Funktioniert das Gehirn ganz anders? (Gastartikel)

Gastartikel von „Alter Freund“

Wer meinen Beitrag „Ist das männliche Geschlecht erfunden?“ gelesen hat, wird sich nun sicherlich freuen über eine Fortsetzung aus der beliebten Reihe „Wir stellen die Welt auf den Kopf“. Auch diesmal nicht ganz ernst gemeint, aber irgendwie doch, also auch eine Provokation an die etablierte Wissenschafts-Gemeinde.

Als wissenschaftlich interessierter Mensch habe ich einen groben Überblick über die Funktionalität des Gehirns bzw. das grundlegende Modell welches dabei verwendet wird. Ich bezeichne das als „monolithisches Modell“, alle Teile bilden zusammen ein Ganzes, das als Einheit funktioniert.
Und als jemand, der sich auch etwas mit Computern auskennt, zieht man gern Parallelen, und sieht auch die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Gehirn und Computer.
Nun hat sich bei mir im Laufe der Zeit eine Vermutung eingeschlichen, die ich hier darlegen möchte. Dass vielleicht die grundsätzliche Funktionalität des Gehirns völlig missverstanden wird, und wir es tatsächlich mit einem modularen System zu tun haben.

Jede Hemisphäre des Gehirns, von denen es ja vier gibt, ist dabei ein eigenes Modul, eine eigene Persönlichkeit. Und im Zentrum, dem Corpus Callosum, der im monolitischen Modell als Daten-Highway der Hemissphären definiert ist, wohnt das Bewusstsein bzw. das fünfte Modul, die eigentliche echte Persönlichkeit eines Menschen, die von den anderen vier ständig beeinflusst wird (vielleicht sogar von denen erst generiert wird) und verschwindet wenn man schlafen geht.

Wie komme ich nun darauf?

Irgendwann vor langem las ich einem wissenschaftlichen Bericht über das Gehirn, in dem berichtet wurde dass im Corpus Callosum die Synapsendichte am höchsten wäre, und dass ausserdem die Aktivität auf dem Daten-Highway mit dem Schlaf-Zyklus gekoppelt ist. Morgens, wenn man aufwacht, fängt der Highway an zu glühen, und abends, wenn man einschläft, kommt der Verkehr zum erliegen.
Wir Computer-Leute haben einen Spruch: „Dort wo die meisten Kabel sind, ist der Server-Raum“. Und wenn ich lese dass im Corpus Callosum die Synapsendichte am höchsten ist, dann drängt sich mir natürlich sofort die Frage auf: „Ist das vielleicht der Server-Raum, und nicht nur ein Daten-Highway der Hemispähren?“

Irgenwann später bin dann auf den Bericht über den Mann ohne Gehirn gestossen. Ein Portugiese, ein zwar einfacher Mensch, der aber ganz normal sein Leben lebt, ging irgendwann zum Arzt, wo sich zum Erstaunen der Wissenschaftsgemeinde herausstellte, dass der keine Hemisspären im Gehirn hat, nur Hirnwasser und den mittleren Stumpf im Gehirn, dort wo der Corpus Callosum sitzt.
Wenn das System auch ohne Hemispähren recht gut funktioniert, dann sind die Hemispähren nur Peripherie, die gar nicht wirklich gebraucht wird, und der eigentliche Kern des Gehirns ist der Corpus Callosum, so meine Schlussfolgerung.
Im monolitischen Modell wird die Lebensfähigkeit des Mann ohne Gehirn damit erklärt, dass das Gehirn eine fast unglaubliche Plastizität haben soll. Im modularen Modell fehlen einfach nur die vier anderen Module, und das Kernmodul läuft im Notfall-Modus irgndwie alleine, mit stark reduzierter Leistung.

Ganz allgemein würde ich die vier Personen der beiden inneren und äusseren Hemispähren so beschreiben, dass die beiden Inneren das Fluchttier und das Kampftier sind, die in uns wohnen, und die beiden Äusseren kooperativ/konfrontativ sind.
Kommt es zu einer gefährlichen Situation, wird die Frage „Kampf oder Flucht?“ von den beiden inneren Hemisphären ausgefochten. Und im Alltag, im Umgang mit anderen Menschen, wird die Frage „konkurrieren oder kooperieren?“ von den äusseren Hemispähren ausgefochten.

Wenn das also so ist, dass eine Zentralpersönlichkeit im Gehirn ständig heimlich von vier Sub-Persönlichkeiten manipuliert wird, könnten wir das erkennen und auch vor uns selbst zugeben?
Ich denke nicht, denn in einer Kultur in der die Gehirne darauf trainiert werden, immer nur eine Seite zu zeigen, und das Zeigen von mehreren Seiten als psychische Krankheit wie Schizophrenie u.ä. angesehen wird, ist das unmöglich. Wir würden richtig übel in einer Sackgasse stecken und niemals erkennen können, wie wir wirklich funktionieren.