es reicht ja im Prinzip jede Abweichung von dem Klischee von Mann und Frau, das man zudem so hart und extrem ausgestalten kann wie man möchte um eine Abweichung bei sich selbst zu sehen.

Gender, in meinen Augen, bildet kein fixes Konstrukt, sondern eine situative und persönliche Verhandlung von Beziehungen. Mit meinem Gender navigiere ich Welt, Sexualität, Räume und Freundschaften. Als queerer Mann (in diesem Text verwende ich verschiedene Labels, alle davon sind valide), stehe ich in Dissonanz zu den für mich gedachten patriarchalen Rollenbildern als männlich gelesene Person.

Auch relativ leere Phrasen. Wie navigiert man mit seinem Gender Welt, Sexualität, Räume und Freundschaften? Und die „patriarchalen Rollenbilder“ für Männer gehen etwas in die Richtung von dem, was ich oben sagte: Um so starrer man die scheinbaren Vorgaben für Männer im Patriarchat sieht, um so leichter kann man von ihnen abweichen. Zeige ich ab und zu mal Gefühle? Ich breche aus (obwohl das ja auch sonst Männer machen). Finde ich Fußball langweilig? ha, da habe ich es den Rollenbildern aber gezeigt!

Maskulin, aber kein Mann, weil man idealisierte Männlchkeit nicht leben will. Das verengt ja dann das Verhalten für Männer gar nicht. Schon etwas grotesk, dass er sich nicht als Mann sehen kann, weil er der idealisierten Männlichkeit nicht entspricht.

Er ist statt dessen ein „Queer-Mann“. Das erlaubt immerhin eine schöne neue Identität und das Gefühl gegen die patriarchale Welt zu rebellieren.

„Rassifizierung“? Ich nehme an das ist dann als Weißer oder Schwarzer „gelesen“ zu werden und beugt irgendwie dem Vorwurf vor, dass es ja eigentlich keine Rassen gibt? Klingt dennoch irgendwie wie ein Nazibegriff.

Gender als soziale Technologie

Aber ich will in einer Welt leben, in der Bart und Tattoos, Kleidung und Haare mich nicht als Mann markieren.

Die meisten Butch-Lesben in Männnerkleidung und mit kurzen Haaren sind dennoch als Frauen zu erkennen. Der Bart ist nun einmal ein Zeichen für eine gewisse Menge Testosteron, die üblicherweise nur bei Männern vorkommt.
Aber relevanter dürfte auch seine Gesichtsform, sein Kinn, sein Adamsapfel etc sein

Hier mal ein Bild von ihm aus dem Netz:

Kevin Junk

Ich denke auch, wenn er sich rasieren würde, würde man ihn als Mann sehen.

Zwar empfand ich es als Bestätigung meiner Genderidentität, mich an der Tür zu behaupten. Zugleich war es ein Akt der Gewalt, mich einfach als cis Mann einzuordnen. Alternativ hätte die Person, die ich selbst als männlichen Türsteher gelesen hatte, einfach freundlich mitteilen können, dass der Abend nicht für cis Männer offen war. Dazu hätte ich mich anders verhalten können.

„Ein Akt der Gewalt“, da geht er aber hoch ran. Er setzt eben keine typischen Zeichen für eine Nichtbinarität, vielleicht irgendwas Queeres wie bunte Haare oder geschminkte Augen und Lippenstift?

Aber klar, er hätte ihn auch freundlich fragen können, welchen Buchstaben der Flinta-Definition er nun darstellt.

Dass meine Genderidentität als maskuline und non-binäre Person valide ist, wusste ich nicht, bis ich Sprache dafür fand, wirklich wörtlich fand. Ich stand in einem queer-feministischen Buchladen, an der Kasse lagen Buttons mit aufgedruckten Pronomen: he/his, she/her, they/them und zu meiner Überraschung: he/they. Das warme Gefühl, das in meinem Bauch aufflackerte, war wie das Gefühl, das ich hatte, als ich als junger Mensch zum ersten Mal zwei Männer beim Küssen sah. Das geht? Ich will das auch! Mittlerweile sehe ich viele Menschen, die mehrere Pronomen benutzen, alle aus ihren eigenen Gründen. Es gibt uns überall.
Ich kann mir vorstellen, dass he/they einigen in der Szene ideal erscheint. Man ist ein Mann, möchte aber auch irgendwie Queer sein, und das mit den passenden Pronomen betonen können, da kommt dann das They genau richtig. Wobei ich es immernoch merkwürdig finde, dass solche Pronomen auf englisch angeführt werden, aber er/sie Pronomen wären auch verwirrend, und er/sie (Plural) wahrscheinlich auch nicht so trendig.

Ist ja die in etwa die Übersetzung von „Ich bin ein Mann, aber keiner von den Bösen, sondern ein queerer guter!“

Wertvorstellungen beim Dating abgleichen

Jemand schrieb mir auf Instagram. Sein Move: Wir haben voll viel gemeinsam. Ich dachte, cute genug, lass uns mal irgendwann treffen. Wir konnten beim Abendessen über gemeinsame Themen wie Literatur, Lyrik und queeren Klassenkampf abnerden. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich schaue mir vor einem Date die Insta-Bio einer Person an und interessiere mich für deren Pronomen. Ich ging davon aus, dass die Person wusste, dass ich sowohl „er“ als auch „they“ verwende. Als wir im Gespräch auf Pronomen kamen und ich sagte, dass mir die Verwendung von „they“ auf Englisch ein wenig leichter fällt, ich aber literarisch gerade mit Neopronomen wie dey/dem arbeite, war mein Date geschockt. Er fragte mich: „Bist du they?“

Ich wäre auch geschockt, in einer vergleichbaren Situation mit einer Frau.

Aber bei “ Wir konnten beim Abendessen über gemeinsame Themen wie Literatur, Lyrik und queeren Klassenkampf abnerden.“ hätte sie auch schon sehr gut aussehen müssen bzw ich hätte wirklich, wirklich einen Artikel über das Date schreiben wollen.

Ich wollte sagen: „Nee, ich bin Kevin“, aber so schlagfertig war ich nicht. Stattdessen sagte ich sowas Holpriges wie: „Mein Gender ist komplexer als einfach nur Männlichkeit. Beide Pronomen haben in verschiedenen Situationen eine Verwendung für mich und ich fühle mich mit beiden wohl. Du hast die Wahl, wie du über mich sprechen willst.“ Im Nachhinein fühlt sich das wie eine Rechtfertigung an. Das zeigt mir, wie unsicher ich noch mit Gender umgehe, sobald ich von außen unter Druck gerate.

Statt die vulnerable Situation respektvoll zu halten, hielt das Date mir einen ungebetenen Vortrag darüber, wie nervig und anstrengend es sei, „they/them“ auf Englisch zu verwenden. Wir beide, die wir keine Englisch-Muttersprachler waren, nahmen darüber, so seine Meinung, an hegemonialer Sprache und ihren Regeln teil. Dabei war das hegemonialste an diesem Vortrag das ungefragte Erklären von dieser cis Nelke. Menschen daten, die mein Gender und seine Politik nicht verstehen, kommt für mich nicht mehr in Frage.

Ich finde ihn ganz sympathisch. Aber klar, mit so einer „Cis Nelke“ (eine Abwandlung von Pissnelke) kann es bei ihm nicht werden: Wollte der ihn etwa wie einen ganz normalen schwulen CIS-Mann behandeln? Ein Skandal.

Mein Körpergefühl hat sich verändert

Seit ich mit meiner Genderidentität kommunikativer umgehe, hat sich auch mein Körpergefühl verändert. Ich habe mit dem Boxen angefangen und war nach dem ersten Training schockverliebt in die Mischung aus Technik und Kraft. Befreit von dem Druck, ein richtiger Mann (lol) zu sein, kann ich Attribute wie Stärke besser verhandeln, weil sie nicht im binären Gegensatz zu meiner Sensibilität stehen, sondern im Dialog damit. Ich kann meinen Körper in seiner radikalen Verflochtenheit mit meiner Umwelt erleben, anstatt ihn mit Gewalt in binäre Förmchen zu pressen.

„Weil ich jetzt zusätzlich zu „he“ auch „they“ Pronomen benutze kann ich endlich Sachen machen, die andere Männer einfach so machen, aber ich lebe wirklich ganz befreit von irgendeinem Druck“

Schon irgendwie grotesk, wenn man das Mannsein irgendwie hassen muss und sich nur auf diesem Wege eine Erlaubnis dafür schaffen muss.

Ich gehe ja fast nicht mehr in Bars aber irgendwie würde ich ja gern mal ein echtes „Wie sind deine Pronomen“-Gespräch hören. Gibt es so etwas irgendwo? Wo Leute, die das ernst meinen mal im realen Leben mit echten Gesprächen zu hören sind?

Sorry, jetzt hab ich so viel über mich geredet. Was sind denn deine Pronomen?

Wer will darf sie hier gerne mitteilen.

Selbermach Mittwoch

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Friedrich Merz dazu, warum die Frauenquote für die CDU das richtige ist

Merz meldete sich in einem Artikel noch einmal selbst zu Wort und legte sein Argument für eine Frauenquote dar:

Merz: Wir werden die nächsten Wahlen nur gewinnen, wenn wir jünger, vielfältiger und weiblicher werden

Ich habe es häufig wiederholt: Eine Quote ist und bleibt die zweitbeste Lösung. Die beste Lösung wäre die angemessene Beteiligung von Frauen ohne verbindliche Regelungen dazu in unseren Statuten. Die niedersächsische CDU hat dies für die bevorstehenden Landtagswahlen so gemacht: Jeder zweite Platz auf der Landesliste ist mit einer Frau besetzt, in der Hälfte der Wahlkreise kandidieren Frauen

Die Wahl in Niedersachsen findet allerdings erst am 9.10.2022 statt und ob es eine Entscheidung war, die von den Wählern (m/w) belohnt wird, das wird man dann sehen. Insofern ist es gegenwärtig kein wirklich starkes Argument.

Aber leider wird dies nicht überall so praktiziert. Und deshalb müssen wir jetzt etwas mehr Verpflichtung in unsere Satzung aufnehmen, denn eines ist klar:
Wir werden die nächsten Wahlen nur gewinnen, wenn wir jünger, vielfältiger und weiblicher werden.

Aus einer Studie aus dem Jahr 2008, die untersucht hat, ob Frauen oder Männer ihre Wahlentscheidung nach dem Geschlecht der Kandidaten ausrichten:

While the research looked at gender affinity, and such other issues as the desire for gender-specific representation on certain political issues, and the political party affiliation of both the candidate and the voter, the research did not find an overwhelming or consistent gender gap supporting female candidates. Instead, information about the candidate herself, and her position on significant issues seemed to be more important to the voters‘ choice.

Aber natürlich könnte die CDU, selbst wenn man nicht auf den einzelnen Kandidaten schaut, doch einen Ruf als etwas verstaubte Partei ohne Frauen haben, der sich evtl negativ auswirkt. Wobei ich da meine Zweifel habe: Ein charismatischer Politiker, der aus der Sicht eine hohe Glaubwürdigkeit hat und für bestimmte erwünschte Positionen einsteht, dürfte für die meisten Leute interessanter sein.

Wäre natürlich für eine Bundestagswahl die Frage, ob das Merz wäre und natürlich dürfte es ihm auch eher darum gehen ein gewisses Bild von sich selbst zu zeichnen und der Gegenseite den Angriffspunkt, dass er ein „Frauenfeind“ ist, der gegen die Vergewaltigung in der Ehe gestimmt hat etc nimmt und bei dem er zeigen kann, dass er doch moderner ist als viele glauben.
Er kann dann bei anderen Themen klassischere CDU-Positionen vertreten.

Natürlich ist es auch eine Gefahr, bei der er Streitigkeiten in der Partei provoziert. Wenn altverdiente Politiker zugunsten einer nur mit Mühen überzeugten Frau nicht mehr auf einen erfolgsversprechenden Listenplatz kommen, dann trifft das diese eben persönlich und sie sind vielleicht dann auch weniger bereit diese mit Arbeit zu unterstützen. Ob Merz da die richtigen Worte und Angebote findet bleibt abzuwarten.

Wir kommen auf diesem Weg voran, und wir bekommen bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen Zustimmung für unseren Kurs. Aber wir müssen diesen Weg der Erneuerung konsequent weitergehen, deshalb habe ich mich auch zu einer Zustimmung für die vorgeschlagene Quote entschlossen.

Und wenn wir es gut und richtig machen, dann ist die angemessene Beteiligung von Frauen in unseren Vorständen und den Parlamentsfraktionen in einigen Jahren so selbstverständlich, dass wir die Verpflichtung aus unserer Satzung auch wieder herausnehmen können.

Ich vermute mal, dass das der Kompromiss und die Abfederung für die Basis sein sollen: Wir führen die Frauenquote ein, aber ja nicht auf ewig. Wir machen nur mal einen Versuch, und wenn es nichts ist, dann ist sie eben wieder erledigt. Eine Testphase, da müssen wir jetzt durch. Für das Image!

Durchschnittliche Ehedauer: Wann die meisten Ehen scheitern

Im Focus ist ein interessanter Bericht zur Ehedauer:

Durchschnittliche Ehedauer in Deutschland

Die Analyse der Ehedauer in Deutschland hat äußerst viele Aspekte. Diese beziehen sich nicht nur auf die Suche nach dem „verflixten 7. Jahr“ bei Ehescheidungen, sondern widmen sich auch der durchschnittlichen Anzahl der Ehejahre bis zur Scheidung. Spannend sind außerdem die Scheidungsquoten und die lebenslang haltenden Ehen.

  • Das Statistikportal Statista analysierte 2020 die Frage: „Nach wie vielen Jahren scheitern die meisten Ehen?“ Als die drei jährlichen Höchstzahlen wurden 7.446 Ehen nach 5 Jahren, 7.458 Ehen nach 6 Jahren und 7.192 Ehen nach 7 Jahren geschieden. Damit kann man die Frage nach dem „verflixten 7. Jahr“ mit einem klaren „Jein“ beantworten, denn im 5. und 6. Jahr gab es etwas mehr Scheidungen als im 7. Ehejahr.

Wie zu erwarten gibt es also kein „besonders gefährliches Jahr“. Die Zahlen weichen nicht soweit voneinander ab. Wäre interessant einen längeren Verlauf zu sehen.

  • Das Statistikportal Statista untersuchte auch die Frage: „Wie lange sind Paare im Schnitt verheiratet?“ Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung lag 2009 noch bei 14,3 Jahren und stieg bis 2016 bis auf 15,0 Jahre an. Ab 2017 sank die Ehedauer bis 2020 auf 14,7 Jahre. Derzeit sind Paare in Deutschland im Schnitt also etwas weniger als 15 Jahre verheiratet.

Also alles so etwa um die 15 Jahre. Da hätte ich ja noch ein paar.

  • Das Statistikportal Statista erforschte zusätzlich die Frage: „Wie hoch ist die jährliche Scheidungsquote?“ Dabei teilte man jährlich die Anzahl der Ehescheidungen durch die Anzahl der Eheschließungen. Die Scheidungsquoten stiegen von 1960 mit 10,55 % bis 2005 mit dem Höchstwert 51,92 % kontinuierlich an. Damit wurde also 2005 rein rechnerisch mehr als jede zweite Ehe geschieden.

Wobei man da bedenken muss, dass es ja mehr Ehen gibt als in einem Jahr geschlossen werden und eben auch eine Ehe von 40 Jahren dabei sein kann. Aber dennoch interessant, dass der Wert mal bei 10.55% lag. Darunter aber sicherlich auch viele unglückliche Ehen, bei denen man sich nur nicht scheiden ließ, weil man das eben nicht machte.

  • Danach sanken die Scheidungsraten bis 2018 auf 32,94 % ab. 2019 gab es mit 35,79 % eine erneute Trendwende, denn die Scheidungen stiegen bis 2020 leicht auf 38,52 %. Damit wurde also 2020 mehr als jede dritte Ehe geschieden. Die Hauptgründe sind hier die Lockdown-Zeiten in der Corona-Krise, weil die allermeisten Familienmitglieder sich zuhause aufhalten mussten und dabei öfters Probleme entstanden.

Auch interessant, dass es dann von 2005 mit 52% wieder runter ging auf sogar 33% und jetzt bei 38,5% ist.

  • Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung widmete sich der Frage: „Wie viele Ehen halten bis zum Tod?“ Im Jahr 2018 gab es insgesamt 148.066 Ehescheidungen. Aber die Zahl der Eheauflösungen durch den Tod eines Partners war fast dreimal so hoch. Das bedeutet, dass fast drei Viertel aller Ehen in Deutschland lebenslang halten.

Das ist doch mal eine schöne Perspektive. Wobei man sicherlich bedenken muss, dass darunter eben auch viele „alte Ehen“ sind, die vielleicht noch eine andere Einstellung zur Ehe haben.

 

„Was ist bloß mit den Vätern los“

Eine Mutter macht ihren Ärger über den Vater Luft:

Mein Name ist Nadine, ich bin seit 7 Jahren mit meinem Mann zusammen, wir haben zwei Kinder – der Große ist fast drei, die Kleine 5 Monate. Ich muss heute mal Dampf ablassen.

Manchmal habe ich nämlich das Gefühl, dass mein Mann kein gleichwertiger Erwachsener ist, sondern eher ein verpeilter Teenager. Ich muss ihm alles – und damit meine ich ALLES – vorkauen, was mit den Kindern zu tun hat. Er hat einfach null Bewusstsein dafür, was zu tun ist.

Er merkt nicht von alleine, dass die Kleine eine volle Windel an hat. Ich muss ihm sagen: Geh bitte wickeln. Er schaut nicht auf die Uhr und sieht, dass nun Mittagessenzeit ist. Ich muss ihm sagen: Deck doch schon mal den Tisch. Er ignoriert die vollen Wäschekörbe. Ich muss ihm sagen: Schalte bitte eine Maschine ein. Er sieht nicht von selbst, dass der Kühlschrank leer ist, ich muss sagen: Wir brauchen noch Milch.

Wenn unser Großer einen Wutanfall hat, reagiert mein Mann einfach dämlich. Er schafft es nicht, auf das Niveau eines Dreijährigen zu begeben, ihm Brücken zu bauen. Nein, unser Sohn soll sich dann nicht so anstellen, sonst hat Papa auch keine Lust mehr. Dann setzt er sich wie ein bockiger Teeanger aufs Sofa und daddelt am Handy.

Überhaupt nerven ihn die Kinder mehr als dass sie ihm Freude machen. Ja, ich finde auch, dass manche Tage sauanstrengend sind. Ja, ich möchte auch lieber ausschlafen oder mit meinen Freundinnen brunchen gehen. Ist aber halt gerade nicht so drin – get over it. Werd verdammt nochmal erwachsen.

Bei uns fliegen deshalb ständig die Fetzen, ich werde zunehmend ungeduldig mit meinem Mann und würde ihn am liebsten vor die Tür setzen. Leider sehe ich auch bei uns im Freundeskreis, dass die Frauen alle Gas geben, Familie und Beruf wuppen – und die Männer richtige Lappen sind. Was ist bitte bloß mit den Männern los? Mich wundert es ehrlich gesagt nicht, dass sich gerade um uns herum so viele Frauen trennen….

Bevor jemand es fragt: Natürlich habe ich es tausendmal angesprochen, aber er jammert dann nur rum, dass alles so viel sei und ich eben auch einiges einfach besser könne. Natürlich kann ich einiges besser – aber auch nur, weil ich geübter darin bin. Würde er sich mehr einbringen, würde auch er selbstsicherer werden. Was meint ihr – muss ich ihn einfach mal auflaufen lassen oder wie gehe ich damit am besten um?

Klagen über fehlende Mitwirkung von Vätern und den Umstand, dass man sie auf alltägliche Aufgaben innerhalb der Familie hinweisen muss, sind ja nichts neues. „Ich bin nicht deine Putzfrau/es ist nicht nur meine Wäsche/mein Geschirr/es sind auch deine Kinder“ sind da typische Sätze.

Klassische Gegenargument der Männer sind:

  • Sie übernimmt bestimmte Aufgaben, dafür ich eben andere. Ich bin länger im Büro, wenn Reparaturen anstehen mache ich die etc
  • Sie lässt mich nichts machen, wie ich will, es geht nur auf ihren Weg, ich wasche die Wäsche nicht richtig, ich reagiere nicht richtig auf das Kind etc
  • Ich habe tatsächlich nicht gemerkt, dass die Windel voll ist, ich hatte den Kopf wo anders.
  • und evtl: Sie wollte die Kinder, nicht ich.

 

„Warum liberale weiße Frauen viel Geld bezahlen, um beim Abendessen zu lernen, dass sie rassistisch sind“

Ein interessanter Artikel zu einem kostspieligen Event:

A growing number of women are paying to confront their privilege – and racism – at dinners that cost $2,500

Freshly made pasta is drying on the wooden bannisters lining the hall of a beautiful home in Denver, Colorado. Fox-hunting photos decorate the walls in a room full of books. A fire is burning. And downstairs, a group of liberal white women have gathered around a long wooden table to admit how racist they are.

“Recently, I have been driving around, seeing a black person, and having an assumption that they are up to no good,” says Alison Gubser. “Immediately after I am like, that’s no good! This is a human, just doing their thing. Why do I think that?”

This is Race to Dinner. A white woman volunteers to host a dinner in her home for seven other white women – often strangers, perhaps acquaintances. (Each dinner costs $2,500, which can be covered by a generous host or divided among guests.)

Das wären also Kosten von 2500 : 8= 312,50 € pro Person, wenn man es aufteilt.

A frank discussion is led by co-founders Regina Jackson, who is black, and Saira Rao, who identifies as Indian American.

Das ist ja eine interessante Unterscheidung. Die eine ist schwarz, die andere „identifiziert sich als Indisch-amerikanisch“.  Saira Rao ist eine typische intersektionale Feministin, die auf Twitter so radikal auftritt, dass man meint, sie ist ein Satireaccount. Aber sie ist echt.

They started Race to Dinner to challenge liberal white women to accept their racism, however subconscious. “If you did this in a conference room, they’d leave,” Rao says. “But wealthy white women have been taught never to leave the dinner table.”

Rao and Jackson believe white, liberal women are the most receptive audience because they are open to changing their behavior. They don’t bother with the 53% of white women who voted for Trump. White men, they feel, are similarly a lost cause. “White men are never going to change anything. If they were, they would have done it by now,” Jackson says.

Dinner guests listen to Regina Jackson.

White women, on the other hand, are uniquely placed to challenge racism because of their proximity to power and wealth, Jackson says. “If they don’t hold these positions themselves, the white men in power are often their family, friends and partners.”

Sie haben es wahrscheinlich auch gestartet, weil es nach einer guten Möglichkeit klingt Geld zu verdienen. Wenn man sagen wir 500 € für Essen etc abzieht, dann bleiben immer noch 1.000 € für jede.

Aber in der ideologischen Begründung klingt es eben besser. Lustigerweise wird es so sein, dass viele der Frauen zum Bezahlen das Geld des Mannes verwenden.

It seems unlikely anyone would voluntarily go to a dinner party in which they’d be asked, one by one, “What was a racist thing you did recently?” by two women of color, before appetizers are served. But Jackson and Rao have hardly been able to take a break since they started these dinners in the spring of 2019. So far, 15 dinners have been held in big cities across the US.

Da wird die Frage angesprochen, was das für die die Frauen bringt. Der Artikel „Luxury Beliefs are Status Symbols“, den ich auch gern noch mal im Ganzen besprechen möchte, wenn ich dazu komme, stellt es ganz gut dar:

The chief purpose of luxury beliefs is to indicate evidence of the believer’s social class and education.

Members of the luxury belief class promote these ideas because it advances their social standing and because they know that the adoption of these policies or beliefs will cost them less than others.

Advocating for defunding the police or promoting the belief we are not responsible for our actions are good ways of advertising membership of the elite.

Why are affluent people more susceptible to luxury beliefs? They can afford it. And they care the most about status.

Jeder kann zu irgendeinem Talk gehen oder ein Buch über die Schlechtigkeit Weißer lesen. Aber damit seine Freundinnen zu einem 2.500 € Essen einzuladen, damit sie ihre Schuld als Weiße darstellen, kann man deutlich machen, dass man ein Mitglied der Oberschicht ist und deren Luxusmeinungen anhängt. Dazu noch ein paar Stunden darüber reden, was man alles an kleineren Rassismen gemacht hat, dann wieder wie nach einem Beichtgebet die Vergebung der Sünden erfahren, dass muss man sich eben leisten können.

 

The women who sign up for these dinners are not who most would see as racist. They are well-read and well-meaning. They are mostly Democrats. Some have adopted black children, many have partners who are people of color, some have been doing work towards inclusivity and diversity for decades. But they acknowledge they also have unchecked biases. They are there because they “know [they] are part of the problem, and want to be part of the solution,” as host Jess Campbell-Swanson says before dinner starts.

Denn einer Bewegung beizutreten, die die Gruppe angreift, der man selbst angehört, in dem Wissen, dass dieser Angriff für einen selbst ungefährlich ist, dass ist ein „Costly Signal“. Man muss es sich leisten können.

Campbell-Swanson comes across as an overly keen college student applying for a prestigious internship. She can go on for days about her work as a political consultant, but when it comes to talking about racism, she chokes.

“I want to hire people of color. Not because I want to be … a white savior. I have explored my need for validation … I’m working through that … Yeah. Um … I’m struggling,” she stutters, before finally giving up.

Also letzendlich die Entschuldigung, dass sie es nicht einfach so will, sondern nur um Virtue Signalling zu betreiben, bei einem 2500 Dollar essen, bei dem sie Virtue Signalling Punkte sammelt, indem sie darstellt, dass sie es noch nicht ganz raus hat, wirklich Leuten zu helfen, sondern virtue Signalling Punkte zu sammeln.

Across from Campbell-Swanson, Morgan Richards admits she recently did nothing when someone patronizingly commended her for adopting her two black children, as though she had saved them. “What I went through to be a mother, I didn’t care if they were black,” she says, opening a window for Rao to challenge her: “So, you admit it is stooping low to adopt a black child?” And Richards accepts that the undertone of her statement is racist.

Klingt nach einem netten Catch21. Hätte lieber sie weiße Kinder als schwarze Kinder adoptiert wäre sie natürlich ein Rassist gewesen. Dass sie schwarze Kinder adoptiert hat, sie aber auch rassistisch, denn so kann sie in dem Gefühl baden, dass sie schwarze Kinder gerettet hat.

As more confessions like this are revealed, Rao and Jackson seem to press those they think can take it, while empathizing with those who can’t. “Well done for recognizing that,” Jackson says, to soothe one woman. “We are all part of the problem. We have to get comfortable with that to become part of the solution.”

Carbonara is heaped on to plates, and a sense of self-righteousness seems to wash over the eight white women. They’ve shown up, admitted their wrongdoing and are willing to change. Don’t they deserve a little pat on the back?

Natürlich nicht. Nicht an einem solchen Essen teilzunehmen, kein Untaten einzugestehen und keinen Willen zum Wechseln zu haben ist rassistisch. Aber all dies zu tun ist natürlich auch rassistisch, weil man meint, dass man etwas gutes getan hat, aber immer noch ein Rassist ist.

A copy of the book White Fragility. The participants are required to read it before attending the dinner.
A copy of the book White Fragility. The participants are required to read it before attending the dinner. Photograph: Rebecca Stumpf/The Guardian

Das Bringt einen wenigstens gleich in die richtige Stimmung und man muss die Basics nicht mehr erklären.

Erika Righter raises her tattooed forearm to her face, in despair of all of the racism she’s witnessed as a social worker, then laments how a white friend always ends phone calls with “Love you long time”.

“And what is your racism, Erika?” Rao interrupts, refusing to let her off the hook. The mood becomes tense. Another woman adds: “I don’t know you, Erika. But you strike me as being really in your head.Everything I’m hearing is from the neck up.”

Righter, a single mother, retreats before defending herself: “I haven’t read all the books. I’m new to this.”

Oh, sie kennt die „Luxus Überzeugungen“ nicht. Sie beschuldigt andere, nicht sich selbst. Ein Fauxpax. Es geht darum eigene Schuld zu erkennen, weil man es sich leisten kann und es letztendlich für einen keine Konsequenzen hat. Am besten eine kleine Schuld, zu groß wäre auch nicht gut. Um so kleiner sie ist, um so eher kann man Punkte dafür bekommen, dass man senibel genug ist sie wahrzunehmen. „Ich bin ein Sünder, mea culpa, mea Culpa mea maxima Culpa *klatsch*“ ist ja ein durchaus ein altes Konzept. Aber auch die Mönche hatten ja nicht tatsächlich ein sündiges Leben geführt.

“The American flag makes me sick,” read a recent tweet of hers. Another: “White folks – before telling me that your Indian husband or wife or friend or colleague doesn’t agree with anything I say about racism or thinks I’m crazy, please Google ‘token,’ ‘internalized oppression’ and ‘gaslighting’.”

She wasn’t always this confrontational, she says. Her “awakening” began recently.

After Rao’s mother died unexpectedly a few years ago, she moved to Denver from New York to be around her best friends – a group of mostly white women from college. She wasn’t new to being the only person of color, but she was surprised to notice how they would distance themselves whenever she’d talk frankly about race.

Then, fuelled by anger at Trump’s election after she’d campaigned tirelessly for Hillary Clinton, Rao ran for Congress in 2018 against a Democratic incumbent on ananti-racist manifesto,and criticized the “pink-pussy-hat-wearing” women of the Democratic party. It was during this campaign Rao met Jackson, who works in real estate. Jackson recalls her initial impressions of Rao as “honest, and willing to call a thing a thing”.

Sie hat sich benommen wie die Axt im Walde, allen Rassismus vorgehalten und sich dann gewundert, wenn ein Echo zurückkommt. Hier mal ein Tweet von ihr:

 

 

 

It’s that brashness that led to Race for Dinner. Rao is done with affability. “I’d spent years trying to get through to white women with coffees and teas – massaging them, dealing with their tears, and I got nowhere. I thought, if nothing is going to work, let’s try to shake them awake.”

The genesis of Race to Dinner wasn’t straightforward. Months after a dinner discussion about race with a white friend of Jackson’s went south, Rao bumped into that friend, who had started reading Reni Eddo-Lodge’s Why I’m No Longer Talking to White People About Race.

“She told me that the dinner had changed everything for her, and asked if we could do another,” says Rao. The friend invited other guests, Rao reluctantly agreed, then hated that second dinner, too. But then white women began flooding her inbox asking her to do it again.

In the beginning, Rao’s dinner-party tone was much more argumentative. But it left her looking less like a human and more like some kind of real-life trolling bot. Women at the dinners were always crying. Some of those dinners got out of hand – attendees have tried to place their hands on Jackson and Rao, and racial slurs have been thrown around.

Es hat sich also erst nach und nach herausgestellt, wie sie die Dinger kommerziell am besten vermarktet. Sie hat erst nicht verstanden, dass man für seine Luxury Beliefs nicht wirklich zum Weinen gebracht werden will, nicht wirklich Schuldig sein will oder sich schlecht fühlen will. Man will nur signalisieren, dass man sich diese Ideologie leisten kann und sich besser fühlen, weil man sich von Schuld befreit hat.

“My blood pressure went up. I’d work myself up into a frenzy at every dinner. I realized [that] if I walk away feeling I am going to have a stroke, we should try a different tactic,” Rao says.

Susan Brown attended one of those earlier dinners. She says she felt like Rao and Jackson were angry at her the whole time, without ever learning why. She found Rao needlessly provocative and mean-spirited, unaware of her own class privilege, and divisive. She felt the dinner set her up to fail.

Another previous attendee, who did not want to be named, says she found Rao to be dogmatic, and presented a distorted depiction of history, leaving out facts that do not fit her narrative. At one point, she referred to Rao as “the Trump of the alt-left”.

Zu radikal ist eben das Problem. Sie glaubt ihre radikalen Theorien wirklich und hat noch nicht verstanden, dass es darum gar nicht geht. Sie verkauft Klassenzugehörigkeit und denkt, dass die Leute sich ändern wollen.

But even for those who complained, something has changed. Brown read White Fragility – a book released last year that posits every person partakes to some degree in racism and needs to confront that – and realized many of the things she was commending herself for needed to be re-evaluated. The book is now assigned reading for women before they can attend a dinner.

The woman who compared Rao to Trump went to a city council meeting to speak up about the death of a young black man in her area. She attributes that specifically to Jackson’s call for solidarity.

Erika Righter and host, Jessica Campbell-Swanson debrief at the end of the night. Photograph: Rebecca Stumpf/The Guardian

In recent months, Jackson and Rao changed the model. They didn’t want to just have women rely on them to shout at them for being racist and then go home.

“We began to expect more of them,” says Rao. That meant asking the women to speak up. To own their racism. It meant getting them to do the required reading, as well as follow-up discussions, where they decide how to do better anti-racist work.

Also eben mehr ein Wohlfühlelement statt Angriffe und Vorwürde.

In the conversation that followed the dinner, Campbell-Swanson, who couldn’t get her racist thoughts out, committed to writing a journal, jotting down daily decisions or thoughts that could be considered racist, and think about how to approach them differently.

Lisa Bond, who was hired because Rao and Jackson thought there would be instances when participants would feel more comfortable expressing their feelings to another white woman, says this will help her see how unmonitored thoughts can lead to systemic racism. “If our ability to spot these things increases, our ability to challenge it will increase,” says Bond.

„wie unkontrollierte Gedanken zu systemischem Rassismus führen können“. Big Brother is watching you.

Bond says about 65% of participants engage meaningfully in post-dinner conversations with her. But weren’t these women already doing the work? Don’t they want to speak to those women who have no intention of challenging themselves?

“There are so many people worse than us,” says Bond. “I have gotten to the point where I no longer try to pay attention to what someone else is doing. I don’t talk about the 53% [who voted for Trump] because I’m not one of them.”

Ah, die anderen sind Schlechter, ein Teil der Absolution ist schon da.

What is in her power, she says, is forcing herself to talk to her sister, who did vote for Trump, even when it gets difficult. She emphasizes this work has to continue, no matter who is president.

“If Trump were impeached tomorrow and we got a new president, a lot of white liberal people will go back to living their lives just as before, and that’s what we have to prevent,” she says. “All that’s happened is we can see racism now, while before we could cover it up.That’s why we need these dinners. So when we get a new person in and racism is not as obvious, we won’t just crawl back to being comfortable.”

Wir brauchen diese Dinner, damit wir bei einer neuen Person – nicht bei uns, wir sind ja gut – erkennen, was rassistisch ist, damit er uns nicht ansteckt bzw nicht einfach denkt, dass er vom gleichen Stand ist. Wir als Antirassisten sind durch unsere Einsichten weiter aufgestiegen.
Luxus Überzeugungen zum Statusgewinn eben.

Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Roe Vs Wade vom Supreme Court aufgehoben, die Bundesstaaten können nur eigene Regelungen und Verbote durchsetzen

Eine Entscheidung des Supreme Court, also des Bundesverfassungsgerichtes der USA, wirft eine der in den USA umstrittensten Entscheidungen des Supreme Court um, Roe Vs Wade, in dem der Supreme Court das Recht auf Abtreibung als verfassungsrechtlich geschützt angesehen hat.

Die Begründung ist, da natürlich in der Verfassung kein direktes Recht auf Abtreibung steht, aus bestimmten Artikeln hergeleitet. Wie immer, wenn so etwas passiert, hat es eine gewisse Willkürlichkeit.

Hier aus dem Artikel dazu in der Wikipedia:

After its historical surveys, the Court introduced the concept of a constitutional „right to privacy“ that it said had been intimated in its earlier decisions Meyer v. Nebraska and Pierce v. Society of Sisters, which involved parental control over childrearing, and Griswold v. Connecticut, which involved the use of contraception.[6] Then, „with virtually no further explanation of the privacy value“,[7] the Court ruled that regardless of exactly which provisions were involved, the U.S. Constitution’s guarantees of liberty covered a right to privacy that protected a pregnant woman’s decision whether to abort a pregnancy.[6]

This right of privacy, whether it be founded in the Fourteenth Amendment’s concept of personal liberty and restrictions upon state action, as we feel it is, or… in the Ninth Amendment’s reservation of rights to the people, is broad enough to encompass a woman’s decision whether to terminate her pregnancy.

— Roe, 410 U.S. at 153.[103]

Aus dem Artikel zu  „Right to privacy“

Legally, the right of privacy is a basic law[37] which includes:
  1. The right of persons to be free from unwarranted publicity
  2. Unwarranted appropriation of one’s personality
  3. Publicizing one’s private affairs without a legitimate public concern
  4. Wrongful intrusion into one’s private activities
Mir scheint es entspricht etwa dem, was auch das deutsche Bundesverfassungsgericht aus der deutschen Verfassung hergeleitet hat, eine Form des allgemeinen Persönlichkeitsrecht, bei der bestimmte Sache so privat sind, dass sie einem der Staat nicht verbieten darf. Es ist vielleicht am besten zu übersetzen als „ein Recht auf Privatsphäre“.

The Court reasoned that outlawing abortions would infringe a pregnant woman’s right to privacy for several reasons: having unwanted children „may force upon the woman a distressful life and future“; it may bring imminent psychological harm; caring for the child may tax the mother’s physical and mental health; and because there may be „distress, for all concerned, associated with the unwanted child“.[104]

Im Prinzip also „Der Staat darf sich in so wichtige Fragen wie die Frage, ob man ein Kind bekommen will, mit allen daraus herzuleitenden Folgen, nicht einmischen“

Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat es im Prinzip ganz ähnlich gesehen:

5. Die Reichweite der Schutzpflicht für das ungeborene menschliche Leben ist im Blick auf die Bedeutung und Schutzbedürftigkeit des zu schützenden Rechtsguts einerseits und damit kollidierender Rechtsgüter andererseits zu bestimmen. Als vom Lebensrecht des Ungeborenen berührte Rechtsgüter kommen dabei – ausgehend vom Anspruch der schwangeren Frau auf Schutz und Achtung ihrer Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 GG) – vor allem ihr Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG) sowie ihr Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 GG) in Betracht. 

But the Court rejected the notion that this right to privacy was absolute.[6] It held instead that women’s abortion right must be balanced against other government interests, such as protecting the mother’s health and protecting the life of the fetus.[6] The Court held that the interests were sufficiently compelling to permit states to impose some limitations on pregnant women’s right to choose to have an abortion.[6]

A State may properly assert important interests in safeguarding health, maintaining medical standards, and in protecting potential life. At some point in pregnancy, these respective interests become sufficiently compelling to sustain regulation of the factors that govern the abortion decision. … We, therefore, conclude that the right of personal privacy includes the abortion decision, but that this right is not unqualified and must be considered against important state interests in regulation.

— Roe, 410 U.S. at 154.
Also die Erwägungen, die allgemein zu erwarten waren und die letztendlich auch das deutsche Verfassungsgericht angestellt hat.
Sie sind aus meiner Sicht nachvollziehbar, auch wenn die Herleitungen aus den Verfassungen letztendlich beliebig sind.

Texas’s lawyers had argued that limiting abortion to situations where the mother’s life was in danger was justified because life began at the moment of conception, and therefore the state’s governmental interest in protecting prenatal life applied to all pregnancies regardless of their stage.[7] But the Court said that there was no indication that the Constitution’s uses of the word „person“ were meant to include fetuses, and it rejected Texas’s argument that a fetus should be considered a „person“ with a legal and constitutional right to life.[105] The Court observed that there was still great disagreement over when an unborn fetus becomes a living being.[105]

We need not resolve the difficult question of when life begins. When those trained in the respective disciplines of medicine, philosophy, and theology are unable to arrive at any consensus, the judiciary, in this point in the development of man’s knowledge, is not in a position to speculate as to the answer.

— Roe, 410 U.S. at 159.[106]

 

To balance women’s rights to privacy and state governments‘ interests in protecting mothers‘ health and prenatal life, the Court created the trimester framework.[107][108]
During the first trimester, when it was believed that the procedure was safer than childbirth, the Court ruled that a state government could place no restrictions on women’s ability to choose to abort pregnancies other than imposing minimal medical safeguards, such as requiring abortions to be performed by licensed physicians.[7]
From the second trimester on, the Court ruled that evidence of increasing risks to the mother’s health gave states a compelling interest that allowed them to enact medical regulations on abortion procedures so long as they were reasonable and „narrowly tailored“ to protecting mothers‘ health.

[7] From the beginning of the third trimester on—the point at which a fetus became viable under the medical technology available in the early 1970s—the Court ruled that a state’s interest in protecting prenatal life became so compelling that it could legally prohibit all abortions except where necessary to protect the mother’s life or health.[7]

Having completed its analysis, the Court concluded that Texas’s abortion statutes were unconstitutional and struck them down.

A state criminal abortion statute of the current Texas type, that excepts from criminality only a life-saving procedure on behalf of the mother, without regard to pregnancy stage and without recognition of the other interests involved, is violative of the Due Process Clause of the Fourteenth Amendment.

— Roe, 410 U.S. at 164.

Auch das natürlich immer wieder die Frage: Wann fängt menschliches Leben an und ab wann kommt diesem Leben eine so große Bedeutung zu, dass die Interessen der Mutter dahinter zurücktreten müssen.

Die neue Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes findet man hier.

Wenn ich es richtig verstehe, dann stellt es im wesentlichen darauf ab, dass die Position des Fötus nicht hinreichend berücksichtigt worden ist, also das alte Argument, dass das Leben des Fötus als Leben eines Menschen allen anderen Rechten vorgehen muss:

What sharply distinguishes the abortion right from the rights recognized in the cases on which Roe and Casey rely is something that both those decisions acknowledged: Abortion is different because it destroys what Roe termed “potential life” and what the law challenged in this case calls an “unborn human being.” None of the other decisions cited by Roe and Casey involved the critical moral question posed by abortion. Accordingly, those cases do not support the right to obtain an abortion, and the Court’s conclusion that the Constitution does not confer such a right does not undermine them in any way. Pp. 30–32.

Mich überzeugt es nicht, aber ich bin ja auch Pro-Abtreibung. 

Noch kurz zu den Richtern:

ALITO, J., delivered the opinion of the Court, in which THOMAS, GORSUCH, KAVANAUGH, and BARRETT, JJ., joined. THOMAS, J., and KAVANAUGH, J., filed concurring opinions. ROBERTS, C. J., filed an opinion
concurring in the judgment. BREYER, SOTOMAYOR, and KAGAN, JJ., filed
a dissenting opinion.

Die Richter, die dem Urteil zugestimmt haben:

  • Samuel Alito wurde von George W Bush vorgeschlagen, Sohn italienischer Einwanderer, aber man wird wohl sagen „weißer Mann“
  • Clarence Thomas wurde von George Bush vorgeschlagen, ein „schwarzer Mann“
  • Neil Gorsuch wurde von Trump vorgeschlagen, weißer Mann
  • Brett Kavanaugh wurde auch von Trump vorgeschlagen, weißer Mann.
  • Amy Coney Barrett wurde von Trump vorgeschlagen, eine weiße Frau.
  • John Roberts wurde von Bush vorgeschlagen, weißer Mann

Die Richter, die dagegen waren:

  • Stephen Breyer wurde von Clinton vorgeschlagen, ein weißer Mann
  • Sonia Sotomayor wurde von Obama vorgschlagen, ihre Eltern stammen aus Puerto Rico, also eine Latina
  • Elena Kagan wurde von Obama vorgeschlagen, eine weiße Frau

Wie man sieht ist damit die Besetzung der Richter das ganz wesentliche Element. Wir werden aber sicherlich noch lesen, dass 5 überwiegend weiße Männer die Abtreibung verboten haben, wärend 2/3 aller weiblichen Richter dagegen waren.

Die konservativeren Republikaner werden dies als Sieg verbuchen. Ich bin eher gespannt, ob es nicht ein Pyrrhussieg ist.

Es gibt den Demokraten einen guten Ansatzpunkt gegen die Republikaner, der vorher nicht bestand, weil beide durch das Urteil etwas hatten, an dem sie nicht vorbeikamen. Es war zwar eine hochbrisante Frage, aber letztendlich musste man sie nicht klären, weil der Supreme Court es schon gemacht hatte. Es erlaubt aber nun die Republikaner als Gefahr für Frauen (und Männer, die wollen, dass eine Frau wenn etwas passiert abtreiben kann) darzustellen.

Klar, die Demokraten werden da dann vielleicht nicht von Frauen, sondern von Menschen mit Gebärmutter sprechen, und das wird auch einige wieder gegen sie aufbringen, aber dennoch glaube ich, dass das eher zu Lasten der Demokraten bei den Wählern geht.

In einem Präsidentschaftsrennen könnte ein Republikaner sagen, dass es eben eine Sache der Staaten ist, aber die Gegenseite wird vielleicht anführen, dass man mit einem passenden Präsidenten der Demokraten vielleicht einfach weitere Richter in das Bundesverfassungsgericht schicken und die Sache wieder umdrehen könnte.

Eine Möglichkeit für die Republikaner wäre zudem in den von ihnen gehaltenen Staaten eben vernünftige Abtreibungsmöglichkeiten vorzusehen, damit würden sie der Kritik etwas den Wind aus den Segeln nehmen.

Der konkrete Staat, um dessen Gesetz es hier ging, hatte wohl aus europäischer Sicht gar nicht so strenge Regeln:

Natürlich würde das aber, da Roe vs Wade nicht mehr gilt einen anderen Staat nicht abhalten sehr strenge Regeln zu machen.

Zu den bisherigen Regelungen fand ich diese Grafik auf Twitter:

Ein Gegengewicht in der Praxis wäre vielleicht, dass eine Frau zur Not eben einfach über die Grenze eines Bundesstaates hinüber muss und dann eben dort straffrei abtreiben kann, wenn dort bessere Gesetze gelten. Ob Bundesstaaten für ihre Einwohner Handlungen in einem anderen Bundesstaatstaat, in dem sie erlaubt sind, unter Strafe stellen können wäre eine andere interessante Frage.

 

Ein paar Stimmen:

Das ist natürlich auch etwas den Teufel an die Wand malen, aber anderseits ist die Erwähnung dieser Fälle mit dem Hinweis, dass man auch dort „Neu überlegen“ würde letztendlich eine Aufforderung Fälle dieser Art zum Bundesverfassungsgericht zu bringen.
Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich Überlegungen gibt, den Zugang zu Verhütungsmitteln einzuschränken oder einvernehmlichen Analverkehr zwischen erwachsenen Männern unter Strafe zu stellen. Auch die Aufhebung der gleichgeschlechtlichen Ehe erscheint mir erstaunlich. Aber ich stecke ja im amerikanischen Diskurs auch nicht drin.

Da sieht man, dass selbst konservative Frauen verständlicherweise von dem Urteil nichts halten.

Ja, ich glaube auch nicht, dass da viel Gutes bei rauskommen wird. Den besten Ausgang, den ich sehe, wäre, dass die Republikaner merken, dass da nicht wirklich was für sie zu holen ist und liberale Abtreibungsgesetze in den Bundesstaaten machen, in denen sie die Mehrheit haben.

Wäre interessant, ob das dazu beigetragen hat, aber doch eher nicht so überzeugend. Zum Supremecourt wurden, wenn ich es richtig verstehe, schon immer Richter gewählt, die bestimmte Meinungen hatten, die man im Supreme Court sehen wollte.

26 Staaten sind schon eine Menge. Aber es steht den Bürgern – das ist ja das Interessante an der Entscheidung des Supreme Court – natürlich frei, Politiker, deren Entscheidung ihnen nicht gefällt, abzuwählen und dann neue Politiker zu wählen, die zB eine Abtreibung zulassen.

So etwas darf natürlich auch nicht fehlen. Es kommt nicht auf den Inhalt an, sondern wer es sagt.

Siehe auch:

 

Aktivisten mit Posten versorgen

Wahrscheinlich war es auch schon vorher so und es fällt mir nur mehr auf, weil mir die Aktivisten, die jetzt in gut bezahlte Positionen gebracht worden sind, nicht gefallen. Aber dennoch fällt es gerade auf.

Insbesondere die Grünen scheinen mir für verschiedene Positionen Aktivisten gewählt zu haben, die insoweit eine gewisse Radikalität haben und üblicherweise auch intersektionalen Theorien anhängen.

Da wäre zum einen Sven Lehmann, der stark in jede Richtung austeilt und insbesondere in der Trans debatte klassische intersektionale Positionen vertritt und Leute als terfs beschimpft.

Dann wäre da Frau Ataman, die ja anscheinend eine türkische Nationalistin ist, weiße Menschen meint abwerten zu können, anscheinend auch die Clans in Berlin deckt und dennoch Integration betreiben soll etc

Gestern gab es noch eine weitere Namensnennung, Laura Dornheim, bei Twitter bekannt als schwarzblond, soll it-referentin der Stadt München werden immerhin einen Job mit einem monatslohn von 10.000 €. Sie ist zwar immerhin Wirtschaftsinformatikerin, hat aber letztendlich in Gender studies promoviert.

Sie sollte eigentlich letztes Jahr in den Bundestag kommen, für die Grünen Komma ist aber nicht hinreichend gewählt worden. Beruf ist sie wohl eher im Kommunikationsbereich tätig als in wirklich technischen Bereich, aber immerhin ist sie als Wirtschaftsinformatikerin ja etwas vom Fach. Es sollen aber wesentlich kompetentere Personen zur Wahl gestanden haben, wobei die Grünen für diesen Posten wohl das Vorschlagsrecht haben, was bedeutet, dass ihr Kandidat gewählt wird.

Das Problem von solchen fanatischen Personen ist dass sie nicht aus politischen Gründen ruhig sein können, sondern ihre Meinung üblicherweise weiterhin vertreten und entsprechend radikal sind. Man darf gespannt sein wie es dort jeweils weitergeht.

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