Nochmal: Status, sexuelle Selektion, intrasexuelle Konkurrenz und Evolution

Der Artikel zu intrasexueller Konkurrenz unter Männern und der Wunsch nach Status als etwas, was durch sexuelle Selektion entstanden ist hat in den Kommentaren einige Punkte gebracht, die zu besprechen sind:

Crumar schreibt:

Wenn man „Status“ als „soziales Ansehen in einer existierenden Gruppe/Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit“ übersetzt, dann macht der Begriff mehr Sinn.
„Status Hausbesitz“ wäre bei den Wildbeutern aber unsinnig, Schuhe mit roten Absätzen sind heute merkwürdig, die Bedeutung der Farbe Purpur sagt uns gar nichts.
Die Relevanz und die Marker von „Status“ können nicht biologisch „festverdrahtet“ sein, denn sie haben sich historisch verändert und machen nur sozialen Sinn. Ändert sich die Gesellschaft, dann ändert sich auch das, was als „Status“ gilt.
Ebenso verhält es sich mit „Kompetenzhierarchien“.
An diesem Punkt wird es ohne die inhaltliche Bestimmung von dem, in was man aus welchem Grund (neumodisch!) „kompetent“ ist oder sein muss annähernd sinnlos.
Denn „kompetent“ zu sein, bedeutet lediglich, eine gesellschaftlich gefragte Fähigkeit zu besitzen bzw. erworben zu haben, die natürlich zeitabhängig ist. D.h. es werden einmal erworbene „Kompetenzen“ auch entwertet oder gänzlich sinnlos und das durch gesellschaftliche Selektionsprozesse, keine biologischen.

Die Grenzen von dem, was eine evolutionspsychologische Erklärung hergibt, sind m.E. offensichtlich.

Das ist ein häufiger Einwand, der etwas vereinfacht anspricht, dass heutiger Status auf Punkte gerichtet ist, die es in der Steinzeit nicht gab und demnach auch nicht dort selektiert worden sein können.

Aber das verkennt eben, dass wir gar nicht die roten Schuhe oder das Haus biologisch angespeichert haben müssen, sondern nur Regeln nach denen wir etwas bewerten können, was in evolutionärer Zeit Status gebracht hat.
Status folgt ja auch gewissen Regeln: Etwas, was jeder haben kann wird keinen Status generieren, es muss eben etwas sein, was mit bestimmten Kosten belastet ist um es zu haben. Und da ist zB ein großes Haus und andere Luxusgegenstände recht einfach unterzubringen.
Natürlich lässt das Spiel für gesellschaftliche Regeln, aber eben immer nur in diesen Regeln.

Kirk schreibt:

Stimmt etwas mit mir nicht? Ich will nämlich keinen hohen Status haben.

Ich bezweifele, dass Kirk vollkommen Statuslos sein möchte. Aber natürlich kann selbst die Einstellung, dass man keinen Status hinterherjagen möchte sondern lieber ein bequemes Leben führen möchte, in der richtigen Gruppe eine Statuseinstellung sein (wenn man allerdings nicht in der Gosse lebt, sondern noch soweit einen gewissen Lebensstil hat).

Punks als Bewegung beispielsweise haben sich gegen das System aufgelehnt, den Kapitalismus kritisiert, aber dabei häufig jede Menge Statussignale gesendet: Von „Ich kann gegen die ganze Gesellschaft kämpfen, niemand schreibt mir etwas vor“ bis zu der beste Ablehner klassischer Statussignale zu sein etc.

Aber natürlich ist es bei der Suche nach Status auch wie bei jedem anderen Geschlechterunterschied. Es sind Normalverteilungen mit einer relativ breiten Spanne: An dem einen Ende die, die für Status alles machen (mit dem entsprechenden Risiko) auf dem anderen Ende die, die es eher ruhig halten (die dafür aber Kräfte sparen und weniger Risiko eingehen)