Briffault’s Law

Bereits in einigen Diskussionen tauchte „Briffault’s Law“ auf:

Aus der Wikipedia:

The female, not the male, determines all the conditions of the animal family. Where the female can derive no benefit from association with the male, no such association takes place. — Robert Briffault, The Mothers. Vol. I, p. 21

Ich kenne leider den Kontext, in den dieses Zitat geäußert wurde nicht. Aber ein kurze Recherche erweckt in mir den Eindruck, dass er das Bild einer matriarchalen Welt darstellen wollte.
Das Zitat wird gerne von Männern gebracht, die Frauen als berechnend und lieblos darstellen wollen, als Geschlecht, welches nicht lieben kann, sondern nur kalt die Vorteile kalkuliert. Ob Briffault auch in diese Richtung geht kann ich nicht sagen.

Es werden dann wohl von Briffault drei Zusätze gemacht:

Briffault continues with these three corollaries to his law:

  • Even though a woman has accrued past benefits from her relationship with a man, this is no guarantee of her continuing the relationship with him. (Translation: What have you done for me lately?)
  • If a woman promises a man to continue her relationship with him in the future in exchange for a benefit received from him today, her promise becomes null and void as soon as the benefit is rendered. (“I will gladly pay you Tuesday for a hamburger today.“)
  • A man’s promise of a future benefit has limited ability to secure a continuing relationship with a woman, and his promise carries weight with her only to the extent that the woman’s wait for the benefit is short and to the extent that she trusts him to keep his promise.

Das klingt auch wieder sehr negativ und kalt.

Hier also, warum ich es (in dieser Absolutheit) für falsch halte.

Bei vielen Tierarten mag der Ansatz richtig sein, gerade dann, wenn sie keine Paarbindung eingehen und sich einfach so paaren. Hier ist häufig so, dass eben nur die für die Weibchen vorteilhaftesten Männchen zum Zug kommen.

Aber das Beziehungsleben von Menschen ist weitaus komplizierter, weil wir eine Spezies mit Paarbindung ist. In solchen gilt häufig eine ganz andere Dynamik.

Zunächst erst einmal ist natürlich der Vorteil für das jeweilige Geschlecht ein wichtiges Element innerhalb der natürlichen und sexuellen Selektion. Wenn eine Wahl für ein Geschlecht Nachteile hat, dann wird eine Selektion dahingehend eintreten, dass diese Wahl nicht passiert.

Aber in einer denkenden, redenden und bei beiden Geschlechtern eine Wahl des Sexualpartners sinnvoll sein lassenden Spezies wie dem Menschen ist das Leben eben nicht so einfach.

Eine Darstellung dazu finden wir in der Sexual Strategies Theory von David Buss:

A task analysis of men’s short-term sexual strategy suggests four relatively distinct adaptive problems that must be solved: (a) partner number, (b) identification of sexually accessible women, (c) identification of fertile women, and (d) minimal commitment and investment. Men who lack mechanisms such as a desire for a variety of partners, assessment of the degree of sexual accessibility, assessment of physical cues linked with fertility, and strategies for keeping time and investments to a minimum would have been out-reproduced by men who successfully solved these problems entailed by the pursuit of a short-term mating strategy.

Although women cannot benefit as much or as directly in reproduction from short-term mating, women can potentially reap a host of adaptive benefits: (a) immediate resources for themselves and children; (b) mate insurance should her regular mate become injured, die, or defect from the relationship; and (c) genetic benefits through mating with superior men. Because it is clear that women engage in short-term mating, and likely have done so throughout human evolutionary history, it is unlikely that they would have done so in the absence of benefits. The hypothesized benefits constitute some main advantages to women of a short-term mating strategy.

Task analysis of long-term mating suggests a different set of problems that must be solved: (a) identifying reproductively valuable women, (b) ensuring increased probability of paternity, and (c) identifying women with good parenting skills. Men who failed to solve these problems, for example, by being cuckolded and investing unwittingly in the offspring of other men, would have been replaced over evolutionary time by men who successfully solved these adaptive problems.

Women pursuing a long-term sexual strategy would benefit from solving the following problems: (a) identifying men who have the ability to acquire resources, (b) identifying men who display a willingness to invest those resources in them and their children, (c) identifying men willing to commit to a long-term relationship, (d) identifying men willing to protect them and their children from aggressive members of the same species, and (e) identifying men with good parenting skills. Women, in this analysis, are predicted to place a greater premium than men on a potential mate’s external resources, as well as the cues to such resources such as status, older age, ambition, and industriousness. Furthermore, women are predicted to shun men who emit cues that signal that they are pursuing a short-term, rather than long-term, mating strategy.

(…)

Two specific predictions about strategic interference can be derived from the fundamental differences in mating strategies pursued by the sexes: (a) Women will be more upset and angered by features of men’s strategy that interfere with their own, such as the male tendency toward greater sexual assertiveness or aggressiveness–initiating sexual advances sooner, more frequently, more persistently, more aggressively, or with more partners than women; (b) men, in contrast, will be upset and angered by features of women’s mating strategies that conflict with their own, such as those involving selectively withholding or delaying consummation opportunities-declining to have sex, desiring it less frequently, or requiring more stringent external conditions to be met prior to consummation.

Wie man daran sieht verläuft eine Selektion seitens der Männer gegen eine Frau, die sie sofort für den etwas besseren oder etwas vorteilhafteren Mann verlassen.

Einer der wichtigsten Aspekte innerhalb der sexuellen Selektion ist, dass Männer die Vatersicherheit möglichst sicherstellen müssen, da ansonsten eine Bindung an eine Frau wenig Sinn macht. Vatersicherheit bedeutet aber eine relativ feste Bindung auf die sich der Mann verlassen kann. Die Frau wiederum braucht erst recht eine feste Bindung, da sie ansonsten befürchten muss, dass der Mann statt sie zu unterstützen lieber abhaut und die Ressourcen nicht in eine Familie steckt, sondern in Partnerwerbung, also den Versuch eine weitere Frau anzulocken.

Eine Frau, die ihren Mann sofort verlässt, wenn sich ein besserer zeigt oder keine echte Paarbindung aufbauen kann und strikt nach den oben genannten Gesetz oder seinen Erweiterungen handelt ist damit als Langzeitpartner unattraktiv. Und das nicht nur für den bisherigen Partner, sondern auch für den neuen Partner. Es hat evtl sogar Nachteile für ihren bisherigen Nachwuchs, denn die Tochter einer „Schlampe“ bzw der Sohn einer „Schlampe“ (Schlampe als Platzhalter für eine Person, die keine Bindung eingeht und statt dessen aus der Bindung zu ihrem Partner ausbricht und sich gleich an den nächsten wendet) kam dann eben aus „schlechten Haus“. Der neue Partner musste erst einmal bereit sein, die Kinder aus früherer Beziehung dauerhaft zu versorgen, und das mit einer gewissen Sicherheit. Sie musste befürchten, dass sie vielleicht einen Konflikt zwischen nicht nur dem alten Partner und dem neuen Partner, aber auch zwischen den weiteren Familien des alten und des neuen Partners produziert. Oder sie musste befürchten, dass sie die Unterstützung der Familie des alten Partners (und vielleicht auch ihrer Familie) verliert. Sie musste dann vielleicht sogar damit rechnen, dass die Vaterschaft angezweifelt wird, weil sie ihn eben nicht treu ist.

Es gibt also viele Faktoren, die sie einfach von etwas besseren Mann und zurück oder zum übernächsten springen lassen.

Eine echte Paarbindung und eine Liebe, die schlechte Zeiten aushält ist eine Sache, die man nicht leichtfertig für leichte andere Vorteile aufs Spiel setzen sollte. Es kann einem ja auch als Frau passieren, dass man vielleicht demnächst „weniger Wert“ ist, weil man sich verletzt, weil man weniger fruchtbar wird oder weil eine neue, jüngere. hübschere Frau sich für den Mann interessiert.

Bedeutet das, dass Frauen in jedem Fall in einer Beziehung bleiben und sich nicht in einen „besseren Mann“ verlieben? Oder das Frauen nicht berechnend sein können und kühl Liebe vorspielen können und einen schnellen Wechsel durchführen können?
Natürlich nicht.
Wir haben keine absolute Paarbindung. Wir haben aber eine deutliche Paarbindung. Und genug Beziehungen halten selbst heute, wo man sich ohne Probleme scheiden lassen kann, ein Leben lang.

Berechnende Männer und Frauen gibt es immer und wird es immer geben. Und natürlich haben wir unterbewußte Gedanken und natürlich können Männer und Frauen an Attraktivitätsfaktoren verlieren.

Genau so wenig, wie ein Mann aber sofort zu der jüngeren, schlankeren Frau springt, wenn sich die Gelegenheit bietet, springt die Frau direkt zu dem wirtschaftlich etwas besseren Mann. Natürlich gibt es dennoch diese Vorfälle. Und krasse Veränderungen können sicherlich die Motivation für beide Geschlechter stärken aus der Beziehung auszubrechen. Aber es als „Gesetz“ darzustellen, dass eine Paarbindung vollkommen ausblendet geht meiner Meinung nach entschieden zu weit.

Es wäre etwa so wie zu sagen, dass Männer körperliche Attraktivität und Sex über alles bewerten und sofort zu der etwas schlankeren Frau wechseln würden oder ihre Frau verlassen würden, wenn sie etwas zunimmt. Wie wir wissen ist das aber nicht der Fall. Natürlich kann man auch da die Regel aufstellen, dass die schönere Frau gewinnt oder das ab einem gewissen Alter der Frau die Männer sie verlassen und wird da Bestätigungen bei Hollywood-Stars und reichen Geschäftsleuten finden, die ihre Partner hin zu einer jüngeren, hübscheren wechseln. Natürlich wird man da „Gesetze“ aufstellen können und verbittertere Frauen haben das auch mit „Männer sind Schweine“ gemacht. Aber natürlich ist es auch hier so, dass viele Beziehungen halten, Leute wissen, was sie an dem anderen haben, sie das nicht für eine unbekannte neue Beziehung aufs Spiel setzen wollen, selbst wenn sie etwas besser aussieht.

Beide Geschlechter blenden gerne die Beziehungen aus, die gutgehen und die Bindung, die zwischen Paaren besteht und gerade die von der Liebe enttäuschten werden vielleicht zynisch und verbittert und stellen jeweils Regeln auf, die Beziehungen zu reinen Nutzenrechnungen machen, die ohne Gefühle umgesetzt werden. Natürlich existieren diese Kalkulationen auch irgendwo in unserem Kopf. Aber Partnerbindung ist eben auch ein wichtiger Faktor, den man nicht ausblenden sollte.