Selbermach Samstag

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Geschichte der Evolutionstheorie: Thomas Robert Malthus

Thomas Robert Malthus hat nichts direktes mit der Evolutionstheorie zu tun, aber die „Malthusianistische Katastrophe“ bzw die Gefahr der „Bevölkerungsfalle“ war zu den Zeiten, als die Evolutionstheorie entstanden ist, ein Buch welches in der Gesellschaft weit diskutiert worden ist und Entwickler der Evolutionstheorien auf Ideen gebracht hat.

Aus dem Wikipedia Artikel:

In einer Kritik an der optimistischen Auffassung von William Godwin über die Vervollkommnungsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft und deren prinzipielle Problemlösungskapazitäten hat Malthus in seinem Essay on the Principle of Population (1798) die Überbevölkerung als Problem einer sich entwickelnden Ökonomie und Gesellschaft herausgestellt. Malthus stellt es als augenscheinliche schicksalhafte Notwendigkeit dar, dass das menschliche Geschlecht blind dem Gesetze der unbegrenzten Vermehrung gehorche, während sich die Unterhaltsmittel, die es leben lassen, mit ihm nicht in denselben Proportionen vermehrten. Diese Tatsache erschien ihm als so erwiesen, dass er sich nicht scheute, sie als ein mathematisches Axiom zu formulieren. Er behauptete, dass die Menschen in geometrischer Progression und die Lebensmittel in arithmetischer Progression zunehmen. Im Zahlenbeispiel: Wenn ein Paar vier Kinder hat und diese wieder vier Kinder pro Paar, so wächst die Bevölkerung entsprechend; eine Steigerung der Lebensmittelproduktion folgt aber nicht in demselben Verhältnis. Durch verbesserte Bewässerung steigt die Produktivität etwa um 20 %. Dieser Zuwachs erzeugt dann aber keinen weiteren Zuwachs mehr. Es wird nach Malthus sonach ein Zeitpunkt eintreten, wo die Vorräte nicht mehr für die Erdbevölkerung ausreichen würden, wenn nicht jene Korrektive immer wieder dazwischen träten wie Krankheiten, Elend und Tod, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Malthus sprach damit sein wissenschaftliches wie moralisches Urteil über die Unglücklichen in einer Textpassage aus, die er in späteren Ausgaben zwar wieder getilgt hat, die aber als kennzeichnend gehalten wurde für den Geist seiner Lehre:

„Ein Mensch, sagte er, der in einer schon okkupierten Welt geboren wird, wenn seine Familie nicht die Mittel hat, ihn zu ernähren oder wenn die Gesellschaft seine Arbeit nicht nötig hat, dieser Mensch hat nicht das mindeste Recht, irgend einen Teil von Nahrung zu verlangen, und er ist wirklich zu viel auf der Erde. Bei dem großen Gastmahle der Natur ist durchaus kein Gedecke für ihn gelegt. Die Natur gebietet ihm abzutreten, und sie säumt nicht, selbst diesen Befehl zur Ausführung zu bringen.“[3]

Wir wissen heute, dass Malthus die Möglichkeiten der Steigerung in der Agrarwirtschaft unterschätzt hat. Aber dennoch hat sein Buch bzw seine Theorien ganz erheblichen Einfluss gehabt und viele Personen beeinflusst.

Liest man sich durch die Personen, die Gedanken der Evolutionstheorie oder deren Vorgänger formuliert haben, dann taucht immer wieder sein Name auf, häufig nur als Anstoß für eine Art von Selektion, aber dennoch eben immer wieder,. Das liegt einmal an der zeitlichen Nähe, sein Essay erschient 1798, 60 Jahre später erschien „Über die Entstehung der Arten“ von Darwin. Aber eben auch daran, dass es unter vielen Gesichtspunkten diskutiert worden war, relativ weit verbreitet war und einen Überlebenskampf schilderte.

Darwin schildert den Einfluss von Malthus auf seine Gedanken wie folgt:

After my return to England it appeared to me that by following the example of Lyell in Geology, and by collecting all facts which bore in any way on the variation of animals and plants under domestication and nature, some light might perhaps be thrown on the whole subject…. I worked on true Baconian principles, and without any theory collected facts on a wholesale scale, more especially with respect to domesticated productions, by printed enquiries, by conversation with skilful breeders and gardeners, and by extensive reading…. I soon perceived that selection was the keystone of man’s success in making useful races of animals and plants. But how selection could be applied to organisms living in a state of nature remained for some time a mystery to me.

In October 1838, that is fifteen months after I had begun my systematic enquiry, I happened to read for amusement Malthus on Population, and being well prepared to appreciate the struggle for existence which everywhere goes on from long-continued observation of the habits of animals and plants, it at once struck me that under these circumstances favourable variations would tend to be preserved, and unfavourable ones to be destroyed. The result of this would be the formation of a new species. Here, then, I had at last got a theory by which to work….

But at that time I overlooked one problem of great importance and it is astonishing to me…how I could have overlooked it and its solution. This problem is the tendency in organic beings descended from the same stock to diverge in character as they become modified. That they have diverged greatly is obvious from the manner in which species of all kinds can be classed under genera, genera under families…and so forth; and I can remember the very spot in the road, whilst in my carriage, when to my joy the solution occurred to me…. The solution, as I believe, is that the modified offspring of all dominant and increasing forms tend to become adapted to many and highly diversified places in the economy of nature.

Mit Malthus wurde den Leuten, die gerade die Theorien über die Entstehung der Arten auf den Weg brachten, deutlich, dass der Kampf um Ressourcen einen ganz wesentliche Auswahlprozess zur Folge haben kann.

Malthus hatte auch Einfluss auf andere Theorien:

Godwin hat auf diese Lehre 1820 mit der Schrift Of Population: An Enquiry Concerning the Power of Increase in the Numbers of Mankind geantwortet. Darin hat er wie auch andere Kritiker nach ihm darauf verwiesen, dass die Produktivität sich durch technischen Fortschritt ständig verbessere und die Hypothesen von Malthus bestenfalls empirisch in gewissen Einzelfällen illustrierbar, aber mitnichten systematisch bewiesen seien.

Friedrich Engels trug als Haupteinwand vor, dass „Überbevölkerung“ grundsätzlich kein technisches, sondern ein sozio-ökonomisches Problem darstelle, das sich vorrangig durch das Verhältnis zur effektiven Nachfrage und zum produktiv eingesetzten Kapital ergebe. Denn die Subsistenzmittel werden im Kapitalismus nur im Verhältnis zur zahlungsfähigen Marktnachfrage hergestellt und verteilt, und wenn die Bevölkerung überzählig sei, dann werde dies ausschließlich gemessen im Verhältnis zur durch den Arbeitsmarkt vermittelten Beschäftigung.[5] Diese Argumentation wurde von Karl Marx später zu seiner Theorie der „Reservearmee“ ausgebaut. Karl Marx bezeichnete das Buch von Malthus als „sensationelles Pamphlet“.[6] Der Schriftsteller Charles Dickens sah Malthus’ Ansatz aus ethischer Sicht kritisch und benutzte Malthus und dessen Ansichten über Arme und Überbevölkerung als Teilvorbild für die Figur des hartherzigen Ebenezer Scrooge in A Christmas Carol.[7]

Bei Engels und Marx macht er eher Minuspunkte, Charles Dickens ist immerhin gern gelesen, aber die Evolutionstheorie in ihrer Entstehungsgeschichte gefördert zu haben, bringt dafür dann wieder Pluspunkte.

Es ist ein nettes Beispiel dafür, dass auch falsche Theorien einen großen Einfluss haben können und Vorstufen richtiger Theorien sein können.